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Pressemitteilung der Versicherungswirtschaft
28.09.2016
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Kommunikation
Straßenbahnunfälle in Deutschland: Größtes Unfallrisiko in
Karlsruhe
In Karlsruhe ist es am wahrscheinlichsten, in einen Unfall mit einer
Straßenbahn verwickelt und dabei schwer verletzt oder getötet zu werden.
Das hat die Unfallforschung der Versicherer (UDV) in einer Studie
festgestellt. Im Untersuchungszeitraum gab es in Karlsruhe 62 Unfälle mit
Schwerverletzten und Getöteten. Auf die Streckenlänge bezogen, liegt
Karlsruhe damit an der Spitze der Städte Deutschlands, in denen
Straßenbahnen unterwegs sind; auf die Einwohnerzahl bezogen, liegt die
badische Stadt auf Platz zwei.
Erstmals für Deutschland wurden Straßenbahnunfälle so umfassend
untersucht. Dabei analysierte die UDV etwa 4.100 Straßenbahnunfälle
aus 58 deutschen Städten im Zeitraum 2009 bis 2011. Das kommt einer
Vollerhebung gleich. Ziel des Forschungsvorhabens war es
herauszufinden, wie, wo und wann die verschiedenen Verkehrsteilnehmer
in Unfälle mit Straßenbahnen verwickelt sind, welche Folgen diese Unfälle
haben und welche Maßnahmen dagegen helfen können.
Etwa drei Viertel der getöteten Verkehrsteilnehmer bei Unfällen mit
Straßenbahnen sind Fußgänger, rund 16 Prozent Radfahrer. Fußgänger
stellen mit 37 Prozent auch den weitaus größten Anteil der
Schwerverletzten dar, gefolgt von Insassen in Pkw (28 Prozent) sowie
Radfahrern (15 Prozent).
Bei den wenigsten Unfällen (16 Prozent) ist die Straßenbahn
Hauptverursacher, die meisten werden durch Pkw verursacht
(45 Prozent), überwiegend an Kreuzungen oder Einmündungen.
Fußgänger verursachen etwa jeden fünften Straßenbahnunfall mit
Personenschaden
(22 Prozent).
Auch
die
allermeisten
Straßenbahnunfälle, bei denen Menschen verletzt werden, ereignen sich
an Kreuzungen oder in deren direktem Umfeld (86 Prozent).
Schon wegen des hohen Gewichts der Fahrzeuge und dem anderen
Bremsverhalten sind Kollisionen mit Straßenbahnen insgesamt deutlich
schwerer als mit Autos oder Bussen. Zur Beurteilung der Sicherheit wurde
das Unfallgeschehen in Relation zur Fahrleistung und zur
Beförderungsleistung gesetzt. Bezogen auf die Fahrleistung sind Unfälle
mit Straßenbahnen achtmal so schwer wie Unfälle mit Pkw, bezogen auf
die Beförderungsleistung allerdings nur ein Fünftel so schwer. Wird jedoch
nur die Anzahl der Getöteten betrachtet, dann ist die Straßenbahn auch
hinsichtlich Beförderungsleistung nicht besser als der Pkw und hinsichtlich
Fahrleistung sogar 35-mal unsicherer.
Gesamtverband der Deutschen
Versicherungswirtschaft e. V.
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Bei der durchgeführten Analyse der Straßenbahnnetze zeigten sich mehrspurige Straßen mit
separatem Gleis in Mittellage deutlich unsicherer als Straßen mit den Gleisen an der Seite.
Aus den in der Studie gewonnenen Erkenntnissen lassen sich folgende Empfehlungen der UDV
ableiten:
•
•
•
•
•
Beim Neu-, Um- und Ausbau von Straßenbahnstrecken sollte eine Führung in Seitenlage
bevorzugt werden. Dort, wo ausreichend Fläche vorhanden ist, sollte der unabhängige
Bahnkörper bevorzugt werden. Nur wenn dies nicht möglich ist, sollte eine Führung in
Mittellage geprüft werden. Dabei müssen dann insbesondere die Bereiche von Kreuzungen
und Einmündungen hinsichtlich der Verkehrssicherheit sehr sorgfältig geplant werden.
An Kreuzungen muss es für Autofahrer, Fahrradfahrer und Fußgänger klare und sichere
Abbiege- und Überquerungsmöglichkeiten geben.
Dort, wo viele Fußgänger die Straßenbahngleise überqueren, muss gegebenenfalls Sicherheit
nachgerüstet werden. Welche Sicherungsarten sich dafür besonders eignen, wird derzeit in
einem Forschungsprojekt der Bundesanstalt für Straßenwesen untersucht.
Das Wenden und Abbiegen von Kraftfahrzeugen ist möglichst eindeutig mit Ampeln zu sichern
oder baulich bzw. verkehrstechnisch zu unterbinden.
Straßenbahnen sollten an Ampelkreuzungen gesonderte Phasen erhalten, damit es zu keinen
Konflikten mit Autofahrern kommt.
Neben den Maßnahmen an der Verkehrsinfrastruktur sollten Möglichkeiten zur Verbesserung der
aktiven und passiven Sicherheit von Straßenbahnfahrzeugen und zur Beeinflussung des
Verkehrsverhaltens erforscht werden. Dazu gehört beispielsweise die automatische Erkennung
von Konfliktsituationen durch kreuzende Verkehrsteilnehmer, die verbunden sein könnte mit einer
automatisierten Warnung an den Fahrer oder auch an andere Verkehrsteilnehmer durch
Klingelzeichen. Eine weitere Verbesserung könnte durch energieabsorbierende Frontseiten von
Straßenbahnen erzielt werden. Darüber hinaus sollten zielgruppen- und ortspezifische Kampagnen
zur Sensibilisierung aller Verkehrsteilnehmer zum Risiko von Straßenbahnunfällen entwickelt
werden.
Die 10 „gefährlichsten“ Städte
Reihenfolge
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
Getötete und
Schwerverletzte pro
Stadt
Streckenkilometer
Karlsruhe
0,90
Freiburg
0,72
Köln
0,68
Chemnitz
0,65
Magdeburg
0,59
Nürnberg
0,52
Augsburg
0,51
Düsseldorf
0,49
Dresden
0,49
Zwickau
0,48
Ansprechpartner für Presseanfragen:
Siegfried Brockmann
Tel.: 030 / 20 20 – 58 20
[email protected]
Getötete und
Schwerverletzte
pro 10.000
Einwohner
2,09
1,04
0,93
0,82
1,62
0,34
0,74
1,21
1,22
1,10
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(GDV) (www.gdv.de) forscht und berät seit über 50 Jahren im Dienste der Verbesserung der Sicherheit und der
Unfallvermeidung auf Deutschlands Straßen. Sie ist gleichzeitig einer der größten Auftraggeber für universitäre und
außeruniversitäre Verkehrssicherheitsforschung. Die UDV pflegt den Austausch mit anderen in der
Verkehrssicherheitsarbeit tätigen Institutionen. Die deutschen Versicherer bekennen sich damit ausdrücklich zu ihrer
gesellschaftlichen Verantwortung für die Verkehrssicherheit.