Teil 2 - TU Dresden

Fakultät Bauingenieurwesen, Institut für Baustoffe, Prof. Dr.-Ing. Viktor Mechtcherine
Modul 4-21, WS
Bauen im Bestand – Instandsetzungsmethoden und -baustoffe
Teil 2:
Untersuchung von Beton und Stahlbeton
Viktor Mechtcherine
Institut für Baustoffe
Anforderungen an ein Instandsetzungskonzept
Tragfähigkeit,
Standsicherheit
Architektur,
Denkmalpflege
Dauerhaftigkeit
Schneller
Arbeitsablauf
Arbeiten
„unter Betrieb“
Instandsetzungskonzept
Ökologie
örtliche
Bedingungen
Wirtschaftlichkeit
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
-2-
Vorgehensweise bei Instandsetzung
• Sichtung des vorhandenen Datenmaterials
• Festlegung der erreichbaren
Beanspruchbarkeit
• Festlegung der erforderlichen
Restnutzungsdauer
Soll-Zustand
• Aus- und Fortbildungsmaßnahmen
• Erarbeitung eines Leitfadens für
Ertüchtigung und Unterhaltung
• Aufstellen eines
Qualitätssicherungssystems
Instandsetzungskonzept
• Sichtung vorhandenen Datenmaterials
• Bauwerksuntersuchungen
- Großflächige Inaugenscheinnahme
- Detailuntersuchungen von
repräsentativen Schadensstellen
- Probennahme und -analyse vor Ort
• Materialuntersuchungen im Labor
• Tragfähigkeitsnachweise (falls erforderlich)
• Klassifizierung der Schäden
• Erarbeitung von Prognosemodellen
für den Schadensfortschritt
• Abschätzung der Restnutzungsdauer
• Wissenschaftliche
Detailuntersuchungen
Ist-Zustand
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
-3-
Erkundung des Ist-Zustandes
Ziele:
Ursache der Schäden
Instandsetzungskonzept
Massen (Aufwand der Instandsetzung)
Themen:
Bauwerksgeschichte
Materialtechnologische Untersuchungen
Bauphysikalische Untersuchungen
Statisch-konstruktive Untersuchungen
Schadensanalyse
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
-4-
Erkundung des Ist-Zustandes –
Bauwerksgeschichte
Baujahr
Nutzung
Umbauten
Beanspruchungen
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
-5-
Erkundung des Ist-Zustandes
Materialtechnologische Untersuchungen
Großflächige Inaugenscheinnahmen
- Durchfeuchtungen, Ausblühungen, Bewuchs
- Abwitterungen, Absprengungen
- Risse
- Rostfahnen, Betonabplatzungen
- Schäden an Fugen, Auflagern etc.
Detailuntersuchungen an der Bauteiloberfläche
- Zementhaut, Feinmörtel, Rauheit, Schalungsstrukturen
- Bindemittelauslösungen, Zermürbungen, Porigkeit
- Oberflächenhärte, Abriebfestigkeit, Oberflächenzugfestigkeit etc.
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
-6-
Erkundung des Ist-Zustandes
Materialtechnologische Untersuchungen
Detailuntersuchungen der Bauteilrandschicht
- Karbonatisierungstiefe des Betons
- Betondeckung der Bewehrung
- Korrosionszustand der Bewehrung
- Festigkeit
- Makrogefüge, Porosität
- Permeabilität
- Feuchtegehalt
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
-7-
Erkundung des Ist-Zustandes
Materialtechnologische Untersuchungen
Orten und Untersuchen von Hohlräumen, Kiesnestern,
Schalenbildungen
- Art, Ursache, Ausmaß
Rissaufnahme
- Lage, Verlauf, Breite, Tiefe, Ursache, Breitenänderung
Entnahme von Proben, Laboruntersuchungen
- Festigkeit, Elastizitätsmodul
- Makrogefüge, Porenstruktur
- Schadstoffgehalt (z.B. Chloride)
- Zusammensetzung des Betons (z.B. Zementart, Mischungsverhältnis)
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
-8-
Erkundung des Ist-Zustandes
Bauphysikalische Untersuchungen
- Bewertung von Durchfeuchtungen
- Wärmebrücken, Kondensat
Statisch-konstruktive Untersuchungen
- Ursache von Rissen
- Resttragfähigkeit
- Erfordernis von Verstärkungsmaßnahmen
- Standsicherheitsnachweis
-
Belastungsversuche mit Verformungsmessungen
Schwingungsanalysen
Spannungsanalysen
Statische Nachweise
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
-9-
Erkundung des Ist-Zustandes
Kartierung der Feststellungen
Darstellung der Ergebnisse
Überprüfung von Abhängigkeiten
(z.B. Schadensbild von Betondeckung, Bewitterung, Regenwasserabführung,
Innenraumnutzung, Decken- und Wandanordnung)
Daraus:
Schadensanalyse
Daraus:
Prognose des Korrosionsfortschritts bzw. der
Schadensentwicklung
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 10 -
Erkundung des Ist-Zustandes / Zusammenfassung
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Visuelle Schadensaufnahme und –dokumentation
Erfassung des Erscheinungsbildes der Betonoberfläche
Lokalisierung von Hohllagen und Fehlstellen
Messung der Karbonatisierungstiefe
Ermittlung der Schadstoffbelastung, z.B. Chloride
Messung der Betondeckung der Bewehrung
Ermittlung der Stabdurchmesser der Bewehrung
Überprüfung von Art und Umfang der Bewehrungskorrosion
Beurteilung des Gefüges der Betondeckungsschicht
Chemische / physikalische / mineralogische Analysen
Prüfung der Festigkeits- und Verformungseigenschaften
statisch-konstruktive Analysen, Standsicherheitsnachweise
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 11 -
Schadensaufnahme – Fassadenfläche
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 12 -
Zustandsanalyse
Mechanische Eigenschaften
• Druckfestigkeit
• Oberflächenzugfestigkeit
• Verschleißfestigkeit
Rückprall-Prüfung
Haftzugprüfung
Bohrkernentnahme
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 13 -
Zustandsanalyse
Strukturelle Eigenschaften
• Kiesnester, Hohlstellen
• Abplatzungen
• Gefügeschäden durch lösenden und treibenden Angriff
• Betondeckung
• Art und Lage der Bewehrung
• Gefügeschäden durch Bewehrungskorrosion
• Frostschäden
• Oberflächenrauheit
Hohlstelle unter Bewehrungsstahl
Bewehrungskorrosion
Abplatzungen
Frostabwitterung
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 14 -
Zustandsanalyse
Risse
• statische / sich bewegende Risse
• trockene / wasserführende Risse
• Biegerisse / Trennrisse
• Rissverlauf, Rissbreiten, Risstiefe
Oberflächenriss in Platte
Risse an geometrischer Diskontinuität und in einer Arbeitsfuge
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
Zwangspannungsriss
- 15 -
Zustandsanalyse
Chemische Eigenschaften
• Ausblühungen
• Karbonatisierungstiefe / pH-Wert
• Chloridverteilung
• Sulfatverteilung
• Verunreinigung durch Öle, Fette etc.
AKR-Gel an Kornoberfläche
Depassivierte Bewehrung
Ausblühungen an Oberflächen
Karbonatierter Beton
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 16 -
Zustandsanalyse
Eigenschaften des Porengefüges
• Porosität und Porenradienverteilung
• Wassergehalt
• Wasseraufnahme
• Benetzbarkeit von Oberflächen
Kugelpore im Beton (750-fach)
Hydrophobierte
Betonoberfläche
Wasseraufnahme der
Betonoberfläche
Makroporöse Betonoberfläche
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 17 -
Mechanische Eigenschaften
Betonqualität
Bei der Untersuchung ist grundsätzlich
zu unterscheiden nach:
Eigenschaften der Betonrandzone
 Dauerhaftigkeit
 Widerstandsfähigkeit gegenüber
äußeren Einwirkungen
Festigkeitseigenschaften des Kernbetons
 Tragvermögen des Bauteils
Karbonatisierte Randzonen
verschiedener Dicke
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 18 -
Mechanische Eigenschaften
Betonfestigkeit – Zerstörende Prüfung
Entnahme von Bohrkernen (DIN EN 12540-1: 2000)
• Schädigung des Bauwerkes
• daher i.d.R. begrenzter Probenumfang
Empfehlungen (DIN 1048-2:1991(alt))
• Bohrkerndurchmesser : Größtkorn = 3 : 1
• Mindestdurchmesser 100 mm
(hochbelastete Bereiche, dichte Bewehrung: 50 mm)
• i.d.R. 3 Kerne je Prüfbereich (Statistik)
• Anschnitt von Bewehrungsstahl vermeiden
• kein Anschnitt von Spannstahl!
• Kerne mit Stahl in Längsrichtung nicht verwendbar!
Bohrkernentnahme
Bohrkrone und Bohrkern
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 19 -
Mechanische Eigenschaften
Betonfestigkeit – Zerstörende Prüfung
Bohrkerne; Schlankheit L:D
• Vergleich mit Zylinderdruckfestigkeit fc,cyl:
 L/D = 2/1
• Vergleich mit Würfeldruckfestigkeit fc,cube:
 L/D = 1/1
Festigkeitsprüfung (DIN EN 12390-3:2002)
Bohrkern
• Stirnenden planparallel schleifen (oder: Abgleich mit Mörtel)
• Prüfung im trockenen Zustand
• Auswertung der Ergebnisse und Umwertung in
Bemessungsfestigkeit (DIN EN 13791:2003 (Entwurf))
 Kern (D=50; L/D=1/1): fc,cube(150) = 0,9 fc,cyl(Kern)
 Kern (D=100; L/D =1/1) ): fc,cube(150) = fc,cyl(Kern)
 Kern (D=100…150; L/D=2/1): fc,cyl(150/300) = fc,cyl(Kern)
• ACHTUNG:
bei Prüfung nach alter Norm (DIN 1048-2:1991) keine
statischen Nachweise neuer Norm (DIN 1045:2001) zulässig!
 „Mischungsverbot“
Druckversuch am Bohrkern
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 20 -
Mechanische Eigenschaften
Charakteristische Betonfestigkeit des Bohrkerns
Ansatz A: 14 < Anzahl Bohrkerne
• Mittelwert fc,m und Standardabweichung s der Festigkeit bestimmen
• maßgebend für fc,k ist der kleinere Wert von:
fc,k = fc,m – 1,48 s (s > 2 MPa!)
fc,k = fc,min + 4
(fc,min: kleinster Wert der Stichprobe)
Ansatz B: 3 ≤ Anzahl Bohrkerne ≤ 14
• Mittelwert fc,m der Festigkeit bestimmen
• maßgebend für fc,k ist der kleinere Wert von:
fc,k = fc,m – k
(k siehe Tabelle) 
(fc,min: kleinster Wert der Stichprobe)
fc,k = fc,min + 4
Anzahl
Kerne
k
[MPa]
3 bis 6
7
7 bis 9
6
10 bis 14
5
ACHTUNG:
Bei Einstufung in Festigkeitsklassen (DIN EN 206-1) Abminderungsfaktor beachten!
fc,k(Bauwerksbeton) = 0,85 fc,k (Bohrkern)
• Faktor 0,85 ist im Teilsicherheitsbeiwert c enthalten;
(Dauerstandfestigkeit & Querdehnungsbehinderung)
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 21 -
Mechanische Eigenschaften
Betonfestigkeit – Zerstörungsfreie Prüfung
Rückprallhammer
• dynamisches Prüfverfahren
• Hypothese: Rückprall ~ Festigkeit
Randbedingungen (DIN EN 12504-2:2001)
• Mindestdicke Bauteil: 100 mm (Bauteilmasse, -schwingung)
• Prüffläche ≥ 300 mm2 x 300 mm2
• ≥ 9 Schläge je Prüffläche
• Oberfläche glatt, tragfähig; keine Makroporen/Lunkern
• Vor und nach der Prüfung: Kalibrierung auf Stahlamboss
Schmidt-Hammer, Modell P
Schlagenergie: 0,883 Nm
Schmidt-Hammer, Modell NR
Schlagenergie: 2,207 Nm
ACHTUNG: Schockwelle durchläuft Betonoberfläche!
 Einfluss von:
• unregelmässiger Herstellung/Verdichtung
• Karbonatisierung
• Feuchte
• physikalischer/chemischer Schädigung
Kalibrieramboss und Hammer
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 22 -
Mechanische Eigenschaften
Betonfestigkeit – Zerstörungsfreie Prüfung
Rückprallhammer – Bewertung der Ergebnisse (DIN EN 13791:2006)
Verfahren A: Direkter Rückschluss auf Festigkeit (?)
• Tabelle in Norm: Rückprall  Druckfestigkeit
Verfahren B: Korrelationsverfahren (!)
• Messung Rückprall und Festigkeit Bohrkern an ausgewählten Stellen
• Formulierung von Bezugskurven: Festigkeit = f(Rückprall)
a) ≥ 18 Wertpaare: Ausgleichskurve aus Regressionsanalyse
b) ≥ 9 Wertpaare: standardisierte Bezugskurven (DIN EN 13791:2006);
Verschiebung der Bezugskurven:
f = f,m – k1 s
mit: f = Verschiebung der Bezugskurve [MPa]
f,m = Mittelwert der Abweichungen [MPa]
s = Standardabweichung der Abweichungen
k1 = f(Anzahl Wertepaare) = 1,67…1,48
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 23 -
Mechanische Eigenschaften
Betonfestigkeit – Zerstörungsfreie Prüfung
Rückprallhammer – Beispiel
• Messung Rückprall und Zylinderdruckfestigkeit an 2 Bauteilen aus einem Beton
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 24 -
Mechanische Eigenschaften
Betonfestigkeit – Zerstörungsfreie Prüfung
Ultraschall-Geschwindigkeit
• Einkopplung gepulster Ultraschallwellen
• Messung der Laufzeit von Sender zu Empfänger
 Berechnung der Schallgeschwindigkeit im Beton
• Tatsache: Schallgeschwindigkeit ~ Dichte
• Hypothese: Schallgeschwindigkeit ~ Festigkeit
Ultraschall-Messgerät
ACHTUNG: Schallwelle durchläuft Betonoberfläche!
 Einfluss von:
• Ankopplung der Sensoren
• unregelmässiger Herstellung/Verdichtung
• Karbonatisierung, Feuchte
• Rissen, Poren
• physikalischer/chemischer Schädigung
Durchschallung einer Laborprobe
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 25 -
Mechanische Eigenschaften
Betonfestigkeit – Zerstörungsfreie Prüfung
Ultraschallgeschwindigkeit – Bewertung der Ergebnisse (DIN EN 13791:2006)
Verfahren: Korrelationsverfahren
• Messung Ultraschallgeschwindigkeit und Festigkeit Bohrkern
an ausgewählten Stellen
• Formulierung von Bezugskurven: Festigkeit = f(Ultraschallgeschwindigkeit)
a) ≥ 18 Wertpaare: Ausgleichskurve aus Regressionsanalyse
b) ≥ 9 Wertpaare: standardisierte Bezugskurven (DIN EN 13791:2006);
Verschiebung der Bezugskurven (analog Rückprall):
f = f,m – k1 s
mit: f = Verschiebung der Bezugskurve [MPa]
f,m = Mittelwert der Abweichungen [MPa]
s = Standardabweichung der Abweichungen
k1 = f(Anzahl Wertepaare) = 1,67…1,48
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 26 -
Mechanische Eigenschaften
Betonfestigkeit – Zerstörungsfreie Prüfung
Impact-Echo-Verfahren
• Aufprallende Kugel erzeugt Schockwelle
• 2 Empfänger: Messung der Wellenlaufzeit
 Berechnung der Wellengeschwindigkeit im Beton
(analog Ultraschall)
• 1 Empfänger: Messung der Vielfach-Reflexionen
 FFT: Frequenzspektrum
 Rückschluss auf Wellengeschwindigkeit
• Hypothese: Wellengeschwindigkeit ~ Festigkeit
• Auswertung Wellengeschwindigkeit: analog Ultraschall
Schockwellen-Ausbreitung
Spektrum nach FFT
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
Impact-Echo-Messystem
Impact-Echo-Messung
- 27 -
Mechanische Eigenschaften
Charakteristische Betonfestigkeit aus zerstörungsfreier
Messung bei Anwendung von Bezugskurven
• mindestens 15 zerstörungsfrei bestimmte Festigkeiten nötig
• Mittelwert fc,m und Standardabweichung s der Festigkeit bestimmen
• maßgebend für fc,k ist der kleinere Wert von:
fc,k = fc,m – 1,48 s (s > 3 MPa!)
fc,k = fc,min + 4
(fc,min: kleinster Wert der Stichprobe)
ACHTUNG:
Bei Einstufung in Festigkeitsklassen (DIN EN 206-1) Abminderungsfaktor beachten!
fc,k(Bauwerksbeton) = 0,85 fc,k (Bohrkern)
• Faktor 0,85 ist im Teilsicherheitsbeiwert c enthalten;
(Dauerstandfestigkeit & Querdehnungsbehinderung)
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 28 -
Mechanische Eigenschaften
Zugfestigkeit von Betonoberfächen
Oberfächenzugfestigkeit (Rili SIB, DIN 1048-2:1991)
• Bohren einer 10 mm tiefen Ringnut (i.d.R. Ø 50 mm)
• zylindrischen Haftzugstempel (i.d.R. Ø 50 mm) aufkleben
• Stempel abziehen mit 100 N/s bis Kohäsionsbruch
• Oberflächenzugfestigkeit = Fmax/Bruchfläche
Prüfumfang (Rili SIB, ZTV-ING)
• > 50 m² oder je angefangene 250 m²
 3 Einzelprüfungen (Rili SIB)
• je angefangene 500 m² (250 m² bei gestemmter OF)
 6 Einzelprüfungen (ZTV-ING)
Stempel mit abgezogenem Zylinder
Haftzugprüfgerät
Stempel an Probe mit Ringnut
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 29 -
Strukturelle Eigenschaften
Detektion von Gefügestörungen und Hohlstellen
Zerstörende Verfahren
• Sondierungsbohrungen
Zerstörungfreie Verfahren
• Perkussion (Abklopfen)
• Ultraschall
• Ultraschall-Echo
• Impact-Echo
• Geo-Radar
• Thermographie
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 30 -
Strukturelle Eigenschaften
Dedektion von Gefügestörungen und Hohlstellen
Geo-Radar
• Aussendung gepulster Radarwellen (15 MHz – 1 GHz)
• Reflektion der Radarwellen an Grenzflächen
• Messung von Laufzeit und Dämpfung
• typische Eindringtiefe 1-10 m
(abhängig von Material, Feuchte, Frequenz, …)
• 3-dimensionale Erkundung möglich!
• Betonstahl schirmt Wellen ab
(Messung hinter Stahl ab Stababstand 150 mm möglich)
2D-Radargramm
Georadarmessung an Tunnelschale
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 31 -
Strukturelle Eigenschaften
Dedektion von Gefügestörungen und Hohlstellen
Aktive Infrarot-Thermographie
• Aussendung gepulster Infrarotwellen
 Aufheizung des Messobjektes
• Messung des Aufheiz- und Abkühlverhaltens
des Messobjektes
 zeitlich veränderlicher Wärmestrom je nach
Materialeigenschaft bzw. Schichtung
• Reflektions- oder Transmissions-Messung mögl.
Reflexionsmessung zu 3 Zeitpunkten
IR-Kamera
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 32 -
Betondeckung, Art und Lage der Bewehrung
Zerstörungsfreie induktive Messverfahren
Wechselfeld-Verfahren:
• magnetische Kopplung von Erreger und
Empfängerspule durch Ferromagnetika
• Induzierte Spannung in Empfängerspule abhängig von
- Abstand,
- Geometrie
- elektromagnetischen Eigenschaften
der Stahlbewehrung
• nicht magnetisierbarer (Edel)stahl wird nicht erfasst
Wirbelstrom-Verfahren:
• Beeinflussung der Impedanz der Erregerspule durch
induzierte Wirbelstrom-Magnetfelder des Betonstahls
• Impedanz der Erregerspule abhängig von
- Abstand,
- Geometrie
- elektrischer Leitfähigkeit der Stahlbewehrung
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 33 -
Betondeckung, Art und Lage der Bewehrung
Messmethodik:
Wechselfeld-Verfahren:
• Kalibrierung in eisenfreier Umgebung
a) bekannter Durchmesser der Bewehrung:
 Rückschluss auf Abstand von Betonoberfläche
b) bekannter Abstand von der Betonoberfläche:
 Rückschluss auf Durchmesser der Bewehrung
Wirbelstrom-Verfahren:
• Kalibrierung in eisenfreier Umgebung
• Abstand der Bewehrung von Betonoberfläche und Durchmesser
der Bewehrung werden unabhängig voneinander ermittelt.
Wirbelstrom-MG „Profometer“
Bewehrungsortung an einer Wand und einer Brückenplatte
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 34 -
Betondeckung, Art und Lage der Bewehrung
Messmethodik
Nachweis der Betondeckung (DBV 2002)
• quantitativer Nachweis auf Basis des 5%-Quantil
 hinreichende Anzahl repräsentativer Messstellen
 gleichmäßige Verteilung auf Messfläche
Lage und Durchmesser der Bewehrung
• Sorgfalt bei mehrlagiger Bewehrung
• bei ungenauen bzw. unzuverlässigen Ergebnissen
der zerstörungsfreien Prüfung:
 Freilegen der Bewehrung
Zur Ortung freigelegte Bewehrung
Linienscan über Bewehrung
Flächenscan über Bewehrung mit
anschließender Bildverarbeitung
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 35 -
Physikalische Eigenschaften
Betonfeuchte
Feuchtedefinition und Folientest nach Rili SIB (Rili SIB)
• trocken: - keine Aufhellung frischer Bruchflächen durch Trocknung
- bei dampfdichter Abdeckung mit Folie keine Kondensatbildung an
der Folie (über Nacht!) und keine Dunkelfärbung des Betons
• feucht: - mattfeuchte Oberfläche
- kein glänzender Wasserfilm
- keine wassergesättigten Poren
 Wassertropfen werden eingesogen
 nach Einsaugen muss die Oberfläche wieder matt erscheinen
• nass:
- glänzende Betonoberfläche
- Porensystem wassergesättigt
Messprinzipen und -Verfahren
 Vorlesung „Temperatur-, Feuchte- und Massentransport“
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 36 -
Chemische Eigenschaften
Karbonatisierungstiefe (pH-Wert)
Phenolphtalein-Test (DIN EN 14630:2007)
• Erzeugen frischer Bruchflächen
• dünn mit Phenolphtalein besprühen
 Farbumschlag
• pH < 10: farblos ; pH > 10: magenta
Vermeiden !
• Messung im Bohrloch und am Sägeschnitt:
ungenau durch Versatz von Bohrmehl etc.
Messung am Bruchstück
Messung im Bohrloch
Messung an frischen Bruchflächen
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 37 -
Chemische Eigenschaften
Karbonatisierungwiderstand
Schnellkarbonatisierungs-Versuch
• Feststellung des Ausgangszustandes
 Phenolphtalin-Test
• Lagerung bei erhöhter CO2-Konzentration
(< 2,5%, sonst atypische Karbonatphasen)
 Beschleunigte Karbonatisierung
• Zu definierten Zeitpunkten Feststellung
des Karbonatiesierungszustandes
 Phenolphtalin-Test
• Quantitativer Vergleich: Referenzmethode ACC
(ACC: ACcelerated Carbonation, [Gehlen 2000])
 Definierte Prüfkörper und –bedingungen für
Referenzbeton und zu untersuchenden Beton
 Berechnung eines Zahlenwertes für den
Karbonatisierungswiderstand
Betonalter 35d; 7d bei 2,5% CO2
Betonalter 56d, 28d bei 2,5% CO2
Betonalter 84d, 56d bei 2,5% CO2
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 38 -
Chemische Eigenschaften
Chloridbelastung - qualitativ
Silbernitrat-Test an Betonbruchflächen
• Bruchflächen mit Silbernitrat besprühen
 Farbumschlag
• farblos (kein Chlorid); weiß (Chlorid vorhanden)
• ungeeignete Methode (Farbumschlag in situ schwer zu erkennen)
• keine Aussage zur Korrosionsgefahr für Stahl!
Indikation von Chlorid mit Silbernitrat an zwei Betonen
(Baroghel-Bouny et al. 2007)
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
Indikation von Chlorid an
bindemittelreichem Mörtel
(Altmann 2008)
- 39 -
Chemische Eigenschaften
Chloridinduzierte Stahlkorrosion – qualitatives Screening
Potentialmessungen (ASTM C 876-91, RILEM TC 154 2003)
• Messung der elektrischen Spannung zwischen Bewehrung
und einer beweglichen Referenzelektrode
 Kontaktieren der Bewehrung
• Messung an verschiedenen Elektrodenstandorten
• Potential sinkt mit a) steigendem Chloridgehalt
b) beginn der Stahlkorrosion
c) steigender Betonfeuchte
Potentialfeldmessung
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 40 -
Chemische Eigenschaften
Chloridverteilung, Gesamtchloridgehalt
Bohrmehl-Entnahme und qualitative bzw. quantitative Chloridanalyse
(Heft 401 DAfStb, DIN EN 14629:2007, RILEM TC 178 2002)
• trockene! Bohrmehlentnahme in unterschiedlichen Tiefen
• Trocknung bei 105°C und Einwägung
• Aufschlämmung in dest. Wasser und Säure)
• Filtration
Qualitative Analyse am wässrigen Filtrat:
• Zugabe von Silbernitrat;
wenn weiße Ausfällung  quantitative Analyse nötig
Quantitative Analyse am wässrigen und sauren Filtrat
• z.B. Fotometrische Messung, Potentiometrische Titration, …
ACHTUNG:
• Gesamtchloridgehalt = wasserlösliches Cl- + säurelösliches Cl- !
• Für Stahlkorrosion: Verhältnis Gesamtchloridgehalt / Zement entscheidend!
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 41 -
Chemische Eigenschaften
Zustandsanalyse chloridgeschädigter Bauteile
Empfehlung:
Zweistufiges Vorgehen (Beschränkung des Untersuchungsaufwandes):
1) flächendeckende qualitative bzw.
halbquantitative Voruntersuchung
(Potentialmessung, Betondeckungen, Karbonatisierung)
2) punktuell quantitative Bestimmung von Chloridverteilung
und -gehalt; ggf. Freilegen der Bewehrung
(Bohrmehlentnahme und -analyse)
Bohrmehl-Entnahme
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
Chlorid-Tiefenprofile
- 42 -
Eigenschaften des Porensystems
Empirische und analytische Verfahren zur
Charakterisierung des Porengefüges
Zerstörungfreie Verfahren
• Visuelle Inspektion, Zählung von Makroporen
• Wasseraufnahme der Oberfläche
Zerstörende Verfahren
Entnahme repräsentativer Mengen Probenmaterial
und Prüfung von:
• Wasseraufnahme unter athmoshärischem Druck
• Wasseraufnahme unter Überdruck
• Wasseraufnahmekoeffizient
• Wassereindringtiefe unter Druck
• Quecksilberporosimetrie
• Mikroskopische Porenzählung an Schliffen
Prüfröhrchen nach Karstens
Kugelpore im Beton (750-fach)
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 43 -
Eigenschaften des Porensystems
Wasseraufnahme
Wasseraufnahme an Bauteiloberflächen mit
Karsten‘schem Prüfröhrchen (nicht genormt)
• Aussagen zum Kapillarporenanteil an der Oberfläche
• Wasserdichtes Aufkleben des Prüfröhrchens
• Einfüllen von Wasser, ggf. Nachfüllen
• Messung der eindringenden Wassermenge je Zeiteinheit
• Bewertung lt. Tabelle des Herstellers (Auszug):
Art des Baustoffes
Wasseraufnahme
[ml/min]
Fassadenflächen; Klinkermauerwerk
Mittelwert aus 10 Prüfungen
Einzelwerte nicht über
0,5
2,0
Abdichtungsbeton, hydrophobiert
an Außenflächen
an frischen Bruchflächen
0,1
0,1
WU-Beton, nicht hydrophobiert
an Außenflächen
an frischen Bruchflächen
0,3
0,5
Prüfröhrchen nach Karstens
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 44 -
Eigenschaften des Porensystems
Wasseraufnahme
Wasseraufnahme unter athmoshärischem Druck (DIN EN 13755:2002)
• Aussagen zum Kapillarporenanteil
• Einstellen eines repräsentativen Betonvolumens in Wasser
(z.B. 3 Bohrkerne mit D > 3*Größtkorn)
• Wägung alle 24 h bis Massekonstanz (d.h. bis m < 0,1 M.-%)
 Masse bei Wassersättigung ms
• Trocknung bei 105 °C bis Massekonstanz
 Trockenmasse md
• Volumenbezogene Wasseraufnahme [Vol.-%]:
Ab 
ms  md  B

 100
md
W
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 45 -
Eigenschaften des Porensystems
Wasseraufnahme
Wasseraufnahme unter Überdruck (DIN EN 13755:2002)
• Aussagen zum Gesamtporengehalt
• Einstellen eines repräsentativen Betonvolumens in Wasser unter Überdruck
von 150 bar (z.B. 3 Bohrkerne mit D > 3*Größtkorn)
• Beaufschlagungsdauer 24 h
 Masse ms
• Trocknung bei 105 °C bis Massekonstanz
 Trockenmasse md
• Volumenbezogene Wasseraufnahme [Vol.-%]:
AV ,D 
ms  md  B

 100
md
W
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 46 -
Eigenschaften des Porensystems
Wasseraufnahme
Wasseraufnahmekoeffizient (DIN EN ISO 15148:2003)
• Bereitstellung eines repräsentativen Probenvolumens (3 Bohrkerne)
• Abdichten der Probenmantelfläche
• Konditionierung und Wägung bei Raumklima
 Ausgangsmasse mi
• Einstellen der definierten Bodenfläche A in Wasser
• Wägung in definierten Zeitintervallen
 Masse mt nach Zeitintervall t
• Wasseraufnahmekoeffizient mt: [kg m-2 s-0,5]:
mt 
mt  mi
A t
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 47 -
Eigenschaften des Porensystems
Wasseraufnahme
Wassereindringtiefe unter Druck (DIN EN 12390-8:2000)
• WU-Prüfung von Beton (WU: Eindingtiefe < 15 mm)
• Bereitstellen eines repräsentativen Betonvolumens
mit ebener Oberfläche (z.B. 3 Bohrkerne mit D>100 mm)
• Aufrauen der Oberfläche (Drahtbürste)
• Wassersättigung der Proben 7 d
• Aufspannen auf Prüfgerät (Dichtring InnenØ 75 mm)
• Beaufschlagung mit Wasserdruck 5 bar für 3 Tage
• Spalten der Probe
• Dokumentation der Wasserlinie
Prüfkörper nach Spalten
skizzierte Wasserlinie
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
Prüfgerät für WE unter Druck
- 48 -
Eigenschaften des Porensystems
Quecksilberdruckporosimetrie
• Die Poren eines repräsentativen Probenvolumens (z.B. 1 cm3 ) werden bei steigendem Druck (max. 4000 bar) mit Quecksilber gefüllt
• Erfassung von Porenradien ab 1,7 nm
• Ergebniskurven:
Porenradienverteilung in Beton nach Wärmebehandlung bei 600 °C
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Prof. Mechtcherine – Bauen im Bestand
- 49 -