Allgemeiner Anzeiger extra Das Wochenblatt für Thüringen REISE · FREIZEIT · WISSEN 2. Jahrgang · 38. Ausgabe · 30. September 2016 · www.meinanzeiger.de FREIZEIT: Typisch thüringisch – Reiseführer-Autor Göran Seyfarth nennt seine besonderen Orte im Freistaat Seite 2 Bitte beachten Sie unser Magazin im Innenteil dieser Au usgabe. PANORAMA: Ostdeutschlands bester Barmixer, Martin Rosch, verrät seine Lieblingscocktail-Rezepte Seite 8 Jeder ist wichtig Jochen Erlmeier engagiert sich am Erfurter Herrenberg im „Kaffee der Gemeinschaft“ und sorgt so für mehr Nähe im Plattenbaugebiet Die Hände in den Schoß zu legen, kann sich der 70-jährige Jochen Erlmeier nicht vorstellen. Lieber heißt er Besucher im „Kaffee der Gemeinschaft“ willkommen. Den Herbstbeginn feiert Arnstadt – im Bild der Riedturm – traditionell mit einem Bauernmarkt. Foto: Scheiding Da kommt sogar die Fürstin zu Besuch Am Sonntag 7. Herbst- und Bauernmarkt in Arnstadt Von Jana Scheiding Backwerk ins Rennen gehen, während sich die ErwachseFür den 7. Herbst- und nen ausschließlich mit BlechBauernmarkt an diesem Sonn- kuchen bewerben dürfen“, tag hat der Unternehmererklärt Kücker das Reglement. verein Arnstadt mit Hilfe der Stadtverwaltung alles vorbeDer Herbstmarkt steht ohreitet. Fehlt nur noch eine nehin im Zeichen des GenusKleinigkeit: der rote Teppich ses. Wer das Kapitel Kuchen für Fürstin Auguste Dorothea abgeschlossen hat, findet von Schwarzburg-Arnstadt. durchaus herzhafte Alternativen: „Über die Innenstadt „Ihr verdankt Arnstadt verstreut stehen sechs Fooddie Puppensammlung ‚Mon trucks mit unterschiedlicher Plaisir‘“, weiß VereinsspreGeschmacksausrichtung“, cherin Ulrike Kücker. „Zum verrät Kücker. Herbstmarkt wird die Fürstin eine historische Modenschau Zweifellos gehört zum zeigen und demonstrieren, Herbst der Wein. „Zum in welche Kleidung sich Stadtfest waren die Besucher die Menschen zu ihrer Zeit begeistert von der Weinstraße hüllten.“ an der Bachkirche. Eine abgespeckte Version haben wir Die Schau ist einer der Hö- deshalb zum Herbstmarkt an hepunkte zum Herbstmarkt. gleicher Stelle geplant.“ Und es gibt noch mehr zu erleben: „Wir suchen wieder Seit Beginn der Herbstdie Arnstädter Backkönigin. markttradition gibt der Vielleicht krönen wir auch Veranstalter Vereinen der einen Backkönig – die Männer Region die Möglichkeit, sich sind in dieser Disziplin noch der Öffentlichkeit zu präsenunterrepräsentiert.“ tieren. Besucher können sich also auf der Straße der Vereine Für diesen feierlichen Akt wieder über eine Vielzahl stellt der Gastgeber eine meAngebote informieren. terlange Kaffeetafel mitten in der Stadt auf, wo die Bewerber ihre Kreationen der Jury präsentieren dürfen. Vergeben InFormatIon will der Unternehmerverein 7. Herbst-, Pflanzen- und auch die Kinderbackkrone. Bauernmarkt: 2. Oktober, ganztägig in der Arnstädter „Die jungen Leute bis 16 Innenstadt mit Flohmarkt und Jahre können mit sämtlichem verkaufsoffenem Sonntag. njɦɦƍ şƍßŬDžɦƍȂ njƍ Von Helke Floeckner Irgendetwas fehlt. Das ist nicht nur Jochen Erlmeiers Eindruck, seiner aber vor allem. Es geht anonym zu in dem großen Wohngebiet, die Plattenbauten am Erfurter Herrenberg scheinen prädestiniert dafür, Menschen auf Abstand zu halten. Das Stadtteilzentrum versucht sich dem entgegenzustemmen, doch es steckt wohl noch in den Kinderschuhen. „Hier war nicht so viel los, es fehlte einfach das Leben darin“, erinnert sich Jochen Erlmeier an seine Beobachtung aus dem vergangenen Jahr. Er ist einer, dem es fremd ist, untätig zu sein. Dabei hätten er und seine Frau, die erst kurz zuvor aus Thüringens Norden in die Landeshauptstadt gezogen sind, alle Hände voll zu tun sich einzugewöhnen, die Stadt zu erkunden. Dafür ist auch so genügend Zeit. Dass hier am Herrenberg etwas passiert, ist wichtiger. Schnell finden sich Gleichgesinnte zusammen: Die Netzwerkgemeinde und das Jesus-Projekt, bei denen sich der Neu-Erfurter Jochen Erlmeier sowieso schon einbringt, und die International Missions Church eröffnen im Stadtteilzentrum am Herrenberg – das viele noch als Jugendclub „Urne“ kennen – ihr „Kaffee in Gemeinschaft“. Immer dienstags öffnet es seit vergangenem Mai die Türen und begrüßt die Gäste zu Kaffee und Tee, einem Imbiss, vor allem aber, um in Gesellschaft zu sein. „Bei uns ist jeder herzlich willkommen, er muss auch nicht auf dem Herrenberg wohnen“, freut sich Jochen Erlmeier jede Woche neu auf die Besucher. Noch hat es sich nicht überall herumgesprochen, dass hier ein Treffpunkt für alle ist, die Lust auf Gesellschaft und gute Gespräche haben. Manch einem der Besucher tut es gut, wenn ihm wieder einmal jemand zuhört, sich interessiert. „Ich habe hier schon viele gute Gespräche mit lieben Gästen geführt“, erzählt Jochen Erlmeier und nimmt sich Zeit. Jeder, der herkommt, ist wichtig. Und die Gespräche drehen sich nicht zwangsläufig um Gott und den Glauben, auch, wenn drei christliche Einrichtungen das Projekt unterstützen. „Wir zeigen einfach, dass wir Christen sind“, spricht Jochen Erlmeier über Selbstverständliches, über das Sich-Einbringen, über Freizeit, die man anderen widmet. Christen, das sind für ihn einfach ehrliche Menschen, die die Normen der Gesellschaft einhalten und jedem Menschen Achtung Jochen Erlmeier (stehend) plaudert mit den ehrenamtlichen Helfern im „Kaffee der Gemeinschaft“. Fotos: Floeckner erweisen, so fasst er es zusammen. Er mag es gar nicht, im Mittelpunkt zu stehen, viel lieber möchte er seine anderen freiwilligen Helfer um ihn herum erwähnen: Kerstin Stelter, Marlies Dauer, Stefan Brombach, Klaus-Dieter und Petra Bach, Stefan Barwe, Ursula Selczuk. Ohne sie würde das „Kaffee in Gemeinschaft“ nicht funktionieren. Auch den Helfern selbst tut es gut, hier zu sein, etwas zu bewegen. Jochen Erlmeier möchte die Dienstagsstunden am Herrenberg nicht mehr missen, hofft darauf, noch mehr Menschen damit zu erreichen. Obwohl er auch mit dem sogenannten „Prominentenessen“ montags im Jesus-Projekt – für jene, die alles andere als prominent und gutbetucht sind – und dem Sprachunterricht, den er als ehemaliger Lehrer Migranten erteilt, ausgelastet sein müsste. Der 70-Jährige ist keiner, der die Hände in den Schoß legt. Viel lieber tut er etwas. Für andere. KaFFee In GemeInSchaFt Jeden Dienstag von 10 bis 15 Uhr, Stadtteilzentrum am Herrenberg, Stielerstraße 3 in Erfurt. Veranstalter: International Missions Church Erfurt, Netzwerkgemeinde, Jesus-Projekt Erfurt. Zur Sache • In Thüringen gibt es Plattenbaugebiete. Entstanden sind diese zu DDR-Zeiten, oft im Zusammenhang mit der Errichtung neuer Kombinate in der Nähe. Seit 1990 wurde viel für die Wohnumfeldverbesserung getan, dazu gehören Sanierung, Abriss und Rückbau. Dennoch sind diese Gebiete oft soziale Brennpunkte der Städte. • Die größten Plattenbaugebiete Thüringens sind beziehungsweise waren Erfurt-Nord (bis 50 000 Einwohner), Erfurt-Südost (bis 40 000 Einwohner), Jena-Lobeda (bis 35 000 Einwohner), Gera-Lusan (bis 45 000 Einwohner) sowie die großteils aus Plattenbauten bestehende ehemalige Bezirksstadt Suhl (bis 55 000 Einwohner). Damit waren die größten Plattenbaugebiete Thüringens nur halb so groß wie die größten der DDR (zum Beispiel in HalleNeustadt), die bis zu 100 000 Einwohner fassen konnten. ( Quelle: Wikipedia) Suche nach Bleibe Kurz vor dem Semesterstart suchen jetzt viele ein Zimmer. Worauf Studierende beim Mietvertrag achten sollten In größeren Städten sind viele Studierende froh, wenn sie überhaupt eine bezahlbare Bleibe finden. Dennoch: Bevor sie den Mietvertrag unterschreiben, sollten sie auf ein paar Details achten, rät der Münchner Mieterverein. Je nach Vertragsart sind Mieter unterschiedlich geschützt - ein Überblick: • Zweitmietvertrag: Der Auszugstermin steht vertraglich fest. Ein zeitlich befristetes Mietverhältnis können Stu- dierende nur vorzeitig beenden, wenn sie mit dem Vermieter einen Aufhebungsvertrag vereinbaren. Die Mietrechtsexperten sehen bei so einem Vertrag kaum Vorteile. Fehlt jedoch im Zeitmietvertrag ein Grund für die Befristung, ist er unwirksam und gilt automatisch unbefristet. • Möbliertes Zimmer: Studierende gehen unter Umständen ein Risiko ein, wenn sie ein möbliertes Zimmer mieten. In der Regel gelten weder die Mietpreisbremse noch die üblichen Kündigungsfristen. Der Vermieter kann dem Mieter ohne Angabe von Gründen bis zum 15. eines Monats kündigen. Der Mieter muss dann zum Ende des Monats ausziehen. • Untermietvertrag: Sollte der Hauptmieter einem Untermieter kündigen, der selbst Möbel mitgebracht hat, hat dieser mehr Zeit: Zusätzlich zur regulären Kündigungsfrist von meist drei Monaten kann er drei weitere Monate in der Wohnung bleiben. Aber Vorsicht: Ohne Einverständnis des Eigentümers der Wohnung kann dem Untermieter ein plötzlicher Rauswurf drohen. Studierende sollten sich die Vermieter-Zustimmung schriftlich bestätigen lassen. • Wohngemeinschaft: Idealerweise lassen sich alle Bewohner als Hauptmieter in den Mietvertrag eintragen. Hat nur einer alle Rechte, und Pflichten, haftet er allein gegenüber dem Vermieter – auch bei unpünktlichen Mietzahlungen der anderen. Ein alleiniger Hauptmieter sollte mit anderen Bewohnern Regeln vertraglich vereinbaren. • Studentenwohnheim: Studierende schließen mit dem Wohnheim einen individuellen Vertrag. Er unterliegt nicht den normalen Mietgesetzen. Vor der Unterschrift sollte man deshalb die Konditionen sehr genau durchlesen. (dpa)
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