75 Jahre Zürcher OL 1942-2016

75 Jahre
Zürcher OL
1942 – 2016
Eine Geschichte
in fünf Epochen
Liebe Leserin, lieber Leser
Die Zürcher Bevölkerung soll sich regelmässig bewegen und in jedem Alter Sport treiben. Dies ist das Ziel der
kantonalen Sportförderung, deren Schwerpunkt klar auf
der Förderung des Jugend- und Breitensports liegt.
Impressum
Herausgeber
Sportamt Kanton Zürich
Zürcher Kantonalverband für Sport
OLVZ Orientierungslauf-Verband Zürich
Redaktion
Fiona Gruber
Andreas Cueni
Grafik / Layout
Compresso AG
Gérardine Dellsperger
Sandra Magnusson
Druck
FO-Fotorotar, Egg
2
Sportförderung hat dabei mehrere Aspekte. Es ist
wichtig, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit überhaupt Sport betrieben werden kann. Dazu gehören Turnhallen oder Schwimmbäder sowie mannigfaltige Bewegungsmöglichkeiten im Freien. Andererseits braucht es
natürlich Vereine und Organisationen, die den Sportbetrieb am Laufen halten. Ihnen können wir für das reichhaltige Sportangebot im Kanton Zürich nur dankbar sein.
Ohne sie und ihre vielen Helferinnen und Helfer könnte
niemand im Kanton dem Ball nachrennen, sich am ersten
Marathon versuchen oder an der ersten Riesenfelge am
Reck erfreuen.
Der traditionelle Zürcher OL ist dabei der einzige Breitensportanlass, der unter der direkten Schirmherrschaft
des Kantons Zürich steht. Jeder, der in den letzten 75
Jahren organisierte Zürcher OL war einzigartig – allen aber
war etwas gemeinsam: Die grossartige Zusammenarbeit
verschiedener Akteure in der Sportförderung. Die Kooperation von öffentlichen und privaten Partnern, von Kanton
und Gemeinden, von organisiertem und ungebundenem
Sport, von Vereinen und Schulen führt zu optimalen Bedingungen für den Sportkanton Zürich. Nur eine kleine
Anzahl Sportanlässe kann auf eine so lange Geschichte wie der Zürcher OL zurückschauen. Ich gratuliere der
Zürcher OL- und Sportfamilie zu diesem grossen Jubiläum und freue mich auf den interessanten Wettkampf in
der Zürcher Innenstadt.
Mario Fehr, Regierungspräsident des Kantons Zürich
und Sportminister
75 Jahre Zürcher OL, das soll gefeiert werden! An
der 75. Austragung dieser traditionellen Breitensportveranstaltung treffen sich Vergangenheit und Gegenwart.
Die OL-Bahnen führen durch die malerische Altstadt der
Stadt Zürich, während sich das Festzentrum in der hochmodernen Europaallee direkt neben dem Hauptbahnhof
befindet. Die polysportive Ausrichtung mit dem Angebot
verschiedener Sportarten im Festzentrum wird in den
nächsten Jahren ausgebaut, womit mit dem 75. Zürcher
OL eine neue Ära eingeläutet wird.
75 Jahre Zürcher OL, das sind 75 Jahre Einsatz für den
Sport! Der Zürcher OL ist seit Beginn seiner Geschichte
ein gemeinsames Werk der öffentlichen und privatrechtlichen Sportförderung und eine Zusammenarbeit des
OL-Verbandes mit den lokalen OL-Vereinen. Unzählige
freiwillige Helferinnen und Helfer stehen Jahr für Jahr am
Sonntagmorgen früh im Laufzentrum, um eine der unzähligen Aufgaben zu verrichten. Ohne all diese Helfer mit ihrer
Treue und ihrem Herzblut wäre keine einzige der 75 Austragungen möglich gewesen. Sie tragen zusammen mit
Gemeinden, Forstwarten, Jagdgesellschaften und vielen
weiteren Personen dazu bei, dass in den letzten 75 Jahren mehr als eine Viertelmillion Teilnehmende jeden Alters
Sport und Spass am Zürcher OL erleben durften. Vielen
Dank allen, die in irgendeiner Form zum Gelingen des Zürcher OL in den letzten 75 Jahren beigetragen haben!
75 Jahre Zürcher OL, da gibt es viele Geschichten
zu erzählen! Die vorliegende Broschüre erzählt einige davon. In fünf Epochen gegliedert werden wichtige Entwicklungen und Episoden von Zeitzeugen gezeigt. Liebe Leserinnen und Leser, wir wünschen Ihnen viel Spass auf
dieser Zeitreise!
Für das Organisationskomitee
Angela Batschelet (Sportamt) und Noldi Müller (ZKS)
3
1942 –1949
Die Pioniere
Damit etwas zur Tradition wird, muss es einen langen
Weg zurückgelegt haben. Traditionen entstehen nicht von
heute auf morgen. Es braucht initiative, tatkräftige Persönlichkeiten, die den Stein ins Rollen bringen. Rudolf Farner
war eine solche Persönlichkeit, welcher der Zürcher OL
seine 75-jährige Geschichte zu verdanken hat. 1942 leitete Leutnant Farner die Abteilung für den militärischen
Vorunterricht, die den Auftrag erhalten hatte, Anlässe
und Kurse mit sportlichen und geistigen Tätigkeiten aller
Art zu organisieren. Und so begann die traditionsreiche
Geschichte des Zürcher OLs an diesem kalten und regnerischen 15. Novembertag des Jahres 1942 im Hauptbahnhof Zürich.1'800 meist junge Leute bestiegen erwartungsvoll und ahnungslos die beiden Extrazüge mit Destination
Nirgendwo. Denn was heute undenkbar ist, war damals
ein elementarer Teil der Übung. Bis ins Jahr 1975 war der
Austragungsort des Zürcher OLs eines der wohl bestgehüteten Geheimnisse. So staunten die in 4 er-Teams startenden Sportler nicht schlecht, als die Extrazüge im Raum
Effretikon auf offener Strecke hielten und damit klar wurde, dass der erste Zürcher OL im Gebiet des Wangenerwaldes stattfinden wird. Die Zugskompositionen dienten
damals gleich als Umkleidekabinen und Garderoben.
4
Eine erste ungewisse Zukunft erfuhr der Zürcher OL
bereits im Hinblick auf die 4. Austragung. Nach Kriegsende 1945 schien unklar, wie es mit dem militärischen
Vorunterricht weitergehen würde. Der Zürcher OL wies
bereits in den ersten Jahren ein Defizit aus. Nun machte
eine weitere Budgetkürzung der Veranstaltung das Leben
schwer. Dass die Sportpresse den Zürcher OL schon
damals als Institution bezeichnete (Bsp. «Sport» vom 9.
November 1945), zeigt den frühen hohen Stellenwert des
Laufs in der Gesellschaft. Der Versuch, die Organisation
an den Kantonalzürcherischen Verband für Lebensübungen KZVL, Vorgänger des Zürcher Kantonalverbands für
Sport, zu übergeben, scheiterte an der fehlenden Grösse des Verbandes. Dennoch begann ab 1946 eine enge
Zusammenarbeit zwischen der Abteilung für militärischen
Vorunterricht und dem KZVL, wobei der Verband formell
die Organisation und damit auch die Gesamtverantwortung übernahm. Nachdem 1947 sogar die Schweizer Meisterschaften im Orientierungslauf in die Volksveranstaltung
integriert wurden, ging der Zürcher OL der Hochblüte
entgegen. 1949 standen in Wädenswil bereits über 4'000
Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Start.
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Edgar Bächtold
& Fritz Maurer
Maurer führte damals ein Team, das in der Schweiz zu den
Stärksten zählte und viele Erfolge feierte. Die Zeitung landete auf dem Schreibtisch des damals populären Korpskommandanten Ullmann. Dieser sorgte mit einem Befehl
von höchster Stelle dafür, dass Fritz Maurer vom Militär kein
zweites Mal zurückgehalten wurde. Maurer selbst hatte
auch Druck gemacht, indem er seinem Kompaniekommandanten die weitere Beteiligung an den damals hoch im Kurs
stehenden Patrouillenläufen aufkündigte. Er bedankte sich
später für die Wende mit dem Gewinn der Divisions- und
der Armeemeisterschaft. Maurer wird, wenn es seine Gesundheit zulässt, auch den 75. Zürcher OL bestreiten. Sein
Herz erlaubt ihm keine grossen Sprünge mehr, die Posten
findet er aber allemal.
Fritz Maurer (Dübendorf) vom OLC Kapreolo ist zweifelsohne der Methusalem des Zürcher OL. Am 1. Oktober
1950 bestritt er mit Kameraden von der Pfadi Dübendorf
in Bülach seinen ersten OL. Damals fand der 9. Zürcher
OL statt. Seither hat er nur fünf Mal gefehlt – vier Mal weil
er als damaliges Mitglied der Nationalmannschaft wichtige Wettkämpfe in Skandinavien zu bestreiten hatte und
einmal, weil ihm sein Kommandant vom Militärdienst keinen Urlaub gab. Letzteres blieb nicht ohne Folgen: Der
erste Redaktor und Gründer der OL-Fachschrift, Roman
Bussmann, berichtete davon im Ustermer Anzeiger. Fritz
Edgar Bächtold lief erstmals 1944 am Zürcher OL in
Horgen mit und nahm in der Anfangszeit immer teil. 1951
und 1956 gewann er gar mit seiner Gruppe «Pfadfinder
Musegg Luzern» in der Kategorie Elite. Edgar Bächtold
und Fritz Maurer treffen sich beim Landesmuseum zu
einem Gespräch – dort, wo alles begann. Der Platzspitz
war in der Anfangszeit der Treffpunkt der Läufer. Von dort
begab man sich gemeinsam zu den Zügen im Hauptbahnhof und fuhr aufgeregt an den geheimen Austragungsort.
Die beiden Herren kennen den Zürcher OL seit seinen
Anfängen – einer Zeit, als der Zürcher OL mehr ein Glücks-
Winterthur
Egg
Marthalen
Birmensdorf
Bülach
Winterthur
Zürich
Zürich
Uster
Marthalen
Horgen
Rüti ZH
Zürich
Unterstammheim
Rafz
Affoltern a. A.
Rümlang
Winterthur
Zürich
Feuerthalen
Birmensdorf
Uster
Weiach
Effretikon
Andelfingen
Embrach
Stammheim
Marthalen
Affoltern a. A.
Pfungen
Langnau a. A.
Uster
Winterthur-Seen
Rafz
Regensdorf
Henggart
Embrach
Stammheim
Rüti
Langnau a. A.
Pfungen
Flurlingen
Weiach
Pfäffikon
Dielsdorf
Embrach-Rorbas
Winterthur-Seen
Winterthur-Seen
Elgg
Turbenthal
Stammheim
Pfungen
Flurlingen
Bauma
Niederweningen
Elgg
Flurlingen
Pfäffikon
Turbenthal
Weiach
Stammheim
Pfungen
Flurlingen
Bauma
Bülach
Uetikon
Pfungen
Wädenswil
schön
4’146
Niederweningen
schön
2’100
2’829
2’248
schön
Rafz / Eglisau
Uster / Fehraltorf
kalt
bewölkt
1’660
Horgen
schneebedeckt
2’604
Effretikon / Wangen
regnerisch
bedeckt
'16
2’508
1’840
6
Affoltern / Mettmenstetten
'42 '43 '44 '45 '46 '47 '48 '49 '50 '51 '52 '53 '54 '55 '56 '57 '58 '59 '60 '61 '62 '63 '64 '65 '66 '67 '68 '69 '70 '71 '72 '73 '74 '75 '76 '77 '78 '79 ''80 '81 '82 '83 '84 '85 '86 '87 '88 '89 '90 '91 '92 '93 '94 '95 '96 '97 '98 '99 '00 '01 '02 '03 '04 '05 '06 '07 '08 '09 '10 '11 '12 '13 '14 '15
Zürich
Beat Meier über
Fritz Maurer
spiel gewesen sei als ein fairer sportlicher Wettbewerb.
Der Ehrgeiz unter den Teilnehmern war zwar gross, aber
beim Weg auf das Siegerpodest spielte der Zufallsfaktor
immer eine grosse Rolle. Grössere Chancen hatten insbesondere Teilnehmer, die das Waldstück kannten, in
welchem der Orientierungslauf stattfand. Denn die Karten
liessen immer viel Spielraum für Interpretationen. So
konnte man Höhenkurven meist schlecht von Wegen
unterscheiden und empfand es schon als grosse Herausforderung überhaupt den Start auf der Karte zu finden.
Man wusste nie, wo man sich auf der Karte befand. Der
Orientierungslauf war ein Suchspiel. Diese Orientierungslosigkeit führte unter Teilnehmenden vereinzelt zu so grosser Frustration, dass sie gleich beim Start aufgaben und
nach Hause gingen. In den Anfängen gewannen daher
meist Pfadfinder, da sie im Karten lesen geübt waren. Unter den Spitzenläufern befanden sich immer die gleichen
Personen. Edgar Bächtold schätzt, dass rund 90% der
Teilnehmerinnen und Teilnehmer ohne Aussicht auf das
Siegerpodest starteten. Auch wenn der Ehrgeiz gross war
und jeder gewinnen wollte, siegte abseits der Laufbahn
vor allem die Kameradschaft. Nicht nur die gemeinsame
Hin- und Rückreise zum geheimen Austragungsort steigerte das Zusammengehörigkeitsgefühl, sondern auch
das gemütliche Beisammensein nach dem OL. Dieses
Gemeinschaftsgefühl prägte die Anfänge des Zürcher
Orientierungslaufes. Die Teilnehmer der ersten Generation kannten sich alle untereinander – so auch Edgar
Bächtold und Fritz Maurer, die hier gemeinsam in Erinnerungen schwelgen.
7
1950 – 1969
Die Blütezeit
Der Zürcher Orientierungslauf nahm in den 1950erJahren Dimensionen eines heutigen, gut besetzten Schweizer Volkslaufes an. Waren es 1950 in Bülach schon fast
5'000 Teilnehmende, platzte der Lauf fünf Jahre später in
Stammheim mit über 8'000 Läuferinnen und Läufern fast
aus allen Nähten. Sieben Extrazüge brachten die Teilnehmenden ins Zürcher Weinland. Es sollte bis heute die Spitze bleiben. Dabei konnte der KZVL schlicht auf Bewährtes
setzen. Die strenge Geheimhaltung des Austragungsortes
war weiterhin zentral, und der Lauf begann wie immer im
Zürcher Hauptbahnhof. Die Extrazüge durften ab 1951 nicht
mehr auf offener Strecke halten, womit der Zürcher OL eine
erste einschneidende Änderung erfuhr. Die Organisatoren
um den damaligen Präsidenten Georg Schmidt ermöglichten es, mit der Aufnahme von zusätzlichen Kategorien den
Lauf einer breiteren Bevölkerungsschicht schmackhaft zu
machen. Bereits Anfang der 1950er-Jahre kam die Diskussion über eine «Sie + Er»-Kategorie auf. Man vertagte
die Einführung mit der Begründung, es sei einstweilen zu
früh für eine solche Kategorie. Die «Vertagung» dauerte
bis ins Jahr 1981.
Wer noch die sogenannte «Siegfriedkarte» kennt, bekommt jetzt die definitive Bestätigung, sich schon lange mit
dem Orientierungslauf zu beschäftigen. Denn es war 1958,
als die Schwarzweissausschnitte aus der Siegfriedkarte
für die Postensuche durch mehrfarbige Sonderdrucke der
8
Landeskarte abgelöst wurden. Während zu Beginn des
Zürcher OLs auf den Karten noch Schikanen wie fehlende
Objekte oder wegretuschierte Bezeichnungen eingebaut
wurden, kam ab Mitte der 1950er-Jahre immer realistischeres Kartenmaterial zum Einsatz.
Als sich in den 1960er-Jahren eine Ablösung der Pioniergeneration in den Organisationen rund um den Zürcher
OL bemerkbar machte, sah sich die neue Generation mit
einem markanten Rückgang der Teilnehmerzahlen konfrontiert. Pilgerten zu Beginn des Jahrzehnts noch rund 6'000
OL-Begeisterte an die Austragungsorte, standen am kühlen und nassen 22. September 1968 in Winterthur-Seen nur
noch 2'800 Läuferinnen und Läufer am Start. Es kann auch
heute in der Retrospektive über den Grund dieser Entwicklung nur gemutmasst werden. Die grosse Konkurrenz verschiedener Sportveranstaltungen (wie die aufkommenden
Volksläufe), die vielleicht zu anspruchsvolle Bahnlegung
am Zürcher OL oder der Freiheitsdrang der 68er-Generation könnten Gründe gewesen sein. Auch die intensivierte
Bewerbung des Zürcher OL in verschiedenen Medien
konnte zu keiner echten Trendwende führen. Lediglich der
Aufruf zum Jubiläumslauf, dem 25. Zürcher OL 1966 in
Elgg, brachte nochmals 5'400 Teilnehmende an den Start.
9
Heinz &
Elsbeth Sieber
Susy Utzinger war als junges Mädchen an den ersten
Zürcher Orientierungsläufen dabei und nimmt auch heute
noch in der Seniorenkategorie teil. Bei ihren ersten Orientierungsläufen musste Susy Utzinger was das Alter angeht
etwas schummeln, um zugelassen zu werden, da es noch
keine Schülerkategorien gab. Zweimal ging sie sogar mit
ihrer Gruppe als Gewinnerin hervor. Sie erinnert sich, dass
der Austausch in der 4er-Gruppe nicht immer harmonisch
war. Oft hatten sie sich verirrt, da sie in den Anfängen nicht
wussten, wie der Kompass zu halten und die Karte zu lesen war, so dass sie nicht selten in die entgegengesetzte
Richtung liefen. Solche Verirrungen im Walde konnten zu
grösseren Streitereien in der Gruppe führen. Als grosse
Die Siebers sind langjährige ehrenamtliche Helfer des
Zürcher OL, die beide in den Anfangszeiten selber auch
teilgenommen haben. Heinz Sieber erinnert sich an das
«Goldene Zeitalter» des Zürcher OL, als rund 8'000 Läuferinnen und Läufer starteten und die Karten kaum zu
identifizieren waren. Sein Ziel war, den ewigen Sieger
Andrin Urech vom Podest zu stossen. Leider blieb er erfolglos. Einzig mit der Seminarmannschaft «Chrampfaderegschwader» verbuchte er einen Sieg. Dank dem besten
Kartenleser seiner Klasse wurden sie am 27. September
1959 Mittelschulmeister. Elsbeth Sieber erinnert sich, dass
Ungerechtigkeit empfand sie aber vor allem, dass es
offenbar Informationslecks gab und einige (Männergruppen) bereits vorab wussten, wo der Zürcher OL stattfinden würde und im entsprechenden Terrain trainierten, um
sich einen Vorteil zu verschaffen. Der Ehrgeiz war gross
unter den Teilnehmenden. Gross war aber vor allem das
Erlebnis. Der Zürcher OL war eine spannungsreiche und
geheimnisvolle Zusammenkunft. Gespannt klebten alle
Teilnehmenden am Fenster und warteten erwartungsvoll
und neugierig, wo der Zug wohl halten würde.
10
Winterthur
Egg
Marthalen
Birmensdorf
Bülach
Winterthur
Zürich
Zürich
Uster
Marthalen
Horgen
Rüti ZH
Zürich
Unterstammheim
Rafz
Affoltern a. A.
Rümlang
Winterthur
Zürich
Feuerthalen
Birmensdorf
Uster
Weiach
Effretikon
Andelfingen
Embrach
Stammheim
Marthalen
Affoltern a. A.
Pfungen
Langnau a. A.
Uster
Winterthur-Seen
Rafz
Regensdorf
Henggart
Embrach
Stammheim
Rüti
Langnau a. A.
Pfungen
Flurlingen
Weiach
Pfäffikon
Dielsdorf
Winterthur-Seen
schön
Embrach-Rorbas
Winterthur-Seen
regnerisch
'16
3’530
2’800
Elgg
Turbenthal
schön
schön
4’500
5’400
Stammheim
regnerisch
4’800
Pfungen
Flurlingen
schön
bewölkt
6’000
6’100
Bauma
Niederweningen
bewölkt
schön
6’000
regnerisch
schön
6’800
5’800
Elgg
Pfäffikon
Flurlingen
Turbenthal
mild
schön
7’770
6’800
Weiach
regnerisch
7’600
Stammheim
schön
8’030
Pfungen
Flurlingen
schön
bewölkt
6’688
6’175
7’556
Bauma
regnerisch
Bülach
Uetikon
kühl
wechselnd
4’939
5’400
Pfungen
Wädenswil
Niederweningen
Rafz / Eglisau
Uster / Fehraltorf
Horgen
Effretikon / Wangen
Affoltern / Mettmenstetten
'42 '43 '44 '45 '46 '47 '48 '49 '50 '51 '52 '53 '54 '55 '56 '57 '58 '59 '60 '61 '62 '63 '64 '65 '66 '67 '68 '69 '70 '71 '72 '73 '74 '75 '76 '77 '78 '79 ''80 '81 '82 '83 '84 '85 '86 '87 '88 '89 '90 '91 '92 '93 '94 '95 '96 '97 '98 '99 '00 '01 '02 '03 '04 '05 '06 '07 '08 '09 '10 '11 '12 '13 '14 '15
Zürich
Susy Utzinger
in ihrer Mädchengruppe «Puddingfrösche» kaum jemand
Karten lesen konnte. Daher erstaunt es sie noch heute,
dass sie damals überhaupt den Weg ins Ziel fanden. Aber
nichts hielt sie davon ab, jedes Jahr erneut um den ersten
Platz zu kämpfen – nicht einmal strömender Regen. Auch
wenn die langen Baumwoll-Trainerhosen vom Regen
und vom Matsch schwerer und schwerer wurden und die
Turnschuhe auf dem glitschigen Untergrund kaum Halt
fanden, suchten sie eifrig nach den Posten. Denn ist man
erst einmal mit dem OL-Virus infiziert, gibt es kein Entkommen. Daher sind sie auch heute noch am Zürcher OL
dabei, auch wenn sie nicht mehr am Wettkampf teilnehmen. Als ehrenamtliche Helfer kümmern sie sich seit rund
15 Jahren um die Nachmeldungen und Mutationen vor Ort.
An ihrem Stand herrscht immer eine friedliche Atmosphäre.
Sie hoffen dadurch Hobbyläuferinnen und -läufer, die Anlaufschwierigkeiten haben, mit dem OL-Virus infizieren zu
können. Elsbeth und Heinz Sieber stellen an ihrem Stand
unter anderem Klassenmannschaften neu zusammen,
wenn Personen krank sind oder nicht gemeinsam laufen
wollen. Zur Freude der Läuferinnen und Läufer wird im Rechnungsbüro immer eine Lösung gefunden. Denn die Teilnahme am Zürcher OL soll in erster Linie Spass bereiten. Die vier
Kinder von Elsbeth und Heinz Sieber teilen die Faszination
für und den Spass an der Sportart, die ihre Eltern noch heute
für den OL verspüren. Das Ehepaar liebt es in der freien Natur
zu sein und das Zusammenspiel von Körper und Geist zu
erleben, das bei jedem Lauf wieder anders ist.
11
1970 – 1989
Ein neues
Zeitalter
Der Zürcher OL musste sich weiterentwickeln und das
tat er auf verschiedensten Ebenen. 1975 wurde mit der
bis dahin hochgehaltenen Tradition der Geheimhaltung
des Austragungsortes gebrochen. Die damalige Jugend
war nicht mehr bereit, einen so immensen Zeitaufwand zu
betreiben. Mit der Anreise zum Hauptbahnhof Zürich und
der Rückreise erst nach der letzten Rangverkündigung
waren für einen solchen Tag bis zu 12 Stunden einzuplanen.
Sukzessive wurde die OL-Spezialkarte eingeführt, und das
elektronische Zeitalter hielt am Zürcher OL Einzug. 1971
stellte der «Tages Anzeiger» seine Computeranlage für die
Eingabe der Anmeldetalons zur Verfügung. So konnten
alphabetisch geordnete Startlisten ausgedruckt werden.
In den darauf folgenden Jahren wurde die technische
Unterstützung ausgebaut und an den Austragungsorten
wurden Terminals installiert, die über Telefonleitungen mit
dem Grossrechner einer Treuhandfirma verbunden waren.
So gelang es den Organisatoren, jederzeit Zwischenresultate und kurz nach Zielschluss eine vollständige Rangliste zu liefern. Natürlich blieben Kostendiskussionen
nicht aus. Die damalige Post (PTT) zeigte sich bei der
Offertstellung wenig kulant, weshalb die Übermittlungstruppen der Rekrutenschule Kloten zum Einsatz kamen
– kostenlos versteht sich. Am Lauftag selbst blieb es bei
der manuellen Auswertung, bis 1982 auch diese Arbeiten
mit dem Computer ausgeführt wurden.
Der Zürcher OL hatte wesentlich dazu beigetragen,
die Sportart in der Bevölkerung bekannt zu machen. Immer
mehr OL-Vereine und -Gemeinschaften wurden gebildet. 1978 wurde die lose Vereinigung der Orientierungslauf-Gruppen zu einem eigentlichen Sportverband, dem
Schweizerischen Orientierungslauf Verband (SOLV), institutionalisiert. Die Ausbildung bekam mit der Einführung
von «Jugend+Sport» 1972 ein ganz anderes Gewicht.
Der Zürcher OL wurde professioneller und es wurden
12
klarere Regeln aufgestellt. Die erwähnte Einführung der
OL- Spezialkarte ist dabei nur ein Zeitzeuge von vielen.
Die Organisatoren starteten zahlreiche Experimente mit
der Kategorienbildung. Nationale und internationale Reglemente begünstigten diese Entwicklung. Organisatorisch
versuchte der Zürcher OL in eine neue Ära zu starten. Das
Organisationskomitee wurde umgebildet, neue Funktionen
sollten den Zürcher OL fit für die Zukunft machen.
Der grösste Schweizer Orientierungslauf war zur
Jahrzehntwende ein politisches Thema. Vor allem von
Seiten der Jägerschaft machte sich Widerstand breit.
Sie forderten durch Richtlinien eine stark eingeschränkte Nutzung der Wälder. Die OL-Kommission wehrte sich
mit Erfolg dagegen. 1982 erliess die Volkswirtschaftsdirektion «Empfehlungen und Hinweise für die Durchführung organisierter Veranstaltungen in den Wäldern
des Kantons Zürich» und schuf damit eine Grundlage,
um grosse Auseinandersetzungen unter den Parteien
zu vermeiden. Der Umweltschutz wurde weiterhin heiss
diskutiert. Mit der Bekanntgabe des Austragungsortes
fuhren immer mehr Läuferinnen und Läufer mit dem Auto
zum Zürcher OL. Ein Vorstoss im Kantonsrat, die Austragungsorte wieder geheim zu halten, blieb jedoch erfolglos. Die Einschränkungen nahmen aber zu. So musste
das Organisationskomitee für jede Autofahrt in den Wäldern eine Bewilligung einholen.
Die Entwicklung des Zürcher OLs hielt an. 1981 wurde
endlich die Kategorie «Sie + Er» eingeführt, nachdem bereits in den 1950er-Jahren im OK darüber diskutiert worden war. Ein Blick in eines der Rechnungsbüros in diesen
Jahren zeigte ein klar verändertes Bild – weniger Personen
und die ersten Computer.
13
Kontakte zur Austragungsgemeinde etwa ein Jahr vor
dem Lauf aufgenommen, und zwar in der Regel immer
mit dem Gemeinderatsschreiber. So fand am 20. Dezember 1982 auf der Gemeindekanzlei einer Zürcher Gemeinde
ein erstes Kontaktgespräch zwischen dem Gemeinderatsschreiber dieser Gemeinde, dem Chef des Organisationskomitees und dem Vorsteher des Amtes für «Jugend +
Sport» statt. Die beiden Letztgenannten gewannen ob
den kritischen Fragen des Gemeinderatsvertreters,
aber auch wegen seiner spürbar ablehnenden Haltung
irgendwie das ungute Gefühl, in dieser Gemeinde nicht
ganz willkommen zu sein. Man sah sich dann sofort nach
einem anderen Austragungsort um. Als dieser feststand,
teilte man dies der ersten Gemeinde mit. Wie zu erwarten war, fühlte sich der betreffende Gemeinderatsschreiber «betüpft», reagierte auch entsprechend und stellte
seine ablehnende Haltung in Abrede. Natürlich war die
«ablehnende Haltung» nicht zu beweisen, aber es stellte
sich heraus, dass der Herr Gemeinderatsschreiber selbst
Jagdpächter in der Gegend war.
Konrad Schwitter ist der Verfasser der Chronik «50 Jahre
Zürcher Orientierungslauf» und steuert nachfolgenden Text
über die Problematik des Waldschutzes bei: Bei der Wahl
des Austragungsortes steht am Anfang meist ein Angebot
eines OL-Klubs. Neben den OL-technischen Belangen, wie
geeignetes Gelände und aktuelles Kartenmaterial, wird auch
eine genügende Infrastruktur benötigt.
(Auszug Chronik 50 Jahre Zürcher OL, S. 53f ) Einen
kleinen «Sturm im Wasserglas» gab es bei der Vorbereitung des Laufes 1983. Normalerweise werden die ersten
Maurice Besson
Maurice Besson arbeitete während 30 Jahren beim
Sportamt des Kantons Zürich und zeigte sich während
vielen Jahren für das Amt «Logistik und Bauten» verantwortlich. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm der
Bau einer Brücke im Jahr 1988, als der Zürcher OL in
Marthalen stattfand. Den Bahnlegern kam hier ein Bach in
die Quere. Da die Läufer auf dem Weg zum Ziel einen zu
grossen Umweg hätten zurücklegen müssen, wurde kurzerhand beschlossen, eine Brücke über besagten Bach
zu bauen (siehe Bild Seite 12). Ein solch einzigartiges und
für einen OL unübliches Bauwerk verdiente eine ihm entsprechende, würdige Einweihung. So wurde der Weg über
die Brücke am Tag vor dem Zürcher OL im Rahmen der
üblichen Begehung des Wettkampfgeländes offiziell eröffnet – mit dem traditionellen Durchtrennen eines Bandes.
Ein Wermutstropfen blieb trotzdem, denn die Brücke
musste nach dem Wettkampf wieder abgebaut werden.
14
Winterthur
Egg
Marthalen
Birmensdorf
Bülach
Winterthur
Zürich
Zürich
Uster
Marthalen
Horgen
Rüti ZH
Zürich
Unterstammheim
Rafz
Affoltern a. A.
Rümlang
Winterthur
Zürich
Feuerthalen
Birmensdorf
Uster
Weiach
Effretikon
Andelfingen
Embrach
schön
2’419
Stammheim
Marthalen
Affoltern a. A.
schön
bewölkt
2’625
2’515
Pfungen
Langnau a. A.
schön
schön
3’064
2’797
Uster
Winterthur-Seen
schön
3’135
regnerisch
3’225
Rafz
Regensdorf
schön
regnerisch
3’789
3’134
Henggart
bewölkt
3’500
Embrach
Stammheim
schön
regnerisch
3’606
3’558
Rüti
Langnau a. A.
4’014
regnerisch
schön
Pfungen
schön
4’113
Flurlingen
bewölkt
3’675
3’526
Weiach
Pfäffikon
schön
trocken
4’000
3’450
Dielsdorf
schön
Embrach-Rorbas
schön
3’420
3’020
Winterthur-Seen
Winterthur-Seen
Elgg
Turbenthal
Stammheim
Pfungen
Flurlingen
Bauma
Niederweningen
Elgg
Flurlingen
Pfäffikon
Turbenthal
Weiach
Stammheim
Pfungen
Flurlingen
Bauma
Bülach
Uetikon
Pfungen
Wädenswil
Niederweningen
Rafz / Eglisau
Uster / Fehraltorf
Horgen
Effretikon / Wangen
Affoltern / Mettmenstetten
'42 '43 '44 '45 '46 '47 '48 '49 '50 '51 '52 '53 '54 '55 '56 '57 '58 '59 '60 '61 '62 '63 '64 '65 '66 '67 '68 '69 '70 '71 '72 '73 '74 '75 '76 '77 '78 '79 ''80 '81 '82 '83 '84 '85 '86 '87 '88 '89 '90 '91 '92 '93 '94 '95 '96 '97 '98 '99 '00 '01 '02 '03 '04 '05 '06 '07 '08 '09 '10 '11 '12 '13 '14 '15
'16
Zürich
Konrad
Schwitter
15
1990 – 1999
Die
technische
Revolution
Der Zürcher OL musste mit der Zeit Schritt halten. Funktionäre des Orientierungslaufverbandes sorgten dafür, dass
der Volkslauf den steigenden Anforderungen eines «richtigen» Orientierungslaufs gewachsen war. Sie brachten ihre
Expertisen ein. Die Professionalisierung der Veranstaltung
war nicht zu vermeiden, auch wenn dadurch vielleicht der
Volkssportcharakter etwas verloren ging. Frühere Veranstaltungen waren einfacher zu organisieren. Viele Anpassungen
und Reglementierungen fanden in diesen Jahren Einzug.
Der Zürcher OL hatte es in den 1990er-Jahren nicht
einfach. Die Teilnehmerzahlen stiegen nicht mehr, stabilisierten sich aber auf einem ansehnlichen Niveau. Es mussten neue Wege gefunden werden, um die Veranstaltung für
die Läuferinnen und Läufer attraktiv zu gestalten und etwas
in die Kasse zu bekommen. 1990 kann als Geburtsjahr der
Festwirtschaft am Zürcher OL bezeichnet werden. Was mit
einem Tisch und zahlreichen Kuchen begann, ist heute
eine riesige Festbeiz mit einem breit gefächerten Angebot.
Diskussionen rund um die gesunde Ernährung der Sport16
lerinnen und Sportler hatten bereits in den Vorjahren begonnen. Einig war man sich darin, die Wurst nicht als beste
Sportlerverpflegung zu taxieren. Trotzdem ist die Zürcher
Bratwurst auch heute noch Tradition am Zürcher OL.
Es war das Jahrzehnt der Verbreitung des Computers in den privaten Haushalten und im Geschäftsleben.
Das spürte auch der Zürcher OL. Arbeiteten Anfang der
1980er-Jahre noch rund 50 Personen im Rechnungsbüro,
nahm die Zahl stetig ab. Bereits in den 1990er-Jahren übernahmen die Personalcomputer die meisten Arbeiten. Heute
schaffen es zwei gewiefte Rechenexperten, die Ranglisten
eines Zürcher OLs zu erstellen. Auch das Postenkontrollsystem wurde elektronisch. Als 1994 zum ersten Mal an
einem Weltcuprennen ein solches Postenkontrollsystem
zum Einsatz kam, sollte es noch 6 Jahre dauern, bis auch
die Zürcher OL-Läuferinnen und -Läufer die Lochkarten
weglegten und 2000 erstmals mit einem Chip in der Hand
durch die Wälder liefen.
17
Walter Frei
18 Jahre lang war Willi Schmid für den Zürcher OL im
Einsatz. Wenn er zurückschaut, ist er vor allem froh, dass
in all den Jahren kein gravierender Unfall passierte. Keine Selbstverständlichkeit, wenn man bedenkt, dass an
jedem Zürcher OL in den 1990er-Jahren zwischen 1'800
und 3'300 Läuferinnen und Läufer teilnahmen. Ein Erlebnis wiederholte sich in den angesprochenen 18 Jahren
angeblich fast jährlich. Bei den Besprechungen mit den
Hauswarten erwähnte Willi Schmid immer, wie wichtig es
sei, dass genügend Abfalleimer bereitgestellt würden. Nur
so hätte man die Möglichkeit, herumliegenden Abfall bestmöglich zu verhindern. Schmid wurde regelmässig von
den erfahrenen Hauswarten belächelt. Er konnte mit seiner
Dass Sport Menschen zusammenbringt, ist längst
bekannt. Walter Frei nutzte Anfang der 1990er-Jahre die
positive Wirkung des Zürcher OL. Er war in den Prozess
zur Erarbeitung des Zürcher Waldgesetzes von 1994 involviert. Neben dem Wald- und Forstamt und dem Jagdwesen hatten auch die OL-Läufer ein grosses Interesse
an der Ausarbeitung des Gesetzes, sollte ihres Erachtens
doch die Durchführung von Wettkämpfen eher erleichtert
als erschwert werden. Walter Frei nutzte die Gunst der
Stunde und überzeugte Regierungsrätin Rita Fuhrer, damals Vorsteherin des Volkswirtschaftsdepartements, zu
einer gemeinsamen Teilnahme in der Kategorie «Sie &Er».
Die Namenskombination Rita Fuhrer und Walter Frei auf
positiven Art jedoch die Hauswarte überzeugen. Genützt
hatte dies allen, waren die Hauswarte doch selbst völlig
erstaunt, wie sauber und geordnet dadurch das OL-Volk
die Garderoben verliess. Der Zürcher OL war deshalb
auch im Kleinen ein Vorbild und machte an den Austragungsorten im wahrsten Sinne des Wortes ‘Schule’.
der Startliste sorgte für grosses Erstaunen, dachten viele dabei an ein überraschend sportliches SVP-Gespann.
Vor Ort stellte sich dann aber heraus, dass der OL-Läufer
Walter Frei gar nichts mit dem SVP-Politiker zu tun hatte.
18
Winterthur
Egg
Marthalen
Birmensdorf
Bülach
Winterthur
Zürich
Zürich
Uster
Marthalen
Horgen
Rüti ZH
Zürich
Unterstammheim
Rafz
Affoltern a. A.
Rümlang
Winterthur
bewölkt
regnerisch
2’200
'16
1’958
Feuerthalen
Zürich
schön
1’800
2’400
bewölkt
schön
2’000
Birmensdorf
Uster
Weiach
schön
schön
2’300
2’300
Effretikon
schön
2’400
Andelfingen
gewittrig
3’789
Embrach
Stammheim
bewölkt
2’257
Marthalen
Affoltern a. A.
Pfungen
Langnau a. A.
Uster
Winterthur-Seen
Rafz
Regensdorf
Henggart
Embrach
Stammheim
Rüti
Langnau a. A.
Pfungen
Flurlingen
Weiach
Pfäffikon
Dielsdorf
Embrach-Rorbas
Winterthur-Seen
Winterthur-Seen
Elgg
Turbenthal
Stammheim
Pfungen
Flurlingen
Bauma
Niederweningen
Elgg
Flurlingen
Pfäffikon
Turbenthal
Weiach
Stammheim
Pfungen
Flurlingen
Bauma
Bülach
Uetikon
Pfungen
Wädenswil
Niederweningen
Rafz / Eglisau
Uster / Fehraltorf
Horgen
Effretikon / Wangen
Affoltern / Mettmenstetten
'42 '43 '44 '45 '46 '47 '48 '49 '50 '51 '52 '53 '54 '55 '56 '57 '58 '59 '60 '61 '62 '63 '64 '65 '66 '67 '68 '69 '70 '71 '72 '73 '74 '75 '76 '77 '78 '79 ''80 '81 '82 '83 '84 '85 '86 '87 '88 '89 '90 '91 '92 '93 '94 '95 '96 '97 '98 '99 '00 '01 '02 '03 '04 '05 '06 '07 '08 '09 '10 '11 '12 '13 '14 '15
Zürich
Willi Schmid
19
Annelies Meier
Annelies Meier war weiss Gott keine Gastronomin.
Aber wenn man sie herausfordert, dann zeigt sie noch
heute allen, was in ihr steckt. 1990 sollte das kulinarische
Angebot am Zürcher OL ausgebaut werden. Vielleicht
sollte man eher sagen, es wurde grundsätzlich ins Leben
gerufen. Annelies Meier witterte die Chance, die chronisch
gebeutelte Kasse des Nachwuchskaders aufzubessern.
Also übernahm sie das Zepter, organisierte ein kleines Zelt,
stellte eine Festbank hin und verkaufte Kuchen. Während
mehr als zwei Jahrzehnten kamen Torten, Crèmeschnitten und allerlei Sonstiges dazu. Heute stehen über 100
Kuchen im Angebot. In den Anfängen musste der Freundeskreis von Annelies ebenfalls mitanpacken. Ein Kollege
und gelernter Koch sorgte mit Waschgelten voll Reissalat
für kulinarische Alternativen. Heute übernehmen Gastrobetriebe oder Metzgereien diese Aufgabe. Über die Jahre
entstanden dadurch grosse Traditionen. Wer könnte sich
einen Zürcher OL noch ohne die echten OL-Waffeln vorstellen? Bis heute erfüllt die Festwirtschaft am Zürcher
OL neben der kulinarischen Versorgung einen wichtigen
Zweck. Sie bringt dem Nachwuchskader einen dringend
benötigten Batzen, der für neue Laufdresses, Trainer oder
spezielle Aktivitäten genutzt werden kann.
20
Zürich
Winterthur
Egg
Marthalen
Birmensdorf
Bülach
Winterthur
Zürich
Zürich
Uster
Marthalen
Horgen
Rüti ZH
Zürich
Unterstammheim
Rafz
Affoltern a. A.
Rümlang
Winterthur
bewölkt
regnerisch
2’200
'16
1’958
Feuerthalen
Zürich
schön
1’800
2’400
bewölkt
schön
2’000
Birmensdorf
Uster
Weiach
schön
schön
2’300
2’300
Effretikon
schön
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Andelfingen
gewittrig
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Embrach
Stammheim
bewölkt
2’257
Marthalen
Affoltern a. A.
Pfungen
Langnau a. A.
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Rafz
Regensdorf
Henggart
Embrach
Stammheim
Rüti
Langnau a. A.
Pfungen
Flurlingen
Weiach
Pfäffikon
Dielsdorf
Embrach-Rorbas
Winterthur-Seen
Winterthur-Seen
Elgg
Turbenthal
Stammheim
Pfungen
Flurlingen
Bauma
Niederweningen
Elgg
Flurlingen
Pfäffikon
Turbenthal
Weiach
Stammheim
Pfungen
Flurlingen
Bauma
Bülach
Uetikon
Pfungen
Wädenswil
Niederweningen
Rafz / Eglisau
Uster / Fehraltorf
Horgen
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Affoltern / Mettmenstetten
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21
2000 – 2016
Die
Läuferzukunft
Die Erfolgsgeschichte des Zürcher OL stand auch im
neuen Jahrtausend nicht in Frage. Aber natürlich wurden
die Herausforderungen für die Organisatoren nicht kleiner.
Der Traditionsanlass musste für die Bevölkerung attraktiv bleiben. In den letzten fünfzehn Jahren wurde rund um
den Zürcher OL, und im Orientierungslauf allgemein, einiges unternommen, um die Jugend für den Sport zu begeistern. 2004 lancierte der Schweizerische Orientierungslaufverband, Swiss Orienteering, den sCOOL- Cup und
brachte so den Orientierungslauf in der ganzen Schweiz
in die Schulen. 2015 nahmen über 10'000 Jugendliche an
einer Veranstaltung des sCOOL-Cups teil. Dieser Erfolg
wirkte sich auch auf die Entwicklung am Zürcher OL aus.
Seit 2012 treten am Schlussklassen-Cup Schülerinnen und
Schüler aus dem ganzen Kanton gegeneinander an. Was
mit 12 Klassen begann, ist im Jahr 2015 zu einer beliebten
Kategorie mit fast 100 Schulteams geworden. Die Jugend
für den Orientierungslauf zu begeistern ist bis heute eine
der wichtigsten Aufgaben des Zürcher OL.
Die Organisation einer Sportveranstaltung mit mehreren
hundert oder gar tausend Teilnehmenden ist eine Herkulesaufgabe. Es braucht grosses Engagement von zahlreichen
Leuten mit grossem Know-how. 2005, der Zürcher OL fand
in Horgen statt, stellte der Schweizer OL-Verband zum
ersten Mal den Organisatoren der damaligen Koordinationsstelle Sport des Kantons Zürich einen technischen Delegierten als Wettkampfchef zur Seite. Zuvor gab es eine
eigene OL-Kommission aus den Reihen des Zürcher
Kantonalverbands für Sport. Die Unterstützung insbesondere bezüglich Laufkarte, Bahnlegung und Gesamtkontrolle war Gold wert. Zudem entschied der Kanton
Zürich aufgrund des «UNO - Jahres des Sports und der
22
Sporterziehung», alle Teilnehmenden gratis am Zürcher
OL starten zu lassen. Als sich bis zum Anmeldeschluss
über 2'800 Läuferinnen und Läufer angemeldet hatten,
kam das OK leicht ins Schwitzen.
Drei Jahre später schnupperten die Teilnehmenden
des Zürcher OL Weltcupluft. Im Anschluss an den 67. Zürcher OL am Zürichberg, war das Gelände der Universität
Zürich im Irchelpark Wettkampfstätte des Weltcup-Finals
mit einem Sprint-OL. Im 2009 war dann gar die Zürcher
Innenstadt Schauplatz für Zürcher OL und Weltcup-Final,
wo Schweizer OL-Grössen wie Daniel Hubmann oder
Simone Niggli-Luder beim Zieleinlauf gefeiert wurden. Das
OL-Spektakel im urbanen Gelände sorgte für heisse Diskussionen bei den Organisatoren. Einzelne Exponenten
aus dem OL-Verband äusserten Bedenken bezüglich der
Sicherheit. Glücklicherweise zeigten sich diese im Nachhinein als unbegründet. Der OL ging perfekt über die Bühne
und sorgte für unvergessliche Erlebnisse.
Wenn der Zürcher OL stattfindet, sind Familien unterwegs. Das war früher so und ist heute erfreulicherweise
nicht anders. Es treten Läuferinnen und Läufer jeden Alters in zahlreichen Kategorien an. Da läuft die Grossmutter
mit der Enkelin, der Vater mit dem Sohn, die Freundin mit
dem Freund – der Zürcher OL ist und bleibt eine Volksveranstaltung für jedermann und jedefrau.
23
Rahel Friederich / Roland Werder
und erhielt die Anweisung, sich keinen Schritt zu entfernen. An der nächsten grösseren Weggabelung blieb wieder eine Person mit der gleichen Instruktion zurück. So
arbeiteten sie sich Stück für Stück vor und immer tiefer in
den Wald hinein. Die Rufe in den Wald wurden nicht erwidert. Es blieb auch nach geraumer Zeit still, und die Sorge
um die verschwundenen Mädchen wurde immer grösser.
Bis sie plötzlich auftauchten – auf einem Waldweglein, der
aus einer ganz anderen Richtung kam. Wegen eines Kompassfehlers hatten sie sich verlaufen, bis sie den Fehler
schliesslich bemerkten und glücklicherweise den Weg zurück zur Gruppe fanden. Glücklich und erleichtert fuhren
alle auf ihren Fahrrädern ins Dorf zurück.
schönen Spätsommernachmittag in den «Sackholz» bei
Fehraltorf. Die Posten hatte er bereits am Morgen früh an
verschiedene Wegkreuzungen gesetzt. Start und Ziel befanden sich am gleichen Ort am Waldrand. Die Schüler
konnten immer Wege benutzen und mussten nicht quer
durch den Wald laufen, um die Posten aufzusuchen. Die
knapp 2km lange Bahn war rasch absolviert, doch den
Weg zurück ins Ziel fanden nur sechs der acht gestarteten Schüler. Zwei Mädchen wurden vermisst und blieben
auch nach einer guten Weile verschwunden. Roland Werder versuchte trotz seiner Besorgnis Ruhe zu bewahren
und machte sich mit den Zurückgekehrten auf die Suche
nach den beiden Vermissten. Eine Person blieb beim Ziel
24
Winterthur
schön
1’607
Egg
Marthalen
'16
1’724
schön
schön
1’487
Birmensdorf
schön
1’429
Winterthur
Bülach
1’609
schön
schön
1’380
Zürich
schön
2’028
Zürich
schön
1’733
Uster
Marthalen
schön
schön
2’198
Horgen
schön
2’845
2’057
Rüti ZH
schön
1’924
Zürich
Unterstammheim
schön
2’036
schön
2’150
Rafz
bewölkt
Affoltern a. A.
regnerisch
1’918
2’163
Rümlang
Winterthur
Zürich
Feuerthalen
Birmensdorf
Uster
Weiach
Effretikon
Andelfingen
Embrach
Stammheim
Marthalen
Affoltern a. A.
Pfungen
Langnau a. A.
Uster
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Rafz
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Henggart
Embrach
Stammheim
Rüti
Langnau a. A.
Pfungen
Flurlingen
Weiach
Pfäffikon
Dielsdorf
Embrach-Rorbas
Winterthur-Seen
Winterthur-Seen
Elgg
Turbenthal
Stammheim
Pfungen
Flurlingen
Bauma
Niederweningen
Elgg
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Pfäffikon
Turbenthal
Weiach
Stammheim
Pfungen
Flurlingen
Bauma
Bülach
Uetikon
Pfungen
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Affoltern / Mettmenstetten
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Zürich
Rahel Friederich gehört als Mitglied der OL Nationalmannschaft zu den Spitzenläuferinnen der Schweiz. 2015
war sie mit sechs Schülerinnen und Schülern ihrer Schulklasse erstmals am Schulklassen-Cup dabei. Geübt hatten sie vor allem auf dem Schulareal und kaum im Wald,
weshalb sie vor Ort besorgt war, dass ihr Team den Weg
ins Ziel nicht finden würde. So freute sie sich umso mehr
als alle Teams nicht nur gesund und munter im Ziel ankamen, sondern auch alle Posten gefunden hatten und somit klassiert waren. Anders erging es Roland Werder, der
seinen grössten Schreckmoment bei einem Training für
den Schulklassen-Cup erlebt hatte. Mit einer Gruppe von
vier Knaben und vier Mädchen begab er sich an einem
25
Urs Widler
Marcel Herzig oblag bis 2010 am Zürcher OL die Hauptverantwortung für den Trail-O, der ohne Zeitmessung durchgeführt wird. Da sich in seinem Bekanntenkreis eine Paraplegikerin befand, wollte er diese Art von OL organisieren,
nachdem er an der Swiss-O-Week 1996 erstmals einen
Trail-O gesehen hatte. So hatte der Zürcher OL ab 1997
jeweils auch einen Trail-O. An diesen Läufen nahmen Paraplegiker, Multiple Sklerose- und Cerebral-Betroffene teil.
Die Herausforderung für Marcel Herzig lag insbesondere darin, im Wald passende Wege zu finden und gute, abwechslungsreiche Posten zu gestalten. Die Bahnlegung ist für ein
verhältnismässig kleines Teilnehmerfeld sehr aufwändig.
Nach ein paar verregneten Läufen in der Anfangszeit
Urs Widler (ehemals Flühmann) zählte zu den Spitzenläufern des Schweizer Orientierungslaufs. Mit der Schweizer Staffel gewann er 1991 an der Weltmeisterschaft in der
Tschechoslowakei und 1993 in den USA die Goldmedaille.
Anfangs der Siebziger Jahre bis Mitte der Achtziger Jahre
nahm er regelmässig an den Zürcher Orientierungsläufen
teil. Diese Läufe waren unspektakulär, wie Urs Widler sagt.
Unspektakulär waren sie, weil nicht die sportlichen Ambitionen, sondern der Spass im Vordergrund stand. So
nahm er oft mit Schul- und Studienkollegen teil, die sonst
kaum an Orientierungsläufen anzutreffen waren. Es galt
mit einem originellen Teamnamen aufzufallen. Mit dem
Team «Feuerwehr Oberembrach» gelang es ihm und seinen
musste er gar feststellen, dass Teilnehmende des Trail-O
nur bei gutem Wetter kamen. So wurde 2001 entschieden,
dass die Trail-Os auch von Familien mit Kinderwagen genutzt
werden konnten. Als persönliches Highlight sieht Marcel Herzig den Zürcher OL von 2009, der in der Stadt Zürich stattfand. Der Lauf durch enge Gassen, entlang der Limmat, an
Brunnen, unter Bäumen, vorbei an Beizen und vielen Leuten
war ein besonderes, unvergessliches Erlebnis.
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Winterthur
schön
1’607
Egg
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schön
schön
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Birmensdorf
schön
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schön
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Uster
Marthalen
schön
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Horgen
schön
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Rüti ZH
schön
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Zürich
Unterstammheim
schön
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schön
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Rafz
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Affoltern a. A.
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Rümlang
Winterthur
Zürich
Feuerthalen
Birmensdorf
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Effretikon
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Stammheim
Marthalen
Affoltern a. A.
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Rafz
Regensdorf
Henggart
Embrach
Stammheim
Rüti
Langnau a. A.
Pfungen
Flurlingen
Weiach
Pfäffikon
Dielsdorf
Embrach-Rorbas
Winterthur-Seen
Winterthur-Seen
Elgg
Turbenthal
Stammheim
Pfungen
Flurlingen
Bauma
Niederweningen
Elgg
Flurlingen
Pfäffikon
Turbenthal
Weiach
Stammheim
Pfungen
Flurlingen
Bauma
Bülach
Uetikon
Pfungen
Wädenswil
Niederweningen
Rafz / Eglisau
Uster / Fehraltorf
Horgen
Effretikon / Wangen
Affoltern / Mettmenstetten
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Zürich
Marcel Herzig
Kollegen nicht nur mit dem Namen herauszuragen, sondern
auch mit der Leistung. Ein Platz in den vordersten Rängen
war ihnen gewiss. Am Zürcher OL wirkte Urs Widler nicht
nur als Läufer mit, sondern gelegentlich auch als Bahnleger oder Helfer. So unterstützte er seinen Vater Werner
Flühmann bei seiner langjährigen Tätigkeit als Bahn-Kontrolleur. Die Tradition des Zürcher OL lebte Urs Widler auch
in seiner Familie weiter. Nach einer längeren Abstinenz von
rund 30 Jahren nahm er 2015 wieder am Zürcher Orientierungslauf teil, denn das Wettkampfzentrum befand sich
gerade mal 200m von seinem Zuhause entfernt. Nicht dabei sein kam da nicht in Frage. Die Frage war vielmehr, in
welcher Kategorie starten. Dass seine beiden Kinder in
demselben Team laufen sollten, war für ihn keine Option
und für zwei Familienteams zählten sie zu wenige Läufer.
So entschieden sie sich schliesslich dafür, in der Kategorie
«Sie+Er» zu starten – seine Frau mit dem Sohn (7 Jahre)
und er mit der Tochter (4 Jahre). Das Highlight dieses Laufes war für ihn ein Posten, der sich gerade mal zehn Meter
von seiner Haustüre entfernt befand.
27
Der Kern –
die Helfer
Die Durchführung des Zürcher OL wäre ohne das
grosszügige Engagement von vielen ehrenamtlichen
Helferinnen und Helfern nicht möglich. In den 75 Austragungen zählt der Zürcher OL insgesamt mehr als
55'000 Helfer-Stunden. So stehen durchschnittlich pro
Anlass rund 80 Freiwillige im Einsatz. An dieser Stelle
sprechen wir von Herzen ein grosses Dankeschön an all
diese freiwilligen Helfer und Helferinnen aus.
Altruismus, Substantiv, maskulin - selbstlose Denkund Handlungsweise; Uneigennützigkeit
Dank, Substantiv, maskulin - Gefühl, Ausdruck der Anerkennung und des Verpflichtetseins für etwas Gutes, das
jemand empfangen hat, das ihm erwiesen wurde. Bsp.
Gott sei Dank /vielen, herzlichen, tausend Dank /hab[t]
Dank /jemandem Dank sagen /zu Dank verpflichtet
ehrenamtlich, eine Tätigkeit als Ehrenamt ausübend.
Bsp. eine ehrenamtliche Mitarbeiterin /ehrenamtlich aktiv sein
Helfer/in jemand, der einem anderen bei etwas hilft,
ihn bei etwas unterstützt. Bsp. ein freiwilliger, tüchtiger
Helfer/er war für uns ein Helfer in der Not /sie hat an ihm
einen verlässlichen Helfer
Hilfe, Substantiv, feminin - das Helfen, das Tätigwerden zu jemandes Unterstützung. Bsp. Hilfsmittel / Person,
die bei der Arbeit hilft /Hilfskraft
unersetzlich, nicht ersetzbar. Bsp. unersetzliche Werte, Kunstschätze /ein unersetzlicher (durch nichts auszugleichender) Schaden, Verlust /sie ist eine unersetzliche
Mitarbeiterin, Kollegin /er hält sich für unersetzlich
Volunteer [engl. für: freiwillig] sich freiwillig melden
oder erbieten, freiwillig mittun, besonders als Freiwillige(r)
eintreten oder dienen
wichtig, für jemanden, etwas von wesentlicher Bedeutung [sodass viel davon abhängt]. Bsp. es sind wichtige Persönlichkeiten /etwas für sehr wichtig halten /‘substantiviert’: das Wichtigste
gemeinsam, mehreren Personen oder Dingen in gleicher Weise gehörend, in Gemeinschaft [unternommen, zu
bewältigen]; zusammen, miteinander
28
29
Vom
Zürcher OL
zum Zürcher
Sportfest
Der Zürcher OL kann auf eine lange Geschichte zurückschauen. Der ZKS (Zürcher Kantonalverband für
Sport) und das Sportamt des Kantons Zürich als Organisatoren nehmen das 75-Jahre Jubiläum zum Anlass,
diese Breitensportveranstaltung vielseitiger zu gestalten.
Das Angebot an Sportarten hat sich in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich vergrössert und verschiedenste
Sportverbände und -vereine wurden gegründet. Während
1943, dem Gründungsjahr des ZKS, 14 Sportverbände zum
ZKS gehörten, waren es 1997 bereits 47 und 2016 sogar 63
Mitgliederverbände. Auch die Zahlen von Jugend+Sport
illustrieren dies eindrücklich: Umfasste das Sportförderprogramm des Bundes in seinen Anfangsjahren nach 1972
noch 34 Sportarten, so sind es heute deren 75.* In den
1960 er-Jahren war Sport noch Synonym für ‘Disziplin’,
‘Schweiss’ und ‘Kameradschaft’. Heute sind weitere Beweggründe dazu gekommen, um Sport zu treiben. ‘Gesundheit’, ‘Körpererfahrung’ und das ‘Ausleben von Gefühlen’ sind zentral. Entsprechend haben sich auch neue
Sportarten entwickelt. Sport wird heute nicht mehr nur im
Verein oder in der Schule getrieben. Kommerzielle Sportanbieter oder individuelle Formen der Bewegung haben
an Bedeutung gewonnen.
30
Dieser vielfältigen Sportwelt soll auch am Breitensportanlass des Sportkantons Zürich Rechnung getragen werden. Neben Orientierungslauf bietet die künftige Veranstaltung auch anderen Sportarten die Möglichkeit, am Zürcher
Sportfest – so der neue Name – dabei zu sein. Das Zürcher
Sportfest wird jährlich an wechselnden Orten im Kanton
Zürich durchgeführt. In Zusammenarbeit mit den lokalen
Sportvereinen stehen Spiele und Wettkämpfe in verschiedenen Sportarten im Zentrum, die in Teams absolviert werden können. Der Zürcher OL wird unter der Führung des
Orientierungslaufverbands Zürich und seinen Vereinen weiterhin ein wichtiger Bestandteil bleiben und so die langjährige Tradition dieses Team-OLs weiterführen.
*Quelle: Jugend+Sport, Fachzeitschrift für Leibesübungen der Eidg. Turn- und Sportschule Magglingen,
1972, S. 283 und 1973, S. 102
31