25. September 2016
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Der Sonntag
Die Tür zu Ihrem Tor
am Hochrhein
Von der Bretterbude zur AG
Der BVB war zu stark
>> Unschlagbare Leasingangebote!
Morgenwird die Waldkircher Sick AG 70 Jahre alt.
Sie ist heute das größte Industrieunternehmen in
Südbaden.Dafälltesschwerzuglauben,dassalles
in einer Bretterbude begann. Auch künftigwill
der Sensorenhersteller kräftigwachsen. SEITE 3
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Klammes Erfolgsmodell
Geldnöte, Ermittlungen, schlecht bezahlte Dozenten: Die DUALE HOCHSCHULE macht eine Krise durch
Die Duale Hochschule ist
das erfolgsverwöhnte Lieblingskind unter den Berufsausbildern im Südwesten.
Nun aber fehlt ihr Geld: Lörrach muss ein nie da gewesenes Sparpaket auflegen.
Und es zeigt sich, auf wessen Rücken das Wachstum
finanziert wurde.
RENÉ ZIPPERLEN
Eigentlich könnte sich DHBWRektor Theodor-Karl Sproll auf
den Beginn des Studienjahrs am
1. Oktober freuen: Sein Standort
hat weiter steigende Studierendenzahlen (jetzt mehr als 2200),
kann Geflüchteten ein Studium
ermöglichen, und die Industrie
fragt neue Studiengänge an.
Doch so schlecht sah es noch nie
aus beim Ausbildungspartner
der Industrie: Die Staatsanwaltschaft Heilbronn untersucht, ob
beim Wechsel des Ex-Präsidenten zu Lidl alles mit rechten Dingen zuging, die Vizekanzlerin
hat hingeschmissen, vor allem
aber fehlt ihr plötzlich viel Geld.
Rektor Sproll muss die flexiblen Kosten um 20 Prozent drücken. Dass Professoren nur noch
zweiter Klasse in die Stuttgarter
Zentrale reisen dürfen, ist eher
eine Solidaritätsbekundung, die
Probleme sind handfest: Ein
neuer Studiengang ist abgeblasen, der Ausbau des E-Learning
auf Eis gelegt, Investitionen werden verschoben, das große Sparpaket belastet alle Bereiche.
Die Finanzmisere der auf
neun Standorte und drei Campusse verteilten Hochschule war
schon vergangenen Herbst ausgebrochen, einzelnen Standorten fehlten plötzlich bis zu einer
Million Euro. Dieses Frühjahr beklagten sich 700 Lehrkräfte
Die Duale Hochschule ist in Lörrach wie an anderen Standorten enorm gewachsen – nun bekommt sie Probleme.
beim Wissenschaftsministerium über chronische Unterfinanzierung. Dort zeigt man sich verständnislos, weist doch der neue
Hochschulfinanzierungsvertrag
der DHBW schrittweise bis 2020
zehn Millionen Euro mehr aus.
Sproll zufolge bewegt sich diese
Budgeterhöhung jedoch nur in
der Größenordnung der tariflichen Gehaltssteigerungen. „Wir
betreuen mit demselben Geld
praktisch doppelt so viele Studenten wie vor acht Jahren.“
Für das plötzlich aufgerissene
Finanzloch sind drei Faktoren
verantwortlich. Der wichtigste
ist hausgemacht, doch möchte
man der DHBW deswegen nicht
böse sein. Die Hochschule hat
nach der Stuttgarter Budgetaufstockung zahlreiche befristete
Stellen, vor allem in Verwaltung
und im Assistenzbereich, in un-
befristete umgewandelt. In Lörrach waren das 14. Die Personalkosten sind aber weit stärker gestiegen als angenommen, unter
anderem wegen höherer Pensionsrückstellungen – Geld, das
jetzt in anderen Bereichen fehlt.
Aber hätte eine Hochschule, die
praxisorientiertes Finanzwesen
lehrt, das nicht am Taschenrechner vorher prüfen können?
Dazu kommt: „Ausgabereste“,
Rücklagen aus der Vergangenheit, waren Ende 2014 komplett
aufgebraucht, ein Puffer, der
seither fehlt. Sproll sagt auch,
dass der Wegfall der Studiengebühren nicht vollständig kompensiert wurde. Außerdem kalkuliert das Ministerium mit sinkenden
Studierendenzahlen.
Doch Sprolls Standort wächst
weiterhin um drei Prozent. Andere Standorte ebenfalls. „Wenn
das so weitergeht, müssen wir
Studierende abweisen.“ Das würde gerade den Partnerunternehmen kaum gefallen. „Es ist aber
unsere Aufgabe, den Unternehmen dringend benötigte Fachkräfte zur Verfügung zu stellen.“
–
Das enorme Wachstum
bringt Modell ins Wanken
–
Von den Sparmaßnahmen betroffen ist auch eine große Gruppe der Lehrkräfte. Von den insgesamt 600 Dozenten sind 135
Festangestellte, davon 55 Professoren. Der große Rest sind freie
Lehrkräfte, bei vielen wächst der
Frust. Das Modell DHBW sieht
vor, dass Unternehmen, die ihre
Auszubildenden zum Nebenstudium schicken, Praktiker für den
Unterricht dort freistellen. Das
funktioniert aber wegen des
FOTO: JUNKOV (ZVG)
enormen Wachstums immer
weniger. Bis zu 60 Prozent der
Lehrbeauftragten sollen daher
ohne festen Hauptjob sein, ist
aus Dozentenkreisen zu hören.
Und deren Honorare stagnieren
seit bald 20 Jahren auf einem Niveau, das einer Hochschule
kaum angemessen scheint: 35
Euro pro Stunde erhalten die oft
promovierten Wissenschaftler
für ihre Lehraufträge, Vor- und
Nachbereitung inklusive.
Das Wissenschaftsministerium bemüht sich nach Kräften,
diese Zahlen kleinzureden. Doch
allein an einem Lörracher Lehrstuhl sollen 30 ihr Geld hauptsächlich an der DHBW verdienen. Weil viele von den Jobs abhängen, ist es erstaunlich lange
erstaunlich ruhig geblieben.
Eine Gruppe Lörracher Dozenten hatte sich beim Ministerium
seit 2014 für einen Satz von 45
Euro starkgemacht. „Zwischenzeitlich war sogar Bewegung in
die Sache gekommen, und man
wollte 42 Euro anbieten“, sagt einer von ihnen. Doch dann kam
die Finanzkrise.
Außerdem beharrt das Wissenschaftsministerium auf einem offenbar praxisfern gewordenen Standpunkt aus den
Gründertagen der DHBW: Das
Modell sehe vor, dass Praktiker
Wissen „aus der aktuellen Arbeitswelt“ vermitteln. „Daher
entspricht es weder den Vorgaben des Landeshochschulgesetzes noch der Ausbildung an der
DHBW, dass Lehrbeauftragte ihren Lebensunterhalt maßgeblich durch ihre Lehrtätigkeit an
der DHBW verdienen.“
Offenbar finden sich aber
nicht mehr genügend Firmen,
die ihre Praktiker für die Lehre
an der DHBW freistellen, die
auch immer stärker auf Rentner
zurückgreift. Und selbst wenn:
Die entsprechende Verwaltungsvorschrift des Finanzministeriums sieht für Lehrbeauftragte
bei nebenberuflichem Unterricht bis zu 55 Euro vor, in „Mangelbereichen“ sogar 65 Euro.
Rektor Sproll würde seinen
Dozenten gerne entgegenkommen, sagt er. Doch eine Erhöhung „würde die verfügbaren
Mittel sprengen“, wohl um etwa
1,2 Millionen Euro.
Die DHBW sucht nun Geld bei
Stiftungen und Unternehmen,
will aber auch politisch nicht lockerlassen. „Auf Strecke brauchen wir mehr Geld, um die Qualität zu halten“, sagt Sproll. Und
er kann sich auch einen anderen
Weg vorstellen: „Ich war immer
der Meinung, dass für Studierende der DHBW, die ja Geld verdienen, Studiengebühren kein
Problem sind. Kann das bei uns
ein Tabu bleiben?“
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2 AUS DER REGION
Abstimmung über
ambitionierte Ziele
Schweiz könnte heute neue KLIMAPOLITIK wählen
Der Befund ist eindeutig: Verhielte sich die gesamte Welt wie
die Schweiz, bräuchte es drei Erden, um den Hunger nach Rohstoffen und Energie zu befriedigen und Müll und Umweltschäden zu verkraften. Weil es aber
nur eine gibt, haben die Schweizer Grünen 2012 die Initiative
„Grüne Wirtschaft“ lanciert,
über die heute abgestimmt wird.
Ziel ist eine ambitionierte Umwelt-, Ressourcen- und Klimaschutzpolitik, die Verbrauch und
Verschmutzung bis 2050 in etwa
auf ein Drittel reduziert.
Der Initiative zufolge ist die
Schweiz weniger sauber, als sie
wirkt: Kein Land in Europa (außer Dänemark) produziere so
viel Müll, 2015 waren das pro
Kopf 730 Kilogramm, 28 mehr
als im Vorjahr (Deutschland ist
mit 617 Kilogramm drittschlechtestes EU-Land). Rund die Hälfte
davon werde verbrannt. Die Umweltbelastung durch Schweizer
Konsum entstehe zu 70 Prozent
bei der Produktion im Ausland.
Regierung und beide Parlamentskammern lehnen die Initiative ab, und die Zustimmungswerte in den Umfragen
sind von einst 70 Prozent vergangene Woche auf unter 40
Prozent gefallen. Lag die Zustimmung in der französischsprachigen Schweiz bei 50, waren es in
der Deutschschweiz nur 39 Prozent. Denn obwohl der mächtige
Verband Economiesuisse anfangs Sympathien zeigte, hat er
mit liberalen und (rechts-)bürgerlichen Parteien gewaltig mobilgemacht und regelrecht
Angst geschürt vor „Grünem
Zwang“: Schweizer müssten in
kleinere Wohnungen ziehen, kalt
duschen und in dicken Pullis auf
dem Sofa sitzen, dürften kaum
noch Fleisch essen oder müssten
zu Hause urlauben. Wirtschaftlich ginge sowieso alles vor die
Hunde, wenn sich die gutmeinenden grünen Spinner durchsetzten. Da fiel erstaunlich auf,
dass Pharma-Erbe und Roche-Vizepräsident André Hoffmann
kürzlich seine Unterstützung
der Initiative bekundet hat.
Initianten und Unterstützer
von SP bis EVP verweisen darauf,
dass die Schweiz sich lediglich
auf ähnliche Ziele verpflichten
soll wie die EU oder das Pariser
Klimaabkommen – das blickt
aber nur auf die Erderwärmung.
Einen weiteren wichtigen Unterschied gibt es: In der Schweiz
würde mit Annahme der Nachhaltigkeits-Initiative die Absichtserklärung zum Verfassungsartikel: „Bis ins Jahr 2050
wird der ,ökologische Fußabdruck’ so reduziert, dass er auf
die Weltbevölkerung hochgerechnet eine Erde nicht überschreitet.“
Diese Maßeinheit, die Ressourcenverbrauch auf Fläche
umrechnet, gilt den Gegnern als
unwissenschaftlich, ist aber
auch bei Umweltschützern nicht
unumstritten. Nicht zuletzt, weil
die Methodik des Global Footprint Networks in Industriestaaten den CO2-Ausstoß zum dominanten Faktor macht – und der
Fußabdruck in den Augen von
Kritikern nicht alleinige Kenngröße für Nachhaltigkeit sein
RENÉ ZIPPERLEN
dürfe.
Plakatkampagne des Wirtschaftsverbandes Economiesuisse, der die
FOTO: DS
Umweltinitiative ursprünglich guthieß.
KURZ GEFASST
KRIPO SUCHT ZEUGEN
graue, über den Ohren kahl
geschorene Haare, die auf dem
Potenzieller sexueller Kopf länger waren, trug
Übergriff im Februar Schnauzbart und eine hellblaue
Lederjacke. Er habe „Deutsch
Die Lörracher Kripo beschäftigt mit unbekanntem Dialekt“ geein Fall vom Februar, von dem
sprochen. Laut Opfer befand
sie erst mit Verspätung erfahsich an seinem Auto ein WTren hat, heißt es in der PresseKennzeichen. Die bisherigen
mitteilung. Demnach sei eine
Ermittlungen der Kripo haben
36-Jährige am Donnerstag, 18.
keine Spur ergeben, weshalb
Februar, um 20.35 Uhr zu Fuß
Zeugen gebeten werden, sich
nach Hause gegangen. Auf Hö- zu melden. Nach dem Übergriff
he der Grundschule Tumringen sei die Frau zum Park&Ridehabe sie ein Autofahrer aufParkplatz gegangen, wo neben
dringlich angesprochen, erneut einem VW-Bus mit „Traumfänbei der Unterführung der A98. gern“ im Innenraum und „LÖDort sei es zu einem sexuellen MS ...“-Kennzeichen ein Mann
Übergriff gekommen, bei dem und eine Frau mit Schäferhund
das vermeintliche Opfer den
gestanden hätten. Hinweise
Angreifer heftig im Gesicht
nimmt die Kripo Lörrach unter
gekratzt habe. Der potenzielle
der Telefonnummer 07621DS
Täter ist 40 bis 50 Jahre alt, hat 1760 entgegen.
BERGRETTER IM EINSATZ
Frau stürzt sechs Meter tief
Am Kletterfelsen in Albbruck kam es am Mittwochnachmittag
zu einem Kletterunfall, bei dem ein internationales Großaufgebot an Rettern im Einsatz war: Eine 34-Jährige war beim
Vorsteigen einer Kletterroute aus einer Höhe von circa sechs
Metern abgestürzt und hatte sich dabei schwerste Verletzungen
an beiden Beinen zugezogen. Wegen des sehr schwer zugänglichen Geländes forderten die Bergretter der Ortsgruppen
Höchenschwand, Bernau und Todtmoos einen Rettungshelikopter zur Windenbergung nach, Luftretter der Bergwacht
und ein Notarzt seilten sich an der Unfallstelle ab. Nach der
Erstversorgung wurde die Verletzte mit dem Schweizerischen
DS
Rettungshelikopter in die Klinik nach Freiburg geflogen.
Der Sonntag · 25. September 2016
Im Spannungsfeld
Schweiz entscheidet heute per Volksabstimmung über das NACHRICHTENDIENSTGESETZ
In der Schweiz wird heute
in einer Volksabstimmung
über ein neues Nachrichtendienstgesetz abgestimmt. Dabei geht es vor
allem um die Frage, ob und
wie Überwachung funktionieren soll. Eine große Debatte dazu blieb jedoch im
Vorfeld aus.
DANIEL WEBER
Der schweizerische Geheimdienst, der sogenannte Nachrichtendienst des Bundes (NDB),
darf sich nach der geltenden Gesetzgebung nur auf öffentliche
Quellen sowie auf Informationen anderer Behörden stützen.
Das Eindringen in Computer
und die Telefonüberwachung ist
ihm im Inland untersagt. Mit
dem neuen Nachrichtendienstgesetz (NDG), über das heute abgestimmt wird, soll sich das ändern. Die Schweiz verfüge angesichts der aktuellen Bedrohungen über keinen ausreichenden
Schutz mehr und die geltenden
gesetzlichen Grundlagen müssten an die immer komplexeren
und unberechenbareren Umstände angepasst werden, heißt
es dazu in einer Mitteilung der
Regierung, die das Gesetz im Juni verabschiedete.
Nehme man alle Vorbereitungen dazu, stecken rund zehn Jahre Arbeit in diesem Gesetz, rechnet Markus Schefer vor. Eine lange Zeit, um darüber einen öffentlichen Diskurs zu führen, findet
der Schweizer Rechtswissenschaftler. „Doch den gab es nicht.
Dabei wäre es sehr wichtig gewesen, eine längere öffentliche Diskussion über dieses Thema zu
haben“, so der Professor für
Staats- und Verwaltungsrecht an
der Uni Basel. „Die Parlamentarier waren ob der fehlenden Debatte nicht sensibilisiert für das
Thema, die meisten hatten keine
Ahnung, welchem Entwurf sie da
zustimmen, obwohl es ein absolut wichtiges Gesetz ist“, so der
51-Jährige, der sich jüngst in einer seiner wissenschaftlichen
Publikationen mit Nachrichtendienst und Datenschutzaufsicht
beschäftigte.
Die Thematik, über die die
Schweizer heute entscheiden, ist
In Serverschränke können sichtbar Kabel gesteckt und unsichtbar Daten gesammelt werden.
eine essenzielle unserer Zeit: Es
geht um die Befugnisse eines
staatlichen Apparates inmitten
des Spannungsfeldes zwischen
Bedrohung durch Terrorismus
auf der einen und dem staatlichen Eingriff in die Privatsphäre
auf der anderen Seite. „Besserer
Schutz der Schweiz bei gleichzeitiger Wahrung der individuellen
Freiheit“, umschreibt die Regierung das NDG, das neue Überwachungsmaßnahmen vom digitalen Datensammeln bis zur Wanze in der Wohnung vorsehe. Diese würden
jedoch
strikt
beschränkt und einem mehrstufigen richterlichen und politischen Genehmigungsverfahren
unterstellt.
–
Kritik an
unabhängiger Aufsicht
–
Rechtswissenschaftler Schefer
sieht das anders: „Es werden
nicht alle Instrumente genutzt,
um zu verhindern, dass mit unlauteren Motiven oder mit falscher Motivation willkürlich in
die Privatsphäre von Leuten eingegriffen wird.“ Wieder bringt er
die Medien ins Spiel. Während
diese in der Politik eine Wächterfunktion innehaben, fehlt ihr
diese in Sachen Nachrichtendienst. Weil hier alles geheim sei.
„Also ist es umso wichtiger, dass
es bei rechtsstaatlich derart
heiklen Eingriffen, wie sie der
Nachrichtendienst vornimmt,
eine gut funktionierende, wirkungsvolle und vor allem unabhängige Aufsicht gibt“, so Schefer. Diese müsse mit unabhängigen Personen besetzt sein, die
nicht mit Nachrichtendienstleuten in der gleichen Kultur stecken. „Aber das Gesetz kennt zu
wenig Unabhängigkeit der Aufsichtsbehörde. Es ist nicht sichergestellt, dass sie über die
notwendigen Ressourcen verfügen wird. In einigen Bereichen
ist sie grundfalsch ausgestaltet,
und hat zu wenig Weisungsbefugnis.“ Obwohl er nicht grundsätzlich dagegen sei, ein solches
Gesetz zu verabschieden, werde
er bei dieser Volksabstimmung
Nein ankreuzen.
Etwaige Vergleiche mit dem
amerikanischen Geheimdienst
NSA, der in der Vergangenheit
für negative Schlagzeilen sorgte,
schiebt Schefer zur Seite. „Die
NSA verfügt über ganz andere finanzielle, personelle und technische Möglichkeiten. Das ist kein
vernünftiger
Vergleichsmaßstab, weder im Positiven noch im
Negativen.“
Mit digitaler Ausspähung, wie
sie in der Schweiz mit dem NDG
möglich werden soll, kennt sich
Lukas Rosenthaler aus. Er ist Spezialist in digitalen Geisteswissenschaften und lehrt ebenfalls
an der Uni Basel. „Ich bin da sehr
differenziert und versuche es
von allen Seiten aus zu sehen“,
sagt der 56-Jährige, der ein natio-
FOTO: DPA
nales Datenzentrum für geisteswissenschaftliche Forschungsdaten leitet. „Eine gewisse Überwachung ist heutzutage durchaus notwendig. Aber diese
Überwachung muss streng kontrolliert werden, und da habe ich
meine Zweifel, so wie das Gesetz
angelegt ist“, sagt er nach langem
Überlegen und fügt hinzu, dass
dieses Gesetz ein Zeichen dafür
sei, dass der Terrorismus bis zu
einem gewissen Punkt sein Ziel
erreicht habe. „Weil wir damit
unsere freiheitliche demokratische Gesellschaft selbst unterminieren.“
Rosenthaler macht in der Gesellschaft ein „Abstumpfen“ aus.
Den meisten Menschen sei zu
wenig bewusst, wie eine solche
Überwachung
funktioniere.
„Man denkt, Facebook und Google wissen doch sowieso alles
über mich, und als ehrlicher Bürger habe ich ja ohnehin nichts zu
befürchten.“
Dann erinnert er an das Jahr
1989 und den Fichenskandal. Damals kam heraus, dass in den
Schränken der Schweizer Bundespolizei über eine Million Karteikarten, sogenannte Fichen,
und tausende Akten lagerten,
auf denen Informationen zu
Schweizer Bürgern zusammengetragen waren. Schnüffelstaat
Schweiz hieß es damals. Die Aufregung war riesig. „Aber das ist ja
schon lange her“, so Lukas Rosenthaler.
WAR NOCH WAS?
Die Woche vom 19. bis 24. September
Dienstag
In der Nacht zum Mittwoch wurde in acht Gartenhütten und in
die Gemeinschaftshütte der
Laubenpieper Rheinwiese im
Murger Weg EINGEBROCHEN.
Die Türen wurden aufgehebelt,
teilt die Polizei mit, und die Hütten nach Wertsachen durchsucht. Noch ist nicht bekannt,
was gestohlen wurde, da noch
nicht alle Gartenhüttenbesitzer
befragt wurden.
Mittwoch
Zum Geburtstag andere beschenken: Einen BEWEGUNGSPARCOURS für Erwachsene
schenkt die Bürgerstiftung
Rheinfelden der Stadt – anlässlich des zehnten Geburtstages
der Stiftung. Ab sofort kann im
Herbert-King-Park nach Herzenslust gesportelt werden.
In Lörrach probt man derweil
mal wieder den Aufstand: Der
zweite TAG DER DEMOKRATIE
steht auf dem Programm. Es ist
der Tag des Jahres, an dem Gus-
Als Oberbürgermeister muss man sich ganz schön abstrampeln: Klaus
Eberhardt ( links) und Bürgerstiftungsvorsitzender Norbert Dietrich bei
FOTO: INGRID BÖHM-JACOB
der Einweihung des Bewegungsparcours.
tav Struve in Lörrach die Republik ausrief. 168 Jahre später
steht wieder ein mitreißender
Redner auf dem Balkon: Der ehemalige Ulmer Oberbürgermeisters Ivo Gönner hält eine Ansprache, die wohl ganz im Sinne Stru-
ves gewesen wäre.
Donnerstag
Die 2012 entstandene Initiative
MURG IM WANDEL, die sich für
eine hohe Lebensqualität bei
niedrigerem Energie- und Ressourcenverbrauch und den sozialen Zusammenhalt in der Gemeinde einsetzt, wurde vom
Netzwerk-21-Kongress 2016 in
der Kategorie Initiativen nominiert. Der zehnte Bundesweite
Netzwerkkongress für lokales
Nachhaltigkeitsengagement
steht unter dem Titel „Globale
Nachhaltigkeitsziele – von der
UN ins Quartier“. Nach den Ehrungen durch Sun 21 im Sommer
2015 und die Werkstatt N des
Nachhaltigkeitsrats im Januar
2016 hoffen die Murger nun auf
die nächste Auszeichnung: Beim
zweitägigen Kongress mit Preisverleihung Ende Oktober in
Dortmund zählt die Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Barbara Hendricks (SPD), zu
den Referenten. „Natürlich sind
wir ein bisschen stolz darauf,
dass die Arbeit unserer Initiative
wieder bundesweit gewürdigt
wird“, schreibt Sprecher Karl
Geck namens des Vernetzungsteams von Murg im Wandel in eiDS
ner Mitteilung.
DIE DRITTE SEITE 3
Der Sonntag · 25. September 2016
„Er würde staunen“
Tüftler, Unternehmer, Idealist: Vor 70 Jahren gründete ERWIN SICK die Sick GmbH – das heute größte Industrieunternehmen Südbadens
AG. Doch die, sagt der frühere
Chef der IG Metall Freiburg, Hermann Spieß, fiel nicht vom Himmel. „Dazu gehören immer Arbeitgeber und Arbeitnehmer.“
Sowie ein starker Betriebsrat.
1994 erkämpfte die IG Metall die
Tarifbindung des Stammwerks.
Es folgten die Werke in Reute,
Donaueschingen und an anderen Standorten. Spieß, der heute
noch für die Arbeitnehmer im
Aufsichtsrat sitzt, schätzt, dass
mit den Vorständen immer ein
Gespräch möglich ist.
KLAUS RIEXINGER
Z
wanzigtausend Mark Wirtschaftsförderung hat Waldkirch das größte industrielle Unternehmen Südbadens beschert. Als das Regierungspräsidium Freiburg 1954 das Geld für
den Tüftler und Unternehmer
Erwin Sick bewilligte, schwebte
dem ein „gesunder Mittelbetrieb
mit 80 bis 100 ausgesuchten
Kräften“ vor. Heute, zum 70-jährigen Bestehen, hat die Sick AG
weltweit mehr als 50 Tochterunternehmen und 7 500 Mitarbeiter. Sick ist einer der Weltmarktführer für die Herstellung von
Industriesensoren und durchbrach 2013 beim Umsatz die Eine-Milliarde-Euro-Grenze. Die
visionären Ideen und Prinzipien
von Erwin Sick aber bestimmen
auch 28 Jahre nach seinem Tod
die Geschicke des Unternehmens.
S
D
as Kriegsende 1945 war für
Erwin Sick wie ein Befreiungsschlag. Ein Studium
war dem technikbegeisterten
Mann in der NS-Diktatur verwehrt geblieben, weil er sich geweigert hatte, dem NS-Hochschulbund beizutreten. So besuchte der gebürtige Heilbronner nach einer Optikerlehre die
Fachschule für Feinmechanik
und Optik in Göttingen. Anschließend arbeitete er in der
Rüstungsindustrie an militärtechnischen Geräten wie Zielfernrohren. „Er hatte deshalb am
Ende des Krieges einen detaillierten Wissensstand “, sagt Robert Bauer, der heutige Vorstandschef der Sick AG. Aber Sick
hatte auch eine Abneigung gegen Militärtechnik entwickelt. Er
wollte nur dem Wohl der Menschen dienen. Noch heute übernimmt das Waldkircher Unternehmen keinen Auftrag aus der
Rüstungsindustrie.
Angefangen hat Sicks Unternehmerkarriere in einer Baracke
im zerbombten München 1946.
Aus heutiger Sicht wirkt die Episode wie ein Gründungsmythos.
Ein Foto von damals zeigt Erwin
Sick mit nacktem Oberkörper
vor einer Wäscheleine beim
Holzspalten neben der Bretterbude. Zunächst hielten sich Erwin Sick und seine Frau Gisela
mit selbst gebauten Radios über
Wasser. Doch schon bald hatte
Sick eine wegweisende Idee, mit
der er den Grundstein für seinen
späteren Erfolg legte: 1951 präsentierte er das Modell eines
Lichtvorhangs zur Vermeidung
von Arbeitsunfällen an Maschinen. Noch bevor der Jungunternehmer in der Lage zur Serienproduktion war, gab es Aufträge
von Firmen wie Daimler Benz.
Sick brauchte dringend Geld, um
eine Produktion aufzubauen.
Doch Bayern wollte nicht helfen.
So nutzte Sick seine Kontakte zu
Unternehmen in Baden, um die
Landesregierung für einen Zuschuss zu gewinnen – und hatte
Tüftler Erwin Sick an seinem Schreibtisch in Waldkirch.
damit Erfolg. Baden-Württemberg erkannte wohl das Potenzial und zahlte obendrein 5 000
Mark für den Umzug aus München. Erster Standort in Baden
war Oberkirch. Aufgrund der beengten Verhältnisse zog das Unternehmen zwei Jahre später –
jetzt bereits mit 25 Beschäftigten
– nach Waldkirch um.
die Unternehmenssparte Umweltschutz geschaffen, lange bevor das Thema die Politik erreichte. Auch dieser Markt ist bis
heute weltweit fast unbegrenzt.
„Es gibt zwar bei einzelnen Produkten
Wachstumsgrenzen“,
sagt Robert Bauer, „aber es entstehen ständig neue Produkte.“
Dafür investiert das Unternehmen zehn Prozent des Umsatzes
ie Sicherheitstechnik ist in Forschung und Entwicklung.
bis heute Standbein der Mittlerweile umfasst die Palette
Sick AG geblieben. Doch 40 000 Produkte. Neun MillioSensoren sind vielseitig einsetz- nen Teile verkauften die Waldkirbar. Sie bewahren Arbeiter da- cher 2015. Die Konkurrenz insbevor, sich die Hand in der Presse sondere in China sei zwar härter
zu zerquetschen, sie können Be- geworden, sagt Bauer, doch Sorsucher im Louvre dagen macht sich der
von abhalten, die
55-Jährige keine: Die
Mona Lisa zu berühSick AG kopieren –
ren, und sie erkendas sei schlicht unnen, ob alle Flaschen
möglich.
in einer automatiMit der Industrie
4.0 – der digitalen
schen Abfüllanlage
mit einem Deckel
Vernetzung von Maschinen und Fabriversehen sind. Der
„Die Sick AG
erste Auftrag kam
ken, die sich dann
vom Maschinenbau- kopieren – das ist selbst steuern – hat
er Alpma, der Käse- nicht möglich.“ sich für das 1996 in
eine AG umgewanVerpackungen herRobert Bauer,
delte Unternehmen
stellt. Die Sick-LichtVorstandschef
ein neues Geschäftsschranke sorgte dafür, dass die Schachteln an der feld aufgetan. Seit zwölf Jahren
richtigen Stelle geschnitten wur- ist es an dem Thema dran. Bauer
den.
rechnet damit, dass die Industrie
Die Einsatzmöglichkeiten für 4.0 erst in 30 bis 40 Jahren in InSensoren sind fast unerschöpf- dustrieländern voll entwickelt
lich. Die bei Sick meist kleinen ist. Es ist also ein Wachstumsblauen Apparate verleihen Ma- markt wie der Umwelt- oder Unschinen menschliche Sinne: Se- fallschutz. Allerdings muss noch
hen, Hören, Gleichgewicht, Füh- die Gefahr des Datenmisslen, Schmecken und Riechen. brauchs gebannt werden, gibt
Der letztgenannte Sinn brachte Bauer zu bedenken.
Erwin Sick 1958 zu einer weiteren
bahnbrechenden Idee: Er melderwin Sick war bewusst, dass
te das Patent für eine VorrichAusbildung und Wissen seiner Mitarbeiter die Subtung zur Überwachung von
Rauchdichte und Staub in Indus- stanz seines Unternehmens
trieschornsteinen an. Damit war sind. „Er wollte nicht in Steine investieren, sondern lieber in Forschung“, erinnert sich Richard
Leibinger, bis 2015 langjähriger
Oberbürgermeister in Waldkirch, der dann trotzdem einige
Male mit Sick wegen Erweiterungen verhandelt hat. Heute sind
auf dem Areal der Sick AG viele
Architekturstile der vergangenen Jahrzehnte vertreten. Sorgen machte man sich aber in
Waldkirch, ob es Sick mit der Forschung nicht ein wenig übertreibt. Das betraf das 1960 gegründete Forschungsinstitut für
Automatisierungstechnik
in
München. Die dort angestellten
weit über 100 Ingenieure verschlangen ihrer Meinung nach
Klein, aber effektiv: Ein Sick-Sensor überwacht eine Abfüllanlage.
D
E
FOTOS: SICK AG/ZVG
viel zu viel Geld. Und sie beschäftigten sich auch mit Projekten
wie der Begrünung Afrikas – eine
Vision Sicks, aus der nie etwas
wurde. Zwei Jahre nach Sicks Tod
wurde das Institut in München
aufgelöst, das Unternehmen
kam in geordnetere Bahnen.
E
rwin Sick starb am 3. Dezember 1988 im Domizil
auf Fuerteventura an einem
Herzinfarkt. Nur wenige Stunden später schickte Gisela Sick
ein Fax in die Firmenzentrale
nach Waldkirch und versicherte
Geschäftsführung und Mitarbeitern, dass sie das Lebenswerk ihres Mannes weiter führen werde.
1992 verlegte Gisela Sick ihren
Erstwohnsitz von Bayern nach
Waldkirch. In den Anfangsjahren
hatte sie die Buchführung übernommen, jetzt machte sie das
Unternehmen zu ihrem Anliegen – und sie engagiert sich für
Sozialprojekte in der Stadt, wie
Alt-OB Leibinger berichtet. Vor
fünf Jahren wurde sie Ehrenbürgerin Waldkirchs. Das Unternehmen leiten seit dem Tod Erwin
Sicks Geschäftsführer, die Familie ist im Aufsichtsrat vertreten,
und sie hält 95 Prozent am Unternehmen. Leibinger spricht in
den höchsten Tönen von den Geschäftsführern. Bauer bezeichnet er sogar als „Glücksfall“.
Selbst die IG Metall lobt die
Unternehmenskultur der Sick
ick hat sich schon früh das
Ziel gesteckt, jedes Jahr um
zehn Prozent zu wachsen.
2009 wurde diese Vorgabe grandios verfehlt. Es war das Jahr der
weltweiten Finanzkrise. Von
jetzt auf gleich fehlten 150 Millionen Euro Umsatz. „Wir hatten
plötzlich 1 000 Mitarbeiter zu
viel“, sagt Robert Bauer. Doch
über diese Misere halfen Sick
zwei Dinge hinweg: die deutsche
Kurzarbeiterregelung, die es
dem Unternehmen – wie vielen
anderen – erlaubte, die Belegschaft zu halten. Und der Umstand, dass China just in diesem
Jahr die Löhne anhob und damit
seine Marktposition schwächte.
Was folgte, waren die stärksten
Zuwächse in der Unternehmensgeschichte. Die Floskel „gestärkt
aus der Krise hervorgehen“ wurde bei Sick Wirklichkeit. 2009
zählte das Unternehmen 5 000
Mitarbeiter, heute sind es 7 500.
Der Umsatz stieg von 750 Millionen Euro auf heute fast 1,3 Milliarden Euro.
Würde Erwin Sick sein Unternehmen heute noch erkennen?
„Das ist eine gute Frage“, sagt
Bauer, „er würde jedenfalls staunen.“ Gisela Sick (94) will darauf
morgen in ihrem Festvortrag
eingehen. Zu den Gästen wird
auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann gehören.
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Die Preise in den Ländern der Eurozone fallen wegen des niedrigen Ölpreises erst
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TAGESSP
Frischer Glanz für Blaue Brücke
BRÜSSEL (AFP/dpa/bür). Wegen des
Ölpreisverfalls sind die Lebenshaltungskosten in der Eurozone erstmals
seit mehr als fünf Jahren zurückgegangen. Wie das Statistikamt Eurostat in einer ersten Schätzung mitteilte, verringerten sich die Verbraucherpreise in
der Währungsunion um 0,2 Prozent.
In Deutschland gab es demnach allerdings noch keinen Preisrückgang. Die Inflationsrate lag laut Statistischem Bundesamt aber nur noch bei 0,2 Prozent und damit dem tiefsten Wert seit fünf Jahren.
Die Gefahr einer für die Gesamtwirtschaft gefährlichen Deflation sieht der
Präsident der Deutschen Bundesbank,
Jens Weidmann, so oder so noch nicht:
„Eine für einige Monate unter null liegende Inflationsrate stellt für mich noch keine Deflation dar.“ Ein solcher Preisverfall
liege erst dann vor, wenn es zu einer sich
selbst verstärkenden Abwärtsspirale aus
negativen Inflationsraten, Rückgängen
der Wirtschaftsleistung und Lohnsenkungen auf breiter Front komme.
Der jetzt von Eurostat festgestellte
Preisrückgang in den Ländern der Eurozone ist zunächst allein auf den Absturz
des Rohölpreises zurückzuführen. Hingegen stieg die Kerninflation — also die Rate
ohne Energie, Nahrungs- und Genussmittel — sogar leicht auf 0,8 Prozent.
Dennoch dürften die sinkenden Preise
in der Eurozone den Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi,
darin bestärken, rasch mit neuerlichen
Eingriffen am Finanzmarkt die Gefahr einer Deflation abzuwehren. Die EZB
warnt davor, dass Verbraucher in der Hoffnung auf noch weiter sinkende Preise Anschaffungen zurückstellen könnten.
Diese Konsumzurückhaltung könnte
dann Unternehmen veranlassen, weniger
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Lebenshaltung wird billiger
Die Preise in den Ländern der Eurozone fallen wegen des niedrigen Ölpreises erstmals seit 2009
BRÜSSEL (AFP/dpa/bür). Wegen des
Ölpreisverfalls sind die Lebenshal-
selbst verstärkenden Abwärtsspirale aus
negativen Inflationsraten, Rückgängen
zu investieren oder gar ihre Produktion
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Aber sitzen die Schwaben bald auf dem Trockenen? / Von Stefan Hupk
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MUSIK
DJ Jörg Höhne
DJ Uli Zwahlen
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Baden ist immer gut
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Flüchtlinge im Mittelmeer
ROM/BERLIN (dpa). Zum zweiten Mal
innerhalb weniger Tage hat Italiens Küstenwache im Mittelmeer einen führerlosen Frachter mit hunderten Flüchtlingen
in Sicherheit gebracht. Die unter der Flagge Sierra Leones fahrende Ezadeen mit etwa 450 Migranten an Bord sollte in den
Hafen der kalabrischen Stadt Corigliano
Calabro geschleppt werden. Mitte der
Woche hatten die Behörden den Frachter
Blue Skyy M mit knapp 800 Menschen an
Bord auf hoher See gestoppt und an Land
begleitet. Das neue Phänomen der „Geisterschiffe“, die ohne Besatzung, aber vollgepfercht mit Flüchtlingen ihrem Schicksal überlassen werden, zeige einen „neuen Grad der Grausamkeit“, stellte die EUGrenzschutzagentur Frontex fest. Dass
Schleuser nun statt kleiner Boote ältere
Handelsschiffe mit besserer Seetauglichkeit einsetzten, seii ein Versuch, ihr krimiWinter
nter zu betreinelles Geschäft auch im Wi
ben. Die Gewinnspannen seien enorm.
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Bad Säckingen, Schlosspark
4 AUS DER REGION
Der Sonntag · 25. September 2016
Rente 2.0
GESICHT DER WOCHE
FELDBERG-RANGER ACHIM LABER
Naturschutz ohne Zeigefinger
S
chreibtischarbeit ist nicht de und „nicht erst im Alter,
so sein Ding. Achim Laber, wenn man aufgrund seiner lanFeldberg-Ranger und geo- gen Zugehörigkeit etwas verliegrafisch gesehen Baden-Würt- hen bekommt“.
tembergs höchster LandesSeit mehr als 25 Jahren ist
beamter, ist viel
Achim Laber als
lieber draußen auf
Feldberg-Ranger
seinem Berg. Und
im Dienst. Ohne
so geschah es, dass
ihn kann man sich
die Post des Bunden Berg nicht
desverbandes Bemehr vorstellen –
ruflicher Naturdie beiden gehöschutz flugs im Paren einfach zupierkorb landete
sammen. Aus
und Achim Laber
dienstlichem Anum ein Haar nichts
lass musste der
von seiner AusFeldberg-Ranger
zeichnung erfahjedoch den Berg
ren hätte. Gut, dass
für einige Zeit verseinem Adlerblick Berg im Blick: Achim
lassen. Als LandesFOTO: DUVAL beamter wurde er
Laber
nichts entgeht,
denn beim zweiten
zur LandeserstaufBlick auf den Papierkorb stach nahme für Flüchtlinge nach
ihm die Ankündigung entgeImmendingen abberufen. Es
gen, dass ihm, Achim Laber,
sei, erzählt Achim Laber, eine
beim Deutschen Naturschutz- „extrem wichtige Zeit gewesen.
tag in Magdeburg die HugoGefühlsmäßig hätte ich dafür
Conwentz-Medaille verliehen
eher eine Medaille verdient.“
wird. „Da hab ich dann gleich
Laber beschreibt die Zeit als
mal das Programmheft mit der „Achterbahn der Gefühle“, von
Ankündigung aus dem Papier- Angst bis Freude, von Hass bis
korb geholt und alles wieder zu- Euphorie sei alles dabei gewesammengeklebt“, erzählt
sen. Doch trotz des enormen
Achim Laber. Die Medaille wird Arbeitspensums und vereinzelfür besondere Verdienste in der ter Revolten, bei denen er sogar
fachpolitischen Arbeit für Nanachts um 3 Uhr zur Unterturschutz und Landschaftspfle- kunft kommen musste, konnge verliehen und als eine Art
ten alle Bewohner gut versorgt
Deutscher Meistertitel der Na- und in andere Unterkünfte verturschützer verstanden. Laber
legt werden. Achim Laber ist
erhält die Auszeichnung für sei- froh, dass er wieder zurück auf
ne unkonventionelle und huseinem Berg ist,wo er seinen gemorvolle Art, Feldbergbesuwohnten Dienst versieht und
cher ohne erhobenen Zeigefin- von seinem Kollegenkreis umger für den Naturschutz zu sen- geben ist, die ihn „machen lassibilisieren.
sen“ und bei seinen verrückten
„Hab ich das wirklich verdient?“, Ideen unterstützen. Besonders
sei sein erster Gedanke gewedankbar ist er seiner Frau Anja,
sen, erzählt Laber. Umso mehr „ohne sie hätte ich all das nicht
freut es ihn aber, dass ihm diese machen können.“
BIRGIT-CATHRIN DUVAL
Auszeichnung jetzt zuteilwur-
Bad Säckingens STADTARCHIVAR übergibt nach 35 Jahren das Archiv zum zweiten Mal
Archivaren heftet ein hartnäckiges Klischee an: Eigenbrötlerisch, mit Ärmelschonern gewappnet verbringen
sie ihre Tage in kellerartigen
Räumen ohne Tageslicht.
Wer Peter Christian Müller
kennenlernt merkt aber
schnell, wie spannend die
Arbeit ist, wenn jemand
Wissen nicht nur sammeln,
sondern vor allem auch teilen will.
–
Das Rheingold?
MARTINA PROPRENTER
Morgen beginnt die letzte Arbeitswoche des 72-Jährigen. Ein
großes Abschiedsfest ist nicht
geplant, schließlich geht Müller
bereits das zweite Mal in Rente,
wie er lachend erzählt. Das erste
Mal war im Oktober 2009, „regulär mit 65“, erklärt er mit leicht
schlesischem Akzent, der im Gespräch stärker ausgeprägt ist,
wenn er von Dingen erzählt, die
ihm am Herzen liegen. Denn
Müller stammt aus dem Dorf
Großburg, 30 Kilometer südlich
von Breslau gelegen.
Lange hielt der Ruhestand
aber gar nicht an, bereits im November 2009 stand das Archiv
erneut unter seiner Führung,
denn ein neuer Hüter des kulturellen und historischen Erbes
der Kurstadt wurde damals nicht
gefunden. Das ist diesmal anders. Beruhigt übergibt der Historiker seine rund 4 000 Akten
zehntausende Bilder an Minselns Ortsvorsteherin Evelin
Klein, Historikerin wie er. Ken-
KURZ GEFASST
ERLEBNIS
Heute ist Aktionstag Rheinuferweg
Die beiden Rheinfelden laden heute zu einem Aktionstag rund
um den Rheinuferrundweg ein. Um 11 Uhr gibt es eine Führung
auf dem Natur-Energie-Weg, Treffpunkt ist am Haus Salmegg.
Die Tour endet nach rund eineinhalb Stunden am Ausstellungspavillon Kraftwerk 1898. Einen Fährbetrieb des Rheinclubs
Rheinfelden Schweiz gibt es am Standort des geplanten Stegs
zwischen 14 und 20 Uhr. Um 14 Uhr wird am Steinkreis Rheinuferrundweg und um 15 Uhr am Ausstellungspavillon eine
Rheinliebe-Bank aufgebaut. Um das gemeinsame Leben am
Fluss geht es in einem Podiumsgespräch um 16.30 Uhr im
Haus Salmegg. Dort diskutieren Politiker und Touristiker über
touristische und wirtschaftliche Aspekte des Rheinuferrundweges. Am Ausstellungspavillon gibt es den ganzen Tag über
Bewirtung. Auf Schweizer Seite präsentiert die IG pro Steg
bei dem Depot der Wasserfahrer ihre Vision für eine Plattform
DS
bei der Rheinlust.
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nen und schätzen hat er diese bereits 1989 gelernt, erinnert sich
Müller, als Klein in seinem Stadtarchiv Zeitungen durchforstete,
für ihre Magisterarbeit über die
Entstehung von Badisch-Rheinfelden. Denn, so erzählt er stolz,
in seinem Archiv lagern die Lokalausgaben der Tageszeitungen
seit 1870. In die darf auch jeder
einen Blick werfen, genauer: „In
Archivmaterial vor 1950 darf jeder reinschauen“, erklärt Müller,
wie streng man es mit dem Datenschutz im Archiv nimmt. Für
aktuelleres Material gelten verschiedene Sperrfristen.
Peter Christian Müller
Gibt es nicht.
Blick nach vorne statt zurück: Als Stadtarchivar a. D. wird Peter Christian Müller den Ausblick aus dem Haus Fischerzunft künftig nur noch
FOTOS: MARTINA PROPRENTER
privat genießen.
–
Wissbegierige Besucher haben
Müller die Jahre hindurch immer gefreut, nicht nur in der
Stadtbibliothek, die er von 1983
bis zu seinem ersten Ruhestand
aufbaute und leitete, sondern
vor allem auch im Archiv. Wobei
nur Schüler respektive Studenten oder Senioren gekommen
seien, die Jahrgangsstufen dazwischen hätten berufsbedingt
noch keine Zeit, sich mit dem
analogen Vorgänger des Internets zu befassen.
Denn wer beim Beruf Archivar
nur ans Sammeln und – wie der
Namen sagt – Archivieren denkt,
irrt. Natürlich verbrachte Müller
in den letzten 35 Jahren viel Zeit
damit, die mal mehr mal weniger spannenden bürokratischen
Ergüsse der Stadtverwaltung zu
sammeln, Dokumente und Bilder abzuheften und zu verschlagworten. Die große Herausforderung seiner Arbeit? „Ich
muss heute eine Ahnung davon
haben, was jemanden in 50 Jahren interessieren könnte“, fasst
es Müller zusammen.
Regelmäßig bekam er zudem
Anfragenvon Bürgern, die bei ihren Recherchen auf das Archiv
zurückgreifen wollten. Die skurrilste? „Jemand hat nach dem berühmten Rheingold gesucht“, erzählt Müller ohne lange über die
Frage nachdenken zu müssen.
Ganz freundlich habe er dem
Schatzsucher erklärt, dass es im
Archiv keine Unterlagen zum sagenumwobenen
Nibelungenschatz gibt. Kurzum: „Den gibt es
nicht.“
Während die Rechercheanfragen schon lange per E-Mail gestellt werden können, hat der digitale Wandel ansonsten bisher
vor den Archivtüren haltgemacht. Die Bestände nach und
Aktenberge stapeln sich im Rathauskeller. FOTO: MARTIN HERCEG
nach zu digitalisieren wird Aufgabe von Müllers Nachfolgerin.
Für ihn hat sich medial an seiner
Arbeit in den letzten drei Jahrzehnten kaum etwas verändert.
Lediglich die Zahl der Kopien, die
gefaxt wurden, ging zurück, hatte sich doch längst die E-Mail
durchgesetzt.
Digitalisiert hat Müller aber
dennoch immer wieder. Wenn er
für Zeitungen Artikel zu histori-
schen Themen verfasste, waren
Originalaufnahmen gern gesehen. Auch die zahlreichen Ausstellungen, die er vorbereitet
und zu denen er Begleittexte geschrieben hat, wurden um digitale Exponate ergänzt. Stolz erinnert er sich etwa an den großen
Erfolg seiner Ausstellung „Stadt
unterm Hakenkreuz“ 2014, die
ohne die zahlreichen Leihgaben
der Bürgerinnen und Bürger
nicht möglich gewesen wäre.
Denn ein großer Nachteil der
analogen Archive liegt darin,
dass Dokumente leicht vernichtet werden konnten. In einem
Schweizer Archiv fand Müller
Belege dafür, dass die Schweizer
Armee per Feldstecher zusah,
wie auf deutscher Seite die Akten brannten.
Hört man dem Historiker zu,
wie er zahlreiche bekannte und
weniger bekannte Episoden der
Stadtgeschichte erzählt, drängt
sich die Frage auf, ob er nicht
doch weiter arbeiten möchte,
noch mehr recherchieren, weiter
publizieren. „Man soll gehen,
wenn es am schönsten ist“, sagt
Müller lächelnd. Aufhören zu
schreiben will er aber nicht. Nur
das Genre wechselt: Statt historischen Fakten, wird er künftig literarische Texte zu Papier bringen. Mit einem Stift, nicht mit einer Tastatur.
Das Krönchen absetzen
JOSEFINE SCHLUMBERGERS
Der Applaus war riesig, als das
Wahlergebnis bekannt wurde.
Kein Wunder, das gab es schließlich seit 1971 nicht mehr: Eine Badenerin wird Deutsche Weinkönigin. Daheim in Laufen haben
sie prompt eine riesige Strohpuppe als Weinkönigin aufgestellt, die sogar über Weihnachten statt eines Christbaums stehen blieb und mit Lichterketten
geschmückt wurde. Nun, ein
Jahr und einige hundert öffentliche Auftritte nach ihrer Wahl,
setzt Josefine Schlumberger (22)
aus Sulzburg-Laufen ihr Krönchen ab und nimmt ihr Studium
wieder auf. Die Bilanz ihres Jahres als Weinhoheit fällt positiv
für die junge Frau aus, die sich
mit Charme, Engagement und
großer Professionalität in aller
Welt als Botschafterin des deutschen Weins umtun durfte.
Trotzdem
sieht
Josefine
Schlumberger dem Ende ihrer
Amtszeit gelassen entgegen: „Es
war klar, dass dieser Tag kommt.
Ich bin nicht allzu wehmütig.“
Eine große Sache war das Jahr als
Deutsche Weinkönigin für die
badische Weinhoheit des Jahres
2014 freilich dennoch. „Unglaublich ereignisreich“ seien die Monate gewesen. Um das alles ordentlich zu verdauen, brauche es
Amtszeit als 67. Deutsche Weinkönigin geht zu Ende
Wieder ganz privat: Ex-Weinkönigin Josefine Schlumberger aus SulzFOTO: SALZER-DECKERT
burg-Laufen.
sicher ein wenig Zeit, es sei praktisch unmöglich, ein einzelnes
Erlebnis als besonders beeindruckend hervorzuheben. Auch deshalb sei es letztlich ganz gut, dass
die Amtszeit als Weinkönigin auf
ein Jahr beschränkt sei. „Man
kann sich in der Zeit voll auf die-
sen Einsatz konzentrieren.“ Wie
viele Auftritte sie in dem Jahr absolviert hat, kann Josefine
Schlumberger spontan nicht sagen. „Ich habe nicht mitgezählt.“
In Deutschland hat sie jedem
Weinbaugebiet einen Besuch abgestattet, international war sie in
Asien, Kanada, Polen und der
Schweiz im Einsatz. Außer Hotels und Messehallen hat sie von
den Ländern aber nicht allzu viel
zu sehen bekommen. „Es waren
ja Business-Reisen“, erzählt die
scheidende Weinhoheit aus dem
Markgräflerland, und man
meint, ein leises Bedauern in ihrer Stimme dabei zu hören.
Mit dem Monatswechsel wird
aus
Weinkönigin
Josefine
Schlumberger nun wieder die
Winzertochter auf dem Weg ins
Berufsleben, die in Geisenheim/Hessen Oenologie und
Weinbau studiert. Sicher, so sagt
die junge Frau, werden die vielen
Branchenkontakte aus den vergangenen Jahren als Badische
und Deutsche Weinkönigin ihr
künftig im Berufsleben hilfreich
sein. Denn: „Als Weinkönigin
wird man praktisch überall positiv aufgenommen, nur manchmal steht die Frage im Raum, wie
zeitgemäß so ein Amt heute
noch sein kann.“ Das sei aber
eher die Ausnahme bei ihren
zahllosen Gesprächen rund ums
Thema Wein gewesen. Unterm
Strich sei das vergangene Jahr
wie eine berufliche Zusatzausbildung für sie gewesen, so
Schlumbergers Fazit.
BERND PETERS
AUS DER REGION · EXTRA 5
Der Sonntag · 25. September 2016
Fußgänger stellen höchste Anforderungen
Bad Säckinger dürfen sich beim FUSSVERKEHRS-CHECK einbringen, um neue Gehkultur zu entwickeln – Zwei Stadtrundgänge geplant
Was hält die Autofahrer
vom Gehen ab? Der Fußverkehrs-Check des Landes
soll Antworten liefern, Bad
Säckingen ist als eine von
nur acht Kommunen involviert. Bei der Auftaktveranstaltung wurden erste
Problemstellen angesprochen, mit Fokus auf Alt- und
Nordweststadt.
nehmens Planersocietät zur Seite. Sie begleiten auch die beiden
Stadtrundgänge am 5. und 13.
Oktober (jeweils um 17 Uhr, Treff
am Bahnhof), zu denen die Bad
Säckinger eingeladen sind.
Schon im Vorfeld haben sich
Planersocietät und Stadtverwaltung auf die Areale Alt- und
Nordweststadt geeinigt. In diesen finden die rund zweistündigen Spaziergänge statt. „Das ist
erfahrungsgemäß eine gute
Zeit“, sagte Planersocietät-Mitarbeiter Philipp Hölderich bei der
HANS CHRISTOF WAGNER
Eröffnungsveranstaltung
am
Unter 36 Kommunen hat das Mittwochabend in der Mensa
Landesverkehrsministerium
des Scheffel-Gymnasiums.
acht ausgewählt. Sie alle bekommen auf Landeskosten profes- Ganz neue Probleme
sionelle Hilfe bei der Untersu- geraten ins Blickfeld
chung des Status quo, bei der Er- –
stellung eines Stärken-Schwä- „Wir wollen den Fußverkehr wiechen-Profils
und
eines der stärker ins Bewusstsein rüMaßnahmenplans. Als Berater cken und gemeinsam eine neue
stehen Mitarbeiter des Unter- Gehkultur entwickeln“, sagte
Hölderich vor rund 50 Interessierten. Zu Fuß gehen sei die einfachste und elementarste Fortbewegungsart, die umwelt- und
sozialverträglich ausfalle, keine
Technik erfordere und der Gesundheit diene. Für Hölderich
hat die Politik den Fußgänger
lange ignoriert und herabgewürdigt zu einem lebendigen Anhängsel eines toten Mechanismus, des motorisierten Individualverkehrs. Und die Leute hätten das mit sich machen lassen,
hätten sich in diese Rolle gefügt.
Mitunter wird es eng für FußgänDie Crux: Die meisten Fußger, wie hier in der Nähe des Schef- gänger sind irgendwie auch Aufel-Gymnasiums.
tofahrer. Aber: Auch wenn viele
–
am liebsten keinen Schritt mehr
vor den anderen setzen – viele
Geschäfte, Arztpraxen oder Apotheken sind auf den letzten Metern eben doch nur zu Fuß erreichbar. Aber was hält die Leute
vom Gehen ab? Hölderich gab
die Antwort: Sie sitzen lieber ins
Auto, weil sie Angst vor den anderen Autos haben – vor ihrem
Lärm, ihrer Wucht und ihrem
Dreck.
Die Folge: Der Fußgänger
muss sich also den öffentlichen
Raum zurückerobern und das
Auto von seinem Thron herunterstoßen. „Es geht darum, Gehwege nicht mehr länger als Restfläche, sondern als Lebensraum
anzusehen“, sagte Hölderich.
Schon bei der ersten Stadtbegehung, die zwischen der Verwaltung und Hölderich am 10. August stattfand, wurden in den
beiden Bereichen Alt- und Nordweststadt zahlreiche neuralgische Punkte festgestellt. Stadtbaumeister Michael Rohrer stellte sie im Scheffel-Gymnasium
vor: Bahnhof / Waldshuter Straße / Basler Straße, berufliche
Schulen, Badmattenpark / Bergseestraße, Friedrichstraße /
Scheffel-Gymnasium, Anlieferverkehr in der Fußgängerzone.
„Wir wollen das nur mal zur
Disposition stellen und nicht
den Begehungen mit den Bürgern vorgreifen“, sagte Rohrer.
Diese waren in der Auftaktveranstaltung zum FußverkehrsCheck eingeladen, weitere Problembereiche aufzuzeigen. Und
machten davon an großen Stadt-
Planer Philipp Hölderich (Mitte) und Stadtbaumeister Michael Rohrer (rechts) nehmen die Ideen der Bürger
FOTO: HANS CHRISTOF WAGNER
auf.
plänen stehend regen Gebrauch.
Rohrer und Hölderich notierten eifrig mit: Unsicherheiten an
der Anton-Leo-Schule und an
der Scheffelstraße in Höhe des
Finanzamtes, fehlende Barrierefreiheit durch Kopfsteinpflaster
in der Altstadt, unebene und
löchrige Gehwege und generell
zu hohe Bordsteinkanten. Auch
ganz neue Areale gerieten ins
Blickfeld, beispielsweise die Jurastraße und das angrenzende Gewerbegebiet Am Buchrain.
Schon wurde in der Diskussion
bezweifelt, ob für so viele Handlungsfelder zwei Stadtbegehungen wirklich ausreichen. Hölde-
rich musste auf die Bremse treten: „Zwei Termine sind nun einmalvom Landvorgegeben, mehr
ist nicht drin“, sagte er.
„Das Thema Fußverkehr ist ein
Instrument zur Förderung der
Bürgerbeteiligung“, unterstrich
der Planer. Doch darin könnte
auch ein Problem liegen. Macht
sich der Bürger Gedanken und
fordert seine Rechte als Fußgänger ein, kann das richtig ins Geld
gehen. Geld, welches das notorische klamme Bad Säckingen
nicht hat. Man kann die Übernahme der Planungskosten
durch das Land als Erfolg verkaufen, wie das am Mittwochabend
Umweltreferent Ralf Däubler tat.
(„Unsere Bewerbung war gut und
fundiert.“) Man kann es aber
auch als Armutszeugnis werten,
dass sich die Stadt nicht einmal
selbst einen Planer leisten kann.
Wie soll dann Geld für die Umsetzung baulicher Maßnahmen
im Sinne der Fußgänger vorhanden sein? Mit ein bisschen Farbe
auf der Straße ist es ja wohl nicht
getan. Hölderich sprach es an:
Der Fußgänger ist langsam unterwegs, sieht viel mehr als der
Autofahrer und stellte deshalb
auch die höchsten Anforderungen an die städtische Aufenthaltsqualität.
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Blühende Vielfalt im Schlosspark
Von Samstag
bis Montag
gastiert das
Wiener Musik- &
Maskentheater.
Am Sonntag ab
12 Uhr spielen die
Jagdhornbläser.
In besonderem Ambiente gibt es bei der Gartenmesse Bo-Gart ausgesuchte Pflanzen und Artefakte
A
ls erste Adresse unter den
größten Gartenmessen in
Süddeutschland hat sich
für viele Gartenfreunde die
Bo-Gart etabliert, die von Freitag bis
Montag, 30. September bis 3. Oktober im idyllischen Schlosspark in
Bollschweil stattfindet. In bewährter Manier hat Initiatorin Baronin
Franziska von Holzing unter den Bewerbern etwa 100 ausgewählt, die
Gartenkultur und Landhausstil mit
Qualität und Originalität abbilden.
Nach britischem Vorbild soll die
Bo-Gart Ausstellung, Plattform und
gesellschaftliches Ereignis zugleich
sein. Dabei können Pflanzenliebhaber jeweils von 10 bis 18 Uhr im
Park bummeln, sich von außergewöhnlichen Neuzüchtungen und erlesenen Raritäten inspirieren lassen. So bietet die Gartenbaumschule Hils-Koop ein breites Pflanzenangebot mit Fachberatung an, wobei
Gartenkultur hält Einzug in Bollschweil.
sich der interessierte Gast nach einem Apfel-Tasting für das entsprechende Bäumchen entscheiden
kann. Neu dabei ist Bernhard Maier,
der einzigartige Steinschalen-Objekte ausstellt, besondere Deko wie
ausgefallene Lampen zeigt CarlaMaria Burri. Stände mit ansprechender Bekleidung fehlen ebenso
wenig wie solche, die hochwertige
SIGRID FORSTHUBER
Textilien, Schmuck oder Gartengeräte bieten. Für die besondere Festatmosphäre sorgen auch Mitglieder
des Wiener Musik- und Maskentheaters, die in historischen Kostümen durch den Park schlendern und
gemeinsam mit Gästen über schönen Dinge des Lebens sinnieren.
Bei all dem Augenschmaus kommen auch die Gaumenfreuden nicht
zu kurz. So gibt es Feinkoststände,
die Trüffel, feine Schokolade oder
wie Edi Zanghirella Salami- und
Schinkenprodukte direkt aus Italien
anbieten. Daneben ist auch für die
Verpflegung der Besucher bestens
besorgt, mit saisonalen badischen
Spezialitäten der Gastro-Familie
Köpfer oder Flammkuchen von Liebert & Ohm. Die Weinhandlung von
Gleichenstein schenkt Wein, Sekt
und Neuen Süßen aus. Für Selbstgebackenes zeigt sich einmal mehr
Gisela Daul vom Radsportverein
Bollschweil zuständig, die den Erlös
aus Kaffee- und Kuchenverkauf einem guten Zweck zukommen lässt.
Für die zum Schlossambiente
passende musikalische Unterhaltung sorgen am Sonntagmittag von
12 Uhr an die Jagdhornbläser, und
für den Service beim Einweisen in
die Parkplätze kümmert sich die
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Bollschweiler Feuerwehr.
Frankfurt/M.
Strasbourg
Breisach
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Freiburg i.Br.
Bad Krozingen
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BOLLSCHWEIL Titisee
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6 AUS DER REGION
Der Sonntag · 25. September 2016
LESERMEINUNG
IHK-STUDIE
Zum Artikel „Segen und Fluch zugleich“ in der Ausgabe vom 21. August:
Zerreißprobe der
Geduld
Wenn man mit seiner Flasche
Sprudel hinter drei Damen mit
vier hochbeladenen Einkaufswagen ewig warten muss, dann ist
nur noch von Fluchen die Rede
und nicht vom Segen. Und wenn
es dann noch heißt: „Bitte au
s'grüene Zetteli“ dann weiß man
Bescheid. Die IHK hat nur einen
Gedanken: Geld, Geld, Geld. Vielleicht könnte man dort auch einmal darüber nachdenken, dass
diesen Heuschrecken von 100
Euro Einkaufswert zusätzlich
zum billigen Einkauf bis fast 20
verbirgt. Jedenfalls ist unter diesem Umhang genügend Platz
auch für einen Mann mit einer
Kalaschnikow oder anderen
Massentötungswerkzeugen.
pansion“ die Rede, im Untertitel
von „Erobern“, beides meiner
Meinung nach sehr militärisch
klingende Begriffe. Würde man
den Artikel an sich nicht durchHANS SCHUKA, WALDKIRCH lesen, könnte man annehmen, es
würde sich um eine Armee, eine
FRIEDEMANN GROS,
Verbrecherorganisation oder etSTUTTGART EVOLUTION
was Ähnliches handeln. Es wird
sozusagen subtil eine GewalttäZum Artikel „Expansion im Auftrag
tigkeit unterstellt. Im Übrigen
Gottes“ in der Ausgabe vom 11.
VERSCHLEIERUNG
kann bei einer größeren und vier
September:
etwas kleineren Schulen kaum
Zum Artikel: „Kritik an Mätzchen“
von einer „Eroberung der südbain der Ausgabe vom 21. August:
Unsachliche
dischen Bildungslandschaft“ die
Rede sein. Ich als Leser habe das
Man weiß nicht, was Überschrift
Bedürfnis nach möglichst sachsich darunter verbirgt Unabhängig davon, ob man mit lichen und neutralen Informader weltanschaulichen Ausrich- tionen und Formulierungen.
Nach allem, was passiert ist: Wer tung der besprochenen Schule
Wenn schon eine Überschrift
ein Burka-Verbot ablehnt, muss konform geht, finde ich sowohl
derart unsachlich ausfällt, dürdann aber dafür garantieren,
Titel wie auch Untertitel dieses
fen Sie sich nicht wundern, wenn
dass sich darunter immer eine
Artikels vorsichtig ausgedrückt
immer weniger Menschen etwas
Frau – und diese unbewaffnet –
„daneben“. Im Titel ist von „Exmit dieser Art Journalismus an-
Euro zurückerstattet werden,
und dass die Geduld der südbadischen Bevölkerung durch die
Warteschlangen an den Kassen
und besetzten Plätzen in den
Restaurants und Parkplätzen
immer weniger wird.
Kein neuer
Flächennutzungsplan
LAGERWAGENABVERKAUF
Städte und Gemeinden legen WINDKRAFT auf Eis
VW Golf VII Comfortline
VW Passat Variant Highline
2.0 l TDI 150 PS 6-Gang | Reflexsilber Metallic
EZ: 09.06.2015 | 7.000 km
2.0 l TDI 150 PS DSG | Deep Black Perleffekt
EZ: 07.07.2015 | 20.500 km
Kraftstoffverbrauch, l/100 km innerorts 5,0, außerorts 3,6, kombiniert 4,1, CO2-Emissionen kombiniert 106 g/km, Effizienzklasse A.
Kraftstoffverbrauch, l/100 km innerorts 5,5, außerorts 4,3, kombiniert 4,7, CO2-Emissionen kombiniert 122 g/km, Effizienzklasse A.
Ausstattung: Navi, Klima, Sitzheizung, ParkPilot u.v.m.
Ausstattung: Navi, LED-Scheinwerfer, Panoramadach, Rückfahrkamera u.v.m.
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Fahrzeugpreis ......................................... 34.424,92 €
Anzahlung ........................................................................ 5.304,24 €
Nettodarlehensbetrag .................................................. 17.186,09 €
Sollzinssatz (gebunden) p.a. ................................................. 1,99 %
Effektiver Jahreszins .............................................................. 1,99 %
Laufzeit ............................................................................. 48 Monate
Jährliche Fahrleistung .................................................... 10.000 km
Schlussrate ....................................................................... 8.665,12 €
Anzahlung ........................................................................ 7.352,17 €
Nettodarlehensbetrag .................................................. 31.414,64 €
Sollzinssatz (gebunden) p.a. ................................................. 1,95 %
Effektiver Jahreszins .............................................................. 1,99 %
Laufzeit ............................................................................. 48 Monate
Jährliche Fahrleistung .................................................... 10.000 km
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mtl. Rate
mtl. Rate
Lörrach
€ 199,–
Bad Säckingen
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Audi A3 Sportback S line S tronic
1.0 TFSI ultra admired 70 kW | Mythosschwarz
Metallic | EZ: 11.12.2015 | 5.950 km
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Perleffekt | EZ: 18.05.2016 | 3.000 km
Kraftstoffverbrauch, l/100 km innerorts 5,0, außerorts 3,7, kombiniert 4,2, CO2-Emissionen kombiniert 97 g/km, Effizienzklasse B.
Kraftstoffverbrauch, l/100 km innerorts 5,9, außerorts 4,2, kombiniert 4,8, CO2-Emissionen kombiniert 112 g/km, Effizienzklasse B.
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Fahrzeugpreis ......................................... 18.960,00 €
Fahrzeugpreis ......................................... 29.960,00 €
Anzahlung ........................................................................ 3.900,00 €
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Sollzinssatz (gebunden) p.a. ................................................. 1,48 %
Effektiver Jahreszins .............................................................. 1,49 %
Laufzeit ............................................................................. 36 Monate
Jährliche Fahrleistung .................................................... 10.000 km
Schlussrate ..................................................................... 11.365,50 €
Anzahlung ........................................................................ 5.900,00 €
Nettodarlehensbetrag .................................................. 24.060,00 €
Sollzinssatz (gebunden) p.a. ................................................. 1,48 %
Effektiver Jahreszins .............................................................. 1,49 %
Laufzeit ............................................................................. 36 Monate
Jährliche Fahrleistung .................................................... 10.000 km
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ŠKODA Rapid Spaceback Joy
2,0 TDI Automatik 132 kW (180 PS) | Candy-Weiß
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EZ: 27.04.2016 | 100 km
Kraftstoffverbrauch, l/100 km innerorts 9,0, außerorts 7,0, kombiniert 7,7, CO2-Emissionen kombiniert 203 g/km, Effizienzklasse D.
Kraftstoffverbrauch, l/100 km innerorts 6,0, außerorts 4,0, kombiniert 4,7, CO2-Emissionen kombiniert 107 g/km, Effizienzklasse B.
Ausstattung: Automatikgetriebe, Bi-Xenon, Anhängevorrichtung,
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Ausstattung: Tageszulassung, Xenon-Licht, Klimaautomatik, Sitzheizung
vorne , Tempomat, Parksensoren, Freisprecheinrichtung, Alufelgen u.v.m.
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Fahrzeugpreis ......................................... 16.490,00 €
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Laufleistung p.a. ............................................................. 10.000 km
Laufzeit ............................................................................. 36 Monate
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Lörrach
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Versicherung zum
halben Preis
Anzahlung ........................................................................ 3.917,10 €
Nettodarlehensbetrag .................................................. 12.572,90 €
Sollzinssatz (gebunden) p.a. ................................................. 1,97 %
Effektiver Jahreszins .............................................................. 1,99 %
Laufzeit ............................................................................. 60 Monate
Jährliche Fahrleistung .................................................... 10.000 km
Schlussrate ....................................................................... 7.637,35 €
mtl. Rate
Rheinfelden
von sich aus gar nicht arbeiten
fangen können und lieber Abstand nehmen. THOMAS BLEIL, dürfen, aber in seiner Not (für
GOTTENHEIM seine junge Frau und sein Kind)
hat er es doch getan. Mit fatalem
Ausgang. Den Landwirt mit ZeuBETRIEBSUNFALL
genaussagen, die nicht hinterfragt werden können, zu belasZum Artikel „Tödlicher Hilfsjob“ in
ten – ist keine Objektivität. Ich
der Ausgabe vom 18. September:
kann mir nicht vorstellen, dass
der Landwirt nichts zu trinken
Einseitig zugunsten
dabei hatte, denn er hatte sicherlich auch Durst. Außerdem finde
des Erntehelfers
ich Ihren Bericht sehr einseitig
Jeder Betriebsunfall mit tödlizugunsten des Erntehelfers.
HERMANN BORCHERT,
chem Ausgang ist bedauerlich,
SCHALLSTADT
und auch sonst ist der Tod für
die Hinterbliebenen immer ein
Desaster. Sie beschuldigen, be> LESERBRIEFE können wir nur
abdrucken, wenn sie mit vollem
ziehungsweise versuchen dem
Landwirt die Schuld zuzuweisen. Namen und mit Wohnort unterIst das in Ordnung? Wo bleibt Ih- zeichnet sind. Kürzungen behalten
wir uns vor. Sie erreichen uns unter
re Objektivität? Offensichtlich
„Leserservice & Kontakt“ auf
war der Mann vorher gesundwww.der-sonntag.de.
heitlich angeschlagen. Er hätte
€ 99,–
Meitnerring 1+3 | 79589 Binzen | Tel. 07621 - 40 29-0 | [email protected]
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Am Buchrain 4 | 79713 Bad Säckingen | Tel. 07761 - 92 94 0 | [email protected]
Robert-Bosch-Straße 7 | 79618 Rheinfelden | Tel. 07623 - 72 50-0 | [email protected]
2012 hatten sich die Städte Bad
Säckingen, Laufenburg, Wehr sowie die Gemeinden Herrischried, Murg, Rickenbach und Görwihl zu einer Planungsgemeinschaft zusammengeschlossen
und vereinbart, sogenannte
Konzentrationszonen für Windkraftstandorte über ihr Gesamtgebiet auszuweisen. Dadurch
sollte eine Steuerung der zulässigen Windkraftstandorte in der
Region erfolgen. Im Gemeinderat wurde nun beschlossen, vorerst keine Standorte für Windkraftanlagen auszuweisen. Denn
von den potenziell möglichen
acht Standorten wurden nach
reiflicher Überprüfung nur noch
vier als geeignet angesehen. Das
Planungsbüro Faktorgrün aus
Freiburg hatte entsprechend
dem Windenergie-Erlass BadenWürttembergs
verschiedene
Auswahlkriterien überprüft, etwa Windhöffigkeit, Landschafts-
und Naturschutz und das Vorkommen von Pflanzen und Tieren. Das favorisierte Gewann
„Schellenberg“ auf der Gemarkung Rickenbach schied nach
weiteren Überprüfungen der
Deutschen Flugsicherung und
der Luftfahrtbehörde des Regierungspräsidiums Freiburg im
März schließlich auch als möglicher Standort aus. In einem neuen Flächennutzungsplan wären
nun also lediglich ein Standort
am Abhau (Herrischried), der
Mettlenkopf (Wehr) und die
Wolfhenke (Rickenbach) übrig
geblieben, zu wenig, um „der
Windenergie
substanziellen
Raum zu geben“, wie es das Ziel
der Planungsgemeinschaft war.
Sollte sich nun auch ohne ausgewiesene Windkraftstandorte
ein Investor melden, könnte das
Ausweisungsverfahren jederzeit
wieder aufgenommen und dann
PRO
abgeschlossen werden.
Mancherorts begehrt, von der Planungsgemeinschaft nun erstmal abFOTO: DPA
gelehnt: Windkraftanlagen (Symbolbild).
KURZGEFASST
DEFIZITE
schaft einer strengen Ausgabenkontrolle unterworfen werde. Eine Auflösung der GmbH
komme aktuell aus steuerlichen
Der Tourismus GmbH Bad SäGründen
ckingen geht es finanziell
nicht in
schlechter als bisher angenom- Frage. Krimen. Wie Bürgermeister Aletische Worxander Guhl in der jüngsten
te richtete
Gemeinderatssitzung bekannt- Frank van
gab, braucht die Gesellschaft
Veen (SPD)
in diesem Jahr eine zweite gro- laut BZ in
ße Finanzspritze. Dies berichtet Richtung
die Badische Zeitung. Die
der Auf600 000 Euro, die der Gemein- sichtsgrederat im Frühjahr freigegeben mien der
hatte und die bis Ende des Jah- Tourismus
res 2016 zurückbezahlt sein
GmbH. „Alle möglichen Gresollten, reichen demnach bei
mien haben leichtfertig abenweitem nicht aus. Die Stadt
teuerlichen Projekten zugewird weitere 250 000 Euro lostimmt, die immenses Geld
cker machen müssen. Indes
gekostet haben“, meinte er.
kündigte Guhl an, dass die hoch „Jetzt erleben wir, dass ein PoDS
defizitäre Tourismus-Gesellpanz aufgebaut wurde.“
Tourismus GmbH
steckt in der Klemme
AUS DER REGION 7
Der Sonntag · 25. September 2016
„Es herrscht Egoismus pur“
Der Freiburger Ökonom
LÜDER GERKEN
über die Europäische Union am Scheideweg
Europa ist in einer tiefen
Krise: Der Flüchtlingsstrom
bringt nationale Egoismen
zum Vorschein, rechtspopulistische Parteien sind
auf dem Vormarsch, die
wirtschaftliche Ungleichheit bedroht nach wie vor
den Euro. Das von Lüder
Gerken geleitete Centrum
für Europäische Politik in
Freiburg beobachtet und
bewertet seit zehn Jahren,
was in der EU geschieht.
Herr Professor Gerken, Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker spricht von einer „existenziellen Krise“ der Europäischen
Union, Parlamentspräsident
Martin Schulz sagt: „Das Scheitern Europas ist ein realistisches
Szenario.“ Ist die Lage so ernst?
Das kann man in der Tat so sagen. Wir haben auf vielen Gebieten und in vielen Mitgliedstaaten ganz gewaltige Fliehkräfte.
Man kann den Eindruck gewinnen, das Einzige, worauf sich
Europa derzeit einigen kann, ist
es, die Flüchtlinge draußen zu
halten, kühl bezeichnet als „Sicherung der Außengrenzen“.
Praktisch alle Mitgliedstaaten
sagen, dass anhaltende Flüchtlingsströme in der Größenordnungvon 2015 nicht auf eine längere Zeit verkraftbar sind. Deswegen haben alle an einem
Strang gezogen, als es darum
ging, den Andrang auf der Balkanroute durch eine Vereinbarung mit der Türkei zu stoppen.
Das ist gelungen. Doch bei der
Frage, was mit den Flüchtlingen
geschehen soll, die 2015 nach Europa gekommen sind und was
passiert, wenn neue Flüchtlingsströme einsetzen, gibt es erbitterten Streit. Griechenland, wo
die meisten Flüchtlinge nach
geltendem Recht bleiben müssten, weil sie dort erstmals die EU
betreten haben, ist viel zu klein
und zu arm, um diese Aufgabe
zu stemmen. Daher müssten die
Menschen auf andere Staaten
verteilt werden. Aber da herrscht
Egoismus pur, kein Land will im
Augenblick mehr Flüchtlinge
aufnehmen. Deutschland hat es
2015 ja in großem Umfang getan,
andere Länder wie Dänemark,
Schweden und Österreich auch,
aber gerade die osteuropäischen
Länder sagen strikt Nein und
auch die Franzosen sperren sich.
Würde sich die Solidarität nicht
erkaufen lassen? Etwa mit finanziellen Anreizen für die Länder,
die Flüchtlinge aufnehmen oder
mit Streichungen für jene, die
es nicht tun?
Das halte ich für sehr unwahrscheinlich. Die Aussicht, Geld zu
bekommen, wird wohl keine Regierung veranlassen, Flüchtlinge
aufzunehmen, und EU-Gelder
zu streichen, ist ein schwieriger
Prozess, der nicht ohne weiteres
möglich ist. Zumal die große
Mehrheit der Länder die Aufnahme von Flüchtlingen ablehnt.
Müssen wir uns also von der
Überzeugung verabschieden,
dass die Umsetzung der Menschenrechte neben der Freiheit
der entscheidende Wert des
Abendlandes ist, den alle teilen?
Menschenrechte ist ja ein sehr
allgemeiner Begriff. Konkret
geht es um die Frage der Aufnah-
Seitdem die Balkanroute geschlossen ist, flüchten wieder mehr Menschen über das Mittelmeer nach Europa.
FOTO: DPA
Doch die Mitgliedsstaaten weigern sich, die Flüchtenden aufzunehmen.
me von Flüchtlingen – einige suchen politisches Asyl, andere
sind
Wirtschaftsflüchtlinge.
Auch bei letzteren kann es geboten sein, sie aus humanitären
Gründen aufzunehmen. Doch
dass es faktische Obergrenzen
der Aufnahmefähigkeit gibt, das
bezweifelt im Grunde genommen niemand.
Wollen Sie für Deutschland beziffern, wo Ihrer Ansicht nach
die Grenze liegen soll?
Nein, das kann niemand. Aber
wir haben 2015 gesehen, dass die
Schnelligkeit, mit der die Flüchtlinge ins Land gekommen sind,
die Behörden vor unlösbare Probleme gestellt hat. Es gab Zeiten,
zu denen eine große Zahl von
FAKTEN
LÜDER GERKEN (58) hat das
Centrum für Europäische
Politik
(CEP) 2005
als Thinktank der
Stiftung
Ordnungspolitik gegründet,
deren Vorstandsvorsitzender er ist. Der Volkswirt
und Jurist leitete 1991 bis
2001 das Walter-Eucken-Institut in Freiburg. Er lehrt als
Honorarprofessor an der
privaten Jacobs University
in Bremen.
DAS CEP hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Politikvorhaben der EU aus marktwirtschaftlicher Sicht zu
durchleuchten und ihre wirtschaftlichen und rechtlichen
Folgen aufzuzeigen, bevor
sie beschlossen werden. Jeden Montag veröffentlichen
die 25 Mitarbeiter eine Studie oder Analyse auf der Webseite www.cep.eu und bewerten sie anschaulich mit Ampeln von grün bis rot. Ihre
Arbeit ist nach eigenen Angaben unabhängig und gemeinnützig und wird von
der Stiftung Ordnungspolitik getragen, die sich
über Eigenkapital, Auftragsstudien, Spenden und Förderbeiträge finanziert.
NÄCHSTE WOCHE eröffnet
das CEP im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin
ein Büro, um als Ansprechpartner für Medien und Abgeordnete stärker in der
Hauptstadt präsent zu sein.
Flüchtlingen unregistriert durch
Deutschland gelaufen sind und
niemand wusste, wo sie sich aufhalten. Davon unabhängig: Die
Belastung einer Gesellschaft ist
nicht unbegrenzt. Wo man die
Grenze zieht, ist aber eine gesellschaftliche Entscheidung.
Ist der von Ihnen diagnostizierte
„Egoismus pur“ in Europa denn
ein neues Phänomen?
Nein, Egoismus gab es schon
immer. Zwar herrscht in nahezu
allen EU-Mitgliedsstaaten die
Überzeugung, dass wir die europäische Integration wollen und
brauchen. Doch diese Idee ist
sehr abstrakt. Sobald es um konkrete Fragestellungen geht, gehen die Vorstellungen in den
einzelnen Staaten stark auseinander. Das hat sich jüngst bei der
Entscheidung der Briten für den
Brexit, den Ausstieg aus der EU,
gezeigt. Man muss aber ehrlicherweise sagen: Die Briten haben nie ein Hehl daraus gemacht, dass sie nur den Binnenmarkt wollen, keine darüber hinausgehende Integration. Die
Franzosen haben europäische
Integrationspolitik immer als
französische Interessenpolitik
gesehen. Für die Osteuropäer
war das Hauptmotiv für die Annäherung an die EU, sich möglichst weit von den Russen abzugrenzen und sich in den Westen
zu integrieren. Und Südeuropa
wollte nicht zuletzt Milliarden
an Fördermitteln bekommen.
Die tägliche Politik in Brüssel
macht deutlich, dass die nationalen Interessen sehr, sehr unterschiedlich sind, sobald es um
konkrete Fragen geht.
Eine der Streitfragen ist die, wie
stark der Staat in die Wirtschaft
eingreifen soll und ob mehr
Sparen oder mehr Investieren
eine Region voran bringt. Wohin
führt es, wenn man sich hier
dauerhaft uneins ist?
Diese Frage – Sanierung der
Staatshaushalte durch Schuldenabbau oder mehr Staatsverschuldung, um die Wirtschaft
anzukurbeln – ist unter den Mitgliedsstaaten extrem strittig.
Doch entscheidender als diese
Frage ist, dass sich die Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen
Volkswirtschaften seit Einführung des Euro sehr unterschiedlich entwickelt hat. Während die
nordeuropäischen Euro-Staaten
auf den Weltmärkten stärker geworden sind, haben die südeuropäischen Wettbewerbsfähigkeit
verloren. Das hat dazu geführt,
dass Länder wie Italien, Portugal
und Griechenland immer mehr
Waren importiert und immer
weniger exportiert haben, im
Norden war es andersherum.
Um die Differenz zwischen Einfuhr und Ausfuhr zu finanzieren, waren die Südländer auf
immer mehr Kredite aus dem
Norden angewiesen, die einige
irgendwann nicht mehr zurückzahlen konnten. Nur durch eine
Stärkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit können die Südländer
gesunden.
Wie bewerten Sie die Reformbemühungen, die seit der Eurokrise unternommen wurden?
Dass man mit den notwendigen
Reformen nicht richtig vorankommt, ist eines der großen Probleme. Die Eurokrise kann nur
gelöst werden, wenn im Süden
grundlegende strukturelle Reformen ergriffen werden, die
diese Länder wieder wettbewerbsfähig machen. Doch indem ihnen staatliche Kredite,
Hilfsprogramme und die europäische Zentralbank immer wieder aus der Patsche geholfen haben und helfen, hat auch der Reformdruck auf die Südländer erheblich nachgelassen. Die Ruhe
am Finanzmarkt ist trügerisch.
Hätte man Griechenland aus
dem Euro nehmen sollen?
Es wäre zum damaligen Zeitpunkt richtig gewesen, ja. Heute
ist der Prozess zu weit fortgeschritten, so dass es politisch undenkbar wäre – zumindest mittelfristig. Wir beobachten gleichwohl, dass die Griechen nicht die
notwendigen Schritte ergreifen.
Der Gipfel der nun nur noch 27
EU-Staats- und Regierungschefs
in der slowakischen Hauptstadt
ist jetzt mit einem Bekenntnis
zu etwas zu Ende gegangen, das
man etwas hilflos den „Bratislava-Prozess“ nannte. Was kann
der bringen?
„Das deutsche Desaster
verstehen„
Historiker MANFRED MESSERSCHMIDT wird 90
Manfred Messerschmidt zählt
zu den bedeutendsten Militärhistorikern Deutschlands. In
Freiburg hat der gebürtige Dortmunder Standardwerke zur
Wehrmacht und Wehrmachtsjustiz verfasst. Kommende Woche feiert der rüstige Wissenschaftler seinen 90. Geburtstag.
Er könnte so viel erzählen,
doch Manfred Messerschmidt
lächelt milde und sagt nur: „Als
90-jähriger Opa muss man nicht
mehr irgendwo erscheinen und
auf schlau machen.“ Dabei darf
der Sohn eines Dortmunder
Schriftsetzers auf eine fruchtbare und ereignisreiche wissenschaftliche Laufbahn zurückblicken. Von 1970 bis 1988 war er
Leitender Historiker einer politisch brisanten Institution, die
ein gewaltiges Aktenarchiv verwaltete und sich „Militärgeschichtliches
Forschungsamt
der Bundeswehr“ nannte. Als deren herausragender Mitarbeiter
hat Messerschmidt Bleibendes
zur Rolle der Wehrmacht im
Dritten Reich verfasst und politische Kontroversen ausgelöst.
Der noch vor gar nicht allzu
langer Zeit in der Bundesrepublik gern vernommenen These
von der „Reinheit der Wehrmacht“ hat der Militärhistoriker
wissenschaftliche Erkenntnisse
entgegengesetzt, die ihm nicht
nur Freunde machten: Demnach
wollten viele deutsche Offiziere
vor und nach 1933 nichts anderes
als die NSDAP – das Sprengen der
Fesseln des Versailler Vertrages,
den Untergang der ungeliebten
Republik, einen autoritären
Staat auf militärischer Macht basierend. Von diesen Zielen, so
Messerschmidt in seinen Schriften, konnte sich die Wehrmacht
nie mehr lossagen, so verbrecherisch die Politik ihres obersten
Dienstherrn Adolf Hitler auch
sein mochte.
Im Gespräch in seinem gemütlichen Freiburger Wohnzimmer gelingt es nicht, auf dieses
Thema zu kommen. Das Militärgeschichtliche Forschungsamt
ist 1994 von Freiburg nach Potsdam verlegt worden, Messerschmidt tut so, als sei dies für ihn
ganz weit weg: „Ja, einmal bin ich
dort gewesen.“
Viel könnte er berichten über
die internationale Historikerkommission, die die österreichische Regierung 1987 einsetzte,
um zu untersuchen, welche
Schuld der damals in Wien amtierende Bundespräsident Kurt
Waldheim während des Zweiten
Weltkrieges auf sich geladen hatte. Der einst angesehene ehemalige österreichische UN-Generalsekretär (1972 bis 1981) war Wehrmachtsoffizier gewesen, die Enthüllungen über vermeintliche
Verbrechen polarisierten in den
80er Jahren die Alpenrepublik.
Heute sagt Messerschmidt über
Waldheim: „Er war eigentlich ein
sympathischer Mann. Als ich ihn
Das ist im Grunde genommen
eine Formulierung, um der Bevölkerung deutlich zu machen:
Wir tun was. Man hat sehr pauschal und sehr vage diverse Dinge formuliert, die man tun will.
Man will die Jugendarbeitslosigkeit bekämpfen, bei der Sicherheitspolitik vorankommen, den
Euro stabilisieren und so weiter.
Das sind aber alles nur politische
Willensbekundungen – man
wird sehen müssen, ob hier auch
Taten folgen. Natürlich ist durch
die Entscheidung der Briten, die
EU zu verlassen, ein erheblicher
Druck entstanden: Die EU muss
jetzt Handlungsfähigkeit bewei- „Ein angenehmer Lehrer“: der
sen, wenn sie nicht zerbrechen konservative Freiburger GeDAS GESPRÄCH FÜHRTE schichtswissenschaftler Gerhard
will.
SIGRUN REHM Ritter.
FOTO: BZ-ARCHIV
„Den Deutschen fehlt die weltpolitische Erfahrung der Briten“: Manfred Messerschmidt.
FOTO: EGGSTEIN
vernommen habe, gab er sich
freimütig. Zu dem Urteil, dem
könnte man gar nicht trauen,
konnte ich damals nicht kommen.“ Punkt.
Und so erzählt Messerschmidt
lieber von seinen eigenen Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg.
Noch als Schüler kam er im heimischen Westfalen als Flakhelfer
zum Einsatz, einmal erlebte er,
wie ein abgeschossener Engländer von seiner „Batterie“ gefangen genommen wurde: „Als ihn
unser Hauptmann verhörte,
schien mir dies ganz idyllisch.
Die saßen an einem Tisch, tranken Tee und unterhielten sich.“
Persönlich, so will Messerschmidt es erlebt haben, traf er
auch auf anständige Offiziere.
Als er 1944 von der Schulbank
zur Wehrmacht eingezogen wurde, bestand ein Offizier, der
schon den Ersten Weltkrieg erlebt hatte, darauf, dass der junge
Messerschmidt zu den Pionieren kam: „Dort werden Sie eine
lange Ausbildungszeit haben.“
So blieb dem verhinderten Abiturient als Pionier in Minden jedes Fronterlebnis versagt.
Einem Journalisten hat Messerschmidt schon vor vielen Jahren seine Erlebnisse in englischer und amerikanischer Gefangenschaft geschildert. In einem Lager in Frankreich wurden
ihm und seinen Kameraden
Gräueltaten der Wehrmacht und
der SS gezeigt, damals entschloss
er sich, Geschichte zu studieren,
um „das deutsche Desaster zu
verstehen“.
Nach dem nachgeholten Abitur auf einem Sonderlehrgang
im Rheinland begann Messerschmidt mit dem Geschichtsund Jurastudium. Zuerst in
Münster, danach in Freiburg.
Beim berühmten konservativen
Freiburger Historiker Gerhard
Ritter promovierte er zum Thema „Das Deutschlandbild in der
britischen
Geschichtsschreibung“. Ritter sei ein angenehmer
Lehrer gewesen, allerdings „wollte er ursprünglich, ich soll meine
Dissertation über die Modernisierung des württembergischen
Militärs im 19. Jahrhundert
schreiben. Doch dieses Thema
interessierte mich nicht“, sagt
Messerschmidt.
Ritter verhalf ihm Anfang der
50er Jahre zu einem LondonAufenthalt, Messerschmidt sagt,
er habe dort das englische Fairplay kennengelernt: „Nie ist mir
gegenüber in London ein böses
Wort zu den Deutschen gefallen.
Dabei hätten die dazu allen
Grund gehabt.“ So kann es nicht
überraschen, dass er den Brexit
sehr bedauert: „Das ist schlimm
für Europa.“ Und riskant für
Deutschland. Denn: „Die weltpolitische Erfahrung der Briten besitzen wir nicht.“ TONI NACHBAR
8 AUS DER REGION
Der Sonntag · 25. September 2016
Das Sculpturephone von Tilo Tscheulin ist nicht nur ein Klangobjekt (linkes Bild), sondern prägt den Außenbereich des Wasserhüslis. Das Dunkel des ehemaligen Wasserreservoirs ist ein faszinierender Rahmen für
FOTOS: GANTER
die düsteren Skulpturen des Figurenmachers Johannn, so wie „Für-Sorge“ im rechten Bild.
„Kunst darf alles, nur nicht brav sein“
Das WASSERHÜSLI in Steinen-Hägelberg haben die Künstler Johannn und Tilo Tscheulin zur wunderlichen Kunstgalerie gemacht
Das Wasserhüsli in SteinenHägelberg ist die wunderlichste Kunstgalerie weit
und breit. Leider finden
noch immer nicht viele Besucher den Weg in die eigensinnige Welt von Bildhauer Tilo Tscheulin und
Figurenmacher Johannn.
KATHRIN GANTER
Tschuggel hat seinen eigenen
Kopf. Anbiederndes Schwanzwedeln Menschen gegenüber ist
ihm fremd. Stattdessen genießt
der wolfsgleiche Hund seine
Freiheit um das Wasserhüsli
oberhalb von Steinen-Hägelberg, spielt mit vorbeispazierenden Artgenossen und schaut gelassen zwei Mountainbikerinnen hinterher. Um die Kunst
kümmert sich Tschuggel nicht,
dafür sind sein Besitzer, der Figurenmacher Johannn aus Lörrach, und Tilo Tscheulin, Bildhauer aus Hägelberg zuständig.
Sie haben aus dem ehemaligen
Wasserreservoir eine phantasti- das einen Spross erstickt, wäh- Ferne schweifen. Das Innere des Arteten“, Skulpturen, die der Fische kleine Kunstwelt erschaf- rend die Pflanze versucht, das In- dunklen und kühlen Hochbehäl- gurenmacher aus Knochen von
fen, die seit 2014 für das Publi- sekt herunterzugreifen und ein ters ist eine perfekte Höhle für Vögeln und Kleintieren gestaltet
kum zugänglich ist und die sie kleines Insekt das große sticht. Johannns morbide Figurenwelt. hat. „Zusammen-Halt“ zum Beiseitdem nach und nach weiter „Man könnte sie auch als Blume In einer Vitrine füttert ein gro- spiel ist eine Figur, auf der sich
gestalten. Noch immer ist der des Lebens bezeichnen“, sagt Jo- ßes Baby ein kleineres mit einer mehrere skelettierte Wesen geOrt ein Geheimtipp, nicht viele hannn grinsend.
Spritze. „Für-Sorge“ sei das meist genseitig zu fressen scheinen –
Besucher finden den Weg hinAuf dem Gelände lassen diskutierte Werk der Ausstel- sich aber gleichzeitig stützen
auf. Die meisten, sagt Tscheulin, Tscheulins „Bizarre Sisters“ aus lung, sagt Tscheulin. Filigran und und halten.
seien zufällig vorbeikommende altem Sandstein den Blick in die faszinierend schön sind die „EntDepressiv und traurig ist das
Wanderer.
nicht. Im Gegenteil. Jo„Equilibrium“, ein giganhannn zieht seine Spielfitischer Brunnen aus Stein
gur „Donald Fuck“ an einer
und Edelstahl, begrüßt die
Schnur hinter sich her. Der
Besucher. Nicht minder beknöcherne Enterich rollt
eindruckend ist „Sculptuklackernd und wackelnd
rephone“, ein tonnenüber den Fußboden. Ebenschweres Stahlgebilde, das
so witzig-schräg wirkt
gleichzeitig
Instrument
„Nachgeburt“, eine Knoist: „Jeder der Körper hat
chengestalt, die im Geripseinen eigenen Klang“, sagt
pe eines alten KinderwaTilo Tscheulin. Bei der Saigens sitzt und ebenfalls
soneröffnung in diesem
wackelt und klappert,
Jahr gaben drei Schlagzeuwenn sie durch die Gegend
ger darauf ein Konzert. Auf
geschoben wird. Mit ihr
der anderen Seite des
war Johannn während der
Häuschens in der liebevoll
Art in Basel unterwegs.
hergerichteten AußenanAuch Tscheulin nimmt
lage steht „Eine Eddie“, die
sich nicht zu ernst: „Im FeMetallskulptur einer Pflanbruar ist mir ab und zu
ze, auf der ein Insekt sitzt, Ein Detail aus „Zusammen-Halt“, einer filigranen Knochenskulptur von Johannn. langweilig“, erklärt er die
WENN STERNE REDEN KÖNNTEN
IHR HOROSKOP VOM 25. SEPTEMBER BIS 1. OKTOBER
WIDDER
Liebe: Nicht vergessen: Kleine
Aufmerksamkeiten pflegen
die Beziehung. Beruf: Nicht
verzagen, wenn das erhoffte Lob auf sich
warten lässt. Allgemein: Ernst gemeinten
Ratschlägen können Sie ruhig folgen.
STIER
Liebe: So zärtlich und romantisch waren Sie lange nicht
mehr gestimmt. Beruf: Im Job
stehen die Weichen günstig und der
Trend ist positiv. Allgemein: Eine heikle
Situation löst sich in Wohlgefallen auf.
ZWILLINGE
Liebe: Irgendwie scheinen Sie
ein schlechtes Gewissen zu haben. Warum? Beruf: Turbulenzen werden zwar spürbar, sind aber nicht
bedrohlich. Allgemein: Hüten Sie sich vor
übereilten Schritten und Zusagen.
KREBS
Liebe: Was Ihre Partnerschaft
angeht: Es kann gar nicht besser laufen. Beruf: Es kommt zu
erfreulichen Kontakten und guten Vereinbarungen. Allgemein: Andere glauben, um einiges schlauer zu sein als Sie.
LÖWE
Liebe: Je weniger Sie fordern,
desto mehr wird Ihnen entgegengebracht. Beruf: Es zeigt
sich, dass Sie eine gute Menschenkenntnis besitzen. Allgemein: Eine Nachricht
wirft Ihre Planungen über den Haufen.
JUNGFRAU
Liebe: Ein kleiner Flirt könnte
schon bald zu einem Rendezvous führen. Beruf: Diplomatie und besonnenes Vorgehen sichern Ihnen den Erfolg. Allgemein: Angenehme
Nachrichten versetzen Sie in Hochstimmung.
WAAGE
Liebe: Unstimmigkeiten können bereinigt werden. Auch die
in der Liebe! Beruf: Glücksbote
Jupiter überrascht mit immer neuen
Möglichkeiten. Allgemein: Zeigen Sie sich
mehr von Ihrer diplomatischen Seite.
SCHÜTZE
Liebe: Liebevolle Gesten zaubern Ihrem Schatz ein Lächeln
ins Gesicht. Beruf: Eine Geschäftsverbindung wird noch eine Weile
Bestand haben. Allgemein: Kein günstiger Zeitpunkt für gewagte Unternehmungen.
Haarkrankheit
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Liebe: Warten Sie nicht, bis Ihr
Schatz auf Sie zukommt. Sie
sind dran. Beruf: Halten Sie
sich für die Projektvorschläge anderer bereit. Allgemein: Ein Entschluss ist
schmerzhaft, hat aber auch Gutes.
FISCHE
Liebe: Selbstbewusst und voller Elan, so kommen Sie nun an
Ihr Ziel. Beruf: Begegnen Sie
schwierigen Situationen am besten mit
Humor. Allgemein: Sie können sich selbst
einen großen Wunsch erfüllen.
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zum 21. Dezember jeweils am ersten und letzten Sonntag des Monats von 14 bis 18 Uhr geöffnet. In
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Der Sonntag
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† 1939
Druckverfahren
(Kurzw.)
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STEINBOCK
Liebe: Halten Sie unbedingt
Blickkontakt, wenn Ihnen jemand zuzwinkert. Beruf: Keine
Angst vor der Herausforderung! Man unterstützt Sie. Allgemein: Lassen Sie sich
nicht den Schwarzen Peter zustecken.
> DAS
KREUZWORTRÄTSEL
SKORPION
Liebe: Den Weg zur eigenen Zufriedenheit können nur Sie
selbst finden. Beruf: Machen
Sie einen Fehler durch schnelles Handeln
wieder wett. Allgemein: Ein Teilerfolg für
Ihre Bemühungen zeichnet sich ab.
Entstehung seines Bilds „21 Versuche von Selbstportraits ohne
Spiegel“, die gezielt beleuchtet
zusammen mit seinen anderen
Bildern aus der unterirdischen
Dunkelheit im Wasserhüsli herausstrahlen.
„Kunst darf alles, nur nicht
brav sein“, sagt Johannn, zurück
am Tageslicht. Auch er und Tilo
Tscheulin haben ihre eigenen
Köpfe, sind freiheitsliebend – die
klüngelnde Kunstszene ist nicht
ihr Ding. Deswegen ist das Wasserhüsli, das sie ohne Kulturförderung oder Eintrittsgelder betreiben, der perfekte Ort für die
beiden. Und während die Künstler in der warmen Abendsonne
des frühen Herbsts sitzen,
streunt Tschuggel fröhlich
durch seine eigene Welt.
®
knapp,
schmal
10
11
s1813-0878
Lösung vom vergangenen Sonntag:
ISOLIERBAND
AUS DER REGION 9
Der Sonntag · 25. September 2016
Innenstadt wird Partymeile
8. Auflage der KNEIPENNACHT am Samstag, Vorverkauf hat begonnen
Warum nur an ein Konzert
gehen, wenn man die ganze
Innenstadt als Partymeile
nutzen kann? Bei der Kneipennacht am Samstag, 1.
Oktober, in Bad Säckingen
treten zehn Musiker und
Bands der unterschiedlichsten Stilrichtungen auf. Einlass nur mit Armband, das
gleichzeitig ein kostenloses
Ticket für die Heimfahrt ist.
KURZ GEFASST
KUNST
Riesenposter am Euro-Airport
Mit einem neuen Riesenposter am Kontrollturm würdigt der
Euro-Airport die erste Ausstellung moderner Kunst, die das Musée Unterlinden seit
dessen Erweiterung durch die Basler Architekten Herzog & de Meuron organisiert
hat. Bei der Ausstellung handelt es sich um
die umfangreichste Monografie von Otto
Dix, die in den letzten 15 Jahren in Frankreich präsentiert wurde. Sie zeigt, wie sich
der deutsche Künstler in seinem Schaffen
immer wieder nachhaltig vom Isenheimer
Altar inspirieren ließ, dem Meisterwerk
von Matthias Grünewald, das seit 1853 im
Musée Unterlinden beheimatet ist. Zu sehen
DS
ist die Ausstellung vom 8. Oktober bis zum 30. Januar.
BEILAGEN
MARTINA PROPRENTER
Wer beim Feiern auf das eine
oder andere Bier nicht verzichten will, kann das KneipennachtArmband nutzen, um kostenlos
mit dem WTV-Tarifverbundsystem zu fahren. Ab 17 Uhr fahren
Bus und Bahn, der Busshuttle
hält jeweils auf Verlangen, auch
die Heimfahrt ist inbegriffen.
Der Fahrplan ist im Programmheft abgedruckt und bald auch
online abrufbar. Die Qual der
Wahl kommt schließlich bei der
Auswahl der richtigen Lokalität.
Partymusik und Classic Rock
spielen das Michel & Friends
Trio in der „Eden Osteria Bar“.
Einen Mix aus großen Stimmen wie Bruce Springsteen, Neil
Young oder U2 bringt das Big Balou Duo im „Schwarzen Walfisch“, auch Independent Musi-
Teile der heutigen Ausgabe unserer zeitung enthalten Beilagen
der Firmen: ALDI Süd , Thomas Philipps, Penny, Wölblin-Garage.
Bei der Kneipennacht kann es voll werden, wie hier 2014. Einlass nur mit Armband.
ker und Deutschrocker werden
interpretiert.
Zwei Gitarren und zwei Stimmen sind alles, was Tribute brauchen, um Lieder von den Beatles,
Johnny Cash oder Lynryd Skynrd
im „All In“ zu spielen.
Zum Querschnitt aus drei
Jahrzehnten Pop und Rock, gespielt auf akustischen Gitarren,
laden die Guitarren-Acoustic Covers in die „Gallusturm Zunftstube & Bar“ ein.
Heißer Latinrock, als SantanaTribute Show, bringen Batuka in
den „Pastakönig in den Beck-Arkaden“.
Mit
Eigenkompositionen,
kreativem und differenziertem
Rock unterhalten QP Nine in „Minis Music Bar“ die Gäste.
Nicht nur für Jugendliche: Das
Jugendparlament lädt zur Party
ins „Alte Gefängnis“ (Kinderund Jugendhauscafé) ein, hier
gibt es vom DJ Projekt Ein Klang
Techno/Elektro.
Die
deutsch-französische
Band Les Chambords lädt zur
Zeitreise in die 50er und frühen
60er ins „Oscar’s“.
Mit Klavierbegleitung singt
die Freiburgerin Verena Ruder
Gänsehautlieder von Adele,
FOTO: MARION RANK
Whitney Houston oder Tina Turner im „Pastakönig im Fiera“.
Blues- und
Groovy-Rock
bringt die Band Electrified Soul
ins „Kursaal Foyer“.
> EINTRITTSARMBAND
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verteilt bieten die teilnehmenden
Firmen Aktionen wie das Tanzcenter Just-Dance (Auftritte 14 bis 16
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Wetter hinter Kaufland ) und Hüpfburgen.
Die
Guggemusik
„Schluuchturm-Geister“ tritt vor der
Wohnwelt (13.30 Uhr) und bei der
Möbelarena (15 Uhr) auf. Das Latschari-Zügle fährt die Besucher.
Ein Höhepunkt dürften die Helikopter-Rundflüge sein, die auf der
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Das Model und die Trucks
„Hier ist zum Teil
die Hölle los“
Winzer erwarten ORDENTLICHE ERNTE aber auch Ausfälle
Badens Winzer erleben ein Wechselbad der Gefühle. Noch im Juli
mussten sie das Schlimmste befürchten. Der falsche Mehltau
machte sich breit wie nie zuvor.
Dann folgte eine Wärmeperiode,
die sogar der Kirschessigfliege
die Lust auf Trauben nahm. Diese Woche tauchte das Insekt
dann aber doch auf.
Die Stimmung unter den
Funktionären des Weinbauverbands war am Montag ausgelassen und fröhlich, dank einernicht mehr für möglich gehaltene Wendung: Statt massiver Ernteausfälle verkündete Präsident
Kilian Schneider bei einem Pressegespräch mit etwas Optimismus sogar eine größere Erntemenge als im Vorjahr. Auch mit
der Qualität war er wieder sehr
zufrieden. Geschäftsführer Peter
Wohlfarth wurde nur einen Augenblick nachdenklich, als er auf
die Ernteeinbußen der Obstbauern wegen der Kirschessigfliege
zu sprechen kam. Im Weinbau
hingegen sei die Kef – so die
mittlerweile gängige Abkürzung
– dieses Jahr kein großes Thema.
Am Tag darauf sollte sich die
Lage im Weinberg aber völlig unerwartet zuspitzen. „Ich bin erschrocken, wie der Befall durch
die Kirschessigfliege angezogen
hat“, sagte Weinbauberater
Hansjörg Stücklin Mitte der Woche dem Sonntag, „hier ist zum
Teil die Hölle los.“ Der starke Regenfall und der Rückgang der
Temperaturen am vergangenen
Wochenende haben die Verbreitung des Schädlings offenbar begünstigt. Hinzu komme, so
Stücklin, dass Zwetschgen und
andere Obstsorten geerntet seien, so dass die Kirschessigfliege
nach Alternativen Ausschau
hält. Ganz oben auf ihrem Speiseplan steht der Rote Gutedel.
Noch am Mittwoch empfahl
Stücklin den Winzern im Markgräflerland die Behandlung mit
einem Insektizid. Betroffen sind
allerdings auch andere Anbaugebiete. Am selben Tag hat die
wöchentlich tagende „Taskforce“,
beschlossen, den Einsatz von Insektiziden zur Bekämpfung der
Kirschessigfliege punktuell frei-
Der Sonntag · 25. September 2016
In Janina Martigs Allschwiler SPEDITION arbeiten nur Frauen
Sie heißen Janina, Daniela,
Pascale, Pia, Natalie und
Susanne; und sie fahren
40-Tonner. Die junge Speditionsfirma Janina Martig
Logistics GmbH aus Allschwil dürfte nicht nur
ziemlich einzigartig sein,
weil sie von einem Model
gegründet wurde, sondern
auch, weil in ihr nur Frauen
am Steuer sitzen.
zugeben. Viele Winzer stehen
nun vor der schweren Entscheidung, Trauben frühzeitig zu ernten oder das Insektizid einzusetzen und dann noch wie vorgeschrieben zwei Wochen mit der
Ernte zu warten.
Wie groß die Ausfälle durch
den Schädling werden, lässt sich
erst nach der Ernte beziffern. Vor
dem aktuellen Befall rechnete
Kilian Schneider mit einer Erntemenge von 75 bis 80 Hektoliter
pro Hektar. Vergangenes Jahr
waren es 74,9 Hektoliter. Als vermarktbar gelten 90 Hektoliter. BORIS BURKHARDT
Diese Erntemenge wird aber nur Der Sieg im weltweiten „Miss
Swimsuit Illustrated Model Conselten erreicht.
test 2002“ auf Mauritius war der
erste Höhepunkt in Janina MarEcovin fordert Flexibiliät
–
tigs Karriere. In einer ihrer KarDen Pilzbefall durch den fal- rieren. Die andere begann, als sie
schen Mehltau haben die meis- mit 18 Jahren ihren Lkw-Führerten Winzer in Baden mit Pflan- schein machen durfte. Die 34zenschutzmitteln und dem Ab- jährige Baslerin arbeitet heute
schneiden von Blättern gut in noch immer weltweit als Model,
den Griff bekommen. Die ex- hat sich aber parallel dazu in drei
trem feuchte Witterung bis Ende Jahren eine Speditionsfirma mit
Juli hatte seine Ausbreitung be- zwei Niederlassungen in Allgünstigt. Größere Probleme hat- schwil und Wangen an der Aare
ten Biowinzer. Ihnen steht zur an der A1 zwischen Olten und
Bekämpfung nur in begrenztem Bern sowie fünf Fahrzeugen aufUmfang Kupfer zur Verfügung. gebaut – Wachstum geplant.
Landesagrarminister Peter Hauk
„Schon als Kind spielte ich liesagte am Montag, er habe ver- ber mit Spielzeugautos als Pupgeblich in Berlin darauf ge- pen“, erklärt Martig. Das mag kitdrängt, die zulässige Menge zu schig klingen – aber sie als Tocherhöhen. Er erinnerte aber dar- ter eines Transportunternehan, dass das Schwermetall Kup- mers wurde sie mit – echten –
fer „nicht ungiftig“ sei.
Lkws um sie herum groß. TatPaulin Köpfer, Vorsitzender sächlich sagt sie: „Es war schon
von Ecovin Baden, wünscht sich immer mein Traum, ein eigenes
mehr Flexibilität von der Politik. Transportunternehmen zu haEtwa, indem Biowinzern für fünf ben.“ Zwei Jahre unterstützte sie
Jahre eine bestimmte Menge ihren Vater als Fahrerin von LasKupfer zugestanden wird und sie tern und Kippern und arbeite
dann selbst über die jährliche sich in das Tagesgeschäft ein.
Dosierung entscheiden. Die
Nach dem Tod ihres Vaters
strikte Begrenzung auf vier Kilo- gründete Martig im Jahr 2013 ihgramm vergleicht Köpfer mit ei- re eigene Firma. Für rund ein
nem Hausbrand, der mit Wasser- Jahr musste sie sich damit beeimern gelöscht wird, obwohl gnügen, ihren Kunden am
ein Löschzug bereit steht. „Das Schreibtisch Fahrten von Drittist grotesk.“ Totalausfälle bei Bio- anbietern zu vermitteln: Im Juni
winzern in Baden hat es laut 2014 konnte sie sich dann ihren
Köpfer aber keine gegeben. Nur ersten eigenen Lkw kaufen. Auch
ein Winzer musste große Ausfäl- heute fährt sie immer wieder
le hinnehmen, weil er dachte,
seine pilzresistenten Sorten
bräuchten keine weitere Pflege.
–
KLAUS RIEXINGER
Nichts als Frauenpower am Lenkrad: Janina Martig (Zweite von links) mit drei ihrer Mitarbeiterinnen, DaFOTO: BORIS BURKHARDT
niela „Dänälä“ Schmutz, Pascale Theiler und Pia Lütolf.
selbst; inzwischen hat sie aber
ihre fünf Mitarbeiterinnen Daniela Schmutz, Pascale Theiler,
Pia Lütolf, Natalie Petrasovics
und Susanne Nägeli – die erste
die Älteste mit 45 Jahren, die letzte die Jüngste mit 24.
Einige von ihnen haben einen
ähnlichen Hintergrund wie ihre
junge Chefin: Daniela „Dänälä“
Schmutz, eine aufgeweckte
Rockabilly-Dame, ist Tochter eines Lkw-Fahrers. „Ich war schon
immer von Motoren angefressen“, erzählt sie. Die schlanke Pia
Lütolf kam über das Reiten zum
Truck-Fahren „und merkte bald,
dass mir das mehr Spaß machte
als mein eigentlicher Beruf in
der Gastronomie“. Alle Frauen
bis auf eine sind ledig, zwei haben einen Freund: einer der
Männer wiederum ist selbst ein
Lkw-Fahrer, einer arbeitet andernorts in der Logistik.
Schmutz, die bereits auf 20
Jahre Erfahrung als Lkw-Fahrerin zurückblicken kann, hatte
unter männlichen Kollegen nie
Probleme. „Bei älteren Kollegen
passiert es manchmal, dass sie
die Kinnlade nicht mehr hochkriegen, wenn sie mich sehen“,
Mi. 28. 9.
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20.10.–23.10.
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Die traditionsreiche Lörracher
Stoffdruckerei KBC soll einen
neuen Eigentümer erhalten. Entsprechende Nachrichten veröffentlichte diese Woche die Tageszeitung die Oberbadische, der
der Sachverhalt in einem anonymen Brief zugespielt wurde. Inzwischen wurde der geplante
Verkauf an die italienische Private-Equity-Gesellschaft Wise von
der KBC-Geschäftsleitung bestätigt. Weitere Nachfragen blieben
unbeantwortet, auch der aktuelle Eigentümer der KBC reagierte
nicht mehr. Die auf Inkjet-Druck
und hochwertiges Segeltuch fokussierte KBC beschäftigt derzeit
390 Mitarbeiter. Für den Standort Lörrach soll vom Verkauf keine Gefahr ausgehen, ließen Geschäftsführung und Betriebsrat
verlauten. In dem anonymen
Schreiben soll behauptet worden sein, das Werk werde geschlossen und die Produktion
nach Italien verlagert werden.
Freilich ist Wise eine reine Beteiligungsgesellschaft und nicht
selbst im Textildruck aktiv.
Die KBC, einst mit bald 2000
Mitarbeitern größter Arbeitgeber in Lörrach und einer der wenigen erfolgreichen Überlebenden des großen Umbruchs in der
Wiesentäler Textilbranche, gehört seit 1999 der Rasteder
–
In neuen Händen
Der Lörracher Stoffdrucker
Die schönsten Tagesfahrten
D
erzählt sie keck; aber negative fahrenste Mitarbeiterin Daniela
Reaktionen haben weder sie Schmutz früher selbst schon
noch ihre Kolleginnen je erlebt. mehrfach bei Bewerbungen abgewiesen mit dem Hinweis, man
könne wegen fehlender InfraMännerdiskriminierung?
–
struktur im Betrieb keine Frauen
Eine Firma voller Frauen – nicht einstellen.
wenige Frauen sagen selbst, sie
Auch Martig selbst fühlt sich
arbeiteten lieber mit männli- unter männlichen Kollegen
chen Kollegen zusammen. „Ich wohl – als Lkw-Fahrerin. „Die
gehörte selbst zu ihnen“, sagt Lü- Menschen reagieren überrascht,
tolf lachend: „Aber ich habe mei- aber nicht negativ“, bestätigt sie
ne Meinung revidiert: Das Team die Erfahrungen ihrer Mitarbeimuss stimmen.“
terinnen. Und wenn sie ihren
Martig will nicht als „Killerkrite- Modelkolleginnen erzählt, dass
rium“ ansetzen, dass in ihrer Fir- sie als Lkw-Fahrerin arbeitet?
ma nur Frauen arbeiten dürfen; Martig muss lachen: „Dann reatatsächlich engagiert sie im Aus- gieren auch sie überrascht, aber
hilfsdienst auch Männer. Aber sehr positiv.“
ihr Wunsch seien durchaus
Noch immer hat sie regelmäweibliche Mitarbeiter. Und bis- ßige Foto-Shootings,vor allem in
her gebe es keinen Mangel an Be- der Werbebranche in Italien. Beiwerberinnen.
de Karrieren parallel aufrechtzuDie Frage, ob sie noch nie Pro- erhalten, ist anstrengend und erbleme mit männlichen Bewer- fordert viel Disziplin, wie sie erbern hatte, die sich diskriminiert zählt. „Aber es ist ein schöner
gefühlt hätten, irritiert Martig: Ausgleich: zwei komplett verOffensichtlich ist das Schweizer schiedene Welten.“ Überrascht
Arbeitsrecht bei diesem Thema es noch, dass diese Powerfrau in
noch nicht so streng wie das eu- ihrer Freizeit Rock’n’Roll tanzt,
ropäische. Martig spricht lieber vier Sprachen erlernt hat und davon der „Förderung von Frauen“. heim mit vier Katzen und einem
Und tatsächlich wurde ihre er- Hund lebt?
KBC
soll an eine italienische Beteiligungsgesellschaft verkauft werden
Prägt das Lörracher Stadtbild und soll das laut Geschäftsführung auch
FOTO: ARCHIV
nach dem Verkauf: Schornstein der KBC.
Daun-Gruppe, die zwischenzeitlich die größte deutsche TextilGesellschaft gewesen ist und der
über eine Beteiligung auch die
Lauchringer Lauffenmühle gehörte. Der 73-jährige Geschäftsführer Claas Daun bestätigte gegenüber der Badischen Zeitung,
dass er sich „aus Altersgründen“
von seinen operativen Geschäften und Beteiligungen trennen
möchte. Der KBC-Verkauf an Wise muss aber noch kartellrechtlich geprüft werden.
Die 1753 entstandene KBC ist
einer der traditionsreichsten Betriebe der Region und prägt das
Stadtbild Lörrachs mit seinem
hoch aufragenden schlanken
Schornstein. Nach einem gewaltigen Schrumpfungs- und Modernisierungsprozess fasste KBC
Anfang der 2000er Jahre wieder
Tritt und hat sich zu einem der
bedeutendsten Inkjet-Stoffdrucker Europas entwickelt. Der
Oberbadischen gegenüber bestätigte Geschäftsführer Henri Rowienski, der diesen Wiederaufstieg maßgeblich prägte, dass
2016 aufgrund eines Nachfrageeinbruchs im Frühsommer ein
schwieriges Jahr gewesen sei. Er
hofft aber noch, es ohne Verluste
abschließen zu können.
Auch der Textilhersteller Lauffenmühle mit seinen Standorten in Lauchringen und Lörrach
gehörte über die Mechanische
Baumwoll-Spinnerei und Weberei Bayreuth GmbH über Jahre
zur Daun-Gruppe. Deren wichtigster Teil wurde bereits im Juli
verkauft, die Lauffenmühle ist
davon aber nicht betroffen. Nach
der neuerlichen Insolvenz im
Herbst 2015 kam es im Juli dieses
Jahres zu einem sogenannten
Management-Buy-out: Der geschäftsführende Gesellschafter
Volker Steidl erhöhte seine Lauffenmühle-Anteile auf 47 Prozent, Geschäftsführer Werner
Rizzi erwarb als neuer Mitgesellschafter ebenfalls 47 Prozent, die
Bayreuther verfügen nur noch
über einen Minderheitsanteil
von sechs Prozent.
RENÉ ZIPPERLEN
NACHRICHTEN 11
Der Sonntag · 25. September 2016
FREMDENHASS
Schäden für
die Wirtschaft
BERLIN (AFP). Die Zahl der fremdenfeindlichen Gewalttaten ist
in diesem Jahr einem Bericht zufolge dramatisch gestiegen. Von
Januar bis Mitte September registrierte die Polizei bereits 507
Fälle und damit fast doppelt so
vielewie im Vorjahr,wie der Spiegel aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine
Grünen-Anfrage berichtete. Die
Arbeitgeber warnten derweil vor
Schäden für die deutsche Wirtschaft, sollte Ausländerfeindlichkeit weiter um sich greifen.
Die Zahl aller politisch motivierten Straftaten gegen Asylbewerber und Flüchtlinge betrug
dem Spiegel-Bericht zufolge seit
Jahresbeginn mehr als 1 800.
Demnach legten Neonazis und
Asylgegner in diesem Jahr schon
78 Mal Feuer, sieben Tötungsdelikte wurden gezählt. Im rechtsextremen Spektrum habe vor
dem Hintergrund der Flüchtlingsdebatte zudem „die Widerstandsrhetorik zugenommen“,
schrieb das Ministerium. Das
gelte besonders für die „Identitäre Bewegung Deutschland“.
präsentiert von
Elsbeth Lauber
Erste Hilfe nach den schweren Luftangriffen: Ein syrischer Junge wird in einem provisorischen Krankenhaus
FOTO: AFP
versorgt. Fast zwei Millionen Menschen sind von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten.
Gefechte um Aleppo
Große OPEN-AIRModenschau anlässlich
unseres 35-jährigen
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Die T der Flip
Olaf
präsentiert von
Aleppo (AFP/ds). Mit einer
Serie massiver Luftangriffe
haben die syrischen und
russischen Streitkräfte in
Aleppo schwerste Zerstörungen angerichtet. Gestern bombardierten die
Luftwaffen beider Länder
nach Angaben von Aktivisten den fünften Tag in Folge
die Rebellen-Gebiete im Osten der Stadt. Dutzende
Menschen wurden getötet.
–
Arbeitgeberpräsident
äußert Sorge
–
Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer sagte der Passauer Neuen
Presse: „Es ist noch gar nicht so
lange her, dass wir im Ausland
für unsere Willkommenskultur
gefeiert wurden. Das ändert sich
gerade.“ Wenn nachhaltig der
Eindruck entstehe, „dass der
Fremdenhass stärker ist als die
Willkommenskultur, wird das
ein großes Problem“, mahnte der
Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA): „Das könnte
unter anderem dazu führen,
dass das Image deutscher Produkte leidet und die Investitionsbereitschaft zurückgeht.“
Kramer bemängelte die „Verrohung der Sprache“ in der Politik. Vielleicht glaubten manche
Politiker, dass die Bürger bei den
etablierten Parteien blieben,
wenn sie sich ablehnend über
Flüchtlinge äußerten, sagte der
BDA-Chef. „Aber das Gegenteil
ist der Fall. Wer gegen Fremde ist,
sucht sich das Original und nicht
die Kopie“, sagte er mit Blick auf
die Wahlerfolge der rechtspopulistischen AfD.
Fast zwei Millionen Einwohner
der Stadt im Norden Syriens waren nach Angaben der Uno von
der Trinkwasserversorgung abgeschnitten. Allein am Samstag
starben nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für
Menschenrechte im Bombenhagel mindestens 25 Zivilisten. Die
Opferzahl dürfte weiter steigen,
da noch viele Menschen unter
den Trümmern vermutet wurden, wie die in Großbritannien
ansässige Beobachtungsstelle
mitteilte. Allein sieben Menschen starben demnach, als sie
auf einem Markt im Viertel Bustan al-Kasr anstanden, um Joghurt zu kaufen.
Bustan al-Kasr liegt an der
Frontlinie zwischen dem von
den Rebellen kontrollierten Os-
ten und dem von der Regierung
gehaltenen Westteil der Stadt.
Bereits am Freitag wurden bei
den Angriffen auf Aleppo nach
Angaben der Beobachtungsstelle mindestens 47 Menschen getötet, unter ihnen sieben Kinder.
Die Angaben der oppositionsnahen Organisation, die sich auf
Ärzte und Aktivisten vor Ort
stützt, sind für Medien meist
kaum zu überprüfen, doch haben sie sich in der Vergangenheit
oft als zutreffend erwiesen.
Anwohner berichteten von Raketenbeschuss, der erdbebengleiche Erschütterungen auslöste und Gebäude bis auf die
Grundmauern zerstörte. Die zivile syrische Hilfsorganisation
der Weißhelme, die diese Woche
mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet worden ist,
war überfordert vom Ausmaß
der Zerstörungen, zumal mehrere ihrer Einrichtungen beschädigt wurden. Nach Angaben der
Organisation bleiben ihr nur
zwei Feuerwehrfahrzeuge, zudem fehlt es an Benzin. Große
Gebiete im Ostteil der Stadt sind
ohne Strom, da den Generatoren
ebenfalls der Treibstoff fehlt, so
dass die Straßen nachts völlig
dunkel sind. Viele sind durch
den Schutt zudem unpassierbar.
Die seit Donnerstagabend andauernden Luftangriffe auf die
von den Rebellen kontrollierten
Viertel sollen eine Bodenoffensive vorbereiten, mit der die syrische Armee die seit 2012 zwischen Rebellen und Regierungstruppen geteilte Stadt vollständig zurückerobern will. Die etwa
250 000 Menschen in den Rebellenvierteln sind seit Mitte Juli
von Regierungstruppen umzingelt, so dass Hilfslieferungen
nicht zu ihnen vordringen können. Auch während einer einwöchigen Feuerpause gelang es der
Uno nicht, Hilfskonvois von der
türkischen Grenze in die Stadt
zu bringen. Die von den USA und
Russland ausgehandelte Waffenruhe war dann Anfang der Woche gescheitert.
Seitdem sind die Kämpfe stärker als zuvor wieder aufgeflammt. Internationale Bemühungen am Rande der UN-Vollversammlung in New York, eine
neue Feuerpause auszuhandeln,
blieben ohne Erfolg. Das UN-Kinderhilfswerk Unicef erklärte gestern, das Wasserkraftwerk im
Viertel Bab al-Nayrab, das die etwa 250 000 Menschen in den
Rebellenvierteln versorge, sei in
der Nacht beschädigt worden.
Als Vergeltungsmaßnahme sei
dann die ebenfalls im Osten der
Stadt befindliche Pumpstation
in Suleiman al-Halabi abgestellt
worden, welche die rund 1,5 Millionen Bewohner des Westteils
der Stadt mit Wasser versorge.
Kagenmi/Fotolia
Syrische und russische Angriffe richten schwerste ZERSTÖRUNG an
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Wolken auf. Dann können im Südschwarzwald
vereinzelt Schauer oder Gewitter entstehen. Die
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der neuen Woche halten sich mehr Wolken und
gelegentlich fallen ein paar Tropfen.
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12 NACHRICHTEN
Der Sonntag · 25. September 2016
Persönlichkeit gesucht
Trauer um
Max Mannheimer
Koalition will gemeinsamen Kandidaten für GAUCK-NACHFOLGE nominieren
Überlebender des HOLOCAUST stirbt mit 96 Jahren
MÜNCHEN (DPA). Der Holocaust-Überlebende und Kämpfer gegen das Vergessen, Max
Mannheimer, ist am Freitag im
Alter von 96 Jahren in einer
Münchner Klinik gestorben.
Dies teilte die Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau, Gabriele
Hammermann, mit.
Wie kein Zweiter habe sich
Mannheimer mit seiner ganzen
Person eingebracht, um gegen
das Vergessen anzukämpfen
und gleichzeitig als Versöhner
aufzutreten. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) würdigte Mannheimer. „Wir schulden ihm Dank“, twitterte Regierungssprecher Steffen Seibert.
Mannheimer sei ein „Mahner gegen das Vergessen und großer
Versöhner“
gewesen.
Als
„schmerzlichen Verlust“ bezeichnete Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) den
Tod des Holocaust-Überlebenden. „Er wird uns allen fehlen“,
sagte Seehofer laut Mitteilung.
Mit leidenschaftlichem Engagement habe Mannheimer eine
Brücke gerade zu jungen Menschen gebaut.
Die Grünen-Fraktionsvorsitzenden Katrin Göring-Eckardt
und Anton Hofreiter betonten,
Mannheimer sei ein wichtiger
Zeitzeuge der Nazi-Verbrechen
gewesen. „Es ist unsere Aufgabe,
diese Erinnerungen an die Grausamkeiten des Nazi-Regimes
wach zu halten.“ Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU)
sagte, Deutschland verliere „eine
tief beeindruckende, herausragende Persönlichkeit“. Zeitzeugen-Stimmen wie die Mannheimers hätten „großen Anteil an
Berlin (dpa/AfP). Union und
SPD wollen nach einem Bericht des Spiegel einen gemeinsamen Kandidaten für
die Nachfolge von Bundespräsident Joachim Gauck
suchen. Das hätten Kanzlerin Angela Merkel (CDU),
der SPD-Vorsitzende Sigmar
Gabriel und CSU-Chef Horst
Seehofer vereinbart.
Der Mahner und Versöhner ist tot:
FOTO: DPA
Max Mannheimer.
der Erinnerungskultur, die
Deutschland mühsam erlernt
hat“.
Die jüdische Familie Mannheimer aus Mähren im heutigen
Tschechien geriet trotz Flucht in
die Hände der Hitler-Schergen.
Sie wurde ins Konzentrationslager Theresienstadt und von dort
nach Auschwitz-Birkenau gebracht. Mannheimer verlor fast
seine ganze Familie. Er selbst war
mehr als zwei Jahre in Konzentrationslagern gefangen, ehe er
wenige Tage vor Ende des Zweiten Weltkrieges von US-Soldaten
befreit wurde. Es wurde seine Lebensaufgabe, öffentlich gegen
Rechtsradikalismus und Antisemitismus zu kämpfen. Unermüdlich engagierte er sich seit
den 1980er Jahren als Zeitzeuge
für die Erinnerung an die Opfer
des Nationalsozialismus. Seit
1988 war er Vorsitzender der Lagergemeinschaft Dachau.
Für ein Bündnis von SPD, Grünen und Linken bei der Wahl des
Staatsoberhaupts im Februar
2017 gebe es derzeit ebenso wie
für eine schwarz-grüne Lösung
keine Chancen, berichtet der
Spiegel in seiner jüngsten Ausgabe. Union und SPD hätten sich
allerdings bei einem ersten möglichen Kandidaten bereits eine
Abfuhr geholt. Der Präsident des
Bundesverfassungsgerichts,
Andreas Voßkuhle, habe es abgelehnt, als Bundespräsident zu
kandidieren. Gabriel habe den
SPD-nahen Juristen gefragt; dieser wolle jedoch unter anderem
auch aus familiären Gründen
weiter sein Amt in Karlsruhe
ausüben. Voßkuhle war bereits
2012 für das höchste Staatsamt
im Gespräch gewesen. Als mögliche Kandidaten nennt der Bericht jetzt den früheren EKDRatsvorsitzenden Wolfgang Huber und die ehemalige Verfassungsrichterin
Christine
Hohmann-Dennhardt.
Der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke)
warnte davor, einen rot-rot-grünen Kandidaten zu nominieren.
„Wir brauchen in Zeiten, in de-
Der frühere EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber (links) und die ehemalige Verfassungsrichterin Christine
Hohmann-Dennhardt sind als Gauck-Nachfolger im Gespräch. Abgelehnt hat – wieder einmal – Andreas
FOTO: ZVG/DPA (2)
Voßkuhle, Präsident des Bundesverfassungsgerichts.
nen die AfD von Sieg zu Sieg eilt,
einen Kandidaten, der weit über
jedes Spektrum hinaus Akzeptanz findet, sagte Ramelow dem
Spiegel. Gesucht werde eine „kluge, weltoffene, moderne und
konservative Persönlichkeit“.
Dagegen hält der Linken-Vorsitzende Bernd Riexinger einen
rot-rot-grünen Kandidaten weiterhin für möglich. Riexinger
wies im Gespräch mit dem Handelsblatt den Eindruck zurück,
dass die Bemühungen des linken
Lagers gescheitert seien, sich auf
einen gemeinsamen Kandidaten zu einigen. Der Nachfolger
oder die Nachfolgerin Gaucks
müsse für soziale Gerechtigkeit,
Demokratie und Frieden stehen.
„Ob mit oder ohne Parteibuch,
das ist zweitrangig.“
Das neue Staatsoberhaupt
wird am 12. Februar 2017 von der
Bundesversammlung gewählt.
Das Gremium setzt sich aus den
derzeit 630 Bundestagsabgeordneten zusammen sowie aus
ebenso vielen Delegierten, die
die Parlamente der Bundesländer entsenden. Unter den 1 260
Mitgliedern hätte die große Koalition eine komfortable Mehrheit. SPD, Grüne und Linke kommen zusammen auf 625 bis 628
Stimmen, knapp unter der absoluten Mehrheit. Im dritten Wahlgang genügt die einfache Mehrheit. Gauck hatte bekanntgegeben, aus Altersgründen nicht für
eine zweite Amtszeit zur Verfügung zu stehen.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) wies Spekulationen über seine Ambitionen für
das höchste Staatsamt zurück.
„Ich strebe dieses Amt nicht an“,
sagte Kretschmann der Neuen
Osnabrücker Zeitung. „Wenn
man nach höheren Ämtern
strebt, kriegt man sie meistens
nicht. Und wenn man sie kriegt,
wird oft nichts draus.“
Der SPD-Politiker Johannes
Kahrs, Chef des konservativen
Seeheimer Kreises, sprach sich
für SPD-Außenminister FrankWalter Steinmeier als nächsten
Bundespräsidenten aus. „Frau
Merkel und die Union sollten
über ihren Schatten springen,
und sich mit uns für eine Nominierung Steinmeiers stark machen“, sagte er der Welt. „Bei der
Wahl des Staatsoberhauptes
geht es nicht um Parteiinteressen, sondern um den Besten fürs
Land. Das ist Frank-Walter Steinmeier.“ Er sei „politisch erfahren,
weltweit vernetzt und sehr beliebt“, sagte Kahrs.
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25.September2016
Dortmund „zu gut für uns“
Trotz eines mutigen Auftritts unterliegt der SC FREIBURG beim BVB mit 1:3
Der SC Freiburg hat erwartungsgemäß bei Borussia
Dortmund verloren, gestaltete das Spiel aber eng und
überraschte den BVB mit
einem mutigen Auftritt.
Maximilian Philipp hatte
mit seinem Anschlusstor
dafür gesorgt, dass der
Sportclub darauf hoffen
konnte, sogar einen Punkt
aus Dortmund mitzubringen.
STANDPUNKT
DORTMUNDS OFFENSIVE
Sturm und Drang – auch ohne
Mario, Marco und André
S
DANIELA FRAHM
Der Plan von Trainer Christian
Streich war von Beginn an erkennbar und wurde in der ersten
Viertelstunde auch gut umgesetzt. Die vier Offensiven, zu denen erstmals in dieser Saison
Nils Petersen gehörte, sollten die
angriffsfreudig
ausgerichtete
Viererkette der Dortmunder
früh unter Druck setzen und bei
Balleroberungen den Ball möglichst schnell in die Spitze befördern. „Schade, dass wir am Anfang kein Tor gemacht haben,
das musst du, wenn du hier eine
Chance haben willst“, bedauerte
Streich. Die Möglichkeiten dazu
waren da, aber weder Amir Abrashi (1. Minute) noch Vincenzo
Grifo (5.) und Petersen (35.) konnten gut genug abschließen, um
dem ehemaligen SC-Torwart Roman Bürki Schwierigkeiten zu
bereiten.
SC-Torschütze
Maximilian
Philipp vermutete, dass das Spiel
vielleicht anders verlaufen wäre,
wenn sein Team zumindest das
0:0 in die Pause gerettet hätte.
„Wir haben eklig gespielt und haben sie vor eine große Aufgabe
gestellt“, sagte Philipp. Der Sportclub hatte eine enorme Drangphase der Dortmunder überstanden, in der vor allem die
schnellen Ousmane Dembelé,
Emre Mor und Pierre-Emerick
Aubameyang die Defensive vor
große Probleme stellten, kassierte aber kurz vor dem Pausenpfiff
doch noch das 0:1 durch Aubameyang, der nach einem öffnenden Passvon Mario Götze und einer Vorlage von Dembelé den
Ball nur noch rein schieben
Jeden Sonntag
370.000 mal
im Briefkasten.
Harte Gegenwehr leistete der SC Freiburg dem großen Favoriten aus Dortmund: Hier bedrängt Nicolas
FOTO: AFP
Höfler (links) den Nationalspieler des BVB, Mario Götze.
musste. Caglar Söyüncü konnte
ihn daran nicht mehr hindern.
Dass der junge Innenverteidiger nach seinen Patzern in Köln
und der Pause im Heimspiel gegen Hamburg ausgerechnet vor
80 000 Zuschauern im Signal
Iduna Parkwieder zur Startelf gehörte, war sicherlich eine der
größten Überraschungen. Der
20-Jährige spielte erstaunlich
selbstbewusst, gewann viele
Zweikämpfe und spielte auch einige gute lange Bälle nach vorne.
„Er hat sie ein ums andere Mal
abgekocht“, freute sich Torwart
Alexander Schwolow für seinen
Kollegen, „es ist für sein Alter eine außerordentliche Leistung,
dass er so ruhig geblieben ist.“
Dass er auch Fehler machte,
konnte gegen die starken Dortmunder Offensiven nicht ausbleiben. Beim zweiten Gegentor
durch Lukasz Piszcek kurz nach
der Pause betraf das aber die gesamte Abwehrreihe.
–
Tuchel lobt
den Sportclub
–
Trotz des 0:2-Rückstands steckten die Freiburger keinesfalls auf
– im Gegenteil. Nach einem langen Ball von Schwolow, einer
Kopfballverlängerung von Onur
Bulut und einem Pass des eingewechselten Janik Haberer in den
Lauf von Philipp gelang dem
Stürmer in der 60. Minute sogar
der Anschlusstreffer. „Freiburg
hat nie aufgehört, dran zu glauben, war sehr fleißig und hatte
immer wieder Phasen mit hoher
Qualität“, lobte auch BVB-Trainer
Thomas Tuchel, „da wurde es
plötzlich nochmal ein enges
Spiel, wir wurden unruhig und
die Füße zittrig.“
Bulut (72.) hatte sogar die
Chance zum Ausgleich, Bürki
konnte den Schuss aber zur Ecke
klären. Erst in der Nachspielzeit
besiegelte der eingewechselte
Guerreiro nach einer sehenswerten Kombination die endgültige
Entscheidung zugunsten des
BVB.
Streich freute sich einerseits
über eine „taktisch sehr ordentliche und leidenschaftlich gute
Leistung“, wusste aber auch, dass
mehr drin gewesen wäre, „weil
wir auch paar Sachen nicht so
klug gelöst haben“. Er meinte damit vor allem die Drangphase
der Dortmunder, in der seine
Spieler zwar Bälle erobert, dann
aber im Mittelfeld „zu komplizierte Sachen probiert haben“. Er
ärgerte sich genau wie die Spieler, dass sie in drei Auswärtsspielen bislang keinen Punkt holen
konnten. Schwolow vermutet,
dass seine Mannschaft mit einer
Leistung wie in Dortmund in
den Spielen zuvor mehr hätte
ausrichten können: „Vielleicht
sind wir da zu passiv gewesen.
Jetzt sindwir sehr couragiert aufgetreten, aber Dortmund war zu
gut für uns.“
BORUSSIA DORTMUND: Bürki - Piszczek, Sokratis, Ginter,
Schmelzer - Weigl - Mor (64. Pulisic), Castro, M. Götze (71. Guerreiro), Dembélé (80. Rode) - Aubameyang
SC FREIBURG: Schwolow - Ignjovski, Gulde (54. Niedermeier),
Söyüncü, Günter - Höfler, Abrashi - Bulut, Grifo - Petersen (54.
Haberer), Philipp (67. Niederlechner)
SCHIEDSRICHTER: Christian
Dingert (Lebecksmühle)
ZUSCHAUER: 80800
TORE: 1:0 Aubameyang (45.),
2:0 Piszczek (53.), 2:1 Philipp
(60.), 3:1 Guerreiro (90.+1)
GELBE KARTEN: Dembélé (1),
Sokratis (1) / Günter (1), Höfler (3),
Söyüncü (1)
elbst Marco
qualitäten zeigt und
Reus mögen
beim 5:1 in Wolfsbeim Betrachburg noch geglänzt
ten der letzten Dorthatte, ins Spiel. Und
munder Spiele Benur wenig zuvor der
denken gekommen
gerade 17-jährige USsein, wie heiß seine
Amerikaner ChrisRückkehr derzeit in
tian Pulisic, der beOTTO
Dortmund gerade
reits in der Vorsaiherbeigesehnt wird. SCHNEKENBURGER son und auch beim
Auf den schwarz6:0 gegen Darmgelben Flügeln herrscht in der stadt zu überzeugen wusste.
Spielzeit 2016/17 GeschwinMan mag sich angesichts der
digkeit und Ideenreichtum,
offensichtlich gelungenen Verdas bekam am Freitag phasen- pflichtungen perspektivreiweise auch der sich wacker
cher junger Offensivkräfte frawehrende SC Freiburg deutlich gen, wie nötig die prestigevor Augen geführt. Da ist etwa trächtigen Transfers von
der für knapp 15 Millionen
André Schürrle und Mario GötEuro von Stade Rennes gekom- ze überhaupt waren. Zumal
mene und erst 19 Jahre junge
diese zuvor in anderen Vereifranzösische Nationalspieler
nen nicht in Tritt kamen und
Ousmane Dembélé. Einer, der stets von der deutschen Memit dem Ball am Fuß auch im dienlandschaft in den Vorderhöchsten Tempo keine Progrund gerückt werden. Auch
bleme hat und dabei immer
gegen Freiburg feierte der Rewieder auf kaum berechenporter des Bezahlsenders Sky
bare Einfälle kommt. Ähnlijede halbwegs gelungene Ballches lässt sich über den eben- weiterleitung Götzes bereits
falls erst 19 Jahre alte Emre
wieder als „die bevorstehende
Mor sagen, der die dänische
Rückkehr des altes Marios“.
und die türkische StaatsanShinji Kagawa und Adrian Ragehörigkeit besitzt. Der Nermos gibt es übrigens auch
vosität mag gegen Freiburg
noch. Klar, gerade die jungen
der eine oder andere missraDortmunder werden gegen
tene Abschluss von Mor geHochkaräter etwa in der K.o.schuldet gewesen sein, das
Phase der Champions League
hohe spielerische Potenzial
das Angedeutete erst einmal
war dennoch kaum zu überzu bestätigen haben. Zunächst
sehen. Erst in der Schlussphase sind die 25 Dortmunder Tore
kam gegen den SC Freiburg
in sieben Pflichtspielen, die
der portugiesische Nationalsich beeindruckende 13 Schütspieler Raphaël Guerreiro, der zen untereinander teilen, aber
in Dortmund seine Offensivschon ein Wort.
KURZ GEFASST
FUSSBALL
Dortmund-Gegner hat neuenTrainer
Borussia Dortmunds Champions-League-Gegner Legia Warschau
hat einen neuen Trainer. Knapp eine Woche nach dem Rauswurf
von Besnik Hasi verpflichtete der Klub den Polen Jacek Magiera.
Der 39-Jährige, ein ehemaliger Legia-Spieler, unterzeichnete
einen Vertrag für zwei Jahre, wie der polnische Fußball-Meister
am Samstag in Warschau bekannt gab. Magiera wechselt von
Polens derzeitigem Tabellenersten Zaglebie Sosnowiec. Nach
einer 0:6-Niederlage beim Auftakt der Königsklasse gegen
Dortmund und schlechten Ergebnissen in der heimischen
DPA
Liga hatte sich Legia von Hasi getrennt.
Fury lässtWM-Kampf erneut platzen
Das für Ende Oktober geplante SCHWERGEWICHTSDUELL gegen Wladimir Klitschko findet nicht statt
Boxweltmeister Tyson Fury versetzt Wladimir Klitschko erneut:
Der Brite hat den am 29. Oktober
in Manchester vorgesehenen
Kampf gegen den ukrainischen
Ex-Champion zum zweiten Mal
platzen lassen. Er sei aus medizinischen Gründen nicht in der Lage zu kämpfen, sagte sein Manager Mick Hennessy. Genaue Auskunft zu den gesundheitlichen
Problemen des WBA-, WBO- und
IBO-Weltmeisters im Schwergewicht gab es nicht.
Der US-Fernsehsender ESPN
berichtete über nicht näher erklärte mentale Probleme Furys
und laut der Korrespondenz beider Lager steht der Boxer „in ab-
sehbarer Zukunft nicht zur Verfügung“.
„Wladimir ist total enttäuscht“,
sagte Klitschko-Mananger Bernd
Bönte ESPN. „Wladimir wird als
Geisel von diesem Kerl gehalten.
Er will kämpfen, er trainiert. Und
jetzt? Der erste Kampf war vor
fast einem Jahr.“ Jetzt seien die
Weltverbände gefordert, eine
Entscheidung hinsichtlich der
Titel zu treffen. „Aber das liegt
nicht in unseren Händen. Wir
hoffen, dass Wladimir bald wieder kämpfen kann.“ Falls Fury
längere Zeit nicht antritt, können die Weltverbände ihm die Titel wegen Inaktivität aberkennen und als vakant erklären.
Hennessy soll an das Klitschko-Lager geschrieben und sein
„tiefstes Bedauern“ mitgeteilt
haben. Fachärzte hätten festgestellt, Fury sei nicht in der Verfassung, den Rückkampf zu bestreiten. Er müsse „behandelt werden, bevor er in den Ring zurückkehrt“.
Bereits den ersten Rückkampf-Termin gegen Klitschko
am 9. Juli hatte Fury platzen lassen. Damals gab er eine Knöchelverletzung an. Wenige Tage später war er während der FußballEM in Frankreich trinkend und
tanzend mit englischen Fans in
einer französischen Kneipe fotografiert worden.
Zudem steht Fury unter Dopingverdacht. Im Frühjahr 2015
soll er positiv auf das anabole
Steroid Nandrolon getestet worden sein. Fury bestreitet ein Dopingvergehen. Die britische Anti-Doping-Agentur (Ukad) hat
Fury am 4. November zur Anhörung geladen. Beobachter kritisieren, dass das Verfahren ungewöhnlich lange dauert.
Der Brite hatte Klitschko im
November 2015 in Düsseldorf
überraschend und einstimmig
nach Punkten bezwungen. Seither rennt Klitschko Fury hinterher, um ihn zum Rückkampf zu
zwingen und die Gürtel zurück- Zu PR-Zwecken sind sie sich immerhin schon mal begegnet: Wladimir
DPA Klitschko (links) und Tyson Fury.
FOTO: DPA
zuerobern.
14 SPORT
Der Sonntag · 25. September 2016
Berliner freuten sich zu früh
FUSSBALL
1. Bundesliga – 5. Spieltag
Bor. Dortmund - SC Freiburg
3:1
Mönchengladbach - FC Ingolstadt
2:0
(1:0)
FSV Mainz 05 - Bayer Leverkusen
2:3
(2:1)
Hamburger SV - Bayern München
0:1
(0:0)
FC Augsburg - SV Darmstadt 98
1:0
(0:0)
Eintr. Frankfurt - Hertha BSC Berlin
3:3
(2:1)
Tore: 1:0 Stindl (42.), 2:0 Wendt (76.) – Zuschauer: 50 112
Tore: 1:0 Malli (31.), 1:1 Chicharito (32.), 2:1 Bell (36.), 2:2 Chicharito (67.),
2:3 Chicharito (90.+2) – Zuschauer: 25 274
Tor: 0:1 Kimmich (88.) – Zuschauer: 57 000 (ausv.)
Tor: 1:0 Finnbogason (47.) – Gelb-Rote Karte: Guwara (45.+3, SVD) – Zuschauer: 28 113
Tore: 0:1 Ibisevic (19., FE), 1:1 Fabian (39.), 2:1 Meier (45.), 2:2 Ibisevic (58.),
2:3 Esswein (65.), 3:3 M. Hector (90.+2) – Zuschauer: 45 000
Werder Bremen - VfL Wolfsburg
Sa. 18.30 Uhr
1899 Hoffenheim - FC Schalke 04
So. 15.30 Uhr
1. FC Köln - RB Leipzig
So. 17.30 Uhr
●
●
●
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Bayern München
Bor. Dortmund
1. FC Köln
Mönchengladbach
Eintr. Frankfurt
Hertha BSC Berlin
RB Leipzig
FSV Mainz 05
Bayer Leverkusen
FC Augsburg
SC Freiburg
VfL Wolfsburg
1899 Hoffenheim
SV Darmstadt 98
Hamburger SV
●
FC Ingolstadt
● 17. FC Schalke 04
● 18. Werder Bremen
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8:5
9:7
8:3
12:11
8:7
4:6
6:9
3:5
7:7
2:10
2:10
2:10
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● Champions League ● Champions League Qualifikation ● Europa League ● Relegation ● Abstieg
Spielplan/1. Liga
Spielplan/2. Liga
FREITAG, 30. SEPTEMBER
FREITAG, 30. SEPTEMBER
RB Leipzig – FC Augsburg
1. FC Nürnberg – Union Berlin
SV Sandhausen – Dynamo Dresden
Erzgebirge Aue – VfL Bochum
SAMSTAG, 1. OKTOBER
Bayern München – 1. FC Köln
Hertha BSC Berlin – Hamburger SV
FC Ingolstadt – 1899 Hoffenheim
SV Darmstadt 98 – Werder Bremen
SC Freiburg – Eintr. Frankfurt
Bayer Leverkusen – Bor. Dortmund
SONNTAG, 2. OKTOBER
VfL Wolfsburg – FSV Mainz 05
FC Schalke 04 – Mönchengladbach
SAMSTAG, 1. OKTOBER
Hannover 96 – FC St. Pauli
Fort. Düsseldorf – Karlsruher SC
SONNTAG, 2. OKTOBER
FC Kaiserslautern – Arminia Bielefeld
FC Heidenheim – Braunschweig
Würzburger Kick. – TSV 1860 München
MONTAG, 3. OKTOBER
VfB Stuttgart – Greuther Fürth
2. Bundesliga – 7. Spieltag
VfL Bochum - VfB Stuttgart
1:1
Braunschweig - Fort. Düsseldorf
2:1
Greuther Fürth - SV Sandhausen
1:1
Karlsruher SC - Erzgebirge Aue
2:0
FC Heidenheim - FC Kaiserslautern
3:0
Arminia Bielefeld - 1. FC Nürnberg
So. 13.30 Uhr
TSV 1860 München - Hannover 96
So. 13.30 Uhr
Dynamo Dresden - Würzburger Kick.
So. 13.30 Uhr
Union Berlin - FC St. Pauli
● 1. Braunschweig
● 2. FC Heidenheim
● 3. VfB Stuttgart
4. Union Berlin
5. Hannover 96
6. Greuther Fürth
7. Würzburger Kick.
8. Fort. Düsseldorf
9. VfL Bochum
10. TSV 1860 München
11. Dynamo Dresden
12. Erzgebirge Aue
13. Karlsruher SC
14. SV Sandhausen
15. FC St. Pauli
● 16. FC Kaiserslautern
● 17. Arminia Bielefeld
● 18. 1. FC Nürnberg
● Aufstieg ● /● Relegation ● Abstieg
Mo. 20.15 Uhr
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4
FUSSBALL-BUNDESLIGA : Eintracht Frankfurt rettet Remis in letzter Sekunde
(1:0)
Tore: 1:0 Aubameyang (45.), 2:0 Piszczek (53.), 2:1 Philipp (60.), 3:1 Guerreiro
(90.+1) – Zuschauer: 80 800
16:6
10:4
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14:9
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9:5
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6:9
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5
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2
Während Bayern München
überraschend knapp in
Hamburg siegte, bot der
gestrige Bundesliga-Spieltag zwei Mal Dramatik pur:
Der nächste Gegner der
Freiburger, die Frankfurter
Eintracht, rettete in letzter
Sekunde einen Zähler, Bayer
Leverkusen drehte spektakulär das Match in Mainz.
wart Lukas Hradecky mit einem
tollen Schlenzer ins lange Eck.
Frankfurt brauchte zehn Minuten, um sich von dem Rückschlag zu erholen. In der hitzigen
Schlussphase warfen die Hessen
noch einmal alles nach vorn,
doch vor dem gegnerischen Tor
fehlte es an der nötigen Präzision. Doch dann erlöste Hector die
Gastgeber mit einem Kopfball in
der 92. Minute.
–
Famoser Chicharito
–
Michael Hector hat Eintracht
Frankfurt beim Torfestival gegen Hertha BSC in letzter Minute
einen Punkt gerettet. Der eingewechselte Innenverteidiger traf
gestern in der Nachspielzeit zum
verdienten 3:3 (2:1) und bewahrte die Hessen damit vor der ersten Saison-Heimniederlage. Vor
45 000 Zuschauern hatten zuvor
Marco Fabian (39. Minute) und
Alexander Meier (45.) für die
Hausherren getroffen. Die Berliner Tore erzielten Vedad Ibisevic
(19./Foulelfmeter/58.) und Alexander Esswein (65.). Durch den
Last-Minute-Gegentreffer in der
Nachspielzeit verpasste die Hertha
den
vorübergehenden
Sprung auf den dritten Tabellenplatz.
Nach dem guten Saisonstart
mit jeweils drei Siegen aus vier
Spielen war der Respekt auf beiden Seiten groß. Entsprechend
verhalten begann die Partie. Lediglich bei einem Schuss von
Danny Blum (4.), der statt Mijat
Gacinovic auf dem linken Eintracht-Flügel ran durfte, musste
Hertha-Keeper Rune Jarstein in
der Anfangsphase eingreifen.
Die Berliner Führung fiel daher überraschend - und nicht zufällig durch einen Standard. Valentin Stocker wurde im Frankfurter Strafraum von Haris Seferovic gefoult, den fälligen
Strafstoß verwandelte Ibisevic
eiskalt. Die Führung spielte der
Hertha in die Karten, die nun
noch weniger für das Spiel tun
musste. Dann folgte der nächste
Schreckmoment für die Hausherren. Innenverteidiger David
Abraham musste nach einer halben Stunde verletzt vom Platz,
für ihn kam Hector.
Und doch durften die Frankfurter vor der Pause noch zweimal jubeln. Zunächst ging es
nach einer abgewehrten GästeEcke blitzschnell: Szabolcs Huszti schickte Blum, der flankte in
die Mitte und Fabian schloss
Ein Bundesliga-Profi im Herbst 2016: So zelebriert der Berliner AlexanFOTO: AFP
der Esswein einen Torerfolg in Frankfurt.
zum Ausgleich ab. Dann stand
Frankfurts Fußball-Gott Meier
im Anschluss an einen Eckball
einmal mehr goldrichtig und
verwandelte aus Nahdistanz zur
Halbzeit-Führung.
Somit waren die Rollen bei
Wiederanpfiff vertauscht. Die
Gäste waren nun gefordert und
taten auch mehr für die Offensive. Frankfurt stand jetzt tief und
hoffte auf Kontermöglichkeiten,
die sich aber nicht boten. Vielmehr traf erneut Ibisevic, der eine Flanke des eingewechselten
Esswein volley in die Maschen
drosch.
Beflügelt durch den Ausgleich
blieb die Hertha dran und legte
wenig später nach. Esswein tanzte im Strafraum Ante Rebic aus
und überwand Eintracht-Tor-
FUSSBALL
Oberliga
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SC Freiburg II
FSV Bissingen
1. CfR Pforzheim
FV Ravensburg
1. Göppinger SV
Bahlinger SC
SSV Reutlingen
Offenburger FV
Neckarsulmer SU
FSV Hollenbach
SV Oberachern
TSG Balingen
Stuttg. Kick. II
Astoria Walldorf II
Karlsruher SC II
SV Sandhausen II
SV Spielberg
Spvgg. Neckarelz
FUSSBALL
Verbandsliga
2:0
1:1
2:2
3:0
0:4
1:1
0:2
heute
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1. Göppinger SV - Karlsruher SC II
FV Ravensburg - TSG Balingen
Bahlinger SC - SV Oberachern
FSV Bissingen - FSV Hollenbach
Offenburger FV - SC Freiburg II
SV Sandhausen II - Neckarsulmer SU
Spvgg. Neckarelz - 1. CfR Pforzheim
Stuttg. Kick. II - SV Spielberg
Astoria Walldorf II - SSV Reutlingen
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Landesliga
5:1
2:2
5:3
4:3
heute
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Freiburger FC - SV Endingen
SV Bühlertal - FC Waldkirch
SC Lahr - Solvay Freiburg
Kehler FV - SC Pfullendorf
Rielasingen-Arl. - FC Bad Dürrheim
FC Neustadt - SV Linx
FC Denzlingen - FC Bötzingen
SV Kuppenheim - FC 08 Villingen
SV Stadelhofen - 1. SV Mörsch
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Freiburger FC
FC Denzlingen
FC 08 Villingen
Kehler FV
SC Lahr
SV Linx
SV Endingen
Rielasingen-Arl.
SV Kuppenheim
1. SV Mörsch
FC Auggen
FC Waldkirch
SV Bühlertal
SV Stadelhofen
FC Bad Dürrheim
SC Pfullendorf
Solvay Freiburg
FC Neustadt
FC Bötzingen
Chicharito hat Bayer Leverkusen
im Alleingang zum Sieg beim
FSV Mainz 05 geführt. Der Mexikaner war beim 3:2 der Werkself
dreifacher Torschütze (32., 67.,
90.+1 Minute) für den Champions-League-Starter und beendete mit seinem Dreierpack eine
Serie von vier sieglosen Spielen.
Die „kleine Erbse“ verdarb den
Mainzern eine gute englische
Woche. Nach den Siegen in Augsburg und Bremen verpassten die
05er den dritten Sieg und die erhoffte Motivationsspritze für
die Europa-League-Partie am
Donnerstag bei FK Qäbälä.
Vor 25 274 Zuschauern hatten
Yunus Malli (31.) und Stefan Bell
(35.) die 05er zweimal in Führung geschossen. In der Schlussphase gingen Kräfte und Konzentration gegen eine stark aufkommende Werkself bei den
Mainzern verloren.
Nach dem enttäuschenden
0:0 gegen den FC Augsburg und
vor dem Champions-LeagueAuftritt am Dienstag bei AS Monaco mischte Bayer-Coach Roger
Schmidt sein Team durch. Ömer
Toprak war ebenso zurück in der
Startelf wie Admir Mehmedi, Julian Brandt und der Finne Joel
Pohjanpalo. Während der 20Millionen-Einkauf Kevin Volland
zumindest wie der ehemalige
Mainzer Julian Baumgartlinger
auf der Bank saß, wurde Hakan
Calhanoglu komplett aus dem
Kader gestrichen.
Der Mainzer Martin Schmidt
beließ es bei zwei Änderungen.
Für Niko Bungert verteidigt wieder Bell. Zudem ersetzte der
Siegtorschütze beim 2:1 in Bremen, Pablo De Blasis, Christian
Clemens. Auf dem rechten Flügel sollte Levin Öztunali für Wirbel sorgen. Pech hatte Leon Balogun, der bereits nach neun Minuten mit Oberschenkelproblemen vom Platz musste und
durch Alexander Hack ersetzt
DPA
wurde.
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Bezirksliga
Efringen-Kirch. - Wasser/Kollm.
1:1
SV Herten - VfB Waldshut
2:2
FC Emmendingen - SV Kirchzarten
0:2
SV Jestetten - FC Schönau
5:1
SV Laufenburg - SF Elzach-Yach
1:0
FC Wallbach - Wutöschingen
VfR Hausen - FC Zell
7:0
FC 08 Tiengen - VfR Bad Bellingen
heute
FC Wittlingen - SV Weil II
heute
FSV Rheinfelden - FV Herbolzheim
*
1:1
FSV RW Stegen - SC Wyhl
heute
RW Weilheim - Brennet-Öflingen
heute
Lörrach-Bromb. - SV Au-Wittnau
heute
SV Buch - FC Erzingen
heute
Frbg.-St. Georg. - SV Weil
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FC Wehr - Lörrach-Bromb. II
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SV Au-Wittnau
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VfR Hausen
SV Kirchzarten
FC Emmendingen
Frbg.-St. Georg.
SF Elzach-Yach
SV Weil
FV Herbolzheim
Wasser/Kollm.
FSV RW Stegen
FSV Rheinfelden
SC Wyhl
SV Laufenburg
FC Zell
Efringen-Kirch.
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SV Weil II
FC Wehr
Lörrach-Bromb. II
FC Wittlingen
SV Buch
FC Schönau
FC Erzingen
FC 08 Tiengen
SV Jestetten
FC Wallbach
Wutöschingen
Brennet-Öflingen
RW Weilheim
14. VfR Bad Bellingen
15. SV Herten
16. VfB Waldshut
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15:6
15:8
7:4
13:14
14:9
9:3
14:14
9:15
8:12
10:15
10:15
9:17
8:19
6:20
16
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1
EXTRA: JUGEND & BERUF 15
Der Sonntag · 25. September 2016
DGB-JUGEND
Online-Rat für
Jugendliche
Für einige Jugendliche hat die
Ausbildung bereits begonnen,
andere starten im September.
Wer Fragen zu seinem Ausbildungsstart hat, kann sich an das
kostenlose Online-Beratungsangebot der DGB-Jugend wenden.
Auf dem Portal „Dr. Azubi“ können Auszubildende anonym Fragen stellen. „Es empfiehlt sich,
von Beginn an seine Rechte und
Pflichten zu kennen“, erklärt Florian Haggenmiller, Bundesjugendsekretär des Deutschen Gewerkschaftsbunds.
Wer unsicher ist, ob er wirklich
Überstunden machen muss
oder wie lange die Probezeit dauert, kann diese Fragen auf dem
Portal loswerden. Binnen kurzer
Zeit soll es eine Antwort geben.
Auf der Seite findet sich außerdem eine Liste mit Fragen und
Antworten zum Thema.
TMN
IMPRESSUM
JUGEND + BERUF ist eine
Beilage von Der Sonntag.
Redaktion: Volker Huber
Layout: Andrea Schiffner
Titelfotos: Ehrenberg-Bilder
(Fotolia.com), Benny Weber
(Fotolia.com), Goodluz
(Fotolia.com), Handelsverband Baden-Württemberg,
dpa
Verantwortlich für Anzeigen:
Ralph Strickler
Badischer Verlag GmbH &
Co. KG, Basler Straße 88, 79115
Freiburg, Telefon 0761/4960
„Wie ist das mit den Überstunden?“
TYPISCHE FRAGEN
In der Schule weiß man
noch, wie es läuft. In der
Ausbildung ist dann alles
neu. Was Azubis über den
neuen Lebensabschnitt wissen wollen, ähnelt sich aber
oft. Fünf Fragen, die sich
fast jeder am Anfang der
Ausbildung einmal stellt.
Wie viel Geld bekommen Auszubildende?
Die
Ausbildungsvergütung
muss angemessen sein. Dafür
gelten die jeweiligen Tarifvereinbarungen, erklärt Oliver Grosser
von der Industrie- und Handelskammer. Ist der Arbeitgeber tarifgebunden, muss er sich an die
im Tarifvertrag genannte Vergütung halten. Ist er es nicht, darf
sie höchstens 20 Prozent darunter liegen. Außerdem muss die
Ausbildungsvergütung im Laufe
der Lehre jährlich ansteigen. Gerade in Berufen wie Friseur oder
Florist, wo Azubis relativ wenig
verdienen, hoffen viele auf Unterstützung vom Staat zusätzlich zur Ausbildungsvergütung.
Wer während der Erstausbildung
nicht mehr bei den Eltern wohnt,
kann unter Umständen Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) bekommen. Wie hoch diese ist,
hängt unter anderem von der
Ausbildungsvergütung und dem
Einkommen der Eltern ab. Wer
einen Antrag auf BAB stellen
möchte, sollte sich an seine Arbeitsagentur vor Ort wenden.
von Azubis, die gerade ihre Ausbildung angefangen haben
Wann und wo ist die Berufsschule?
„Bei Exotenberufen wie Goldschmied ist die Berufsschule oft
woanders als der Betrieb“, erklärt
Heiko Treyer, Berufsberater der
Arbeitsagentur in Freiburg für
Hauptschul- und Realschulabsolventen. Die oft wenigen Azubis werden dann landes- oder sogar bundesweit in zentralen
Klassen zusammengefasst. In
solchen Fällen absolvieren sie
die Berufsschule oft in Blöcken
von mehreren Wochen.
In anderen Branchen gehen
Azubis jede Woche an einzelnen
Tagen zur Berufsschule, erläutert Grosser. Beides hat Vor- und
Nachteile: Beim Blockunterricht
haben Jugendliche mehr Zeit,
sich auf den Berufsschulunterricht vorzubereiten. Haben Auszubildende dagegen unter der
Woche Berufsschulunterricht,
macht es die Woche unter Umständen abwechslungsreicher.
Müssen Auszubildende Überstunden machen?
Das soll nicht sein, kommt aber
vor“, erklärt Fin Mohaupt, Leiter
der Ausbildungsberatung bei
der Handelskammer Hamburg.
Wichtig sei, dass diese abgegolten werden, entweder durch entsprechende Entlohnung oder einen Freizeitausgleich. Letzteres
sei der übliche Weg, erläutert
Mohaupt. Wer einige Überstunden angesammelt hat, kann sich
dafür den einen oder anderen
Tag freinehmen. Wie Überstun-
der gesetzliche Mindesturlaub
gelten aber natürlich auch für
Azubis.
So bekommt ein Jugendlicher,
der zu Beginn des Kalenderjahrs
noch nicht 16 Jahre alt ist, mindestens 30 Werktage frei, ein 16Jähriger mindestens 27, ein 17Jähriger 25 Werktage. Für Azubis
ab 18 gilt das Bundesurlaubsgesetz. Sie müssen bei einer FünfTage-Woche wenigstens 20 Tage
Urlaub bekommen. „Die IHK
guckt auch immer noch einmal
über den Vertrag und prüft die
Urlaubsregelungen“, beruhigt
Mohaupt. Wichtig ist, den Urlaub so früh wie möglich zu beantragen. Sonderregelungen wie
die Mitnahme von Urlaubstagen
ins nächste Jahr müssen mit
dem Betrieb geklärt und am besAm Anfang kennen viele Auszubildende ihre Rechte und Pflichten nicht ten schriftlich festgehalten werFOTO: WOLFRAM KASTL (DPA) den. Einen Anspruch darauf gibt
so genau.
es allerdings nicht.
den ausgeglichen werden, ist je Betrieb einen Ausgleich, hilft
Kann ich den Betrieb wechseln?
nach Betrieb unterschiedlich ge- nur eine rechtliche Klärung.
regelt. Gerade wenn Azubis reDarf der Betrieb meine Urlaubs- Einfach wechseln geht nicht. Wer
gelmäßig länger arbeiten müses im Ausbildungsbetrieb gar
planung einschränken?
sen, sollten sie abklären, wie das
nicht mehr aushält, kann dort
in ihrem Betrieb gehandhabt
„Ja, und zwar wegen betriebli- kündigen und woanders einen
wird.
Der Arbeitgeber darf außer- cher Belange“, erklärt Mohaupt. neuen Vertrag abschließen.
dem nicht gegen die Vorschrif- In der Gastronomie muss die Be- „Beim Neuabschluss wird die
ten des Arbeitszeitgesetzes be- legschaft auch an Feiertagen ran, bisherige Ausbildungsdauer anziehungsweise des Jugendar- wenn das Restaurant geöffnet gerechnet“, erklärt Mohaupt. Das
beitsschutzgesetzes verstoßen. ist. Verhängt der Betrieb wegen geht nur, wenn der neue Betrieb
Danach dürfen Jugendliche erhöhten Auftragsaufkommens derselben Branche angehört wie
nicht mehr als acht Stunden täg- eine Urlaubssperre, gilt diese der alte. In manchen Berufsschulich und nicht mehr als 40 Stun- ebenfalls für Azubis. Und auch len können Azubis bis zu sechs
den wöchentlich arbeiten. Ist die zum Jahreswechsel gibt es keine Wochen am Unterricht teilnehZahl der Überstunden sehr hoch, Ausreden: In den meisten Bran- men, auch wenn sie noch keinen
können Jugendliche sich auch chen ist Silvester kein oder neuen Betrieb gefunden haben.
an ihre Kammer wenden, emp- höchstens ein halber Feiertag. Das erleichtert den Übergang.
fiehlt Mohaupt. Verweigert der Grundsätzliche Regelungen wie
JULIA RUHNAU (DPA)
... Perspektiven mit einer
Ausbildung bei ALDI SÜD.
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Forstwirt (m/w)
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Straßenwärter (m/w)
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Kaufmann im Einzelhandel (m/w)
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79104 Freiburg im Breisgau
Telefon: 0761 2187-8236 oder -8237
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16 EXTRA: JUGEND & BERUF
Der Sonntag · 25. September 2016
Cool im wahrsten Sinne
VORSORGE
Ohne Moos
nix los
Der Ausbildungsberuf des Mechatronikers für KÄLTETECHNIK – ein Beispiel
Der Beruf ist cool und das
im wahrsten Sinne des Wortes: Ein Mechatroniker für
Kältetechnik ist der Fachmann für Kälte- und Klimaanlagen. Diese sind heute
in Industrie, Forschung und
Medizin unentbehrlich.
ULRIKE OTT
Ein Mechatroniker für Kältetechnik sorgt nicht nur dafür,
dass Lebensmittel kühl bleiben –
er übernimmt auch Verantwortung für Klima und Umwelt. Er
sorgt zum Beispiel für staubfreie
Bedingungen bei der Computerchipproduktion, für optimale
Energieeinsparung in Gebäuden
oder keimfreie Operationssäle.
Dennis Heiny ist Realschulabsolvent, gelernter Fachlagerist
und 23 Jahre alt. Jung genug, um
noch einen zweiten Beruf zu erlernen. Einen Beruf, der ihn
schon eine ganze Weile gereizt
hat: Mechatroniker für Kältetechnik. Bei der Heinz Moritz
GmbH, einem seit mehr als vier
Jahrzehnten bestehenden und
familiär geführten Kälte- und
Klimatechnikunternehmen in
Gundelfingen, hat er einen Ausbildungsplatz gefunden. Noch
ist er im ersten Lehrjahr, aber
schon lange genug dabei, um
sich bestätigt zu fühlen: „Das ist
ein Arbeitsfeld, das sehr viel
Spaß macht, sagt Heiny und dafür führt gleich mehrere Gründe
an. Erstens sei das Technische an
dem Job eine Herausforderung,
zweitens habe er es immer wie-
der mit anderen Gegebenheiten,
auch mit anderen Kunden zu
tun. Was zum abwechslungsreichen Arbeitsalltag noch hinzu
kommt: „Vieles kann ich schon
selbstständig machen“.
Für Firmeninhaber Thomas
Moritz und seinen Sohn Niklas,
der das Kältetechnikhandwerk
ebenfalls von der Pike auf gelernt hat – aber auch noch Betriebswirtschaftslehre studiert
hat, bevor er in das Unternehmen eingestiegen ist – ist die Begeisterung des Auszubildenden
nicht weiter verwunderlich. Die
Vielseitigkeit sei das, was den Beruf ausmache und die Eigenverantwortlichkeit der Mitarbeiter
beim Kunden. „Die Mitarbeiter Qualifizierte Arbeit braucht qualifizierte Ausbildung: Dennis Heiny an
FOTO: MORITZ
müssen vieles selbst entschei- einem Außengerät einer Klimaanlage.
den, anders ist das gar nicht
sind energieeffiziente und um- den sich Kenntnisse in allen Bemöglich“, sagt Thomas Moritz.
weltfreundliche Techniken heut- reichen aneignen. „Die Spezializutage schon längst die Regel.
sierung kommt meistens erst
Ein weites Tätigkeitsfeld
–
Außerdem warten und repa- nach der Lehre“, erklärt Niklas
Aber worum geht es im Einzel- rieren die Kälte- und Klimaex- Moritz, der sich ganz bewusst für
nen beim Mechatroniker für Käl- perten bestehende Anlagen. Sie seinen beruflich Weg im Handtetechnik? Er stellt Komponen- kontrollieren zum Beispiel die werk entschieden hat.
ten für Kälte- und Klimaanlagen Leistung von Wärmetauschern
„Das Image der Handwerksbezusammen und montiert die oder Öl- und Flüssigkeitsab- rufe ist häufig viel zu schlecht“,
mechanischen, elektronischen scheidern, sie prüfen die elektri- kritisiert sein Vater, der nicht
und elektrotechnischen Anlag- schen Schalt- und Regelkreise müde wird, eine Lanze für seine
enteile teilweise in der Werkstatt oder lokalisieren undichte Stel- Branche und die dortige Ausbilvor. Vor Ort bei den Kunden wer- len.
dung zu brechen. Bei der Moritz
den die Anlagen dann eingebaut,
Und die Einsatzorte sind viel- GmbH mit ihren gut 20 Mitares müssen aber auch Rohre um- seitig: Privathaushalte, Gastro- beitern wird deshalb auch konmantelt und verlegt werden, nomie, Handel und Landwirt- sequent ausgebildet. Jedes Jahr
elektrische Anschlüsse gilt es zu schaft, aber auch Industrieun- wird ein neuer Lehrling eingeinstallieren und Steuerungs- ternehmen oder Krankenhäu- stellt, auch um Fachkräfte aus
und
Regelungseinrichtungen ser. Bei der Moritz GmbH sind es den eigenen Reihen rekrutieren
werden programmiert. Die Anla- häufig Supermärkte, die von den zu können.
gen werden in Betrieb genom- Gundelfinger Kälte- und KlimaUm die Vorzüge der Branche
men und die Kunden in deren fachleuten bedient werden. Den- publik zu machen geht man
Handling eingewiesen. Dabei noch müssen die Auszubilden- auch schon mal in Schulen, wo
–
BERUFSABSCHLUSS UND
FACHHOCHSCHULREIFE (BW)
IN 2 JAHREN:
BERUFSABSCHLUSS
UND FACHHOCHSCHULREIFE
IN 3 JAHREN:
BERUFSKOLLEGS FÜR
BERUFSKOLLEG FÜR
BERUFSKOLLEG FÜR
über den Mechatroniker für Kältetechnik informiert wird – ein
Beruf übrigens, der sowohl im
Handwerk als auch in der Industrie gelernt werden kann und der
erst seit 2008 so heißt. Vorher
gab es es den Kälteanlagenbauer.
Voraussetzung ist in der Regel
ein Hauptschulabschluss, auch
wenn die meisten Lehrherren
Realschüler, die sich mit Mathematik und Physik gut auskennen, bevorzugen. Die Ausbildung dauert dreieinhalb Jahre,
wobei neben dem praktischen
Teil im Betrieb ein Blockunterricht in Leonberg besucht wird.
Wie bei allen Handwerksberufen
ist eine Weiterbildung zum
Meister möglich, auch gibt es
seit geraumer Zeit ein Studium
an der Dualen Hochschule mit
dem Bachelorabschluss in der
Kälte- oder Klimasystemtechnik.
Für Dennis Heiny ist klar, dass
er nach der Lehre auch den Meister im Visier hat, mit größerem
Verantwortungsbereich
und
besseren Verdienstmöglichkeiten. Was er dann mit dieser Perspektive einmal vorhat, weiß er
heute noch nicht endgültig.
„Schritt für Schritt“, sagt er und
freut sich zunächst einmal über
seine interessante Ausbildung
und das gute Klima im Gundelfinger Ausbildungsbetrieb. Er
wusste übrigens ganz genau, was
auf ihn zukommen würde, als er
seinen Ausbildungsvertrag unterschrieben hat. Schon sein
Bruder Felix hat bei Thomas Moritz Mechatroniker für Kältetechnik gelernt und ist dort nun
als Geselle anzutreffen.
Für viele junge Menschen fängt
jetzt ein spannender neuer Lebensabschnitt an: Sie starten ihre Berufsausbildung. Damit
kommen viele ungewohnte Herausforderungen auf sie zu –
auch in finanzieller Hinsicht.
Der Bundesverband deutscher
Banken gibt einige Tipps.
Polster für finanzielle Notfälle
schaffen: Auszubildende sollten
mit dem ersten Lohn beginnen,
eine eiserne Reserve für unvorhergesehene Ausgaben zu bilden. Dafür eignen sich Sparoder Tagesgeldkonten – auch
wenn es kaum noch Zinsen dafür gibt.
Extra-Geld mit vermögenswirksamen Leistungen ansparen: Wer diese Finanzspritze
nicht nutzt, verschenkt bares
Geld. Je nach Ausbildungsvertrag übernimmt der Chef einen
Teil oder sogar die gesamte Sparrate von bis zu 40 Euro im Monat. Wie das gesparte Geld am
besten angelegt wird, sollte man
mit dem Bankberater besprechen. Langfristig besonders renditestark: Fondssparpläne mit
Aktien.
Betriebliche Altersvorsorge
nutzen: Auch wenn es noch weit
weg ist – für die Rente vorsorgen
kann man nicht früh genug,
auch mit einer betrieblichen Altersvorsorge. Bis zu vier Prozent
der Beitragsbemessungsgrenze
in der gesetzlichen Rentenversicherung können durch so genannte „Entgeltumwandlung“
für eine staatlich geförderte betriebliche Altersversorgung verDS
wendet werden.
BERUFSABSCHLUSS UND
FACHHOCHSCHULREIFE (BW)
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EXTRA: JUGEND & BERUF 17
Der Sonntag · 25. September 2016
Alles andere als Routine
Wenn STRASSENBAU zur Leidenschaft wird – ein Beispiel
Schon als Kind hat er davon
geträumt, Straßenbauer zu
werden. René Weis, 20 Jahre
alt, hat in seiner Jugend häufig an Wochenenden und
in den Ferien beim Baugeschäft in der Nachbarschaft
ausgeholfen und sich dabei
Berufspraxis erworben.
Heute ist er Geselle beim
Bauunternehmen Christian
Pontiggia Tief- und Straßenbau in Waldkirch.
Nach seinem Hauptschulabschluss in Simonswald im
Schwarzwald hatte er zunächst
an der Berufsfachschule in Freiburg die mittlere Reife erworben
und gleichzeitig das erste Ausbildungsjahr für die Bauberufe absolviert. Im Anschluss erlernte er
zwei Jahre lang den Straßenbauerberuf. Trotz seiner schon in
der Schulzeit erworbenen Praxiserfahrung hat er während der
Ausbildung viel Neues gelernt –
so zum Beispiel das Pflastern
mit Natursteinen. „Meine Lehre
hat mir sehr viel Spaß gemacht –
mein Beruf ist genau das, was ich
machen möchte“ – aus seiner
Stimme klingt die Begeisterung
heraus. Die moderne Bautechnik, die Verkehrswege, die großen Kanäle, die Baumaschinen
faszinieren den jungen Gesellen.
Nach Abschluss der Gesellenprüfung ist für René Weis die Tätigkeit als Straßenbauer alles andere als Routine: „Auf der Baustelle erwarten mich jeden Tag
René Weis – auf dem Weg zum Meister.
neue Situationen und Herausforderungen – das macht die Arbeit so interessant.“ In seinem
Betrieb ist er keiner Kolonne zugeteilt, sondern wechselt als
„Springer“ häufig zwischen verschiedenen Baustellen.
Vom Straßenbau und Asphaltbau über den Tief- und Kanalbau
bis zu Straßensanierung sowie
Pflasterbau und Wegebau reicht
das Tätigkeitsfeld seines Unternehmens. „Das Schöne an meinem Beruf ist, dass ich am Abend
sehen kann, was ich gemacht habe“, stellt Weis fest. Auch die Zusammenarbeit mit den Kollegen
auf der Baustelle sei eine sehr
positive Erfahrung. Und Kälte
und schlechtes Wetter? „Regen
FOTO: BWI
und Schnee machen mir nichts
aus – dagegen gibt es passende
Kleidung“, betont René Weis.
Sehr erfolgreichverlief für den
engagierten
Nachwuchsstraßenbauer die Teilnahme an den
Leistungswettbewerben
der
Handwerksjugend. Schon beim
Wettbewerb auf Handwerkskammerebene errang er Platz
eins und qualifizierte sich für
den Landeswettbewerb. Im September 2015, bei der Landesausscheidung, konnte Weis dann
der anspruchsvollen Aufgabe –
es ging um das Pflastern einer
Verkehrsinsel mit kniffligen Vorgaben – sein Können unter Beweis stellen. Neben der präzisen
Ausführung nach den Vorgaben
des Plans war dabei auch sinnvolle und ökonomische Arbeitsorganisation gefragt. Nach der
Begutachtung durch die Jury
stand das Urteil fest: René Weis
hatte als bester Teilnehmer Platz
eins errungen. Neben der Auszeichnung als Landessieger erhielt der angehende Straßenbauer zusätzlich den Kronimuspreis, der ihm als erfolgreichstem südbadischen Absolventen
der praktischen StraßenbauerGesellenprüfung verliehen wurde. Beim Bundeswettbewerb, der
im November 2015 in Krefeld
stattfand, erreichte er einen beachtlichen 6. Rang. Angespornt
durch die Auszeichnungen plant
Weis nun seine berufliche Zukunft. Seit September besucht er
die Meisterschule in Reutlingen,
wo er sich im Rahmen von berufsbegleitendem Blockunterricht ein Jahr lang auf die abschließende
Meisterprüfung
vorbereitet. „Ich möchte zunächst noch weitere Erfahrung
als Geselle erwerben und anschließend als Meister in meinem Betrieb arbeiten“, erklärt
Weis. Da in der Bauwirtschaft
Fach- und Führungskräfte gefragt sind, stehen ihm viele Karriere- und Aufstiegsmöglichkeiten offen. Bei den Chancen, die
sich ihm bieten, steht für ihn jedoch fest: Der StraßenbauerbeDS
ruf ist seine Leidenschaft.
>
WEITERE INFOS zur Ausbildung am Bau unter www.baudein-ding.de oder bei der Bauwirtschaft Baden-Württemberg unter
Telefon 07 61/7 03 02 25.
zeichnung: karin mihm
Ein Bildungsabschluss
lässt sich nachholen
AUFSTIEGSCHANCEN
Jugendliche haben im Übergangsbereich die Möglichkeit, einen Schulabschluss nachzuholen oder ihren vorhandenen zu
verbessern. Eine solche Option
käme für rund 70 Prozent der
dortigen Anfänger in Frage. Von
den rund 292 500 Jugendlichen,
die im Jahr 2014 den Übergangsbereich verlassen haben, nutzten bundesweit jedoch nur 24
Prozent die Möglichkeit zur Höherqualifikation, wie Analysen
des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zeigen.
Unter dem Begriff Übergangsbereich werden Bildungsgänge
zusammengefasst, die Berufsvorbereitung beinhalten und
mit denen kein eigener berufsqualifizierender Abschluss erworben wird. Dies sind überwiegend Bildungsgänge an berufli-
nur wenig genutzt
chen Schulen wie das Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf, das
Berufseinstiegsjahr und die Berufsfachschule.
Durch den im Übergangsbereich nachgeholten oder höheren Schulabschluss können die
Jugendlichen ihre Chancen auf
dem Ausbildungsmarkt verbessern. Im Jahr 2014 erwarben hier
10 Prozent der Schüler und Schülerinnen einen Hauptschulabschluss, 14 Prozent einen mittleren Abschluss. Im Vergleich zum
Jahr 2011 hat sich die Höherqualifizierungsquote im Übergangsbereich um zwei Prozent erhöht,
wobei dies allein auf die Erhöhung der Quote neu erworbener
Hauptschulabschlüsse zurückzuführen ist; der Anteil der neu
erworbenen mittleren AbschlüsDS
se ist konstant geblieben.
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25.September2016
Inspiration durch Mord?
Prominenter Gast bei der KONZERTREIHE „Jazz am Hochrhein“ am 19. November
Wo findet ein Autor seine Inspiration? Noch dazu, wenn es
sich um einen Krimiautoren handelt? In Friedrich Dürrenmatts
Werk „Abendstunde im Spätherbst“ konfrontiert ein Leser
einen Erfolgsschriftsteller mit einem fürchterlichen Verdacht.
In ihrem Gastspiel zeigt die Volkskunstbühne Rheinfelden
den Zwei-Personen-Klassiker heute um 19 Uhr im Nelli Nashorn
DS
in Lörrach.
KONZERT
Was als Übergang aus einer
Notsituation begann, hat
sich als musikalischer Geheimtipp auch für Weitgereiste etabliert: Die Konzertreihe „Jazz am Hochrhein“
lädt zweimal im Jahr namhafte Künstler aus der erweiterten Jazz-Szene nach
Dogern ein, diesmal wird
die Texanerin Della Miles
vor bis zu 400 Zuhörern
performen.
Paolo Oreni spielt auf renovierter Orgel
Heute Abend spielt Paolo Oreni im Rahmen der Klettgauer
Orgelwochen um 17 Uhr ein Konzert auf der renovierten Orgel
von St. Georg. Werke von J.S. Bach und Liszt sowie eigene
Improvisationen stehen auf dem Programm. Als Besonderheit
wird dieses Konzert auf eine Leinwand im Kirchenschiff
übertragen, so dass das Publikum den Organisten während
des Spiels ganz genau sehen und nicht nur hören kann. Der
Eintritt ist frei, die Kollekte am Ausgang dient zur Deckung
DS
der Kosten.
LESUNG
Kalt gepresste Genüsse stellt der Ölmüller Tobias Weber in seiner Kühlen Mühle in Waldkirch her. Das Sortiment reichtvon SchwarzkümmelSEITE 19
bis Wacholderöl.
Soul-Star Della Miles singt
KURZ GEFASST
THEATER
Öl aus der Kühlen Mühle
MARTINA PROPRENTER
Heimat und Fremdsein
Della Miles ist nicht nur eingefleischten Jazzfans ein Begriff:
Begonnen hat die Texanerin als
Backgroundsängerin, manche
erinnern sich vielleicht noch an
ihren Hauptrollenpart in Michael Jacksons Musical „Sisterella“.
Den Weg aus dem Hintergrund,
hinein ins Rampenlicht, wagte
sie zur Jahrtausendwende. Bei einem ihrer ersten großen LiveAuftritte in Frankfurt am Main
wurde „Freiheit“-Sänger Marius
Müller-Westernhagen auf sie
aufmerksam und engagierte sie
direkt für seine Stadiontourne-
Im Rahmen des Literatursommers 2016 der Baden-Württemberg
Stiftung treten heute 20 Uhr Sibylle Lewitscharoff und José
F. A. Oliver in Schloss Bonndorf auf. An diesem Abend geht
es um „Heimat und Fremdsein in Literatur und Sprache“. Sibylle
Lewitscharoff wird aus Ihrem Roman „Apostoloff“, José F. A.
Oliver aus dem Prosaband „Fremdenzimmer“ lesen. Die beiden
Autoren werden überdies mit dem Publikum und mit Moderator
Jürgen Glocker unter anderem über folgende Fragen sprechen:
Was ist heute für uns Heimat? Welche Bedeutung haben Sprache
und Literatur? Was bedeutet es, als Fremder in einer „neuen
Heimat“ anzukommen und zu leben? Hat der Mensch nur
eine Heimat? Karten sind über Schloss Bonndorf (Telefon
07703/7978, [email protected]) und
über das Kulturamt des Landkreises Waldshut (Telefon 07751/
DS
867401, [email protected]) erhältlich.
K A BA RE T T 2016/2017
Sängerin Della Miles.
FOTO: ZVG
Freuen sich auf die große Soul-Stimme aus Texas, die zu einem exklusiven Konzert an den Hochrhein
FOTO: MARTINA PROPRENTER
kommt: Jürgen Glocker (links) und Jochen Sparenberg.
en und produzierte auch ihr
zweites Album. Was ihre Musik
ausmacht? „Ich mag es, meine
Musik ,Schmelztiegel’ zu nennen. Eine großartige Mischung
aus allem“, wird sie in der Pressemitteilung zum Konzert zitiert.
Dass ein solch großer Star an
den Hochrhein kommt, freut die
geistigen Väter der Konzertreihe. Seit 2008 organisieren Jürgen Glocker, Amtsleiter Amt für
Kultur, Archivwesen und Öffentlichkeitsarbeit, und Jochen Sparenberg, ehemaliger Sedus-Mitarbeiter, diese. „Guter Jazz ist
überall defizitär“, erklärt Glocker
beim Pressegespräch, Künstler
und Künstlerinnen an den
Hochrhein zu holen, war daher
eine Marktlücke, die beide gerne
füllten. Kulturarbeit auf diesem
hohen Niveau sei aber nicht ohne Sponsoren machbar, so Glocker, Hauptsponsor der Jazz-Reihe ist daher die Sedus Stoll AG, in
dessen Betriebsrestaurant auch
jeweils die Bühne für die Auftritte aufgebaut wird.
Nachdem beide ihre vorherige
Kunst-Kooperation wegen Sicherheitsbedenken auf Eis legen
mussten – die genutzte Hallewar
nicht mehr wasserdicht – sollte
vor acht Jahren ein Ersatz her,
aber nicht irgendeiner. „Wir wollten nichts machen, was es schon
gibt und auch keinem anderen
Angebot Konkurrenz machen“,
so Glocker. Da es am Hochrhein
keinen Jazzclub gebe und Fans
für Auftritte teils sehr weit reisen
müssen, war das neue Standbein
schnell gefunden: Jazz am Hochrhein als Reihe zwei Mal pro Jahr.
„Unser Ziel ist es, große Namen
an den Hochrhein zu locken“, so
Sparenberg. Der nächste musikalisch große Fisch hängt beiden
bereits an der Angel, verraten sie,
den Namen des Künstlers oder
der Künstlerin wollen sie aber
noch nicht nennen.
> SITZPLATZ-TICKETS
für das
Konzert am 19. November, 20 Uhr,
im Sedus-Werk Dogern (Gewerbestraße 2), gibt es für 28 Euro im
Vorverkauf beim Kulturamt des
Landkreises Waldshut unter Telefon 07751/86-7401, per E-Mail
an: [email protected]
oder unter www.oase-tickets.de.
Auf sechs bis dreizehn Saiten
Zum 16. Mal widmet sich das Hochrhein-Festival AKKORDE der Gitarre – mit Konzerten und Workshops
Burghof Lörrach / +49-(0) 76 21 - 940 89 -11/12
www.burghof.com
PRÄSENTIERT
VON:
Veranstalter:
B U R G H O F Lörrach GmbH
Foto: Alfons
RICK KAVANIAN +++ MARKUS MARIA
PROFITLICH +++ OROPAX +++ HORST
SCHROTH +++ MATTHIAS DEUTSCHMANN
+++ ALFONS +++ SARAH HAKENBERG +++
VOLKMAR STAUB & FLORIAN SCHROEDER
+++ LALELU – A CAPPELLA COMEDY +++
LARS REICHOW +++ OHNE ROLF +++
HEINZ LEBT! DIE HEINZ-ERHARDT-SHOW
+++ DIE DISTEL +++ LUISE KINSEHER
+++ SIGI ZIMMERSCHIED
Zum 16. Mal hat das GitarrenFestival Akkorde ein schönes
und breitgefächertes Programm
mit Gitarrenmusik aus Klassik,
Avantgarde, Folk und Rock zusammengestellt. Den Auftakt
macht am heutigen Sonntag das
Münchner Gitarrentrio in der
Stadthalle Wehr (19 Uhr, 18, ermäßigt 5 Euro) mit Bearbeitungen von Stücken von Bizet, Vivaldi, Tschaikowsky, Albéniz und
Granados, aber auch Originalkompositionen für Gitarre.
Am Freitag, 30. September,
kommt die deutsche Fingerpicking-Legende Ulli Bögershausen mit dem Fingerstyle-Gitarristen Agustin Amigo in das Jugendhaus Rheinfelden (TuttiKiesi-Weg1, 2 Uhr, Eintritt 15,
ermäßigt 9 Euro). Bögershausen
zeigt sich in seinen Kompositionen als großer Poet der Klänge,
er versprüht aber auch mediterrane Virtuosität und Freude.
Amigo hat sich vor allem mit Bearbeitungen aus Pop und Rock
einen Namen gemacht, komponiert aber auch selbst.
Neuer Musik für Gitarre widmet sich Admir Doçi aus Tirana,
der mehrere speziell für ihn
komponierte Werke uraufgeführt hat. Bei seinem Konzert
am 1. Oktober im Schlosskeller
Tiengen (20 Uhr, Eintritt 15, ermäßigt 10 Euro) spielt er auch eine 13-saitige akustische Gitarre.
Gemeinsam mit Ulli Bögershausen ist Doçi auch Dozent
beim diesjährigen Gitarrenworkshop, den Harald Stampa
koordiniert (30. September bis 3.
Oktober,
Schloss
Beuggen,
Rheinfelden).
US-Folk gibt es am Samstag, 8.
Oktober (20 Uhr, Altes Sprützehus Wehr-Öflingen, 15, ermäßigt
13 Euro). Die Luxemburgischen
Dream Cathcer kommen mit ihrem Raggle Taggle Folk am Freitag, 14. Oktober, in den Kursaal
Bad Säckingen (19.30 Uhr, 19, ermäßigt 17 Euro, 5 Euro für Schüler und Studenten).
Lateinamerikanischer Musik
widemt sich das Gitarre/Klarinetten-Duo Rodrigo Guzmán
und Gerrit Boeschoten am Sonntag, 23. Oktober im Schlössle Laufenburg (17 Uhr, 15, ermäßigt 12
Euro).
Rodgau-Monotones-Gründungsmitglied Ali Neander
kommt mit seinem Partner Thomas Lutz und einem Jazz-RockFusion-Programm am Montag,
24 Oktober in die Rheinfelder
Stadtbibliothek (20 Uhr, Eintritt
15, ermäßigt 9 Euro). Zum Abschluss
versprechen
Peter
Ulli Bögershausen
Autschbach und Ralf Illenberger
ein „5-Sterne-Menü für Akustikgitarren-Gourmets“ (Freitag, 28.
Oktober, 20 Uhr, Ali-Theater,
Tiengen, Eintritt 17, ermäßigt 13
RENÉ ZIPPERLEN
Euro).
FOTO: ZVG
> AKKORDE Gitarren-Festival am
Hochrhein vom 25. September bis
28. Oktober. Workshopanmeldung: www.haraldstampa.de; alle
linfos: www.akkorde-hochrhein.de
DREI GÄNGE 19
Der Sonntag · 25. September 2016
Kalt gepresste Genüsse
NACHSCHLAG
WANDERN IM AARGAU
Von Brücken und Burgen
Tobias Weber stellt in seiner KÜHLEN MÜHLE in Waldkirch aromatische Öle her
Schwarzkümmel-, Wacholder- oder Traubenkernöl?
Wer mit dem Ölmüller Tobias Weber ins Gespräch
kommt, will all das unbedingt probieren. In seiner
„Kühlen Mühle“ in Waldkirch gibt es aromatische
Essenzen, die bei Köchen
Begeisterung auslösen.
pesto, Kokos- und Mandelmus
steht. Kerbel, Bockshornklee und
Liebstöckel hat er dafür verwendet, die Basis ist Sonnenblumenöl. Einfach zur Salatsoße geben
oder mal auf Frischkäse probieren solle man es, rät er, während
die Kürbiskerne in der Mühle
sich durch ausgesprochen angenehmen Duft im Verkaufsraum
bemerkbar machen. Geröstet
werden sie nicht, was die Geschmacksfülle jedoch keinesfalls
mindert. Was man Nase, Zunge
und Gaumen gleich testen lassen kann. Dass es drinnen
himmlische Aromen zu kosten
gibt, scheinen Faun und Engelchen vor der Tür der „Kühlen
Mühle“ zu signalisieren: „Eine
wunderbare alte Zeichnung ist
rechts und links des Eingangs
noch erhalten. Beim Eintreten
freue ich mich immer wieder
darüber“, sagt Tobias Weber.
KATJA RUSSHARDT
„Erdig, tiefgründig, nussig-rund
mit feiner Holznote – haben Sie
schon einmal Rote-Bete-Salat
mit Schwarzkümmelöl probiert?“, fragt Tobias Weber. Jeder
schmecke, dass da etwas Besonderes zum Würzen verwendet
wurde, aber kaum einer komme
darauf, was es ist. „Zu Bratkartoffeln kann man es auch wunderbar verwenden“, ergänzt er,
„doch Schwarzkümmel passt
auch zu Bohnen, Kürbis und
nicht zuletzt zu Käse.“ Vorstellen
kann man sich das im Verkaufsraum der „Kühlen Mühle“ in
Waldkirch hervorragend, wenn
der 38-Jährige seine braunen Flaschen zum Verkosten des Inhalts
öffnet. Die naturbelassenen Öle
sind so geschmacksintensiv,
dass schon ein Teelöffel reicht,
um mit dem Ölmüller übers Kochen und Genießen ins Gespräch zu kommen und blitzartig zu eigenen Kreationen inspiriert zu werden.
„Kühle Mühle“, das sei ein
Wortspiel und natürlich verweise es darauf, dass er Samen und
Nüsse in Bio-Qualität stets unter
40 Grad presse, um die wertvollen Inhaltsstoffe zu erhalten. Seit
Mitte Mai produziert er in kleinen Chargen und auf Bestellung
in selbst umgebauten Räumen
einer ehemaligen Bäckerei. Mit
wassergekühlten Ölmühlen, die
man durch zwei Fenster im Mauerwerk sehen kann. Transparenz
ist ihm wichtig, auch um zu zeigen, wie aufwendig die Produktion mancher Speiseöle ist: „Für
einen Liter meines Hagebutten-
> KÜHLE MÜHLE – Schwarzwald
Ein breites Sortiment an Ölen hat Tobias Weber im Angebot. Und imFOTO: TJA
mer wieder kommen neue Kreationen hinzu.
kernöls brauche ich durchschnittlich 40 Kilo Kerne“, veranschaulicht er den hohen Einsatz
an Grundstoffen, der sich beim
Preis bemerkbar macht, doch
Geschmacksfülle gleiche das
wieder aus. „Man braucht nicht
viel, denn das Öl ist wie eine Essenz“, sagt Tobias Weber.
Außerdem hat er auch gute
Basisöle zum großzügigeren Gebrauch etwa bei Salaten im Angebot: „Sonnenblumenöl, das
richtig nach Sonnenblumenkernen schmeckt und riecht, zum
Beispiel.“ Trotz aller guten Argumente für Naturkost könnten
Verbraucher letztlich nur durch
den Geschmack überzeugt werden, weiß Weber. Sein Wacholderöl im 100-Milliliter-Fläsch-
chen schafft das mit Sicherheit:
„Eine Spur davon auf Speck,
Blaukraut oder Bruschetta ist
sehr fein, neulich habe ich es
auch mit gebratenen Auberginen probiert.“ Mehr muss er
nicht sagen und sein Gegenüber
nickt bestätigend, schon weil es
ungeheuer praktisch ist, künftig
aufs Mitkochen und Einlegen
von Wacholderbeeren zu verzichten.
Unverzichtbar für viele Kunden der Mühle ist hingegen frisches Leinöl: Tobias Weber
presst es auf Bestellung ganz
frisch. Keboli, sein selbst kreiertes Gewürzöl, wartet noch auf
seine Entdeckung, auch wenn
ein Fläschchen zum Probieren
griffbereit neben Kürbiskern-
Ölmühle: Naturbelassene Speiseöle und gläserne Produktion. Geschäft in der Hebelstraße 12,Waldkirch. Öffnungszeiten: Dienstag bis
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REZEPT
ROTE-BETE-SALAT mit
Schwarzkümmelöl: Rote Bete kochen, zerteilen und mit
klein geschnittenen Zwiebeln mischen. Ein Dressing
aus Apfelessig oder Balsamico und Sonnenblumenöl,
Salz und Pfeffer herstellen.
Den Salat damit abschmecken und mit Kürbiskernen
bestreuen. Zuletzt mit einem
Faden Schwarzkümmelöl
überziehen. Tipp: In ein
Schälchen Sahnequark einen
Teelöffel Honig geben und
etwas Schwarzkümmelöl unTJA
terziehen.
H
erbst ist Wanderzeit.
Warum nicht den grenznächsten Schweizer Kanton an einem sonnigen Wochenende zu
Fuß entdecken?
Experte für Erkundungen im
Aargau ist der
ehemalige Lehrer Peter Siegrist, der nun als
freier Journalist
und Fotograf arbeitet. Westaargau, Fricktal,
Ostaargau und
Freiamt heißen
jene vier Regionen, denen im
„Wanderbuch
Aaragau“ 35
Touren zugeordnet werden. 1 650 Kilometer
ausgeschilderte Wanderwege
hat der Kanton, durch den sich
mit Aare, Reuss, Limmat und
Rhein gleich vier Flüsse ihren
Weg bahnen, die die vielfältigen
Landschaften prägen. Auf den
Spuren der Römer kann man
zwischen Stein und Möhlin
wandeln – auf dem hübschen
Rheinuferweg, das deutsche
Ufer im Blick, zu dem man über
die bereits 1270 erwähnte
längste gedeckte Holzbrücke
Europas einen Abstecher nach
Bad Säckingen machen kann.
Wanderzeit, Distanz, Höhendifferenz, einen Kartenausschnitt
und eine nützlich Zusammenfassung des Wegverlaufs: All
das hat man bei jeder gewählten Wanderung dank des handlichen Büchleins im Griff. Der
Autor streift aber auch die regionale Geschichte und notiert
aktuelle Daten wie Einwohnerzahlen. Zwischen sanften Hügeln und kleinen Wäldern
sind die Burgen
und Schlösser
im Aargau oft
weithin sichtbar. Etwa
Schloss Liebegg
und die Lenzburg, eine der
ältesten und
ehemals wichtigsten Höhenburgen der
Schweiz. Um
den halben
Hallwilersee
lässt es sich mit
dem Wanderführer ebenso vertrauensvoll
laufen wie ins Aargauische Emmental, über zwei Jurahöhen
nach Schwaderloch am Rhein
oder von Windisch zur Stammburg der Habsburger und zum
Schloss Wildegg. Nicht vergessen wurde, Gasthäuser am Wegrand und ihre Ruhetage zu nennen, außerdem sind alle Routen
mit dem öffentlichen Verkehr
verknüpfbar. So kann man sich
eigene Routen zusammenstellen oder Wanderungen verbinden, wenn man die Gegend mit
TJA
dem Rad erkunden will.
> WANDERBUCH AARGAU –
Wanderungen und Geschichte im
Aargau mit Hinweisen auf Sehenswürdigkeiten und Merkwürdiges von Peter Siegrist, AT Verlag,
192 Seiten, 29,95 Euro.
QUERBEET
LAUFENBURG
Wie fairer Handel wirkt
Im Rahmen der Fairen Woche, die derzeit am Hochrein stattfindet, laden die Weltläden Murg und Wehr am Dienstag, 27.
September, 19 Uhr zu einem Vortragsabend in den Pfarrsaal
Heilig Geist in Laufenburg, Codmanstraße 10, ein. Ingo Schlotter
aus Ravensburg wird über die Wirkungen des Fairen Handels
DS
weltweit in konkreten Projekten und vor Ort berichten.
ZuTisch in denVogesen
Ausflugstipp: Zum TÄNNCHEL führt eine Wanderung, die mit Riesen, Titanen und Echsen rockt
Leider sind diese Tische nicht gedeckt, also muss man selbst sein
Picknick mitbringen. Bei den
drei großen Exemplaren handelt
es sich um monumentale Felsen
auf dem Tännchel-Massiv (französisch Taennchel) in den Vogesen, das in Sachen fantasievolle
Felsen noch einiges mehr zu bieten hat. Der Aufstieg ist ordentlich, aber keine Schinderei. Außerdem warten oben ganz wunderbare Picknickplätze.
Thannenkirch liegt im Elsass
gegenüber der Hohkönigsburg
und gilt als der Vogesenort mit
dem kürzesten Weg zur Weinstraße. Ob der Name von Kirsche
oder Kirche kommt, ist unklar,
natürlich gibt es Tannen, eine
Kirche, aber auch viele Kirschbäume. Die Runde startet in der
Ortsmitte und folgt der Straße
mit ihren paar Kneipen, immer
mit Blick auf die zahlreichen
herrschaftlichen Häuser des
Luftkurorts. Der Wanderweg
zweigt links ab in die Rue du
Taennchel, wo der Holzschnitzer
Pascal Bosshardt sein Atelier und
seinen Showroom hat. Werktags
(9 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr)
kann man dort seine Gämsen,
Luchse, Wanderer und seine berühmten
Weihnachtskrippen
bestaunen.
Vom Wanderziel, dem
tern eine Miniaturausgabe
Tännchel, wurde gemutim Vergleich zur Heidenmaumaßt, dass hier die Kelten eier auf dem Odilienberg. Diese
nen magischen Platz hatten.
Mauer war wohl kein VerteidiDoch schon weit unterhalb
gungswall, sondern eine Art
hat man das Gefühl, an eiGrenze. Tatsächlich treffen in
nem besonderen Ort zu sein,
dieser Gegend das Ober- und
kurz nach einem steilen
Unterelsass aufeinander.
Waldweg mit Wiese ist die
Weitere Felsen, die auf dem
Stimmung eine besondere.
Kammweg liegen, sind die TiWeiter geht es auf alten Wetanenfelsen und bergab ein
gen bergauf, links und rechts
Trumm, dessen Silhouette an
ist Stacheldraht, dann wieder
Charles de Gaulles Nase erinWald. Am Waldparkplatz Rotnert. Die folgenden zwei Kilozel auf 726 Metern Höhe trefmeter geht es stetig den Berg
fen sich mehrere Wege von
hinunter, dabei kreuzen
den umliegenden Tälern.
mehrere Forstwege den Pfad.
Schräg links geht es auf eiImmer dem gelben Kreuz folnem Waldpfad weiter aufgen, dann kommt man an.
wärts, mal mehr über Steine,
Am Ziel angekommen
mal mehr über Wurzeln, bis
lohnt sich noch ein SpazierFOTO: PC gang, um die liebevoll gestalzu einem Brunnen, wo je- Geheimnisvoll und geschichtsträchtig sind die Drei Tische.
mand einen Stein abgelegt
teten Gärten zu entdecken
hat mit dem freundlichen Zeitlupe verrotten. Die skurrilen he) beziehungsweise die Felsen- oder man kehrt ein. Am besten
Wunsch: „Avoir une belle vie“.
Felsen entzünden die Fantasie. galerie mit den Drei Tischen, die sucht man sich vor der WandeZum „schönen Leben“ gehö- Warum heißt der Riesenfelsen auch Ringfelsen genannt wer- rung eine Beiz aus und reserviert
PASCAL CAMES
ren hier ein paar Schweißtrop- auch der Deutsche Hochfelsen den. Auf einem ist ein eiserner gleich.
fen, aber bald ist das Ziel und der Rocher Haut der Wel- Ring, man sagt, dass hier die
erreicht: die Riesenfelsen, die sche Hochfelsen? Und: Wurden Schiffe angelegt haben, als das > WANDERETAPPEN: Thannenauch ganz hübsch fürs Picknick hier Echsenvon Lava erfasst? Hat Rheintal noch ein See war. Bei kirch – Rotzel – Rocher des Géants
sind. Wenn hier nichts frei ist, man erst mal Feuer gefangen, den Tischen heißt es umkehren – Felsengalerie (bis zu Les 3 Graneinfach gemütlich weitergehen, wird man noch weitere Echsen und retour zu den Riesenfelsen des Tables) und retour – Rocher des
Plätzchen mit Aussicht kommt aus Stein im Wald finden.
(Rocher des Géants) gehen und Géants – Mur païen – Spitzfelsen
schon. Hier oben zwischen LeVorläufiger Endpunkt auf dann an der Mur païen (Heiden- (Roche pointue) – Thannenkirch.
ber- und Weilertal finden sich dem Plateau ist der Tännchelgip- mauer) vorbei. Diese ist mit ih- Länge etwa 13 Kilometer, Dauer
noch mehr Großformate, die in fel Rammelstein (992 Meter Hö- ren etwas mehr als zwei Kilome- rund fünf Stunden.
Auf Streuobstwiesen wachsen
FOTO: ZVG
knackige Äpfel.
WEIL AM RHEIN
Spiel und Spaß auf
der Streuobstwiese
Unter dem Motto „StreuobstSpaß“ lädt das Trinationale Umweltzentrum (Truz) heute, 25.
September, von 11 bis 16 Uhr Familien zur spielerischen Entdeckungstour rund um die Streuobstwiesen in Weil am Rhein ein.
Für Kinder gibt es eine Rallye, bei
der sie Nistkästen bauen, ein
Pflanzenquiz lösen, auf Bäume
klettern und Apfelsaft pressen
dürfen. Die Erwachsenen können sich von Klaus Nasilowski,
Obstbauberater im Landratsamt
Lörrach, Tipps zum Obstsortenanbau im Garten holen. Die Veranstaltung findet rund um den
Hadidbau und das Sundgauhaus
im Gartenschaugelände Grün
99 in Weil am Rhein, Mattrain 1,
statt. Der Eintritt ist frei, SpenDS
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Redaktion Dreiland:
René Zipperlen (raz) (Leiter),
Telefon: 07621/4038-8051
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Redaktion Bad Säckingen:
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Trotz erheblichem Gegenverkehr setzte
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