Phönix aus der Asche

Arbeitstitel
Phönix aus der Asche
Die Wiederauferstehung des deutschen Rennsports in den beiden deutschen Staaten 1946 - 1953
Expose´ für einen Film
von Ede Müller und Roman Siegle
Phönix aus der Asche / Arbeitstitel
Die Wiederauferstehung des deutschen Rennsports in den beiden deutschen Staaten 1946 - 1953
Einleitung
Einleitung
Gerade ein Jahr ist nach der Kapitulation Deutschlands vergangen, da dröhnen im besiegten
Deutschland schon wieder die Motoren. Doch diesmal sind es nicht die Luftgeschwader der
Alliierten, sondern die Rennwagen einer Hand voll Motorsportverrückter. Auf zum Teil
abenteuerlichen Eigenkonstruktionen fand im Frühsommer 1946 das erste Bergrennen in
Ruhestein bei Freudenstadt im Schwarzwald statt. Gefahren wurde auf Allem, was man über
den Krieg und die Konfiszierung durch die Siegermächte hatte retten können und den
Anforderungen einer Rennstrecke einigermaßen standhielt.
Auf Grund fehlenden Materials und zerstörter Produktionsstätten im besetzen Deutschland
diente in den ersten Jahren der Vorkriegs-BMW 328 der deutschen Rennsportszene als Basis
für ihre Formel 2 Rennwagen - der damals höchsten Rennsportklasse.
Bereits vor dem Krieg hatte dieser heute legendäre Wagen die internationale Sportwagenklasse dominiert.
In den westlichen Sektoren widmeten sich schon 1947 erste Firmen der professionellen
Produktion von Rennwagen. So stellte im badischen Meßkirch der frühere BMW-Konstrukteur
Ernst Loof mit ehemaligen Kollegen die Firma "Veritas" auf die Beine. Auf der Basis des BMW
328 entwickelten sie den "Veritas RS" Rennwagen, der von Beginn an von den erfolgreichsten
Rennfahrern aus dem Westen gefahren wurde.
Im sowjetisch besetzten Teil Deutschlands dagegen, wurde der Rennsport erst 1949 wieder
erlaubt. Die Fahrer dort waren zunächst auf sich selbst gestellt, bis 1951 das staatliche
Rennkollektiv Johannisthal bei Berlin gegründet wurde, das sowohl der westdeutschen
Konkurrenz als auch den eigenen Privatfahrern Paroli bieten wollte.
Bis zum Ende der Formel 2 im Jahr 1953, kam es auf den Rennstrecken der beiden
deutschen Staaten zu packenden Duellen. Viele der Rennfahrer waren über die Rennstrecken
und Grenzen hinweg gute Freunde, was die Politik jedoch nicht daran hinderte, zunehmend
Druck auf sie auszuüben und die unterschiedlichen Vorstellungen eines neuen Deutschlands
über die Erfolge der Fahrer zu propagieren.
Phönix aus der Asche / Arbeitstitel
Die Wiederauferstehung des deutschen Rennsports in den beiden deutschen Staaten 1946 - 1953
Thema des Films
Thema des Films
Im Frühjahr 1949 pilgerten 500.000 Menschen zum Sachsenring bei Hohenstein, um das erste
Rennen mit Teilnehmern aus beiden deutschen Staaten zu erleben.
Bei diesem Rennen siegte der Düsseldorfer Toni Ulmen auf Veritas. Der Thüringer Paul Greifzu
musste erkennen, dass er mit seinem nicht modifizierten BMW 328, mit dem er 1938 den "Großen
Deutschen Preis" auf dem Nürburgring gewonnen hatte, nicht mehr konkurrenzfähig war. Deshalb
entschloss er sich, seinen Rennwagen für die kommende Saison komplett zu überarbeiten und es
entstand der legendäre BMW-Greifzu. Die Formel 2-Szene wurde in den folgenden Rennjahren von
diesen beiden Fahrern maßgeblich geprägt.
Toni Ulmen wurde von 1949 bis 1952 viermal Westdeutscher Meister auf Veritas und beendete seine
Karriere Ende 1952. Paul Greifzu feierte 1950 auf seinem Eigenbau erste Erfolge, wurde 1951
Ostdeutscher Meister und galt in der DDR bis zu seinem tödlichen Unfall 1952 als unschlagbar.
Beide Fahrer trafen in dieser Zeit mehrmals aufeinander und lieferten sich beeindruckende
Wettkämpfe, die ihren Höhepunkt 1951 im "Internationalen Avusrennen" in Berlin vor 350.000
Zuschauern fand. Dieses erste internationale Rennen nach dem Krieg in Berlin, konnte Paul Greifzu
erst nach 210 Kilometern in der letzten Runde für sich entscheiden, vor Toni Ulmen auf Veritas und
dem Schweizer Rudolf Fischer auf Ferrari.
Die Rennen hatten damals eine größere Zuschauerresonanz als das heute der Fall ist. Gerade beim
wiederauflebenden Rennsport spürten die Menschen die verloren geglaubte Vielfalt von Leben und
Lebenslust. Trotz zahlloser Beschwerlichkeiten im alltäglichen Leben wie Hunger, akuter
Wohnungsnot und fehlender Transportmittel, nahmen sie tagelange Wege auf sich, um am
Renngeschehen teilzuhaben.
Diese Begeisterung für den Rennsport wurde auch von der Politik aufgegriffen und für ihre
Propagandazwecke missbraucht. Ein erster Platz im Wettkampf wurde nicht als sportlicher Sieg über
den Kontrahenten gefeiert, sondern als Niederlage des Klassenfeindes benutzt. Die
Unbekümmertheit des Sportes wurde vom politischen Kalkül des kalten Krieges erfasst.
Mit Initiativen wie "Deutsche an einen Tisch", die vorgaben, Deutschland wieder einen zu wollen,
wurden Sportler in der DDR dazu benutzt, die Westintegration der Bundesrepublik aufzuhalten.
Auch ihre westdeutschen Sportsfreunde gerieten zunehmend unter Druck, wenn sie an
Wettkämpfen in der DDR teilnehmen wollten. Die Sportler wurden zum Futter, mit denen die beiden
deutschen Staaten ihre Propagandamaschinen nährten.
Die Faszination des Rennsports ist auch heute noch ungebrochen. Doch die Stimmung in den
Jahren nach dem Krieg und die Einflussnahme der Politik auf die großen Rennen Deutschlands
waren und bleiben einmalig. Dies möchte der Film anhand der beeindruckenden Karrieren von Toni
Ulmen und Paul Greifzu aufzeigen.
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Die Wiederauferstehung des deutschen Rennsports in den beiden deutschen Staaten 1946 - 1953
Zeitungsartikel
Sportkurier (Westberlin), Zeitungsauschnitt vom 2. Juli 1951
Phönix aus der Asche / Arbeitstitel
Die Wiederauferstehung des deutschen Rennsports in den beiden deutschen Staaten 1946 - 1953
Filmische Elemente
Filmische Elemente
Es existieren Wochenschau-Ausgaben von "Deutsche Wochenschau" (West) und "Der
Augenzeuge" (Ost), die die Erfolge von Toni Ulmen und Paul Greifzu von 1950 bis 1952
dokumentieren. Diese Filmdokumente belegen auch, wie die sportlichen Ereignisse politisch
vereinnahmt und entsprechend des Blickwinkels gefärbt vermittelt wurden. Um das gespannte
Verhältnis der beiden jungen Staaten zu unterstreichen, werden auch Ausschnitte aus
Wochenschauen in den Film integriert, die die gesellschaftliche und politische Lage jenseits
des Rennsports verdeutlichen.
Darüber hinaus stehen uns zahlreiche bisher unveröffentlichte Originalfotos aus den
Privatarchiven der Protagonisten zur Verfügung. Allein das Archiv von Frau Ingeborg Eckart
(Tochter von Paul Greifzu) umfasst über 1000 s/w Fotografien und Zeitungsartikel, Urkunden
und Pokale, die das damalige Renngeschehen beeindruckend dokumentieren.
Die Interviews mit den Zeitzeugen sollen an Originalschauplätzen stattfinden.
Solche Schauplätze sind zum Beispiel:
- Rennstrecken wie der Nürburgring und der Hockenheimring, sowie ehemalige Rennstrecken
(Solitude in Stuttgart, Autobahnkurs Dessau, Sachsenring bei Hohenstein), die in Abschnitten
heute noch existieren.
- Das Original Veritas Fabrikgebäude im badischen Meßkirch, in dem Toni Ulmen seine
Rennwagen fertigen liess.
- Der Original "Veritas - Großmutter" (mit dem Toni Ulmen zweimal deutscher Meister wurde)
im Privatbesitz eines Liebhabers in Österreich.
- Die ehemalige Werkstatt von Paul Greifzu, die im Originalzustand erhalten ist.
- Der Original BMW-Greifzu im Suhler Fahrzeugmuseum.
- Die Eisenacher Motorenwerke (EMW), wo Paul Greifzus erster Rennwagen nach dem Krieg
den letzten Schliff bekam.
Phönix aus der Asche / Arbeitstitel
Die Wiederauferstehung des deutschen Rennsports in den beiden deutschen Staaten 1946 - 1953
Zeitzeugen
Zeitzeugen
Die folgenden Personen haben wir bereits persönlich kennengelernt und stehen uns für
Interviews und Filmaufnahmen zur Verfügung.
Ingeborg Eckart, geb. Greifzu, Suhl, 65 Jahre
Sie hat ihren Vater zu fast allen Nachkriegsrennen begleitet und dabei viele der großen
Rennfahrer der Zeit persönlich kennen gelernt.
Werner Ulmen, Düsseldorf, 63 Jahre
Er hat die Begeisterung für den Rennsport von seinem Vater geerbt und viele Jahre zusammen
mit seinem Vater ein Autohaus geführt.
Karl Heinz Cramer, Mühlhausen, 68 Jahre,
Motorsport-Experte, ist ein anerkannter Fachmann für Eigenbau-Rennwagen auf Basis des BMW
328er in der Nachkriegszeit.
Als Jugendlicher fuhr er oft tagelang mit dem Fahrrad zu den großen Rennen, die er teilweise in
den Boxengassen miterlebt hat.
Gerhard Fabig, Suhl, 86 Jahre,
ist der letzte noch lebende Mitarbeiter von Paul Greifzu. Er war in der Suhler Werkstatt am Bau
des zweiten BMW-Greifzu beteiligt und kennt den Rennwagen in all seinen Details und
Besonderheiten.
Paul Thiel, Eisenach, 80 Jahre,
ist der letzte noch lebende DDR-Rennfahrer aus den frühen 50er Jahren. Er fuhr für das
EMW/AWE Rennkollektiv Eisenach.
Jürgen Barth, Ludwigsburg, 55Jahre,
ist Ex-Rennfahrer und Le Mans Gewinner. Sein Vater Edgar Barth galt in der DDR als Nachfolger
Paul Greifzus. 1953 flüchtete er in die BRD.
Hubert Burth, 76 Jahre, Hans Haug, 78 Jahre,
ehemalige Veritas Mitarbeiter, die von Beginn an bei der Produktion der Rennwagen mitgewirkt
haben und als Rennmonteure bei Rennen eingesetzt wurden.
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Die Wiederauferstehung des deutschen Rennsports in den beiden deutschen Staaten 1946 - 1953
Bildanhang
Toni Ulmen in seinem Veritas RS Rennwagen, Avus, 1951
Paul Greifzu in seinem Eigenbau BMW-Greifzu, Sachsenring, 1951
Bildanhang
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Die Wiederauferstehung des deutschen Rennsports in den beiden deutschen Staaten 1946 - 1953
Bildanhang
"Großer Preis von Deutschland", Nürburgring, 1938
In der ersten Startreihe mit der Nummer 10 steht der spätere Sieger
Paul Greifzu mit seinem BMW 328. Im folgenden Rennjahr 1939
wurde Paul Greifzu gezwungen, für die deutsche Nationalmannschaft
der Nationalsozialisten zu starten.
"Rund um die Bavaria", München, 1947
Viele tausend begeisterte Menschen säumen den Münchner Stadtkurs
bei einem der ersten Rennen in der Rennsaison 1947.
Startaufstellung beim Sachsenringrennen, Hohenstein, 1950
"Für Einheit und Freiheit im deutschen Sport"
Die SED nutzt das Spektakel auf dem Sachsenring für ihre
Propaganda.
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Bildanhang
Werkstatt Greifzu, Suhl, 1951
Paul Greifzu in der väterlichen
Werkstatt in Suhl/Thüringen mit
seinem Chefmechaniker Otto John.
Veritas RS Formel 2 Rennwagen, 1948
Um einen solchen Rennwagen fahren zu können,
musste der spätere Besitzer einen intakten BMW
328 und 12.400 Reichsmark für den Umbau bei
der Firma Veritas investieren. Toni Ulmen besaß
zwei dieser Rennwagen.
BMW-Greifzu, 1951
Diesen zweiten Eigenbau-Rennwagen hatte Paul
Greifzu
in
den
Wintermonaten
1950/51
zusammen mit seinem Bruder Fritz und mehreren
Mitarbeitern seiner Werkstatt auf Basis eines BMW
328 konstruiert und aufgebaut.
Werkshalle Veritas, Meßkirch, 1948
Blick in die Fabrikationshalle von Veritas im badischen Meßkirch.
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Bildanhang
Halle/Saale Schleife, Halle, 1950
"Wir fahren für den Frieden!"
Start zum Sachsenring, Hohenstein, 1951
Sekunden vor dem Start. In der ersten Reihe stehen Hans Stuck, Toni
Ulmen und Paul Greifzu.
Renngeschehen Sachsenring, Hohenstein, 1951
"Sport ist der Ausdruck der Freude"
Paul Greifzu auf dem Weg zum Sieg vor dem ehemaligen Weltmeister
Hans Stuck.
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Avusrennen, Berlin, 1951
Toni Ulmen jagt den späteren Sieger Paul Greifzu durch die
Nordkurve. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 181 Km/h
gewinnt Paul Greifzu nach 210 Kilometern mit 40 Sekunden
Vorsprung vor Toni Ulmen.
Internationales Avusrennen, Berlin, 1951
Toni Ulmen gratuliert dem Sieger Paul Greifzu.
Gedenksteinenthüllung, Dessau, 1952
Toni Ulmen enthüllt den Gedenkstein für seinen Freund Paul Greifzu,
der an dieser Stelle 5 Monate zuvor bei einem Trainingslauf tödlich
verunglückt war.