dazu in der Haushaltsrede hier

Rede zur Haushaltseinbringung
am 29. September 2016
Liebe Ratskolleginnen und Ratskollegen,
meine sehr geehrten Damen und Herren!
Erlauben Sie mir zu Beginn meiner Ausführungen einige persönliche
Worte. Den jetzigen Augenblick empfinde ich als einen Höhepunkt in
meiner privaten und beruflichen Vita. Das kommunale Budgetrecht
gilt als das vornehmste Privileg, das die Städte und Gemeinden in
unserem Land genießen. Bürgermeister dürfen es im Verbund mit
ihren
Kämmerern
als
Auszeichnung
betrachten,
eine
Haushaltssatzung aufzustellen und diese dem Rat zur Beratung
vorzulegen. Ich jedenfalls für meinen Teil tue dies, und glaube mit
Blick auf Herrn Schlebes auch für unseren Kämmerer sprechen zu
dürfen.
Vor fast auf den Tag genau einem Jahr haben mir die Wählerinnen
und Wähler in Ahlen das Vertrauen geschenkt. Sie gaben mir den
Auftrag, als „ihr“ Bürgermeister an der Spitze von Rat und Verwaltung
die Geschicke der Stadt Ahlen maßgeblich mit zu lenken. In den
vergangenen elf Monaten im Amt des Bürgermeisters bin ich mit
vielen Menschen zusammengetroffen. Diese Begegnungen und die
tägliche Verwaltungsarbeit haben mich meine Heimatstadt aus einer
neuen und facettenreichen Perspektive wahrnehmen lassen.
Aus allen Bevölkerungsteilen bekam ich Eindrücke vermittelt, welche
Sorgen und Nöten den Menschen auf den Herzen liegen:
1 - seien es die Seniorinnen und Senioren, die zwar den Wohlstand
erwirtschaftet haben, von dem wir Jungen auskömmlich leben,
denen
aber
oftmals
die
gesellschaftliche
Aufmerksamkeit
verweigert wird, welche ihre erbrachte Lebensleistung verdient,
- seien es kinderreiche Familien und Alleinerziehende, die z.T. in
prekären
Verhältnissen
leben,
häufig
unverschuldet
und
hineingeboren, scheinbar ohne Perspektive auf sozialen Aufstieg
und unzureichende Teilhabe am gesellschaftlichen Leben,
- seien es die gerne als „normalen Familien“ bezeichneten
Durchschnittsfamilien, die ordentlich über die Runden kommen,
aber das Gefühl haben, Zahlmeister für alles zu sein, ohne dafür
Anerkennung und aufmunternde Worte zu ernten,
- seien es die örtlichen Unternehmer vom Ein-Mann-Betrieb bis
zum Groß-Industriellen, denen sich möglicherweise der Eindruck
vermittelt,
in
der
kommunalen
Familie
nur
als
Gewerbesteuerzahler zu dienen,
- seien es die zu uns Geflüchteten aus den Kriegs- und
Armutsregionen
dieser
Welt,
die
unter
haarsträubenden
Umständen zu uns gekommen sind, um ein menschenwürdiges
Leben in Frieden und Freiheit zu führen
- seien es die Gastarbeiter und Mitbürger mit dem sog.
Migrationshintergrund, die wir vor einem halben Jahrhundert
riefen, unseren Wohlstand aufzubauen, und die heute z.T. in
dritter Generation wortwörtlich zwischen den Kulturen stehen,
- seien es diejenigen, die Begriffe wie Volk und Heimat nicht den
Hetzern und Augenwischern überlassen wollen, sondern ihre
deutschen und christlichen Traditionen gemeinsam pflegen und
bewahren wollen, ohne deswegen gleich in die rechte Ecke
gestellt zu werden.
2 Und dann sind da noch jene – insbesondere sie will ich nicht vergessen
– die zufrieden sind, sich ihres Lebens erfreuen und angesichts von
Not und Elend in der Welt im Stillen denken: Eigentlich haben wir es
doch ganz gut.
Diese Aufzählung ist sicherlich unvollständig und kann nur anreißen,
welche Interessen wir als Verwaltung und Rat der Stadt Ahlen zu
bedienen haben. Sie gibt aber einen exemplarischen Überblick
darüber, wie heterogen unsere Stadtgesellschaft ist und wie breit das
Spektrum ist, in dem in unserer Stadt gelebt und manchmal auch
gelitten wird.
Ich gebe gerne offen und ehrlich zu: Mein persönlicher Horizont ist
weiter geworden. Dieses erste Amtsjahr hat mich geprägt und mir die
Menschen nähergebracht, für die Ahlen ihre Heimat ist. Es sind die
Bedürfnisse dieser Menschen, deren Wohl wir gemeinsam verpflichtet
sind. Zur Erfüllung dieser Verpflichtung und dieser Aufgaben dient der
Entwurf, den Sie nun in Händen halten und in den kommenden
Wochen intensiv beraten werden.
Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, folgendes sage ich Ihnen sehr
bewusst: Der Haushaltsentwurf, den wir Ihnen heute zur Befassung
vorlegen, ist ein in Zahlen gegossener Versuch, Wünsche und
Wirklichkeit und vor allem zwingende Notwendigkeiten in Ausgleich zu
bringen.
Sie, die Ratsmitglieder der Stadt Ahlen, haben von Ihren Wählern
Aufträge bekommen. Sie müssen „liefern“, wie man so schön sagt.
Dabei dürfen Sie das Gemeinwohl niemals außer Acht lassen, müssen
an die immer wichtiger werdende Generationengerechtigkeit denken
und vor allem die finanziellen Möglichkeiten beachten. Es ist eine
Krux: Aufstellung, Beratung und Verabschiedung eines kommunalen
3 Haushalts gleicht der Quadratur des Kreises oder wie unser Kämmerer
gleich
im
Detail
ausführen
wird
„einer
Sisyphusarbeit“.
Zur
Zufriedenheit aller nicht möglich, aber trotzdem notwendig und
unverzichtbar.
Gemeinsam
mit
Dirk
Schlebes
und
unseren
engagierten
Fachbereichsleitern der Stadtverwaltung haben wir es uns nicht leicht
gemacht, das vorliegende Zahlenwerk zu Papier zu bringen. Es
handelt
sich
insofern
um
einen
Entwurf,
der
nicht
nur
die
finanzwirtschaftlichen und haushaltsrechtlichen Rahmenbedingungen
erfüllt, sondern um einen, der auch inhaltlich und programmatisch auf
Konsens und Zustimmung zielt.
Ich sage dies, obwohl die Zahlen bei nüchterner Betrachtung alles
andere als erfreulich sind. Trotz aller Anstrengungen wird es nach
heutigem Stand nicht zu vermeiden sein, dass der Haushalt 2017
defizitär ist. Aufwendungen von 132 Mio. € stehen Einnahmen in Höhe
von nur 128 Mio. € gegenüber.
Es kann uns allen nicht gefallen, dass unterm Strich ein Minus von 3,9
Millionen Euro stehen wird.
So abschreckend diese Zahl ist: Die Unterdeckung liegt nicht an
konsumtiven Wohltaten, die wir uns erlauben. Sie ist auf die rege
Investitionstätigkeit zurückzuführen, welche wir anstoßen müssen,
um Ahlen auch in Zukunft seinen Platz unter den attraktiven und
lebenswerten Städten zu sichern. Menschen wollen nur dort ihren
Lebensmittelpunkt gründen oder behalten, wo sie eine intakte
öffentliche
Infrastruktur
vorfinden.
Insoweit
sind
geplante
Auszahlungen aus Investitionstätigkeiten in Höhe von 19,8 Mio. €
mehr als angemessen und notwendig.
4 Mit
der
überfälligen
Qualifizierung
des
lange
Jahre
im
Dornröschenschlaf versunkenen Berliner Parks zum Sport- und
Bewegungs-Treffpunkt für alle Generationen setzen wir um, was wir
versprochen
haben
um
Lebensqualität
und
Attraktivität
zu
gewährleisten.
In den Stadtzentren wollen die Bürgerinnen und Bürger Angebote
finden, die Freiluftaktivitäten ermöglichen, aber auch Bedürfnisse
nach Kultur und Bildung befriedigen. Dem „Rathaus-Quartier“ kommt
insofern eine besondere Funktion zu, was auch der Bürgerworkshop
im Frühjahr zeigte. Nichts anderes gilt für das JuK-Haus im
Burbecksort, das zu einem Quartierszentrum für Jung und Alt
fortentwickelt wird. Die mit den Baumaßnahmen umgesetzten
energetischen Sanierungen.
Die für die Infrastruktur investierten Mittel, sind verantwortungsvoll
angelegte Gelder und führen zu erheblichen Einsparungen in der
Zukunft. Lassen Sie mich hierzu nur wenige aber wichtige Zahlen
nennen:
‐
Straßen und Infrastruktur: 5,1 Mio.
‐
Gebäude: 3,1 Mio.
‐
Sonderprojekte wie das Rathaus-Quartier inklusive Marktplatz und
Berliner Park: 6,6 Mio.
Niemand wird den Sinn dieser Maßnahmen anzweifeln wollen. Sie
haben ihre Notwendigkeit teils über Jahre gründlich diskutiert und
abgewogen auch vor dem Hintergrund zurückliegender Haushalte.
Dass der Haushaltsabschluss für 2016 voraussichtlich eine schwarze
Null schreibt, ist zum einen der sparsamen Haushaltsführung der
Verwaltung geschuldet, zum anderen aber wegen der sich nicht
wiederholenden Sondereffekte nur schwacher Trost. Ebenfalls kein
5 Trost, aber Indiz für die Bewegung in eine gute Richtung, ist der Stand
der Kassenkredite. In den letzten zwölf Monaten gelang es, diese von
31,6 Millionen im November 2015 auf heute 20 Millionen Euro
zurückzuführen.
Bemühungen, die dem Grunde nach auch das Land NRW beitreibt.
Rückführung von Verbindlichkeiten, ab dem Jahr 2020 sogar mit der
gesetzlich festgeschriebenen Schuldenbremse des Landes NRW.
Bemühungen, die uns als Kommunen jedoch aufhorchen lassen.
Meine Damen und Herren, die kommunale Familie hat guten Grund
zur Annahme, dass abermals geschieht, woran wir uns als Déjà-vu
gewöhnt haben: Aufgabenverlagerungen nach unten und zugesagte
Finanzierung
des
Bundes
werden
an
die
Kommunen
nicht
weitergereicht. Konkret gemeint ist die aktuell im Raum stehende
Durchleitung von 2 Mrd. € aus Berlin für die Integration der
Flüchtlinge. Nach aktuellem Sachstand ist von der Landesregierung
nicht beabsichtigt, den auf NRW entfallenden Teil (440 Mio. €) an die
Kommunen
weiterzugeben.
Nach
dem
bisherigen
Berechnungsschlüssel wäre das in Ahlen ein Anteil von 1,15 Mio. €,
der im Haushalt 2017 sicherlich gut zu gebrauchen wäre.
Berlin und Düsseldorf mögen sich vergegenwärtigen, dass nicht nur
die Schuldenbremse Verfassungsrang genießt, sondern auch das
Konnexitätsprinzip.
Keine rosigen Aussichten, erst Recht nicht angesichts der auch in
2017 steigenden Transferausgaben. Diese steigen im städtischen
Haushalt auf aktuell 72 Mio. €. Im Vergleich: 2015 waren es noch 57
Mio. €. Höhere Sozialleistungen und eine steigende Kreisumlage sind
hier die Kostentreiber.
6 Der
Haushalt
2017
wird
daher
eine
lang
befürchtete
Linie
durchbrechen: Die Kreisumlage reißt in Ahlen voraussichtlich erstmals
die 30 Millionen Euro Marke. Für Ahlen bedeutet dies nicht mehr und
nicht weniger, als dass unsere Einnahmen aus der Gewerbesteuer als
durchlaufender Posten 1:1 ins Kreishaus fließen.
Ich teile in diesem Zusammenhang nicht die sehr pauschale und mir
zu wenig differenzierende Ansicht einiger Kritiker des Landrats, dass
der Kreis Warendorf sich auf Kosten der Städte und Gemeinden eine
üppige Ausstattung gönnt. Gleichwohl beneide ich den Kollegen
Verwaltungschef schon, dass er sich auf einen Schlag 25 neue Stellen
in seinen Stellenplan schreiben kann.
Mit einem Stellenplus von 1,5 Stellen und nahezu konstanten
Personalaufwendungen nimmt sich dagegen bescheiden aus, was wir
in Ahlen an erforderlicher Anpassung wagen. Die Personaldecke ist
bereits ziemlich dünn. Weniger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in
den Fachbereichen müssen immer mehr Aufgaben bewältigen. Dem
Rat bin ich deswegen dankbar, dass er das Fingerspitzengefühl
beweist,
zwischen
Wiederbesetzungssperre
und
unabweisbarem
Bedarf das erforderliche Augenmaß zu zeigen. Er steht zu seinem
Wort, und zog aus der Organisationsuntersuchung im Fachbereich 5
die Konsequenz. 3,99 zusätzliche Stellenanteile sind als Folge aus der
sehr
akribisch
vorgenommenen
Analyse
hervorgegangen.
Erwartungsvoll rechnen wir schon bald mit messbaren Effekten vor
allem in der wirtschaftlichen Jugendhilfe.
Eine
andere
Personalpolitik
Zahl
möge
im
Vergleich
verdeutlichen,
zu
anderen
wie
maßvoll
unsere
Gebietskörperschaften
ausfällt: An die 25.000 Stellen sind allein im letzten Jahr in NRW neu
geschaffen
worden,
viele
von
ihnen
in
Folge
der
7 Flüchtlingsentwicklung. Wir in Ahlen, haben diese humanitäre Hilfe
ausschließlich
mit
unserem
bestehenden
Personal
und
vielen
ehrenamtlichen Helfern geschafft. Einen Dank an dieser Stelle an die
vielen ehrenamtlich und hauptamtlich Tätigen, die dazu maßgeblich
beigetragen haben.
Aber zurück zur Kreisumlage: Die Gespräche, die ich im Kreishaus
geführt habe, lassen mich stets mit dem sicheren Gefühl zurück nach
Ahlen fahren, dass auch der Kreis sich um eine ausgewogene
Haushaltspolitik bemüht, die die Kommunen nicht überfordert oder
gar an den steilen Rand ihrer Handlungsfähigkeit führt. Es ist einfach
zu kurz gegriffen, eine vermutete Selbstbedienungsmentalität zu
bemängeln, ohne sich dabei selbst auf den Prüfstand zu stellen. Oder,
um es gemeinverständlicher auszudrücken: Wir müssen uns in Ahlen
auch unsere eigene strukturelle Ausgangssituation vor Augen führen:
Beispielsweise das Jobcenter hat seinen mit Abstand größten
Kundenstamm mit ca. 2700 Arbeitslosen bekanntlich in Ahlen.
Niemand sollte den Gedanken zu weit fortschieben, dass dies auch
Gründe sind, die zu einer Steigerung der Soziallasten führen. Wie z.B.
auch die, zu finanzierenden Bedarfsgemeinschaften.
Die Anzahl der Bedarfsgemeinschaften ist zwar erfreulicherweise
tendenziell leicht fallend, aber mit über 2600 für eine Stadt unserer
Größenordnung deutlich zu hoch. Wenn allein 11 Prozent der
Einwohner von Hartz-IV leben, ist das nicht hinnehmbar. Auch ist
nicht hinnehmbar, dass von den o.g. Arbeitslosen ca. 270 junge
Menschen unter 25 Jahren sind.
Dass der Rat der Stadt Ahlen diese Entwicklung nicht hinnehmen wird,
hat
er
damit
deutlich
zu
Ausdruck
gebracht,
indem
er
die
erforderlichen Beschlüsse für die Präventionskette getroffen hat.
8 Diese Beschlüsse sind eine gute Antwort auf die z.T. nachdenklich
stimmenden Sozialdaten unserer Stadt.
Dem Fachbereich für Jugend und Soziales ist mit der Präventionskette
ein wirksames Instrument an die Hand gegeben, um auch denjenigen
eine Perspektive zu geben, die sich von der Gesellschaft abkoppeln
bzw.
in
der
inneren
Immigration
verschwinden
könnten.
Trägerübergreifend werden nun die Strukturen auf den Weg gebracht,
welche Menschen Teilhabe versprechen, Lust auf Bildung auslösen
und das Verantwortungsgefühl von Familien stärken.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und
Kollegen, nun ist es ja nicht so, dass über Ahlen nur dunkle Schatten
liegen. Ganz im Gegenteil! Ich habe immer gesagt, dass wir uns in
Ahlen
manchmal
selbstbewusster
gerne
auftreten.
unter
Wert
Lassen
Sie
verkaufen.
uns
Wir
unsere
sollten
Stärken
herausarbeiten und offensiv in die städtische Zukunft und Entwicklung
investieren.
Die gegenwärtige Wohnungsmarkt– und Zinssituation führt dazu,
dass uns Baugrundstücke wie warme Semmeln aus den Händen
gerissen werden. Ich finde, wir tun gut daran, unter Beachtung und
Modifizierung des Wohnbauflächen-Zielkonzeptes offensiv in die
Ausweisung, Entwicklung und die Vermarktung städtischer Flächen zu
gehen. Die Nachfrage ist spürbar da, wir müssen auf sie reagieren,
um eine junge und attraktive Stadt zu bleiben.
Nichts anderes gilt für den öffentlichen Wohnungsbau. Der von mir
einberufene Gipfel mit Bauträgern setzte Energie frei, sich mit dem
wichtigen Thema zu beschäftigen. Angesichts der gegenwärtigen
Zinspolitik jedoch ist potenziellen Investoren öffentlich gebundener
Wohnungsbau nur schwer schmackhaft zu machen. Daher wollen wir
9 als Kommune – unter der Federführung meines sehr kreativen
Stellvertreters, Herrn Stadtbaurat Andreas Mentz - aktiv mit neuen
Konzepten und Kooperationen und ausgewählten Musterprojekten
voranschreiten, um Wohnbauflächen für Ahlen zu schaffen.
In unseren Händen haben wir es auch, ob wir den Anschluss bei der
Sicherung von qualifizierten Gewerbeflächen verlieren oder nicht.
Selbstkritisch müssen wir eingestehen, die letzten Jahre eine zu große
Vorsicht an den Tag gelegt zu haben, wenn es um gewerblichen
Perspektiv- und Reserveflächen ging. Unsere Vorratspolitik muss
deutlich aktiver werden, wollen wir nicht in der Konkurrenz zu unseren
Nachbarstädten das Nachsehen haben. Was in den letzten Jahren
versäumt wurde, gilt es jetzt anzufassen: Allein 2,7 Millionen Euro im
nächsten und noch einmal 2,5 Millionen im übernächsten Jahr
empfiehlt der vorliegende Haushaltsentwurf in die Hand zu nehmen,
um marktfähigen Grund und Boden zu erwerben.
Die gewerblichen Nachfragen lassen sich perspektivisch nicht allein
mit brachliegenden Altstandorten beantworten. Aber, auch auf diesem
Feld sind gegenwärtig Entwicklungen im Gange, die ich bei aller
gebotenen Zurückhaltung als vielversprechend bezeichnen möchte.
Beispielsweise die größte aller Brachen, das Blomberg-Gelände,
gelang mittlerweile in neue Hände, in Ahlener Hände wohlgemerkt!
Das stimmt mich zuversichtlich. Trotzdem gilt es weiter Gas zu geben.
Insbesondere auch auf der digitalen Autobahn. Von uns begleitete
Markterkundungen haben ergeben, dass insbesondere in den dichter
besiedelten Bereichen von signifikanten Unterversorgungen nicht
gesprochen werden kann. Der Markt reguliert hier vieles, flexible
Anwender
können
fast
überall
durch
Vectoring
„high-speed“
erreichen.
10 Anders sieht es hingegen in den Außenbereichen, in den Ortschaften
und in manchen Gewerbegebieten aus. Die Unterversorgung ist dort
Realität. Wir sind gut beraten, die erforderlichen Eigenmittel für die
Förderantragstellung bereitzustellen, um der vom Kreis Warendorf
angestoßenen
Initiative
zur
Beseitigung
der
„weißen
Flecken“
beizutreten. Leistungsfähige Breitbandanschlüsse gehören im Jahre
2017 zur Daseinsfürsorge, die eine zukunftsfähige Kommune ihren
Einwohnerinnen und Einwohnern bereitzustellen hat. (ggf. Dank für
Beschluss)
Ein guter Aufschlag ist uns auch mit der WLAN-Versorgung mit
unserem Partner Stadtwerke in der Innenstadt, in der Fußgängerzone,
auf dem Marktplatz und im Alten Rathaus gelungen, diesen gilt es nun
auszubauen. Auch WLAN und eine interaktive APP gehören zu den
Standards einer modernen Stadt, die sich für eine quantitative und
inhaltliche Neuausrichtung der kommunalen Dienstleistungspalette
entschieden hat!
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich möchte zum Ende kommen und
gleich Herrn Schlebes um seine Erörterungen bitten. Darum zum
Schluss nur noch in Stichworten, was uns im nächsten Jahr
gemeinsam beschäftigen und zu mutigen Beschlüssen beflügeln
sollte:
 Die Zukunft des Verwaltungs-, Kultur-und Bildungszentrums im
RathausQuartier werden wir unter den Rahmenbedingungen des
Denkmalschutzes und des Urheberrechts vorantreiben
 Der
neue
Baubetriebshof
muss
professionell
und
ohne
kostentreibende Verzögerungen errichtet werden
 Der Marktplatz verlangt nach Entscheidungen.
11  Wir wollen saubere, gepflegte und dauerblühend ausstaffierten
Grünanlagen - Dann müssen wir Standards woanders senken
und mit einer Stimme sprechend unseren Bürgerinnen und
Bürger dies erklären.
 Das Radwegekonzept muss deutliche Züge erhalten. Längst
überfällig ist es, dass sich auch in Ahlen Fußgänger und
Radfahrer ökonomisch und sicher bewegen können.
 Bisher haben wir die Flüchtlingssituation kommunal unter
großartiger Beteiligung der ehrenamtlichen Institutionen gut
gemeistert. Aber die eigentliche Aufgabe steht uns noch bevor.
Die
sogenannte
Integration.
Ich
nenne
es
lieber
das
Zusammenleben in unserer Heimat. Es wird nur dann gelingen,
wenn wir genügend Wohnraum, Kindergartenplätze, Schulen,
Ausbildungsstätten,
Deutschkurse
und
Arbeitsplätze
zur
Verfügung stellen können.
Sämtliche Aufgaben werden Geld kosten. Geld, das wir nur einmal
ausgeben können. Die Einnahmeseite unseres Haushaltes ist relativ
stabil.
Viele
dieser
Zukunftsfragen
werden
daher
auf
der
Ausgabenseite entschieden.
Die Ausgabenseite, die unlösbar mit dem ebenfalls heute vorliegenden
Sanierungskonzept zu sehen. Es umfasst wunschgemäß einen Strauß
- auch überaus - unkonventioneller Vorschläge, die bis an die Grenze
des Zumutbaren gehen. Die Fachbereiche legen Ihnen unter
Federführung
der
Kämmerei
zwar
keinen
„Katalog
der
Grausamkeiten“ vor, aber schon eine weitreichende und immer
weiterzuentwickelnde Liste an Denkanstößen. Denkanstöße mit dem
Ziel eines ausgeglichenen Haushalts im Jahr 2020.
12 Die von mir bislang wahrgenommen Stimmung aus den Fraktionen
lässt mich und die Bürgerinnen und Bürger begründet Hoffnung
schöpfen, dass die ab heute beginnenden Beratungen zum Haushalt
konstruktiv
und
zielorientiert
geführt
Umsetzung
der
Beschlüsse
zur
werden.
Erreichung
Die
zeitnahe
größtmöglicher
kommunaler Handlungsfähigkeit hat für mich oberste Priorität. Um die
Beschlussfassung im Dezember zu erreichen, stehen Ihnen Herr
Schlebes, Herr Mentz, die weiteren Fachbereichsleiter und ich in
Fraktionssitzungen und auf Haushaltsklausuren uneingeschränkt zur
Verfügung.
Ich wünsche Ihnen eine gute Beratung, damit das eingangs
geschilderte vornehmste Privileg der Haushaltseinbringung zeitnah in
das praktisch noch wertvollere Privileg der Haushaltsgenehmigung
mündet.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. 13