„Das grenzt an Böswilligkeit“

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„Das grenzt an Böswilligkeit“
Marsch für das Leben: Am Samstag gehen in Berlin wieder Tausende für den Schutz
der Ungeborenen auf die Straße / Evangelische Kirche distanziert sich
Martin Voigt
Wenn am 17. September Tausende Menschen auf dem „Marsch für das Leben“ in Berlin
gegen die Tötung ungeborener Kinder demonstrieren, reizt das nicht nur Linksextremisten
zum Protest, sondern auch die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische
Oberlausitz. Aus Sicht der Kirchenleitung habe nicht der Schutz des ungeborenen Lebens
oberste Priorität, sondern die ergebnisoffene Schwangerenkonfliktberatung. Bereits 2014
hatte man beschlossen, Gemeinden von einer Beteiligung am Marsch für das Leben
abzuraten. Ein Grund dafür sei auch die „aggressive Art und Weise“, mit der der
Bundesverband seine Positionen vertrete.
Fassungslos und enttäuscht über die Verlautbarungen der Kirche zeigten sich die Veranstalter
und Unterstützerkreise der christlichen Großveranstaltung. Die Kirche liefere nicht „ein
biblisches Argument, warum der Marsch für das Leben falsch sein soll“, sagte der
Vorsitzende des Treffens Christlicher Lebensrecht-Gruppen, Hartmut Steeb, der
Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Das menschliche Leben stehe von Anfang an unter
dem Schutz Gottes. Eine Kirche, die sich diesem Auftrag verpflichtet sehe, müsse für ein
klares Ja zum Kind stehen.
Es grenze schon an Böswilligkeit, wie die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg mit
falschen Behauptungen gegen den Lebensschutz vorgehe, sagte der Vorsitzende des
Bundesverbands Lebensrecht, Martin Lohmann, der JUNGEN FREIHEIT. „Es bedarf schon
einer gewissen mentalen Superakrobatik, jenen, die sich sowohl auf dem Boden des
Grundgesetzes bewegen als auch dem Wort Gottes treu sind, Übles zu unterstellen“. Das
wütende Gebrüll und der blanke Haß gingen von den linken bis linksextremen
Gegendemonstranten aus und „nicht von den Leuten, die einfach nur ein klares Ja zum Leben
fordern“.
Die Geschäftsstelle des „Bundesverbands Lebensrecht“ in Berlin-Mitte ist bereits Ziel eines
Farbanschlags geworden, gefolgt von hämischen Kommentaren auf der Facebook-Seite der
linken Gegenkundgebung „Marsch für das Leben? What the Fuck“.
Lautstark demonstrieren will am kommenden Samstag das „Bündnis für sexuelle
Selbstbestimmung“, das im vergangenen Jahr von den Grünen, der Linkspartei, einigen
Abgeordnete von SPD und Piraten sowie dem Regierenden Bürgermeister von Berlin,
Michael Müller (SPD), unterstützt wurde.
„Wer einen friedlichen Schweigemarsch mit Blockaden und Gebrüll ausbremsen will,
offenbart, daß die zwingend gute Botschaft etwas Inneres in ihm berührt“, deutet Lohmann
die Haßtiraden aus dem linksextremen Spektrum. Zumindest eine Phobie gegenüber
Verantwortung, die man jedem zutrauen kann und sollte, werde hier deutlich.
Warum die Kirche diese lebensfeindliche, unbarmherzige und letztlich auch unchristliche
Position vertrete sei jedoch ein offenes Rätsel, das Lohmann ergründen will: „Ich lade als
jemand, der den Dialog nicht nur theoretisch schätzt, Bischof Dröge, seinen Sprecher als auch
den Regierenden Bürgermeister Müller herzlich zum Gespräch ein. Denn ich würde statt
Verunglimpfungen gerne Argumente hören. Darauf bin ich ganz neugierig.“
Angesichts von jährlich knapp hunderttausend im Mutterleib getöteten Babys in Deutschland
ist es vielen Christen ein selbstverständliches Anliegen, öffentlich Position zu beziehen. Die
Veranstalter erwarten einen Teilnehmerrekord. Mit dabei ist wie schon im vergangenen Jahr
der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer. Auch Berlins Erzbischof Heiner Koch hat
seine Teilnahme angekündigt.
Auch Papst Franziskus werde Grüße übermitteln, teilte die Erzdiözese Berlin auf ihrer
Facebook-Seite mit. Das „Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung“ rief indes zu „kreativen
Aktionen“ auf.
www.marsch-fuer-das-leben.de