Katrin Sellin Wenn Kinder mit Legasthenie Fremdsprachen lernen

Katrin Sellin
Wenn Kinder mit Legasthenie
Fremdsprachen lernen
2004. 159 Seiten, 14,90 €
ISBN 3-497-01673-X
Ernst Reinhardt Verlag, München
„Dieses Buch wurde für Betroffene, Eltern, Lehrer und Förderkräfte geschrieben, es soll dem
Verständnis der Problematik von Legasthenikern, der Unterrichtspraxis in den Schulen und
dem Förderunterricht dienen. Erfahrungen aus familiären und beruflichen Bereichen flossen
ein.“
Mit diesen Sätzen beginnt die Autorin Katrin Sellin ihr sehr informatives und ausführliches
Buch über die Problematik des Fremdsprachenlernens bei Legasthenikern, bei Schülern mit
anderen Teilleistungsstörungen und nichtsprachlichen Begabungsschwerpunkten.
In 12 Kapiteln geht sie systematisch auf die Schwierigkeiten des Fremdsprachenerwerbs für
die genannten Schüler ein. Sie beginnt mit den wichtigen Lernvoraussetzungen in allen
Wahrnehmungsbereichen, gibt gute Anregungen über Kompetenzen und
Lehrvoraussetzungen für einen adäquaten Unterricht mit Legasthenikern und fordert dabei
auch sehr engagiert die wichtige Unterstützung der Betroffenen ein.
In Kapitel 4 befasst sie sich mit dem Fremdsprachenfrühbeginn in der Grundschule und meint
zurecht: „…der Fremdsprachenfrühbeginn könnte eine gute Chance für eine wirksame frühe
Förderung darstellen…“. Ebenso geht sie auf die Problematik des „Bilingualen
Sachunterrichts“ ein, der in einigen Bundesländern in der Mittelstufe angeboten wird.
In Kapitel 5 werden die gängigen Besonderheiten von Englisch, Französisch und Latein
anhand von Beispielen erklärt und zu beachtende Schwierigkeiten und grundlegende
Voraussetzungen hervorgehoben. Diese Ausführungen sind sehr ausführlich, erfordern beim
Leser große Konzentration und trotz guter Beispiele evtl. einiges an Basiswissen in der
jeweiligen Fremdsprache, um die Problematik wirklich zu verstehen.
Ab Kapitel 7 stellt Katrin Sellin dann die Hilfen und die Fördermöglichkeiten beim
Fremdsprachenerwerb dar. Dabei unterscheidet sie unterrichtsbegleitende Förderung,
außerschulischen Förderunterricht und häusliche Unterstützung. Sie gibt Erklärungen anhand
von Beispielen, die evtl. für Eltern nicht sehr leicht verständlich sein könnten, sondern eher
für Lehrer geeignet sind
Bei den Anregungen zur Benotung und Korrektur von Klassenarbeiten in Kapitel 10 muss
man beachten, dass durch die Kultushoheit der einzelnen Bundesländer der jeweilige Erlass
bzw. Verwaltungsvorschrift berücksichtigt werden muss.
Insgesamt bekommt der Informationssuchende Leser sehr fundierte Erläuterungen und
Anregungen zum Thema, jedoch könnte die Anstrengung beim Lesen geringer sein, wenn bei
den guten Auflistungen in den Kapiteln gerade bei den wichtigen Sachen eine größere
Schriftgröße gewählt worden wäre!
Wichtig sind die kurzen Zusammenfassungen in einem Kästchen am Ende jedes Kapitel, die
alles noch einmal auf den Punkt bringen.
Besonders hervorzuheben ist am Schluss der übersichtliche 25seitige Anhang mit vielen
Übungen, angefangen mit der Schulung der Aufmerksamkeit bis hin zu Arbeitsblättern zum
Gebrauch der Grammatik, die man alle auch als Kopiervorlagen von der Homepage des
Verlages herunterladen kann.
Wünschenswert wäre es, wenn die Autorin in einer Neuauflage des Buches eine größere
Schriftgröße und deutlichere Hervorhebungen wählen würde und außerdem die Adresse des
Bundesverbandes Legasthenie tatsächlich im Anhang aufgeführt wird, wie es im Kapitel
angegeben ist.
Ingrid Psaridis
Vorstandsmitglied des Landesverbandes Legasthenie Baden-Württemberg e.V.