Menschen Gesucht: Die Lebensretter des Jahres Tüten Handel stellt um von Plastik auf Papier – ein Irrweg? Sensationen RB Leipzig – das Wunder aus der Dose >> >> Seite 40 Kandidaten zur Wahl – Stimmen Sie ab! >> >> Seite 6 Ökologisch umstritten – der Kampf um Tragetaschen >> >> Seite 41 Warum der heutige HSVGegner so stark ist SONNABEND/SONNTAG, 17./18. SEPTEMBER 2016 / NR. 219 / 37. WOCHE / 68. JAHRGANG / 2,00 EURO * UNABHÄNGIG, ÜBERPARTEILICH | AUSGABE HAMBURG BURG! AB NOVEMBER IN HAM Das Treffen im Vier Jahreszeiten: oben v. l. Wahabi Nouri, Kevin Fehling, Karl heinz Hauser, unten v. l. Thomas Martin, Heinz Otto Wehmann und Christoph Rüffer Hamburgs beste Köche NUR BIS SOMMER ’17 Sechs Könner, elf Sterne – ein kulinarisches Gipfeltreffen. Warum die Hansestadt zum Ziel für Feinschmecker aus der ganzen Welt geworden ist Seite 14 musicals.de Roland Magunia ANZEIGE T R E N D : E I N ZUH AU S E I N D E R C I T Y Wohnen am Neuen Wall :: 3900 Euro Kaltmiete – schöner wohnen an der Luxusmeile. HAMBURG Seite 11 Immer mehr ziehen in die Innenstadt Der erste Test: So klingt die Elbphilharmonie Sonne, Wolken und Schauer durcheinander, 23 Grad. Wie es am Sonntag wird: Seite 47 ANZEIGE :: Dass einige wenige es schaffen kön- nen, viele Menschen in Bewegung zu bringen – diese Erfahrung machte Clara Buer schon als Jugendliche in ihrer Heimatstadt Münster. Mit Gleichgesinnten aus einer Greenpeace-Ortsgruppe stellte sie eine beachtete Demonstration für ein internationales Klimaschutzabkommen auf die Beine. „Das hat Spaß gemacht und mich angespornt“, sagt sie. Nach dem Studium der Umweltwissenschaften in Lüneburg und einer Doktorarbeit in Greifswald machte Buer ihr „Engagement für die gute Sache“, wie sie es nennt, zum Beruf: Bei Greenpeace in Hamburg koordiniert die 34-Jährige verschiedene Einsätze – darunter die Großdemo am heutigen Sonnabend gegen die geplanten Freihandelsabkommen TTIP und Ceta. Ihr Hauptkritikpunkt: „Die Politik verhandelt, ohne die Bürger miteinzubeziehen.“ Als Moderatorin wird Buer durch die Kundgebungen am Rathausmarkt führen. „Wir können etwas bewirken, auch wenn es länger dauert.“ In ihrer Freizeit entspannt Buer sich beim Kajakfahren – auf einem Kanal in Wilhelmsburg, wo sie wohnt, oder in Mecklenburg-Vorpommern, wenn sie mehr Zeit hat. Wie heißt es so schön? Alles ist im Fluss ... (mha) Seite 12 Straßen wegen Großdemo gesperrt DÄNEMARK 22,00DKR / C3390A JOACHIM MISCHKE :: Es gab Szenenapplaus in den ersten Reihen von Block K, der Bühne gegenüber, nachdem kurz fast andächtige Stille geherrscht hatte, weil das Erlebnis so großartig war: Klar und transparent, unaufdringlich und präsent, ohne vernebelnden Nachhall – so also klingt die Elbphilharmonie. Knapp vier Monate vor den Eröffnungskonzerten ist am Freitag nicht nur erstmals die Konzertorgel präsentiert worden. Es war auch das erste Mal, dass die Akustik des Großen Saals öffentlich vorgeführt wurde. HAMBURG Die Organistin Iveta Apkalna saß dafür am elektrischen Spieltisch in der Bühnenmitte, umgeben von den leeren Rängen, die sich in sanft geschwungenen Schichten in die Höhe winden. Knapp 2100 Plätze bietet dieser Saal, in einer Architektur, die den riesigen Raum dennoch intim und unmittelbar wirken lässt. Das Oberteil des riesigen Reflektors, der für die Klangqualität des Raums von entscheidender Bedeutung ist, war in sattem Blau beleuchtet. Für diese Kostprobe vor wenigen Teilnehmern hatte Generalintendant Christoph Lieben-Seutter nicht nur die Lettin Iveta Apkalna eingeladen, der das Recht der ersten Konzertabende vorbehalten ist. Auch der Hamburger Unternehmer Peter Möhrle, der mit einer Zwei-Millionen-Euro-Spende die Orgel finanziert hatte, war bei dieser vierminütigen Premiere dabei – und ebenfalls begeistert. Der Bonner Orgelbauer Philipp C. Klais schwärmte vom harmonischen Miteinander aus Instrument und Konzertsaal: „Für mich ist die Elbphilharmonie die Erfüllung eines Traums. Alles, was wir gehofft hatten, hat sich hier mehr als erfüllt.“ Zur Akustik im Saal sagte Klais: „Für mich gibt es überhaupt keinen schlechten Platz.“ Wo ist Imran mit meinem Handy? HAJO SCHUMACHER :: Mist. Handy weg. Auf der Parkbank liegen lassen während der Zeitungslektüre? Unmöglich. Handyvergessen passiert nur Älteren oder meinen Kindern. Eher geklaut. Taschendiebstahl. Man liest ja so viel. Strecke noch mal abfahren. Natürlich nichts. Fundbüro? Zu früh. Zettel an Bäume? Sinnlos. Also Hotline: Sim-Karte sperren, neue beantragen, von der Welt abkoppeln. Sind beim geklauten Handy schon drei Stunden Gespräch nach Afghanistan aufgelaufen? Nichts passiert, sagt der Hotliner. Abends klingelt das Mobiltelefon der Gattin: Imran. Sein Deutsch ist deutlich besser als mein Syrisch. Er hat das Handy gefunden, die meistgewählte Nummer angerufen und würde es gern zurückgeben. Aha. Ich kenne ge- S C H U M AC H E R S WOCHE Kolumnist Hajo Schumacher über eine lehrreiche Erfahrung nau einen Imran, der ist prima. Aber sind die alle so? Telefonübergabe am nächsten Mittag. Da hat Imran Pause, sehr kurz. Ich rufe mittags an. Mailbox. Ich rufe noch mal an. Mailbox. Ich ... genau. Wird mit meinem Handy bereits ein Anschlag vorbereitet? Abends SMS von Imran: Akku war leer. Neues Treffen, ein S-Bahnhof. Oha, sozialer Brennpunkt. Soll ich das Auto nehmen? Was, wenn Imran seine Kumpels mitgebracht hat? Sie schlagen mich k. o., greifen sich Brieftasche und Autoschlüssel und behalten das Handy. Blöde Vorurteile. So denke ich eigentlich gar nicht. Warten vor dem Burgerbrater. Viele junge alleinreisende Männer hier, die auf ihre Handys starren. Alter JamesBond-Trick: Ich wähle mit dem Ersatzhandy Imrans Nummer. Wenn hier einer das Telefon ans Ohr nimmt, habe ich ihn. Keiner reagiert. Wahrscheinlich noch in der Moschee. Ich sorge mich ein wenig ums Abendland. Plötzlich steht ein mittelalter Herr in einem zeitlosen Streifenhemd vor mir. Er hält mein Handy in der Hand. „Oh, prima, das ist wirklich sehr freundlich“, sage ich und reiche ihm 20 Euro Finderlohn. Ein neues Handy wäre deutlich teurer gewesen, erkläre ich. Er wehrt ab – die Rückgabe sei doch wohl eine Selbstverständlichkeit. Dann verbeugt sich Imran und taucht ins Gewimmel. Danke. Wieder was gelernt. Apkalna hatte sich für den Kurzauftritt die „Toccata über den Choral ,Allein Gott in der Höh sei Ehr‘“ ihres Landsmanns Aivars Kalējs ausgesucht – jene Komposition, mit dem sie ihr erstes, ausverkauftes Solo-Konzert am 27. Januar beginnen wird. Am 2. und 3. September hatte das NDR Elbphilharmonie Orchester mit Chefdirigent Thomas Hengelbrock erste Proben im Großen Saal absolviert. Schon damals war die Euphorie der wenigen zugelassenen Augen- und Ohrenzeugen enorm gewesen. ✁ Eine gegen TTIP 4 190339 002007 Heute gibt’s nur Eintopf Am Freitag wurde die Akustik des neuen Konzerthauses öffentlich vorgeführt – „Die Erfüllung eines Traums“ MENSCHLICH GESEHEN 60037 WETTER Coupon Exklusives Angebot Hamburger Immobilienmesse Cruise Center Altona 17.–18. September 2016 10 bis 18 Uhr Eintritt € 10,– Jetzt sparen! Mit diesem Coupon erhalten Sie als Leser € 2,– Rabatt auf den regulären Eintrittspreis für einen Erwachsenen. Seite 25 Hörerlebnis Elbphilharmonie Insolvenz für sechs Schiffe: Hamburger Reeder halbiert Flotte :: Der bekannte Hamburger Reeder und Mäzen Hermann Ebel ist persönlich Opfer der Schifffahrtskrise geworden. Ebel hat für sechs seiner Schiffe sowie für die Hermann Ebel Schiffahrts Holding GmbH, in der er persönliche Schiffsbeteiligungen verwaltet, Insolvenz anmelden müssen. Der Vorstandsvorsitzende der Hansa Treuhand will jetzt die Flotte des Unternehmens, die zum Jahresanfang noch 55 Schiffe umfasste, in absehbarer Zeit halbieren. Das Fondsgeschäft wird aufgegeben. 36 von 130 Mitarbeitern haben ihre Kündigung erhalten. Ziel ist es, das Unternehmen am Leben zu erhalten. (mk) HAMBURG Seite 7 Teil der Flotte insolvent ABO TreueProgramm Ankauf/Verkauf. Aus aller Welt Auto & Motor Automarkt Beruf & Erfolg Familienanzeigen Geldmarkt/Geschäftsverbindungen Hamburg und Der Norden Horoskop, Impressum Immobilien Kultur, Live täglich, Theater, Kino Liebe & Freundschaft Magazin Meinung, Karikatur, Leserbriefe Politik Rätsel Reisen & Entdecken Sport Stellenmarkt Thema TVProgramm, RadioTipps Verschiedenes Von Mensch zu Mensch Wirtschaft Wissen Wohnen & Leben 45 61 48 35 + 37 35 – 39 57 + 59 27 – 30 61 12 – 16 47 49 – 56 25 – 27, 31 61 17 – 23 2 3–5 22 + 47 6 Seiten 41 – 44 57 – 61 10 33 + 34 61 24 6–9 40 49 + 51 ANZEIGE 50 % der Nachrichten machen einem schlechte Laune. Sparen Sie sich doch einfach mal die Hälfte. Zum Beispiel mit der HVV-App, über die es heute viele Fahrkarten zum halben Preis gibt. Alle Infos unter hvv.de/hvv50 am Kundenservice 04055 44 71700 *50 % Rabatt beim Fahrkartenkauf über die HVV-App für iOS und Android. Gilt für alle Einzel-, Tages-, Gruppen- und Ergänzungskarten. Ausgenommen sind Wochenkarten und die Hamburg CARD. Anzeigen 04035 10 11 Redaktion 04055 44 71031 Geschäftsstelle: Großer Burstah 1832, 20457 Hamburg (Öffnungszeiten Mo. – Fr. 9 19 Uhr und Sa. 10 16 Uhr) EMail: [email protected] Internet: www.abendblatt.de 14 HAMBURG HamburgerAbendblatt Sonnabend/Sonntag, 17./18. September 2016 N AC H R I C H T E N „Wir haben mehr Anfragen, als wir bewältigen können“ EIMSBÜTTEL Pläne für neues Gästehaus der Universität werden vorgestellt :: Das geplante neue Gästehaus der Universität Hamburg am Völkerkundemuseum ist am Montag Thema im Eimsbütteler Kerngebietsausschuss (18.45 Uhr, Grindelberg 62–66, Ferdinand-Streb-Saal, zwölfter Stock). In der öffentlichen Sitzung wird die 13 Millionen Euro teure „international lodge“ der Bezirkspolitik von Universitätsvertretern vorgestellt. Baubeginn des Gebäudes soll 2017 sein, vom Jahr 2019 an, so der Plan, soll die Bereitstellung von 65 Apartments an der Feldbrunnenstraße den Wissenschaftsstandort Hamburg für ausländische Forscher attraktiver machen. (nib) EIMSBÜTTEL PROZESS Tierarzt Oriol Specht darf Doktortitel führen – mit Zusatz :: Wegen unkorrekten Führens eines akademischen Titels ist der Pöseldorfer Tierarzt Oriol Specht am Donnerstag zu einer Geldstrafe von 1600 Euro verurteilt worden. Gegenüber dem Abendblatt betonte der Veterinär allerdings, dass er sich sehr wohl Doktor nennen dürfe. Weil er auf Kuba promovierte, müsse er dem Titel auf seiner Webseite und anderen Dokumenten lediglich die Bezeichnung (Doctor) en Medicina Veterinaria hinzufügen. Er könne sich auch Dr (C) Specht nennen, wobei C für sein Heimatland Kuba stehe. Oder schlicht Dr. (DMV) Oriol Specht. (HA) NEUSTADT Sechs Sterneköche mit elf MichelinSternen beim Treffen im Vier Jahreszeiten: Wahabi Nouri, Kevin Fehling, Heinz Otto Wehmann, Christoph Rüffer, Karlheinz Hauser und Thomas Martin (v. l.) Gipfeltreffen der besten Hamburger Köche: Über Sterne, den Ton in der Küche und die gastronomische Aufholjagd der Stadt MARLIES FISCHER E lf Michelin-Sterne leuchten im edlen Ambiente, wenn sich sechs Hamburger Köche am 9. Oktober zum Großen Gourmet Preis (GGP) im Hotel Vier Jahreszeiten treffen und ihr Können unter Beweis stellen. Kevin Fehling (3 Sterne), Karlheinz Hauser, Thomas Martin und Christoph Rüffer (je 2) sowie Wahabi Nouri und Heinz Otto Wehmann (je 1) treten an. Beste Zutaten und hohe Handwerkskunst, dazu korrespondierende Getränke und Entertainment gibt es im Traditionshaus an der Alster an dem Abend, der für Genießer ein Pflichttermin ist. Neu in der Runde ist Kevin Fehling, der seit gut einem Jahr sein Restaurant The Table in der HafenCity führt. „Es ist interessant und macht mir großen Spaß, mit den Kollegen zusammenzuarbeiten. Bei einem habe ich mich schon mal beworben, bei einem anderen hatte ich mein erstes Gourmet-Erlebnis, und bei einem dritten habe ich schon mal gearbeitet. Ich bin sicher, wir werden eine tolle Brigade sein. Und auf die Küchenparty hinterher freue ich mich auch schon.“ Nach den Berechnungen des Internet-Portals www.restaurant-ranglisten.de sind die sechs besten Köche der Hansestadt bei diesem Gourmet-Gipfel am Start. „Kevins Restaurant ist eine Bereicherung für Hamburg“, sagt Thomas Martin, Küchenchef in Jacobs Restaurant an der Elbchaussee. „Die Stadt braucht so ein Lokal.“ „Und wir haben auch etwas davon“, ergänzt Christoph Rüffer, Küchenchef im Restaurant Haerlin im Hotel Vierjahreszeiten und damit Hausherr bei der Veranstaltung. „Auf der FeinschmeckerLandkarte hat Hamburg durchaus seinen Platz erobert. Und wenn jetzt die Elbphilharmonie kommt, dann wollen die Gäste nicht nur Kultur genießen, son- dern auch gut essen gehen und sich etwas Entsprechendes aussuchen können.“ Es gebe zwar rund 3000 Restaurants in Hamburg, aber die Spitze sei eben eher dünn. „Wir sind nicht Paris, London oder New York. Die Olympiabewerbung hätte Gastronomie und Hotellerie noch einen ordentlichen Push gegeben.“ Apropos Tourismus: Es kommen immer häufiger ausländische Gäste, die die Lokale in Hamburg und deren Küchenleistungen genießen möchten. „Wir haben viele Spanier und Schweizer bei uns im Restaurant“, sagt Heinz Otto Wehmann, Küchenchef und Inhaber vom Landhaus Scherrer. „Für die Schweizer ist es hier in Deutschland sehr preiswert.“ „Und für die Skandinavier“, ergänzt Wahabi Nouri vom Restaurant Piment. „Ja, die sind tolle Gäste“, hat Thomas Martin beobachtet. „Die essen und trinken gerne und haben Spaß daran, einen schönen Abend zu verleben.“ Gleichwohl habe er in seinem Betrieb auch viele Stammgäste aus dem Hamburger Westen, wo das Jacob fest verankert sei. Wir haben etwa 30 Prozent Besucher aus dem Ausland Kevin Fehling, Dreisternekoch Restaurant The Table „Wir haben etwa 30 Prozent Besucher aus dem Ausland“, berichtet Kevin Fehling, dessen Restaurant 20 Plätze an einem einzigen Tisch hat. „Gerade hatten wir Gäste aus Kuwait und New York, die nur unseretwegen nach Hamburg gekommen sind. Das sind außergewöhnliche Momente, wenn jemand so hohen Aufwand betreibt, nur um bei uns in vier Stunden ein Menü mit 14 Gängen zu speisen.“ Auch der Dreisternekoch ist stolz auf seine Hamburger Stammgäste, hat aber ein Luxusproblem: „Wir haben mehr Anfragen als wir bewältigen können. Wir sind drei bis vier Monate im Voraus ausgebucht.“ „Dann schick sie weiter zu uns“, schlägt Wahabi Nouri vor. „Die Gäste müssen sich von einem über zwei bis zu drei Sternen bei Dir hochessen.“ Festzuhalten bleibt, dass Hamburg die einzige deutsche Großstadt mit einem Dreisternelokal ist. Gibt es einen Köchewettstreit mit den Kollegen in Berlin oder München? „Nein“, ist die einhellige Antwort. Jede Stadt schaue auf sich selbst, es gebe Unterschiede bei der Gästestruktur und schon bei der schieren räumlichen Größe. Für einen jungen ambitionierten Koch, der sich ausprobieren und entwickeln möchte, sei aber Hamburg definitiv der richtige Spielplatz. „Es muss eine große Stadt sein mit entsprechender Kaufkraft, wo Leute auch bereit sind, Geld im Restaurant auszugeben“, sagt Fehling. Aber kann sich der gastronomische Nachwuchs auch das Leben in Hamburg leisten, wo Mieten hoch und preiswerte Wohnungen rar sind? „In der Gastronomie wird gut bezahlt, wenn man Trinkgeld, Küchenkasse und die Zuschläge auf das Nettogehalt mitrechnet“, räumt Wehmann mit einem Vorurteil auf. Auch werde mittlerweile auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter Rücksicht genommen, es gebe faire Dienst- und Schichtpläne. „Gastronomie ist toll und sexy. Und wer will, kann auch viel erreichen.“ Hinzu kommt, dass der Ton in den Küchen freundlicher geworden sei. „Ich bin noch von einem Chef getreten worden“, sagt Fehling. „Das lässt sich heute niemand mehr gefallen, und das ist auch gut so.“ „Wenn man Fehler ruhig bespricht, erreicht man mehr als mit Schreierei“, ergänzt Thomas Martin. Waren vor 30 Jahren Restaurantbesuche noch eher die Ausnahmen in Familien oder fanden nur zu besonderen Anlässen statt, so ist Essengehen heute nichts Besonderes mehr und gehört zum modernen Lifestyle dazu. „Aber es geht auch darum, sich etwas zu gönnen“, sagt Christoph Rüffer. Nicht viermal mittelmäßig und preiswert, sondern lieber einmal sehr gut und etwas teurer speisen. „Kulinarik hat etwas mit Lebensfreude zu tun, mit Spaß, Kultur und sinnlichem Vergnügen. Ein Abend mit sehr gutem Essen und perfektem Service in schöner Atmosphäre bleibt lange in Erinnerung.“ Sterne-Gastronomie bietet beste Produkte, hochwertige Verarbeitung und Handwerkskunst im besten Sinne. Das hat natürlich seinen Preis, denn es ist hoch qualifiziertes Personal am Werk, die Küchen sind aufwendig ausgestattet, es gelten Sozialstandards und Mindestlohn. Gleichzeitig ist der Umgang mit dem Gast lockerer geworden. „Das möchten die Menschen, die zu uns kom- men“, sagt Thomas Martin. Entscheidend sei, wie die Mitarbeiter den Gast behandelten und wie die Atmosphäre im Restaurant sei. „Wir hier in dieser Runde bieten alle Topqualität, und für uns alle ist entscheidend, dass der Gast sich wohlfühlt. Essen muss Spaß machen.“ Kevin Fehling freut sich, dass junge Leute gezielt zu ihm kommen und vielleicht zum ersten Mal Sterne-Küche genießen möchten. „Nach ein paar Gläsern Wein erzählen sie mir, dass sie dafür gespart haben.“ So habe er auch damals seine Geschmackskarriere begonnen. Generell werde in Deutschland aber noch mehr Wert auf Äußeres gelegt. „In Frankreich, Belgien, Italien geht man einfach essen und will genießen. Egal, wie man gekleidet ist.“ Laut Karlheinz Hauser, Chef im Seven Seas auf dem Süllberg, ist die Lust auf gutes Essen und die Wertschätzung für Produkte auch eine Erziehungssache. „Es liegt an den Eltern. Wenn sie nur billigste Lebensmittel einkaufen und mit den Kindern nur Fast-Food-Restaurants besuchen, wird der Nachwuchs nicht an So sind Sie dabei Der Große Gourmet Preis Hamburg 2016 findet am Sonn tag, 9. Oktober, ab 18 Uhr im Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten Hamburg, Neuer Jungfernstieg 9–14, statt. Die Gäste können sich freuen auf einen ChampagnerEmpfang mit Fingerfood von Matthias Stolze (Yachthafen Residenz Warne münde), ein NeunGangMenü in verschiedenen Sälen und der Küche, zubereitet von den sechs besten Hamburger Köchen, inklu sive AusternStation, Dessertbuf fet, Käsebuffet von der Fromage rie Antony, korrespondierende Getränke, KaviarStation, Prali nen, Kaffee und Digestif sowie Musik und Tanz. Tickets für 230 Euro pro Person gibt es im Vier Jahreszeiten, Tel. 34 94 31 87 oder per EMail gas [email protected]. Weitere Informationen unter www.gourmetpreis.de Roland Magunia unterschiedliche Küchenstile herangeführt und hat es schwer, Lust auf Geschmack zu entwickeln.“ Wahabi Nouri, in Casablanca geboren und in Hessen aufgewachsen, versteht seine deutschen Kollegen manchmal nicht. „Wir sind doch auf einem guten Weg. Die deutsche Spitzengastronomie muss sich international nicht verstecken.“ Schließlich kämen auch Franzosen zum Essen nach Hamburg. Christoph Rüffer als Hausherr koordiniert, wer beim Großen Gourmet Preis welchen Gaumenschmaus zubereiten wird. „Ich warte auf die Vorschläge der Kollegen. Wenn alle Fisch machen wollen, bitte ich darum, doch auch Fleisch zuzubereiten.“ Seine eigenen Ideen fügt er zum Schluss hinzu, dieses Mal Rehbockrücken mit Malz, geröstetem Sellerie und Preiselbeeren. „Die Gastköche haben den Vortritt.“ Jeder macht die Haupt-Vorbereitungen in seiner Küche, bringt die entsprechenden Arbeitsgeräte und Speisen mit, erledigt den letzten Schliff dann im Hotel Vier Jahreszeiten. Desserts bereite allerdings niemand gerne in einer fremden Küche zu. „Man möchte sich ja auch mit den Gästen unterhalten und nicht erst am Schluss das Lob bekommen.“ Außerdem wirkt im Haerlin mit Christian Hümbs ein preisgekrönter Patissier, der auch sein Können unter Beweis stellen möchte. Auf jeden Fall freuen sich die Hamburger Spitzenköche auf die Geschmacksvielfalt beim Großen Gourmet Preis, die Zusammenarbeit und auch den gesunden Wettstreit untereinander mit freundschaftlichen Neckereien. „Wir lernen noch voneinander“, sagt Hauser. „Und für die Gäste ist es eine tolle Gelegenheit, so gutes Essen, die passenden Weine und ein schönes Drumherum zu einem wirklich attraktiven Preis kennenzulernen.“ Restaurant Haerlin, Neuer Jungfernstieg 9–14, 20354 Hamburg, Tel. 349 43 310 The Table, Shanghaiallee 15, 20457 Hamburg, Tel. 228 67 422 Seven Seas, Süllbergterrasse 12, 22587 Hamburg, Tel. 866 25 214 Landhaus Scherrer, Elbchaussee 130, 22763 Hamburg,Tel. 883 070 030 Piment, Lehmweg 29, 20251 Hamburg, Tel. 429 37 788 Jacobs Restaurant, Elbchaussee 401, 22609 Hamburg,Tel. 822 550 DIEB GEFASST Frau erkennt gestohlenes Rad im InternetPortal wieder :: Einer 29 Jahre alten Frau war am vergangenen Dienstag in der Eimsbütteler Straße das Fahrrad gestohlen worden; nur einen Tag später erkannte sie ihr Rad auf einem InternetPortal wieder. Sie täuschte Kaufinteresse vor und vereinbarte ein Treffen an der Ritterstraße, verständigte aber die Polizei. Am Treffpunkt nahm die Polizei den Hehler (33) fest. Der polizeibekannte Mann räumte den Diebstahl des Rades ein und kam vor den Haftrichter. (dah) EIMSBÜTTEL FÜNF MÄNNER FESTGENOMMEN Polizei entdeckt bei Autodieben gestohlenen Tresor :: Beamte der Soko „Castle“ haben nach einem Autodiebstahl fünf Chilenen (18, 19, 29, 33, 43) festgenommen. Zivilfahnder beobachteten, wie drei der fünf Männer über den Zaun eines Autohauses an der Reginenstraße kletterten und dann mit zwei SUVs wegfuhren. Die Männer ließen die Fahrzeuge stehen und flüchteten in einem anderen Auto, sie wurden an der Kieler Straße angehalten. In dem Auto fanden Polizisten einen Tresor aus dem Autohaus. Den Tätern werden zwei weitere Auto-Diebstähle zugeordnet. (zv) ROTHENBURGSORT GLÜCKWÜNSCHE Geburtstag feiern am 18. September: 95 Jahre: Hans-Joachim Drewes, Hospital zum Heiligen Geist, Hinsbleek 11. 90 Jahre: Ursula Meyer, Martha Haus, Am Ohlendorffturm 20-22. 84 Jahre: Edith Maahs, Bugenhagenhaus, Osdorfer Landstraße 28. Geburtstag feiern am 19. September: 89 Jahre: Elfriede Malchow, Stiftung Veteranenheim Deutscher Soldaten, Poppenbütteler Weg 186/190. 85 Jahre: Helga Richters, Cura Seniorencentrum Langenhorn, Röweland 6a. Keine Einigung bei „KoZe“-Räumung Benefizlauf mit bischöflicher Hilfe Streitparteien bestehen weiter auf ihren Forderungen – Entscheidung im Oktober Eine Pastorin sammelte Geld für Betroffene von sexualisierter Gewalt :: Der Streit um die Besetzung der Kita auf dem Gelände der ehemaligen Gehörlosenschule am Schultzweg durch das Kollektive Zentrum (KoZe) zieht sich weiter hin. Im Rechtsstreit um die Räumung des linksalternativen KoZe in der Nähe des Hauptbahnhofs haben sich die Stadt und die Besetzer nicht einigen können. Das Amtsgericht St. Georg bemühte sich am Freitag vergeblich, die Vertreter HAMBURG HAMBURG der Stadt zur Annahme eines Vorschlags vom Verein „Kunstlabor naher Gegenden“ (KuNaGe) zu bewegen. Das KuNaGe ist der offizielle Mieter der 70 Quadratmeter großen Teilfläche innerhalb des Gebäudes. Diese Fläche hat der Verein den KoZe-Aktivisten zur Verfügung gestellt, die aber ihrerseits seit 2015 das gesamte Gebäude für sich beanspruchen. Bis 2018 will der jetzige Eigentümer rund 400 Wohnungen auf dem Grundstück bauen und kündigte dem Verein bereits zum 1. April dieses Jahres. Zwar bot der Verein an, das Gebäude bis zum 31. März 2017 zu räumen, doch die Stadt will bereits im Januar mit dem Bau der neuen Wohnungen beginnen. Das Gericht will nun am 7. Oktober seine Entscheidung verkünden. Vor dem Gerichtsgebäude demonstrierten etwa 40 Mitglieder der linken Szene für den Erhalt des Zentrums. ( hpfs) :: 950 Kilometer – Diese Strecke hat die Marathonläuferin und Pastorin Katja Hornfeck seit dem 23. August zurückgelegt. Unter dem Motto „Lauf-stark fürs Leben“ wollte die 41Jährige ein Zeichen gegen sexualisierte Gewalt setzen. Auf dem Benefizlauf für die Hamburger Renate Rennebach-Stiftung besuchte die Rheinländerin Frauenberatungsstellen und Anti-Gewalt-Initiati- ven. Dabei sammelte sie Spenden im fünfstelligen Bereich. Von Frankfurt am Main führte Hornfecks Route über 18 deutsche Städte bis Hamburg. Mit ihrer Aktion wollte Hornfeck, die als Kind selbst Gewalt erlebte, anderen Mut machen: „Es lohnt sich, für das Leben zu kämpfen.“ Auf ihrer letzten Etappe von Neumühlen bis zum Fischmarkt wurde die Läuferin von Bischöfin Kirsten Fehrs begleitet. (hpje) Bischöfin Kirsten Fehrs (l.) und Katja Hornfeck beim Benefizlauf Magunia
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