Artikel - Großer Gourmet Preis

Menschen Gesucht: Die
Lebensretter des Jahres
Tüten Handel stellt um von
Plastik auf Papier – ein Irrweg?
Sensationen RB Leipzig –
das Wunder aus der Dose
>> >> Seite 40 Kandidaten zur Wahl – Stimmen Sie ab!
>> >> Seite 6 Ökologisch umstritten – der Kampf um Tragetaschen
>> >> Seite 41 Warum der heutige HSV­Gegner so stark ist
SONNABEND/SONNTAG, 17./18. SEPTEMBER 2016 / NR. 219 / 37. WOCHE / 68. JAHRGANG / 2,00 EURO
*
UNABHÄNGIG, ÜBERPARTEILICH | AUSGABE HAMBURG
BURG!
AB NOVEMBER IN HAM
Das Treffen im Vier
Jahreszeiten: oben
v. l. Wahabi Nouri,
Kevin Fehling, Karl­
heinz Hauser, unten
v. l. Thomas Martin,
Heinz Otto Wehmann
und Christoph Rüffer
Hamburgs
beste Köche
NUR BIS SOMMER ’17
Sechs Könner, elf Sterne – ein
kulinarisches Gipfeltreffen. Warum
die Hansestadt zum Ziel für
Feinschmecker aus der ganzen Welt
geworden ist Seite 14
musicals.de
Roland Magunia
ANZEIGE
T R E N D : E I N ZUH AU S E I N D E R C I T Y
Wohnen am Neuen Wall
:: 3900 Euro Kaltmiete –
schöner wohnen an der Luxusmeile.
HAMBURG
Seite 11 Immer mehr ziehen in die Innenstadt
Der erste Test: So klingt
die Elbphilharmonie
Sonne, Wolken und Schauer
durcheinander, 23 Grad.
Wie es am Sonntag wird:
Seite 47
ANZEIGE
:: Dass einige wenige es schaffen kön-
nen, viele Menschen in Bewegung zu
bringen – diese Erfahrung machte Clara
Buer schon als Jugendliche in ihrer Heimatstadt Münster. Mit Gleichgesinnten
aus einer Greenpeace-Ortsgruppe stellte
sie eine beachtete Demonstration für ein
internationales Klimaschutzabkommen
auf die Beine. „Das hat Spaß gemacht
und mich angespornt“, sagt sie.
Nach dem Studium der Umweltwissenschaften in Lüneburg und einer Doktorarbeit in Greifswald machte Buer ihr
„Engagement für die gute Sache“, wie sie
es nennt, zum Beruf: Bei Greenpeace in
Hamburg koordiniert die 34-Jährige verschiedene Einsätze – darunter die Großdemo am heutigen Sonnabend gegen die
geplanten Freihandelsabkommen TTIP
und Ceta. Ihr Hauptkritikpunkt: „Die
Politik verhandelt, ohne die Bürger miteinzubeziehen.“ Als Moderatorin wird
Buer durch die Kundgebungen am Rathausmarkt führen. „Wir können etwas
bewirken, auch wenn es länger dauert.“
In ihrer Freizeit entspannt Buer sich
beim Kajakfahren – auf einem Kanal in
Wilhelmsburg, wo sie wohnt, oder in
Mecklenburg-Vorpommern, wenn sie
mehr Zeit hat. Wie heißt es so schön? Alles ist im Fluss ... (mha)
Seite 12 Straßen wegen Großdemo gesperrt
DÄNEMARK 22,00DKR / C3390A
JOACHIM MISCHKE
:: Es gab Szenenapplaus
in den ersten Reihen von Block K, der
Bühne gegenüber, nachdem kurz fast
andächtige Stille geherrscht hatte, weil
das Erlebnis so großartig war: Klar und
transparent, unaufdringlich und präsent, ohne vernebelnden Nachhall – so
also klingt die Elbphilharmonie.
Knapp vier Monate vor den Eröffnungskonzerten ist am Freitag nicht
nur erstmals die Konzertorgel präsentiert worden. Es war auch das erste
Mal, dass die Akustik des Großen Saals
öffentlich vorgeführt wurde.
HAMBURG
Die Organistin Iveta Apkalna saß
dafür am elektrischen Spieltisch in der
Bühnenmitte, umgeben von den leeren
Rängen, die sich in sanft geschwungenen Schichten in die Höhe winden.
Knapp 2100 Plätze bietet dieser Saal, in
einer Architektur, die den riesigen
Raum dennoch intim und unmittelbar
wirken lässt. Das Oberteil des riesigen
Reflektors, der für die Klangqualität
des Raums von entscheidender Bedeutung ist, war in sattem Blau beleuchtet.
Für diese Kostprobe vor wenigen
Teilnehmern hatte Generalintendant
Christoph Lieben-Seutter nicht nur die
Lettin Iveta Apkalna eingeladen, der
das Recht der ersten Konzertabende
vorbehalten ist. Auch der Hamburger
Unternehmer Peter Möhrle, der mit
einer Zwei-Millionen-Euro-Spende die
Orgel finanziert hatte, war bei dieser
vierminütigen Premiere dabei – und
ebenfalls begeistert.
Der Bonner Orgelbauer Philipp C.
Klais schwärmte vom harmonischen
Miteinander aus Instrument und Konzertsaal: „Für mich ist die Elbphilharmonie die Erfüllung eines Traums. Alles, was wir gehofft hatten, hat sich hier
mehr als erfüllt.“ Zur Akustik im Saal
sagte Klais: „Für mich gibt es überhaupt keinen schlechten Platz.“
Wo ist Imran mit meinem Handy?
HAJO SCHUMACHER
:: Mist. Handy weg. Auf der Parkbank
liegen lassen während der Zeitungslektüre? Unmöglich. Handyvergessen passiert nur Älteren oder meinen Kindern.
Eher geklaut. Taschendiebstahl. Man
liest ja so viel. Strecke noch mal abfahren. Natürlich nichts. Fundbüro? Zu
früh. Zettel an Bäume? Sinnlos.
Also Hotline: Sim-Karte sperren,
neue beantragen, von der Welt abkoppeln. Sind beim geklauten Handy schon
drei Stunden Gespräch nach Afghanistan aufgelaufen? Nichts passiert, sagt
der Hotliner.
Abends klingelt das Mobiltelefon
der Gattin: Imran. Sein Deutsch ist
deutlich besser als mein Syrisch. Er hat
das Handy gefunden, die meistgewählte Nummer angerufen und würde es
gern zurückgeben. Aha. Ich kenne ge-
S C H U M AC H E R S
WOCHE
Kolumnist Hajo
Schumacher über eine
lehrreiche Erfahrung
nau einen Imran, der ist prima. Aber
sind die alle so? Telefonübergabe am
nächsten Mittag. Da hat Imran Pause,
sehr kurz. Ich rufe mittags an. Mailbox.
Ich rufe noch mal an. Mailbox. Ich ...
genau. Wird mit meinem Handy bereits
ein Anschlag vorbereitet?
Abends SMS von Imran: Akku war
leer. Neues Treffen, ein S-Bahnhof.
Oha, sozialer Brennpunkt. Soll ich das
Auto nehmen? Was, wenn Imran seine
Kumpels mitgebracht hat? Sie schlagen
mich k. o., greifen sich Brieftasche und
Autoschlüssel und behalten das Handy.
Blöde Vorurteile. So denke ich eigentlich gar nicht.
Warten vor dem Burgerbrater. Viele junge alleinreisende Männer hier, die
auf ihre Handys starren. Alter JamesBond-Trick: Ich wähle mit dem Ersatzhandy Imrans Nummer. Wenn hier
einer das Telefon ans Ohr nimmt, habe
ich ihn. Keiner reagiert. Wahrscheinlich noch in der Moschee. Ich sorge
mich ein wenig ums Abendland.
Plötzlich steht ein mittelalter Herr
in einem zeitlosen Streifenhemd vor
mir. Er hält mein Handy in der Hand.
„Oh, prima, das ist wirklich sehr
freundlich“, sage ich und reiche ihm 20
Euro Finderlohn. Ein neues Handy wäre deutlich teurer gewesen, erkläre ich.
Er wehrt ab – die Rückgabe sei doch
wohl eine Selbstverständlichkeit. Dann
verbeugt sich Imran und taucht ins Gewimmel. Danke. Wieder was gelernt.
Apkalna hatte sich für den Kurzauftritt die „Toccata über den Choral
,Allein Gott in der Höh sei Ehr‘“ ihres
Landsmanns Aivars Kalējs ausgesucht –
jene Komposition, mit dem sie ihr erstes, ausverkauftes Solo-Konzert am
27. Januar beginnen wird.
Am 2. und 3. September hatte das
NDR Elbphilharmonie Orchester mit
Chefdirigent Thomas Hengelbrock erste Proben im Großen Saal absolviert.
Schon damals war die Euphorie der wenigen zugelassenen Augen- und Ohrenzeugen enorm gewesen.
✁
Eine gegen TTIP
4 190339 002007
Heute gibt’s nur Eintopf
Am Freitag wurde die Akustik des neuen Konzerthauses öffentlich vorgeführt – „Die Erfüllung eines Traums“
MENSCHLICH GESEHEN
60037
WETTER
Coupon
Exklusives Angebot
Hamburger Immobilienmesse
Cruise Center Altona
17.–18. September 2016
10 bis 18 Uhr
Eintritt € 10,–
Jetzt sparen!
Mit diesem Coupon erhalten
Sie als Leser € 2,– Rabatt auf
den regulären Eintrittspreis
für einen Erwachsenen.
Seite 25 Hörerlebnis Elbphilharmonie
Insolvenz für sechs
Schiffe: Hamburger
Reeder halbiert Flotte
:: Der bekannte Hamburger Reeder und Mäzen Hermann Ebel
ist persönlich Opfer der Schifffahrtskrise geworden. Ebel hat für sechs seiner Schiffe sowie für die Hermann Ebel
Schiffahrts Holding GmbH, in der er
persönliche Schiffsbeteiligungen verwaltet, Insolvenz anmelden müssen.
Der Vorstandsvorsitzende der
Hansa Treuhand will jetzt die Flotte
des Unternehmens, die zum Jahresanfang noch 55 Schiffe umfasste, in absehbarer Zeit halbieren. Das Fondsgeschäft wird aufgegeben. 36 von 130 Mitarbeitern haben ihre Kündigung
erhalten. Ziel ist es, das Unternehmen
am Leben zu erhalten. (mk)
HAMBURG
Seite 7 Teil der Flotte insolvent
ABO Treue­Programm
Ankauf/Verkauf.
Aus aller Welt
Auto & Motor
Automarkt
Beruf & Erfolg
Familienanzeigen
Geldmarkt/Geschäftsverbindungen
Hamburg und Der Norden
Horoskop, Impressum
Immobilien
Kultur, Live täglich, Theater, Kino
Liebe & Freundschaft
Magazin
Meinung, Karikatur, Leserbriefe
Politik
Rätsel
Reisen & Entdecken
Sport
Stellenmarkt
Thema
TV­Programm, Radio­Tipps
Verschiedenes
Von Mensch zu Mensch
Wirtschaft
Wissen
Wohnen & Leben
45
61
48
35 + 37
35 – 39
57 + 59
27 – 30
61
12 – 16
47
49 – 56
25 – 27, 31
61
17 – 23
2
3–5
22 + 47
6 Seiten
41 – 44
57 – 61
10
33 + 34
61
24
6–9
40
49 + 51
ANZEIGE
50 % der Nachrichten machen einem schlechte Laune.
Sparen Sie sich doch einfach mal die Hälfte. Zum Beispiel mit der HVV-App, über die es heute viele Fahrkarten zum halben Preis gibt.
Alle Infos unter hvv.de/hvv50
am
Kundenservice 040­55 44 71700
*50 % Rabatt beim Fahrkartenkauf über die HVV-App für iOS und Android. Gilt für alle Einzel-, Tages-, Gruppen- und Ergänzungskarten. Ausgenommen sind Wochenkarten und die Hamburg CARD.
Anzeigen 040­35 10 11
Redaktion 040­55 44 71031 Geschäftsstelle: Großer Burstah 18­32, 20457 Hamburg (Öffnungszeiten Mo. – Fr. 9 ­ 19 Uhr und Sa. 10 ­ 16 Uhr)
E­Mail: [email protected]
Internet: www.abendblatt.de
14
HAMBURG
HamburgerAbendblatt
Sonnabend/Sonntag, 17./18. September 2016
N AC H R I C H T E N
„Wir haben mehr
Anfragen, als wir
bewältigen können“
EIMSBÜTTEL
Pläne für neues Gästehaus der
Universität werden vorgestellt
:: Das geplante neue
Gästehaus der Universität Hamburg am
Völkerkundemuseum ist am Montag
Thema im Eimsbütteler Kerngebietsausschuss (18.45 Uhr, Grindelberg 62–66,
Ferdinand-Streb-Saal, zwölfter Stock).
In der öffentlichen Sitzung wird die 13
Millionen Euro teure „international
lodge“ der Bezirkspolitik von Universitätsvertretern vorgestellt. Baubeginn
des Gebäudes soll 2017 sein, vom Jahr
2019 an, so der Plan, soll die Bereitstellung von 65 Apartments an der Feldbrunnenstraße den Wissenschaftsstandort Hamburg für ausländische Forscher
attraktiver machen. (nib)
EIMSBÜTTEL
PROZESS
Tierarzt Oriol Specht darf
Doktortitel führen – mit Zusatz
::
Wegen unkorrekten
Führens eines akademischen Titels ist
der Pöseldorfer Tierarzt Oriol Specht
am Donnerstag zu einer Geldstrafe von
1600 Euro verurteilt worden. Gegenüber
dem Abendblatt betonte der Veterinär
allerdings, dass er sich sehr wohl Doktor
nennen dürfe. Weil er auf Kuba promovierte, müsse er dem Titel auf seiner
Webseite und anderen Dokumenten lediglich die Bezeichnung (Doctor) en Medicina Veterinaria hinzufügen. Er könne
sich auch Dr (C) Specht nennen, wobei
C für sein Heimatland Kuba stehe. Oder
schlicht Dr. (DMV) Oriol Specht. (HA)
NEUSTADT
Sechs Sterneköche mit elf Michelin­Sternen beim Treffen im Vier Jahreszeiten: Wahabi Nouri, Kevin Fehling, Heinz Otto Wehmann, Christoph Rüffer, Karlheinz Hauser und Thomas Martin (v. l.)
Gipfeltreffen der besten
Hamburger Köche: Über
Sterne, den Ton in der
Küche und die
gastronomische
Aufholjagd der Stadt
MARLIES FISCHER
E
lf Michelin-Sterne leuchten
im edlen Ambiente, wenn
sich sechs Hamburger Köche am 9. Oktober zum
Großen Gourmet Preis
(GGP) im Hotel Vier Jahreszeiten treffen und ihr Können unter
Beweis stellen. Kevin Fehling (3 Sterne),
Karlheinz Hauser, Thomas Martin und
Christoph Rüffer (je 2) sowie Wahabi
Nouri und Heinz Otto Wehmann (je 1)
treten an. Beste Zutaten und hohe Handwerkskunst, dazu korrespondierende Getränke und Entertainment gibt es im Traditionshaus an der Alster an dem Abend,
der für Genießer ein Pflichttermin ist.
Neu in der Runde ist Kevin Fehling,
der seit gut einem Jahr sein Restaurant
The Table in der HafenCity führt. „Es ist
interessant und macht mir großen Spaß,
mit den Kollegen zusammenzuarbeiten.
Bei einem habe ich mich schon mal beworben, bei einem anderen hatte ich
mein erstes Gourmet-Erlebnis, und bei
einem dritten habe ich schon mal gearbeitet. Ich bin sicher, wir werden eine
tolle Brigade sein. Und auf die Küchenparty hinterher freue ich mich auch
schon.“
Nach den Berechnungen des Internet-Portals
www.restaurant-ranglisten.de sind die sechs besten Köche der
Hansestadt bei diesem Gourmet-Gipfel
am Start. „Kevins Restaurant ist eine Bereicherung für Hamburg“, sagt Thomas
Martin, Küchenchef in Jacobs Restaurant
an der Elbchaussee. „Die Stadt braucht
so ein Lokal.“
„Und wir haben auch etwas davon“,
ergänzt Christoph Rüffer, Küchenchef im
Restaurant Haerlin im Hotel Vierjahreszeiten und damit Hausherr bei der Veranstaltung. „Auf der FeinschmeckerLandkarte hat Hamburg durchaus seinen
Platz erobert. Und wenn jetzt die Elbphilharmonie kommt, dann wollen die
Gäste nicht nur Kultur genießen, son-
dern auch gut essen gehen und sich etwas Entsprechendes aussuchen können.“
Es gebe zwar rund 3000 Restaurants in
Hamburg, aber die Spitze sei eben eher
dünn. „Wir sind nicht Paris, London oder
New York. Die Olympiabewerbung hätte
Gastronomie und Hotellerie noch einen
ordentlichen Push gegeben.“
Apropos Tourismus: Es kommen immer häufiger ausländische Gäste, die die
Lokale in Hamburg und deren Küchenleistungen genießen möchten. „Wir haben viele Spanier und Schweizer bei uns
im Restaurant“, sagt Heinz Otto Wehmann, Küchenchef und Inhaber vom
Landhaus Scherrer. „Für die Schweizer
ist es hier in Deutschland sehr preiswert.“ „Und für die Skandinavier“, ergänzt Wahabi Nouri vom Restaurant Piment. „Ja, die sind tolle Gäste“, hat Thomas Martin beobachtet. „Die essen und
trinken gerne und haben Spaß daran,
einen schönen Abend zu verleben.“
Gleichwohl habe er in seinem Betrieb
auch viele Stammgäste aus dem Hamburger Westen, wo das Jacob fest verankert
sei.
Wir haben etwa 30
Prozent Besucher aus
dem Ausland
Kevin Fehling, Dreisternekoch
Restaurant The Table
„Wir haben etwa 30 Prozent Besucher aus dem Ausland“, berichtet Kevin
Fehling, dessen Restaurant 20 Plätze an
einem einzigen Tisch hat. „Gerade hatten
wir Gäste aus Kuwait und New York, die
nur unseretwegen nach Hamburg gekommen sind. Das sind außergewöhnliche Momente, wenn jemand so hohen
Aufwand betreibt, nur um bei uns in vier
Stunden ein Menü mit 14 Gängen zu
speisen.“ Auch der Dreisternekoch ist
stolz auf seine Hamburger Stammgäste,
hat aber ein Luxusproblem: „Wir haben
mehr Anfragen als wir bewältigen können. Wir sind drei bis vier Monate im
Voraus ausgebucht.“ „Dann schick sie
weiter zu uns“, schlägt Wahabi Nouri
vor. „Die Gäste müssen sich von einem
über zwei bis zu drei Sternen bei Dir
hochessen.“
Festzuhalten bleibt, dass Hamburg
die einzige deutsche Großstadt mit
einem Dreisternelokal ist. Gibt es einen
Köchewettstreit mit den Kollegen in Berlin oder München? „Nein“, ist die einhellige Antwort. Jede Stadt schaue auf sich
selbst, es gebe Unterschiede bei der Gästestruktur und schon bei der schieren
räumlichen Größe.
Für einen jungen ambitionierten
Koch, der sich ausprobieren und entwickeln möchte, sei aber Hamburg definitiv
der richtige Spielplatz. „Es muss eine
große Stadt sein mit entsprechender
Kaufkraft, wo Leute auch bereit sind,
Geld im Restaurant auszugeben“, sagt
Fehling. Aber kann sich der gastronomische Nachwuchs auch das Leben in Hamburg leisten, wo Mieten hoch und preiswerte Wohnungen rar sind? „In der Gastronomie wird gut bezahlt, wenn man
Trinkgeld, Küchenkasse und die Zuschläge auf das Nettogehalt mitrechnet“,
räumt Wehmann mit einem Vorurteil
auf. Auch werde mittlerweile auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter Rücksicht genommen, es gebe faire Dienst- und
Schichtpläne. „Gastronomie ist toll und
sexy. Und wer will, kann auch viel erreichen.“
Hinzu kommt, dass der Ton in den
Küchen freundlicher geworden sei. „Ich
bin noch von einem Chef getreten worden“, sagt Fehling. „Das lässt sich heute
niemand mehr gefallen, und das ist auch
gut so.“ „Wenn man Fehler ruhig bespricht, erreicht man mehr als mit
Schreierei“, ergänzt Thomas Martin.
Waren vor 30 Jahren Restaurantbesuche noch eher die Ausnahmen in Familien oder fanden nur zu besonderen Anlässen statt, so ist Essengehen heute
nichts Besonderes mehr und gehört zum
modernen Lifestyle dazu. „Aber es geht
auch darum, sich etwas zu gönnen“, sagt
Christoph Rüffer. Nicht viermal mittelmäßig und preiswert, sondern lieber einmal sehr gut und etwas teurer speisen.
„Kulinarik hat etwas mit Lebensfreude
zu tun, mit Spaß, Kultur und sinnlichem
Vergnügen. Ein Abend mit sehr gutem
Essen und perfektem Service in schöner
Atmosphäre bleibt lange in Erinnerung.“
Sterne-Gastronomie bietet beste
Produkte, hochwertige Verarbeitung und
Handwerkskunst im besten Sinne. Das
hat natürlich seinen Preis, denn es ist
hoch qualifiziertes Personal am Werk,
die Küchen sind aufwendig ausgestattet,
es gelten Sozialstandards und Mindestlohn. Gleichzeitig ist der Umgang mit
dem Gast lockerer geworden. „Das
möchten die Menschen, die zu uns kom-
men“, sagt Thomas Martin. Entscheidend sei, wie die Mitarbeiter den Gast
behandelten und wie die Atmosphäre im
Restaurant sei. „Wir hier in dieser Runde
bieten alle Topqualität, und für uns alle
ist entscheidend, dass der Gast sich
wohlfühlt. Essen muss Spaß machen.“
Kevin Fehling freut sich, dass junge
Leute gezielt zu ihm kommen und vielleicht zum ersten Mal Sterne-Küche genießen möchten. „Nach ein paar Gläsern
Wein erzählen sie mir, dass sie dafür gespart haben.“ So habe er auch damals seine Geschmackskarriere begonnen. Generell werde in Deutschland aber noch
mehr Wert auf Äußeres gelegt. „In Frankreich, Belgien, Italien geht man einfach
essen und will genießen. Egal, wie man
gekleidet ist.“
Laut Karlheinz Hauser, Chef im Seven Seas auf dem Süllberg, ist die Lust
auf gutes Essen und die Wertschätzung
für Produkte auch eine Erziehungssache.
„Es liegt an den Eltern. Wenn sie nur billigste Lebensmittel einkaufen und mit
den Kindern nur Fast-Food-Restaurants
besuchen, wird der Nachwuchs nicht an
So sind Sie dabei
Der Große Gourmet Preis
Hamburg 2016 findet am Sonn­
tag, 9. Oktober, ab 18 Uhr im
Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten
Hamburg, Neuer Jungfernstieg
9–14, statt.
Die Gäste können sich freuen auf
einen Champagner­Empfang mit
Fingerfood von Matthias Stolze
(Yachthafen Residenz Warne­
münde), ein Neun­Gang­Menü in
verschiedenen Sälen und der
Küche, zubereitet von den sechs
besten Hamburger Köchen, inklu­
sive Austern­Station, Dessertbuf­
fet, Käsebuffet von der Fromage­
rie Antony, korrespondierende
Getränke, Kaviar­Station, Prali­
nen, Kaffee und Digestif sowie
Musik und Tanz.
Tickets für 230 Euro pro Person
gibt es im Vier Jahreszeiten, Tel.
34 94 31 87 oder per E­Mail gas­
[email protected].
Weitere Informationen unter
www.gourmet­preis.de
Roland Magunia
unterschiedliche Küchenstile herangeführt und hat es schwer, Lust auf Geschmack zu entwickeln.“
Wahabi Nouri, in Casablanca geboren und in Hessen aufgewachsen, versteht seine deutschen Kollegen manchmal nicht. „Wir sind doch auf einem guten Weg. Die deutsche Spitzengastronomie muss sich international
nicht verstecken.“ Schließlich kämen
auch Franzosen zum Essen nach Hamburg.
Christoph Rüffer als Hausherr koordiniert, wer beim Großen Gourmet Preis
welchen Gaumenschmaus zubereiten
wird. „Ich warte auf die Vorschläge der
Kollegen. Wenn alle Fisch machen wollen, bitte ich darum, doch auch Fleisch
zuzubereiten.“ Seine eigenen Ideen fügt
er zum Schluss hinzu, dieses Mal Rehbockrücken mit Malz, geröstetem Sellerie und Preiselbeeren. „Die Gastköche
haben den Vortritt.“
Jeder macht die Haupt-Vorbereitungen in seiner Küche, bringt die entsprechenden Arbeitsgeräte und Speisen mit,
erledigt den letzten Schliff dann im Hotel
Vier Jahreszeiten.
Desserts bereite allerdings niemand
gerne in einer fremden Küche zu. „Man
möchte sich ja auch mit den Gästen
unterhalten und nicht erst am Schluss
das Lob bekommen.“ Außerdem wirkt im
Haerlin mit Christian Hümbs ein preisgekrönter Patissier, der auch sein Können unter Beweis stellen möchte.
Auf jeden Fall freuen sich die Hamburger Spitzenköche auf die Geschmacksvielfalt beim Großen Gourmet
Preis, die Zusammenarbeit und auch den
gesunden Wettstreit untereinander mit
freundschaftlichen Neckereien. „Wir lernen noch voneinander“, sagt Hauser.
„Und für die Gäste ist es eine tolle Gelegenheit, so gutes Essen, die passenden
Weine und ein schönes Drumherum zu
einem wirklich attraktiven Preis kennenzulernen.“
Restaurant Haerlin, Neuer Jungfernstieg
9–14, 20354 Hamburg, Tel. 349 43 310
The Table, Shanghaiallee 15, 20457 Hamburg,
Tel. 228 67 422
Seven Seas, Süllbergterrasse 12, 22587
Hamburg, Tel. 866 25 214
Landhaus Scherrer, Elbchaussee 130, 22763
Hamburg,Tel. 883 070 030
Piment, Lehmweg 29, 20251 Hamburg, Tel.
429 37 788
Jacobs Restaurant, Elbchaussee 401, 22609
Hamburg,Tel. 822 550
DIEB GEFASST
Frau erkennt gestohlenes Rad im
Internet­Portal wieder
:: Einer 29 Jahre alten
Frau war am vergangenen Dienstag in
der Eimsbütteler Straße das Fahrrad gestohlen worden; nur einen Tag später erkannte sie ihr Rad auf einem InternetPortal wieder. Sie täuschte Kaufinteresse vor und vereinbarte ein Treffen an der
Ritterstraße, verständigte aber die Polizei. Am Treffpunkt nahm die Polizei den
Hehler (33) fest. Der polizeibekannte
Mann räumte den Diebstahl des Rades
ein und kam vor den Haftrichter. (dah)
EIMSBÜTTEL
FÜNF MÄNNER FESTGENOMMEN
Polizei entdeckt bei Autodieben
gestohlenen Tresor
:: Beamte der
Soko „Castle“ haben nach einem Autodiebstahl fünf Chilenen (18, 19, 29, 33, 43)
festgenommen. Zivilfahnder beobachteten, wie drei der fünf Männer über den
Zaun eines Autohauses an der Reginenstraße kletterten und dann mit zwei
SUVs wegfuhren. Die Männer ließen die
Fahrzeuge stehen und flüchteten in
einem anderen Auto, sie wurden an der
Kieler Straße angehalten. In dem Auto
fanden Polizisten einen Tresor aus dem
Autohaus. Den Tätern werden zwei weitere Auto-Diebstähle zugeordnet. (zv)
ROTHENBURGSORT
GLÜCKWÜNSCHE
Geburtstag feiern am 18. September:
95 Jahre: Hans-Joachim Drewes, Hospital zum Heiligen Geist, Hinsbleek 11.
90 Jahre: Ursula Meyer, Martha Haus,
Am Ohlendorffturm 20-22.
84 Jahre: Edith Maahs, Bugenhagenhaus,
Osdorfer Landstraße 28.
Geburtstag feiern am 19. September:
89 Jahre: Elfriede Malchow, Stiftung
Veteranenheim Deutscher Soldaten,
Poppenbütteler Weg 186/190.
85 Jahre: Helga Richters, Cura Seniorencentrum Langenhorn, Röweland 6a.
Keine Einigung bei „KoZe“-Räumung Benefizlauf mit bischöflicher Hilfe
Streitparteien bestehen weiter auf ihren Forderungen – Entscheidung im Oktober
Eine Pastorin sammelte Geld für Betroffene von sexualisierter Gewalt
:: Der Streit um die Besetzung der Kita auf dem Gelände der ehemaligen Gehörlosenschule am Schultzweg durch das Kollektive Zentrum (KoZe) zieht sich weiter hin. Im Rechtsstreit
um die Räumung des linksalternativen
KoZe in der Nähe des Hauptbahnhofs
haben sich die Stadt und die Besetzer
nicht einigen können.
Das Amtsgericht St. Georg bemühte
sich am Freitag vergeblich, die Vertreter
HAMBURG
HAMBURG
der Stadt zur Annahme eines Vorschlags
vom Verein „Kunstlabor naher Gegenden“ (KuNaGe) zu bewegen. Das KuNaGe ist der offizielle Mieter der 70 Quadratmeter großen Teilfläche innerhalb
des Gebäudes. Diese Fläche hat der Verein den KoZe-Aktivisten zur Verfügung
gestellt, die aber ihrerseits seit 2015 das
gesamte Gebäude für sich beanspruchen. Bis 2018 will der jetzige Eigentümer rund 400 Wohnungen auf dem
Grundstück bauen und kündigte dem
Verein bereits zum 1. April dieses Jahres.
Zwar bot der Verein an, das Gebäude bis
zum 31. März 2017 zu räumen, doch die
Stadt will bereits im Januar mit dem Bau
der neuen Wohnungen beginnen. Das
Gericht will nun am 7. Oktober seine
Entscheidung verkünden. Vor dem Gerichtsgebäude demonstrierten etwa 40
Mitglieder der linken Szene für den Erhalt des Zentrums. ( hpfs)
:: 950 Kilometer – Diese
Strecke hat die Marathonläuferin und
Pastorin Katja Hornfeck seit dem 23. August zurückgelegt. Unter dem Motto
„Lauf-stark fürs Leben“ wollte die 41Jährige ein Zeichen gegen sexualisierte
Gewalt setzen.
Auf dem Benefizlauf für die Hamburger Renate Rennebach-Stiftung besuchte die Rheinländerin Frauenberatungsstellen und Anti-Gewalt-Initiati-
ven. Dabei sammelte sie Spenden im
fünfstelligen Bereich. Von Frankfurt am
Main führte Hornfecks Route über 18
deutsche Städte bis Hamburg.
Mit ihrer Aktion wollte Hornfeck,
die als Kind selbst Gewalt erlebte, anderen Mut machen: „Es lohnt sich, für das
Leben zu kämpfen.“ Auf ihrer letzten
Etappe von Neumühlen bis zum Fischmarkt wurde die Läuferin von Bischöfin
Kirsten Fehrs begleitet. (hpje)
Bischöfin Kirsten Fehrs (l.) und Katja
Hornfeck beim Benefizlauf
Magunia