Kunstwerk der Woche #9 Martin Willing – Schaukler groß, 2013/2015 Chrom-Nickel-Federband, gebogen, lasergeschweißt, vorgespannt auf Edelstahlplatte, 20 x 102 x 10 cm Eine Werkvorstellung von Martin Willing in unserer aktuellen Ausstellung Ganzheit als Prinzip von Thyra Guenther-Lübbers Die aktuelle Ausstellung der Galerie Renate Bender vereint die schwingenden Skulpturen von Martin Willing und die Faltobjekte Peter Webers unter dem Titel Ganzheit als Prinzip. Es ist der Gedanke der Ganzheitlichkeit, der beide künstlerischen Positionen verbindet. Die Verwendung von den so verschiedenen Materialien Metall und Filz hingegen bietet dem Betrachter einen spannenden Kontrast, der Hartes und Weiches sowie Dynamisches und Starres gegenüberstellt. Inspiriert durch die Natur, wie beispielsweise das leichte Schwingen der Baumkronen im Wind oder die stete Bewegung der Meeresbrandung, setzte sich Martin Willing das Ziel, metallene Skulpturen nicht länger als starre Körper erscheinen zu lassen. Durch das physikalische Verfahren des „Vorspannens gegen die Schwerkraft“ verleiht Willing seinen Arbeiten die Fähigkeit, sich sachte schwingend in den Raum hinein auszudehnen. Als Auslöser für den Übergang von Stillstand zu Bewegung ist ein kleiner Impuls von außen ausreichend. Ein sanftes Pusten genügt, um die Skulpturen in Schwingung zu versetzen. Dadurch animiert der Künstler zur Interaktion zwischen Betrachter und Betrachtetem. Dabei entwickelt sich die räumliche und zeitliche Ausdehnung des Schwingens bei jeder Skulptur individuell. Willing gibt jeder seiner kreierten geometrischen Körper eine einzigartige Form. In der Folge greift jede dieser Formen auf andere Art und Weise Raum. Abhängig von der individuellen Form und von der Intensität, mit der der Impuls von außen, also das Pusten, gegeben wurde, antwortet sie dem Betrachter. Neigt sich mal nach rechts oder links, dehnt sich nach oben oder nach unten hin aus. Werden aber die physikalischen Grenzen in denen die Schwingung möglich ist, durch einen zu heftigen Impuls gesprengt, entstehen unkontrollierte Bewegungen und die Form der Skulptur verliert sich. Bewegen sich die verschiedenen Schichten der Skulpturen aber im Einklang, so bleibt dem Beobachter nicht der Kontrast zwischen der Leichtigkeit in der Bewegung und dem verwendetem Material Metall verborgen. Willing spielt hier mit Härte und Spannung auf der einen und Grazilität und Fragilität auf der anderen Seite. Der große Schaukler präsentiert sich uns als eine ovale, spitz zulaufende Ellipse, die durch ein breites Chrom-Nickel-Federband, das in sich aufgerollt wurde, an eine Schnecke erinnern lässt. Sobald der Impuls die geometrische Form erreicht, beginnt sie von Innen heraus zu schwingen. Das gewundene Band erobert sich alternierend durch Ausdehnung und folgender Rückkehr zur inneren Mitte den Raum nach oben und unten. Der ellipsoiden Form geschuldet, erreicht den Betrachter der Eindruck eines menschlichen Auges. Bei längerer Betrachtung strahlt die Skulptur etwas Beruhigendes und Meditatives aus. Martin Willing wurde 1958 in Bocholt, Westphalen geboren. Er lebt und arbeitet in Köln.
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