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Oktober 2016 / 5777
NACHRICHTEN AUS
Nr.
10
IST DER
ISLAM IN DER BIBEL
ZU FINDEN?
WIE SEHEN TÜRKISCHE JUDEN IHRE ZUKUNFT?
DAS ANDERE ISRAEL
Ein ethnischer Disput bringt alte Geister wieder zum Vorschein
2017
SOMMERREISE
5. – 12. MÄRZ 2017
mit PETER MALGO
13. – 20. AUGUST 2017
mit FREDI WINKLER
FRÜHLINGSREISE
HERBSTREISE
23. APRIL – 3. MAI 2017
15. – 25. OKTOBER 2017
mit SAMUEL RINDLISBACHER
mit FREDY PETER
PFINGSTREISE
ISRAELREISE 55+
28. MAI – 7. JUNI 2017
mit NORBERT LIETH
29. OKTOBER – 9. NOVEMBER 2017
inkl. 4 NÄCHTE AM TOTEN MEER –
ENTSPANNUNG PUR!
JUGENDREISEN
für 18-35-JÄHRIGE
mit NATHANAEL WINKLER & ARIEL WINKLER
10. – 18. JUNI 2017
SONNE, STRAND & MEER: Zusatztage mit Badeurlab
am Roten und Toten Meer bis zum 23. Juni 2017
30. JULI – 11. AUGUST 2017
HIGHLIGHT:
Aktives Wüstenprogramm
2017
ISRAEL INTENSIV
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r r
EDITORIAL
LIEBE ISRAELFREUNDE
16
24
4
TITEL: Israel und die Türkei
8
TITEL: Die Türkei und der Islam in
der biblischen Prophetie
11
TITEL: Wie sehen türkische Juden
ihre Zukunft?
POLITIK
12
Kurzmeldungen
13
Die Palästinensische Autonomiebehörde gegen die Historie
WISSENSCHAFT
14
Kurzmeldungen
16
Roboter erkennen Gefühle
18
Tätowierung liest Gefühle
GESELLSCHAFT
19
Kurzmeldungen
22
Neues Licht im Leben der Philister
24
Das andere Israel
26
JUDENTUM - Teil 2:
Die jüdischen Festtage im Herbst
29
BIBEL: Israel, ein Volk von ganz
besonderer Art
Teil 8: Mose
In einer israelischen Tageszeitung erschien ein Artikel mit dem Titel: «Was, wenn niemand
den syrischen Krieg gewinnen will?»
Alle, die sich bisher in den syrischen Krieg eingemischt haben – so wie nun zuletzt die Türkei –,
wollen nur ihre eigenen Interessen verteidigen, aber keiner hat es bisher gewagt, in den
syrischen «Sumpf» vorzudringen, um eine Entscheidung herbeizuführen. Ausserdem herrscht
die Meinung vor, dass es keinem der Hauptbeteiligten erlaubt werden sollte, den Krieg zu
gewinnen; allen voran natürlich nicht Assad und seinen Getreuen. In gleicher Weise sollte
aber auch den islamistischen Rebellen nicht gestattet werden, einen dschihadistischen Staat zu
errichten. Und dem Islamischen Staat sollte schon gar kein Existenzrecht zuerkannt werden.
Der Schreiber vergleicht den Krieg in Syrien mit dem Dreissigjährigen Krieg in Deutschland,
der in der Folge der Reformation geführt wurde, und fragt dann: «Wo ist der Westfälische
Frieden, der damals dem sinnlosen Krieg, in dem niemand siegen konnte, ein Ende machte?»
Da niemand den syrischen Krieg wirklich gewinnen kann und auch keinem erlaubt werden
sollte, ihn zu gewinnen, bleibt als einzige Option, den Krieg zu beenden. Doch anscheinend
wird das sinnlose Blutvergiessen vorläufig weitergehen, und es bleibt die Frage offen: Wie
wird das alles enden?
Der Krieg in Syrien ist ähnlich wie der Dreissigjährige Krieg einerseits religiös motiviert,
wird aber andererseits auf ähnliche Weise wie damals wegen politischen und militärischen
Machtstrebens von den Grossmächten missbraucht.
So wie alle historischen Vergleiche hinken, so hinkt auch der Vergleich mit dem Dreissigjährigen Krieg – zumal sich die Geschichte nicht wirklich wiederholt, aber man kann und sollte
aus der Geschichte lernen.
Das Zurückblicken und Zurücksehnen nach glorreichen historischen Ereignissen und nicht
bei der Realität zu bleiben, kann verhängnisvoll sein. Das scheint in vieler Hinsicht bei den
Führern und Anhängern des sogenannten Islamischen Staates der Fall zu sein.
Als sich die Abbasiden 747 gegen die Dynastie der Umayyaden-Kalifen erhoben und sich
selbst zu Kalifen machten, waren die schwarzen Fahnen und die schwarzen Kleider – wie bei
den Kämpfern des Islamischen Staates – Zeichen und Standarten des Aufstands. In gewisser
Hinsicht war der Aufstand der Abbasiden revolutionär. Sie versprachen ihren Gefolgsleuten
Gleichheit aller Muslime, ganz gleich aus welchem Volk sie stammten. Bis dorthin war es nämlich so gewesen, dass die Araber eine Vorrangstellung besassen, die ihnen grosse Privilegien
sicherte. Diese neue Gleichheit aller Muslime führte die Abbasiden wie im Sturm zum Sieg.
Die Abbasiden sahen in ihrem glänzenden Sieg die Hand Gottes. Sie betrachteten sich in
der Folge als die Stellvertreter Gottes auf Erden und massen den Ereignissen endzeitliche
Bedeutung bei. Anlässlich der triumphalen Siegesrede erklärte der Onkel des neuen Kalifen
damals interessanter Weise: «Wisst, dass die Herrschaft bei uns liegt und uns nicht mehr
entgleiten wird, bis wir sie Jesus, dem Sohn der Maria, übergeben werden!»
Diese Aussage beweist, dass die Lehre des Islam damals noch nicht wirklich festgelegt war,
sondern mehr auf Erzählgut begründet war. Doch wir können anhand der Revolution der
Abbasiden verstehen, woher die Anführer des Islamischen Staates ihre Ideen haben. Sie
wollen sozusagen das zu Ende führen, was die Abbasiden nicht geschafft haben.
Etwas Entscheidendes aber haben sie von den Abbasiden und ihren Idealen, die sie damals
zum Sieg führten, offenbar nicht gelernt. Ein Historiker schrieb damals bewundernd über
das Heer der Abbasiden: «So etwas hat es im Islam noch nicht gegeben. Menschen des
Gehorsams, die bei den Leuten als vorzüglich gelten. Die sich nicht an Menschenleben
vergreifen, sich der Unzucht enthalten und sich von Untaten abwenden.» Das kann man
von den Leuten des Islamischen Staates nun wirklich nicht sagen. Doch so wie ihre Taten,
so wird letztendlich auch ihr Ende sein.
Eines ist sicher, dass nämlich durch das Kommen Jesu des Sohnes Gottes allen Kriegen ein
Ende gemacht werden wird und Frieden herrschen wird.
In dieser herrlichen Hoffnung grüsse ich Sie herzlich mit Shalom, Ihr
Nachrichten aus Israel | 10/2016
3
TITEL
TITEL
ISRAEL
und die
TÜRKEI
Von Antje Naujoks
4
Nachrichten aus Israel | 10/2016
V
Viele Israelis, die nicht fromm sind, verbrachten die Sabbat-Nacht vor dem TV. Normale Programme wurden ausgesetzt und stattdessen über den Putschversuch in der Türkei
berichtet. Weil Sabbat war, konnte sich die
israelische Regierung mit einer Reaktion Zeit
lassen. Als diese lange nach den Statements
von Regierungschefs aus aller Welt kam, waren die Worte lapidar: «Israel respektiert die
demokratischen Prozesse in der Türkei und begrüsst die Fortsetzung des Aussöhnungsprozesses zwischen der Türkei und Israel», gab
das israelische Aussenministerium bekannt.
Klar war: Jerusalem kam es gelegen, warten
zu können, bis die Lage klarer war. Wegen der
erst kurz zuvor verkündeten Aussöhnung mit
der Türkei war die Situation für Israel besonders heikel.
In den nachfolgenden Tagen bewegten Israel dann nicht nur die türkischen Nachrichten; insbesondere zwei Hintergrunddetails
weckten Interesse, die mit den einstmals guten Beziehungen zu tun haben: Viele der M60Panzer, die in den Strassen aufgezogen waren,
hatte die USA geliefert, doch sie wurden 2002
auf dem Höhepunkt der israelisch-türkischen
Beziehungen mit israelischer Technologie aufgerüstet. Im Nachrichtenportal Ynet hiess es
dazu: «Auf der Grundlage von durch einzigartiges israelisches Wissen entwickelte Innovationen transformierten diese rückständigen
Panzer zu Gerätschaften, die in modernen
Zeiten mithalten können.» Weiter wies die israelische Presse darauf hin, dass diese Panzer
«ihre Effektivität auch im Kampf der Türken
gegen Kurden im Irak unter Beweis» stellen.
Zwar wurde festgehalten, dass dadurch das
Leben von unzähligen türkischen Soldaten
gerettet wird, doch die Haltung der Türkei gegenüber dem kurdischen Volk im eigenen Land
und über die Landesgrenzen hinweg war und
ist für Israel ein zweischneidiges Schwert.
Darüber hinaus machte in Israel Schlagzeilen, dass jener hochrangige Militär, den die
Türkei als Putschanführer ins Visier nahm,
einst als türkischer Militärattaché in Israel gedient hatte. Der 2015 in den Ruhestand
TITEL
Der
versetzte Kommandeur der türkischen Luftstreitkräfte, General Akin Öztürk, war von
1996 bis 1998 in Israel stationiert. Vor diesen
Hintergründen und auch in Anbetracht der
Tatsache, dass in Israel Fragen aufkamen, ob
die Normalisierung der Beziehungen zu der
Türkei durch diese Vorgänge verzögert werden
könnte, wahrte man offiziell lieber weiterhin
Schweigen, nahm aber mit hochgezogenen Augenbrauen wahr, dass Erdoğan in Wort und Gesten – so mit den vier ausgestreckten Fingern
bei angewinkeltem Daumen – explizit seine
Muslimbrüder grüsste. Dennoch glaubt man
in Jerusalem, dass die Türkei weiterhin an der
Umsetzung des Aussöhnungsabkommens mit
Israel interessiert ist.
Schnell war klar, wohin Erdoğan die Türkei
steuern wird. Während die westliche Welt
deutlich auf verschiedene bedenkliche Entwicklungen hinwies, die auch aus israelischer
Sicht problematisch sind, hüllt sich Israel weiterhin in Schweigen und signalisierte «business as usual». Man zieht sich offiziell darauf
zurück, dass es sich um innertürkische Vorgänge handelt, wenngleich klar ist, dass das
nicht stimmt. Auch in Israel wird argwöhnisch
wahrgenommen, dass regionale geopolitische
Veränderungen ins Haus stehen könnten.
«Alles beim Alten» signalisierte Israel
auch bezüglich zweier anderer Aspekte: Nach
Griechenland ist die Türkei das bevorzugte
Sommerurlaubsziel israelischer Familien. Etliche zögerten, am Tag nach dem Coup in die
Türkei zu reisen. Doch drei bis vier Tage nach
der versuchten Aktion waren kaum mehr Stornierungen zu verzeichnen. Zu dem Zeitpunkt
hielten sich allerdings nur 6.000 israelische
Urlauber in der Türkei auf, was in keinem Verhältnis zu den sehr viel höheren Zahlen von vor
2010 steht. Das gilt auch für israelische Unternehmer, die mit der Türkei Geschäfte machen.
Sie betonten allesamt, dass die Geschäfte zwar
unter der politischen Eiszeit seit 2010 gelitten hätten, sie sich aber, wie es Vered Mozafi
von einem grossen israelischen Lebensmittelkonzern formulierte, «niemals unwillkommen
∎
in der Türkei gefühlt haben».
Mitternachtsruf
kommt zu Ihnen
mit
Norbert Lieth
und
Hendrik Malgo
Thema:
Die prophetische Dimension
des Vaterunser
So. 25.09.2016 • 16.00 Uhr
Hamburg
Saal im Kontorhaus Messberg
(Ebenezer Hilfsfond Deutschland),
Messberg 1, DE 20095 Hamburg
Mo. 26.09.2016 • 19.30 Uhr
Nürnberg
Meistersingerhalle, Konferenzraum 6
Münchener Strasse 21, DE 90478 Nürnberg
Di. 27.09.2016 • 19.00 Uhr
Mi. 28.09.2016 • 19.00 Uhr
Schwabach
Rumänische Baptisten-Gemeinde Bethel,
Lerchenweg 8, DE 91126 Schwabach
Do. 29.09.2016 • 19.30 Uhr
Kreuztal bei Siegen
Evang. Gemeinschaft Langenau, Buschhüttener
Strasse 25, DE 57223 Kreuztal bei Siegen
Fr. 30.09.2016 • 19.30 Uhr
Kassel
CVJM Kassel, Wolfsschlucht 21, DE 34117 Kassel
Sa. 01.10.2016 • 15.00 Uhr
Sa. 01.10.2016 • 17.30 Uhr
So. 02.10.2016 • 10.00 Uhr
Hannover
Arche Hannover Evangelisch-Freikirchliche
Gemeinde, Gertrud-Greising-Weg 2 / Ecke
Constantinstrasse, DE 30177 Hannover
Grosser Büchertisch
mit vielen Neuheiten!
Nachrichten aus Israel | 10/2016
5
Der
Mitternachtsruf
kommt zu Ihnen
Termine vom 01.10. bis 31.10.2016
6
Änderungen vorbehalten. Die Agenda im Internet, immer aktuell: agenda.mnr.ch
Sa.
01.10.
14:30
CH 3007 Bern
Evangelische Arabische Gemeinde Schweiz, Brunnmattstrasse 50
Elia Morise
Sa.
01.10.
15:00
DE 30177 Hannover
Arche Hannover Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde, Gertrud-Greising-Weg
N. Lieth, H. Malgo
Sa.
01.10.
17:30
DE 30177 Hannover
Arche Hannover Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde, Gertrud-Greising-Weg
N. Lieth, H. Malgo
So.
02.10.
10:00
CH 3011 Bern
Kongress-Zentrum Kreuz, 1. UG, Zeughausgasse 39
Elia Morise
So.
02.10.
10:00
CH 8600 Dübendorf
Zionshalle, Ringwiesenstrasse 15
Nathanael Winkler
So.
02.10.
10:00
DE 30177 Hannover
Arche Hannover Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde, Gertrud-Greising-Weg
N. Lieth, H. Malgo
Mo.
03.10.
10:00
DE 08371 Glauchau
Sachsenlandhalle, An der Sachsenlandhalle 3
N. Lieth, H. Malgo
Mo.
03.10.
14:00
DE 08371 Glauchau
Sachsenlandhalle, An der Sachsenlandhalle 3
N. Lieth, H. Malgo
Mi.
05.10.
19:30
CH 3600 Thun
Paulus Kapelle EMK, Sternensaal, Klosestrasse 10
René Malgo
Sa.
08.10.
18:30
DE 56068 Koblenz
Gemeindehaus Christuskirche, Von-Werth-Strasse 2
Elia Morise
So.
09.10.
10:00
CH 3011 Bern
Kongress-Zentrum Kreuz, 1. UG, Zeughausgasse 39
Norbert Lieth
So.
09.10.
10:00
CH 8600 Dübendorf
Zionshalle, Ringwiesenstrasse 15
René Malgo
So.
16.10.
10:00
CH 8600 Dübendorf
Zionshalle, Ringwiesenstrasse 15
Norbert Lieth
So.
16.10.
10:00
CH 3011 Bern
Kongress-Zentrum Kreuz, 1. UG, Zeughausgasse 39
Thomas Lieth
So.
16.10.
16:00
DE 77694 Kehl am Rhein
Ates Hotel Kehl, Tagungsraum «Strassburg», Strassburger Strasse 18
Thomas Lieth
Fr.
21.10.
19:30
DE 34117 Kassel
CVJM Kassel, Wolfsschlucht 21
Helmut Fürst
So.
23.10.
10:00
CH 3011 Bern
Kongress-Zentrum Kreuz, 1. UG, Zeughausgasse 39
Nathanael Winkler
So.
23.10.
10:00
CH 8600 Dübendorf
Zionshalle, Ringwiesenstrasse 15
René Malgo
Di.
25.10.
17:00
DE 35578 Wetzlar
FeG Wetzlar, Im Amtmann 12
Elia Morise
Mi.
26.10.
19:30
DE 91555 Feuchtwangen
Schranne Saal, Untere Torstrasse 3
Nathanael Winkler
Do.
27.10.
19:30
DE 72250 Freudenstadt
Kurhaus Freudenstadt, Am Promenadenplatz
Nathanael Winkler
Fr.
28.10.
20:00
DE 35116 Hatzfeld
Christliche Gemeinde Hatzfeld, Edertalstrasse 58
Nathanael Winkler
So.
30.10.
10:00
CH 8600 Dübendorf
Zionshalle, Ringwiesenstrasse 15
Norbert Lieth
So.
30.10.
10:00
CH 3011 Bern
Kongress-Zentrum Kreuz, 1. UG, Zeughausgasse 39
Philippe Otti
So.
30.10.
15:00
DE 90478 Nürnberg
Meistersingerhalle, Konferenzraum 2, Münchener Strasse 21
Nathanael Winkler
Mo.
31.10.
19:30
DE 80637 München
Innere Mission München, Buchruckersaal, Landshuter Allee 40
Nathanael Winkler
Nachrichten aus Israel | 10/2016
Das neue Buch von John Piper:
Ein mutmachender Ratgeber
für Christen in Krankheitsnöten
John Piper
Was ich im
Krankenbett lernte
Im Krankenhaus ist man nie freiwillig. Und doch
kann Gott auch Zeiten der Krankheit nutzen, um den
Kranken und seine Umwelt geistlich zu stärken. John
Piper bringt dem Leser zunächst zehn geistliche
Wahrheiten über Gott nahe, gefolgt von zehn Dingen,
die er im Krankenhaus über den Glauben lernte und
die ihn nicht nur stärkten, sondern den erzwungenen
Krankenhausaufenthalt sogar zu einer wertvollen Zeit
machten.
Taschenbuch, 96 Seiten
Bestell-Nr. 180046
CHF 8.00, EUR 5.90
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Schweiz: 044 952 14 14
Deutschland: 07745 8001
E-Mail: [email protected]
Nachrichten aus Israel | 10/2016
7
TITEL
DIE TÜRKEI UND DER ISLAM
IN DER BIBLISCHEN PROPHETIE
Von Fredi Winkler
8
Nachrichten aus Israel | 10/2016
TITEL
Wenn wir glauben und überzeugt sind, dass die Bibel das Buch ist, das uns die Menschheitsgeschichte von den Anfängen, seit Adam und Eva, dem Sündenfall und der verheissenen Erlösung,
vorzeigt, dann muss auch der Islam, der besonders im Nahen Osten ein entscheidendes Element
darstellt, in der Bibel zu finden sein. Doch wo in der Bibel finden wir den Islam?
D
Diese Frage wurde mir vor vielen
Jahren gestellt, worauf ich damals keine Antwort hatte. Diese Frage stellte
für mich eine Herausforderung dar und
spornte mich an, diesbezüglich in der
Schrift zu forschen. Die folgenden Darstellungen sollen zeigen, wo wir den
Islam und besonders auch die Türkei
finden können.
Der erste Teil von Kapitel 11 aus
dem Buch Daniel redet von Alexander
dem Grossen und seinem Reich, das
nach seinem Tod in vier Teilreiche an
seine Generäle aufgeteilt wurde. Von
den vier hatten für die Bibel lediglich
zwei Bedeutung. Ptolemäus bekam
Ägypten, woraus die ptolemäische Dynastie entstand. Im Norden von Israel
herrschte Seleukos, woraus die Seleukidische Dynastie hervorging. Im ersten
Teil von Kapitel 11 wird nun wiederholt
vom König des Nordens und vom König
des Südens gesprochen. Damit sind die
Herrscher dieser zwei Reiche gemeint,
die damals viel Not über das Volk Israel
brachten. In Vers 35 wird gesagt, dass
diese Notzeit nicht das Ende sein wird,
zumal die Zeit des Endes damals noch in
einer ferneren Zukunft lag.
In den Versen 36 bis 38 ist nun von
einer anderen Zeit und von einem anderen König die Rede, der nach seinem
Belieben handeln würde. Um wen geht
es in diesen Versen? Eine Theorie besagt, dass hier der Antichrist gemeint
ist. Doch das Gesagte passt viel mehr
– oder sogar perfekt – zu Mohamed und
dem Islam. Die Aussagen in den Versen
36 bis 38 machen dies deutlich.
`` Er macht sich gross gegen jeden
Gott.
`` In Mekka wurden hundert Gottheiten verehrt, die Mohamed ausser einer alle beseitigte, welche er
dann nach seinen Vorstellungen
interpretierte.
`` Gegen den Gott der Götter wird er
unerhörte Reden führen.
``
``
``
``
``
``
``
``
``
``
``
Der Koran sagt, dass nicht Jesus am Kreuz starb, sondern jemand, der ihm ähnlich sah. Das
ist eine unerhörte Aussage gegen
die Grundlehre des Neuen Testamentes und gegen den göttlichen
Erlösungsplan.
Im Blick auf das Alte Testament
lehrt der Islam, dass Abraham
nicht Isaak opfern sollte, sondern
Ismael. Ebenfalls eine unerhörte
Behauptung, die gegen den Bund
Gottes mit Abraham spricht, welcher durch Isaak und seinen Samen
seine Erfüllung finden sollte. Diese
Aussagen des Islam sind also ganz
klar unerhörte Reden gegen Gott.
Er wird Erfolg haben.
Tatsächlich hatte Mohamed mit
seiner Lehre Erfolg und der Erfolg
hält bis heute an.
Bis die Verfluchung vollendet ist,
denn das Festbeschlossene wird
vollzogen.
Diese Aussage lässt uns verstehen,
dass all das unter göttlicher Zulassung geschehen ist.
Auf den Gott seiner Väter wird er
nicht achten.
Wie schon erwähnt hatte Mohamed
alle Gottheiten in Mekka beseitigt,
die von den verschiedenen Araberstämmen verehrt wurden, also
auch die, die seine Vorväter verehrt
haben.
Weder auf den Schatz (die Lust)
der Frauen, noch auf irgendeinen
Gott wird er achten.
Die Würde der Frauen zählte für
Mohamed nichts; Frauen wurden
auf das Niveau eines Gebrauchsartikels degradiert.
Den Gott, den seine Väter nicht gekannt haben, wird er mit Gold und
mit Silber und mit Edelsteinen und
mit Kostbarkeiten ehren. Und er
wird gegen die starken Festungen
vorgehen mit einem fremden Gott.
``
Wer oder was ist dieser neue und
fremde Gott? Ist es nicht der Gott
des Krieges? Ist nicht der Islam die
einzige Religion, in der der «Heilige
Krieg», der «Jihad», eine religiöse
Pflicht ist und eine Grundlage des
Glaubens darstellt? Sind nicht die
Nachfolger Mohameds, die seinen
neuen Weg guthiessen, durch die
Eroberungen unermesslich reich
geworden?
`` Wer ihn anerkennt, dem wird er
viel Ehre erweisen. Und er wird
solchen Leuten Herrschaft verleihen über die vielen und ihnen das
Land zum Lohn austeilen.
`` Sind nicht die Nachfolger Mohameds durch die Eroberungen
Herren über riesige Gebiete und
viele Länder geworden?
Somit können wir zweifelslos sagen,
dass sich in Mohamed und seinen Nachfolgern diese prophetischen Aussagen
erfüllt haben.
Zwischen den Versen 39 und 40
haben wir nun noch einmal einen Zeitsprung. In Vers 40 ist, wie im ersten
Teil von Daniel 11, von einem König
des Nordens und einem König des Südens die Rede. Wer ist hier nun damit
gemeint?
Es ist interessant, dass die islamische Welt immer schon aus einem
nördlichen und einem südlichen Teil bestanden hat, und wie beide immer schon
um die Vorherrschaft in der islamischen
Welt kämpften. Es gab Zeiten, in denen
die Vorherrschaft im Norden lag, wie
beispielsweise zur Zeit der Umajaden,
der Abbasiden oder der Ottomanen, bzw.
der Türken. Aber es gab auch Zeiten, in
denen die Vorherrschaft im Süden, bzw.
in Ägypten lag, so wie zur Zeit der Fatimiden oder der Mameluken.
Ägypten, als das grösste arabischislamische Volk, betrachtet sich traditionell als die führende Macht in der
islamischen Welt. So befindet sich auch
Nachrichten aus Israel | 10/2016
9
POLITIK
die wichtigste und führende islamische
Universität in Kairo. Diese Führungsrolle ist jedoch nicht unumstritten. Die
Türkei unter der Führung Erdoğans hat
eindeutig Ambitionen, ihre Vormachtstellung, die sie für Jahrhunderte hatte,
wieder einzunehmen.
Als vor drei Jahren die Muslimbruderschaft unter der Führung von Mursi
in Ägypten an die Macht kam, jubelte
die Türkei und die Beziehungen wurden
sehr eng. Als dann jedoch Mursi und die
Muslimbruderschaft durch das Militär
gestürzt wurde, verurteilte Erdoğan
den Umsturz aufs Schärfste und das
Verhältnis kühlte stark ab. Der Umsturz
in Ägypten war offensichtlich ein Strich
durch die Rechnung von Erdoğan. Seither kann man feststellen, wie in der islamischen Welt zwei Blocks entstehen:
ein südlicher aus Ägypten, Saudi-Arabien und den Golfstaaten, gegen einen
nördlichen, bestehend aus dem Iran und
seinen Anhängern.
Wie die Stellung der Türkei innerhalb dieser Blockbildung sein wird, ist
noch nicht ersichtlich. Doch das prophetische Wort kann uns vielleicht einen
Hinweis geben. Aus Hesekiel 38,5 können wir sehen, dass nicht Persien die
Führungsmacht haben wird, sondern
Gog, der oberste Fürst von Magog. Wer
ist damit gemeint? Früher war man der
Meinung, dass damit Russland gemeint
ist, wegen der Bemerkung, dass er vom
äussersten Norden kommen wird. Doch
die Bibel redet schon von Nebukadnezar
und den Babyloniern als vom äussersten
Norden kommend (z.B. Jer 6,22 u.a.m.).
Die Länder, die in Hesekiel 38 mit Namen genannt werden, lagen damals in
dem Gebiet der östlichen Türkei, dem
Gebiet des Kaukasus und noch weiter
östlich.
Edom, Moab und Ammon werden
nach der Endzeitprophetie noch eine
Bedeutung haben (z.B. Dan 11,41),
aber als ethnische Einheiten bestehen
sie heute nicht mehr. Trotzdem wissen
wir, wo ihre ursprünglichen Stammesgebiete lagen. Dieses Prinzip gilt auch
für die Stammesgebiete der Völker, die
in Hesekiel 38,1-6 im Zusammenhang
mit Gog aus dem Land Magog erwähnt
werden. Sie lagen in der Türkei und den
angrenzenden Gebieten. Somit können
wir sagen, dass die Türkei in der Endzeit tatsächlich noch eine wichtige Rolle spielen wird.
Kann es nun sein, dass es aufgrund
von gemeinsamen Interessen künftig
10
Nachrichten aus Israel | 10/2016
noch zu einem Bündnis zwischen der
Türkei und dem Iran kommen wird?
Wieder gibt das prophetische Wort einen Hinweis in diese Richtung. In Daniel 11,43 werden Libyer und Kuschiter als Bundesgenossen des Königs
vom Norden genannt, so wie auch in
Hesekiel 38,5 als Bundesgenossen von
Gog aus dem Land Magog. In Hesekiel 38,5 wird nun bezeichnenderweise Persien als Erster der Verbündeten
von Gog erwähnt, was verstehen lässt,
dass die Türkei und Persien, der heutige Iran, einander tatsächlich näher
kommen werden.
Hesekiel 38 und Daniel 11,40-45
reden also tatsächlich von ein und
demselben Ereignis und wir können
mit Recht sagen, dass Persien, der
heutige Iran, tatsächlich ein Bündnis
mit der Türkei schliessen wird.
Nach Daniel 11,40 wird dieser kommende endzeitliche Konflikt durch den
König des Nordens, durch die Türkei
ausgelöst werden. Sie werden in das
Land der Zierde, das heisst in Israel
einfallen, aber auch in Edom, Moab
und Ammon, also in das heutige Jordanien und auch in Ägypten (V 41-42).
Nach Vers 44 werden sich dann
weitere Mächte in den Konflikt einmischen. Es wird nicht gesagt, welche
Mächte damit gemeint sind. Wenn
jedoch dort steht: Von Norden und
von Osten, dann könnte es Russland
sein, das ja noch nördlicher liegt und
von Osten vielleicht China. Bestimmt
aber auch die USA zusammen mit der
NATO, zumal Israel einen Beistandspakt mit den USA hat.
Der Angreifer aus dem Norden wird
dann nach Vers 45 sein Hauptquartier in Israel haben, zumal das Land
im Zentrum des durch Daniel aufgelisteten Konfliktgebietes liegt. Bezeichnenderweise wird dann dem König aus
dem Norden niemand helfen und er
wird zu einem Ende kommen. Der Konflikt wird jedoch weitergehen und nach
Daniel 12,1 kommt daraufhin die trübseligste Zeit über Israel und auch über
diese ganze Welt. Auf diese Bibelstelle
aus Daniel hatte sich Jesus in Matthäus 24,21 in seiner Endzeitrede auf dem
Ölberg bezogen.
Diese Ausführungen sollen zeigen, wohin die Entwicklungen in der
Türkei noch führen können, damit
wir die Zeichen der Zeit verstehen
und unsere Häupter emporheben,
weil unsere Erlösung naht. ∎
Der
Mitternachtsruf
kommt zu Ihnen
Nathanael Winkler
spricht über das Thema:
Zerfall des
Christentums
Mi. 26.10.2016 • 19.30 Uhr
Feuchtwangen
Schranne Saal, Untere Torstrasse 3
DE 91555 Feuchtwangen
Do. 27.10.2016 • 19.30 Uhr
Freudenstadt
Kurhaus Freudenstadt, Am Promenadenplatz
DE 72250 Freudenstadt
Fr. 28.10.2016 • 20.00 Uhr
Hatzfeld
Christliche Gemeinde Hatzfeld, Edertalstrasse 58,
DE 35116 Hatzfeld
So. 30.10.2016 • 15.00 Uhr
Nürnberg
Meistersingerhalle, Konferenzraum 2,
Münchener Strasse 21, DE 90478 Nürnberg
Mo. 31.10.2016 • 19.30 Uhr
München
Innere Mission München, Buchruckersaal,
Landshuter Allee 40, DE 80637 München
Grosser Büchertisch
mit vielen Neuheiten!
TITEL
WIE SEHEN
TÜRKISCHE JUDEN
IHRE ZUKUNFT?
JUDEN IN DER TÜRKEI
Von Antje Naujoks
1948
N
Nach der gescheiterten Operation
tummelten sich israelische Reporter in
der Türkei, um Landsleute auf Urlaub
zu interviewen. Die meisten Israelis
liessen sich von den Ereignissen nicht
so schnell aus der Urlaubsstimmung
bringen. Viele gaben zu, zwar lieber in
den Hotelanlagen zu bleiben, doch sie
meinten auch: Nirgendwo ist es ruhig.
Die israelischen Reporter versuchten
ebenso, türkische Bürger vor die Kamera zu bekommen. In den ersten Tagen
nach dem gescheiterten Putsch konnte
man alle möglichen Bekenntnisse hören: Von der Unterstützung Erdoğans
bis hin zu totaler Ablehnung. Nur wenige Tage später, als der vermeintliche
Sultan am Bosporus immer mehr Verhaftungen umsetzte, bekam man keine
Menschenseele mehr vor die Kamera;
weder pro und schon gar nicht kontra.
Das gilt auch für die in der Türkei
lebenden Juden. Die jüdische Gemeinschaft in der Türkei zählt rund 18.000
Personen, die mehrheitlich in Istanbul
leben. 1948 gehörten dieser jüdischen
Gemeinschaft noch 80.000 Menschen
an. Als sich ab Ende 2015 die Terroranschläge häuften, stiess man in der israelischen Presse erneut auf Berichte,
dass sich Juden in der Türkei wegen
Terror, blutigem Kampf zwischen Türken und Kurden und der Präsenz des
Islamischen Staates sowie der religi-
2016
80.000 18.000
ösen Haltung des frommen Erdoğan
zwar zurückziehen, aber nicht nach
Israel auswandern. Dazu meinte die
Jüdin Selin Nasi, die für eine türkischjüdische Zeitung sowie auch die englische Ausgabe von Hürriyet schreibt:
«Wir sind hier geboren, hier aufgewachsen, eine Auswanderung kommt lediglich als letzte Möglichkeit infrage.» Sie
fügte hinzu, dass die staatlichen Sicherheitsmassnahmen für jüdische Institutionen drastisch verstärkt wurden
und die «Sicherheit vor den Synagogen
so ist, als würde man das Pentagon betreten.» Wenngleich sie eine Auswanderung ausschliesst, gab sie zu, Veranstaltungen und Einkaufszentren ebenso
zu meiden wie öffentliche Verkehrsmittel. Einwandererzahlen belegen das:
2015 kamen 105 türkische Juden nach
Israel, 2014 waren es 61 und ein Jahr
zuvor 74. Viele gaben als Grund nicht
die Sicherheitslage, sondern die antisemitische Atmosphäre an. Dennoch
schrumpft die jüdische Gemeinschaft
der Türkei, da es viele junge türkischjüdische Akademiker in andere Länder
zieht.
Folglich darf nicht überraschen,
dass die jüdisch-türkische Gemeinschaft mit grosser Hoffnung auf die
kurz vor dem gescheiterten Coup veröffentlichte Aussöhnung zwischen ihrem
Land und Israel blickte. Obschon nach
EINWANDERER NACH ISRAEL
2013
74
2014
2015
61 105
der Aktion keiner der jüdischen Gemeinschaft in der Türkei leugnen würde, nicht über die religiös-islamischen
Tendenzen und die Gleichschaltungsmassnahmen Erdoğans besorgt zu sein,
so würde es dennoch niemand wagen,
sich öffentlich dazu zu äussern. Und
wenn Kritik geäussert wird, so lediglich anonym, wie im Fall eines Juden,
der in Istanbul Reportern mitteilte:
«Die Menschen feiern das Fehlschlagen
des Coups mit den Rufen Allahu Akbar, einhergehend mit antisemitischen
Äusserungen. Die Niederschlagung des
Coups wird in eine religiöse Angelegenheit verwandelt und alle Minderheiten
werden als Sündenbock herhalten müssen. Die Armee garantierte den säkularen Charakter der Türkei, jetzt dämonisiert das Volk das Militär.»
Rabbiner Avraham Haim von der
Istanbuler
Thorat-Haim-Gemeinde
meinte: «Juden in der Türkei sind
neutral. Die jüdische Geschichte lehrte uns, dass egal welche Seite man
einnimmt, diese immer gegen einen
arbeitet.» Doch nur wenig später vernahm man, dass sich der amtierende
Oberrabbiner der Türkei, Rabbi Ischak
Haleva, anderen christlichen wie muslimischen Führungspersönlichkeiten
anschloss und im Rahmen eines öffentlichen Statements den Putschversuch verurteilte.
∎
Nachrichten aus Israel | 10/2016
11
POLITIK
FRÜCHTE EINER AFRIKA-REISE
Die guten Nachrichten aus Afrika, die Israel verzeichnet, gehen auf
intensive diplomatische Arbeit zurück, deren Höhepunkt die AfrikaReise von Premier Netanjahu im Sommer 2016 war. Ruanda nahm
als erstes Land erneut diplomatische Beziehungen mit Israel auf.
Nach 49 Jahren der Distanz signalisierte Guinea ähnliche Absichten.
Der Tschad will schon bald nachziehen und zudem sollen zu Somalia Erstkontakte geknüpft sein. Intensiviert wurde auch das Verhältnis zu Kenia (das Israel um Hilfe beim Bau einer 700 km langen
Schutzmauer gegen Terroristen bat), ebenso zu Äthiopien und Tansania sowie zu Uganda, dessen Regierung mit dem Umbau seiner Infrastruktur die israelische Firma Tzamir Architects and City Planning
beauftragte. Kamerun bat Israel um Hilfe beim Kampf gegen die erneut ausgebrochene Vogelgrippe-Seuche. Der Blick nach Afrika ist
für Israel von grosser geopolitischer Bedeutung, weshalb Netanjahu
kürzlich seine Teilnahme am Gipfeltreffen der Wirtschaftsgemeinschaft der westafrikanischen Staaten (ECOWAS) zusagte.
AN∎
IST DIE ARMEE VERTRAUENSWÜRDIGER ALS DIE REGIERUNG?
Generalstabschef Gadi Eisenkot hörte während
seiner USA-Reise von General Dunford, dass die
engen militärischen Beziehungen beider Staaten
auf Vertrauen beruhen. Das spielte auch bei einem
US-Grossmanöver eine Rolle, an dem Piloten aus
Pakistan und den Vereinigten Arabischen Emiraten
zusammen mit israelischen Piloten teilnahmen.
Die israelische Armee erschüttern gegenwärtig einige Skandale, sodass Eisenkots Aussage, der «grösste
Feind unserer Armee ist der Verlust des Vertrauens des
Volkes», eine zusätzliche Bedeutung erhält. Eine aktuelle Meinungsumfrage zeigt jedoch, dass sich Eisenkot deshalb eigentlich keine Sorgen machen muss. Laut Israels Zentralamt für
Statistik ist die Armee jene Institution, die das grösste Vertrauen der Bürger geniesst (82%). Auf dem zweiten Platz
landeten die Stadt- und Regionalverwaltungen (61%). Hingegen setzen Israelis – Juden wie Araber – geringes Vertrauen
in die Polizei sowie in die Regierung (40%). Mit 22 Prozent
sind die politischen Parteien Schlusslicht, wenn es um das
Vertrauen der Bürger geht. AN∎
12
Nachrichten aus Israel | 10/2016
MENSCHLICHES
INMITTEN VON TERROR
Der Vorsitzende der Regionalverwaltung
Har Hevron in Judäa, Jochai Damari, blickt
auf schwierige Wochen infolge vieler Anschläge zurück. Dennoch zeigen er und andere weder Bitterkeit noch Hass. Jiska Mark,
die Schwester von Rabbiner Miki Mark, der
durch Schüsse auf seinen Wagen ums Leben
kam, hielt in den sozialen Netzwerken fest:
«Lasst mich euch sagen, dass die Ersten vor
Ort Araber waren. Sie haben meine Angehörigen gerettet, Erste Hilfe geleistet und
den Notruf abgesetzt.» Da das hilfeleistende
palästinensische Ehepaar wegen seiner humanitären Tat von ihren palästinensischen
Arbeitgebern gekündigt wurde, setzte sich
Damari für Arbeitsgenehmigungen in Israel
ein und sagte: «In solchen Fällen ist es unsere Pflicht als jüdische Nation, Personen unseren Dank zu zeigen, die sich als aufrichtige
Menschen verhalten haben.»
AN∎
ISRAEL GEGEN FACEBOOK
Hetze und Hass in den sozialen Netzwerken leisten Terror weiteren Vorschub, weshalb beispielsweise die
französische Regierung Facebook bat,
die Seiten von Terroristen zu löschen.
Israel fordert von Facebook bezüglich
der Hetze gegen Israelis ebenso zu
reagieren. Hier und da, so gab Israels
Minister für öffentliche Sicherheit, Gilad Erdan, an, habe Facebook zwar reagiert, doch längst nicht im erhofften
Umfang. Von 74 beantragten Löschungen gab das soziale Netzwerk lediglich
23 Fällen statt. Daher sind einige Minister der israelischen Regierung bemüht, einen Gesetzentwurf einzubringen, der Facebook in dieser Hinsicht
umfangreicher in die Pflicht nimmt.
Zwar glauben die meisten Knesset-Abgeordneten, dass Facebook mehr tun
müsse, doch zugleich stimmen nicht
alle der Stossrichtung des Gesetzentwurfes zu, da sie darin eine Verletzung
der Meinungsfreiheit sehen.
AN∎
POLITIK
ZEITGESCHICHTE
DIE PALÄSTINENSISCHE AUTONOMIEBEHÖRDE
GEGEN DIE HISTORIE
Es laufen Bemühungen, die Briten 100 Jahre nach der Balfour-Deklaration zu
verklagen. Der Vorwurf: In der Deklaration billigten die Briten die Gründung
einer jüdisch-nationalen Heimstätte im Land Israel.
I
Im Verlauf vieler Jahre haben die
Palästinenser den Deutschen – zunächst
in aller Stille und dann auch unverhohlen – die Schuld an ihrem Unglück gegeben. Ihre These, die hier und da auch
in Deutschland auf offene Ohren stiess,
lautete, dass der Holocaust der eigentliche Grund für die Gründung des Staates
Israel und den Ausbruch des Krieges von
1948 war, in dessen Folge viele palästinensische Familien zu Flüchtlingen wurden. Seit Juli 2016 sitzt Deutschland jedoch nicht mehr auf der Anklagebank der
Palästinenser, denn inzwischen geben sie
einem anderen Land die Hauptschuld an
ihrer Misere. Jetzt wird Grossbritannien
die auslösende Schuld für «die Verbrechen
Israels» angelastet.
Auf dem Gipfeltreffen der Arabischen
Liga im mauretanischen Nouakchott gab
die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) ihre Pläne bekannt, die britische
Regierung wegen der Balfour-Deklaration
von 1917 zu verklagen, da es diese Erklärung des britischen Aussenministers war,
die den Weg zur Gründung des Staates
Israel ebnete. Diese Mitteilung wurde
im Namen des Präsidenten der PA vorgebracht, der wegen des Todes seines
Bruders nicht zum Gipfeltreffen anreiste.
In einer Rede, die an seiner statt der seit
2014 amtierende PA-Aussenminister Riad
al-Malki hielt, hiess es: «Wir bereiten eine
Klage wegen internationaler Vergehen
vor, die am palästinensischen Volk seit
der Zeit des britischen Mandats bis hin zu
den Massakern von 1948 und nachfolgend
an unserem Volk verübt wurden. Da diese
Vergehen anhalten, erbitten wir vom Generalsekretariat der Arabischen Liga uns
dabei zu helfen, eine Klage gegen Grossbritannien wegen der Veröffentlichung
der Balfour-Deklaration vorzubereiten,
die dem palästinensischen Volk die Nakba
(Katastrophe) brachte.»
Die Deklaration, gegen die die Palästinenser nunmehr vorzugehen gedenken,
umfasst ein kurzes Schreiben des damaligen britischen Aussenministers Arthur
James Balfour vom 2. Januar 1917 an
Lord Lionel Walter Rothschild, der dieses
Schreiben an die Zionistische Weltorganisation weiterleiten sollte. Der Inhalt war
vom britischen Kabinett abgesegnet worden und darin heisst es u.a.: «Die Regierung Seiner Majestät betrachtet mit Wohlwollen die Errichtung einer nationalen
Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina und wird ihr Bestes tun, die Erreichung dieses Zieles zu erleichtern, wobei,
wohlverstanden, nichts geschehen soll,
was die bürgerlichen und religiösen Rechte der bestehenden nicht-jüdischen Gemeinschaften in Palästina oder die Rechte
und den politischen Status der Juden in
anderen Ländern infrage stellen könnte.»
Es wird als grosser Erfolg angesehen,
dass die Zionistische Weltorganisation
einer Weltmacht wie Grossbritannien ein
solches Schreiben abringen konnte. Nicht
zu reden von der darin zugesprochenen
Schirmherrschaft, die die Briten zur Erlangung des obersten Zieles der Zionistischen Weltorganisation übernahmen.
Noch grösser war dieser Erfolg aufgrund
der Tatsache, dass Grossbritannien damals unmittelbar vor der Eroberung des
Landes inmitten des Ersten Weltkrieges
stand und sich somit ein Ende der osmanischen Herrschaft abzeichnete.
Laut Aussenminister al-Malki verlieh
diese Deklaration «Menschen, die nicht
nach Palästina gehören, das Recht auf etwas, das ihnen nicht zusteht», weshalb es
an der Zeit sei, die Briten dafür zur Verantwortung zu ziehen. Als diese Zeilen kurz
vor Redaktionsschluss verfasst wurden,
war noch nicht abzusehen, wie sich diese
Angelegenheit weiterentwickeln würde;
ob die Palästinenser ihre Ankündigung
in die Tat umsetzen oder nicht. Sollten
sie eine Klage anstreben, so wäre das ein
Fall für den Internationalen Gerichtshof
im niederländischen Den Haag. In dem
Fall werden sie sich auch mit einem anderen Schreiben befassen müssen, das
internationale Gültigkeit hat und in das
Jahr 1922 datiert. Dabei handelt es sich
um jenes Dokument, das den Briten die
Mandatsherrschaft über Palästina im Namen des Völkerbundes zubilligt. ZL∎
CHRISTLICH-ARABISCHE BÜRGER IN ISRAELS ARMEE
Arabische Bürger des Staates Israel, Muslime wie Christen, sind mit Ausnahme von Drusen nicht zum Wehrdienst verpflichtet. Doch immer mehr
junge arabische Israelis entscheiden sich aus Integrationsgründen für einen
ehrenamtlichen sozialen Dienst. Zudem stieg die Zahl der christlichen Araber, die sich freiwillig zum Wehrdienst melden. In ihrer Gesellschaft gibt es
nachhaltige Bemühungen, einen solchen Dienst zugunsten der Integration in
die mehrheitlich jüdische Gesellschaft Israels zu fördern. Doch nicht wenige
Menschen ihrer Lebensumgebung sehen das ungern; weshalb freiwillig dienende Christen und ihre Familien oftmals Repressalien erfahren. Dem versucht die Knesset mit einem in dritter Lesung angenommenen Gesetz entgegenzuwirken, das das Strafmass für Personen, die zur Fahnenflucht überreden
oder Deserteuren Unterschlupf gewähren, ausgleicht und Gefängnisstrafen
von fünf bis 15 Jahren festsetzt. Das Gesetz wurde von Likud-Abgeordneten
eingebracht, die dadurch den Druck auf die Gruppe der freiwillig dienenden christlich-arabischen Bürger Israels verringern wollen.
AN∎
Nachrichten aus Israel | 10/2016
13
WISSENSCHAFT
ÄRZTLICHE ZWEITMEINUNG VOM COMPUTER
Bei einem Schlaganfall geht es um schnelles Handeln anhand einer genauen Diagnose. Obwohl Schlaganfälle in den USA die vierthäufigste
und in Deutschland die dritthäufigste Todesursache sind, tun sich gerade kleinere Krankenhäuser genau damit schwer – was nun durch
die Entwicklung der israelischen Firmenneugründung MedyMatch
geändert wird. Millionen von CT-Daten zu Schlaganfällen wurden von
der Firma in einer Datacloud zusammengestellt, sodass Fachärzte innerhalb von wenigen Minuten eine «Zweitmeinung» zu inneren Blutungen, Blockaden und betroffenen Gehirnregionen einholen können.
Auf diese Weise sind eine exakte Diagnose und auf deren Grundlage
schnelle sowie zielgerichtete Massnahmen gewährleistet.
AN∎
NATURWISSENSCHAFTLICHE ABWANDERUNG
Während die Hebräische Universität Jerusalem
von einem saudi-arabischen Hochschulranking zur
besten Universität des Nahen Ostens und in der
Weltliste auf Platz 26 eingestuft wurde, zeigt sich,
dass Akademiker weiterhin aus Israel abwandern.
2015 stieg die Zahl der israelischen Akademiker,
die aus beruflichen Gründen ins Ausland verzogen, weiter an. Besonders viele Akademiker mit
naturwissenschaftlichen Abschlüssen kehren dem
Land den Rücken. Dennoch sind es gerade die naturwissenschaftlichen und technischen Innovationen, mit denen Israel glänzt. Das versucht ebenfalls das neue Israelische Innovationszentrum
aufzuzeigen, das 2018 im Peres Friedenshaus in
Jaffa eröffnet wird. Hierzu sagte der 93-jährige
Ex-Staatspräsident: «Wir werden unter Beweis
stellen, dass Innovationen keine Limits und Grenzen kennen. Innovationen fördern den Dialog zwischen Nationen und Völkern. Innovationen schaffen Brücken zwischen jungen Menschen – Juden,
Muslimen und Christen –, sodass sie auch als friedensfördernd anzusehen sind.»
AN∎
ENTSCHEIDUNG PER FIREWALL
Israel gilt als Hightech-Innovationsschmiede im Allgemeinen und federführend
in der Cyber-Sicherheit im Besonderen. Daher verwunderte es niemanden, dass
die Meldung von Sicherheitslücken bei rund 900 Millionen Android-Smartphones und -Tablets von der israelischen Firma Check Point kam. Schlagzeilen
machte zudem die Firmenneugründung Preempt, denn sie konnte ihre innovative Firewall für rund acht Millionen US-Dollar an verschiedene Sicherheitsfirmen veräussern. Das Besondere an dieser Firewall ist, dass sie feindliche
Cyber-Angriffe nicht nur in Echtzeit meldet, sondern ausserdem eigenständig
entscheidet, ob der Angreifer gesperrt oder zu einer Authentifizierung angefragt werden soll oder gar die Firmenleitung umgehend von dem Vorfall in
Kenntnis zu setzen ist. Diese Innovation, die wie die Times of Israel berichtete, auf Ex-Angehörige der IDF-Nachrichtendiensteinheit 820 zurückgeht,
wird in Zukunft sicherlich noch mehr von sich reden machen.
AN∎
14
Nachrichten aus Israel | 10/2016
Der
Mitternachtsruf
kommt zu Ihnen
mit
Norbert Lieth
und
Jonathan Malgo
Thema:
Prophetische
Augenblicke
Mi. 16.11.2016 • 10.00 Uhr
und 14.00 Uhr
Werdau
Stadthalle Pleissental, Crimmitschauer Strasse 7,
DE 08412 Werdau
Do. 17.11.2016 • 19.30 Uhr
Wuppertal
CVJM-Bildungsstätte Bundeshöhe, Bundeshöhe
7, DE 42285 Wuppertal (Barmen)
Fr. 18.11.2016 • 19.30 Uhr
Stuttgart-Plieningen
Württembergischer Christusbund Plieningen,
Halfgarten 6, DE 70599 Stuttgart-Plieningen
So. 20.11.2016 • 16.00 Uhr
Aue/Sachsen
Kulturhaus «Aue», Goethestrasse 2,
DE 08280 Aue/Sachsen
Mo. 21.11.2016 • 19.30 Uhr
Erfurt
Missionsgemeinde Erfurt, Kartäuserstrasse 11,
DE 99089 Erfurt
Grosser Büchertisch
mit vielen Neuheiten!
Ab sofort erhältlich:
das neue Buch von Andy Naselli
und J. D. Crowley
Andy Naselli und J. D. Crowley
Das Gewissen
Verstehen, wie es tickt. Was ist das Gewissen, wofür haben wir es und wie können wir es trainieren?
Was tun wir, wenn unser Gewissen im Widerspruch
zur Bibel steht? Wie gehen wir mit Menschen um,
die eine andere Gewissensüberzeugung vertreten?
Naselli und Crowley beziehen klar Stellung dazu,
was Sünde ist und was nicht und wie unser
Gewissen uns bei dieser Unterscheidung hilft,
damit wir weder in Gesetzlichkeit noch in eine
Alles-ist-erlaubt-Haltung verfallen. Ein herausforderndes und dennoch leicht verständliches Buch
über ein heute oft viel zu wenig beachtetes «Organ».
Taschenbuch, 208 Seiten
Bestell-Nr. 180044
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Deutschland: 07745 8001
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Nachrichten aus Israel | 10/2016
15
WISSENSCHAFT
DIE ALGORITHMEN DER KÜNSTLICHEN
INTELLIGENZ FÜR DEN DIENSTLEISTUNGSBEREICH SIND ENORM
FORTGESCHRITTEN.
ROBOTIK
ROBOTER ERKENNEN GEFÜHLE
Das Thema Roboter beschäftigt
die Hightech-Industrie immer
mehr. Roboter, die man früher
als mechanische Arbeiten abnehmende Maschinen verstand,
verrichten heute auch ganz
andere Dienstleistungen – und
schaffen für die israelischen
Experten neue Dimensionen.
16
Nachrichten aus Israel | 10/2016
V
Viele israelische Forscher beschäftigen sich mit Robotern. Sie widmen sich
diversen Teilgebieten, doch alle haben gemeinsam, Roboter verbessern zu wollen,
sodass sie nicht mehr nur mechanische
Arbeiten abnehmen. Im Zeitalter, da in
vielen Haushalten Computer vorhanden
sind, geht es um mehr als nur um den
Einsatz eines unter dem Esstisch Krümel auflesenden Roboterstaubsaugers.
Als das Wort «Roboter» aufkam, stellte man sich darunter eine humanoide
Maschine vor. Dann wandelte sich der
Begriff, sodass man eher ein ortsfestes
oder mobiles Arbeitsmittel meinte. Eine
gewisse Grundlage jedoch blieb: Solche
Maschinen werden durch Softwareprogrammierungen und ihre Algorithmen
dazu in die Lage versetzt, die Arbeiten
eigenständig auszuführen. Da die Menschen inzwischen immer umfassender in
beinahe allen Lebenslagen mobile Geräte
zur Hand nehmen, beschäftigen sich israelische Roboterexperten auch mit den
Wechselwirkungen zwischen Mensch
und Algorithmus und erforschen, wie
uns Technologie nahelegen kann, dass
trotz virtueller Sphäre auch an deren
Ende ein Mensch betroffen sein kann,
wie auf Facebook und Twitter.
David Konopnicki, der am IBM Forschungs- und Entwicklungszentrum
Haifa tätig ist, beschäftigt sich als Leiter der Abteilung für emotionale Erkennung mit der Weiterentwicklung von
Robotern bzw. Softwareprogrammen der
künstlichen Intelligenz für den Dienstleistungsbereich. Er führte gegenüber
dem israelischen Wirtschaftsmagazin
Globes in einem Interview aus, dass sein
Forschungsbereich seit mindestens zwei
Jahrzehnten an Bedeutung gewinnt. Dass
die belgische Polizei kürzlich FacebookNutzer darum bat, nicht auf aktuelle Ereignisse mit Emojis (Bildschriftzeichen,
die Gefühle ausdrücken) zu reagieren,
sollte seiner Meinung nach der Welt ins
Bewusstsein rücken, wie fortgeschritten
die Algorithmen vieler Dienstleistungsanbieter tatsächlich sind. Facebook und
andere haben ein Interesse herauszufinden, wie ein Benutzer gelaunt ist, um ihn
massgeschneidert und ohne dass er es
wahrnimmt, mit profitbringender Werbung zu bombardieren. Denn: Längst
werden nicht mehr nur Informationen
der mobilen Geräte genutzt, wie der
Standort, um das Interesse für ein Geschäft oder Restaurant in der Nähe zu
wecken. «Vor mehreren Jahren fiel uns
auf, dass wir zwar viele Informationen
über mobile Geräte benutzende Menschen haben, aber dennoch kaum etwas
über ihre Emotionen wissen», führte Konopnicki aus. «Da Menschen inzwischen
mit Computern interagieren, geraten
Emotionen ins Spiel, die insbesondere im
Kundendienstleistungsbereich zum Tragen kommen.»
Er gab ein Beispiel, das viele nachvollziehen können: Man ruft bei einer
grossen Firma an und hat eine automatische Stimme in der Leitung, die den
Anrufer Schritt für Schritt begleitet. Das
erfolgt inzwischen immer häufiger ausschliesslich durch Sprachsteuerung. Bei
einem Anruf bei der Versicherung wegen
eines Unfalls, so führte Konopnicki aus,
Mitternachtsruf
Freundestreffen
wird es zunehmend wichtig, dass die
Computerstimme erkennt, wie es dem
Anrufer geht und sie nicht nur anhand
technischer Angaben entscheidet, welche nächsten Schritte erforderlich sind.
Bei dieser Stimme handelt es sich um
eine Art Roboter mit künstlicher Intelligenz, gesteuert durch Algorithmen – was
den meisten Anrufern nicht bewusst sein
dürfte. Konopnicki räumt ein, dass dies
ein komplexes Feld ist, denn schliesslich
kann eine Person einen Satz wie: «Ich
bin verärgert» auch in einer amüsierten
oder herausfordernden Tonlage sagen.
Somit geht es um eine vielschichtige Aufschlüsselung unterschiedlicher Ebenen,
nicht nur in der Schrift bezüglich Syntax
und Punktierung und eventuell Emojis,
sondern auch um den Ton, die Tonlage,
die Geschwindigkeit der gesprochenen
Worte u.v.m. Berücksichtigen muss man
dabei auch kulturelle Gepflogenheiten.
Globes liess Konopnicki wissen, dass
schon vor einiger Zeit sechs Bereiche als
wichtigste Parameter erarbeitet wurden:
Wut, Furcht, Traurigkeit, Fröhlichkeit,
Überraschung und Ekel. «Im Dienstleistungsbereich kommt hingegen auch
eine ebenso physiologisch messbare
Emotion zum Tragen wie Enttäuschung,
die durchaus andere Parameter für die
Handhabung eines Sachverhaltes vorgeben kann als Wut, denn Firmen möchten
nicht nur darauf differenziert reagieren,
sondern zugleich gekoppelt damit weitere Kundendaten berücksichtigen, so
z.B. ob es sich um einen Erstkunden oder
einen Kunden mit mehreren Verträgen
handelt», erläuterte der Israeli.
Konopnicki, der auch auf ethnische
Bedenken einging und zudem ausführte, wie bedeutsam solche RoboterAlgorithmen u.a. in der Sicherheitsindustrie und in der Medizin sind, meinte
ebenfalls einschränkend: «Wir können
vieles programmieren, doch ich glaube
nicht, dass unsere Algorithmen für jedes Szenario geeignet sind. Ist ein Problem wirklich schwierig, wird es immer
besser sein, den Kunden an einen Sachbearbeiter durchzustellen.» ML∎
Mittwoch, 16. November 2016
(Buss- und Bettag)
Werdau
Stadthalle Pleissental
Crimmitschauer Strasse 7
DE 08412 Werdau
Norbert Lieth
spricht 10.00 Uhr und
14.00 Uhr über das
Thema:
Prophetische
Augenblicke
Grosser Büchertisch
mit vielen Neuheiten!
Ein gutes und preiswertes
Mittagessen kann vor Ort
eingenommen werden.
Herzlich willkommen!
www.mnr.ch
Nachrichten aus Israel | 10/2016
17
WISSENSCHAFT
NEUROLOGIE
TÄTOWIERUNG
LIEST
GEFÜHLE
Ein Elektrodenpflaster, das an der Tel Aviv Universität
entwickelt wurde, hilft dabei Gefühle zu erkennen und
sowohl medizinische Therapien als auch RehaMassnahmen effektiver zu gestalten.
M
Man darf durchaus sagen, dass die
Tätowierungen eines Menschen gewisse Aussagen über die vertretenen
Anschauungen und auch seine emotionale Welt zulassen. Dieser Vorgang
wird nun umgekehrt: Eine Art Elektrodenpflaster, das für das Auge des Betrachters wie eine Tätowierung wirkt,
wird Wissenschaftlern demnächst dabei
helfen, die Gefühlswelt des Trägers bis
in Details aufzuschlüsseln.
Diese Pflaster-Tätowierung, die am
Zentrum für Nano-Wissenschaften und
-Technologie der Tel Aviv Universität
entwickelt wurde, soll die elektronischen Impulse der Muskeln erfassen,
ohne dass sich die betreffende Person in
der Nähe eines aufzeichnenden Gerätes
oder gar an ein solches angeschlossen
aufhalten muss. Prof. Jael Hanein, vom
Labor für Mikro- und Nano-Systeme
dieser renommierten israelischen Universität, führte dazu aus, dass die Pflaster-Tätowierung aus dem Bereich der
Elektromyografie aus drei Elementen
konzipiert ist: flache Elektroden, die
aus Karbontinte bestehen und wie eine
Zeichnung oder Tätowierung wirken,
18
Nachrichten aus Israel | 10/2016
ein selbstklebendes Pflaster, auf dem
diese Elektroden integriert sind und
mit dessen Hilfe sie auf der Haut fixiert
werden, sowie eine nanotechnologische
Beschichtung, die die Funktionstüchtigkeit dieser Elektroden verbessert.
«Das Resultat ist ein Elektrodenpflaster, das sehr effektiv arbeitet, die Signale bestens und mit grosser Genauigkeit einliest und darüber hinaus viele
Stunden lang an der platzierten Stelle
bleibt, ohne den Patienten zu stören
oder einen Juckreiz auszulösen. Aus
Sicht eines Patienten handelt es sich
um ein einfaches Pflaster, das an einer
passenden Stelle fixiert wird, nach dem
Motto: Erst einmal aufgeklebt, bemerkt
man es gar nicht mehr. Ein Patient
kann dann seinen tagtäglichen Gewohnheiten wie üblich nachgehen und
dennoch zeichnet das Pflaster mit seinen Elektroden unterdessen die Muskelaktivitäten zuverlässig auf.»
Prof. Hanein ist der Ansicht, dass
diese Entwicklung massgeblich dazu
beitragen wird, gewissen Erkrankungen bereits frühzeitig auf die
Schliche zu kommen. Zugleich ist sie
der Auffassung, dass diese PflasterTätowierung darüber hinaus auch noch
weitaus mehr Einblicke als in die physiologische Funktionstüchtigkeit gewähren kann. Diese Innovation wird in der
Zukunft, so glaubt Prof. Hanein, dazu
in der Lage sein, eine Landkarte der
Gefühle des jeweiligen Patienten anzulegen.
«Genau formuliert handelt es sich
dabei um das Erfassen des Ausdruckes
von Emotionen. Menschen bringen im
Zuge ihrer Kommunikation auch Gefühle zum Ausdruck. Das ist ein ganz
normaler und natürlicher Bestandteil
unseres
Kommunikationsverhaltens
anderen Menschen gegenüber», erläuterte sie. «Werbefachleute, Meinungsforscher und Kommunikationswissenschaftler interessieren sich für die
Reaktionen von Menschen auf Produkte oder Sachverhalte. Gegenwärtig
haben wir noch kein Instrument, das
uns ein wissenschaftliches Erfassen
solcher Reaktionen ermöglicht. Daher
verlässt man sich bisher auf subjektive
Fragebögen. In aller Welt beschäftigen
sich mittlerweile Forscher mit der Fra-
WISSENSCHAFT
BLUT SPENDEN
FÜR ZUGVÖGEL
ge, wie man Gefühle wissenschaftlich
erfassen kann. Nach wie vor werden
dafür im Wesentlichen Gesichtszüge
und Gesichtsausdrücke in Computerprogramme eingelesen. Das von uns
entwickelte Pflaster eröffnet nunmehr
jedoch nicht nur einen einfacheren,
sondern auch bequemeren, wenn nicht
sogar umfassenderen und zuverlässigeren Weg: Feststellung von Gefühlen aufgrund der jeweiligen Muskelimpulse.»
Das jedoch scheint nur der Startschuss der Fähigkeiten dieser Innovation zu sein. Prof. Hanein weist in
diesem Zusammenhang auf viele weitere potenzielle Eigenschaften hin, die
diese Pflaster-Tätowierung offerieren
kann. Im Ichilov Krankenhaus läuft zu
einem dieser Teilbereiche bereits eine
Studie mit Patienten, die an degenerativen neurologischen Erkrankungen
leiden. Die Patienten werden sowohl
im Wachzustand als auch während des
Schlafes beobachtet, um auf diese Weise neue Erkenntnisse zu gewinnen. Im
Bereich des öffentlichen Verkehrswesens könnte man mithilfe eines solchen
Pflasters (angebracht an den relevanten Muskelstellen) beispielsweise
in Echtzeit beobachten, ob ein Fahrer
wach und konzentriert ist. Im Sektor
der Reha-Massnahmen für Menschen
nach Gehirnverletzungen könnte diese
Entwicklung dabei helfen, die Muskeln
dennoch besser kontrollieren zu können und Menschen mit amputierten
Extremitäten sogar das Manövrieren
von Prothesen ermöglichen. Doch auch
bei Gehirnoperationen könnte diese Innovation zu einem wichtigen Hilfsmittel werden, das dem Chirurgen während seiner Operation relevante Daten
in Echtzeit liefert.
Im Juni dieses Jahres wurde die
Pflaster-Tätowierung im Rahmen eines
internationalen Forschungsworkshops,
der in Tel Aviv stattfand, erstmals der
internationalen Fachwelt, die sich mit
Nano-Medizin beschäftigt, vorgestellt.
Das Fachpublikum war durch die Bank
weg beeindruckt und begeistert. Und:
Bei den Experten brauchte man keine
Pflaster-Tätowierungen anzubringen,
um herauszufinden, dass ihre Begeisterung echt war.
ML∎
Zwei Mal im Jahr ziehen Millionen Zugvögel über Israel.
Einige Schätzungen gehen
davon aus, dass es die Vogelschar von Singvögeln, Störchen, Pelikanen, Kranichen
und Co. auf rund eine halbe
Milliarde Exemplare bringt.
Manche machen kurz Station, andere rasten länger,
so im Naturschutzgebiet
des Hula-Tals im Norden.
Israel hat sich umfassend
auf die Durchwanderer bzw.
-flieger eingestellt. Die Luftstreitkräfte arbeiten mit
Naturschutzorganisationen
zusammen und betreiben
gemeinsam Vogelbeobachtungsstationen. Sogar Flugrouten von Kampfjets werden geändert, wenn grosse
Schwärme eintreffen. Dazu
gehört auch, dass sich viele
Israelis zusammen mit Palästinensern ehrenamtlich
um verletzte oder erschöpfte Vögel kümmern. Seit
einiger Zeit verfügt Israel
dank der Initiative der Wildtierklinik Ramat Gan nun
über eine Vogel-Blutbank.
Der Leiter des Projekts Dr.
Elad Smit ist stolz, bereits
über 16 Blutgruppen zu verfügen, dank derer er den
ersten Vögeln das Leben
AN∎
retten könnte.
Nachrichten aus Israel | 10/2016
19
GESELLSCHAFT
VERKEHRSWEGE MIT
LEBENSQUALITÄT
REISEFREUDIGES ISRAEL
Der Internationale Ben-Gurion Flughafen ist für Israelis das Sprungbrett zur
weiten Welt. Die reisefreudigen Israelis profitieren wegen des «Open Sky»Abkommens von günstigen Flugticketpreisen, sodass wahrhafte Reiserekorde verzeichnet werden. In der sommerlichen Hochsaison Juli und August
sah der Ben-Gurion Flughafen ein Reiseaufkommen von fast vier Millionen
Passagieren; im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg um rund vier Prozent. In dieser Periode wurden 23.500 Flüge abgewickelt. Das führte nicht
nur zu langen Schlangen bei der Kofferaufgabe und Sicherheitsabfertigung,
sondern auch in Duty-Free-Geschäften. Normalerweise muss man hier 2,5
Minuten zum Bezahlen warten; während der Sommermonate waren es in
Spitzenzeiten, die zwischen 3.00 und 7.00 Uhr morgens liegen, rund zehn Minuten. Im Durchschnitt liess jeder Reisende 160 Euro in diesen Läden. AN∎
ISRAEL
UND FUSSBALL
Israel ist nicht als FussballNation bekannt, obschon sich
seit einiger Zeit der frischgebackene Landesmeister Hapoel
Beer Schewa in der ChampionsLeague gut schlägt. Dennoch
sind israelische Fussballstars
international erfolgreich, so
beim deutschen Verein Eintracht
Frankfurt, der Maccabi Haifa
den 24-jährigen Taleb Tawatha
abwarb. Für den Linksaussen
spielenden Kicker, der bereits
über internationale Erfahrung
verfügt, soll eine Ablösesumme
von 1,5 Millionen Euro gezahlt
worden sein. Das Gehalt des aus
Nord-Israel stammenden Beduinen beläuft sich auf 600.000
Euro. Wesentlich mehr streicht
einstweilen Eran Zahavi in China ein, denn er wird in 2,5 Jahren mindestens 12,5 Millionen
verdienen. Die Summe wird vermutlich steigen, da ihm der chinesische Verein einen Bonus für
jedes erzielte Tor zahlt; und Tore
hat der israelische Kicker zur
Begeisterung der chinesischen
Fans von Guangzhou R&F
schon einige geschossen. AN∎
20 Nachrichten aus Israel | 10/2016
RESTITUTION FÜR
JÜDISCHES EIGENTUM IN
ARABISCHEN STAATEN
Das Thema ist nicht neu, doch es scheint
wieder aktuell zu werden. Avi Cohen,
Generaldirektor des Ministeriums für soziale Gleichstellung, liess durchblicken,
dass die Regierung Millionen Schekel
bereitgestellt hat, um Restitution für
Vermögenswerte zu erwirken, die Juden
auf der Flucht aus muslimischen Staaten
zurückliessen. Er bekundete vor einem
Knesset-Ausschuss, dass in Kooperation mit dem Aussenministerium umfangreiche Bemühungen eingeleitet wurden.
Diese unterliegen, so Cohen, bisher der
Geheimhaltung. Vor der Gründung des
Staates Israel lebten rund eine Million
Juden in arabischen Ländern sowie im
Iran. Bis zur islamischen Revolution im
Iran 1979 fanden fast 600.000 sephardische Juden ein neues Zuhause in Israel.
Erst 2014 rügte der israelische Staatskontrolleur die Regierung, das Thema vernachlässigt zu haben. Summen
werden selten benannt, da jedoch viele
Hals über Kopf flohen, kann man davon
ausgehen, dass es sich um schwindelerregende Beträge handelt, von denen die
betroffenen Staaten nichts hören wollen;
nicht nur wegen der Höhe der Summen,
sondern weil der Staat Israel die Forderung in den Raum gestellt hat.
AN∎
Diese israelische Stadt ist bemüht,
ihre Infrastruktur den modernen
Zeiten anzupassen, wozu keineswegs
nur gehört, überall kostenlos WifiZugang anzubieten. Derzeit wird in
Tel Aviv gebuddelt, da die Stadt eine
U-Bahn erhalten soll, die das Zentrum
mit den Vorstädten verbindet. Einstweilen kostet diese Grossbaustelle
allen sehr viel Nerven. Doch es geht
schnell voran: Dafür sorgen drei aus
Deutschland stammende TunnelBohr-Maschinen, die sich pro Tag 25
Meter voranfressen. Während dieses
Projekt angelaufen ist, wurde ein
anderes gerade erst genehmigt: Eine
Parkinfrastruktur über die mitten
durch Tel Aviv verlaufende AyalonSchnellstrasse. Auf diese Weise soll
die Stadt nicht nur grüner werden,
sondern den Bewohnern durch weniger Abgase und Lärm mehr Lebensqualität bringen und im Zuge von
Rad- und Fusswegen, Parkanlagen
mitsamt Cafés das Freizeitangebot
aufgestockt werden. Der neue Park
soll an andere Parkgebiete angrenzen und die bisher durch die Schnellstrasse getrennten Stadtteile miteiAN∎
nander verbinden.
Mitternachtsruf
Freundestreffen
Montag, 3. Oktober 2016
Glauchau
Sachsenlandhalle
An der Sachsenlandhalle 3
DE 08371 Glauchau
Norbert Lieth
spricht um 10.00 Uhr und 14.00 Uhr über
das biblisch-prophetische Thema:
Die prophetische
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Nachrichten aus Israel | 10/2016
21
GESELLSCHAFT
ARCHÄOLOGIE
NEUES LICHT IM LEBEN DER PHILISTER
Erstmals entdeckten Archäologen in Israel einen Philister-Friedhof, der
einen einzigartigen Einblick in dieses «Seevolk» gewährt, das aus der
Bibel als Feind des Volkes Israel bekannt ist.
M
Mit Sicherheit ist Goliat der bekannteste Philister. Die im Buch Samuel dargestellte Geschichte seines Kampfes
gegen David, der als erwählter König
von Israel im Vertrauen auf Gott in den
Kampf gegen den Riesen zog, ist weithin
bekannt. Goliat wird nicht nur in der Bibel
erwähnt, sondern auch in den Schriftrollen vom Toten Meer, die seine Körpergrösse mit vier Ellen und einer Handbreit
– rund zwei Meter – angeben. Vor rund
einem Jahrzehnt entdeckten israelische
Archäologen in der Philister-Stadt Gat zudem einen zeitgenössischen Hinweis auf
Goliat, denn einer von zwei Namen einer
Tonscherbe lässt sich so deuten.
Die Philister werden in der Bibel zuerst in 1. Mose 21 und 26 erwähnt. Es ist
bekannt, dass sie im Heiligen Land einen
Fünf-Städte-Bund gründeten und Aschdod, Aschkelon, Ekron, Gat und Gaza
eine Konföderation bildeten. Mit dem
Schwinden der ägyptischen Vormacht
in der Region erlangten die Philister an
Bedeutung. Von der Richterzeit bis zur
Frühzeit des unter König David gegründeten Königreiches berichtet die Bibel über
erbitterte Kämpfe der Philister gegen Israeliten und Kanaaniter. Viel ist über die
politische und militärische Infrastruktur
der Philister bekannt. In letzter Zeit kamen durch archäologische Funde in anderen Regionen neue Erkenntnisse zur Herkunft dieses Seevolkes hinzu, denn schon
lange stand fest, dass sie Fremde in der
semitischen Region waren. Trotzdem liegen noch immer viele Aspekte des Lebens
dieses Volkes, auf das die Bezeichnung
«Palästina» zurückgeht, im Dunkeln.
Seit drei Jahrzehnten graben Archäologen in Aschkelon. «Die Entdeckung
eines Friedhofes ist die Krönung unserer
Arbeit», sagte dazu Daniel Master, dem
die
Leon-Levy-Ausgrabungsexpedition
22 Nachrichten aus Israel | 10/2016
DAVID
STATUE IN
JERUSALEM
Von der Richterzeit bis zur
Frühzeit des unter König David
gegründeten Königreiches
berichtet die Bibel über
erbitterte Kämpfe der Philister
gegen Israeliten und Kanaaniter.
untersteht, die u.a. in Zusammenarbeit
mit der US-amerikanischen Harvard
Universität durchgeführt wird. Die israelische Presse berichtete ausführlich über
den Fund des Philister-Friedhofes, den
Master gegenüber dem Nachrichtenportal
i24 News wie folgt kommentierte: «Endlich haben wir die Gelegenheit, Philistern
ins Angesicht zu blicken. Der Fund dieser
210 Skelette eines Friedhofes ausserhalb
der Stadtmauern von Aschkelon, der zwischen dem 11. und dem 8. Jahrhundert v.
Chr. genutzt wurde, eröffnet uns nicht nur
mehr Wissen über die Bestattungsriten
dieses Volkes, sondern anhand weiterer
Analysen der Knochen werden wir detailliertere Erkenntnisse über ihre Lebensweise gewinnen. Der Fund stellt in Aussicht, die Philister wieder ‹zum Leben zu
erwecken›.»
In Aschkelon hatte man erstmals im
Jahr 2013 Gräber entdeckt, doch da es
sich inzwischen um die Freilegung eines
grossen Friedhofes und um den Fund von
vollständigen Skeletten handelt, werden
die fortführenden Untersuchungen neue
und zudem systematische Erkenntnisse
bringen, die eine völlig andere Aussagekraft haben. Knochenproben wurden
bereits zu DNA-Untersuchungen sowie
Radiokarbon-Tests und anderen Analysen
weitergeleitet. Doch schon vor Ort konnte
die Anthropologin und Pathologin Sherry
Fox festhalten: «Die Zähne berichten uns,
dass die Menschen kein einfaches Leben
hatten. Man kann erkennen, dass das
Wachstum der Zähne unterbrochen wurde. Das weist auf Schwierigkeiten in der
kindlichen Wachstumsphase aufgrund
von Fiebererkrankungen oder Mangelernährung hin. Die Zähne wurden zudem
als Arbeitsinstrument eingesetzt, wobei
es sich um Webarbeiten gehandelt haben
könnte. Die Knochen zeigen, dass physisch schwere Arbeit verrichtet wurde
und die Philister untereinander zu heiraten pflegten.» Zugleich sagte diese Expertin, dass alle bisher entdeckten Skelette
in etwa auf die gleiche Körpergrösse
schliessen lassen.
Die Entdeckung des Friedhofes der
Philister-Stadt Aschkelon, die in Spitzenzeiten bis zu 12.000 Einwohner
zählte und 604 v. Chr. durch die Armee
Nebukadnezars zerstört wurde, geht
somit weit über Erkenntnisse hinaus,
die Funde von Gebäuderesten, Alltagsgegenständen wie Kochutensilien, Handelswaren, Münzen und Schmuck sowie
organischen Überresten brachten. Diese
belegen, dass die Philister nicht hier
heimisch waren, denn u.a. assen sie
Schweinefleisch. Auf der Pressekonferenz im Rockefeller Museum, die mit
einer Philister-Ausstellung im Israel Museum zusammenfiel, meinte Master: «Wir
haben bereits viele archäologische Zeugnisse der Philister entdeckt, doch niemals zuvor einen solchen Fund gemacht,
der uns systematische Erkenntnisse
über ihre Riten bringen wird.» Philister
praktizierten keine Sekundärbestattung
wie Israeliten und Kanaaniter, sondern
folgten ägäischen Traditionen, indem sie
ihre Toten zusammen mit persönlichen
sowie Ritualgegenständen in der Erde
beisetzten. Mit Spannung darf man auf
weitere Erkenntnisse warten, die die
Laboranalysen in Aussicht stellen. AN∎
Warren W. Wiersbe
NEU
Wiersbe Kommentar zum
Alten Testament
Band I: 1. Mose bis Ester
Band II: Hiob bis Maleachi
Warren Wiersbe möchte die Bibel gläubigen Christen auf
eine Weise nahebringen, die sie auf das Wesentliche für ihr
persönliches Glaubensleben stossen lässt. Durch seine lebensnahen Ausführungen zu den biblischen Ereignissen,
Schlüsselbegriffen und Personen gelingt es dem erfahrenen
Bibellehrer, eine Brücke aus längst vergangener Geschichte
zum heutigen Leser zu schlagen. Dieser erlebt auf eindrucksvolle Weise, wie die Tausende Jahre alten Texte in sein Leben
hineinsprechen und ihm Weisung geben für ein Leben, das
Gott gefällt.
Die Kommentare von Warren Wiersbe sind folgendermassen
aufgebaut:
1. Berücksichtigung eines übergeordneten Themas
2. Übersichtliche Gliederung des biblischen Buches
und des Kommentars
3. Berücksichtigung aller Bibeltexte bei der
Kommentierung
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Nachrichten aus Israel | 10/2016
23
GESELLSCHAFT
GESELLSCHAFT
andere
DAS
ISRAEL
An der Seite der wirtschaftlichen Erfolge und der
militärischen Macht zeichnet
Israel eine profunde und auch
in Extreme ausschlagende
Diskussion aus, die manchmal
sogar gewalttätige Formen
annimmt. Hierbei geht es um
die religiöse und kulturelle
Definition des neuen Israels.
24 Nachrichten aus Israel | 10/2016
E
Erez Biton ist der Sohn von Eltern,
die 1949 von Marokko nach Israel einwanderten. Damals war er sieben Jahre
alt. Biton, der ein namhafter orientalisch-israelischer Dichter ist, wurde
dieses Jahr für sein literarisches Werk
mit dem Israel-Preis bedacht. Biton ist
blind. Als er zehn Jahre alt war, öffnete
er eine Dose, die er in einem Feld in der
Nähe seines Wohnortes, der Stadt Lod,
gefunden hatte. Als er dieses Behältnis
aufmachte, änderte sich sein Leben für
immer, denn eine Handgranate explodierte und nahm ihm das Augenlicht.
Im Alter von 74 Jahren öffnete er dann
eine weitere Büchse; einige sagen, dass
es dieses Mal eine Büchse der Pandora
war, denn dadurch veränderte sich das
kulturelle Antlitz Israels. Das erfolgte
im Zuge der Veröffentlichung eines
Kommissions-Berichts unter seiner Lei-
tung, die sich mit dem Status des orientalischen Judentums im israelischen Bildungssystem beschäftigt. In dem Bericht
werden eine Reihe von Empfehlungen
zur Verbesserung des Ansehens des sephardischen Judentums ausgesprochen,
die teilweise nicht nur als weitreichend,
sondern sogar als radikal zu bezeichnen
sind und sich auf Lehrinhalte an israelischen Schulen und Universitäten beziehen. Unter den Empfehlungen sind zu
erwähnen: zukünftige Reisen von Schülerdelegationen nach Marokko, damit sie
mehr und aus erster Hand über das Erbe
des sephardischen Judentums lernen.
Solche Reisen sollen den Bildungsreisen
ähneln, die israelische Schüler nach Polen unternehmen. Darüber hinaus sollen
Studenten, die Literatur, Geschichte und
Philosophie studieren «mindestens ein
Drittel der Gesamtkurszahl zu Themen
der sephardischen Diaspora» absolvieren
müssen. Die Reaktionen auf diese und
andere Empfehlungen waren gemischt;
es gab sowohl Lob als auch Kritik. Einer
der Gegner dieses Ansatzes, Prof. Aviad
Klingenberg, bezeichnete die Vorgehensweise als «Versuch, dem israelischen
Bildungswesen ein merkwürdiges ethnisches Diktat aufzuerlegen». Gegenwärtig ist diese Diskussion weiterhin in
vollem Schwung und bringt alte Geister
eines ethnischen Disputes zwischen «der
eindeutig aschkenasisch geprägten Mentalität» und der «unverkennbar sephardisch beeinflussten Mentalität» wieder
einmal zum Vorschein.
Diese öffentliche Debatte, die man
streckenweise eher als einen Streit bezeichnen muss, ist lediglich ein Ausdruck eines in Israel gegenwärtig tobenden Kampfes um eine neue kollektive
israelische Identität. Dieser Kampf
spitzt sich immer mehr zu. Einer der am
hartnäckigsten ausgetragenen und zugleich wohl schmerzhaftesten Kämpfe,
den einige sogar als Zivilisationskampf
bezeichneten, wird zwischen liberalem
Säkularismus und national-religiöser
Weltanschauung ausgefochten. Auch
hier vernahm man in den letzten Wochen
viel rund um eine weitere Schlüsselfigur
dieses Kampfes: Rabbiner Jigal Levinstein, der zu den Führungspersönlichkeiten der Jeschiwa in der Siedlung Eli
gehört, deren Studenten als national-religiöse Zionisten Wehrdienst leisten. Der
strenggläubige Levinstein griff in einer
Rede kürzlich die liberal-säkulare Gesellschaft Israels an, die seiner Meinung
GESELLSCHAFT
nach die Bildungsinfrastruktur der Ar- sich nicht nur auf Gegner des linken
mee erobert hat. In seinen letzten Reden Spektrums. Innerhalb der israelischen
und Äusserungen, die für einen öffentli- Rechten tobt gegenwärtig ein mit harchen Sturm der Entrüstung sorgten, griff ten Bandagen ausgetragener politischer
er den religiösen Pluralismus der israe- Kampf um die Hegemonie ebenso wie
lischen Armee an, der es zulässt, dass um die Gunst der Bevölkerung. Auch der
die bei den Israelischen Verteidigungs- diesbezüglich öffentliche Dialog ist durch
streitkräften (IDF) dienenden Soldaten ein mangelhaftes Differenzieren und ein
mit dem Reformjudentum in Kontakt extremistisches Erscheinungsbild chakommen. Er kritisierrakterisiert. Die Wote, dass Absolventen
gen schwappten sogar
von Offizierskursen
so hoch, dass Benny
Der ethnische Disput
Vorträge über die
Begin – der für seine
zwischen «der eindeutig
Bewegung der Homorechtsnationale Halsexuellen und Lestung in Sachen Gebieaschkenasisch geprägten
ben hören, die Rabbi
te und seine liberalen
Levinstein als «PerAnsichten im Hinblick
Mentalität» und der
verse» bezeichnete.
auf Gesellschaft und
«unverkennbar sephardisch Staat bekannt und
Er kritisierte, dass
angehende Offiziere
zudem zu den traubeeinflussten Mentalität»
nach Auschwitz reiernden Familien der
sen, um dort «Reden
IDF zu zählen ist (sein
bringt alte Geister wieder
hören zu müssen, die
Sohn kam bei einem
einmal zum Vorschein.
gewährleisten solFlugzeugunglück ums
len, dass sie sich in
Leben) – von einem
den Gebieten nicht
extremistische
Anwie Nazis aufführen». Darüber hinaus sichten vertretenden Sänger und Rapper,
kritisierte er die Anweisungen der Ar- der kürzlich dem Likud beitrat, als «Verrämee, in welchen Fällen scharf geschos- ter» bezeichnet wurde. Ausgetragen wird
sen werden darf und bezeichnete diese dieser Kampf in den sozialen Netzwerken.
Order als «das Leben unserer Soldaten Alle, und damit sind wirklich alle eingefährdend». Diese und andere Themen schliesslich Ministerpräsident Netanjahu
stehen gegenwärtig auf der Tagesord- gemeint, geben dort ihre Ansichten kund,
nung der öffentlichen Debatte in Israel, reagieren und kommentieren auf Faceder man die Überschrift «Rückkehr zum book, Twitter und YouTube. Der Charakter
Judentum» geben kann und die vom na- der hier bekundeten Botschaften beruht
tional-religiösen Lager der Siedler ange- auf dem Wesen dieses Mediums: oberführt wird. Die Tatsache, dass Rabbiner flächlich, versimpelnd und leidenschaftLevinstein diese Themen in Zusammen- lich, sodass der Ton eingängig ist. Das
hang mit den IDF brachte, verstanden Endergebnis erinnert nicht wenige an die
die meisten Kreise in Israel als einen Atmosphäre, die vor der Ermordung RaAngriff auf ein gesellschaftliches Grund- bins die öffentliche Sphäre kennzeichnete.
prinzip ebenso wie auf die Armee dieses
Und zum Abschluss kann man eindemokratischen Staates; es kam dem fach nicht umhin, in Zusammenhang
Schlachten einer «heiligen Kuh» gleich. mit diesem gesellschaftlich-religiösAuch wenn Rabbiner Levinstein sich für politischen Erdbeben die erstaunliche
seine Äusserungen entschuldigen muss- Tatsache zu erwähnen, die in ein paralte, so war der Schaden, den die Worte lel existierendes Universum zu gehören
anrichteten, nicht wettzumachen. Die scheint: Neben dieser Erschütterung
Armee war ins Zentrum einer politischen besteht ein Staat Israel, den man in
Debatte geraten und wurde dadurch zum militärischer Hinsicht als stark, in wirtBestandteil des Diskurses.
schaftlicher Hinsicht als stabil, im HinÜber dieser Diskussion in all ihren blick auf seine Innovationen als weltweit
Teilbereichen schwebt – vielleicht sogar tonangebend und bezüglich der Lebensals Auslöser – die zunehmende politische erwartung zu den führenden Ländern
Spaltung und die wachsende Distanz der Welt zählen muss und der zugleich
zwischen rechts und links und die damit durch die Aussagen seiner Bürger zu
einhergehende harsche Rhetorik, in der einem Staat wird, in dem die Latte des
ein Gegner zum «Feind» oder sogar zum nationalen Glücksgefühls im weltweiten
«Verräter» wird. Diese Rhetorik bezieht Vergleich ganz weit oben hängt. ZL∎
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Nachrichten aus Israel | 10/2016
25
TUM ...
N
E
Die jüdischen
2
Teil
J UD
GESELLSCHAFT
Festtage im Herbs
Der erste Teil widmete sich
dem jüdischen Neujahr und den
Zehn ehrfurchtsvollen Tagen. Sie
gipfeln im höchsten Feiertag des
jüdischen Volkes: dem Versöhnungstag – Jom Kippur,
der nahtlos in das Gebot übergeht, mit dem Aufbau der Laubhütte zu beginnen.
26 Nachrichten aus Israel | 10/2016
t
D
Die Tage vor Jom Kippur bezeichnen
eine Zeit der Einkehr; man bemüht sich,
dem Anspruch Gottes zu entsprechen
und sich bei Mitmenschen für angetanes
Unrecht zu entschuldigen, denn solange
sich die Menschen nicht untereinander
versöhnt haben, können sie keine Vergebung von Gott erhalten. Einst wurden
an diesem Tag im Jerusalemer Tempel
besondere Opfer dargebracht. Nur an
diesem Tag war es dem Hohenpriester
gestattet, den Raum des Allerheiligsten
zu betreten, um dort stellvertretend für
das Volk um Vergebung der Sünden zu
bitten.
An Jom Kippur, der auch nach der
Zerstörung des Zweiten Tempels beibehalten wurde, wird gefastet. Dem
strikten Fasten geht das «Mahl, das
unterbricht» (Arucha Mafseket) voran.
Ab 14 Uhr, also wenige Stunden bevor
Jom Kippur anbricht, kommt das Land
zum Stillstand: es laufen keine TV- und
Radiosendungen und der Verkehr beruhigt sich, was auch bedeutet, dass keine
öffentlichen Verkehrsmittel verkehren,
und sogar Flug und Seehäfen liegen
still. Jom Kippur erfordert allerdings
noch mehr Vorbereitungen. Wenngleich
die Mehrheit der jüdischen Bevölkerung
ein säkulares Leben führt, so fasten an
diesem hohen Feiertag fast 80 Prozent
der jüdischen Gesellschaft Israels; es
ist ein ganz besonderer Tag mit einer
einzigartigen Bedeutung, Tradition und
Atmosphäre. An Jom Kippur kann man
beobachten, dass zwei Gemeinschaften
parallel einen Tag begehen, gewisse Gebräuche pflegen oder zumindest pietätvoll respektieren, andere jedoch ausser
Acht lassen. Die säkulare Gesellschaft
kommt nicht auf den Gedanken, in der
Öffentlichkeit zu essen, zu trinken, eine
Zigarette zu rauchen oder gar das Auto
zu benutzen. Zugleich sind säkulare Eltern zumeist nicht wie fromme jüdische
Eltern damit beschäftigt, weisse Kleidung und Schlappen (Lederschuhe sind
verboten) vorzubereiten. Sie machen
vielmehr die Fahrräder und Skateboards
ihrer Kinder fahrtüchtig, denn für diesen
Teil der Bevölkerung ist es eine Nacht
und ein Tag, an denen die Strassen nur
nichtmotorisierten Vehikeln gehören.
Dieser Teil der Bevölkerung ist von spät
bis früh auf den Beinen und begeht so
ihren Jom Kippur, doch zugleich käme
niemand auf die Idee, einen Film bei vol-
GESELLSCHAFT
DIE MEHRHEIT
DER JÜDISCHEN
BEVÖLKERUNG FÜHRT
EIN SÄKULARES LEBEN
UND NUTZT DIE FREIEN
SCHNELLSTRASSEN
AN YOM KIPPUR
UM FAHRRAD UND
SKATEBOARD
ZU FAHREN
ler Lautstärke laufen zu lassen oder gar
mit Geschirr zu klappern.
In 3. Mose 16,29-31 heisst es: «Dies
soll euch zur ewigen Satzung sein: Im
siebten Monat, am zehnten des Monats,
sollt ihr eure Seelen kasteien und keinerlei Arbeit tun, der Eingeborene und
der Fremdling, der in eurer Mitte weilt.
Denn an diesem Tag wird man Sühnung
für euch tun, um euch zu reinigen. Von
allen euren Sünden werdet ihr rein sein
vor dem Ewigen. Ein Sabbat der Ruhe
soll er euch sein, und ihr sollt eure Seelen kasteien, eine ewige Satzung.» Religiöse Juden halten sich die Mehrheit der
Stunden des Jom Kippur in der Synagoge auf, denn fünf Gottesdienste regeln
diesen Tag. Man nimmt nichts zu sich,
doch auch Waschen, Kämmen, Schminken und dergleichen sowie ehelicher
Verkehr sind an diesem Tag untersagt.
Man befasst sich nicht mit Materiellem,
sondern ist mit einer reuigen Rückkehr
zu den Wurzeln der Seele beschäftigt.
Der Höhepunkt dieses Tages wird mit
dem Kol Nidre-Gebet erreicht. Das ist
der Zeitpunkt, an dem sich die den
ganzen Tag über offenstehenden Himmelspforten schliessen. Es ist ein er-
greifendes Gebet, das auch viele Säkulare in die Synagogen zieht und mit dem
wiederhallenden Rufen des «Schema
Israel», «Höre Israel … der Ewige ist
einzig» und mit einem einzigen SchofarTon und der Verkündung «Nächstes Jahr
in Jerusalem» endet.
Gläubige Juden essen erst wieder
nach der Hawdala (wörtlich: Trennung,
ein Ritus, der den Übergang von Heiligem und Profanem besiegelt), andere,
die gegessen haben, jedoch zumeist nur
kalte, zuvor bereitete Speisen, werfen
nun wieder Herd und Ofen an. Fast 26
Stunden war es überall so ruhig, dass
man auch in Grossstädten eine Stecknadel zu Boden fallen hätte hören können. Zum Ausgang des Jom Kippur ist
dann wieder der normale Alltagslärm zu
hören, unter den sich allerdings ein anderer Lärm mischt. Überall klopft und
hämmert es geschäftig, da schon das
nächste Fest vor der Tür steht: Sukkot,
das Laubhüttenfest.
Es gilt als religiöses Gebot (Mitzwa), unmittelbar nach Jom Kippur mit
dem Aufbau der Laubhütte zu beginnen.
Um sie fertigzustellen bleibt allerdings
Zeit, denn dieses siebentägige Fest mit
dem anschliessenden Thora-Freudenfest (Simchat Thora) wird erst am 5.
Tag nach Jom Kippur begangen. Zeit zur
Fertigstellung der Laubhütte braucht
man tatsächlich: Nicht nur, weil viele
immer wieder verzweifelt am der richtigen Zusammenbau der Eisenstangen
basteln und die oben überzulegenden
Palmenzweige zusammentragen müssen, sondern eine Sukka festlich mit
Girlanden, Leuchten und religiösen
Symbolen in schillernden Farben ausgeschmückt wird. Eine Sukka sollte
unter freiem Himmel stehen, weshalb
religiöse Familien sie lediglich auf Balkonen ohne Bedachung bauen, denn
laut Religionskodex (Halacha) muss
man durch die Palmenwedel die Sterne
sehen können. Laubhütten findet man
auch in Gärten, vor Eingängen von Gemeinschaftshäusern und auf Parkplätzen. Viele Gemeinden haben eine grosse
Gemeinschafts-Sukka, und auch Hotels errichten solche, denn wenigstens
Mahlzeiten sollten in der Laubhütte eingenommen werden.
Sukkot ist eines der drei jüdischen
Wallfahrtsfeste, das sich im Laufe der
Jahrhunderte stark gewandelt hat, was
die biblische und auch die rabbinische
Literatur reflektiert. In 5. Mose 16,1314 heisst es: «Das Fest der Laubhütten
sollst du sieben Tage lang halten, wenn
du den Ertrag deiner Tenne und deiner
Kelter eingesammelt hast. Und du sollst
an deinem Fest fröhlich sein, du und
dein Sohn und deine Tochter und dein
Knecht und deine Magd und der Levit
und der Fremdling und die Waise und
die Witwe, die in deinen Toren sind.»
Erst nach dem Babylonischen Exil wurde Sukkot mit der Wüstenwanderung
des Volkes nach dem Exodus aus Ägypten in Verbindung gebracht, sodass sich
fortan auch das Wohnen in der Sukka
einbürgerte. Doch dies halten heutzutage eigentlich nur ultraorthodoxe Männer ein, wenngleich es für viele Kinder
viel Spass bringt, in der Laubhütte zu
campen. Hinzufügen muss man allerdings, dass Israel, das reichlich mit
Sonne verwöhnt ist, in den Nachtstunden dieser Jahreszeit dennoch empfindlich kalt werden kann.
In Anlehnung an das antike Erntedankfest und die mit Regen und Fruchtbarkeit assoziierten Zeremonien werden
während Sukkot zu den Gottesdiensten
in der Synagoge die Arba´a minim getragen. Sie bestehen aus dem zu einem
Feststrauss gebundenen Palmzweig
(Lulav), der dem Strauss den Namen
gibt, drei Myrtenzweigen (Hadassim)
und zwei Bachweidenzweigen (Arawot)
sowie dem Etrog, eine Sorte der Zitronatzitrone. Die Arba´a minim spielen bei
weiteren rituellen Handlungen eine Rolle und sind auch in der Laubhütte zugegen, in der bis nachts gesungen und
erzählt wird.
Da es in 4. Mose 29,35 heisst: «Am
achten Tag kommt ihr zur grossen
Festversammlung zusammen; alle Arbeit muss an diesem Tag ruhen», wird
anschliessend Schmeni Azeret gefeiert
(«Achter (Tag) der Versammlung»), an
dem zum Ende des Gottesdienstes zudem eine Seelenfeier zum Gedenken an
die Toten stattfindet. Daran schliesst
sich Simchat Thora an, das Thora-Freudenfest, das sich als eigenständiger
Feiertag im Mittelalter ausbildete, als
sich der jährliche Zyklus für die Vorlesung der Thora – also der fünf Bücher
Mose – durchsetzte. Erneut unterscheiden sich die Gebräuche an diesem Tag
häufig aufgrund des Herkunftshintergrundes einer Gemeinde bzw. Gemeinschaft, doch allen gemeinsam ist, dass
man den letzten Vers des 5. Buches
Mose liest und anschliessend den jährlichen Zyklus mit dem ersten Vers des
1. Buches Mose erneut beginnt. AN∎
Nachrichten aus Israel | 10/2016
27
Mitternachtsruf
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Dienstag, 1. November 2016
Sindelfingen
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war 30 Jahre Pfarrer in der Ludwig-HofackerGemeinde in Stuttgart.
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14.00 Uhr > Norbert Lieth
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28 Nachrichten aus Israel | 10/2016
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BIBEL
BIBEL
ISRAEL
ein Volk von ganz
besonderer Art
Teil 8
MOSE
1.Mo 46,3
«Ich bin Gott, der Gott deines Vaters. Fürchte dich nicht,
nach Ägypten hinabzuziehen, denn zu einer grossen Nation
will ich dich dort machen!»
Von Thomas Lieth
Nachdem die Nachkommen Israels etwa
350 Jahre lang in Ägypten waren, wurde
Mose geboren, ein Nachkomme Levis.
Israel war in der Zwischenzeit zu einem
grossen Volk herangewachsen, lebte
aber unter Fremden, so wie es Gott Abram (später Abraham) angekündigt hatte: «Ganz gewiss sollst du wissen, dass
deine Nachkommenschaft Fremdling
sein wird in einem Land, das ihnen nicht
gehört; und sie werden ihnen dienen, und
man wird sie unterdrücken vierhundert
Jahre lang» (1.Mo 15,13).
Zu Jakob bzw. Israel hatte Gott gesagt:
«Ich bin Gott, der Gott deines Vaters.
Fürchte dich nicht, nach Ägypten hinabzuziehen, denn zu einer grossen Nation
will ich dich dort machen!» (1.Mo 46,3;
vgl. V 27; 5.Mo 26,5; Ps 107,38; Apg
7,17). Dort, in Ägypten, wurden die Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs
auch als Hebräer bezeichnet – doch noch
waren sie keine richtige Nation, noch besassen sie kein eigenes Land und keine
eigene Hauptstadt. Es sollten insgesamt
430 Jahre vergehen zwischen dem Zeitpunkt, als Jakob mit seiner ganzen Sippe
nach Ägypten zog, und dem Beginn des
Auszugs unter Mose.
2. Mose 1 berichtet, wie das Volk in
Ägypten heranwuchs und dann ein neuer Pharao zu seinen Leuten sagte: «‹Die
Israeliten sind so zahlreich und stark,
dass sie uns gefährlich werden. Wir
müssen etwas unternehmen, damit sie
nicht noch stärker werden. Sie könnten
sich sonst im Kriegsfall auf die Seite unserer Feinde schlagen, gegen uns kämpfen und dann aus dem Land fortziehen.›
Die Ägypter setzten deshalb Aufseher
ein, um die Israeliten mit Zwangsarbeit
unter Druck zu halten. Sie mussten für
den Pharao die Vorratsstädte Pitom
und Ramses bauen. Je mehr man die
Israeliten aber unterdrückte, desto zahlreicher wurden sie und desto mehr breiteten sie sich aus. Den Ägyptern wurde
das unheimlich. Darum liessen sie die
Israeliten als Sklaven für sich arbeiten,
misshandelten sie und machten ihnen
das Leben zur Hölle. Sie zwangen sie,
aus Lehm Ziegel herzustellen und harte Feldarbeit zu verrichten. Doch nicht
genug damit: Der König von Ägypten
liess die beiden hebräischen Hebammen
Schifra und Pua rufen und befahl ihnen:
‹Wenn ihr den hebräischen Frauen bei
der Geburt beisteht, dann achtet darauf,
ob sie einen Sohn oder eine Tochter zur
Welt bringen. Die männlichen Nachkommen müsst ihr sofort umbringen, nur die
Mädchen dürft ihr am Leben lassen.› Die
Hebammen aber gehorchten Gott und
befolgten den Befehl des Königs nicht.
Sie liessen auch die Söhne am Leben. Da
liess der König die Hebammen kommen
und fragte sie: ‹Warum widersetzt ihr
euch meinem Befehl und lasst die Jungen
am Leben?› Sie antworteten dem Pharao:
‹Die hebräischen Frauen sind kräftiger
als die ägyptischen. Bis die Hebamme zu
ihnen kommt, haben sie ihr Kind schon
längst zur Welt gebracht.› So vermehrten
sich die Israeliten auch weiterhin und
wurden immer mächtiger. Gott aber liess
es den Hebammen gut gehen. Weil sie
ihm gehorcht hatten, schenkte er ihnen
zahlreiche Nachkommen. Nun gab der
Pharao seinem ganzen Volk den Befehl:
‹Werft jeden Jungen, der den Hebräern
geboren wird, in den Nil! Nur die Mädchen dürfen am Leben bleiben.›»
Wir sehen hier wieder einen listigen Versuch Satans, die Geburt der Nation Israel
zu verhindern. Gottes grosser GegenspieNachrichten aus Israel | 10/2016
29
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PHARAO BEFAHL
JEDEN JUNGEN, DER DEN
HEBRÄERN GEBOREN
WIRD, IN DEN NIL ZU
WERFEN. ABER MOSE
WURDE GERETTET
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ZEITSCHRIFTEN
ler gab sich in diesem Kampf um die Vorherrschaft der Menschen keineswegs geschlagen. Aber Mose wurde gerettet, als
er von seiner Mutter in ein Binsenkästchen ins Schilf am Ufer des Nils gesetzt
wurde. Die Schwester von Mose, wahrscheinlich Mirjam, versteckte sich dabei
Der
Mitternachtsruf
kommt zu Ihnen
mit Norbert Lieth
und Joshua Keller
Thema:
Prophetische Augenblicke
Mi. 09.11.2016 • 20.00 Uhr
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Grosser Büchertisch
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30 Nachrichten aus Israel | 10/2016
in der Nähe, um zu beobachten, was passieren würde. 2. Mose 2,5–10 schildert:
«Da kam die Tochter des Pharao an den
Nil, um zu baden. Ihre Dienerinnen blieben am Ufer zurück. Auf einmal sah sie
das Kästchen im Schilf. Sie schickte eine
Dienerin hin, um es zu holen. Als sie es
öffnete, fand sie darin einen weinenden
Säugling, einen kleinen Jungen. Voller
Mitleid rief sie: ‹Das ist einer von den Hebräerjungen!› Die Schwester des Kindes
kam aus ihrem Versteck und fragte: ‹Soll
ich eine hebräische Frau rufen, die das
Kind stillen kann?› ‹Ja, tu das!› sagte die
Tochter des Pharao. Da holte das Mädchen die Mutter des Kindes, und die Tochter des Pharao sagte zu ihr: ‹Nimm dieses
Kind und stille es für mich. Ich werde dich
dafür bezahlen.› So kam es, dass die Frau
ihr eigenes Kind mit nach Hause nehmen
und stillen konnte. Als der Junge gross
genug war, brachte sie ihn wieder zurück.
Die Tochter des Pharao adoptierte ihn als
ihren Sohn. Sie sagte: ‹Ich hab ihn aus
dem Wasser gezogen.› Darum gab sie ihm
den Namen Mose.»
Gott erwählte sich wieder einen Mann,
um die Geschichte Israels fortzuführen, um aus diesem Volk eine Nation zu
machen. Es musste zur Geburt Israels
kommen, um den Heilsplan Gottes fortzuführen. Mose wurde der berufene Führer, der dieses Volk aus der Knechtschaft
Ägyptens führen sollte. Gott gab kund,
dass Er das Geschrei seines geknechteten Volkes gehört hatte. Jetzt kam Er,
um die Hebräer zu erretten, damit sie
Ihn anbeten würden. Wie versprochen,
errettete Gott Sein Bundesvolk aus der
Knechtschaft, zeigte Er ihm Seine Macht
und Zuverlässigkeit, offenbarte sich
in Herrlichkeit, gab Israel Sein Gesetz, eröffnete den Weg, um Gemeinschaft mit Ihm zu haben, und wohnte
∎
schliesslich unter Seinem Volk.
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15–17 ein. Jesus bereitet seine Jünger auf das vor, was sie in Zukunft
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