QM-Systeme reagieren auf Risiken

:: Luftfahrt
In der Luftfahrtbranche
werden die weltweiten
Lieferketten und Produktionsbedingungen verzweigter und engmaschiger Bild: Airbus
Revision der EN 9100
QM-Systeme reagieren auf Risiken
Die enormen Fertigungsraten der Luftfahrtindustrie lassen die Anforderungen an die
Qualitätssicherung der Lieferkette steigen. Ende 2016 ist die Neuauflage der
Qualitätsmanagement-Norm
g
EN 9100 geplant. Diese bringt unter anderem wichtige
Änderungen im Risikomanagement.
Der Autor
Michael Rotzsche
Auditor für QM-Systeme
im Bereich Luftfahrt
Dekra Certification
www.dekra-certification.
de
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Um die große Nachfrage abzuarbeiten, stellt die Luftfahrtindustrie von Einzel- auf Serienfertigung um. Dadurch werden die weltweiten Lieferketten und Produktionsbedingungen verzweigter und engmaschiger. Zulieferer qualitätsgesichert zu steuern und Lieferengpässe
zu vermeiden, wird zum Schlüssel für eine reibungslose
Produktion in der Luftfahrt. Vor diesem Hintergrund ist
die für Ende 2016 geplante Neuauflage der QM-Norm
EN 9100 zu sehen. Alle zertifizierten QM-Systeme in der
Luftfahrt-, Raumfahrt und Verteidigungsindustrie müssen nach ihr aufgestellt sein.
Die grundlegende Neuerung der Norm ist eine übergeordnete Struktur (High Level Structure) in zehn Abschnitten, abgeleitet aus der ebenfalls revidierten Mutter aller QM-Systeme — der ISO 9001:2015. Demnach
sind alle ISO-Standards einheitlich aufgebaut, um die
Kompatibilität mit anderen Managementsystemen zu
vereinfachen. Die Folgen sind unter anderem Anpassungen im Wissens- und Risikomanagement sowie ein globalerer Blick auf die involvierten Parteien.
Ein intensiveres Augenmerk der neuen Norm liegt
auf Fremdkörpern, die Schäden an Flugzeugen verursachen können, so genannte Foreign Object Damage
(FOD). Zum Beispiel bergen immer leistungsfähigere
Triebwerke die Gefahr, dass durch die enormen Luft-
mengen selbst kleinste Fremdkörper in die Triebwerke
eingesaugt werden und dort Schäden verursachen können. Um dies zu vermeiden, verlangt die Norm Präventionsmaßnahmen in allen Produktions- und Reparaturbereichen. Beschäftigte müssen das Bewusstsein für eine
hohe Arbeitsdisziplin entwickeln, um Gefahren durch
Fremdkörper zu erkennen und zu beseitigen.
Organisations- und operative Risiken
Weitere Neuerungen der QM-Norm resultieren aus den
Kriterien „Risikobasiertes Denken“ (Actions to adress
risk an opportunity) und „Vermeidung gefälschter Bauteile“ (Control of externally provided processes, products & services). Während der Aspekt Risikomanagement in der ISO 9001 relativ neu ist, enthält ihn die EN
9100 schon länger. Allerdings verlangt die überarbeite
EN 9100, dass Risiken noch umfassender zu identifizieren sind. Gemeint sind sowohl die Organisationsrisiken,
die mit neuen Kunden, dem Eintritt in neue Märkte oder
mit Kooperationen verbunden sind, als auch die operationellen Risiken. Sie sind künftig umfassender als bisher zu bewerten — etwa bei der Einführung neuer Technologien oder bei der Lieferantenauswahl. Hierzu gehört auch der Aspekt Exportkontrolle und die damit verQuality Engineering 03.2016
MESSTECHNIK
bundene Bewertung, ob möglicherweise ein doppelter
– ziviler und militärischer – Verwendungszweck besteht
(Duale Use Verordnung EU 428/2009).
Zwar wird der Faktor Mensch in der Luftfahrt schon
seit längerem stark thematisiert, doch hatte dieser Aspekt bisher in der EN 9100-Reihe keinen Eingang gefunden. Das wird sich mit der Revision ändern. Ein Grund
ist, dass bei Fehleranalysen oft voreilig der Mensch identifiziert wurde, ohne umfassend zu hinterfragen, wie
das Zusammenwirken von Mensch, Maschine und anderen Faktoren zu verbessern ist. Beispiel ist die Werkerselbstprüfung. Diese umgeht das Vier-Augenprinzip,
wodurch sich oftmals dieselben Fehler wiederholen.
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Ebenfalls neu in der revidierten Fassung der EN 9100
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Bauteile. Zwar wird der Großteil der im Umlauf befindli-
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Über die Norm
Die Normenreihe EN 9100
0 ist spezifiziert für die Bereiche Entwicklung, Produktion, Montage und Wartung
(EN 9100), Wartungsorganisationen (EN 9110) sowie
Händler und Lagerhalter (EN 9120 . Außerdem ist die
EN 9100 Standard für die Aufnahme in die Lieferanten-Datenbank OASIS (Online Aerospace Supplier In-
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chen gefälschten Bauteile auf der Ebene der OEMs und
der Zulieferebene 1 (Module, Systeme) infolge der behördlichen Überwachung aufgedeckt. Doch die meisten
gefälschten Bauteile stammen aus den tieferliegenden
Zulieferebenen und dem Komponentenhandel. Diese
Ebenen werden nicht behördlich überwacht. Daher ist
seitens des Qualitätsmanagements eine hohe Sensibilität gefragt, worauf die EN 9100 reagiert.
Gefordert werden einzelne Prozesse, die speziell darauf ausgerichtet sind, das Beschaffungsrisiko in seinen
vielschichtigen Wechselwirkungen zu erkennen und geeignete Maßnahmen zur Überwachung einzurichten.
Hierzu zählt auch eine Reporting-Struktur, die sicherstellt, dass ein Vorfall umgehend an die relevanten Behörden und geeigneten Brancheninformationsdienste
gemeldet wird.
Die neue Struktur wird künftig für alle ISO-Standards
gelten. Damit entsteht eine hohe Kompatibilität mit anderen QM-Systemen – bis hin zu der Möglichkeit, ein
einziges, integriertes Qualitätsmanagement zu implementieren. Darüber hinaus erstrecken sich die Risikoanalysen künftig über die gesamte Organisation und ihre Interaktion mit dem Markt. So lassen sich mögliche
Schwachstellen in der Lieferkette schneller erkennen. ■
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