Grüne Wirtschaft: Eigentlich selbstverständlich

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brennpunkt
Grüne Wirtschaft:
Eigentlich selbstverständlich
Die anstehende Volksinitiative «Grüne Wirtschaft» verlangt, dass wir nicht mehr
Ressourcen verbrauchen, als die Erde langfristig bereitstellen kann. Das ist nicht
mehr als vernünftig. Trotzdem regt sich Widerstand.
tet sich die Schweiz einen Verbrauch, der
drei Erden entspricht.
Der Bundesrat erkannte den Hand-
lungsbedarf, den die Initiative thematisiert. Er legte einen Gegenentwurf in
Form einer Revision des Umweltschutzgesetzes vor. Dessen Beratung geriet zum
Politkrimi. Während der Ständerat bereit
war, einer Gesetzesrevision zuzustimmen, mauerte der Nationalrat. SVP und
FDP lehnten selbst die bereits sehr verwässerte Vorlage geschlossen ab, die CVP
war gespalten. Mit 95 zu 92 Stimmen bei
6 Enthaltungen versenkte der Nationalrat
das Geschäft – eine ideologische Macht­
demonstration, kräftig gefördert vom
Wirtschaftsdachverband economiesuisse.
Auch Wirtschaftskreise dafür
Jetzt obliegt es dem Schweizer Stimmvolk,
am 25. September mehr Schub für Effizienz und Ökologie in unsere Wirtschaft zu
bringen. Fortschrittliche Wirtschafts­kreise
haben längst erkannt, welche Chancen in
dieser Strategie liegen. So unterstützt der
Wirtschaftsverband Swiss Cleantech Asso­
ciation die Initiative an vorderster Front.
Auch der Pro Natura Delegiertenrat
empfiehlt einstimmig ein Ja zur Volks­
initiative. Der dramatische Rückgang der
Biodiversität in der Schweiz und weltweit
ist nur aufzuhalten, wenn wir von der fossilen Wegwerfkultur zur solaren Kreislaufwirtschaft übergehen. Ein Ja zur grünen
Wirtschaft ist deshalb auch ein Ja zu mehr
Naturschutz in der Schweiz und weltweit.
Es ist auch ein Ja zu einem langfristig
Von der fossilen Wegwerfkultur zur solaren Kreislaufwirtschaft: Mit diesem Logo werben
die Grünen für ihre Volksinitiative.
funktionierenden Wirtschaftssystem.
Umso unverständlicher, dass die eco-
nomiesuisse in einer plumpen Nein-Kampagne von einer «grünen Zwangsjacke»
2012 haben die Grünen die Initiative für
und Lebensweise hat sich der «ökolo-
spricht. Richtig ist das Gegenteil: Grüne
eine grüne Wirtschaft eingereicht. Pro
gische Fussabdruck» eingebürgert. Die
Wirtschaft sichert jene Freiheiten, die uns
Natura hatte die Unterschriftensamm-
Volksinitiative «Für eine nachhaltige und
laufend verloren gehen werden, wenn wir
lung unterstützt. Naturschutz kann auf
ressourcen­effiziente Wirtschaft» verlangt:
weiterhin auf die Sackgasse der fossilen
die Dauer nur erfolgreich sein, wenn wir
«Bis ins Jahr 2050 wird der ‹ökologische
Wegwerfkultur setzen.
uns von der heutigen Wegwerf­wirtschaft
Fussabdruck› der Schweiz so reduziert,
abwenden.
dass er auf die Weltbevölkerung hoch-
Als leicht verständliches Mass für
gerechnet eine Erde nicht überschreitet.»
eine zukunftsverträgliche Wirtschafts-
Handeln tut tatsächlich Not: Heute leis-
RICO KESSLER leitet bei Pro Natura
die Abteilung Politik und Internationales.
www.gruene.ch/gruene/de/kampagnen/
gruene_wirtschaft/initiative.html
Pro Natura Magazin 4/2016