Lau, oder doch nicht? Inserate im aktuellen Abstimmungskampf von Anja Heidelberger, Année Politique Suisse Eine Auswertung von Année Politique Suisse zu den Abstimmungen vom 25.09.2016 zeigt, dass im mittelfristigen Vergleich rege inseriert wird. In den letzten Tagen konnte mehrfach gelesen werden, dass die Kampagnen zu den Abstimmungen vom 25. September 2016 besonders lau seien. Mit Hilfe der von Année Politique Suisse durch‐ geführten Inserateanalysen, für die seit 2013 jeweils acht Wochen vor Abstimmungstermin alle Inserate zu den eidgenössischen Abstimmungen in 57 Pressetiteln gesammelt werden, kann diese Beobachtung zumindest relativiert werden. Insbesondere für die Initiativen „AHVplus“ und „Grüne Wirtschaft“ lässt sich nämlich eine überdurchschnittlich starke Inseratetätigkeit feststellen. Im Schnitt wurden für die 41 Vorlagen, die zwischen 2013 und 2016 untersucht wurden, 386 Inserate geschaltet – die AHVplus‐Initiative wurde hingegen mit 526 Inseraten beworben und zur Initiative für eine Grüne Wirtschaft wurden in den untersuchten Tages‐ und Wochenzeitungen 568 Inserate veröffentlicht. Die Wahrnehmung eines lauen Abstimmungskampfs lässt sich somit nicht für die beiden Initiativen, wohl aber für das Referendum zum Nachrichtendienstgesetz (NDG) eindrücklich bestätigen. Das NDG wurde in den letzten Wochen nämlich lediglich 16 Mal, also praktisch gar nicht, beworben – im mehrjährigen Vergleich wurde nur zu zwei Vorlagen noch weniger inseriert (vgl. Abbildung 1). 1600 1400 Anzahl Inserate 1200 1000 800 600 400 200 0 e n G ilie tz tz en ng ive itik ve el te fe ve tz g) ht er ve er tte lic G BI ive ve ng en aft ive se m ive ve ive rd ive tz hn ng e e e i i z a c u e u t V t l u a n t t b tiv io D ik ti t ti t t ti ia vis N oph ges ges mm eibu itia po itia art sär sstr itiat ges ssu rpfli ste itiat tste igne Pu RT FA itia itia eru zei tsch itia kas end itia itia itia tth itia ges stlo eru d u o n s ir nit re r d yl v e n ko tr h ie In in ien in en au at In al fa -In ke fer -In -In erin G erin gs nde an sin -In ste ng hli etz Pä As m ie ein Ab ilien mil ien mili H eir pp- izin er We erg old- rwe ahn rvic a ng lus be nu e W uh an Re op :12 ck m u un Mi inw s w e H to ed (V m ide nd m Fa end Fa En G Meh tob Se zu Vp hal öff rün lchk Kr en- cop 1 zo re a sste plan e s u e t ks ylg i in a u n l s p d n sm iz e F E se AH sc den G Mi che rip nd E Gr tip Au Pro Ab öh aft um s d o Vo As n h e g i s S u i r R ch a l a G a rc ge lat un me fe s R nt Pa L te M Du ge eku anz ngs ei Erb Re ffe e Ö fl zw tiv Sp rtp nzu um itia Fo pfla d In n rt re Fo fe Re Anzahl Pro- und Contra-Inserate Vorlagen 2013 - 2016 Vorlagen vom 25.09.2016 Abbildung 1: Anzahl Inserate im Vergleich (2013‐2016) Neben der aussergewöhnlich schwachen Kampagne zum Nachrichtendienstgesetz fällt auch die eher ungewöhnliche zeitliche Verteilung der Inserate zu den beiden Initiativen auf. Die Komitees haben ihre Aktivitäten im gekauften Zeitungsraum vergleichsweise spät gestartet: Während Initiativen mit vergleichbarer Inseratetätigkeit üblicherweise bereits acht bis sechs Wochen vor Abstimmungstermin mit zahlreichen Inseraten beworben wurden, finden sich sowohl für die Initiative „AHVplus“, als 0 Anzahl Inserate 50 100 150 200 insbesondere auch für die Initiative „Grüne Wirtschaft“ in den ersten drei bis vier Wochen des untersuchten Zeitraums kaum Inserate. Während die Kampagnenintensität hinsichtlich Inseraten zur AHVplus‐Initiative sechs Wochen vor dem Abstimmungstermin stetig anzieht, beginnt die Kampagne zur Grünen Wirtschaft sprunghaft erst vier Wochen vor dem Urnengang (vgl. Abbildung 2). Der Eindruck einer lauen Kampagne scheint sich auf diese anfängliche Untätigkeit zurückführen zu lassen. 8 7 6 5 4 3 2 1 Wochen bis zur Abstimmung Inserate zu AHVplus Inserate zum NDG Inserate zu Grüner Wirtschaft Inserate zu ähnlichen Initiativen Abbildung 2: Zeitlicher Verlauf der Inseratekampagnen im Vergleich Werden die Inserate nach Pro‐ und Contra‐Lagern aufgeschlüsselt, wird deutlich, dass bei beiden Initiativen ungefähr ein Drittel der Inserate von den Befürwortern, zwei Drittel von den Gegnern geschaltet wurden. Wird die Inseratetätigkeit der Befürworter mit anderen seit 2013 untersuchten Initiativen verglichen, so ist sie eher überdurchschnittlich. Hingegen haben sich die Gegner von Initiativen mittels Zeitungsinseraten in den letzten drei Jahren jeweils ähnlich stark, bei Initiativen mit vergleichbarer Kampagnenintensität jedoch deutlich stärker bemerkbar gemacht als bei den zwei aktuellen Initiativen (vgl. Abbildung 3). Die Frage, ob der Abstimmungskampf lau sei oder nicht, liegt also im Auge der Betrachterin. 400 Anzahl Inserate 200 0 200 400 600 800 1000 1200 t e e ic e e g ft g e e e e e n g t e n g e ik e e e tiv me run iativ olit ativ traf iativ flich wS ativ erb ubl iativ ativ run cha run ass ativ iativ ativ ativ tloh run a i i s p M e t t t t p m i i n i i iti w P it iti ue irts zie nk niti nit niti niti es de i r t s d n n e -I -I ri ri -In ko nz nin lie in rat -In eh at din tge ce sin -In te li ie dein fina ilie ami dien Hei opp r W - st Gol as ervi ng lus bes e W fina rank pop :12 cke eue Min inwa u V p al ün r s K o h n gs m F 1 zo st t e gie G n z e S p s n t e d er n s ng o e H ch Gr keh he Ec ip e ns do ru un Fa Ab haft se ru Pr rchs A aus St geg atio ung En Pä d. G reib er ntlic as ie c b l V u t e s n e P i M e u e b B Ab D tiv ek fh ire ff Er rim fa Ö itia Sp Au sk i In D Anzahl Pro- und Contra-Inserate Anzahl Contra-Inserate Anzahl Pro-Inserate aktuelle Initiativen Abbildung 3: Anzahl Pro‐ und Contra‐Inserate zu allen Initiativen seit 2013 im Vergleich
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