AZ Fricktal, vom: Montag, 19. September 2016

22 FRICKTAL
AARGAUER ZEITUNG
MONTAG, 19. SEPTEMBER 2016
AZ Fricktal, 19.09.2016
«Identitätsstiftender Begegnungsort»
Frick Gemeinde weiht nach zweijähriger Bauzeit das neue Gemeindehaus ein – 170 Handwerker am Bau beteiligt
Baukredit bei der Sommergemeinde
2013 riefen die Kritiker auf den Plan.
Diese ergriffen das Referendum, wollten das von ihnen als zu grossdimensioniert erachtete Vorhaben zu Fall bringen. Doch das Stimmvolk sagte mit 54
Prozent schliesslich Ja – grünes Licht
für den Bau, doch der Urnengang verzögerte das Projekt.
Dank gutem Wetter machte es aber
wieder Zeit wett. Und nach knapp zwei
Jahren Bau, an dem laut Stöckli 170
Handwerker aus mehr als 40 Unternehmen beteiligt waren, konnte die Gemeindeverwaltung jüngst ins neue Domizil zügeln.
VON HANS CHRISTOF WAGNER
«Langfristig wird sich die Investition
lohnen», sagte Regierungsrat Urs Hofmann im Festzelt, in dem am feierlichen Anlass Gemeinderäte, alt Gemeindeammann Toni Mösch, Vertreter des
Architekturbüros, Planer, Handwerker
und Gäste aus umliegenden Gemeinden im Fricktal und aus der deutschen
Partnergemeinde Frickingen sassen.
Hofmann sprach vom neuen Gemeindehaus als einem «Begegnungsort, der
identitätsstiftend ist». Dass ab 2017 mit
dem Einzug von Regional- und Kantonspolizei ins frühere Gemeindehaus
vis-à-vis kommunale und regionale
Dienstleistungen gebündelt in der Fricker Ortsmitte angeboten werden, sei
gut und entspreche der Zentrumsfunktion Fricks für das obere Fricktal.
«Hell, freundlich und elegant»
Drittes Gemeindehaus
Als «stattlichen und würdigen Bau
und trotzdem irgendwie schlicht, was
der Fricker Mentalität entspricht», würdigte Gemeinderat Thomas Stöckli, zugleich Präsident der Baukommission,
das vollendete Gebäude. Es komme
nicht oft vor, dass Frick die Einweihung
eines Gemeindehauses feiern könne –
vor dem Anlass am Samstag lediglich
zwei Mal: 1820 und 1950. Habe die Gemeinde im Jahr 2008 gehofft, sie könne
das 1950 erbaute und 1973 erweiterte
Gemeindehaus noch retten, setzte sich
bald die Erkenntnis durch: Ohne Neubau geht es nicht mehr weiter.
Doch nicht alle Fricker dachten so.
60 Nein-Stimmen gegen den Millionen-
Regierungsrat Urs Hofmann überreicht Gemeindeammann Daniel Suter eine Glocke als Geschenk zum Einzug.
HCW
Marion Steiger, deren Badener Architekturbüro 2011 den Gestaltungswettbewerb für das neue Fricker Gemeindehaus gewann, sagte: «Das neue Gemeindehaus strahlt Grösse und Stattlichkeit aus, fügt sich aber auch gut ins
Ortsbild ein und nimmt in hohem Masse Rücksicht auf die Nachbargebäude.
Mit zurückhaltender Repräsentation
kann das neue Gebäude zusammen mit
den bestehenden Bauten zu einem
stimmigen Gesamtensemble als Verwaltungszentrum für Frick werden.» Steiger lobte ihren Entwurf als «hell,
freundlich und elegant».
Laut Gemeindeammann Daniel Suter
ist die Freude über das neue Gemeindehaus wohl bei einer Gruppe am
grössten – denen, die dort arbeiten:
«Die hören gar nicht mehr auf zu strahlen, auch noch rund einen Monat nach
dem Umzug.»
Im Grossrats-Wahlkampf
sind die Würfel gefallen
Herznach Mit viel Witz stellten sich Grossratskandidaten
von vier Parteien beim «Speak
Out mit Icon Poet» vor.
VON PETER SCHÜTZ (TEXT UND FOTO)
Der Jodlerclub Laufenburg-Rheinfelden bereicherte die Messe.
HCW
Kirchen machen
die Nacht zum Tag
Eiken Ein volles Gotteshaus
und viel Leben im Pfarreizentrum – das erlebt Eiken nicht
alle Tage.
Eiken war bei der ersten kantonalen
Aktion «Lange Nacht der Kirchen» der
katholischen und reformierten Kirchgemeinden und Pfarreien im Aargau
eines der Zentren. «Wir haben das auch
im grossen Stil aufgezogen», sagt Karl
Widmer, Präsident der Kirchenpflege
Eiken-Münchwilen-Sisseln, auf Nachfrage der Aargauer Zeitung. «Wir haben
versucht, für alle Generationen etwas
auf die Beine zu stellen.» So hiess das
Motto für die Jugend: Chillen und Film
schauen im Dachgeschoss des Pfarrhauses, wo die Religionskomödie «Evan
Allmächtig» lief.
Rosenkranz am Kaminfeuer
Im Dachgeschoss des Pfarreizentrums wurden am Kaminfeuer Rosenkranzgebete gesprochen. Thomas Wallimann, Leiter des Sozialinstituts der
Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung,
hielt beim Gottesdienst die Festpredigt
und am späteren Abend einen Vortrag.
Der Jodlerclub Laufenburg-Rheinfelden
bereicherte die heilige Messe vor Hunderten von Kirchgängern.
Taizégebet zum Abschluss
Diese strömten nach rund einer Stunde Gottesdienst hungrig hinaus auf den
Kirchplatz, wo ihnen Mike Sawlewicz,
Sergio Polivito und Hans Strebel aus
grossen Kesseln heissen Risotto servierten. So gestärkt konnten sie auch das
Taizégebet mit den Kirchenchören,
dem Jugendchor und den Ministranten
erleben, mit dem die «Lange Nacht der
Kirchen» gegen 22.30 Uhr ausklang.
«Wir wollen mit der Beteiligung an
der Aktion für eine offene Kirche stehen, die alle willkommen heisst», führt
Widmer aus, warum die Eiker den grossen Organisationsaufwand auf sich nahmen. Hunderte von Helfern sorgten in
und ausserhalb der Kirche für einen reibungslosen Ablauf des ökumenischen
Anlasses. Von diesem wünscht sich Karl
Widmer für die Zukunft: «Das Zusammengehörigkeitsgefühl, das wir heute
erlebt haben, soll fortbestehen.» (HCW)
Der Wahlkampf für die Grossratswahlen kommt in Fahrt – oder mit Würfeln
auf den Tisch, wie im Herznacher Gemeindesaal am Freitagabend. Anstatt
einer Podiumsdiskussion fand dort
das erste Fricktaler «Speak Out mit
Icon Poet» und vier jungen Grossratskandidaten statt – eine spielerische
Form der Selbstvorstellung, die ohne
Parteiprogramm, dafür witzig über die
Bühne ging.
Die Spielidee war einfach: Fünf gewürfelte Icons (Bildzeichen), ein vorgegebenes Szenario und 180 Sekunden
Zeit, um sich eine Kurzgeschichte oder
eine Rede auszudenken. Es trauten
sich Benjamin Bieri (SP), Daniele
Mezzi (CVP), Sabrina Friedli (FDP) und
Fabio Tanner (Grüne).
Die Aargauer Slampoetin Patti Basler moderierte den Plausch, die Singer-Songwriterin Beata Bereuter gab
in den Pausen ihre Kunst zum Besten,
während Lukas Frei, der Icon Poet
zusammen mit seinen Brüdern Andreas und Ueli Frei erfunden hat, die
Würfel fallen liess. Was zu kniffligen
Konstellationen führte: zum Beispiel
eine Gitarre, eine Bohrmaschine, Ballone, ein Eimer und eine Karte mit
Herz-Ass. Daraus sollte eine Geschichte von einem Single, der einen Partner
sucht, entstehen.
Die Würfel waren an einer Leinwand über den Köpfen der Kandidaten zu sehen. Schweigen im Saal, noch
zehn Sekunden, um den Satz fertig zu
schreiben, dann Stift weglegen. Daniele Mezzi («Die Ersten werden die Ersten sein») machte den Auftakt am Mikrofon, gefolgt von Benjamin Bieri
(«Ich suche eine Heimwerkerin, ich
bin Romantiker»), Sabrina Friedli
Hatten Spass: Fabio Tanner (vorne v. l.), Daniele Mezzi, Sabrina Friedli und Benjamin Bieri, hinten Moderatorin Patti Basler und Icon-Poet-Miterfinder Lukas Frei.
(«Mit mir erlebt man viel») und Fabio
Tanner («Ich produziere fast keinen
Abfall, bewege mich immer mit einem
Heissluftballon fort, aber ab und zu
muss ich in der Nase bohren»).
Joker kamen zum Einsatz
Nach dieser Runde fasste Patti Basler die Vorträge kurz zusammen und
bat das Publikum, quasi den Souverän, um Applaus, damit ein Gewinner
eruiert werden konnte. Der erste Wür-
«Bei Icon Poet geht es
nicht um politische Reden,
sondern um Spontanität
und Humor.»
Lukas Frei Icon-Poet-Miterfinder
fel des Abends ging an Fabio Tanner.
Nächstes Szenario, von Basler vorgestellt: «Stellt euch vor, ihr seid tatsächlich gewählt worden und macht eine
Wahlfeier, nach der ihr halbnackt an
der Bar erwischt werdet – was sagt ihr
an der Pressekonferenz?» Die Bilder
dazu: Apfel, Knopf, Federball, Fisch-
gräte und eine LP. Sabrina Friedli erklärte die Situation so: «Das Kleid ist
mir vor lauter Freude geplatzt und die
Knöpfe sind davongeflogen.» Fabio
Tanner: «Ich entschuldige mich für gar
nichts», ebenso Daniele Mezzi, dessen
Äpfel «gestern recht sauer waren».
Schliesslich Benjamin Bieri: Er brachte
einen Joker, also jemand aus dem Publikum, der oder die sich für ihn zur
Verfügung stellt, ins Spiel. Colette Basler übernahm: «Ich kann nichts dafür,
da war doch dieses Plauschturnier.»
Die Runde ging an sie, beziehungsweise an Bieri. Später sprangen unter anderem Christoph Riner, Werner Müller
und Martin Steinacher als Joker ein.
Politik? Spielte an dem Abend keine
Rolle. Sollte sie auch nicht, wie Lukas
Frei fand: «Icon Poet ist eine Form, in
der man sich nicht vorbereiten kann»,
sagte er der az, «da geht es nicht um
politische Reden, sondern um Spontanität und Humor. Auch das ergibt ein
Bild von einer Persönlichkeit.»
Den Siegerschnaps hat übrigens Fabio Tanner gewonnen, knapp vor Benjamin Bieri.