Kleinschelker Treffen 2016

HOG Kleinschelken
Alle vier Jahre ein Kracher
Alle vier Jahre ein Kracher – so oder so ähnlich kann das Kleinschelker Treffen in der alten
Heimat beschrieben werden. Erneut fanden sich mehrere hundert Leute am 6. und 7.
August diesen Jahres zum gemeinsamen Andenken und Feiern im Dorf, welches an der
großen Kokel liegt, ein, und füllten für zwei Tage die Luft mit guter Laune.
„Erst die Fremde lehrt uns, was wir an der Heimat besitzen“, dieses Zitat von Theodor
Fontane war nicht nur klangvolle Einleitung auf dem Einladungsschreiben, sondern
wurde Motto des gesamten Treffens sowie der Besinnung an die eigenen Herkunft. Wie
bereits bei den letzten Treffen fanden auch dieses Mal die Festlichkeiten an einem
gesamten Wochenende statt. Aus allen Gegenden Deutschlands und sogar den USA kamen
die Besucher angereist und füllten das Dorf mehr und mehr mit Leben und in sehnlicher
Freude darauf, das bereits 17. Kleinschelker Treffen zu feiern. Schon Monate im Voraus
arbeitete die HOG auf Hochtouren, um alles zu organisieren und die großen sowie kleinen
Probleme zu minimieren. Wie auch beim letzten Treffen 2012 wurde der Partyservice
eines ansässigen Lokals in Anspruch genommen, um die Mengen an Verpflegung stemmen
zu können. Schon am Freitag konnten sich die Besucher die Anstecknadeln für das baldige
Treffen im Kirchhof abholen, das bereits zu freudigen Wiedersehen führte. Die ersten
alten und neuen Kontakte wurden aufgefrischt und die Freude auf die zwei kommenden
Tage war kaum zu bändigen.
Samstagmorgen um 10 Uhr begann endlich der langersehnte Auftakt des Treffens mit
einem andächtigen Gottesdienst. Geleitet wurde dieser von Pfarrer Auner, welcher selbst
aus Kleinschelken stammt, und von Pfarrer Servatius-Depner, welcher den meisten wohl
bekannt sein dürfte, da er der Stammpfarrer der evangelischen Kirchengemeinde
Mediasch ist. Wie zu erwarten fanden sich sehr viele Besucher in der historischen
Katharinenkirche ein, und gaben durch das Tragen der Trachten ein vollkommenes Bild
ab. Wie es sich zu der damaligen Zeit gehörte, saßen die Jugend sowie Kinder im vorderen
Teil des Gotteshauses. Der Gottesdienst wurde auch dieses Mal musikalisch untermalt
durch den Kleinschelker Chor und das fantastische Orgelspiel von Alfred Weiss. Neben
der Erinnerung an die eigene alte Heimat, fand die Predigt auch Anklang an aktuell
politischen und gesellschaftlichen Geschehnissen und Problemen. Beide Pfarrer
gestalteten einen festlichen und andächtigen Gottesdienst, welcher die Besucher feierlich
einstimmte. Wir bedanken uns an dieser Stelle sehr herzlich bei Pfarrer Auner und Pfarrer
Servatius-Depner für ihre wohlwollenden Worte.
Der feierliche Auszug aus der Kirche und Einzug auf den Marktplatz wurde unter
musikalischer Begleitung einer rumänischen Blaskapelle begleitet. Diese war ein
Geschenk des Rathauses Kleinschelken zugunsten der Siebenbürger Sachsen und ihres
traditionellen Treffens. Eingeleitet wurden die Grußworte auf Deutsch von Hans Draser,
danach folgte Uwe Draser auf Rumänisch, welcher mit seiner Familie einer von wenigen
Siebenbürger Sachsen im Dorf darstellt. Auf den Markplatz hielten der Bürgermeister von
Kleinschelken sowie einige andere namhafte Ehrengäste der rumänischen Lokal- und
Kreispolitik Ansprachen. Der HOG Vorsitzende Georg Weiss jun. konnte aus familiären
Gründen nicht am Treffen teilnehmen, seine Schwester jedoch überbrachte
stellvertretend seine Grußbotschaft an alle Besucher. Heinzpeter Hermann begrüßte die
Gäste aus den USA feierlich auf Englisch, und ein Besucher verkündete stimmungsvoll „ick
bin ein Kleinschelker“. Nach den Ansprachen fand der zweite Punkt der festlichen
Zeremonie statt. Zur Freude aller Zuschauer führten die Kinder einen Tanz auf –
selbstverständlich in siebenbürgisch Sächsischer Tracht. Der Applaus war tosend, die
Kleinen hatten eine tolle Darbietung geliefert und können stolz auf ihre monatelange
Vorbereitung sein. Als weiterer Kulturbeitrag führte die Jugend Kleinschelkens die
„schwäbische Tanzabfolge“ vor, die unter langer Vorbereitung einstudiert wurde. Auch
sie konnten die Zuschauer begeistern, und womöglich einige an ihre eigene Jugend
erinnern und wehmütig stimmen. Die HOG bedankt sich bei Anita Groß für ihre Rolle als
Tanzlehrerin und für das Einstudieren der Tänze.
Das gemeinsame Mittagessen rundete den ersten Teil des festlichen Zusammenkommens
ab. Die 590 Teilnehmer ließen es sich bei hochsommerlichen Temperaturen schmecken.
Der Nachmittag lief etwas ruhiger ab, und konnte für das ein oder andere Gespräch
genutzt werden. Hans-Gerhard Pauer gestaltete Samstag- und Sonntagnachmittag eine
circa einstündige historische Führung durch die Kirche und Kirchenburg. Dabei ging er
näher auf die Herkunft der Siebenbürger Sachsen und im Besonderen auf die Geschichte
Kleinschelkens und ihrer Kirche ein. Bei Kaffee und Kuchen konnten weiterhin anregende
Gespräche getätigt werden, und auch das Abendessen lies nicht lange auf sich warten.
Nachdem die letzte Stärkung des Tages eingenommen war, ließ die Musikband SchlagerTaxi den Saal ordentlich kochen und heizte die Stimmung auf. Der erste Tag fand gegen
halb vier morgens sein Ende und ließ die Kleinschelker in voller Erwartung auf den
nächsten Tag sowie Abend.
Der Sonntag startete mit einem andächtigen Gottesdienst aller Verstorbenes auf dem
evangelischen Friedhof geleitet von Pfarrer Auner. Vor der Tafel der gefallenen Soldaten
des ersten und zweiten Weltkriegs wurden auch melancholische Töne angeschlagen, und
viele Besucher genossen die ruhigen Minuten. Daraufhin fanden sich alle erneut zum
gemeinsamen Mittagessen ein und hatten den Nachmittag wieder Zeit für viele Gespräche
mit ihren Landsleuten. Wie schon ober erwähnt leitete auch Sonntagnachmittag HansGerhard Pauer die Besucher in die Kirchenburg, und zusätzlich wurde auch das
Heimatmuseum auf dem Pfarrhof eröffnet, um den Besuchern einen Einblick in die
Geschichte des Dorfes zu geben.
Nach dem Abendessen sorgte das Schlager-Taxi wieder für eine ausgelassene Stimmung.
Zusätzlich wurde das Abendprogramm von zwei Tanzgruppen mitgestaltet. Eine Gruppe
von Frauen führte einen Line-Dance auf und animierte die Gäste zum Mitmachen. Danach
wurde die Bühne geräumt für einen Rock’n’Roll-Tanz, welche die Jugend wochenlang in
Deutschland einstudiert hatte. Beide Programmpunkte fanden großen Anklang bei den
Besuchern und luden den ein oder anderen ein, selbst das Tanzbein zu schwingen. Auch
dieser Abend wurde lang und ausgiebig gefeiert und einige Besucher traten ihren
Heimweg erst gegen Morgen an.
Im Gegensatz zu den letzten Jahren wurde dieses Mal am Montag kein Fußballturnier
ausgetragen. Es fand jedoch am Abend auf dem sogenannten Schulberg ein Lagerfeuer
statt, welches die hauptsächlich männliche Jugend aufgestellt hatte. Mit 40 Fackeln fand
der Zug Stück für Stück seinen Weg bis zum aufgestellten Holz, und wurde unter
muskalischer Begleitung zweier Kleinschelker angezündet. Ein Highlight waren auch die
zahlreichen Lampions, welche den Nachthimmel mit hellen Punkten erleuchten ließen.
An dieser Stelle sei dem HOG Team, allen Organisatoren und jeder helfenden Hand ein
großer Dank ausgesprochen, da so ein Fest ohne sie nicht hätte stattfinden können. Auch
beiden Pfarrern ist für das Gestalten der Gottesdienste gedankt. Es ist immer eine
Besonderheit, in das eigene Dorf beziehungsweise in das Dorf der Eltern zurückzukehren
und dort mit allen gemeinsam zu feiern. Die Gemeinschaft in Kleinschelken hatte und hat
einen großen Stellenwert und wird durch das Veranstalten der Treffen weiter am Leben
gehalten. Auch dieses rauschende Fest soll Ansporn dazu sein, weiterhin den
Gemeinschaftssinn und die Aufrechterhaltung der Traditionen der Siebenbürger Sachsen
sowie der Kleinschelker zu pflegen.
Sonja Mai
Kleinschelker Jugend begeistert mit einem traditionellen Volkstanz auf dem diesjährigen
Heimattreffen in Siebenbürgen. Foto: Elke Schoger.