Reiseinformationen Kanada - Neufundland Mit einem Hauch von Abenteuer Teil 3 - Gros Morne NP und Wikingersiedlung Bericht von Peter Longley Vom Terra Nova Nationalpark steuern die meisten auf dem Trans Canada Highway (1) direkt den Gros Morne Nationalpark an. Wer allerdings unterwegs noch Zeit für einen Abstecher hat, sollte sich ganz auf die Region um Twillingate konzentrieren. An Gander vorbei biegt man dann beim Notre Dame Provincial Park auf die 340 und fährt über Lewisporte an der Küste entlang. In Lewisporte kann man bei einer Rast das Museum “By the Bay” besuchen, das einen Eindruck vom knochenharten Alltag der Menschen im 19. und frühen 20. Jahrhundert vermittelt. Außerdem findet man Kulturzeugnisse der Beothuck-Indianer und historische Schiffsbaupläne. Twillingate ist eine kleine Hafenstadt direkt an Bucht Notre Dame Bay im Nordosten Neufundlands. Diese Küstenregion mit seinen malerischen Buchten und vielen kleinen Inseln gilt als eine der schönsten und abwechslungsreichsten Landschaften. Am Long Point Lighthouse - nahe Twillingate - kann man sogar im Sommer Eisberge betrachten, die Richtung Süden treiben. Natürlich tummeln sich hier auch häufig Wale, so dass die Chance, welche zu sehen, wirklich groß ist. Östlich Twillingate liegt die Insel “Change Islands”, wo sozusagen die Zeit in den Anfängen der Besiedelung im 18. Jahrhundert stehen geblieben zu sein scheint. Einer der großen Höhepunkte der Neufundlandreise ist mit Sicherheit der zum UNESCO-Welterbe zählende “Gros Morne Nationalpark”. Der Name leitet sich vom Gros Morne Mountain ab, was soviel wie “großer alleinstehender Berg” bedeutet. Mit 806 Metern ragt er auch imposant in die Höhe. Der Gros Morne NP ist 1805 qkm groß, die höchste Erhebung der Appalachen und größter Nationalpark der Insel. Die Landschaft ist gekennzeichnet durch Fjorde, Buchten, Seen, Hochebenen und Gebirgstäler, die in der Eiszeit entstanden sind wie der Western Brook Pond, ein Fjord, der die Verbindung zum offenen Meer verloren hat und jetzt reinstes Süßwasser aufweist. Im Nationalpark gibt es mehrere Ortschaften, Rocky Harbour ist mit 1.300 Einwohnern die größte Ansiedlung. Das Besucherzentrum informiert umfassend. Von hier kann man Bootstouren starten und auch sonst ist Rocky Harbour ein guter Ausgangspunkt, um den Nationalpark zu entdecken. Bootstour bei Twillingate Tablelands Gros Morne Nationalpark Rundfahrt im Western Brook Pond Western Pond - Gros Morne Nationalpark Gros Morne Western Brook Pond Reiseinformationen Kanada - Neufundland Mit einem Hauch von Abenteuer Teil 3 - Gros Morne NP und Wikingersiedlung Da sind zunächst die Tablelands, die geologische Phänomene des Parks aufweisen. Kahle Berge aus stark mineralhaltigem Gestein in einer Zusammensetzung, die jegliches Wachstum von Pflanzen verhindert. Es ist wie eine Mondlandschaft, ohne Vegetation, eine einzige gebirgige Einöde. Das Gestein stammt aus 10 Kilometern Tiefe und wurde an die Oberfläche geschoben beim Zusammenprall der Kontinentalplatten. Das ist so selten, dass dies die UNESCO zur “World Heritage Site” erklärt hat. Nur dort wo inzwischen etwas Erde angeweht wurde findet man in feuchten Senken oder bei Wasserläufen einige wenige Pflanzen. Die übrigen, die Hochfläche überragenden Hügel sind kahl und stechen deshalb so hervor, weil die sie umgebenden Erhebungen in ihrer Nähe dicht bewaldet bzw. begrünt sind. Nicht weit von den Tablelands entfernt kommt man in die “Green Gardens”, die sich zur Küste hin erstrecken. Sie erinnern eher an eine Parklandschaft, in die eiszeitliche Gletscher große Felsen aus den Tablelands hineingeschoben haben und die entsprechend deplatziert in dem fruchtbaren Grün wirken. Für Karibus, Elche, Schneehühner, Schwarzbären und viele andere Tiere ist der Gros Morne Nationalpark zur Heimat geworden. Im Gros Morne Nationalpark kann man ohnehin mehrere Tage verbringen. Allein die Wanderung zum Gros Morne Mountain dauert 7-8 Stunden. Der Weg kann jedoch bis in den Juni hinein geschlossen sein wegen Schnee, aber auch, um die Tiere mit ihren Jungen nicht zu stören. Ansonsten plagt sich der Nationalpark mit den Begleiterscheinungen, die mit den Besuchern einhergehen. So holen sich z.B. Füchse oder Bären die Lebensmittel-Reste, die sorglos weggeworfen wurden. Intensive Informationen sollen die Besucher dazu anhalten, sich hier entsprechend zu verhalten. Vom Gros Morne Nationalpark aus geht die Route nach Norden bis nach Port aux Choix, wo eine Ausgrabungsstätte mit angeschlossenem Museum über die alten Kulturen der “Maritim Archaic Indian”, der “Dorset”- und der “Groswater”-Eskimos informiert und dazu auch Überreste wie Waffen, Werkzeuge und anderes zeigt, das an der Küste gefunden wurde. Die Region war früh besiedelt, da der Reichtum an Meerestieren als Nahrungsquelle für die Menschen vorhanden war. Wenn das Wetter zu schlecht für den Marsch zur Ausgrabungsstätte an der Küste ist, kann man sich im Museum wenigstens eine Filmvorführung ansehen. Führung in den Tablelands Elch im Gros Morne Nationalpark Lobster-Grillen am Lagerfeuer Am Coastal Trail - 540 km Wanderweg Reiseinformationen Kanada - Neufundland Mit einem Hauch von Abenteuer Teil 3 - Gros Morne NP und Wikingersiedlung Die Straße führt an der Küste entlang. Doch wenn schlechtes Wetter herrscht, kann man den Blick aufs Wasser hinaus auf den “Gulf of St. Lawrence” natürlich nicht sonderlich genießen. Auf dem letzten Stück des Weges zur Spitze der Nordinsel bieten sich einige Stopps und Abstecher an. So bei Reefs Harbour und an anderen Stellen, wo wir die malerisch gelegenen Fischerdörfer mit Bootsanlegestellen und aufgestapelten Hummerkörben sahen, aber das nächste Ziel ist mit Sandy Cove eigentlich bereits anvisiert, eine langestreckte Sandbucht mit einer Steilküste im Rücken. Der Weg an der Küste zeigt das rauhe Klima überdeutlich. Die Bäume und Strächer sind dichtstehende, landeinwärts gerichtete, krumgewachsene bzw. gebeugte niedrige Tuckamore Fichten. Von hier scheint es nur ein Katzensprung hinüber nach Quebec und Labrador zu sein. Und so ist es auch. Die Fähre über die Straße von Belle Isle geht saisonal bedingt ab St. Barbe nach Blanc Sablon. Die letzte Station unserer Reise führt uns nach L´Anse aux Meadows, wo wir das als Nationalerbe deklarierte Wikingerdorf besuchen. Das für die Wikinger typische Langhaus ist rekonstruiert und wenn es kalt ist, was selbst im Juli vorkommen kann, darf man sich am wärmenden Feuer niederlassen. Zweifel sind berechtigt, ob dies nun ein besonders guter Platz war für die Wikinger, um sich hier nieder zu lassen. Im Visitors Centre erfährt man dann mehr über diesen historischen Platz, der eigentlich deshalb so bedeutend ist, weil er die überlieferten, altisländischen Sagen und Erzählungen verifizierte. Leif Eriksen hatte dieses Land als “Vinland” (Grasland) bezeichnet und mehrere Fahrten der Wikinger ausgelöst. Aber erst die Ausgrabungen dieser Stätte in Nordneufundland durch Helge und Anne Ingstad um 1960 bewiesen, dass sie wirklich statt gefunden haben. Sie konnten belegen, dass um das Jahr 1000 Nordeuropäer hier überwintert haben. Die “echten” Zeugnisse für die Anwesenheit sind nicht sehr spektakulär, so greift man vielfach auf Nachbildungen aus Europa zurück, um das zu dokumentieren, was sich hier abspielte. Über St. Anthony ging es zurück nach St. John´s, unseren Ausgangspunkt der Reise. Alles in Allem ein echtes und unverfälschtes Reiserlebnis. Alle Fotos: COURTESY NEWFOUNDLAND AND LABRADOR “Grünes Land” - geeignet heute für Golfsport Boot an der Frenchman Cove L´Anse aux Meadows Nordlichter in Labrador
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