Untitled - Jo Schimberg

Eine Person Möge
Leiten Wo Ein
Richter Schläft
Eine Tragödie
Jo Schimberg
AKT 1
Abends an der Tankstelle
Er. Freund. Sie.
Er.
Was würde ich drum geben sie jetzt zu sehen,
Unendlich leer fühlt sich meine Seele.
Meine Liebe bleibt für sie immer bestehen,
Doch fühle ich mich nicht in ihrer Nähe.
Freund.
Jetzt übertreibst du aber finde ich doch,
Dein Geist wirkt nur benebelt vom Trinken.
Lass es sein die Trinkerei und gleich sofort,
Hör auf der Flasche zum Gruß zu winken,
Bedenke wenn sie dich so sehen würde,
Enttäuscht wäre sie von dir und mit Recht,
Soll die Liebe scheitern an dieser Hürde?
Bist du der Trinkerei oder der Liebe Knecht?
Jetzt reiß dich endlich mal an deiner Würde.
Er.
Nur die Liebe schlägt in meiner Brust,
So fühle ich täglich die Liebeslust,
Drum bin ich selbst über mich erbost,
Doch spendet mir die Flasche gerne Trost.
Freund.
So wirst du nie ihre Gunst erlangen,
Nicht erlernen sie zu verstehen,
Und für immer auf Distanzen leben,
Innerlich von der Qual gefangen.
Er.
Gerne würde ich mich zu ihr begeben,
Wäre ich doch nicht so sehr verlegen.
Freund.
Siehe dein Problem wird sofort gelöst,
Schau wer uns da entgegen stößt.
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Sie.
Ich grüße euch, lange nicht gesehen.
Er stotternd.
Er.
Mein Gruß lässt sich von selbst verstehen.
Sie lächelt und geht weiter.
Freund.
Du musst die Gelegenheit ergreifen,
Oder muss dich erst der Teufel kneifen?
Du musst dich endlich zusammenreißen,
Sie wird dir schon nicht den Kopf abbeißen.
Er.
Doch würde ich nun zu ihr gehen,
Würden mir die Worte fehlen,
Würde mich wohl zum Affen machen,
Und sie nur über mich lachen.
Freund.
Lass es dann nun lieber sein,
Doch so wird sie niemals dein.
Nachts
Er. Stimme. Vögel.
Er träumt.
Er.
Über Bäume will ich springen,
Berge für dich erklimmen,
Will Ozeane durchschwimmen,
Gefahren überwinden.
Stimme.
Ohne ständig Gedanken zu lesen,
Musst du lernen sie zu verstehen,
Wissen in ihrem Herzen zu leben,
Zu Streben, dir darf nichts entgehen.
Aufdringlich sollst du auf keinen Fall sein,
Denn sonst bist du bald wieder allein.
Er.
Recht muss ich deiner Aussage geben,
Doch höre ich dich immer nur reden,
Offenbare mir dein wahres Gesicht,
Versteckspiele wünsche ich mir nicht.
Stimme.
Bin nur eine der gekränkten Seelen,
Die zwischen mehreren Welten lebt,
Auf der Suche nach Identität,
Werde ich an deiner Seite kleben.
Eine Person Möge Leiten Wo Ein Richter Schläft
Er enttäuscht.
Er.
Also werde ich dein Äußeres nicht sehen?
Stimme.
Vielleicht später in deinem kurzen Leben,
Doch werde ich dich nun alleinelassen,
Lerne die Gelegenheit zu erfassen,
Ohne gefangener Flaschengeist zu sein,
Gewöhne dich ansonsten lieber an ein Nein.
Er entschlossen.
Er.
Noch heute werde ich zu ihr gehen,
Mir den schnellsten Weg über Steine suchen,
Auch wenn meine Beine jetzt schon fluchen,
Werde ich jede Hürde auf mich nehmen.
Er geht los.
Vögel.
Nur frei musst du sein so wie wir,
Dann gehört das Himmelsreich bald dir,
Drum schenke ihr nicht dein Leben,
Das wird dir nur die Freiheit nehmen.
Er.
Aus Freiheit wurde Einsamkeit,
Daraus entwickelte sich Leid,
Aus Leid wurde Unsicherheit,
Daraus entwickelte sich Neid,
Was hilft mir da noch die Freiheit?
Er klopft an die Tür.
Vögel.
Höre nicht auf das Herz,
Oder magst du den Schmerz?
Höre lieber auf den Verstand.
Er.
Ihr redet gegen eine Wand.
Vögel.
Du läufst in dein eigenes Unglück,
Kommst ihm immer näher Stück für Stück.
Du willst dich nicht belehren lassen,
Deshalb werden wir dich verlassen.
In einem Geschäft
Er. Freund. Verkäufer.
Er.
Neue Kleider werde ich mir zulegen,
Sie werden mir neue Persönlichkeit geben.
Auch neue Schuhe werde ich mir kaufen;
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Sie werden mir helfen in mein Glück zu laufen,
Denn Kleider machen bekanntlicherweise Leute.
Erlangte ich noch nicht ihre Aufmerksamkeit,
So erhoffe ich um so mehr es glückt mir heute,
Denn die Warterei bin ich schon sehr lange leid.
Freund.
Etwas Außergewöhnliches soll es also sein,
Edel, anziehend, auffällig und auch sehr fein,
Damit sie nur noch Augen hat für dich allein,
Also Selbstvertrauen aufbauen auf einen Schein?
Er.
Irgendwo muss ich schließlich beginnen,
Sonst werde ich sie nie für mich gewinnen.
Freund.
Deine Art und Weise gefällt mir nicht,
Du musst den inneren Teufel ertrinken,
Und nicht versuchen dich selbst zu linken,
Denn innerlich musst du glänzen wie das Licht.
Verkäufer. Kann ich den Herrschaften behilflich sein?
Er.
Nein danke, wir wollten gerade gehen.
Freund.
Der Herr muss lernen sich zu verstehen.
Verkäufer verwirrt.
Er beleidigt.
Er.
Der Herr weiß sehr wohl was zu tun haben,
Wäre sie nun hier, würde ich sie fragen,
Diesen Schritt würde ich heute wagen,
Würde sie sofort zum Essen einladen.
Freund sieht sie im Geschäft.
Freund.
So so du würdest sie einladen?
Dann geh zu ihr, du kannst es ihr sagen,
Du kannst vielleicht im Glück noch baden,
Na los, du wolltest es schließlich wagen.
Er.
Würde ich nur ihren Wohnort kennen,
So wäre ich doch nicht mehr bei dir.
Doch leider trennt der Zufall mich von ihr,
Weiß sie nicht mit Namen zu nennen.
Freund.
Musst dich nicht bemühen sie zu suchen,
Und nicht über den Zufall fluchen,
Denn nur für dich hat er sie gefunden,
Hat wohl Mitleid für dich empfunden,
Du brauchst dich lediglich umzusehen,
Dann wirst du lernen zu verstehen.
Er sieht sich um und erblickt sie.
Er stotternd.
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Er.
Leider kann ich sie unmöglich grüßen;
Schau dir nur meine zerfetzten Kleider an,
So kleidet sich niemals ein wahrer Mann.
Sehr schwer würde ich diesen Fehler büßen.
Freund spöttisch.
Freund.
Dich würde ich niemals als wahren Mann anerkennen,
Dieser würde sich angemessen zu benehmen wissen,
Und seine Verlegenheit endlich beim Namen nennen.
Doch du grüßt das Publikum immer hinter den Kulissen.
Sie wird sich vielleicht über deine Anwesenheit freuen,
Wenn sie das nicht tut wird es nicht an den Kleidern liegen.
Wenn du nicht zu ihr gehst wirst du es später bereuen,
Denn bedenke der wagt kann möglicherweise siegen,
Der sich versteckt kann nur armsehlig zu Grunde gehen.
Er.
Du hast es geschafft lange genug auf mich einzureden,
Deshalb werde ich mich heute auf die Bühne wagen,
Und wie bereits gesagt sie zum Abendessen einladen.
Spät Abends
Er betrunken. Stimme.
Er.
Die Liebe will mich nicht glücklich machen,
Sie hört nicht auf über mich zu lachen;
Täglich will sie mich mit Füßen treten,
Und ich muss lernen damit zu leben.
Stimme.
Herr Flaschengeist, Herr Flaschengeist,
Der,der in der Flasche reist,
Und nicht versteht was Liebe heißt,
Immer von der Hoffnung speißt.
Er wütend.
Er.
Höre doch wie sie über mich lacht,
Hörst du auch in welchem Ton sie das macht?
Spotte du nur erbärmliche Welt,
Du, die nicht das Böse vom Guten trennt.
Wenn du nicht einmal die Liebe kennst,
Frage ich mich was du wohl glücklich nennst.
Stimme.
Glücklich, so nenne ich nur den Mann,
Der weiß was es heißt das Spiel zu leben.
Wenn er die Leere nicht füllen kann,
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Bleibt er nicht an Ort und Stelle kleben.
Er sucht sich stehts einen neuen Weg,
Und springt herausfordernd vom Wassersteg.
Er.
Wäre nur dieser Steg zu sehen,
Dann würde ich einen Kopfsprung wagen,
Denn der nicht wagt, der kann nicht leben,
Doch möchte das Wasser mich nicht tragen.
Stimme.
Nicht einmal mit den Fischen magst du reden,
Schade, vielleicht würden die dich verstehen.
Er.
Ich mag weder deine Fische noch dich,
Denn du glaubst stehts alles besser zu wissen,
Jedoch ist deine Art ganz widerlich,
Und deine Ratschläge sind echt beschissen.
Er.
Wäre nur dieser Steg zu sehen,
Dann würde ich einen Kopfsprung wagen,
Denn der nicht wagt, der kann nicht leben,
Doch möchte das Wasser mich nicht tragen.
Stimme.
Schon gut, ich werde dich in Ruhe lassen,
Du musst nicht gleich beleidigend werden;
Bedenke dich selbst gilt es doch zu hassen,
Einige schmieden ihr Glück auf Erden,
Wieso soll dir dies also nicht gelingen?
Lasse dir Szepter und Krone bringen.
Stimme verschwindet.
Er.
Wie soll ich denn mein persönliches Glück finden,
Wenn ich Liebe und Geld verloren habe,
Und im Herzen nichts als Wut und Trauer trage,
Wie kann ich mich mit der Freude verbinden?
Stille.
Auf der Straße
Er. Frau. Kind. Fremder.
Frau.
Habe lange keine neue Person gesehen,
Und schon gar nicht ein wohl genährter, reicher Mann,
Eine Person Möge Leiten Wo Ein Richter Schläft
Sag mir wieso willst du den Weg der Straße gehen,
Was zieht einen Menschen wie dich in ihren Bann?
Er.
Das Glück mag mich offensichtlich nicht mehr leiden,
So habe ich betrunken mein ganzes Geld verspielt,
Da die Frau meiner Träume mich so gar nicht liebt.
Habe das Gefühl sie versucht mich stehts zu meiden.
Meine Einladung zum Essen hat sie auch vergessen,
So habe ich mich mit den Getränken gemessen.
Frau.
Also wieder die Liebe die die Sorgen bereitet,
Diese Augenkrankheit ist leider sehr verbreitet.
Doch soll man die Liebe nicht mit seinen Augen sehen,
Man muss lernen ihre Thematik zu verstehen.
Eine kurze Pause.
Stimme.
Ich habe viel über ihre Thematik nachgedacht.
Jedoch hat mir das nur Kummer und Sorge gebracht.
Am Ende hat immer diese verfluchte Stimme gelacht.
Sie meinte diese Welt wäre nicht für Liebe gedacht,
Hat über das Leben in Tiefe und Länge gesprochen,
geflucht, als hätten die Menschen es entzweigebrochen.
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