Rheinland PDF - klaes-regio Fotoverlag Holger Klaes

Rheinland
Landschaft Denkmal Natur
2016
Rheinischer Verein
Für Denkmalpflege und Landschaftsschutz
Elisenbrunnen in Aachen
„Zwei glänzende Erscheinungen im Gebiete der
Baukunst“, so schrieb der Dichter Friedrich von Matthisson im Mai 1827 in sein Tagebuch, „fesseln seit
kurzer Frist die gerechte Bewunderung des Reisenden …“
Nur knapp 1.000 Kurgäste waren am Ende der
napoleonischen Epoche pro Jahr nach Bad Aachen
gekommen. Deshalb überlegte man, wie man das
zahlungskräftige Publikum für die Bäder interessieren könnte. Mit der Einrichtung einer Bäderkommission 1817 und den nun vorangetriebenen Neubauplanungen konnte ein erster entscheidender Schritt
getan werden. Endlich reisten die preußischen Majestäten nach Aachen, um die Grundsteine für „das
Schauspielhaus und den Preußens Kronprinzessin
geweihten Brunnentempel“ am 16. November 1822
anlässlich des 25-jährigen Regierungsjubiläums
Friedrich Wilhelms III. zu legen. Der Elisenbrunnen
trägt den Namen der Gemahlin Friedrich Wilhelms
IV., Elisabeth Ludovikas, Prinzessin von Bayern
(1801-1873). Ihre Büste, die der Bildhauer Christian
Friedrich Thieck aus edlem Marmor fertigte, ist seit
der offiziellen Eröffnung 1828 bis heute, wenn auch
nur als Abguss, in der Halle zu sehen.
Der Elisenbrunnen ist ein klassizistisches Bauwerk,
das der Baumeister Johann Peter Cremer entwarf.
Da es mit öffentlichen Geldern gefördert wurde,
mussten die Pläne der Oberbaudeputation in Berlin
vorgelegt werden. Dort hat Karl Friedrich Schinkel
Korrekturen hinsichtlich der Statik und der Begrenzung der Baukosten vorgenommen. Trotzdem überschritt man bei der Fertigstellung im Mai 1827 die
veranschlagte Bausumme von knapp 16.000 Talern
um 75 Prozent.
Bei dem breit gelagerten Bauwerk wird der höhere
und von einem Pinienzapfen bekrönte Mittelbau,
die Rotunde, durch zwei Wandelhallen mit zwei
seitlichen Pavillons verbunden. Die Front bestimmen dorische Säulen. Sie tragen über einem Gebälk
mit Metopen- und Triglyphenfries das kaum in Erscheinung tretende flache Bleidach.
Das heiße, schwefelhaltige Wasser kommt über eine
Leitung aus der Kaiserquelle am Büchel. In der Rotunde führten ursprünglich zwei geschwungene
Treppenläufe in das Untergeschoss zum Brunnenausschank. Mit dieser Anordnung sollte der Innenputz an Wänden und Decke durch die schwefeligen
Dämpfe weniger stark beschädigt werden.
Im Zweiten Weltkrieg kam beinahe das Ende für
den Elisenbrunnen. Nur Teile der Wände und Säulen blieben stehen. Man wollte den Brunnen sogar
an das gegenüberliegende Ende des neu entstandenen Elisengartens versetzen. Fast genau auf den
Tag 131 Jahre nach der Eröffnung 1827 wurde der
Elisenbrunnen wieder seiner Bestimmung übergeben. Den Wiederaufbau leitete der Architekt Thomalla vom städtischen Hochbauamt. Heute ist der
Elisenbrunnen der einzige Ort in der Innenstadt,
an dem jeder sein „Aachener Wässerchen“ trinken
kann. Wenn sich in einer lauschigen Sommernacht
auf dem blank polierten Boden der Rotunde die
Tangofans drehen, tun sie das sicherlich nicht mit
dem Bewusstsein, dass der Elisenbrunnen sowohl an
das Kurleben Aachens als auch an Aachens Zugehörigkeit zur preußischen Rheinprovinz erinnert.
Dr. Holger A. Dux
Foto: Holger Klaes
Remscheider Talsperre
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01.01. Neujahr
Die Eschbachtalsperre in Remscheid
Vor über 100 Jahren war die Bergische Region von
einem wahren Pioniergeist der Technik erfüllt. Die
Schwebebahn in Wuppertal, die Müngstener Brücke
sind Beispiele dieser innovationsreichen Epoche. Die
erste Trinkwassertalsperre der Welt ließ die Stadt
Remscheid 1891 im Tal des Eschbachs errichten. Es
folgte ein wahrer Boom von Talsperrenbauten, um
die Trinkwasserprobleme der wachsenden Industriestädte zu lösen. Unternehmer wie Robert Böker
(1843-1912) und der Remscheider Bürgermeister
Ludwig von Bohlen (aus der Familie der Krupp-Gründer) hatten schon Anfang der 1880er Jahre die Remscheider Bevölkerung von der Notwendigkeit einer
besseren Trinkwasserversorgung überzeugt, denn
Wasserknappheit drohte den Remscheidern fast in
jedem trockenen Sommer. Das Projekt war so berühmt, dass der preußische Prinz Friedrich Leopold
am 15. Juli 1887 das imponierende Bauwerk besichtigte. 1889 kam sogar Kaiser Wilhelm II. nach Remscheid und lobte die wasserwirtschaftliche Großtat.
Man hatte in dem Aachener Wasserbauingenieur
Prof. Otto Intze (1843-1904) einen Pionier des Talsperrenmauerbaus gefunden, der den Remscheidern zum Bau einer von ihm entwickelten Sperrmauer aus Bruchsteinmauerwerk riet. Der 1883 in
Mecklenburg geborene Intze war bis 1862 Sekretär
beim Bau der Riga-Dünaburger Eisenbahnlinie und
studierte später an der TH Hannover. Nach dem Diplom wurde er Lehrer an der Baugewerbeschule
in Holzminden. Als Baukonstrukteur beim Bau des
Strom- und Hafenbaus der Stadt Hamburg war er
maßgeblich an der Anlage der heute noch bestehenden Landungsbrücken und Kaimauern beteiligt.
1869 wurde er Professor für Baukonstruktionen und
Wasserbau an der TH Aachen. Bekannt machten ihn
seine Konstruktionen von Gas- und Wasserbehältern in Zylinderform mit halbkugeligem Boden, Vorbilder für die vielen Wassertürme in Deutschland.
Dass in großen Seen gestautes Wasser auch als Trinkwasser genutzt werden kann, bewiesen endgültig
erst bakteriologische Untersuchungen nach dem
Bau der ersten Sperre bei Remscheid. Bis zu seinem
Tod 1904 baute Otto Intze allein zwölf Sperrmauern.
Die Mauer der Remscheider Talsperre hat eine Kronenlänge von 160 m bei maximaler Breite von 5,01
m. Ihre Höhe über der Gründungssohle beträgt
24,97 m, ihr Stauraum etwas über 1 Mio. qm³.
Die denkmalgeschützte Mauer wurde von 1991
bis 1993 saniert. 2004 schlossen die Remscheider
Stadtwerke das Wasserwerk unterhalb der Sperrmauer, da nun das Trinkwasser für Remscheid aus
der Großen Dhünntalsperre bezogen wurde. Die
Eschbachtalsperre bleibt jedoch weiterhin als Trinkwasssersperre erhalten. Die Stadtwerke Remscheid
sind Eigentümer der Talsperre, verwaltet wird sie
vom Wupperverband.
Gisela Schmoeckel
Foto: Holger Klaes
Burg Wissem in Troisdorf
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KW 2
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Burg Wissem in Troisdorf
Über den Ursprung der erst seit den 1430er Jahren
urkundlich gesicherten Wasserburg, die als Stammsitz der Herren von Troisdorf gilt, ist kaum etwas
bekannt. Nach mehreren Umbauten und Besitzerwechseln des landtagsfähigen Rittersitzes kam dieser 1833 an Clemens von Loe, der um 1840 anstelle
eines älteren Baus das klassizistische Herrenhaus
errrichten ließ. Seit 1939 gehört das Schloss der
Gemeinde Troisdorf, die es von 1945 bis 1981 als
Rathaus nutzte. Seit 1982 sind in Burg Wissem ein
Museum für Bilderbuchkunst und Jugendbuchillustration (es informiert über Stile und Tendenzen der
Bilderbuchillustration der letzten 100 Jahre) sowie
ein Restaurant eingerichtet. Die Ergebnisse archäologischer Untersuchungen legen nahe, dass unter
dem heutigen Bestand Bausubstanz des 13. Jh. in
Resten erhalten ist. Von der Schlossanlage blieb das
auf 1742 datierte Torhaus erhalten, während die im
Zweiten Weltkrieg beschädigten barocken Flügelbauten abgebrochen und 1962 durch ihnen nachempfundene Bauten ersetzt wurden.
Dr. Michael Losse
Foto: klaes-images / Markus Monreal
Schloss Augustusburg in Brühl
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Schloss Augustusburg in Brühl
„Die wirkungsvollste, glücklichste, prächtigste und
schönste Leistung des Rokoko in ganz Deuschland“so rühmte 1897 der erste rheinische Provinzialkonservator und große Kunsthistoriker Paul Clemen
das Herzstück des Brühler Schlosses, zu einer Zeit,
als der Glanz der lange verachteten Epochen des
Barock und Rokoko gerade erst wiederentdeckt
worden war. Schloss Augustusburg ließ sich ab 1725
der Kölner Kurfürst Clemens August aus dem Hause Wittelsbach errichten, um damit aller Welt seine
persönliche Herrscherwürde vor Augen zu führen.
Hierfür engagierte er Architekten und Künstler von
erstem Rang: Johann Conrad Schlaun, François de
Cuvilliés, Balthasar Neumann, Giuseppe Artario,
Carlo Pietro Morsegno, Joseph Anton Brilli, Carl Carlone und viele andere.
Das Treppenhaus, der grandiose Auftakt der
Hauptraumfolge des Schlosses für das Empfangsund Regierungszeremoniell, entstand im Wesentlichen zwischen 1740 und 1750, wurde jedoch erst
nach dem Tod des Kurfürsten 1761 von seinem
Nachfolger vollendet. An der Planung war maßgeblich Balthasar Neumann beteiligt; von ihm stammt
nachweislich der Plan für die Konstruktion der Treppenläufe. Die Ausstattung mit virtuosen Ornamentstuckaturen auf farbigem Stuckmarmor war das
Werk Artarios und Morsegnos. Carlo Carlone, einer
der begehrtesten Freskomaler seiner Zeit, vollendete das Ganze mit einem Deckengemälde, das den
Raum illusionistisch in die mit Allegorien zum Ruhm
des Bauherrn bevölkerte Himmelsregion öffnet. Clemens August selbst, auf den sich facettenreich das
ganze Bildprogramm des Treppenhauses bezieht,
erscheint als vergoldete Stuckbüste von Brilli in ei-
ner Triumpharchitektur über dem Treppenabsatz.
Schmiedeeiserne filigrane Gitter von Johann Georg
Sandtener an den Treppenläufen, an den Seitengängen, vor der Triumpharchitektur, vor den oberen
Fenstern des Treppensaals und um die Deckenöffnung zeichnen die Hauptbewegungslinien des Treppenhauses nach.
Der Aufstieg über die Treppe ist eine erlebnisreiche
Farb- und Lichtinszenierung. Im Erdgeschoss dominieren Blau, Ockergelb und eine Rotskala, im Treppensaal helles Grün und Gelb. Mit zunehmender
Raumhöhe verdichtet sich Weißstuck und kontrastiert mit der Farbigkeit des Deckenfreskos von Carlo
Carlone, auf die wiederum die Farbigkeit des Stuckmarmors abgestimmt ist. Der Blick des Betrachters
hebt sich aus dem Dunkel des Erdgeschosses hinauf
in die lichte Weite des Treppenraumes und schließlich zum Himmelsausblick des Deckengemäldes.
Zur Zeit der Bundesrepublik Deutschland war das
Treppenhaus weit über einhundert Mal der unüberbietbar festliche Rahmen für die Begrüßung der
Gäste bei Staatsempfängen durch den Bundespräsidenten. Fernsehübertragungen bei diesen Gelegenheiten machten das Treppenhaus weltweit bekannt.
Entscheidend trug es dazu bei, dass die UNESCO
1984 Schloss Augustusburg zusammen mit seiner
Garten- und Parkanlage sowie Schloss Falkenlust in
die Liste des Weltkulturerbes aufnahm.
Literatur: W. Hansmann: Schloß Augustusburg zu
Brühl, Köln 1990 (Rheinische Kunststätten, H. 23)
Prof. Dr. Wilfried Hansmann
Foto: Holger Klaes
Schlossruine und Felsenkirche in Idar-Oberstein
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Unverwechselbar: Die Felsenkirche in Idar-Oberstein
Kein vernünftiger Baumeister wäre je auf die Idee
gekommen, an dieser Stelle eine Kirche zu bauen, mitten in den Fels hinein, fast unterhalb der
Burg-ruine Bosselstein. Es war nicht die Vernunft,
sondern der Glaube, der hier die Kirche in den Berg
hinein versetzte. Vielleicht trug auch die Liebe ihren
Teil dazu bei, eine der vielen Legenden, die sich um
den Bau ranken, erzählt davon:
Im Mittelalter sollen die Brüder Wyrich und Emich
von Oberstein auf der Burg Bosselstein gelebt haben, beide waren in die gleiche schöne Frau verliebt.
Als Bertha von Lichtenburg ihr Herz Emich schenkte,
wurde dieser von seinem Bruder in einem Anfall von
Eifersucht aus einem Fenster der Burg geworfen.
Als Buße für seine Tat wurde Wyrich von seinem
Beichtvater aufgetragen, an der Stelle, wo sein Bruder durch den Sturz gestorben war, eine Nische im
Felsen zu einer Höhlung auszuweiten und dort eine
Kirche zu errichten. Als nach Fertigstellung aus der
Felswand ein Bach entsprang, wurde das als Zeichen
gedeutet, dass Gott den Brudermord vergeben hatte.
Was auch immer die Legenden über den Bau dieser
einzigartigen Kirche sagen, eine reale Gestalt, Wyrich IV. von Daun-Oberstein, gilt als ihr Stifter. Papst
Sixtus IV. persönlich gab im August 1482 die Genehmigung, nur 17 Monate später, im Januar 1484,
schenkte Wyrich der inzwischen fertiggestellten
Kirche einige Bauernhöfe als wirtschaftliche Grundlage. Die Bauzeit war damit außerordentlich kurz,
was gerade angesichts der schwierigen technischen
Herausforderungen beim Bau bis heute nur beeindrucken kann.
Die Felsenkirche wurde von Bauhistorikern mehrfach gründlich untersucht und vermessen; die Ergebnisse der Bauforschung legen nahe, dass sie
nicht das erste Gebäude an dieser markanten Stelle
ist. Über den Vorgängerbau ist aber wenig bekannt;
vieles deutet darauf hin, dass es sich um eine Art
Burg gehandelt hat.
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die
Felsenkirche zum evangelischen Gotteshaus umgewidmet.
Ihre ungewöhnliche Lage macht die Felsenkirche
zwar einzigartig, sie stellte aber zu allen Zeiten
auch eine stetige Bedrohung dar. Ein schweres Unglück geschah 1742, als sich ein Fels oberhalb löste und schwere Schäden hervorrief. Die Gemeinde war nicht reich und wurde von diesem Ereignis
schwer getroffen. Lange Zeit war es nicht sicher,
ob die Felsenkirche an dieser Stelle wieder instand
gesetzt werden könnte. Durch Spenden kamen die
notwendigen finanziellen Mittel zusammen und
1756 konnte die Kirche in vereinfachter Bauform
wieder genutzt werden. Doch die Bedrohung durch
den Felsen lässt sich nicht abstellen; die Chronik
kennt mehrere Fälle von Beschädigung durch Steinschlag. 1927/29 schließlich fand eine gründliche und
fachmännische Restaurierung statt, 1981 wurde vor
allem der Innenraum erneut saniert und dabei verändert.
Die evangelische Kirchengemeinde hatte allerdings
1965 eine neue Kirche innerhalb der Stadt gebaut,
so dass die Felsenkirche damit ihre Rolle als Gemeindekirche verlor. Sie wird nur noch zu besonderen
Gelegenheiten genutzt.
Umso wichtiger ist sie allerdings für den wachsenden Tourismus geworden. Sie ist einzigartig, unverwechselbar und neben den vielen Edelsteinschleifereien das bekannteste Alleinstellungsmerkmal der
gesamten Region.
Christoph Wilmer
Foto: Holger Klaes
Porta Nigra in Trier
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Porta Nigra in Trier
Die Porta Nigra gilt als besterhaltene römische Toranlage nördlich der Alpen und Wahrzeichen der
alten Moselstadt. Sie wurde Ende des 2. Jh. n. Chr.
als Nordtor der Stadtbefestigung Triers, der Colonia Augusta Treverorum, erbaut. Neben ihm wies
die mauerumwehrte römische Metropole noch drei
weitere Tore auf. Das monumentale Gebäude trägt
zwar einen lateinischen Namen, erhielt ihn aber
erst im Mittelalter: Der ursprünglich helle Kordeler
Sandstein, aus dem es errichtet worden war, hatte
sich zwischenzeitlich durch Verwitterung dunkel
gefärbt. So wurde das Bauwerk zur „Porta Nigra“,
dem schwarzen Tor.
Die Porta Nigra ist eine wuchtige Doppeltoranlage
mit zwei befensterten Obergeschossen, die von zwei
ursprünglich gleich hohen Türmen mit drei Obergeschossen flankiert wird. Feldseitig springen die anfangs überdachten, ebenfalls befensterten Türme
halbrund vor. Das Gebäude ist über 30 m breit und
fast ebenso hoch. Es wurde aus etwa 40 Lagen tonnenschwerer Sandsteinquader errichtet. Diese sind
nur durch Eisenklammern mit Bleiverguss verbunden. Auffällig ist, dass die Anlage offenbar wie die
Kaiserthermen Triers nicht völlig fertiggestellt wurde: Die Halbsäulen an den stadtseitigen Außenwänden etwa sind im Rohzustand verblieben, und auch
die Steinmetzarbeiten zum Einbau beweglicher
Tore wurden nie abgeschlossen. Offenbar diente
der Großbau nicht in erster Linie der Verteidigung,
sondern Repräsentationszwecken, die vielleicht finanziellen Sachzwängen geopfert werden mussten.
Bis in das Mittelalter hinein blieb der mächtige Bau
erhalten. Im frühen 11. Jh. kehrte dann Erzbischof
Poppo von Babenberg in Begleitung des byzantinischen Mönchs Simeon von einer Pilgerreise nach
Trier zurück. Der Reisegefährte des Erzbischofs ließ
sich im Ostturm der antiken Toranlage als Eremit
dauerhaft nieder. Bald nach seinem Ableben wurde der wundertätige Mönch 1035 heiliggesprochen
und vor Ort bestattet. Zu seiner Verehrung ließ der
Erzbischof die Obergeschosse über dem Tor zu einer zweistöckigen Doppelkirche, der Simeonskirche,
ausbauen. Sie fungierte zugleich als Pfarr- und Stiftskirche. Der Westturm behielt als neuer Kirchturm
seine Ursprungshöhe, vom Ostturm wurde dagegen
ein Geschoss abgetragen. Ansonsten blieb der antike Bau ohne größere Eingriffe. Später erhielt er
noch einen hohen romanischen Ostchor mit offener
Zwerggalerie. Damit wurde antike Profanarchitektur dauerhaft mit mittelalterlicher Kirchenarchitektur verzahnt - so blieb der Porta Nigra das Schicksal
der übrigen römischen Stadttore erspart, die, als
Steinbruch genutzt, verschwanden.
Mit dem Einmarsch der Franzosen in das Rheinland
wurde das Stift aufgelöst. Napoleon persönlich soll
bei einem Besuch 1804 befohlen haben, die antike
Bausubstanz wieder freizustellen. Diese Rückbauarbeiten wurden in preußischer Zeit abgeschlossen,
wobei der romanische Ostchor erhalten blieb.
Als antikes Baudenkmal ist die Porta Nigra in den
Rheinlanden einzigartig. Hier sind aus römischer
Zeit sonst allenfalls zwei Türme der Stadtbefestigung Kölns fragmentarisch erhalten. Daneben findet sich auch in der alten Pfarrkirche St. Kunibert in
Zülpich-Sinzenich stellenweise noch in 12 m Höhe
römisches Mauerwerk im Originalverband.
Die Porta Nigra wurde 1986 von der UNESCO in die
Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.
Hans-Gerd Dick
Foto: Holger Klaes
Küchenschellen in der Kalkeifel bei Bürvenich
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Küchenschellen in der Kalkeifel bei Bürvenich
In der geologisch so vielfältigen Eifel gibt es an verschiedenen Stellen Kalkgesteine, die entweder aus
mitteldevonischen Riffkomplexen hervorgegangen
sind (wie im Fall der berühmten Eifeler Kalkmulden) oder dem deutlich jüngeren Erdmittelalter
angehören und dann in den beiden Trias-Dreiecken
der Nordwest- bzw. Südwesteifel auftreten. Die aus
diesem Ausgangsgestein hervorgegangenen Kalkböden sind eher nährstoffarm und für die landwirtschaftliche Nutzung weniger geeignet. Nachdem
die auf solchen Böden stockenden Wälder (überwiegend Kalkbuchenwälder) gerodet waren, bot sich
als Folgenutzung fast immer nur die Beweidung an,
die eine Wiederbewaldung der Standorte wirksam
unterband. So entstanden bewirtschaftungsbedingt
die auch für die Kalkeifel so bezeichnenden Kalkmagerrasen als besondere Variante von Offenlandstandorten, in denen sich nach und nach zahlreiche
bemerkenswerte Arten einstellten. Heute sind viele
dieser Magerrasen wegen ihrer für die Region typischen, aber seltenen Arten aus der Sicht des Naturschutzes und der Kulturlandschaftspflege wichtige
und unentbehrliche Refugien, weshalb man sie oftmals zu Recht als Naturschutzgebiete ausgewiesen
hat. Neben vielen anderen hervorhebenswerten
Arten sind die Kalkmagerrasen bei Pflanzenfreunden als Orchideenstandorte bekannt. Obwohl ausschließlich anthropogen bedingt und erst wenige
Jahrhunderte alt, gehören solche Lebensräume
nach ihrem spezifischen Arteninventar zu den mit
Abstand wertvollsten Landschaftsbestandteilen.
Eine der Kennarten vieler dieser Standorte ist der
verbissfeste Wacholder, der auch intensiver Beweidung standhält. Wegen der Flächendominanz dieses
heimischen Nadelholzes bezeichnet man die damit
bestückten Kalkmagerstandorte auch als Wacholdertriften.
Orchideen und andere bemerkenswerte Pflanzenarten gehören eher in die Hauptvegetationsperiode
von Frühsommer bis Frühherbst. Bereits im Frühjahr
zeigt sich auf diesen Standorten die ausgesprochen
dekorative Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris), die
zu den Hahnenfußgewächsen gehört. Ihr deutscher
Name ist auf den ersten Blick nicht so recht verständlich: Korrekt müsste man sie Kühchenschelle
nennen, weil die meist tiefpurpurblau bis dunkelviolett gefärbte Blüte entfernt an eine Viehglocke
erinnert. In manchen Regionalfloren erscheint sie
daher auch tatsächlich unter der Bezeichnung Kuhglocke. Der zweite Bestandteil des wissenschaftlichen Artnamens bedeutet „gewöhnlich“ im Sinne
von „häufig“. Diese Notierung trifft heute nicht
mehr zu – die Art steht auf der Roten Liste und ist
bundesweit besonders geschützt.
Alle heimischen Pulsatillaarten sind typische Pollenblumen. Hauptbestäuber sind Hummeln. Die
zur Blütenhülle farblich stark kontrastierenden und
immer zahlreich vorhandenen Staubblätter sind
wichtige visuelle Wegweiser für die anfliegenden
Bestäuberinsekten.
Dr. Bruno P. Kremer
Foto: klaes-images / Markus Monreal
Ruine Neue Isenburg in Essen-Bredeney
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25.03. Karfreitag | 27.03. Ostersonntag | 28.03. Ostermontag
Ruine Neue Isenburg in Essen-Bredeney
Die auf einem Bergsporn über der Ruhr unweit des
Hellweges und der Kölnischen Straße stehende Neue
Isenburg wurde um 1240/42 unter Graf Dietrich von
Altena-Isenberg erbaut, nachdem die Hattinger
Isenburg 1226 zerstört und die Isenburger Güter
zwischen dem Kölner Erzbischof und den Grafen
von der Mark aufgeteilt worden waren. Der Bau der
Burg stand im Kontext der Forderungen Dietrichs,
der Anspruch auf den einstigen Besitz seines Vaters
erhob, darunter die wichtigen Vogteien über die
Abteien Werden und Essen. 1244 ließ der Erzbischof
die Burg erobern; sie wurde kurkölnisch. Graf Eberhard von der Mark gelang es, die Isenburg einzunehmen; er ließ sie 1288 schleifen. Von der Burg, die
den Standort einer älteren Befestigung einnahm,
waren um 1900 obertägig nur noch geringe Reste
des Sandsteinmauerwerks sichtbar. 1928 bis 1933 erfolgten eine Freilegung und Teilaufmauerung, 1976
bis 1979 Sicherungen und Ausgrabungen (Funde im
Ruhr-Museum). Während die ovale Hauptburg, eine
Frontturmburg, heute als Burgruine erscheint, ist
die durch einen Halsgraben von ihr getrennte Vorburg, in der ein Fachwerkhaus (20. Jh.) steht, nicht
ergraben worden; sie steht als Bodendenkmal unter
Schutz. Ein 2002 eröffneter „historischer Erlebnispfad“ mit sechs Informationstafeln soll Besuchern
die Geschichte der Burg anschaulich präsentieren.
Dr. Michael Losse
Foto: Holger Klaes
Wildnarzissen im Perlenbachtal bei Monschau
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Wildnarzissen im Perlenbachtal bei Monschau
Die überregional bekannten Naturschutzgebiete
Perlen- und Fuhrtsbachtal in der westlichen Rureifel bei Monschau sind um die Osterzeit geradezu
Wallfahrtsorte der Pflanzenfreunde, denn jetzt dominiert hier auf den Talwiesen individuenreich die
Gelbe Narzisse (Narcissus pseudonarcissus). Sucht
man ihre Eifeler Standorte dagegen im Sommer auf,
ist von den Narzissen nichts mehr zu sehen. Stattdessen zeigen sich jetzt überall die weißen Blütenschleier der aromatisch duftenden Bärwurz (Meum
athamanticum) mit ihren zahlreichen Begleitarten.
Pflanzensoziologisch betrachtet gelten die Narzissenstandorte tatsächlich als Bärwurzwiesen. Über
Jahrhunderte hinweg wurden diese Wiesen nur einmal pro Jahr gemäht. Nach dieser Form der Bewirtschaftung bezeichnet man sie auch als „einschürige
Mähwiesen“. Ihr Artenreichtum ist beachtlich – auf
nur wenigen Quadratmetern ist mit wenigstens
dreißig, meist aber mit noch mehr verschiedenen
Pflanzenarten zu rechnen.
Ursprünglich stammt die Gelbe Narzisse gar nicht
aus den Wiesen. Von Natur aus ist sie eher eine
Pflanze lichter Laubmischwälder der Auen und
Talhänge im niederschlagsreichen Westeuropa. Ihr
Verbreitungsgebiet erstreckt sich in einem weiten
Bogen vom walisischen Bergland über Ardennen,
Eifel und Hunsrück, Vogesen, die westliche Schweiz,
Burgund und Zentralfrankreich bis hin zu den Pyrenäen. Nach diesem Verbreitungsbild gilt sie als
westpräalpin bis atlantisch. Wie die meisten anderen Arten der Amaryllisgewächse besitzt sie eine
kleine Zwiebel als unterirdisches Speicherorgan. Daraus treibt sie meist schon im März aus und kommt
Ende März bis Anfang April zur Blüte. Somit ist sie
ein hervorragend an das Leben in Laubwäldern angepasster Geophyt: Im zeitigen Frühjahr, wenn das
Laub der Bäume noch nicht den Boden beschattet,
beginnt sie ihren Lebenszyklus und beschließt ihn
mit der Fruchtbildung, wenn sich das Kronendach
mit der allmählichen Belaubung schließt. Mit diesem ursprünglich auf den Wald abgestimmten Entwicklungsrhythmus konnte sich die Narzisse optimal in den Bewirtschaftungsrhythmus einschüriger
Mähwiesen einpassen.
Von gelegentlich verwilderten Gartenformen ist die
wilde Narzisse klar zu unterscheiden. Ihre Blüten
sind zierlicher und außerdem etwas anders gefärbt:
Die Nebenkrone ist intensiv dottergelb, die freien
Kronblattzipfel jedoch blass zitronengelb. Der Nektar aus drei Drüsen lockt Hummeln an. Nach erfolgreicher Bestäubung und Fruchtansatz ziehen die
Narzissen allmählich ein, erkennbar an der zunehmenden Gelbfärbung der Blätter und Sprossachsen.
In der Zwischenzeit haben die Zwiebeln genügend
Reservestoffe gespeichert, um in der nächsten Vegetationsperiode erneut Blätter und Blüten treiben zu
können. Übrigens: Die Gelbe Narzisse ist giftig, denn
sie enthält das Alkaloid Narcitin, das beim Vieh Magen- und Darmentzündungen verursacht. Die Wildform ist in allen Teilen Deutschlands geschützt.
Literatur: B.-P. Kremer: Das Perlenbachtal, Köln 2006
(Rheinische Landschaften, H. 56)
Dr. Bruno P. Kremer
Foto: Holger Klaes
An der Schwanenburg in Kleve
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An der Schwanenburg in Kleve
Die Schwanenburg ist das unbestreitbare Wahrzeichen der Stadt Kleve. Das liegt nicht nur an ihrer
historischen Bedeutung als Residenz der Grafen und
Herzöge von Kleve, sondern auch und vor allem an
ihrem markanten Erscheinungsbild, das vom mächtigen Schwanenturm geprägt wird. Bekrönt wird
dieser von einem vergoldeten Schwan als Windfahne, der ihm den Namen gab. Entstanden ist der
Schwanenturm zwischen 1439 und 1442, als ein anderer Turm an dieser Stelle eingestürzt war. Wahrscheinlich schon Ende des 11. Jh. hatten die Grafen
von Kleve auf dem etwa 40 m hohen Ausläufer
eines eiszeitlichen Höhenrückens begonnen, eine
der wenigen Höhenburgen des Niederrheins zu errichten. Neben dem archäologisch nachgewiesenen
Vorgängerturm des Schwanenturms war die Burganlage von einem stattlichen Palasbau geprägt, der
in das 13. Jh. datiert werden kann. Der Palas wurde wegen Baufälligkeit bereits 1771 niedergelegt.
Bedeutende Reste der Bauzierde haben sich jedoch
erhalten. Im 15. Jh. erlebte die Klever Burg einen
großzügigen Ausbau zu einer zeitgemäßen fürstlichen Residenz, wobei das Motiv des Schwans in der
Ausstattung eine besondere Stellung einnahm.
Der Schwan spielt in der höfischen Kultur des Mittelalters eine herausgehobene Rolle. Einerseits war
er eine Delikatesse auf den damaligen Festtafeln,
andererseits verband sich mit dem majestätischen
Vogel die Geschichte vom Schwanenritter Elias, die
u.a. im 19. Jh. in Richard Wagners Oper Lohengrin
weiterlebte. Der Kern der Legende erzählt, dass ein
Ritter einer bedrängten Fürstin in einem Boot zur
Hilfe eilte, das von einem Schwan gezogenen wurde. Er heiratete sie, verlangte aber, dass seine Herkunft auf immer verborgen bleibe; danach gefragt,
würde er wieder davonziehen. Nach vielen Jahren
stellte die Ehefrau tatsächlich die verhängnisvolle
Frage, woraufhin der Schwanenritter auf Nimmerwiedersehen verschwand.
Die Grafen von Kleve leiteten ihre Herkunft von
dem Schwanenritter Elias ab. In Chroniken ist seit
dem 15. Jh. diese Bezugnahme nachweisbar, sie
reicht aber bis weit ins Mittelalter zurück. Mit dem
spätmittelalterlichen Ausbau der Klever Burg zur
„Schwanenburg“, zur Burg des Schwanenritters,
wurde ein Ort geschaffen, an dem sich der über
das Mittelalter hinweg tradierte Gründungsmythos
des klevischen Herzogsgeschlechts manifestierte.
Das Verschwinden der einstigen Ausstattung in den
Wirren des jülich-klevischen Erbfolgestreites nach
1609, die massiven Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs und die heutige profane Nutzung der Burg
als Amts- und Landgericht lassen kaum Raum für die
Erinnerung an den Glanz der Hofhaltung der Klever
Herzöge an dieser Stelle. Im Schwanenturm ist ein
kleines geologisches Museum eingerichtet. Dadurch
ist eine Besteigung des Turms möglich, von dem
man einen weiten Blick über das Klever Land hat.
Guido von Büren
Foto: Holger Klaes
Saarburg
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05.05. Christi Himmelfahrt | 15.05. Pfingstsonntag
Saarburg
Saarburg, an der unteren Saar im rheinland-pfälzischen Landkreis Trier-Saarburg gelegen, wurde bereits vor 725 Jahren Stadt. Die heutige Verbandsgemeinde hat in fünf Stadtteilen ca. 7.000 Einwohner
und ist traditionell durch Weinbau und Weinhandel
geprägt, gehört sie doch zum „Weinbaubereich
Saar“ im Anbaugebiet Mosel. Der staatlich anerkannte Erholungsort mit reichhaltigem Übernachtungs- und Gastronomieangebot ist nicht nur für
kulturell interessierte Touristen attraktiv. Zu den
zahlreichen musealen Angeboten gehört inzwischen auch die traditionsreiche Glockengießerei
Mabilon, die in über 230 Jahren Gießertätigkeit Glocken weltweit in mehr als 20 Länder lieferte.
Von der Altstadtbrücke zum westlichen Saarufer ist
der Blick auf den Laurentiusberg mit der Panorama
prägenden katholischen Pfarrkirche St. Laurentius
gerichtet. Die Häuser der Altstadt staffeln sich in der
Topografie bis zur Mündung des Leukbaches, der als
linker Nebenfluss der Saar nach 15 km Lauf hier seit
dem 12.Jh. kurz vor der Mündung über einen 18 m
hohen Wasserfall den Wasserstand der Saar erreicht
und damit für Fische und andere Wasserfauna aus
der Saar unzugänglich ist. Über die den Mündungsbereich querende Brücke führt die westliche Trasse
des 110 km langen Saar-Radweges von Sarreguemines (Saargemünd) in Frankreich bis nach Konz, wo
Saar und Mosel zusammenfließen.
Hart an der Abbruchkante der Oberstadt bilden
Teile der Stadtbefestigung, Stützmauern und eine
Bogenkonstruktion mit Strebepfeilern die Substruk-
tion der Pfarrkirche und des benachbarten Pfarrhauses, die hier wirkmächtig die bürgerliche Stadt
in Konkurrenz zur rechts außerhalb des Bildes auf
einem Höhenrücken gelegenen Saarburg, einer der
ältesten Höhenburgen in Westdeutschland, darstellen. St. Laurentius wurde nach Abbruch der Vorgängerkirche 1855 als Neubau im neugotischen Stil des
13. Jh. nach Plänen des Trierer Architekten Christoph Wilhelm Schmidt als dreischiffige Hallenkirche mit dreiseitig schließendem Chor sowie einem
Portalvorbau errichtet. Die erhaltene Turmgruppe
des Vorgängerbaus, von deren Zwillingspyramidenhelmen vom Fluss aus nur die Spitzen sichtbar sind,
wurde integriert. Im Zweiten Weltkrieg wurde der
Kirchenbau 1944 bis auf das östliche Seitenschiff,
den Chor und den Turm sowie Teile der Umfassungsmauer zerstört. Der Trierer Architekt Heinrich Otto
Vogel plante einen vereinfachten Wiederaufbau
und ließ sich dabei von neuen architektonischen
und städtebaulichen Motivationen leiten, wie er
formulierte: „Großzügige Vereinfachung zu echter
Monumentalität.“ Seit 1947 erscheint der Kirchenbau nun in einer geschlossenen Baugestalt. Die östliche Außenmauer hat sich in ihrer neugotischen
Gestalt erhalten. Die Massigkeit des Schieferbruchsteinmauerwerks wird durch das die Kirchenschiffe
überspannende Schieferdach wirkungsvoll gesteigert.
Reinhard Lutum
Foto: Holger Klaes
Medienhafen in Düsseldorf
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26.05. Fronleichnam
Medienhafen in Düsseldorf
Bei der großen Eröffnungsfeier am 30. Mai 1896
war der Düsseldorfer Hafen einer der modernsten
seiner Zeit und es noch nicht vorstellbar, dass sich
der „Handelshafen“ genannte Teil einmal unter der
Bezeichnung „Medienhafen“ zu einer Architekturmeile internationalen Anspruchs wandeln würde.
Der 1974 begonnene Veränderungsprozess brachte
1982 den Rheinturm, genial gestaltet von Harald
Deilmann (Münster/Düsseldorf); 1988 den Neubau des NRW-Landtages, entworfen von Eller-Moser-Walter und Partner (Düsseldorf) und 1991 das
Landesstudio Düsseldorf des WDR, entworfen vom
Architekturbüro parade architekten (Düsseldorf).
Mit dem Baukomplex „Der Neue Zollhof“ schuf der
kalifornische Architekt und Designer Frank O. Gehry
1998/99 das Synonym für „Das Neue Düsseldorf am
Rhein“.
Von der Mitte der neuen, 150 m langen Fuß- und
Radwegbrücke „The Living Bridge“ (entworfen
inkl. Gastronomiegebäude vom Büro sop architekten (Düsseldorf) mit Blickrichtung Süden wurde das
Foto des Kalenderblattes aufgenommen
Bei einsetzender Dämmerung beginnen die Gebäude sich mit unterschiedlichen Lichtkonzepten neu
zu akzentuieren. Zwanzig Gebäude auf dem Foto
scheinen nicht nur unterschiedliche Nutzungen und
Architekturauffassungen, sondern auch Konkurrenzen am Hafenkai darzustellen. Das Fachblatt „bauwelt“ nannte es „Tutti-Frutti-Architektur“. Die neu
errichteten Gebäude sind durchmischt mit teilweise
denkmalgeschützten Bestandsbauten aus der Hafenära zwischen 1897 und den 1950er Jahren. Das
Hafenbecken wurde zwischen 1890 und 1896 nach
Plänen des Stadtbaurates Gerhard Frings erstellt. Als
Zeugnisse der Hafengeschichte Düsseldorfs stehen
die Kaiflächen um das Hafenbecken einschließlich
Gleisen, Pollern, Hydranten und Wasserzapfstellen
sowie die Mauern des Hafenbeckens unter Denkmalschutz. Nicht in der Denkmalliste enthalten ist
der Hafenkran Nr. 35, ein Auslegerportalkran mit
8 t Tragkraft, 1961 hergestellt von der Duisburger
Demag. Daneben steht das „Haus vor dem Wind“
als Identitätsmerkmal für die im Yachthafen liegenden Segel- und Motoryachten, entworfen von Zamp
Kelp (Berlin/Düsseldorf). Die 75 m und 59 m hohen Solitäre im Hintergrund, links von Joe Coenen
(Maastricht), rechts von Murphy/Jahn (Chicago/Berlin). Weiter rechts mit rot-gold leuchtendem Kragdach das 62 m hohe Bürohaus Colorium des Briten
William Alsop. Die stark farbige Vorhangfassade des
Stahlbetonskelettbaus besteht aus 2.200 farbig bedruckten Glaspaneelen.
Am rechten Bildrand klettern am Roggendorf-Speicher, einem kernsanierten Lagerhaus der 1950er Jahre, 24 bis zu 4,2 m große Figuren, Kunststoffobjekte
der Künstlerin Rosalie. Die Unikate verteilen sich
über 800 m² Fassadenfläche, fünf weitere klettern
auf dem Nachbargebäude. Weitere Bauten international renommierter Architekten sind von David
Chipperfield, Steven Holl, Fumihiko Maki und Claude Vasconi, andere von deutschen, nicht weniger renommierten Büros wie BM+P Beucker Maschlanka
und Partner, Döring Dahmen Joeressen Architekten,
ingenhoven architects, Gatermann + Schossig Architekten, Grimbacher Nogales Architekten, HPP Hentrich Petschnigg & Partner, Professor Wansleben, Petzinka Pink Architekten und RKW Rhode Kellermann
Wawrowsky. Ein neues Gebäude von Renzo Piano ist
in Planung und soll bald ein weiteres Highlight sein.
Seit dem ersten Spatenstich für die Medienmeile
wurden hier private Investitionen in Höhe von mehr
als 1,2 Mrd. Euro realisiert.
Reinhard Lutum
Foto: Holger Klaes
Die Zitadelle in Jülich
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Die Zitadelle in Jülich
Schloss und Festung Jülich wurden in der Mitte
des 16. Jh. von dem italienischen Architekten Alessandro Pasqualini für Herzog Wilhelm V. von JülichKleve-Berg errichtet. Die weitgehend erhaltenen
Festungsanlagen der Zitadelle und das in beachtlichen Resten noch vorhandene ehemalige herzogliche Residenzschloss sind beeindruckende Zeugnisse
damals hochaktueller italienischer Architekturvorstellungen nördlich der Alpen. Der Bauherr war
ein ambitionierter Landesherr, der als Schwager
des habsburgischen Kaiserhauses an die dortige
Hofkultur Anschluss suchte. Innerhalb des Territorienkomplexes Jülich-Kleve-Berg-Mark-Ravensberg
übernahm Jülich die Funktion einer Staatsresidenz,
die der Hof immer nur für wenige Wochen im Jahr,
meist zu besonderen Anlässen, aufsuchte. So sollte
1562 im Schloss der in Frankfurt am Main gerade gewählte deutsche König Maximilian II. auf seiner Reise zur Krönung nach Aachen zusammen mit seinem
Vater, Kaiser Ferdinand I., übernachten. Der minutiös von der herzoglichen Verwaltung vorbereitete
Besuch fand jedoch nicht statt, da der König eine
Krönung unmittelbar nach der Wahl in Frankfurt
am Main bevorzugte.
Das herzogliche Schloss bildet eine nahezu qua-dratische Anlage mit vier Ecktürmen innerhalb eines
mächtigen Wallgevierts, an dessen Ecken sich jeweils eine Bastion zur Verteidigung des Vorfeldes
und des Grabens mit Feuerwaffen befindet. Südlich
an die „Schlossveste“ schloss sich die als Fünfeck gestaltete Stadt Jülich an, die ebenfalls durch einen
Festungswall gesichert war. Der Ausbau Jülichs zur
idealen Stadt- und Festungsanlage war möglich geworden, nachdem 1547 ein Stadtbrand große Teile
der innerstädtischen Bebauung zerstört hatte. Höhepunkt der Schlossarchitektur bildet die Schlosskapelle im Ostflügel, der auch die Wohnräume der
herzoglichen Familie enthielt. Der antikisierende
Bauschmuck orientiert sich an der italienischen
Hochrenaissance römischer Prägung.
Nach dem Aussterben des jülich-klevischen Herzogshauses wurde die Zitadelle ausschließlich militärisch
genutzt. In der Folge verlor das Schloss durch Umund Anbauten seinen Residenzcharakter. Schließlich
wurde nach der Aufhebung des Festungsstatus von
Jülich 1860 in der Zitadelle durch das preußische
Militär eine Unteroffizierschule eingerichtet. Diese
existierte bis in die Zeit des Ersten Weltkriegs. Die
militärische Nutzung der Anlage dauerte – mit wenigen Unterbrechungen – über die Besatzungszeit (bis
1929) und die NS-Zeit hinweg an. Mitte der 1960er
Jahre verkaufte die Stadt Jülich die Zitadelle an das
Land Nordrhein-Westfalen, das hier ein Gymnasium
einrichtete. Dem Einzug der Schule im Jahr 1972 waren umfangreiche Neubauten auf den historischen
Kellergewölben und die Wiederherstellung des ehemaligen herzoglichen Wohnflügels vorangegangen.
Seit 1998 ermöglicht das Museum Zitadelle Jülich
die Besichtigung der beeindruckenden Festungsanlagen und des Schlosskellers.
Guido von Büren
Foto: Holger Klaes
Der Alte Krahnen in Andernach
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Der Alte Krahnen in Andernach
Die Fertigung von Mühlsteinen und der Handel mit
Basaltprodukten aus der Eifel hatten im Wirtschaftsleben von Andernach über Jahrtausende einen hohen Stellenwert. Die Basaltrohlinge wurden auf
dem Landwege bis nach Andernach transportiert,
hier bearbeitet und mit Schiffen auf dem Rhein bis
nach Holland, Dänemark und England versandt.
Zunächst diente ein Kranschiff auf dem Rhein zum
Verladen der Steinprodukte. Um diesen Vorgang zu
beschleunigen, beauftragte der Rat der Stadt 1554
den Kölner Werkmeister Clais Meußgin mit der Planung eines festen Krans am Ufer. Die Bauleitung
übernahm Hans Pergener. Nach fünf Jahren Bauzeit
war der Kran im Jahre 1559 vollendet und betriebsbereit.
Die Funktion des Krans basiert auf folgendem technischem Prinzip: Ein zentrales Spindelholz, der „Kaiserbaum“, sitzt mit einem Zapfen aus Eisen auf einer
Pfanne. Mit Hilfe eines Querholzes, das im Abstand
von etwa 1 m über dem Boden befestigt ist, kann
es 360 Grad um die eigene Achse gedreht werden.
Auslegerarm und kegelförmiger Dachaufsatz sind
fest mit dem Spindelholz verbunden. Das Auf- und
Abwärtsbewegen der Lasten geschieht mit Hilfe von
zwei großen Laufrädern, die den Auslegerarm in
der Höhe regulieren, und einer komplizierten Kettenmechanik.
Diese Hebemechanik wird umschlossen von einem
kreisrunden Bruchsteinbauwerk, das seine besondere künstlerische Ausprägung durch einen umlaufenden Maßwerkbogenfries erhält. Ein derartiges
Motiv lässt sich noch heute an den Wehrtürmen der
Stadt finden.
Bis zum Jahr 1911 war der Andernacher Rheinkran
in Betrieb. Die zahlreichen Hausmarken und Monogramme an der Außenseite des Kranhauses weisen
auf Generationen von hier tätigen Kranmeistern
hin. Zur Rheinseite wurden dem Bauwerk wohl im
18. Jh. Eisbrecher angefügt. Der Kran, nur noch mit
denjenigen von Bingen und Winkel zu vergleichen,
ist ein seltenes technisches Denkmal des ausgehenden Mittelalters.
Dr. Paul-Georg Custodis
Foto: klaes-images / Markus Monreal
Die Zitadelle in Wesel
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Die Zitadelle in Wesel
Seit 1998 wird rheinisch-preußische Geschichte in
der Zitadelle Wesel und seit 1999 westfälisch-preußische Geschichte im Preußen-Museum Minden präsentiert. Beide Standorte bilden das Preußen-Museum Nordrhein-Westfalen. Damals hatte das Land
NRW die Weseler Zitadelle mit Städtebaufördermitteln in Höhe von umgerechnet rund 13 Mio. Euro
für museale Zwecke ertüchtigt. Der Museumsstandort Wesel wird nach einem Trägerwechsel von der
Stiftung Preußen-Museum NRW vom Landschaftsverband Rheinland und der Standort Minden vom
Landschaftsverband Westfalen-Lippe mit jeweils
neuen Konzepten betrieben. Das Foto zeigt das
Haupttorgebäude der Zitadelle Wesel vom zentralen Waffenplatz aus, links der Neubau für das Preußenmuseum.
Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm I. befahl 1687
den Bau einer Zitadelle, um die Befestigungsanlagen in Wesel zu verstärken. Die Planung der Festungsanlage geht auf den französischen Ingenieur
Johan de Corbin zurück, eine Zitadelle mit fünf Bastionen und fünf Ravelins, durch stumpfe Bastionen
im Osten und Westen an die Stadt angeschlossen.
Festungsbaumeister war von 1702 bis 1722 der bei
Blondel in Paris an der Académie royale d’architecture ausgebildete preußische Ingenieurarchitekt Jan
de Bodt (1670-1745), der die Haupttoranlage mit
Kurtine, Tenaille, Brücke und Graben, sowie auch
das nord-östlich gelegene Berliner Tor entwarf und
baute. Ab 1722 war er Kommandeur der Festung
Wesel. Der der Stadt zugekehrte, architektonisch
interessante Torbau ist, obwohl auch befestigt, eigentlich die Verbindung zur Stadt. Während das
stadtseitige Tor im Mittelteil aus rotem Sandstein errichtet wurde, ist der zum Waffenplatz ausgerichtete Ziegelbau mit einem Mittelteil mit Sandsteinrisalit, starken bossenartigen Querbändern, gekröpften
Pilastern und einem gleichfalls gekröpften Giebel
betont. Mit den dreiachsigen Flügelbauten mit Erdgeschossarkaden hatte das Bauwerk starke Bezüge
zu Manierismus und Frühbarock, insbesondere weil
bis 1945 kräftige Mansarddächer die Flügelbauten
hervorhoben. Ursprünglich diente das Haupttorgebäude als Wachgebäude, Gefängnis und zeitweise
als Kommandantur.
„Die Geschichte der Festung Wesel gibt besser als
die irgendeiner anderen niederrheinischen Stadt
zugleich eine Entwicklung des rheinischen Festungsbaus durch sechs Jahrhunderte“, schrieb Paul Clemen 1892 bei der Erfassung der Kunstdenkmäler im
damaligen Kreis Rees. Die erste Befestigung Wesels
begann 1385 mit der Ummauerung der Altstadt, im
19. Jh. wuchs sie zur größten Anlage im Rheinland,
sie endete endgültig 1919 infolge des Ersten Weltkrieges, als die Alliierten die Entmilitarisierung des
Rheinlandes anordneten und die Festungswerke der
Zitadelle zerstörten. Einige Gebäude überstanden
die Zerstörung und vermitteln heute als Denkmale
mit musealen Nutzungen Geschichte.
Reinhard Lutum
Foto: Holger Klaes
Burg Pfalzgrafenstein und Gutenfels bei Kaub
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Burg Pfalzgrafenstein und Gutenfels bei Kaub
Die beiden zur Stadt Kaub (cuba villula) gehörenden Bauwerke bilden Höhepunkte in der Reihe architektonischer und landschaftlicher Schönheiten
des Mittelrheintals. Der Pfalzgrafenstein erhebt
sich als ehemalige kurpfälzische Zollburg auf der
Felsklippe Falkenau inmitten des Stroms. Ludwig
der Bayer gründete zwischen August 1326 und Juli
1327 zunächst den allein stehenden Turm auf fünfeckigem Grundriss mit Spitze als Eisbrecher gegen
die Strömung des Rheins. Im Innern finden sich
sechs Geschosse, der Eingang lag ursprünglich im
dritten Geschoss; die innere Kommunikation leistet
bis heute eine Wendeltreppe im Turmdreieck. Die
abschließende, achteckige Haube mit offener Laterne stammt aus dem 18. Jh.
Den Turm und seinen Hofraum umgibt seit 1338-42
eine Ringmauer mit Wehrgang und Rundtürmen
auf einem lang gestreckten Sechseck-Grundriss von
51 m Länge und 21 m Breite. Außen sind den Türmen im 17. Jh. hölzerne, verschieferte Auslugerker
vorgeblendet worden. Reichere Bauformen sowie
den markanten, heraldischen Pfälzer Löwen zeigt
die 1607 an der Südspitze errichtete Bastion, deren
vorkragenden Geschützstand eine barocke Haubenlaterne ziert. Fortifikatorisches verbindet sich bei
dieser singulären Baugruppe mit Malerischem. Aus
der jüngeren Geschichte bildet Blüchers Rheinübergang am Neujahrstag 1814 das markanteste Datum.
Auf einem Sporn oberhalb Kaubs erhebt sich seit
dem frühen 13. Jh. die 1261 als castrum cube bezeichnete Höhenburg, die seit 1504 den Namen Gutenfels trägt, wohl wegen ihrer Uneinnehmbarkeit
1252 und 1504. Auch später nur wenig zerstört, gehörte sie ab 1803 dem Herzogtum Nassau, das sie
1807 auf Abbruch verkaufte. 1833, besonders aber
1889-90, wurde die imposante staufische Anlage
im Sinne der Rheinromantik durch den Kölner Architekten Gustav Walter restauriert und für Wohnbzw. Hotelzwecke modernisiert. Den Kern der ummauerten Gesamtanlage bildet der fast kubische,
von Zinnen gekrönte Bau mit Palas und Rüstbau,
die durch einen innen liegenden Hof getrennt sind;
das Grundquadrat misst 21,6 x 21,1 m. Die beiden
Hauptgeschosse des Palas bergen große Säle, die
zum Rhein romanische Fensterarkaden unter Blendbögen zeigen. Östlich ist ein ebenfalls über einem
Quadrat errichteter Bergfried angefügt, der den
Palasbau um das Doppelte überragt. Im Innern finden sich ein rundes Verlies sowie vier quadratische
Geschosse, die Geschütze aufnehmen konnten. Das
Ganze ist von einem äußeren Bering eingefasst, der
aus Zwinger, Halsgräben, Schildmauer, Tor- und Kapellenbau besteht. Die Angriffsseite lag nach Norden und Osten, zum Klingelbachtal.
Dr. Ulrich Krings
Foto: Holger Klaes
Skulpturen von Anatol Herzfeld im Museum Insel Hombroich in Neuss-Holzheim
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Museum Insel Hombroich
Der Düsseldorfer Karl-Heinrich Müller eröffnete das
Museum Insel Hombroich 1987, um seine vielseitige Kunstsammlung unter dem vom französischen
Impressionisten Paul Cézanne entliehenen Motto
„Kunst parallel zur Natur“ auszustellen. Rembrandt,
Jean Fautrier, Lovis Corinth, Alexander Calder, Hans
Arp, Henri Matisse, Yves Klein, Francis Picabia, Kurt
Schwitters und Gotthard Graubner gehören ebenso zur Sammlung Karl-Heinrich Müllers wie Khmer-Skulpturen und archäologische Stücke. So ist
das Museum Insel Hombroich ein einzigartiges Ensemble aus Kunst, Architektur und Landschaft.
In ganz Europa suchte Karl-Heinrich Müller jahrelang nach dem richtigen Ort, wo er seine Sammlung
zeigen konnte, und entdeckte dann in Neuss, nur
wenige Kilometer von seiner Heimatstadt Düsseldorf entfernt, eine verlassene Villa in einem alten
Park. Mit seinem Freund, dem Düsseldorfer Künstler
Anatol, durchstreifte er das Gelände und war sicher,
endlich den richtigen Ort gefunden zu haben. Anfang der 1980er Jahre erwarb Karl-Heinrich Müller
die verlassene und verwilderte Erftinsel Hombroich
mit der 1816 erbauten Villa, dem Rosa Haus. Der
Landschaftsarchitekt Bernhard Korte legte die Anlage wieder frei und ergänzte sie mit Anpflanzungen.
Ab 1984 kaufte Müller an den alten Park angrenzende Ackerflächen, deren Kargheit Bernhard Korte
in eine arkadische Landschaft verwandelte. Müller
begeisterte den damaligen Professor für Bildhauerei an der Düsseldorfer Akademie Erwin Heerich
für seine Ideen und so entwarf dieser im Laufe der
Jahre zehn begehbare Skulpturen als Ausstellungspavillons. Sie sind Tageslichtbauten, die zu jeder
Tages- und Jahreszeit eine andere Stimmung erzeugen. Sie sind keine Zweckbauten, sondern eigene
Kunstwerke. Karl-Heinrich Müller sammelte nicht
nur Kunst, er pflegte auch engen Kontakt zu Künstlern. Mit Skulpturen aus Stein, Eisen und Holz hat
der Beuys-Schüler Anatol Herzfeld auf dem gesamten Gelände Spuren hinterlassen. In seinem Atelier
in einer ehemaligen Scheune arbeitet er seit Gründung des Museums und pflegt die Begegnung mit
den Besuchern. Der Maler und Düsseldorfer Akademieprofessor Gotthard Graubner beriet Müller beim
Aufbau der Sammlung und war enger Vertrauter
bei der Entwicklung des Museum Insel Hombroich.
Graubner übernahm die Präsentation, inszenierte
die unterschiedlichen Einzelstücke zu einem Ganzen und bildete so ein eigenes Gesamtkunstwerk.
Er platzierte seine Farbraumkörper neben mehr als
700 Jahre alte Khmer-Skulpturen und alte chinesische Vasen neben Reliefs von Jean Arp. Alle Hinweise von außen schienen ihm störend, die Betrachter
sollen die Bezüge selbst entdecken. In diesem Sinne
verzichtet das Museum Insel Hombroich auf sämtliche didaktische Hilfen. Wer mehr über die Hintergründe erfahren möchte, kann von Februar bis November an jedem ersten Sonntag im Monat an einer
öffentlichen Führung teilnehmen oder ganzjährig
private Führungen durch Künstler buchen.
1996 führte Müller das Museum Insel Hombroich,
das Kirkeby Feld und die Raketenstation Hombroich
in der Stiftung Insel Hombroich zusammen, die sein
Werk auch nach seinem Tod im Jahr 2007 fortführt.
H.K.
Foto: Holger Klaes
Deutschordenshaus in Mainz
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Deutschordenshaus in Mainz
Das barocke Deutschhaus verdankt seine Entstehung
der Tatsache, dass der Hoch- und Deutschmeister
des Deutschen Ordens, Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, im Jahre 1729 zum Erzbischof von Mainz gewählt worden war und fortan als Hochmeister eine
standesgemäße Residenz benötigte. Als Standort
wurde ein Grundstück am Rheinufer wenig südlich
des kurfürstlichen Schlosses gewählt. Die Konzeption der Ehrenhofanlage und das rheinparallele Corps
de Logis entstanden ab 1730 nach einer Planung des
kurfürstlichen Baudirektors Anselm Franz von Ritter
zu Grünstein. Durch Studien in Paris geschult, verarbeitete er in diesem Bau Vorbilder der französischen
Architekten Hardouin-Mansart und Boffrand. Mainz
verdankt ihm zudem den Stadioner Hof (Große Bleiche 15, Dresdner Bank) und den Bassenheimer Hof
(Schillerplatz, Innenministerium). Auch das „Porzellanhaus“ des untergegangenen Lustschlosses „Favorite“ wurde nach seinen Plänen erbaut. Der Weiterbau erfolgte ab 1732 nach dem Tode des Kurfürsten
nach Plänen des Ordensbaumeisters Franz Joseph
Roth aus Mergentheim. 1737 waren das Corps de
Logis und die beiden stadtseitigen Pavillons - der
nördliche beherbergte die Kapelle, der südliche die
Wohnung des Verwalters - vollendet.
Der dreigeschossige Hauptbau zeigt zum Rhein eine
Schaufront mit dreifacher Staffelung der Geschosse,
Pilasterordnung und einem dreiachsigen Mittelrisalit. Die Hoffront wurde schlichter ohne Verdachungen gestaltet. Hier tragen im Mittelrisalit zwei
Atlanten zu beiden Seiten des Hauptportals den
zentralen Balkon. Das gesamte, reich ausgestattete
Innere des Deutschordenshauses mit der bedeutenden Stuckierung von Wänden und Decken ging bis
auf wenige Reste bei der Zerstörung von Mainz im
Februar 1945 unter.
Im Haus fanden zahlreiche historische Ereignis statt:
In der Zeit der „Mainzer Republik“ wurde es 1793 als
Sitz des „Rheinisch-Deutschen Nationalkonvents“,
in den Jahren 1798 bis 1814, als Mainz mit dem gesamten linken Rheinufer Teil des französischen Kaiserreiches war, von Napoleon als Residenz genutzt.
Nach 1816 diente das Deutschhaus den hessischen
Großherzögen als Nebenresidenz. Nach völliger
Kriegszerstörung, bei der nur die Außenmauern
übrig blieben, wurde das Deutschhaus ab 1950 als
Sitz des Rheinland-Pfälzischen Landtages mit neuer
Innenaufteilung wieder aufgebaut.
Dr. Paul-Georg Custodis
Foto: Holger Klaes
Preußisches Regierungsgebäude in Koblenz
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Preußisches Regierungsgebäude in Koblenz
Nachdem am 16.08.1901 das alte Haus der Bezirksregierung durch Brand zerstört worden war, ergebe
sich die Chance eines großzügigen Neubaus an der
alten Stelle, wie der Regierungspräsident Freiherr
von Hövel am 19.10.1901 gegenüber den Ministerien in Berlin ausführte. Die Bemühungen um einen
Neubau in Koblenz fielen mit Planungen für neue
Dienstgebäude der Bezirksregierungen in Potsdam
und Minden zusammen. Die Entwürfe aller drei Regierungsgebäude wurden im preußischen Ministerium für öffentliche Arbeiten vom Geheimen Baurat
Paul Kieschke ausgearbeitet. Während das Regierungsgebäude in Potsdam dem barocken Leitbild
des Ortes folgte und die neue Bezirksregierung in
Minden im Stile der deutschen Renaissance gestaltet wurde, erschien die neue Regierung in Koblenz
im Gewand einer mittelalterlichen Staufferburg.
Nach Kieschkes Planung sollte sich die 158 m lange Hauptfront des Hauses, streng axial ausgerichtet
und durch drei gekoppelte Bögen im Mittelrisalit
und Treppengiebel betont, zum Rhein öffnen. In
vielfältiger Weise zitierte Kieschke das Vokabular
rheinischer Romanik, mit gekoppelten Bögen, tiefen Bogenlaibungen und großen Fenstern mit überhöhter Mitte im letzten Geschoss. In die Gestaltung
der Fassaden griff Kaiser Wilhelm II. persönlich mit
entscheidenden Korrekturen ein; er wollte die Fassaden stärker an Vorbildern stauffischer Burgen ausgerichtet wissen, um hier Macht und Bedeutung des
Staates zu betonen.
Für die Verkleidung der Fassaden und der Architekturakzente im Inneren wählte man heimisches
Material, Ettringer Tuff und Hardtheimer Muschelkalk, und deckte die Dächer mit Schieferplatten aus
Laubach. Das konstruktive Mauerwerk wurde in Ziegelsteinen errichtet, die Decken wurden im damals
noch neuen Stahlbeton als Kappen über Stahlträgern erstellt.
Der monumentalen Architektur entspricht ein rei-
ches Programm bildhauerischer Ausgestaltung: Drei
Figuren nach Modellen der Gebrüder Cauer aus Bad
Kreuznach verzieren den hohen axial ausgerichteten Giebel. Sie zeigen den hl. Georg als Drachentöter sowie allegorische Figuren für Weinbau und
Schifffahrt auf den beiden Mittelpfeilern. Die monumentale Rundbogenarchitektur des Hauptportals
wurde mit Reliefbüsten Karls des Großen und Friedrich Barbarossas geschmückt. Die Anknüpfung des
zweiten deutschen Kaiserreiches an das Heilige Römische Reich Deutscher Nation wird hier überdeutlich. Eine aufwendige Ausschmückung erhielten
auch die Konsolen unter den Arkaden des obersten
Geschosses mit Darstellungen der Sternbilder. Ihnen
entsprechen auf der Südseite die Wappen Preußens,
der Rheinprovinz und der Kreisstädte sowie eine
Portraitdarstellung des Regierungspräsidenten. Unter den beiden Erkern des Südturmes sind die Köpfe
General Blüchers und des Freiherren vom Stein zu
sehen.
Dem aufwendigen Äußeren entspricht ein reiches
Inneres. Mit einer Folge von Rundbögen, eingestellten Pfeilern und Säulen sowie einer verzierten Holzdecke wurden Vorbilder deutscher Burgen adaptiert. Eine Vielzahl reicher Kapitelle schöpft aus dem
Formenschatz deutscher Romanik. Nach Süden hin
wurde dem Funktionsbau der Bezirksregierung das
opulente Wohnhaus des Regierungspräsidenten mit
hohem Walmdach vorgelegt. Der große Sitzungssaal, heute im Inneren verändert, wurde als Verbindungsglied zwischengeschaltet. Er sollte sowohl
für Plenarsitzungen wie auch für Tanzfestlichkeiten
dienen.
Mit der Fundamentierung war am 15.10.1901 begonnen worden. Am 15.10.1905 konnte das Wohnhaus des Regierungspräsidenten, am 01.02.1906 das
gesamte Regierungsgebäude bezogen werden.
Dr. Paul-Georg Custodis
Foto: klaes-images / Werner Otto
Die Flora, Botanischer Garten mit Festhaus in Köln
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Die Flora, Botanischer Garten mit Festhaus
Die Gartenanlage und das ehemalige Wintergarten-Palais „Flora“ bilden seit über 150 Jahren ein
beliebtes Ausflugsziel im Kölner Stadtteil Riehl. In
Kombination mit dem Botanischen Garten und in
enger Nachbarschaft zum Zoo ist hier im 19. Jh.
ein attraktives Naherholungszentrum für Großstadtbewohner entstanden. Die Initiative ging von
Vertretern des Kölner Großbürgertums aus, die
1862/63 eine „Actien-Gesellschaft zur Anlage eines botanischen Zier- und Lustgartens ... unter der
Firma FLORA“ gründeten. Im Frühjahr 1863 wurde
die Genehmigung durch den preußischen Staat erteilt; das Königspaar nahm an der Gründung Teil.
Gartenparterres im französischen und italienischen
Stil, dazu ein Bereich im Stil des englischen Landschaftsgartens, entworfen von Peter Josef Lenné
und ausgeführt von Julius Niepraschk, umgaben
den Wintergarten. Dieser erhob sich über einem
podiumartigen Sockel und verwies mit sich kreuzenden, transparenten Tonnendächern und den
vier Rundbogengiebeln deutlich auf das Vorbild
des Londoner Glaspalastes von 1851, ein Werk des
Gärtners Joseph Paxton. Der Kölner Bau, errichtet
1863/64 nach Plänen des königlich-preußischen Hofbaurats von Arnim durch den königlich-preußischen
Bauinspector Eduard Maertens, war jedoch anders
konstruiert. Das als filigrane Guss- und Schmiedeeisenkonstruktion über eleganten Stützen errichtete,
von der Kölnischen Maschinen-Bauanstalt gefertigte Tonnendach zeigte seine die Besucher faszinierende Leichtigkeit und Transparenz vor allem im
Innern. Außen war dieser kreuzförmige Hallenbau
bis zur Traufhöhe von vier zu turmartigen Pavillons
gruppierten Fassaden umgeben, die aus Ziegelmauerwerk mit Werksteinelementen im Stil der Neorenaissance errichtet waren. Das Formenrepertoire
der vier Rundbogengiebel aus Metall und Glas fügte
sich hier zwanglos ein.
Im Laufe des 20. Jh., vor allem in Folge der Kriegszerstörungen, hatten sich Gartenanlage und Wintergarten-Palais immer mehr vom ursprünglichen
Bild der zweiten Hälfte des 19. Jh. entfernt. Nach
Eintragung in die Denkmalliste wurde in den 1980er
Jahren ein Denkmalpflegeplan entwickelt, der die
Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands
bzw. Aussehens der Gesamtanlage zum Ziel hatte.
Die Parterres mit den Kaskaden und den geometrischen Pflanzbeeten, sodann die Eingangspavillons
erhielten schon vor der Jahrtausendwende ihre historische Gestalt zurück, allerdings teilweise in modernen Baumaterialien. Bis zum Sommer 2014 erhielt das ehemalige Wintergarten-Palais zumindest
in seiner Außenerscheinung die Anmutung des 19.
Jh. zurück. Im Innern verzichtete man allerdings auf
die Rekonstruktion der Transparenz von Eisenkonstruktion und Glas, welche die Besucher von Anfang
an verzaubert hatte. Das in den äußeren Dimensionen wiederhergestellte Volumen des Gebäudes
wird jetzt von Decken und Wänden unterteilt, so
dass sich anstelle des einen großen Saalraums, eben
des lichtdurchfluteten „Wintergartens“, heute zahlreiche kleinere Räumlichkeiten unter den mit Zink
eingedeckten, opaken Tonnendächern finden, die
man für private Veranstaltungen mieten kann.
Dr. Ulrich Krings
Foto: Holger Klaes
Schloss Montabaur
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Schloss Montabaur
Das barocke Schloss Montabaur gilt als Wahrzeichen
der gleichnamigen Kommune im Westerwald. Auf
dem baumbestandenen Schlossberg im Zentrum gelegen, bestimmt die großzügige, leuchtend gelb gestrichene Anlage die Silhouette der Kreisstadt.
Das Schloss besteht aus einem früheren Vorburgbereich und einem zweigeschossigen Hauptgebäude,
dessen Flügel ein fast quadratisches Rechteck bilden. Die Ecken werden jeweils durch dreigeschossige Rundtürme mit charakteristischen geschwungenen Hauben markiert. Sie werden überragt durch
den ihnen äußerlich angeglichenen, im Kern mittelalterlichen Bergfried. Er verweist auf die frühere Funktion der Anlage. Heute fügen sich moderne
Funktionsbauten unterhalb des Schlosses in das Ambiente ein.
Eine Burg „Humbach“ auf diesem Berg wird bereits
im späten 10. Jh. urkundlich erwähnt. Sie ging kurz
darauf in den Besitz der Trierer Erzbischöfe über.
Diese ließen die Burg zur Sicherung ihrer Westerwälder Besitzungen gegen die Grafen von Nassau
im frühen 13. Jh. stark ausbauen. Nach der Überlieferung soll der von einem Kreuzzug heimgekehrte
Erzbischof Diedrich II. die neue Höhenburg mitsamt
ihrer unterhalb gelegenen Siedlung wegen der
Ähnlichkeit mit einer Anlage auf der gleichnamigen biblischen Erhebung im israelischen Galiläa in
„Mons (lat. Berg) Tabor“ umbenannt haben. So entstand die heutige Bezeichnung für Burg und Stadt:
Montabaur.
Der Entwicklung folgend, wandelte sich die spätmittelalterliche Befestigung in der Neuzeit zu einem
repräsentativen Wohnsitz. Bis 1802 blieb Schloss
Montabaur Residenz der Trierer Erzbischöfe und
Kurfürsten. Dann wurde es von ihren alten Widersachern, den Herzögen von Nassau, übernommen.
Später war Montabaur Amtssitz für Kommunalverwaltungen und Behörden. Gegenwärtig dient die
Anlage als Akademie, darüber hinaus als Hotel und
Veranstaltungszentrum.
Sein bis heute bestehendes barockes Aussehen verdankt Schloss Montabaur vor allem dem Trierer Kurfürsten Erzbischof Johann Hugo von Orsbeck (16341711). Dessen Hofbaumeister Johann Christoph
Sebastiani gab der Anlage durch umfangreiche Umund Neubauten zwischen 1687 und 1709 ihre jetzige
Gestalt. Das Wappen Hugos von Orsbeck ziert seither die Toreinfahrt zum Innenhof. Der spätere Erzbischof wurde auf der Burg Vernich, Kreis Euskirchen,
geboren. Kriegs- und Besatzungsfolgen bestimmten
nahezu seine gesamte Regierungszeit. Auf die vielfältigen Zerstörungen reagierte der kunstsinnige
Erzbischof mit zahlreichen Bauvorhaben, wie etwa
der Umgestaltung der Feste Ehrenbreitstein und
Schloss Montabaurs zu barocken kurfürstlichen Residenzen. Auch den Neubau einer Kirche in seinem
Geburtsort ermöglichte er durch eine testamentarische Schenkung. Den Abschluss des äußeren Umbaus von Schloss Montabaur hat Hugo von Orsbeck
selbst noch erlebt. Zwar wurde der Innenausbau erst
unter seinem Nachfolger vollendet. Die Deckenmalereien von Lazarus Maria Sanguinetti im Rittersaal,
Allegorien der vier Elemente, wurden jedoch während seiner Amtszeit fertiggestellt. Hier hängt seit
2013 auch ein repräsentatives Portrait Erzbischof
Hugos von Orsbeck aus dem Jahre 1687.
Hans-Gerd Dick
Foto: Holger Klaes
Burg Landshut in Bernkastel-Kues
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Burg Landshut in Bernkastel-Kues
Auf einer Kuppe über Bernkastel thront, umgeben
von Rebterrassen, die Burg Landshut, ein Wahrzeichen des Moseltales. Anstelle einer römischen, erst
vor wenigen Jahren archäologisch nachgewiesenen
Befestigung ließ der Trierer Erzbischof Heinrich von
Vinstingen die Burg nach 1280 erbauen. Mehrere
Trierer Erzbischöfe hielten sich vorübergehend in
dieser Landesburg auf, die im 15. Jh. Sitz eines kurtrierischen Amtmannes wurde. Erzbischof Johann II.
von Baden († 1503), der hier öfter Hof hielt, ini-tiierte Baumaßnahmen an der zuvor von Kurtrier verpfändeten Burg. Im 16. und 17. Jh. mehrfach um-
kämpft, fiel die Burg Landshut im Jahre 1692 einem
Brand zum Opfer.
Erhalten ist heute die eindrucksvolle Ruine der
Hauptburg mit dem runden aus der noch bis zu 17
m hohen Ringmauer ausspringenden Bergfried. Zu
den vielen interessanten Details gehören größere
Flächen historischer Putze am Hauptturm. Die bauliche Binnenstruktur der Burg ist zerstört. Nördlich
der Hauptburg lag eine tiefer gelegene Vorburg,
die durch historische Abbildungen überliefert ist.
Dr. Michael Losse
Foto: Holger Klaes
Trasshöhlen im Brohltal
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Trasshöhlen im Brohltal
Stellen Sie sich das folgende Szenario vor: Mit der
unbändigen Gewalt von etwa 500 Hiroshimaatombomben öffnet das mehrere tausend Grad heiße
Magma die dünne Erdkruste und schießt in wenigen Sekunden eine ungefähr 30 km hohe Glutsäule in die Höhe. Ein direkter Beobachter müsste den
Eindruck gewinnen, hier stülpe sich schlagartig das
Erdinnere nach außen. Als wäre dies alles noch nicht
genug, rasen mit mehreren hundert Stundenkilometern Geschwindigkeit massereiche Glutlawinen
aus dem geöffneten Vulkanschlot seitlich davon
und begraben die benachbarten Täler unter einer
tödlichen, alles erstickenden Decke. Heftige Gewitter mit äußerst ergiebigen Regenfällen begleiten
diese apokalyptischen Geschehnisse. Nach ein paar
Wochen hat sich die fürchterlich entfesselte Unterwelt wieder weitgehend beruhigt – und hinterlässt
weithin ein graues, völlig lebloses Feld der Verwüstung.
Kranke Science-Fiction oder paranoide Hollywoodvision? Tatsächlich haben sich vor rund 13.000 Jahren solche Szenen im Gebiet des heutigen Laacher
Sees abgespielt: Die europaweit größte nacheiszeitliche Vulkankatastrophe hat hier im weiten Umkreis
ein geologisch faszinierendes und für die regionale
Wirtschaft äußerst bedeutsames erdgeschichtliches
Erbe hinterlassen. Die aus dem Vulkanschlot im
Nordteil des heutigen Laacher Sees radial davonrasenden Glutlawinen (im modernen Fachjargon base
surges genannt) haben unter anderem das nördlich
davon gelegene Brohltal bis auf eine Höhe von etwa
60 m angefüllt – etwa so hoch, wie der Kirchturm
der Gemeinde Brohl aufragt. Zudem haben die vulkanischen Massen nach jüngsten geologischen Befunden sogar das Rheintal komplett abgeriegelt
und zeitweilig sozusagen als natürliche Talsperre einen bis in das obere Mittelrheintal südlich von Koblenz reichenden See angestaut.
Die feinstkörnigen Stäube aus den Aschestromglutlawinen haben sich unter dem Einfluss der heftigen Niederschläge rasch zu kompaktem Tuffgestein
verfestigt, fachmännisch „Ignimbrit“ genannt, aber
in der Region eher unter der Bezeichnung „Trass“
bekannt. Schon in der Römerzeit hat man dieses
Gestein im Brohltal und anderswo (z. B. im Römerbergwerk Meurin bei Kretz) für technische Zwecke
abgebaut. Heute sind vor allem an den nördlichen
Talwänden des Brohltals nur noch wenige Steilflankenreste erhalten – besonders eindrucksvoll auch
deshalb, weil man sie als Zugänge zu den oberhalb
gelegenen Fluren durchtunnelt hat oder darin Unterstände für Vieh bzw. Landwirtschaftsgerät anlegte. Am besten zugänglich sind sie von der Station U1
der Vulkanparkroute durch das untere Brohltal; die
Station befindet sich beim Gasthaus Jägerheim gegenüber dem Viadukt der Brohltalbahn. Hier stieß
man beim Abbau 1862 auf einen großen Weihealtar des römischen Bergbauschutzgottes Hercules
Saxanus. Weil er am Fundort nicht erhalten werden konnte schnitt man ihn aus dem weichen Trass
heraus. Heute ist er im LVR-Landesmuseum Bonn
(ehem. Rheinisches Landesmuseum Bonn) zu sehen.
Dr. Bruno P. Kremer
Foto: klaes-images / Markus Monreal
Nebelmeer an der Müngstener Brücke bei Solingen
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01.11. Allerheiligen
Nebelmeer an der Müngstener Brücke
107,20 m über der Wupper fährt die Eisenbahn seit
1897 über eine Gesamtlänge von 494 m. Für die filigrane, beeindruckende Stahlkonstruktion wurden
5.000 t Stahl verarbeitet und 950.000 Niete geschlagen. Ihr Bogen spannt sich 160 m weit zwischen
Remscheid und Solingen. Viele bezeichnen diese
Stahlkonstruktion als „Eiffelturm“ des Bergischen
Landes.
1867 wurde Solingen-Ohligs an die Linie der
Bergisch-Märkischen Eisenbahn angeschlossen, ein
Jahr später folgten Barmen und Remscheid. Luftlinie
sind Solingen und Remscheid zwar nur 8 km voneinander entfernt, um aber Ware von Remscheid nach
Solingen-Ohligs per Eisenbahn zu transportieren,
musste vor dem Brückenbau eine Strecke von 44 km
zurückgelegt werden. Erst 1889 bewilligte der Preußische Landtag die Baukosten von 5 Mio. Mark. Die
Königliche Eisenbahndirektion Elberfeld war für die
Bauausführung zuständig, die Maschinen-Aktiengesellschaft Nürnberg erhielt den Zuschlag für den
Bau. Als reiner Ingenieurbau ohne schmückendes
Beiwerk war die Brücke zu ihrer Bauzeit schon eine
Sensation. Sensationell war auch ihre Baustelle. Der
Brückenbau wurde von der Solinger Seite aus vorangetrieben. In die heute so beschauliche Hofschaft
Schaberg zogen Hunderte von Wanderarbeitern.
Begehrt war der Baustellenstempel im Wanderbuch
der Handwerker, manche von ihnen sind nur für einige Tage als Helfer beim Bau in den Meldelisten
von Solingen eingetragen. Am 15. Juli 1897 kam
Prinz Friedrich Leopold zur Einweihungsfeier der
„Kaiser-Wilhelm-Brücke“, wie sie bis zum Ende des
Ersten Weltkriegs genannt wurde.
Auf dem „Klingenpfad“, einem Wanderweg, der in
den 1920er Jahren rund um Solingen angelegt wurde, gelangt man vom Bahnhof Solingen-Schaberg
hoch über der Wupper nach Unterburg. Der Weg
führt an dem mächtigen Fundament für Pfeiler und
Brückenbogen vorbei.
Als Kernprojekt der Regionale 2006 wurde der Brückenpark Müngsten ausgewählt. „Natur trifft Technik, Idylle ergänzt um Ingenieurskunst“ - so beschrieb
man diesen einzigartigen Ort, der als ein Symbol der
Bergischen Region gilt. Mitten in schönster Landschaft mit Wäldern und weiten Blicken steht dieses
Denkmal der Industriekultur, das bis heute als eine
der wichtigsten Verkehrsverbindungen zwischen
Remscheid und Solingen fungiert.
Der Brückenpark Müngsten wurde 2006 der besondere Ort, mit dem sich die Region präsentiert. Dazu
gehörten die Erschließung neuer Wanderwege,
Spielmöglichkeiten und eine Schwebefähre über die
Wupper. Auf ihr können Fußgänger selbst mithelfen, die Fähre an zwei dicken Stahlseilen über die
Wupper schweben zu lassen. Ein neu errichtetes Restaurant ist beliebtes Ausflugsziel geworden. Blickfang ist seine Fassade aus riesigen Stahlplatten, die
im heimatlichen Rostrot den Spaziergängern entgegenleuchten. In den letzten Jahren war die Brücke
zeitweise gesperrt, weil sie technisch überholt werden musste.
Gisela Schmoeckel
Foto: Holger Klaes
Große Saarschleife bei Mettlach
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Große Saarschleife bei Mettlach
Ziemlich geradlinig, relativ breit und ein wenig behäbig durchfließt die in den Nordvogesen entspringende und rund 250 km lange Saar das westliche
Saarland, ehe sie bei Konz in die Mosel mündet.
Kurz vor Mettlach im grenznahen Gebiet zu Frankreich und Luxemburg wendet sie sich kurz hinter
dem Ortsteil Besseringen in zunächst sanftem Bogen nach Nordwesten, umfließt dann in einer engen
Haarnadelkurve einen schmalen Bergsporn nach
Südosten und schwenkt innerhalb von Mettlach
wieder auf eine ungefähr nördliche Abflussrichtung
ein. Von Besseringen bis Mettlach sind es Luftlinie
nur etwa 2 km; der Umweg durch die Flussschleife
beträgt dagegen rund 10 km.
Die Große Saarschleife bei Mettlach, wie man sie
zur besseren Unterscheidung einer deutlich kleineren beim saarländischen Hamm nennt, ist der
spektakulärste Geotop des Saarlandes und zugleich
das Wahrzeichen dieses Bundeslandes. Sie liegt im
Naturpark Saar-Hunsrück. Geologisch verläuft hier
die Grenze zwischen dem relativ flachen Saar-Nahe-Bergland mit seinen überwiegend eher weichen
mesozoischen Gesteinen und dem stark hügeligen
Hunsrück, dessen harte und besonders erosionsbeständige Quarzite die Prallhangtalwände der Flussschleife bilden. Deren Widerstandskraft hat der Saar
in diesem Raum den direkteren Weg zur Mündung
wirksam verriegelt. Daher musste sich der Fluss über
viele Jahrzehntausende hinweg einen alternativen
Weg in den Untergrund einfräsen. Analoge Verhältnisse findet man übrigens auch bei allen größeren
Mittelrheinzuflüssen wie Lahn, Wied, Sieg, Nahe,
Mosel und Ahr, die im Kartenbild jeweils durch einen ungewöhnlich stark mäandrierenden Talverlauf
auffallen. Nur wenig nördlich von Mettlach kehrt
die Saar noch einmal in erosionsanfällige und recht
imposante Buntsandsteinformationen zurück.
Die spätherbstliche Aufnahme zeigt die Saarschleife
vom gerne aufgesuchten und 180 m über dem Fluss
gelegenen Aussichtspunkt Cloef nahe beim Mettlacher Ortsteil Orscholz. Die zunächst rätselhafte Bezeichnung „Cloef“ deutet man heute als keltisches
Sprachrelikt – es bedeutet etwa „steiles Kerbtal“.
An diesem beeindruckenden Aussichtspunkt haben
sich viele vermeintliche oder tatsächliche Politgrößen getroffen und ablichten lassen.
Auf dem bewaldeten Bergsporn innerhalb der Saarschleife befindet sich die Ruine der Burg Montclair
aus dem 12. Jh., die im 15. Jh. zerstört wurde. In
Teilen ist sie wieder hergerichtet und für Besucher
zugänglich.
Dr. Bruno P. Kremer
Foto: Holger Klaes
Kloster Arnstein im Lahntal
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Kloster Arnstein im Lahntal
Die Kirche St. Maria und Nikolaus geht zurück auf
das von den Grafen von Arnstein 1139 gründete
Prämonstratenserstift. Graf Ludwig III. von Arnstein
übertrug seinen gesamten Besitz, ähnlich wie die
Cappenberger 17 Jahre zuvor, dem Prämonstratenserorden. Dem in der Folge eingerichteten Kloster
trat er selbst bei. An der exponierten Stelle auf dem
Felsgrad zwischen der Lahn und dem Dörsbach hatte sich vor dem Kloster die Burg der Grafen von Arnstein befunden. 1145 wurde das Kloster reichsunmittelbar. Nach der Säkularisation des Klosters 1803
machte man die Kirche 1814 zur Pfarrkirche des 3
km entfernten Ortes Seelbach. In der alten Prämonstratenserabtei leben und arbeiten seit 1919 Ordensleute von den Heiligsten Herzen (Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens
und der ewigen Anbetung des Allerheiligsten Altarsakramentes). Der Konvent betreut die seit 1924
bestehende Arnsteiner Herz-Jesu-Wallfahrt und die
in Arnstein eingerichtete Jugendbegegnungsstätte.
Aus der romanischen Zeit des Klostergebäudes hat
sich der Kapitelsaal erhalten, in dem noch Reste der
ehemaligen Burg vermutet werden.
Die Klosterkirche wurde 1208 geweiht. Der westliche, romanische Teil der Kirche – eine dreischiffige
Pfeilerbasilika – dürfte ab 1140 entstanden sein:
Westchor mit Turmgeschossen um 1140 bis 1160,
Langhaus um 1160 bis 1180, Vollendung der Westtürme, östliches Querhaus mit Chor und Seitenkapelle um 1180 bis 1208. Die östliche Erweiterung
der Kirche mit Chor, zwei Türmen und Vierung sowie die Neueinwölbung des Langhauses erfolgten
ab 1359 in gotischen Formen. Im ersten Viertel des
18. Jh. wurden die vier Türme restauriert und im
zweiten Viertel des 18. Jh. die Rokokoausstattung
der Klosterkirche eingebracht. Mit dem weitgehenden Abriss der Klostergebäude nach 1814 gingen
auch die Querhäuser verloren, die aber von 1884
bis 1887 wiedererrichtet wurden. Die Farbigkeit des
Innen- und Außenbaus rekonstruiert den Zustand
des 14. Jh. und geht auf die 1960er Jahre zurück.
Bemerkenswert sind die erhaltenen romanischen
Schmuckfußböden im Mittelschiff und in der Marienkapelle. Was die ehemalige Klosterkirche aber
vor allem auszeichnet, formulierte das Denkmalinventar von 1907 mit unverhohlenem Pathos: „Wenige Bilder in dem an Schönheit so reichen Lahntal können sich mit dem Eindruck messen, den die
stolze, viertürmige Abteikirche macht, wenn sie, aus
dem üppigen Grün des umgebenden Buchenwaldes
hervortauchend, sich dem Blick entgegenstellt.“
Guido von Büren
Foto: Holger Klaes
Heilig-Kreuz-Kirche in Bonn-Limperich
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Heilig-Kreuz-Kirche in Bonn-Limperich
Der Bonn-Beueler Ortsteil Limperich verdankt
dem Münchener Architekten Alexander Freiherr von Branca (1919-2011) mit der Kirche Heilig
Kreuz als Teil des ehemaligen Kreuzherrenklosters
und des Pfarrzentrums eine der eindrucksvollsten
Schöpfungen unter den 29 Kirchen in von Brancas
Schaffen. Die Kirche wurde 1966 geweiht und 1977
konsekriert. Um die Jahreswende 2001/02 gaben
die Kreuzherren die Pfarrei zur weiteren seelsorgerischen Betreuung an das Erzbistum Köln zurück.
Die Kirchengemeinde Heilig Kreuz ist seitdem selbständiges Rektorat im Seelsorgebereich „Bonn Zwischen Rhein und Ennert“.
Das Erscheinungsbild der Kirche hält die Erinnerung
an den Beginn ihrer Geschichte als Klosterkirche
der Kreuzherren wach. Nach außen wirkt das aus
roten Klinkern errichtete Bauwerk als Ausdruck der
Beständigkeit der Gottesherrschaft wie eine Burg.
Die Einfachheit, Klarheit und „schlichte Größe“ der
Architektur ist ein Erbe, das von Branca aus der apulischen Architektur des 12./13. Jh. in seine Architektursprache überführte und das ihm zeitlebens geistiges Vorbild blieb.
Im Inneren ging es dem Architekten um eine sinnerfüllte Durchdringung von Funktion und Raumform, „um die Menschen aus der Zerstreutheit in die
Sammlung zu führen.“ Im Grundriss zitiert er - im
Hinblick auf die Kreuzherren und das Patrozinium
- ein griechisches Kreuz mit abgeschrägten Ecken
und Konchen an den Kreuzarmen. Die Kreuzhülle
des Raums nimmt die Gläubigen förmlich ins Zeichen der Erlösung hinein und richtet ihren Blick auf
den Altar für die Feier der Eucharistie in ihrer Mit-
te. Nichts soll die Gemeinde im gebauten Zeichen
der Erlösung vom Geschehen am Altar ablenken.
Der bewusste Ausdruck von klösterlicher Askese beruht auf der Wirkung der Materialien: großflächige
rote Klinkerwände wie am Außenbau, Fensterbahnen mit ornamentiertem farblosem Schmelzglas,
Sichtbetonraster unter der lichtgebenden Decke,
rötlicher Marmorboden. Altar, Ambo, Priester- und
Messdienersitze, Chorgestühl und Tabernakel bestehen aus gebeiltem Muschelkalk.
Wichtigstes Stück der Ausstattung neben einer restaurierten und erweiterten Orgel von 1907 aus
London - inzwischen wegen ihres Klangreichtums
englisch-romantischen Charakters weithin als die
„Queen am Rhein“ gerühmt - ist das Hängekreuz
über dem Altar. Wie die Fensterbahnen und die Altarleuchter wurde es von dem Glaskünstler Florian
Lechner geschaffen. Das Kreuz besteht aus von Glas
umhüllter Bronze und visualisiert nach der Deutung
der Kreuzherren die „Erhöhung des Kreuzes des auferstandenen Christus“. Einen Korpus am Kreuz vor
Augen zu stellen, erschien auch dem Architekten
und dem Glaskünstler als nicht geboten, soll doch
in der ausgeführten Gestaltung folgendes zum Ausdruck kommen: Der Gekreuzigte und Auferstandene ist gegenwärtig in der Gemeinde - im Gebet und
in den eucharistischen Gestalten von Brot und Wein.
Literatur: W. Hansmann u. Ch. Jacob: Heilig Kreuz
in Bonn-Limperich, (Rheinische Kunststätten, Heft
547), Köln 2013.
Prof. Dr. Wilfried Hansmann
Foto: Holger Klaes
Schloss Moyland in Bedburg-Hau
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Schloss Moyland in Bedburg-Hau
Vergleichbar dem Kalenderblatt hat Paul Clemen
1891 bei der Erfassung der Kunstdenkmäler im Kreis
Kleve das damals in Privatbesitz befindliche Schloss
Moyland wahrgenommen. Zwischen 1854 und 1862
hatte der Eigentümer Nikolaus Johann von Steengracht das Erscheinungsbild des Schlosses vom Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner im Stil
der Neugotik gänzlich umgestalten lassen. Clemen
bezeichnet dies als Restaurierung. Weiter beschreibt
er seine Wahrnehmung realistisch: „Das Schloss ist
einer der imposantesten profanen Backsteinbauten
am deutschen Niederrhein, von grosser Ähnlichkeit
mit dem Schloss zu Kempen, wie dieses mit drei
Rundtürmen und einem Binnenhofe. Der an der
Nordostecke aufgeführte Turm erhebt sich bis zur
Höhe von fünf Stockwerken und hat 1854 eine luftige Dachhaube erhalten. Nur der Westturm ist völlig
rund, von den beiden anderen ist an der Innenseite
ein Segment abgeschnitten. Der mittlere Vorbau an
der feingegliederten Südfassade ist gänzlich erneut.
Die Raumeinteilung der den Hof umgebenden zweistöckigen Trakte ist die alte geblieben, nur die Mauern durchweg neu ummantelt worden und haben
einen vorgekragten Zinnenkranz erhalten. Im Westturm lag die alte mit einem Kreuzjoch eingewölbte Schlosskapelle. Die im anstossenden Erdgeschoss
des Westtrakts gelegenen Räume zeigen noch die
Spaen´sche Einrichtung. Das Wohnzimmer vom Jahr
1668. Das Esszimmer hat eine Holzverkleidung mit
einem in die Wand eingelassenen Büffet grösster
Schönheit aus der Spätzeit der holländischen Barocke um 1670.“
Am Ende des Zweiten Weltkrieges fanden im Inneren
umfangreiche Zerstörungen durch alliierte Soldaten
statt. Nach späten Notsicherungen verfiel die Bausubstanz, bis 1987 mit Entschuttung, Aufräumung
und Sicherungsarbeiten begonnen wurde. Moyland
blieb im Besitz der Familie Steengracht, ehe sie es
der 1990 gegründeten Stiftung Museum Schloss
Moyland schenkte, deren Ziele der Wiederaufbau
der Anlage und ihre Nutzung als Museum waren.
Von 1990 bis 1997 erfolgte unter Regie der Stiftung
Museum Schloss Moyland eine Restaurierung und
der Ausbau des Schlosses. Dabei musste die historische Bausubstanz des Inneren einer modernen
Neugestaltung der Räume für den musealen Zweck
weichen. Heute beherbergt Schloss Moyland als Museum die umfangreiche Sammlung moderner Kunst
der Brüder van der Grinten. Angegliedert sind das
Joseph Beuys Archiv, das An-Institut der Kunstakademie Düsseldorf ist. Hier werden außerdem weit
über 200.000 Archivalien und Dokumente zu Leben,
Werk und Wirken des Künstlers aufbewahrt. In der
Museumsbibliothek stehen mehr als 60.000 Medien
für Forschungszwecke zur Verfügung.
Während der Zwirnerschen Umbauphase Mitte des
19. Jh. ließ der Bauherr die Parkanlagen im „gemischten Styl“ neu anlegen. In ihnen finden sich
Partien im Stil eines englischen Landschaftsgartens
sowie barocktypische Strukturen des „Architektonischen Gartens“. Auf diese Fassung zurückführend,
entwickelten die Landschaftsarchitekten Rose und
Gustav Wörner das Parkpflegewerk zur Gestaltung
des umgebenden Geländes.
Reinhard Lutum
Foto: Holger Klaes
eine zweitägige Jahresversammlung
an wechselnden Orten des
Rheinlandes mit umfangreichen
Besichtigungsprogrammen und
Studienfahrten
•
wissenschaftliche Symposien und
Fachtagungen zu relevanten
Themen aus allen Bereichen der
Denkmalpflege und des Landschaftsschutzes
IBAN
•
Konto-Nr.
umfangreiches Exkursions- und
Vortragsprogramm im gesamten
Vereinsgebiet
BLZ
•
Unterschrift, Datum
vier Ausgaben unserer
Vereinszeitschrift „Rheinische
Heimatpflege“ mit Beiträgen zu
kulturgeschichtlichen und
naturkundlichen Themen
Bank
•
und umseitig angekreuzten Beitrag zu Lasten meines Kontos mittels Lastschrift einzuziehen.
mehrere Hefte der Schriftenreihe
„Rheinische Kunststätten“
bzw. „Rheinische Landschaften“
EINZUGSERMÄCHTIGUNG Hiermit ermächtige ich Sie widerruflich, den von mir zu entrichtenden
•
Beruf
Teilnahme und aktive Mitarbeit an
Projekten
Unterschrift, Datum
•
E-Mail
regelmäßige Information über
Themen der geschichtlichen
Landeskunde, der Kulturlandschaft,
der Archäologie sowie der
Kunst- und Kirchengeschichte
Fax
•
Telefon
„Unsere vielfältige
Kulturlandschaft muss
erhalten und weiterhin
gefördert werden!“
Horst Melcher
Austausch zu Themen der Denkmalpflege, Kulturlandschaft,
Landschaftsschutz u.a. mit anderen
engagierten Mitgliedern
PLZ, Ort
für
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mach Schlicht
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Helm
•
Straße
Historische Gebäude, Kunstwerke und
Stadtplätze sind ebenso wie Parks und
Gartenanlagen meist in ein städtisches
oder landschaftliches Gesamtbild eingebettet, das uns als Orientierung dient,
Sicherheit und ein Gefühl von Heimat
vermittelt. Doch Stadt- und Landschaftsräume wachsen ständig und verändern
sich. Wir können diesen Wandel nicht
aufhalten, aber wir können ihn sinnvoll
mitgestalten.
Wir erarbeiten Handlungskonzepte bei
der Stadtentwicklung und geben
Stellungnahmen zu Bauvorhaben und
Flächennutzungsplänen ab, wie z.B.
zum Braunkohletagebau, zum Ausbau
von Bundesfernstraßen, zur Zersiedelung
der Landschaft durch Freizeitparks oder
zur ICE-Trassenführung durch das
Siebengebirge. Dafür suchen wir
Gespräche mit Verantwortlichen und
Behörden, machen Vorschläge zu alternativen Maßnahmen und bemühen uns
um die Aufklärung der Öffentlichkeit.
Machen Sie mit
Es lohnt sich. Wir bieten Ihnen:
Name, Vorname
Jeder kann dazu beitragen, unser
Umfeld positiv zu verändern. Denkmäler und Landschaften haben in unserer
heutigen kurzlebigen Zeit einen hohen
Wert. Sie erinnern uns an unsere Geschichte und unsere Vorfahren, und sie
tragen dazu bei, dass wir uns an dem
Ort, an dem wir leben, wohlfühlen.
Aktiv werden
Seit mehr als 100 Jahren machen wir
uns im Rheinischen Verein erfolgreich
dafür stark, auf die Besonderheiten von
Denkmälern und Landschaften als unser
aller Erbe aufmerksam zu machen, verantwortungsvoll und achtsam mit ihnen
umzugehen, sie zu bewahren und zu
pflegen, so dass auch unseren Kindern
und nachfolgenden Generationen
kulturelle Wurzeln erhalten bleiben.
IHRE DATEN
Das Rheinland weist eine außergewöhnliche Vielfalt und eine Dichte an
bedeutenden Denkmälern, archäologischen Stätten, Kultur- und Naturlandschaften auf. Für einen optimalen
Schutz und eine angemessene Pflege
innerhalb unseres großen, länderübergreifenden Vereinsgebiets sind wir in 13
Regionalverbände unterteilt und können
so gezielt vor Orteingreifen und mitwirken. Dies hat sich beispielsweise bei der
Unterschutzstellung des Mittelrheintals
zwischen Mainz und Koblenz durch die
UNESCO bewährt, die wir maßgeblich
vorbereitet haben.
Dabei sein
Über uns
Hiermit erkläre ich meinen Beitritt zum Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V.
Gemeinsam
an einem
Strang ziehen.
Textautoren:
Guido von Büren, Dr. Paul-Georg Custodis, Hans-Gerd Dick, Dr. Holger A. Dux,
Prof. Dr. Wilfried Hansmann, Dr. Bruno P. Kremer, Dr. Ulrich Krings, Dr. Michael
Losse, Dipl.-Ing. Reinhard Lutum, Gisela Schmoeckel, Delf Slotta, Dr. Karl Peter
Wiemer, Christoph Wilmer
Layout und Gesamtherstellung: Holger Klaes
Der Herausgeber dankt allen Textautoren für die freundliche Unterstützung.
Verlag:
klaes-regio Fotoverlag
Hünger 3
42929 Wermelskirchen
Tel.: (02196) 88 34 38
Fax: (02196) 88 34 39
www.klaes-regio.com
Redaktion:
Dr. Karl Peter Wiemer
Bildvorlagen:
Holger Klaes, Markus Monreal, Werner Otto
50679 Köln
Ottoplatz 2
Koorporatives Mitglied (Firmen, Vereine, Behörden)
zu einem Jahresbeitrag von 60,- € bzw. _____ €
Förderer (Einzelmitglied) zu einem Jahresbeitrag
ab 40,- € und einer Spende von mindestens
50,- € jährlich oder mindestens 250,- € einmalig
Stifter (Einzelmitglied) zu einem Jahresbeitrag
ab 40,- € und einer einmaligen Spende ab 500,- €
Rheinischer Verein für Denkmalpflege
und Landschaftsschutz e. V.
Auszubildender, Schüler und Student
(gegen Vorlage einer Ausbildungsbescheinigung)
zu einem Jahresbeitrag von 15,- €
ordentliches Einzelmitglied zu einem
Jahresbeitrag von 40,- € bzw. ______ €
Familie mit 40,- € für das 1. Familienmitglied
und 10,- € für jedes weitere Mitglied
45. Jahrgang, Erscheinungsjahr 2015, ISBN 978-3-945404-24-9
Antwort
Für Denkmalpflege und Landschaftsschutz
Herausgeber:
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V.
Ottoplatz 2
50679 Köln
Tel.: (0221) 8 09 28 04
Fax: (0221) 8 09 21 41
www.rheinischer-verein.de
Beitrittserklärung: Ja, ich mache mit!
Ich bitte um die Aufnahme in den Rheinischen Verein für
Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V. als
RHEINLAND 2016
Rheinischer Verein

Denkmal Landschaft Natur
Bitte geben Sie umseitig Ihre Daten an.
Rheinland
Landschaft Denkmal Natur
2016
Rheinischer Verein
Remscheider Talsperre
Für Denkmalpflege und Landschaftsschutz
DEZEMBER | JANUAR
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2016
Porta Nigra in Trier
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26.05. Fronleichnam
KW 21
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KW 32
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15.08. Mariä Himmelfahrt
KW 33
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01.11. Allerheiligen
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01.01. Neujahr
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Burg Wissem in Troisdorf
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25.03. Karfreitag | 27.03. Ostersonntag | 28.03. Ostermontag
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Die Flora, Botanischer Garten mit Festhaus in Köln
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KW 51
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25.12. 1.Weihnachtstag
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Saarburg
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05.05. Christi Himmelfahrt | 15.05. Pfingstsonntag
KW 19
Burg Pfalzgrafenstein und Gutenfels bei Kaub
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Skulpturen von Anatol Herzfeld im Museum Insel Hombroich in Neuss-Holzheim
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Trasshöhle an der Orbachsmühle in der Osteifel
Burg Landshut in Bernkastel-Kues
OKTOBER
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03.10. Tag der Deutschen Einheit
KW 41
OKTOBER
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KW 42
KW 43
Schloss Moyland in Bedburg-Hau
Heilig-Kreuz-Kirche in Bonn-Limperich
DEZEMBER
Schlossruine und Felsenkirche in Idar-Oberstein
FEBRUAR
An der Schwanenburg in Kleve
APRIL | MAI
Schloss Montabaur
SEPTEMBER | OKTOBER
Kloster Arnstein im Lahntal
NOVEMBER | DEZEMBER
2016
Die Zitadelle in Wesel
Der Alte Krahnen in Andernach
JUNI
Schloss Augustusburg in Brühl
JANUAR | FEBRUAR
Wildnarzissen im Perlbachtal bei Monschau
Ruine Neue Isenburg in Essen-Bredeney
MÄRZ | APRIL
Die Saarschleife bei Mettlach
NOVEMBER
klaes-regio Fotoverlag | Holger Klaes
Hünger 3 | D-42929 Wermelskirchen
ISBN: 978-3-945404-24-9
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Preußisches Regierungsgebäude in Koblenz
AUGUST | SEPTEMBER
Nebelmeer an der Müngstener Brücke bei Solingen
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Die Zitadelle in Jülich
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Deutschordenshaus in Mainz
AUGUST
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KW 53
Kuhschellen in der Kalkeifel bei Bürvenich
MÄRZ
Medienhafen in Düsseldorf
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DEZEMBER | JANUAR
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KW 52
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Rheinischer Verein
Für Denkmalpflege und Landschaftsschutz