Wieder Kritik Kommission an EU- Für diesen Artikel einen Titel zu finden, war schwer. Drehtür, Bäumchen wechsle dich, Lobby siegt – das ist die bei wissenbloggt schon vergeben. Und was das Bild von 1045373, pixabay, ausdrückt, unbedingt so plastisch muss ja nicht in Worte gefasst werden. Bleibt die banale Feststellung, dass es wieder Kritik an der EU-Kommission gibt, und zwar berechtigte. Etwas irritierend ist das Gerangel um die Apple-Milliarden – da wird untypischerweise mal das Richtige gemacht. Es kommt ziemlich überraschend, wo doch Apple schon so lange unter Kritik steht. Oder wird das auch bloß andiskutiert, und am Ende bleibt es ohne Folgen? Die Europäische Kommission sollte dafür gelobt werden, dass sie keinen Rückzieher macht. So steht es in dem Artikel über Multinationale Konzerne – Schluss mit den Steuerdeals! (Süddeutsche Zeitung 19.9.): Der Fall Apple zeigt, dass das derzeitige System am Ende ist. Statt im Sinne der Unternehmen müssen die Staaten endlich im Interesse der Öffentlichkeit handeln. Die Rede ist von Lücken im Steuergesetz, und die erlauben es den 50 größten US-Unternehmen, darunter Apple, schätzungsweise 1,3 Billionen Dollar ins Ausland zu schaffen und unversteuert zu lassen. Die Behandlung von Apple durch das irische Finanzsystem läuft da unter Amigo-Deal (siehe auch Kritik an Apple & Co. ausgeweitet). Die großen Konzerne entfliehen den Steuern, die kleinen Firmen und die Arbeitnehmer tragen die Steuerlast. So ein System ist nicht mehr haltbar, meint die SZ. Das hört sich gut und schön an, aber das Gute und Schöne ist ab hier vorbei. Es wird wohl doch wieder nur geredet und nichts Durchgreifendes getan. Ende 2015 beschlossen die G-20Staaten die sogenannte BEPS-Initiative, die eine Erosion der Steuerbasis und Gewinnverlagerungen verhindern soll. Tut sie aber nicht, siehe die wissenbloggt-Artikel Pakt gegen Steuerflucht wirkungslos und Angebliche EU-Aktion gegen Steueroasen. Wiederum wissenbloggt liefert den Artikel EU-Kommission = Lobbytruppe, in dem es um den jetzigen EU-Kommissionschef Juncker und um den vormaligen Kommissionschef Barroso geht. Beide sind bekannt als Lobbyisten und Seitenwechsler, die eigentlich Wirtschaftsinteressen vertreten. Sie handeln im Sinne der Unternehmen statt im Interesse der Öffentlichkeit. Und nun trifft es ausgerechnet Wettbewerbskommissarin Kroes. die ehemalige EU- Das betitelt die SZ recht unverfänglich mit Bahamas-Leaks zeigen: Politiker nutzen Inselstaat als Steueroase (21.9.): Die frühere EU-Kommissarin Neelie Kroes war während ihrer Amtszeit Direktorin einer Briefkastenfirma auf den Bahamas. Wie bei den Panama Papers hat die SZ zusammen mit dem Washingtoner Internationalen Konsortium Investigativer Journalisten (ICIJ) recherchiert; weltweit etwa 30 Medien werden folgen und unter dem Titel "Bahamas Leaks" ihre Ergebnisse veröffentlichen (the Guardian, Le Monde, der NDR etc.). Es geht um Details über 175 888 Briefkastenfirmen und Stiftungen, die zwischen 1990 und 2016 gegründet wurden. Kroes war von 2000 bis 2009 Direktorin der "Mint Holdings Limited", obwohl Kommissionsmitgliedern jegliche Nebentätigkeit verboten ist. Das Thema wird hier in der Version von Sven Giegold, dem finanz- und wirtschaftspolitischen Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament, kommentiert. Bleibt der Wunsch, die Gerechtigkeitskämpferin Vestager (Giegold) möge den antidemokratischen Ungerechtigkeitskämpfer Juncker (wb) ablösen … Enthüllungen um Neelie Kroes: Herausragendes Negativbeispiel für die Beschädigung von Vertrauen in die Politik In einer neuerlichen Enthüllung hat das "International Consortium of Investigative Journalists"(ICIJ)- mit Beteiligung von NDR und Süddeutsche Zeitung – aufgedeckt, dass die ehemalige EU-Kommissarin Neelie Kroes ihre Beteiligung an einer Briefkastenfirma auf den Bahamas im Rahmen verpflichtenden Offenlegung von Vermögenswerten der und finanziellen Interessen verschwiegen hat. ICIJ kam durch einen Whistleblower an das nichtöffentliche Handelsregister der Bahamas. Kroes war von 2004 bis 2010 EU-Wettbewerbskommissarin und von 2010 bis 2014 EU-Kommissarin für die Digitale Agenda. Die Enthüllungen um Neelie Kroes kommentiert Sven Giegold, finanz- und wirtschaftspolitischer Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament, kommentiert: "Neelie Kroes ist ein herausragendes Negativbeispiel für die Beschädigung von Vertrauen in die Politik. Das Verschweigen ihrer Geschäftstätigkeiten auf den Bahamas war eine schwere Verletzung ihrer Amtspflichten. Die aktuellen Enthüllungen sind die unrühmliche Krone eines Lebenslaufs von Interessenkonflikten. Sie wechselte zwischen Politik und Wirtschaft hin und her. Ganz augenscheinlich lag ein Interessenkonflikt vor, als Kroes nach ihrem Amt als Digitalkommissarin zum Technologiekonzern Uber wechselte. Ein Schlag gegen die Steuergerechtigkeit war Kroes' Entscheidung, in der EU-Wettbewerbsbehörde das Referat zur Verfolgung von steuerlichen Beihilfen zu schließen. Das heißt: Kroes schützte Steuersümpfe, die sie selbst privat nutzte. Dank der amtierenden Wettbewerbskommissarin Vestager geht die EUKommission heute offensiv gegen Steuerdumping vor. Vestager bekämpft die Infrastruktur der Steuertricks, während Kroes sie selbst nutzte. Als europäische Bürger können wir froh sein, dass heute Gerechtigkeitskämpferin Vestager und nicht mehr Kroes am Ruder ist. Der Fall Kroes zeigt erneut den Handlungsbedarf im Kampf gegen Steuerflucht und Geldwäsche: Damit nicht nur mutige Whistleblower sondern auch Regierungen Steuervergehen aufklären, brauchen wir öffentliche Unternehmensregister, das die wirtschaftlich Berechtigten transparent macht. Die EUKommission hat dazu einen Vorschlag auf den Tisch gelegt, den die Bundesregierung bisher blockiert. Schäuble muss seine Blockade eines öffentliches Unternehmensregister in der EU endlich aufgeben. Wenn Europa hier vorangeht, sind wirtschaftlich Berechtigte von Unternehmen bald transparent, die heute oft nur von Whistleblowern aufgedeckt werden können. Die Bahamas sind weltweit eine der undurchsichtigsten Steueroasen, die auch bei Geld aus kriminellen Quellen nicht zimperlich ist. Die Bahamas gehören neben Panama und Singapur zu den Steueroasen, die sich dem automatischen Austausch von Steuerinformationen der OECD verweigern. Die Regierung der Bahamas umschifft systematisch globale Regeln gegen Steuerflucht und Geldwäsche, um ihre Steueroase am Leben zu erhalten. Schätzungen zufolge machen Briefkastenfirmen 30% der Wirtschaft der Bahamas aus. Besonders perfide ist, wie offensiv die Regierung der Bahamas windige Geschäftsleute aus aller Welt zur Geldwäsche auf ihre Insel einlädt." Unterzeichnerstaaten des multilateralen OECD-Übereinkommen zum automatischen Austausch von Steuerinformationen: http://www.oecd.org/tax/automatic-exchange/international-frame work-for-the-crs/MCAA-Signatories.pdf Bericht des Tax Justice Network zu den Bahamas: http://www.taxjustice.net/2016/09/08/bahamas-tax-haven-emergin g-global-menace/ und http://www.economist.com/news/finance-and-economics/21706516-b ahamas-cocks-snook-war-tax-dodgers-holdout Informationen zum Verhaltenskodex für EU-Kommissare: http://ec.europa.eu/transparency/ethics-for-commissioners/inde x_de.htm und http://ec.europa.eu/transparency/regdoc/rep/3/2011/DE/3-2011-2 904-DE-F1-1.Pdf Mehr zu den Seitenwechseln von Neelie Kroes: https://corporateeurope.org/revolvingdoorwatch/cases/neelie-kr oes Sven Giegold, MdEP Links von wissenbloggt dazu: Kritik an Apple & Co. ausgeweitet Lobby-Ausweise? Lobby ausweisen! 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