Panorama - GELD

Prof. Christian Keuschnigg: „Der Kapitalmarkt ist in Österreich zu schwach”
4profit Verlag GmbH, 1010 Wien, Rotenturmstraße 12 ° Nr. 03Z035262 M ° Ausgabe 09 | 2016 ° 3,90 Euro
Das Magazin für Wirtschaft, Politik & Investmentprodukte
Islamischer Terrorismus
Südchinesisches Meer
Saudi-Arabien/Iran
Russland/Ukraine
Syrien/Türkei
Nordafrika
Israel/Iran
usw.
Konflikte mit
Sprengkraft
Militärische Auseinandersetzungen eskalieren.
Politische Populisten bedrohen Europa und die USA.
Welche Krisen die Weltwirtschaft am meisten tangieren.
° AnleiheStrategien
° Multi Asset Fonds
° Nachhaltigkeit
Ein Drittel aller Staatsanleihen weist
negative Renditen auf. Investoren werden
immer weiter ins Risiko gedrängt. Die
Gefahr für zukünftige Verluste steigt.
Unsichere Marktentwicklungen können
das Vermögen bedrohen. Da ist es ratsam, das Kapital in viele verschiedene
Assetklassen zu investieren.
Die Klimaerwärmung führt zu häufigen
und gravierenden Naturkatastrophen. Die
Bevölkerung ganzer Landstriche muss
auswandern. Ein Migrationsstrom droht.
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°
editorial 09/2016
Spannendes Weltgeschehen
D
ie Hofburg-Stichwahl zwischen Alexander Van der Bellen und
Norbert Hofer ist mit dem „Klebestoff-Skandal“ endgültig
zur Lachnummer verkommen. Bereits die Entscheidung des Verfas­
sungsgerichtshofes für eine Wahlwiederholung war amüsant. Und
jetzt haben wir den Wahlzettel-Salat. Aber das ist nun einmal Österreich. Eine Parallele kann man zur Stellung des Kapitalmarktes in
der Alpenrepublik ziehen. Hier ist die Unterentwicklung aber weniger eine Serie von Pannen, sondern politischer Unwille – entweder
aus mangelndem Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge
oder einfach aus Tradition. Wir sprachen mit Prof. Dr. Keuschnigg,
einem der renommiertesten Ökono­men in Österreich, über die
Konsequenzen daraus (s. Seite 8).
Blickt man über den Tellerrand – sprich Österreichs Grenzen –
hinaus, wird es erst so richtig gruselig: Präsidentschaftswahlen in
den USA mit Kandidat Donald Trump, der Konflikt zwischen ­der
Ukraine und Russland, der Krieg im Nahen Osten zwischen zig Parteien mit völlig unterschiedlichen Interessen, das Säbelrasseln im
Chinesischen Meer zwischen China und den USA und die para­­
noiden Atombombentests in Nordkorea – als ob man dort nicht bereits wissen könnte, dass Atombomben einen lauten Krach machen
und die Umwelt verseuchen. Angesichts dessen würde die Bedeutung von Racip Tayep Erdogans politischen Säuberungsaktionen
verblassen, würde er nicht in Steinwurfweite vor Europas Haustüre
stehen und Einlass begehren. Das sind alles Themen, die sich u.U.
gravierend auf die Weltwirtschaft auswirken könnten. Wir sprachen mit Ökonomen über ihre Einschätzungen der Lage (s. S.10).
Mario Franzin,
Chefredakteur
GELD-Magazin
Nicht nur mögliche, sondern definitiv gravierende Auswirkungen auf die Kapitalmärkte haben in jedem Fall die Entscheidungen der großen Notenbanken. Besonders die negativen Zinsen
in Europa beschäftigen die gesamte Finanzbranche. Noch profitieren Anleihenbesitzer davon. Doch was passiert, wenn die Stimmung kippt? Wenn nach der „Greater Fool Theory“ niemand mehr
Anleihen mit negativer Verzinsung kaufen will? Wie sich AnleihenProfis in diesem Umfeld positionieren, lesen Sie ab Seite 26.
º Medieneigentümer 4profit Verlag GmbH º  Medieneigentümer-, Herausgeber- und Redaktionsadresse 1010 Wien, Rotenturmstraße 12,
T.: +43/1/997 17 97-0, F.: DW-97, [email protected] º  Herausgeber 4profit Verlag GmbH º  GeschäftsführUNG Mario Franzin, Snezzana Jovic 
º Chefredakteur Mario Franzin º  Redaktion Mario Franzin, Mag. Harald Kolerus, Wolfgang Regner º  GrafiK Noura El-Kordy º  Bilder Shutterstock, Rudi Froese º CoverFOTO Shutterstock 
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* Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot
zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performance­werte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen.
10 Geopolitische Hotspots:
Bedrohungen für die
Weltwirtschaft?
44 Nachhaltigkeit
Brennpunkt
geldanlage
06 ° PANORAMA. Indien: Millionär mit „zweitem
24 ° PANORAMA. Down Under: Investment-Hype
08 ° Interview Christian Keuschnigg. Der
angesehene Ökonom fordert eine Belebung der Wiener
Börse sowie des heimischen Bankensektors. Gegenüber
der heiß diskutierten Wertschöpfungsabgabe zeigt sich
der Experte skeptisch.
10 ° Geopolitische risiken. Krieg im Nahen
in Australien + China: Aktienmarkt setzt Öffnung für
ausländische Investoren fort.
26 ° anleihen. Das Niedrigzinsumfeld stellt BondsManager vor riesige Herausforderungen. Die erfolg­
reichsten Strategien unter der Lupe.
32 ° Multi Asset fonds. Der richtige Mix und
­ lexibilität sollen für eine schöne Performance sorgen –
F
die Ergebnisse der Fonds sind aber sehr unterschiedlich.
Osten, Terrorismus, Ukraine-Konflikt, Putschversuch
in der Türkei: An allen Ecken und Enden der Welt
„brennt“ es. Können die „Hotspots“ die Konjunktur mit
in den Abgrund reißen?
38 ° interview Simon Fox. Der Fondsmanager
16 ° Bankenkrise. In Italien wird ein Crash der
im Kampf gegen Krebs. Das eröffnet auch interessante
Anlagechancen.
Geldinstitute an die Wand gemalt, der ganz Europa
ins Debakel stürzen könnte. So schlimm muss es nicht
kommen. Die italienischen Probleme zeigen jedenfalls
Parallelen zu Österreich.
20 ° Finance Watch. Zentralbanken in der
bei Aberdeen meint: „Traditionelle Allokations-Muster
greifen nicht mehr.“
40 ° healthcare. Neue Therapien geben Hoffnung
44 ° nachhaltigkeit. Der Klimawandel birgt
nicht nur ökologische, sondern auch enorme wirtschaft­
liche und politische Risken.
Zwickmühle + Patentstreit mit VW + Schweiz klagt
Ex-Banker + Mastercard droht Mega-Schadenersatz
48 ° best of funds. Die jeweils besten Investment­
BANKING
Aktien
22 ° PANORAMA. Türkei: Zentralbank wird zur
52 ° Panorama. Niedriger Ölpreis: Indonesien
Spielwiese Erdogans + Deutschland: Immer mehr pri­
vate Sparer befürchten jetzt Negativzinsen + Zürcher
Kantonalbank: Politische Börsen haben (meist) kurze
Beine.
4 ° GELD-MAGAZIN – September 2016
fonds in zehn ausgewählten Anlagekategorien.
p­ rofitiert + Stock Picking: Finanzwerte sind für Invest­
ment-Boutique Jo Hambro ein Tabu.
54 ° Weltbörsen. USA robust, Europa schwächelt.
CrediTS: Shutterstock
Leben“ + Studie: „Arme“ Fondsmanager sind erfolg­
reicher + Regionenvergleich: Europas Versicherungs­
industrie ist weltweit die größte.
°
Inhalt 09 / 2016
56 ° anlagetipps. PepsiCo: Süßes und Salziges +
Walt Disney: Wachstumstitel par excellence + Marine
Harvest: Auf großem Fischzug.
58 ° Börse Wien. Nach der Sommerrally sind güns­
tige Aktien wieder rar geworden. Eine Korrektur droht.
60 ° börse deutschland. Der DAX bleibt für
­internationale Anleger Favorit.
62 ° Buyback-strategien. Vorsicht: Rückkäufe
e­ igener Aktien können auch zu Nachteilen für Unter­
nehmen und Teilhaber führen.
Alternative Investments
66 ° PANORAMA. Innovation: Robo-ETF jetzt phy­
sisch hinterlegt + Zertifikateprofis: Die besten Tipps.
67 ° zertifikate-listing. Attraktive Produkte und
Neuemissionen auf einen Blick.
68 ° interview gabor mehringer. Der Ge­
schäftsverantwortliche für CMC Markets in Österreich
erklärt die Vorzüge von Contracts for Difference.
70 ° rohstoff-radar. Erdöl: Saudi-Arabien setzt
seinen Kurs fort + Weizen: Überproduktion drückt die
Preise + Gold: Stabilisator-Funktion + Lithium: Boom
durch Elektroautos.
72 ° panorama. Großbritannien: London bleibt
nach Brexit-Votum ein extrem teures Pflaster +
Deutschland: S Immo stößt in großem Stil Wohnimmo­
bilien ab.
Versicherung & vorsorge
74 ° Panorama. Ergo Versicherung: Appetit auf
Rumänien + Statistik: 2000 Euro zahlt jeder Europäer
jährlich an Versicherungsprämien + Verband Financial
Planners: Patientenverfügung und Testament werden
immer wichtiger.
75 ° FLV-Listing. Der monatliche Überblick zu
fondsgebundenen Lebensversicherungen.
76 ° pensionsreform. Die ÖVP will sich das
Umlageverfahren in Österreich nicht schlechtreden las­
sen. Dennoch seien Anpassungen notwendig.
78 ° Altersvorsorge. „Wunschzettel“ an den
­ esetzgeber: Was heimische Assekuranzen fordern, um
G
die Pensionen zu sichern.
81 ° wissen. Helicopter Money ist bei Weitem
keine Fiktion, birgt aber Risiken. Die Angst vor Hyper­
inflation spielt hier mit.
82 ° buchtipps. SOS Europa + Der reichste Mann
der Weltgeschichte + Familienunternehmen.
Immobilieninvestments
in schwierigen Zeiten
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September 2016 – GELD-MAGAZIN ° 5
brennpunktPanorama
INDIEN
Starke Worte ´´
Land des Monats
„Wir müssen uns darauf
einstellen, dass wir nicht
auf das Niveau von vor fünf,
sechs Jahren zurückkommen.“
Der neue IHS-Chef Martin
Kocher zeigt sich im Gespräch mit dem Standard
überzeugt davon, dass
man sich in Österreich an
hohe Arbeitslosenraten
gewöhnen wird müssen.
Langfristig könne nur eine Bildungsoffensive
Staatsform
Parlamentarische Bundesrepublik
Hauptstadt
Neu-Delhi
Amtssprache
Englisch und Hindi
Staatsoberhaupt
Pranab Mukherjee
Regierungschef
Narendra Modi
Fläche
3.287.000 km2
Einwohner
etwa 1,25 Milliarden
Bevölkerungsdichte
rund 380 pro km2
Währung
Indische Rupie
BIP (2014/2015)
ca. 1719 Milliarden USD
Kfz-Kennzeichen
IND
Internet-TLD .in
Internat. Telefonvorwahl +91
Unabhängig seit
1947
Nationalfeiertage
26. Jänner, 15. August
Größte Städte
Mumbai, Delhi, Bangalore,
Hyderabad, Ahmedabad
Verwaltungsgliederung
29 Bundesstaaten
und 7 Unionsterritorien
Nachbarstaaten
Bangladesch, Bhutan, Myanmar,
Nepal, Tibet, Pakistan
Höchste Erhebung
Kangchendzönga (8586 m)
That’s life. Der Glückspilz des Monats, ach
was, der Glückspilz des Jahres kommt aus Indien. Stellen Sie sich vor, Sie überleben einen
Flugzeug-Crash und gewinnen noch in derselben Woche im Lotto. Genau dieses „Kunststück“ ist einem 62-jährigen Inder im August
gelungen, wie die Zeitung „Gulf News“ kürzlich berichtete. Nur sechs Tage, nachdem Mohammed Basheer Abdul Khadar die medial
viel beachtete Bruchlandung eines Passagierjets auf dem Flughafen Dubai am 3. August unbeschadet überstanden hatte, wurde er zum
Dollar-Millionär. Der bei einem Autoverleih beschäftigte Inder gibt sich dankbar und bescheiden. Er führe „ein einfaches Leben“, gab er in
einem Interview zu Protokoll und vergaß dabei
auch nicht, Gott für sein „zweites Leben“ und
den darauf folgenden Geldsegen zu danken.
Seinen Job, der ihm kolportierte 2000 Euro im
Monat einbringt, möchte Mohammed Basheer
Abdul Khadar übrigens bis zu seinem Ruhestand weiter ausüben.
ARMUT = MANAGEMENTQUALITÄT?
Fonds-Business. Anleger sollten bei der
Auswahl eines Investmentprodukts auch auf die
sozioökonomische Herkunft des Fondsmanagers achten. Nach den Ergebnissen der kürzlich
publizierten Studie der Wissenschafter Oleg
Chuprinin, University of New South Wales, und
Denis Sosyura,University of Michigan,schneiden
Fondsmanager, die vermögenden Familien entstammen, durchschnittlich deutlich schlechter
ab als ihre Kollegen aus bescheidenen Ver-
6 ° GELD-MAGAZIN – September 2016
hältnissen. Da Manager aus armen Familien
oft mit höheren Einstiegs- und Aufstiegshürden
konfrontiert sind und meist auch nur über bescheidene Netzwerke verfügen, wären sie daran
gewöhnt, stets bessere Leistungen erbringen
zu müssen als ihre gut situierten Pendants. Die
Frage, woher interessierte Investoren Informationen über die Herkunft von Fondsmanagern
beziehen sollen, lässt die Untersuchung jedoch
leider unbeantwortet.
Abhilfe schaffen.
„Es muss den mündigen Arbeitnehmern endlich freigestellt
werden, selbst zu entscheiden,
ob sie Mitglied des roten
Geldspeichers sein wollen!“
NEOS-Sozialsprecher
Gerald Loacker kritisiert,
dass sich die Arbeiterkammern vermehrt darauf
konzentrieren, Vermögen aufzubauen, anstatt
Vertretungsarbeit für ihre
Mitglieder zu leisten. Laut einer parlamentarischen Anfragebeantwortung betrug das
­Vermögen der Arbeiterkammern Ende 2014
rund 471 Millionen Euro.
„Warum haben wir
einen Würstelfinanzminister
und keinen Apple-Minister?“
Der wortgewaltige GrünParlamentarier Peter Pilz
ist der Meinung, dass
auch Öster­reich ein dreistelliger Mil­lionenbetrag
aus den Steuernachforderungen an Apple zustehen würde und kündigt
eine parlamentarische Anfrage an Finanz­
minister Hans Jörg Schelling an.
CrediTS: beigestellt, Archiv, IHS, Shutterstock
ECKDATEN (Republik Indien)
CRAZY ENGLISH MEN
TRansfeRfensTeR. Vor allem dank lukrativer TV-Verträge kön-
STUDIE DES MONATS
lÄndeRVeRGleiCh. In der Alten Welt geht man gerne „auf
Nummer sicher“. Kein Wunder also, dass die europäische Versicherungsindustrie, knapp gefolgt von jener in den USA und jener
in Asien, nach wie vor die größte der Welt ist. Doch wie unterscheiden sich die einzelnen europäischen Länder und deren Bürger in
puncto Konsumentenverhalten? Eine aktuelle Erhebung des Versicherungsverbandes Insurance Europe, die Daten aus 32 Ländern
aus dem Jahr 2012 untersuchte, belegt nun deutliche nationale
Unterschiede. Im gesamteuropäischen Durchschnitt gaben die Konsumenten im Jahr 2012 pro Kopf 1843 Euro für Versicherungen aus.
Davon entfielen 1083 Euro auf Lebensversicherungen und 760 Euro
auf die anderen Versicherungssparten. Österreicher (1929 Euro)
und Deutsche (2219 Euro) lagen mit ihren Gesamtausgaben etwas,
beziehungsweise deutlich, über dem Durchschnitt. Insgesamt nahm
die europäische Versicherungsindustrie 2012 Beiträge in Höhe von
1,093 Billionen Euro ein. Die Höhe der ausgezahlten Versicherungsleistungen und übernommenen Schäden betrug demgegenüber
948 Milliarden Euro.
nen die Fußballclubs der englischen Premier League Jahr
für Jahr noch verrücktere Summen am Transfermarkt
ausgeben. So auch in diesem Sommer: Insgesamt
lagen die Transfer-Ausgaben der Premier League
Clubs in den vergangenen Monaten bei 1,41 Milliarden Euro. Mit dieser Summe liegt die englische
Liga im internationalen Vergleichskampf unangefochten an der Spitze. Weit abgeschlagen folgen
die italienische Serie A mit 703 Millionen Euro sowie die deutsche Bundesliga und die spanische La
Liga mit 548 beziehungsweise 470 Millionen Euro. Innerhalb der Premier League etablierte sich Manchester
City als Transfer-Krösus. Der Verein spendierte seinem neuen Trainer, Ex-Bayern-Coach Pep Guardiola, im Lauf des Sommers
neue Spieler im Wert von über 200 Millionen Euro. Dimensionen, von denen
man hierzulande nicht einmal zu träumen wagt. Alle österreichischen Bundesliga-Clubs zusammen kamen in der abgelaufenen Transferperiode auf
Ausgaben in der Höhe von 16,4 Millionen Euro.
ZAHLENSPIEL
68
KuRsWeChsel GefoRdeRT. Eine im Auftrag des
Standard vom Linzer Market-Institut durchgeführte Befragung attestiert Österreich, beziehungsweise der heimischen
Politik, einen falschen Weg eingeschlagen zu haben. Die Frage,
ob sich das Land – alles in allem – in die richtige Richtung entwickle, beantworteten satte 68 Prozent der insgesamt 400 befragten Wahlberechtigten mit Nein. Besonders negativ wird die
„Lage der Nation“ von Frauen, FPÖ-Wählern und Befragten in Ostösterreich gesehen. Die meisten Optimisten finden sich wiederum unter den Wählern der Volkspartei. 38 Prozent der Befragten
sprachen sich in der Umfrage darüber hinaus für vorgezogene
Neuwahlen aus; 55 Prozent möchten, dass Parlament und Regierung bis 2018 weiterarbeiten.
SEptEMbEr 2016 – GELD-MAGAZIN °
7
„Wesentlicher Faktor für Wohlstand“
Ein funktionierender Finanzplatz ist keine reine Spielwiese für Spekulanten und Kapitalisten. Im Gegenteil: „Er
sorgt für Wirtschaftswachstum, schafft Arbeitsplätze und sichert den Wohlstand“, zeigt sich der renommierte
Wirtschaftsforscher Christian Keuschnigg überzeugt.
Harald Kolerus
gebildet, die andere durch den Kapitalmarkt.
Speziell in Österreich ist der Bankensektor
überaus wichtig, weil er den Hauptteil zur Fi­
nanzierung beiträgt. Kleinere Unternehmen
finden meist gar keine andere Möglichkeit als
den Kredit über die Bank, und Haushalte so­
wieso nicht. Was den Kapitalmarkt betrifft, so
nimmt die Börse die zentrale Position ein. In
Österreich trägt die Börse allerdings zu we­
nig zur Finanzierung bei. Ende 2014 betrug die
Börsenkapitalisierung hier nur 26 Prozent des
BIP, im Durchschnitt der EU waren es hingegen
59 Prozent, das ist mehr als das Doppelte.
Ein Grund ist, dass institutionelle Investoren
wie Versicherungen und Pensionskassen im
internationalen Vergleich nur wenig Anlage­
vermögen verwalten und auf den Kapitalmarkt
bringen: Die heimischen Versicherungen ver­
walteten 2014 insgesamt Aktiva von 42 Prozent
des BIP, davon entfallen 5,6 Prozent auf Pen­
sionskassen. In der EU beträgt der BIP-Anteil
der Versicherungswirtschaft 88 Prozent, auf die
Pensionskassen entfällt mit 18 Prozent mehr
als das Dreifache. Beispielsweise in den Nie­
derlanden verwalten die Versicherungen ein
Finanzvermögen von knapp 250 Prozent des
BIP, davon die Pensionskassen 177 Prozent.
GELD ° Herr Prof. Keuschnigg: Sie haben vor
Kurzem eine Studie fertig gestellt und ver­
öffentlicht, die den Finanzplatz Österreich
­analysiert. Welche Rolle spielt der Finanzplatz
prinzipiell gesehen?
Christian Keuschnigg: Die Bedeutung
des Finanzplatzes für die Volkswirtschaft kann
man nicht hoch genug einschätzen. Eine seiner
wichtigsten Aufgaben im Allgemeinen und der
Banken im Besonderen ist es, die gesamtwirt­
schaftlichen Ersparnisse auf jene Verwendungen
zu lenken, wo sie unter Berücksichtigung des
Risikos die höchsten Erträge erzielen. Etwa
die Hälfte des Produktivitätswachstums ist da­
rauf zurückzuführen, dass das Kapital nicht
zufällig auf verschiedene Branchen und Unter­
nehmen verteilt, sondern dort hingelenkt wird,
wo es am meisten Einkommen erwirtschaftet.
Die Sparer wollen Sicherheit und kurzfristige
Verfügbarkeit, die Unternehmen brauchen
aber risikotragende langfristige Finanzierung.
Indem die Finanzakteure Risiken durch Diver­
sifikation abbauen und diese unterschiedlichen
Bedürfnisse wird eine Investitionsfinanzierung
durch Ersparnisse überhaupt erst möglich. Der
Finanzplatz „beliefert“ alle Bereiche: Die pri­
vaten Haushalte, die Unternehmen und den
Staat. Ohne ausreichende Finanzierung gibt es
keine Investitionen, kein Wirtschaftswachstum
und natürlich keine neuen Arbeitsplätze. Ein
robuster Finanzplatz kann ähnlich wie andere
Stabilisatoren Krisen und Rezessionen abfedern.
Der Finanzplatz ist für den Wohlstand einer Ge­
sellschaft ein entscheidender Faktor.
Der Kapitalmarkt ist also in Österreich
­eindeutig unterrepräsentiert – welche Folgen
Wie ist es nun konkret um den Finanzplatz in
Österreich bestellt? Mit welchen Eigenheiten
sind wir hier konfrontiert?
Wie in anderen Ländern gibt es auch in Öster­
reich zwei Säulen, die für den Finanzplatz
wesentlich sind: Die eine wird durch die Banken
8 ° GELD-MAGAZIN – September 2016
Keuschnigg: „Die Idee einer Wertschöpfungsabgabe sehe ich skeptisch.“
Ich möchte es einmal so ausdrücken: Der hei­
mische Finanzplatz steht zu sehr auf einem
Bein, nämlich dem Bankenbereich. Wenn man
zu lange ein Bein belastet, beginnt das natürlich
weh zu tun. Das geringe Anlagevolumen des
Kapitalmarkts führt dazu, dass zwei Drittel der
Staatsschuld nur im Ausland platziert werden
können und dass alle Initiativen zur Stärkung
der Beteiligungsfinanzierung nicht wirklich er­
folgreich sind.
creditS: Rudi Froese
kann das haben?
°
Im Gespräch mit Prof. Dr. Christian Keuschnigg    brennpunkt
Welche Konsequenzen sind daraus zu ziehen?
Um eine Verbesserung der Situation herbei­
zuführen, darf der Finanzplatz nicht isoliert
betrachtet werden. Stattdessen müssen viele
Felder der Politik betrachtet und zusam­
mengeführt werden. Die Studie „Finanzplatz
Österreich“ der Uni St. Gallen und des Wirt­
schaftspolitischen Zentrums in Wien verfolgt
drei Stoßrichtungen. Erstens: Den Nachvollzug
der internationalen Kapital-Regulierung und
der Bankenunion, um eine Selbstversicherung
und mehr Marktdisziplin zu ermöglichen und
den Bankensektor krisensicherer zu machen.
Zweitens: Die Beseitigung der steuerlichen
Anreize zur Verschuldung, die eine wichtige
Ursache für Überschuldung und mangeln­
de Krisenrobustheit der Realwirtschaft und
der Banken sind. Die Absetzbarkeit von Zin­
sen auf Eigenkapital würde Eigenkapital statt
Verschuldung attraktiver machen. Drittens:
Institutionelle Reformen, um mehr Finanzie­
rung über die Kapitalmärkte zu ermöglichen.
Damit kann der Finanzplatz Österreich ­seine
wohlfahrtssteigernden Wirkungen besser ent­falten, indem er innovatives Wachstum fi­
nanziert, mit Diversifikation Risiken abbaut,
konjunkturelle Schwankungen stabilisiert und
mehr wirtschaftliche Sicherheit schafft.
In Österreich werden Veränderungen, vor allem
die Stabilitätsabgabe für Banken abzuschaffen.
Somit sollte zumindest dieser Hemmschuh ver­
schwinden, der den Aufbau von Eigenkapital
bei Banken behindert und auch wenig zur Sta­
bilisierung beiträgt.
lenken wir besser die Aufmerksamkeit auf die
Jobs, die anderswo neu entstehen, etwa im Ser­
vicebereich. Letztlich ist jeder neue Arbeitsplatz
mit Investitionen hinterlegt, für diese gilt es An­
reize zu schaffen und Finanzierung mit einem
leistungsfähigen Finanzplatz zu sichern.
Ihr Konzept zielt nicht zuletzt auf mehr
­Investitionen ab. Inwiefern ist in diesem
­Zusammenhang die von Bundeskanzler Kern
ins Spiel ­gebrachte Wertschöpfungsabgabe,
vulgo ­Maschinensteuer, zu sehen.
Ich bin hier skeptisch. Die Wertschöpfungsab­
gabe tritt ja mit dem Anspruch auf, die Arbeit
zu entlasten. Wertschöpfung setzt sich aber
aus den Faktoren Kapitaleinkommen und Ar­
beit zusammen. Die Abgabe würde also auch
wieder den Teil, der aus der Arbeit kommt,
mitbelasten. Eine große Entlastung der LohnNebenkosten sehe ich nicht wirklich. Zahlen
müssen es aber die Unternehmen aus ihren
Gewinnen. Ich sehe hier eher eine Investitions­
bremse. Ich meine, wir sollten den technischen
Fortschritt nicht dadurch bremsen, indem wir
Investitionen behindern und Arbeitsplätze, die
sich überholt haben, schützen wollen. Lassen
wir uns nicht von den Jobverlusten der Digitali­
sierung und Automatisierung blenden, sondern
struktureller Natur, traditionell eher „gemüt­
zur person:
lich“ angegangen. Wie realistisch ist also die
Prof. Dr. Christian Keuschnigg (geboren 1959 in St. Johann in Tirol) ist einer der renommiertesten Ökonomen des Landes. Unter anderem war er Direktor des Europa-Institutes, Sektion Wirtschaftswissen­
schaft an der Universität des Saarlandes. Einer breiten Öffentlichkeit wurde er vor allem in ­seiner
Funktion als Direktor des Instituts für Höhere Studien (IHS) bekannt. Seit 2001 ist er an der Univer­
sität St. Gallen tätig. Dort ist er heute Professor für Volkswirtschaftslehre/Öffentliche Finanzen.
Einige Schwerpunkte seiner Forschung sind Unternehmensbesteuerung, Steuerreform, Wachstum und
Besteuerung von jungen Unternehmen sowie Wagnisfinanzierungsgesellschaften. Ein neuer Schwerpunkt
untersucht den Einfluss der Finanzmarktpolitik auf Bildung und längerfristiges Wachstum unter Berücksichtigung von Arbeitsmarktproblemen in einer alternden Gesellschaft.
Verwirklichung der Reformvorschläge?
Natürlich bedarf es einiger Arbeit und An­
strengung. Die Studie schlägt einen ganzen
Zehn-Punkte-Plan vor, darunter auch die För­
derung des Finanzwissens. Dies sollte etwa
über die Schulen erfolgen, aber auch die Medien
spielen hier eine wesentliche Rolle. Es ist auch
nicht so, dass in Österreich Stillstand herrscht.
So hat die Regierung am 15. Juli beschlossen,
September 2016 – GELD-MAGAZIN ° 9
Brennpunkt ° Geopolitische Hotspots
Steht die Welt an der Kippe?
Naher Osten, Ukraine, Nordkorea, der Konflikt im Südchinesischen Meer und so weiter und so fort: Krisenherde, wohin das Auge reicht. Dazu kommen noch aufkeimender Populismus in Europa und ein befremdlicher
Präsidentschaftskandidat in den Vereinigten Staaten. Wie gefährlich ist unsere Welt tatsächlich geworden und
inwiefern bedrohen politische „Hotspots“ die globale Konjunktur?
Harald Kolerus
A
ls 1989 die Berliner Mauer und mit ihr
der „real existierende Sozialismus“ in
Europa und der Sowjetunion zusammenbrach, war die Hoffnung auf Entspannung,
wenn nicht sogar weltweiten Frieden und
Wohlstand groß. Die Realität sieht – leider
– ganz anders aus. Das legt schon einmal
der tägliche Blick in Nachrichtenmedien
nahe, aber auch Experten meinen, dass die
Welt prinzipiell unsicherer bzw. unberechenbarer geworden ist: „Wer geglaubt hat,
dass wir nach dem Fall des Eisernen Vor-
hangs in eine friedliche Periode eintreten
werden, hat sich leider getäuscht. Es sind
Krisenherde aufgetaucht, mit denen man
nicht gerechnet hat, zum Beispiel hätten nur
wenige Beobachter geglaubt, dass der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine
derart eskaliert“, analysiert Klaus Weyerstraß, Makroökonom beim IHS, im gespräch mit dem GELD-Magazin. Die Konfrontation zwischen Russland und der
­Ukraine bietet dabei nur ein Beispiel für gefährliche Brandherde, die rund um den Glo-
bus schwelen. Wo liegen jetzt diese geopolitischen Hotspots und inwiefern bedrohen
sie Weltfrieden und Konjunkturentwicklung? Könnten sie möglichweise auch zu
­einer neuen Rezession führen? Das GELDMagazin hat sich unter Experten umgehört.
Viele Krisenherde
„Wir leben in einer multipolaren Welt.
Es gibt mehrere aktuelle und potenzielle
Krisenherde. Diese reichen von den Spannungen im Südchinesischen Meer über das
Terrorismus schlägt rein wirtschaftlich
gesehen eher punktuell zu: Betroffen ist vor allem die Freizeitindustrie
in einzelnen Ländern wie etwa der
Türkei. „Ein Einbruch der Weltwirtschaft
durch terroristische Akte ist höchst
unwahrscheinlich, auch wenn sie natürlich zur schlechten Stimmung bei
Investoren und Konsumenten beitragen“, so Bruckbauer von der Bank
Austria. Klaus Weyerstraß, Makroökonom beim IHS, pflichtet bei:
„Terror könnte sich insofern insgesamt negativ auf die Weltwirtschaft auswirken, als er Unsicherheiten schürt, und die sind
immer schlecht für das Investitionsklima und die Wirtschaft.“
Bei der Erste Asset Management bezeichnet man die direkten
Auswirkungen von Terrorismus auf die Weltwirtschaft gar als
nicht relevant: „Nüchtern betrachtet betreffen die Anschläge im Unterschied zum vergangenen Jahrzehnt bis dato Soft
Targets. Auch auf die Stimmung der Konsumenten und Unternehmen können bis dato keine nachhaltigen negativen Auswirkungen abgeleitet werden. Die Bevölkerung lernt Terrorismus als ,normal‘ anzusehen. Die indirekten Auswirkungen
wie Nationalismus und Populismus sind dafür umso bedeutender“, so die Experten Gerhard Winzer und Harald Egger.
Der sogenannte Islamische Staat (IS), als eine der Hauptquellen
des internationalen Terrorismus heute, gerät wiederum in Syrien und
Irak militärisch in Bedrängnis. In Syrien dürfte Machthaber Baschar
al-Assad (Bild links) dank der militärischen Unterstützung Russlands
wieder etwas fester im Sattel sitzen. Von politischer Stabilität ist die
Region aber weit entfernt: Bedrohlich ist, dass die Konfliktlinie nicht
klar festzulegen ist, weil sie nicht zuletzt zwischen den Religionsrichtungen der Sunniten und Schiiten verläuft. Die Schutzmacht
der Sunniten bilden die arabischen Golfstaaten, allen voran SaudiArabien. Hinter den Schiiten steht wiederum der Iran, der zuletzt
durch den Abschluss des Atomabkommens politisch gestärkt wurde.
Ein Aufeinanderprallen dieser beiden regionalen Groß­mächte birgt
natürlich immenses Konfliktpotenzial. Als Interessenvertreter des
Westens kommt wiederum Israel ins Spiel, das militärisch hochgerüstet ist und Schätzungen zufolge über rund 80 Atomsprengköpfe verfügt. Der Nahe Osten bleibt somit ein Pulverfass mit hohem
Gefahrenpotenzial für Weltfrieden und die globale Wirtschaft.
Saudi-Arabien: Starker regionaler Player
Bevölkerung: BIP*: 27,7 Mio.
1,6 Bio. Dollar
Militärausgaben: 87,2 Mrd. Dollar
Atomare Sprengköpfe: Keine
* BIP nach Kaufkraftparität
10 ° GELD-MAGAZIN – september 2016
creditS: Frederic Legrand - COMEO/Shutterstock, Gino Santa Maria/Shutterstock, Shutterstock
° naher osten / Terror
°
Geopolitische Hotspots   Brennpunkt
Legende:
Gefährlichkeit der
weltweiten Auswirkungen
(3 sehr hoch)
Zerfallsrisiko der EU bis hin zur Installa­
tion von Handelsbeschränkungen in den
USA. Sie alle haben das Potenzial, die Weltwirtschaft deutlich zu beeinträchtigen“,
heißt es dazu in einem gemeinsamen Statement von Gerhard Winzer, Chefökonom,
und Harald Egger, Senior Aktienanalyst bei
der Erste Asset Management. Eine Reihung
der einzelnen Risiken bzw. Eintrittswahrscheinlichkeiten wollen die beiden Experten hier nicht nennen.
Top-Risiken
Gunter Deuber, Head of CEE Research
der Raiffeisen Bank International, identifiziert wiederum die vier wichtigsten Risiken
mit einem gewissen Europabezug bzw. Bedeutung für die Weltwirtschaft wie folgt.
Erstens: Eine Verschärfung der Konfrontation des sogenannten Islamischen Staates
(IS) gegen den Westen mit Auswirkungen
im Mittleren Osten, Anschlägen in West­
europa und den USA, einer harten Haltung
der USA und Konsequenzen für den Ölpreis. Weiters drohe eine Verschärfung der
Spannungen zwischen Staaten, die Islamisten de facto unterstützen bzw. bekämpfen. Damit könnte es auch zu einem Wiederaufflammen des Flüchtlingsstroms nach
Westeuropa und einer starken Beeinflussung wichtiger Wahlen auf dem Kontinent
kommen. Deuber: Gegebenenfalls wäre sogar eine Abdankung Merkels denkbar, was
Zweifel an der Stabilität Europas schüren
würde, die Eintrittswahrscheinlichkeit dieser Szenarien liegt bei zehn Prozent. Zweitens: Eine aggressivere Außenpolitik Chinas
angesichts der Abschwächung seiner Wirtschaft. Dadurch könnte es zu einer Verschärfung der Kapitalabflüsse aus China
° US-Wahlen: Trump ante Portas
Wenn man von Risiken für die Weltwirtschaft spricht, darf man nicht nur an
die Länder und Regionen denken, die
sich als Krisenherde einen schlechten
Namen gemacht haben. Möglichweise sammeln sich über der führenden
Industrienation der Welt, den Vereinigten
Staaten von Amerika, bereits dunkle Gewitterwolken. Stichwort: Donald Trump.
dem globalen Freihandel zurück­ziehen,
inklusive anderer pro­tek­tionistischer Maßnahmen. Gerhard
Winzer, Chefökonom
Erste Asset Management, fasst zusammen:
„Mögliche Gefahren für
die Weltwirtschaft ergäben sich aus einem Aufbau von Handelsbeschränkungen, einer Schwächung der NATO
sowie einer Stärkung der weltweiten AntiEstablishment-Bewegung.“ Ste­fan Bruckbauer, Chefökonom der Bank Austria, findet noch etwas griffigere Worte: „Macht
Trump tatsächlich das Rennen und setzt
er die angekündigten Maßnahmen um,
dann wäre das ein gewaltiger Schock für
die Weltwirtschaft. Auch wenn Trump nicht
alles Gesagte realisiert, aber in die ange­
kündigte Richtung geht, wäre das eine
Her­ausforderung für die globale Ökonomie, die die Welt verändern könnte.“ Somit
sieht Bruckbauer in Wirklichkeit Trump als
größten Risikofaktor an, der noch dazu von
den Märkten unterschätzt würde. Wobei es
natürlich noch einige Fragezeichen gibt;
Bruckbauer: „Wird er wirklich Präsident?
Und muss er mit seinen Vorstellungen nicht
zurückrudern? Weil er ja dann ins politische
System eingebunden wäre.“ Gunter Deuber,
Wirtschaftsexperte bei der Raiffeisen Bank
International, blickt relativ entspannt über
den Großen Teich: „Die unmittelbar einem
US-Präsidenten Trump zurechenbaren wirtschaftlichen Risiken sollten moderat sein.
Die Märkte könnten kurzfristig verschnupft
reagieren, allerdings sollte in einer funktionierenden Demokratie davon ausgegangen werden, dass ein Präsident alleine
nicht die ganze Expertise und Rationalität
im gesamten Ministerien- und Administrationsbereich komplett übergehen kann.“
Der Präsidentschaftskandidat ist nicht
zuletzt für seine untergriffigen Angriffe auf
Konkurrentin Clinton und andere seltsame
Sager berühmt-berüchtigt geworden.
Da hätten wir zum Beispiel: „Wenn ­Ivanka
nicht meine Tochter wäre, würde ich sie
wahrscheinlich daten.“ Oder: „Meine
Finger sind lang und schön, wie, wie gut
dokumentiert wurde, auch andere Teile
meines Körpers.“ Sexistische Zitate werden von Ausflügen in Verschwörungstheo­
rien und rassistischen Aussagen perfekt
ergänzt: „Die globale Erwärmung wurde
von und für die Chinesen erfunden, um
die US-Produktion wettbewerbsunfähig zu
machen“, so Trump. Oder mit Blick auf den
südlichen Nachbarn: „Wenn Mexiko seine
Leute schickt, dann schicken sie nicht die
besten. (...) Sie bringen Drogen. Sie bringen Verbrechen. Sie sind Vergewaltiger
– und manche, nehme ich an, sind gute
Menschen.“ Für die meisten Menschen
ist es wohl nicht sehr beruhigend, dass
Trump möglicherweise bald am Drücker
einer Wirtschafts- und Atomsupermacht
zu finden sein wird. Zwar favorisieren die
meisten Wahlumfagen Clinton, aber der
Vorsprung ist gering und Trumps Chancen
auf den Sieg sind nach wie vor intakt.
Da­bei hat es auch sein Wirtschaftsprogramm in sich: So wurden Handelsbeschränkungen mit China und der Ausstieg
Amerikas aus der WTO in Aussicht gestellt.
Das würde bedeuten, dass sich die USA aus
USA: Höchstes Militärbudget der Welt
Bevölkerung: BIP*: 321,3 Mio.
17,9 Bio. Dollar
Militärausgaben: 596 Mrd. Dollar
Atomare Sprengköpfe: 7260
* BIP nach Kaufkraftparität
september 2016 – GELD-MAGAZIN ° 11
Brennpunkt ° Geopolitische Hotspots
kommen. Gegebenenfalls würden durch
eine Währungsabschwächung des chinesischen Yuan ein Abwertungswettlauf zwischen Emerging Markets und damit auch
Divergenzen zu globaler Notenbankpolitik
ausgelöst werden. Deuber kommentiert: „In
diesem Szenario wären deutliche wirtschaftliche Auswirkungen auf Asien und
den ohnehin schwachen Welthandel möglich, Eintrittswahrscheinlichkeit fünf Prozent.“ Drittens: Eine aggressivere Innenund Außenpolitik Russlands. Die Herausforderung, politischen Rückhalt in Zeiten
der wirtschaftliche Stagnation zu finden,
führt zu einer immer repressiveren Innenpolitik und aggressiveren Außenpolitik in
Russland. „Die Krise in der Ostukraine
bleibt ungelöst und flackert immer wieder
auf, damit gelingt keine Stabilisierung der
Ukraine, die immer mehr in einen ,Failed
State‘ abgleitet, das führt zu zunehmender
Auswanderung aus der Ukraine und Radikalisierung im Land“, so Deuber. Viertens:
Zunehmende Spannungen zwischen Hegemonialmächten im Nahen Osten. Gewisse
„Muskelspiele“ werden durch moderate Ölpreiserholung sogar gefördert, die Refor­
men in Saudi-Arabien kommen nicht voran
und der Ausgleich zwischen Saudi-Arabien
und Iran funktioniert nicht. Zudem könnte
eine aggressivere Haltung Israels gegenüber
dem sich erholenden Iran, vielleicht auch
ein Präventivschlag gegen Iran kommen.
Die Eintrittswahrscheinlichkeit dieses Sze-
nariums beziffert Deuber aber nur mit fünf
Prozent. Aufmerksame Beobachter werden
in dieser Aufzählung jetzt vielleicht die
Türkei vermissen, wo die jüngsten Entwicklungen ja auch Kopfzerbrechen innerhalb
der EU bereiten.
Türkei: Langfrist-Risiko
Ein kurzfristiges geopolitisches Risiko
sieht Deuber in der Türkei allerdings nicht,
wenn auch längerfristig betrachtet eine gewisse Gefahr der Destabilisierung bestehe.
Für die globale Konjunktur seien die Konsequenzen aber laut den meisten Experten
überschaubar. Dem pflichtet etwa Weyerstraß bei: „Die Vorgänge in der Türkei, also
der gescheiterte Putsch, das Agieren Erdo-
° china / südchinesisches Meer
Stefan Bruckbauer, Chefvolkswirt der Bank Austria, schätzt auf
­mittlere Sicht gesehen den schwelenden Gefahrenherd im Südchinesischen Meer vom Konfliktpotenzial sogar als das global
größte Risiko ein: „Ein bewaffneter Konflikt in dieser Region wäre
sowohl für den Weltfrieden als auch für die globale Konjunktur ein sehr bedeutendes und negatives Ereignis. Auch verglichen mit schwelenden Herden wie in der Türkei oder im Nahen
Osten schätze ich eine Eskala­tion im Südchinesischen Meer
am gefährlichsten ein.“ Das führt der renommierte Ökonom
nicht zuletzt darauf zurück, dass eine bewaffnete Auseinandersetzung in Asien immerhin die ­Region treffen würde, in der
schon heute der größte Anteil der Weltwirtschaft generiert wird:
„Dass Asien über eine deutlich stärkere wirtschaftliche Dynamik verfügt als Europa oder die USA, macht die Region in dieser
Hinsicht noch bedeutender.“ Bruckbauer findet aber in seiner
Analyse auch beruhigende Worte: „Die Eintrittswahrscheinlichkeit für eine Eskalation, also einen bewaffneten Konflikt zwischen
den beteiligten Staaten, schätze ich doch als gering ein.“
Gunter Deuber, Raiffeisen Bank International, kommt prinzipiell auf die
außenpolitische Ausrichtung Chinas unter Staatspräsident Xi Jinping
(Bild links) zu sprechen: „Der Expansionswille Chinas ist keine Gefahr, solange das Land sich wie in den letzten Jahren – im Gegensatz
zu Russland – doch an gewisse internationale Spielregeln hält und
Peking die Beziehungen USA-China für beide Seiten als sehr bedeutend einstuft. Prinzipiell erwarten wir in den kommenden Jahren kein
Abweichen Chinas von dieser Ausrichtung; wie in den Risikoszenarien
erwähnt (siehe Haupttext, Anm.) könnten allerdings innenpolitische
Probleme diese doch erkennbare außenpolitische Korrektheit in Frage
stellen.“ Und seitens der Ersten Sparinvest heißt es mit Blick auf das
Reich der Mitte: „Die Relevanz Chinas auf der geopolitischen Bühne
nimmt zu. Das reflektiert die zunehmende wirtschaftliche Bedeutung
Chinas wider. An einer Eskalation hat aufgrund der wirtschaftlichen
Verflechtungen und der großen Bedeutung der Region für den Welthandel niemand Interesse. Dennoch besteht ein erhöhtes Risiko. Die
Situation ist (auch) deshalb so besonders, weil die USA mit einigen
asiatischen Ländern ein militärisches Beistandsabkommen haben.“
Für Österreich ist übrigens der wirtschaftliche Einfluss Asiens (noch)
relativ gering: Was die Wertschöpfung aus Exporten betrifft, ist Deutschland immer noch der wichtigste Handelspartner. Es folgen die USA,
Italien und Frankreich – erst dann ist China an der Reihe. Die europäischen Kernländer spielen für ­Österreichs Ökonomie also nach wie vor
die wichtigste Rolle.
China: Riesige Bevölkerung, starke Wirtschaft
Bevölkerung: BIP*: 1,36 Mrd.
19,3 Bio. Dollar
Militärausgaben: 215 Mrd. Dollar
Atomare Sprengköpfe: 260
* BIP nach Kaufkraftparität
12 ° GELD-MAGAZIN – september 2016
creditS: Valentina Petrov / Shutterstock
Zumeist nicht im Mittelpunkt einer
breiten Öffentlichkeit steht der Konflikt
im Südchinesischen Meer rund um die
Zugehörigkeit vieler dort beheimateter
Inseln. Immer wieder kommt es zu Zwischenfällen, manche Experten orten hier
sogar die Gefahr eines gröberen bewaffneten Konflikts zwischen den regionalen
Schwergewichten China und Japan
sowie den Philippinen und Vietnam.
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Brennpunkt ° Geopolitische Hotspots
gans und schwere Terrorattacken sind
hauptsächlich für die Türkei selbst relevant
und hier natürlich für den Tourismus. Ich
sehe hier generell wenig Einfluss auf die
Weltwirtschaft.“
flikts im Nahen Osten, schon alleine weil
hier die Großmächte Russland und USA involviert sind. So decken etwa die Vereinig­
ten Staaten Saudi-Arabien, Russland steht
hinter dem Regime von Baschar al-Assad in
Syrien: „Eine weitere Verschlechterung der
Beziehungen zwischen Amerika und Russland, etwa durch einen Stellvertreterkrieg,
wäre natürlich nicht wünschenswert. Und
selbstverständlich ist die Region aufgrund
Pulverfass Nahost
Nicht zu unterschätzende Auswirkun­
gen auf die Weltwirtschaft hätte hingegen
laut Weyerstraß eine Ausweitung des Kon-
° türkei
Russland scheint aus vielerlei Gründen an
dem Erhalt eines eingefrorenen Konfliktes
in der Ostukraine interessiert. Damit bleibt
das Verhältnis Russland-Ukraine nachhaltig belastet und eine politische und
wirtschaftliche Stabilisierung der ­Ukraine
(auch der Ostukraine wird schwierig bleiben). Damit könnte die Ukraine auch wieder mehr ins politische Chaos abgleiten,
ein Szenario, das Russland in die Hände
spielen sollte. „In gewisser Weise könnte dann auch die westliche
Unterstützung, vor allem die der EU, für die Ukraine zurückgehen.
Denn in so einem Szenario wird die Ukraine auch das IWF-Programm
kaum erfüllen können und es wird sehr schwierig sein, in der EU
substanzielle Gelder für die Ukraine zu mobilisieren, ohne laufendes
bzw. erfolgreiches IWF-Programm“, so die nicht gerade euphorische
Einschätzung von Gunter Deuber (Raiffeisen Bank International).
Ein ähnliches Bild zeichnen Gerhard Winzer und Harald Egger von
der Erste Asset Management: „Der Konflikt zwischen der Ukraine mit
Russland ist eingefroren, wobei die Situation leicht eskalieren kann.
Das ist deshalb von Relevanz für ganz Europa, weil einige Nachbarstaaten Russlands dessen zunehmend selbstbewusstes Auftreten mit Argusaugen verfolgen. Die Beziehungen zwischen der
EU und Russland könnten für längere Zeit getrübt bleiben. Somit
besteht weiterhin die Gefahr von zusätzlichen gegenseitigen Sanktionen (Handel, Energie).“ Wer die Entwicklung mit besonderer
Sorge beobachtet, sind die baltischen Staaten. In Estland, Lettland
und Litauen leben starke russischsprachige Minderheiten und es
wird befürchtet, dass Putin nach dem Vorbild des Ukraine-Konflikts
Gebietsansprüche stellen könnte. Es ist aber doch sehr unwahrscheinlich, dass Russland tatsächlich so weit gehen könnte, immerhin sind die Balten sowohl in der EU als auch in der NATO vertreten.
Die Entwicklungen in der Türkei befinden
sich an der Schnittstelle von mehreren
nachteiligen Strömungen: Nationalismus, Anti-Establishment-Bewegungen,
Migrationsströme, islamischer Fundamentalismus, Terrorismus, regionale militärische Konflikte, Zentrifugalkräfte in
Europa und der Peripherie. „Dennoch sind
die Spannungen in der Türkei regional
begrenzt und stellen somit keine unmittelbare Bedrohung für die Weltwirtschaft dar. Selbst die wirtschaftlichen Verflechtungen der EU mit der Türkei sind überschaubar“,
so Harald Egger, Senior Aktienanalyst Erste Asset Management.
Deuber von der Raiffeisen Bank International teilt im Wesentlichen
diese Einschätzungen und fügt hinzu: „Nach dem Putschversuch
wird der Präsident erstmal die Gunst der Stunde nutzen, das Land
weiter gemäß einem autoritäreren Präsidialsystem umzustrukturieren, ohne die Bindungen zum Westen (EU, NATO) kurz- bis mittelfristig
komplett zu unterminieren. Eine gewisse Kopplung dieses Trends mit
einer Islamisierung stößt auf eine breite Zustimmung im Land.“ Insofern würden sich oppositionelle Kräfte eher in die innere oder äußere
Emigration flüchten, was im Falle der Türkei noch relativ einfach sei.
„Langfristig könnten die Folgen einer schleichenden Entmachtung
der teils doch säkular geprägten Wirtschaftselite und eine schwache
Entwicklung der türkischen Wirtschaft auch die politische Stabilität
gefährden“, so Deuber. Wie soll die EU jetzt in weiterer Folge mit der
Türkei umgehen? Bekanntlich hat ja Österreichs Bundeskanzler Kern
eine Unterbrechung der Beitritts-Verhandlungen in den Raum gestellt.
So mancher Experte ist mit diesem Schritt nicht zufrieden, so meint
Friedensforscher Werner Wintersteiner: „Die Türkei ist derzeit ohnedies
nicht beitrittsreif, ein Abbruch der Verhandlungen würde die Gesprächssituation aber nur verschärfen und wäre ein diplomatischer Fehler.“
Türkei: Regionalmacht am Bosporus
Russland: Mächtiges Atomwaffenpotenzial
Bevölkerung: BIP*: 142,4 Mio.
3,7 Bio. Dollar
Militärausgaben: 66,4 Mrd. Dollar
Atomare Sprengköpfe: 7500
* BIP nach Kaufkraftparität
14 ° GELD-MAGAZIN – september 2016
Cyber-Crime
Der Nahe Osten ist selbst Schauplatz
brutaler Gewalt und gleichzeitig „Terrorexporteur“: Blutige Bombenanschläge, Massaker mit Kalaschnikows oder wie zuletzt
der Einsatz eines Lkw als brutale Waffe in
Nizza prägen das mediale Bild des Terrors.
Bevölkerung: BIP*: 79,4 Mio.
1,5 Bio. Dollar
Militärausgaben: 17,6 Mrd. Dollar
Atomare Sprengköpfe: Keine
* BIP nach Kaufkraftparität
creditS: Panom/Shutterstock, Orlok/Shutterstock
° ukraine / Russland
ihres Ölreichtums besonders sensibel für
die globale Wirtschaft.“
°
Geopolitische Hotspots   Brennpunkt
Logisch: Fordern sie doch Menschenleben und richten unbeschreibbares Leid an. Auf einen weniger
gut sichtbaren Aspekt sollte aber nicht vergessen
werden: Attacken über das Internet – obwohl hier
die Grenzen zwischen politisch motiviertem Terrorismus und „normaler“ Kriminalität verwischen.
Der direkte Schaden durch Hackerangriffe und Daten-Diebstahl wird weltweit auf rund 400 Milliarden US-Dollar geschätzt. Das sind rund 0,5 Prozent
des weltweiten Bruttoinlandsprodukts, wobei diese
Zahl stark im Steigen begriffen ist. Dem stehen erhöhte Investitionen von Unternehmen und Staaten
in die Verstärkung der Sicherheit gegenüber.
Schutz-Mechanismen
Auch Stefan Bruckbauer, Chefvolkswirt der
Bank Austria, will die Sicherheitsprobleme unserer
modernen Zeiten nicht in Abrede stellen, er glaubt
aber, dass global gesehen die Risiken in den letzten
Jahren nicht größer geworden sind: „Die Gefahr des
Einbruchs der Wirtschaftsleistung durch Schocks
ist sogar geringer geworden. Das rührt daher, dass
hinzugelernt wurde und heute stärkere Maßnahmen wie Quantitative Easing gesetzt werden können. Prinzipiell haben Institutionen wie Notenbanken heute einen schnelleren und stärkeren Zugang zu den Märkten als in der Vergangenheit. Eine
Krise, wie sie von Lehmann 2008 ausgelöst worden
ist, würde heute nicht mehr passieren.“ Als Beispiele
führt der Experte den Putsch-Versuch in der Türkei
oder den Brexit-Entscheid ins Treffen: „Nach anfänglichen Turbulenzen kann man dazu aus Sicht
des Kapitalmarkts fast sagen: who cares? Die Märkte
haben sich von diesen Schocks erholt – vor fünf Jahren hätten solche Ereignisse noch ganz andere Auswirkungen gehabt.“ Obwohl er hinzufügt, dass gerade der Brexit von den – von Liquidität geprägten
– Finanzmärkten etwas unterschätzt wird: „Ich
nehme an, dass das Vereinigte Königreich im kommenden Jahr eine Rezession erleben wird, was natürlich Einfluss auf ganz Europa haben wird. Punktuelle Schocks könne die Wirtschaft mittlerweile
aber dennoch recht gut verdauen, gefährliche seien
unvorhergesehene strukturelle Veränderungen.
Bruckbauer nennt theoretische Beispiele: „Etwa
wenn China zu der Entscheidung kommen würde,
nur mehr mit zwei Prozent jährlich wachsen zu wollen. Das ist eben Theorie, es würden aber die entsprechenden Instrumentarien fehlen, um adäquat
zu reagieren.“ Die größte Gefahr für die Konjunktur
Europas sehen Experten allerdings in der Abschwä-
chung der US-amerikanischen oder der
deutschen Wirtschaft. „So könnten wir
zyklisch in einen Abschwung eintreten.
Diese Wahrscheinlichkeit ist größer als
ein militärischer Konflikt im Südchinesischen Meer oder eine Eskalation in
der Türkei usw.“, analysiert Bruckbauer.
Eine negative Wirtschaftsentwicklung
in Europa würde wiederum politische
Risken bergen, nämlich, dass Populisten zunehmend an Einfluss gewinnen könnten. Immerhin finden in
Deutschland, Italien und Frankreich im
kommenden Jahr wichtige Wahlen
statt: „Es könnte sein, dass die Politik
nach Gewinnen der Populisten zu mehr
Protektionismus streben würde – kein
erfreuliches Szenario. Jedenfalls bringen die Wahlen politische Risiken für
die Wirtschaft mit sich, die sich heute
noch nicht wirklich abschätzen lassen“,
so Bruckbauer nachdenklich. Einige
Hotspots hat das GELD-Magazin auf
den vorhergehenden Seiten herausgegriffen und mögliche Auswirkungen
skizziert (als Quellen dienten Expertengespräche sowie sta­tista.com, sipri.
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september 2016 – GELD-MAGAZIN ° 15
Brennpunkt ° Banken
krise auf Italienisch
Die Probleme des italienischen Bankensektors werden durchaus unterschiedlich bewertet. Die einen sprechen
von einem drohenden Kollaps, der gleich ganz Europa mit in den Abgrund reißen könnte. Die anderen beruhigen und halten einen Crash für pure Fantasie. Tatsache ist, dass nicht nur die Finanzinstitute in in „Bella
Harald Kolerus
Italia“ mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben – es lohnt sich auch ein Blick auf Österreich.
edienberichte zur italienischen
Bankenlandschaft kommen mitunter einem Schwanengesang gleich: Die Rede
ist von Krediten des Sektors in Höhe von
360 Milliarden Euro, wovon knapp 20 Prozent notleidend sein sollen. Die Gefahr, die
jetzt an die Wand gemalt wird: Kollabieren
die italienischen Banken, könnte das in
einem Dominoeffekt alle europäischen
Banken, die wiederum den italienischen
Kollegen Hunderte Milliarden Euro an Krediten gewährt haben, ins Wanken bringen.
Die Wogen schlagen also hoch, so hat etwa
David Folkerts-Landau, Chefökonom der
Deutschen Bank, ein Rettungsprogramm
für Europas Banken von 150 Milliarden
Euro gefordert.
„Stark ÜBertrIeBen“
Hört man sich hingegen unter heimischen Bankiers und Wirtschaftswissen-
schaftern um, so erscheinen Aufregung und
Sorgen enden wollend. In einer Studie der
Raiffeisen Bank International (RBI) heißt es
zu dem Thema: „Die Schwäche vieler italienischer Banken wird von manchen als
nächste systemische Eurokrise gehandelt.
Wir halten diese Einschätzung für übertrieben. Die angespannte Eigenkapitalsituation
des italienischen Bankensektors ist nichts
Neues und eine Form der Restrukturierung
wird sicher stattfinden.“ Der Rekapitalisierungbedarf der italienischen Banken wird
laut RBI auf bis zu 50 Milliarden Euro geschätzt, was ca. drei Prozent des italienischen BIP entspräche. „Sollte dieser Kapitalbedarf rein über öffentliche Mittel gedeckt werden, würde dies den italienischen
Staatshaushalt zwar klar belasten, aber nicht
unmittelbar zu einer untragbaren budgetären Situation führen. Die italienischen
Staatsfinanzen leiden vor allem unter dem
ANteIL NotLeIDeNDer forDeruNGeN Im europäIScheN VerGLeIch
30%
48,95%
46,71%
25%
Q4 2015
20%
15%
10%
eU-Durchschnitt
0%
CY
el
SI
pT
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IT
ro
HU
bG
Hr
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fr
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Dk
CZ
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Uk
fI
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lU
5%
Italiens Banken sitzen auf einem hohen Berg fauler Kredite – Experten halten die Schwierigkeiten allerdings für lösbar und rechnen mit keinem Crash.
Quelle: EBA Interactive Dashboard,
16
° GeLD-mAGAZIN – September 2016
„Eine Belebung
der Konjunktur
wäre für Italien
und die Situation der Banken
hilfreich“
Gerald Fleischmann,
Volksbanken
hohen Schuldenstand, der sich in überdurchschnittlich hohen Zinszahlungen von
rund vier Prozent des BIP jährlich widerspiegelt“, heißt es in der Studie. Eine Bankenrettung in Höhe von 50 Milliarden Euro
würde beim aktuellen impliziten Zinssatz
von drei Prozent etwa 1,5 Milliarden Euro
bzw. 0,1 Prozent des BIP zusätzliche Zinsbelastung verursachen. „Gleichzeitig weist
der italienische Staatshaushalt seit Jahren
einen Primärüberschuss von ca. zwei Prozent des BIP aus. Die diskretionären Ausgaben des Staates scheinen somit gut auf die
Einnahmensituation abgestimmt zu sein“,
sehen RBI-Analysten die Situation relativ
entspannt. Was nichts beschönigen soll, so
kämpft das italienische Bankensystem seit
Jahren mit einem hohen Bestand notleidender Kredite, die inzwischen 18 Prozent
der Bankaktiva ausmachen. „Im Unterschied zu vielen anderen Euroländern wurde dieser Bestand in den letzten Jahren nicht
reduziert, sondern stieg kontinuierlich an“,
so die RBI.
ManGelnde effIZIenZ
Weiters leiden Italiens Banken unter Ineffizienz und einem zu dichten Filialnetz,
ein Problem, das allerdings europaweit und
auch in Österreich nicht gänzlich unbe-
CREDITS: Archiv, beigestellt, Shutterstock
M
°
Banken   Brennpunkt
FI
EL
SE
88%
258%
BE
208%
260%
DE ES
215%
268%
PT
223%
269%
DK
226%
273%
288%
375%
Q4 2015
397%
500%
450%
400%
350%
300%
250%
200%
150%
100%
50%
0%
CH
IE
FR
HU
2014
2012
2334
3093
9096
1452
1759
1979
3483
4598
2111
GröSSe des Bankensektors im internationalen Vergleich
385%
2010
2005
2070
2739
5800
1079
1675
1779
2952
3636
1808
„Sie haben bekanntlich mit den extrem
niedrigen Zinsen zu kämpfen, hinzu kommen die herausfordernden Kapitalvorschriften durch strengere Regulatorien. Und
das alles in Zeiten schwachen Wirtschaftswachstums. Italiens Banken leiden allerdings zusätzlich unter einer rund acht Jahre
andauernden Stagnation der Wirtschaft.“
So müssten sie vermehrte Ausfälle verkraften – ein Problem, das bei den französi­
schen, deutschen und auch österreichischen
Banken (trotz einer gewissen Belastung
durch die Osteuropa-Tangente) nicht so
stark ausgeprägt ist: „Bei den anderen Vergleichszahlen zeigt sich die Situation der
italienischen Banken ähnlich wie in Österreich und Deutschland. In allen drei Ländern sehen wir eine relativ hohe Kostenbelastung, sehr enge Margen und eine vergleichbare Eigenkapitalausstattung.“ Die
Problematik der faulen Kredite in Italien
hält der Experte jedenfalls für lösbar, wenn
Italien kein Sonderfall
Stefan Bruckbauer, Chefökonom der
Bank Austria, sieht jedenfalls nicht nur in
Italien, sondern generell in der Eurozone
die Banken mit Problemen konfrontiert:
IT
2010 2014 Österreich
36
37
Deutschland
33
32
Belgien
75
66
Niederlande
84
85
Spanien
44
58
Frankreich
47
48
Italien
40
41
Slowenien
59
56
Finnland
84
80
Eurozone
47
47
einwohner pro bankfiliale
Robert Zadrazil,
Bank Austria
Deutschland für eine etwaige Bankenrettung in Italien eine Gläubigerbeteiligung
(Bail-in, Anm.).“ Diese Forderung birgt politischen Diskussionsstoff, da italienische
Privatanleger stark in Wertpapiere der
italie­nischen Banken investiert sind und zur
Sanierung beitragen müssten. Nach Berechnungen der Finanzagentur Bloomberg hält
jeder italienische Haushalt im Durchschnitt
1260 Euro seines Vermögens in Form von
nachrangigen Anleihen italienischer Banken. „Ein Bail-in samt Vermögensverlust
für italienische Haushalte könnte populis­
tischen Strömungen weiteren Vorschub leis­
ten und zu politischen Konsequenzen in
Rom führen“, so Jungwirth.
424%
cr5 ratio
„FinTechs liefern wertvolle
Ergänzungen
zu unseren
bestehenden
Services“
Ingo Jungwirth,
BAWAG P.S.K.
461%
° Wettbewerbsfähigkeit
und Effizienz der Banken
in der Eurozone
„Die politische
Kompo­nente
macht die
­Situation in
­Italien durchaus brisant“
CY
kannt ist. Dazu meint Ingo Jungwirth, Leiter Funding und Analyse im Bereich Treasury Services & Markets der BAWAG P.S.K.:
„Wie auch in anderen europäischen Ländern bemühen sich in Italien zu viele Banken um zu wenige Kunden. Das hat einerseits mit dem niedrigen Wachstumsumfeld
in Italien zu tun, auf der anderen Seite blieb
während der letzten Jahre eine Marktbereinigung aus. So verdienten zahlreiche italienische Banken nicht genug, um ihre Verwaltungs- und Finanzierungskosten inklusive Eigenkapitalkosten abzudecken und
lebten in der Hoffnung auf bessere Zeiten
von ihrer schrumpfenden Substanz. Wiederum andere Banken versuchten die sinkenden Erträge mit risikoreicheren Geschäften
abzufangen. Beiden Strategien sind über
den Konjunkturzyklus betrachtet keine
nachhaltigen Geschäftsmodelle.“ Banken
ohne nachhaltiges Geschäftsmodell würden
um einschneidende Restrukturierungsmaßnahmen nicht herumkommen. Der Experte
meint aber: „Die Schieflage der italienischen
Banken ist prinzipiell mit den zur Verfügung stehenden Mitteln der Bankenrettung
zu bewältigen. Brisant wird die Situation allerdings durch die politische Komponente.
Einerseits steht Matteo Renzi vor einem
Verfassungsreferendum im Oktober, das an
den Fortbestand seiner Regierung geknüpft
ist. Andererseits verlangt insbesondere
NL
UK AT
IT USA
Im Verhältnis zum BIP ist – wenig überraschend – der Schweizer Bankensektor sehr mächtig,
Italien hinkt im EU-Vergleich hinterher.
CR5 Ratio gibt den Anteil der fünf größten Banken an den gesamten Aktiva an. Quelle: ECB
Quelle: HelgiLibrary (2016)
September 2016 – GELD-MAGAZIN ° 17
Brennpunkt ° Banken
ZU HoHe SCHUlden?
Was prinzipiell die Verschuldung Italiens betrifft, meint Bruckbauer: „Wenn
Schulden nicht zu hoch sind, sind sie nicht
per se schlecht. Private sparen in der Regel
immer mehr als sie Schulden machen. Derzeit legen aber auch die Unternehmen mehr
an, als sie Kredite nehmen – sie sind zu Nettosparern geworden. Das versuchen jetzt
auch die Staaten, was aber zu weniger
Wachstum und dadurch letztlich auch grö-
ßeren Defiziten führen kann.“ Der italienische Staat war in den letzten zehn Jahren
jedenfalls sehr diszipliniert, auch die privaten Haushalte und Unternehmen des Landes
sind unter dem europäischen Schnitt verschuldet. Wildes Schuldenmachen sieht
Bruckbauer somit nicht als Ursache für die
Probleme der italienischen Banken, sondern das stagnierende Wirtschaftswachstum. Ähnlich äußert sich Gerald Fleischmann, Chef der österreichischen Volksbanken: „Im Gegensatz zum italienischen
Staat – 132 Prozent des BIP – ist der italienische Privatsektor nicht übermäßig verschuldet, das Systemrisiko sollte daher nicht
überschätzt werden. Die entsprechenden
Quoten sind mit 42,5 Prozent des BIP bei
den privaten Haushalten und 79 Prozent
des BIP im Unternehmenssektor niedriger
als z.B. in Österreich (private Haushalte 51,2
Prozent, Unternehmen 95 Prozent, der Staat
allerdings nur 84 Prozent, Anm.).“ Fleischmann fährt fort: „Der Anteil notleidender
Forderungen von Banken ist in Italien weit
höher als in Ländern mit ähnlichem Entwicklungsniveau. Während die privaten
Haushalte daran nur einen kleinen Anteil
haben und mit ihrer traditionell hohen
Sparquote den italienischen Finanzsektor
insgesamt stabilisieren, sind die Unternehmenskredite kritischer. Eine Belebung der
Konjunktur wäre hier hilfreich. Diese ist im
zweiten Quartal leider wieder zum Erliegen
gekommen. Der Einkaufsmanagerindex für
eIGeNkApItALQuoteN Der bANkeN Im eu-VerGLeIch
40%
35%
30%
25%
Werte einzelner EU-Mitgliedstaaten
20%
eU-Durchschnitt
15%
5%
0%
ee
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fr
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HU
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pl
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IT
eS
pT
10%
Bei der eigenkapitalquote liegen Italiens Banken unter dem EU-Durchschnitt, ebenso wie
Österreich, das aber etwas besser positioniert ist.
Quelle: EBA Interactive Dashboard
18
° GeLD-mAGAZIN – September 2016
„Die Probleme
der faulen
Kredite italienischer Banken scheinen
lösbar“
Stefan Bruckbauer,
Bank Austria
die Industrie war trotz Abschwächung im
Juli aber noch positiv, jener für den Dienstleistungssektor konnte sich sogar etwas steigern.“ Lösungsansätze bestehen laut dem
Experten in der Bereinigung der Bilanzen,
vorsichtiger Kreditpolitik der Banken und
der Sicherung bzw. Schaffung der dazu notwendigen Kapitalbasis. „Ebenso liegen Lösungsansätze in einer wachstums- und investitionsfreundlichen Wirtschaftspolitik.
Während die Staatsschulden dabei nicht
weiter wachsen bzw. rückgeführt werden
sollten, ist die Verschuldung des Privatsektors aus makroökomischer Sicht in Ordnung – wichtiger als Deleveraging ist daher
Vermeidung einer Kreditklemme.“
HeraUSforderUnG fInteCH
Fassen wir zusammen: Die akuten
Schwierigkeiten Italiens scheinen lösbar, ein
Systemcrash ist nicht zu erwarten. Experten
wie Franz Hahn, Ökonom am Wifo, sprechen aber von Ineffizienzen im europäischen Bankensystem, nicht zuletzt in Italien
und Österreich. Das hat mit der Dichte des
Filialsystems und neuen Marktteilnehmern,
den FinTechs, zu tun. Umstrukturierungen
werden notwendig sein, wobei sich die heimischen Banken gewappnet fühlen. So
meint Robert Zadrazil, Vorstandsvorsitzender der Bank Austria: „Die entscheidende
Frage, auf die derzeit alle Kunden-Banken
die richtige Antwort suchen, ist folgende:
Wie muss der richtige Angebots-Mix aus
stationärem und Online-Angebot aussehen,
um den neuen Kundenbedürfnissen zu entsprechen?“ Die Bank Austria setzt hier auf
persönliche Beratung in den Filialen sowie
auch online, FinTechs werden als Chance
verstanden. Auf die Zukunft der Banken
dürfen wir jedenfalls gespannt sein.
CREDIT: Archiv, Shutterstock
vielleicht auch nicht für alle Banken: „Möglicherweise muss der Staat intervenieren,
ich sehe aber keine Dimensionen, die Italien
nicht alleine stemmen könnte. Hier einen
Totalkollaps des italienischen oder gar europäischen Bankensystems an die Wand zu
malen, halte ich für stark überzogen.“ In
diesem Zusammenhang sind folgende Zahlen interessant: Wenn der italienische Staat
alle faulen Kredite, die nicht wertberichtigt
sind, übernehmen würde, entspräche das
einem Anteil von 2,7 Prozent des BIP. Österreich hat immerhin rund 15 Prozent des
BIP für die Bankenrettung zu Buche stehen,
in Deutschland sind es an die neun Prozent.
Bruckbauer: „Ich sage nicht, dass es Italiens
Banken gut geht, aber die Lösung ist vor
allem politisch schwierig, nicht so sehr ökonomisch. Die Banken wünschen sich keinen
Einstieg des Staates, weshalb sich eine Lösung in die Länge zieht und der Eindruck
überbordender Schwierigkeiten entsteht.“
Rahofer.
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brennpunkt ° Meldungen aus der Hochfinanz
Mastercard droht Mega-Schadenersatz
Schweiz klagt Ex-Banker
Es geht letztendlich um eine Schadenersatzklage in Höhe von 14 Milliarden Pfund (rund 16,5 Mrd. Euro) und
damit um die größte in der Geschichte
Großbritanniens. Der Kläger wirft dem
US-Kreditkartenanbieter vor, Konsumenten jahrelang mit überhöhten
­Gebühren geschadet zu haben.
Ein ehemaliger Mitarbeiter der UBS
verkaufte den Finanzbehörden in
Deutschland eine CD mit Informa­
tionen über deutsche Steuersünder.
Jetzt geht die Schweizer Bundesanwaltschaft rechtlich gegen ihn vor.
Walter Merricks war als ehemaliger Ombudsmann für die britische Finanzbranche
bis 2009 für das Schlichten von Streitigkeiten zwischen Konsumenten und
Finanzinstituten zuständig. Nun verklagte
er laut Schweizer Tagesanzeiger den weltweit zweitgrößten Kreditkartenanbieter auf
Schadenersatz. Hintergrund für die Klage
ist ein Urteil der EU-Wettbewerbsbehörde
aus dem Jahr 2014, nach dem Mastercard im Zeitraum von 1992 bis 2008 von
Geschäftsleuten zu hohe Gebühren für Kreditkartentransaktionen verlangt hätte. Der
Kläger argumentiert nun, dass damit Konsumenten indirekt geschädigt wurden, weil
Mastercard: Wurden über zehn Jahre hinweg
46 Millionen britische Kunden geschädigt?
Strafe für Wells Fargo
Ex-Bentley-Chef will hunderte Millionen von VW
Die US-Bank Wells Fargo musste 185
Millionen US-Dollar (rd. 164 Mio.
Euro) an Strafe bezahlen, da ihre Berater hunderttausende Kundenkonten
ohne deren Einwilligung öffneten.
Es geht um einen Patentstreit mit
Volkswagen, bei dem der ehemalige
Bentley-Chef Wolfgang Schreiber auf
mehrere hundert Millionen Euro klagt.
Überraschend daran ist, dass die Klage
keineswegs aussichtslos ist.
Beim Vergütungssystem der Kundenberater von Wells Fargo spielen Provisionen
eine große Rolle. Das verleitete einige Mitarbeiter dazu, ohne Wissen der Kunden
Konten anzulegen, Kreditkarten zu beantragen und mit falschen E-Mail-Adressen
Online-Banking-Zugänge einzurichten.
Wells Fargo entschuldigte sich nun für diese
Vorgehensweisen, entschädigte die Kunden
mit Gutschriften und entließ die betroffe­
nen Mitarbeiter. Insgesamt feuerte Wells
Fargo seit Anfang 2011 in Zusammenhang
mit Malversationen 5300 Mitarbeiter. (mf)
20 ° GELD-MAGAZIN – September 2016
die Geschäftsleute die zu hohen Gebühren
über höhere Preise an ihre Kunden weitergeben hätten müssen. Brisant ist der Fall
deswegen, weil laut eingeschalteter Anwaltskanzlei Quinn Emanuel ein Gesetz in
Großbritannien Verbraucher automatisch
zu Nutznießer von Schadenersatzzahlun­
gen macht, es sei denn, sie distanzieren sich
ausdrücklich von der Klage. Sollte der Klage stattgegeben werden, haben 46 Millionen
britische Kunden automatisch Anspruch
auf Schadenersatz.
(mf)
Wolfgang Schreiber war zuletzt Chef der
VW-Konzernmarken Bentley und ­Bugatti.
Nach Informationen des Magazins Spiegel reichte er nun vor dem Land­gericht
München eine Patentklage gegen den Wolfsburger Autokonzern ein. Er fordert darin
mehrere hundert Millionen Euro von VW.
Konkret geht es darum,, dass der promovierte Maschinenbauer Schreiber seit 1996
die Getriebeentwicklung bei Volkswagen
leitete und dabei das Doppelkupplungsgetriebe als neue Technologie entwickelte. Der
Autokonzern ließ mehrere Patente dafür
eintragen. In einigen Patenten wird Wolfgang Schreiber auch als „Erfinder“ genannt.
Nach dem Arbeitnehmererfindungsgesetz
ist ein Erfinder aber nicht alleine durch sein
Gehalt, das er bezieht, für neue Patente ausreichend entlohnt, ihm steht zusätzlich eine
„angemessene“ Vergütung zu. Streitfall ist
aber in den häufig folgenden Auseinandersetzungen zwischen Beschäftigten und
Unternehmen, was „angemessen“ ist. Schreiber argumentiert seine Forderung nach
mehreren hundert Millionen Euro damit,
dass das von ihm entwickelte Doppelkupplungsgetriebe in vielen Fahrzeugen des
VW-Konzerns eingesetzt wird – mittlerweile sind mehr als vier Millionen Fahrzeuge
vom Volkswagen-Konzern damit ausgestattet worden.
(mf)
creditS: Shutterstock, varandah/Shutterstock
Die an die Behörden in Nordrhein-Westfalen
verkaufte Daten-CD beinhaltete Unterlagen
zu rund 3,5 Milliarden Schweizer Franken
(3,2 Mrd. Euro) Anlagevermögen deutscher Kunden bei der UBS. Das kam der
Schweizer Großbank teuer zu stehen. Sie
musste bei der Staatsanwaltschaft Bochum
für den Abschluss des Steuersünderverfahrens 300 Millionen Euro bezahlen. Für
den Datendieb hat dies jetzt ebenfalls ein
juristisches Nachspiel. Die Schweizer Bundesanwaltschaft wirft dem Ex-Mitarbeiter
der UBS die Verletzung des Geschäfts- und
Bankgeheimnisses vor. Die entsprechende
Anklageschrift wurde laut der Zeitung
„Tages-Anzeiger“ im Juli beim Bundesstrafgericht eingereicht.
(mf)
°
Meldungen aus der Hochfinanz   brennpunkt
Zentralbanken stecken in der Zwickmühle
Trendforscher Gerald Celente ist überzeugt, dass die US Federal Reserve
die Zinsen jetzt weder anheben noch
senken kann. Sie steckt wie alle großen
Zentralbanken weltweit in der Zwickmühle. Entweder sie schaden den Banken, Versicherungen und Pensionskassen mit weiteren Zinssenkungen oder
sie verursachen mit Zinsanhebungen
veritable Rezessionen.
William Dudley, seines Zeichens Präsident
der Federal Reserve Bank in New York, stellte seit Mai dieses Jahres im Chor mit allen
anderen regionalen Fed-Präsidenten eine
US-Zinserhöhung in den Raum. Damals
war eine solche im Juni oder Juli vorgesehen.
Wie wir heute wissen, wurde eine Zinserhö-
hung immer mit wechselnden Argumenten
aufgeschoben. Einmal war es die Krise in
China, dann die schwache Weltwirtschaft
und zuletzt wieder der offensichtlich doch
nicht so stabile US-Arbeitsmarkt.
Interessanterweise wechselte Dudley Anfang August seine Meinung: Die Zeit sei
noch nicht gekommen. Die Fed müsse aufgrund der nicht so rosigen wirtschaftlichen
Aussichten mit der Anhebung der Zinsen vorsichtig sein. Mitte August spielte er
wieder auf eine leichte Intervention im September an. Aber auch Anfang September
war die Zeit für eine Zinsanhebung für FedChefin Janet Yellen nicht reif genug.
„Tatsache sei“, meint Trendforscher Gerald
Celente, „dass die niedrigen Zinsen nicht
nur den Banken schaden. Neben dem symp­
Deutsche Bank: Reduziert in Deutschland von
723 auf 535 Filialen.
US Federal Reserve: Konnte die Leitzinsen
bislang nicht und nicht anheben.
tomatischen Kursverfall der Deutschen
Bank und der Commerzbank können Versicherungen den Garantiezins nicht mehr
halten und Pensionsfonds sind weltweit für
einen Crash gefährdet.“ (mf)
bankingPanorama
türkei
Land des Monats
ECKDATEN (Republik Türkei)
Staatsform
Parlamentarische Republik
Hauptstadt
Ankara
Amtssprache
Türkisch
Staatsoberhaupt
Recep Tayyip Erdogan
Regierungschef
Binali Yıldırım
Fläche
814.578 km2
Einwohner
etwa 78,7 Millionen
Bevölkerungsdichte
rund 96,6 pro km2
Türkische Lira
Währung
Kfz-Kennzeichen
TR
Internet-TLD
.tr
+90
Internat. Telefonvorwahl
Marionette. Die türkische Zentralbank wird
– so wie die meisten Institutionen im Land
am Bosporus – mehr und mehr zur Marionette von Recep Tayyip Erdogan. Frei nach dem
Motto „Sie wünschen, wir spielen“ wurde dem
Wunsch des Präsidenten nach billigem Geld
im August erneut entsprochen und bereits
zum sechsten Mal in Folge der Zins gesenkt.
Die „Erdonomics“-gerechte Zinssenkung wur-
de dabei trotz der galoppierenden Inflation –
diese lag im Juli bei 8,8 Prozent – durchgeführt und dürfte auch in den Reihen der Zentralbank selbst viele Kritiker haben. Dass die­se ihre Vorbehalte jedoch nicht öffentlich äußern, verwundert nicht weiter, hatte Präsident
Erdogan doch bereits allen Banken, „die den
falschen Weg einschlagen“, mit Konsequenzen
gedroht.
Unabhängig seit
1923
Nationalfeiertag
29. Oktober
Größte Städte Istanbul, Ankara, Izmir, Bursa,
Adana, Gaziantep
81 Provinzen
Verwaltungsgliederung
Nachbarstaaten
Armenien, Aserbaidschan, Bulgarien,
Georgien, Griechenland, Irak, Iran, Syrien
Ararat (5137 m)
Höchste Erhebung
Ethic Banking
N
achhaltigkeit wird oft strapaziert und
schließt den Begriff „Ethik“ nicht auto­
matisch mit ein. Ethische Werte sollten je­
doch heute in allen Nachhaltigkeitsprogram­
men eine wesentliche und wichtige Rolle
spielen. Nur durch ein ethisch-soziales Ver­
antwortungsbewusstsein kann das Ver­trauen
in der Gesellschaft wieder erlangt werden.
Speziell in der derzeitigen Umbruchphase im
Bank- und Finanzmarkt – über das digitale
Zeitalter hin zur Entmenschlichung und zur
vollreglementierten Bank-Kunden-Beziehung
– ist es notwendig, ethisch-soziale Grund­sätze
in den Geld- und Kapitalmarktverkehr einflie­
2 ° GELD-MAGAZIN – september 2016
ßen zu lassen. Für eine Regionalbank wird es
zur Überlebensfrage, Handschlagqualität mit
Transaktionssicherheit zu demonstrieren und
Kundenbindung mit sozialen Mehrwerten zu
schaffen. Das bedeutet Mut zu Neuem, Herz
in der (digitalen) Beziehungsarbeit und Hirn in
der technisch-menschlichen Kommunikations­
umsetzung. Nur wenn alle drei Komponenten
zusammentreffen, macht Handeln weiter Sinn.
Da ist wesentlich, dass sich Profit nicht nur in
der GuV der Bank niederschlägt, sondern ein
Mehrwert ist, der Gesellschaft und Akteuren
zugute kommen soll. Kunden und ­relevante
Stakeholder müssen Ehrlichkeit, ­Respekt,
Mag. Nikolai de Arnoldi
CFO/CRO
HYPO NOE Gruppe Bank
­ ffenheit, Transparenz, Empathie und ­soziale
O
Wärme weiterhin spüren, was für die digitale
Bankwelt 4.0 eine enorme Herausforderung
darstellt.
www.hyponoe.at
CrediTS: beigestellt, Shutterstock
kolumne
HYPO NOE Gruppe
EINE ODE AN DIE AKTIENMÄRKTE
Alternativlos. Damit Anleger nachhaltig Erfolg haben,
braucht es einen langfristigen Plan, der nicht bei der ersten
Schlechtwetterfront an den Börsen über den Haufen geworfen
wird, heißt es in einer Aussendung der Zürcher Kantonalbank
­Österreich. „Es geht stets darum, sein strategisches Ziel im
Kopf zu haben und dieses zu verfolgen“, so ZKB-Vorstandsmitglied Hermann Wonnebauer. Politische Börsen hätten, wie es
bereits ein altes Sprichwort besagt, lediglich „kurze Beine“. Natürlich könnten Abstimmungen, Wahlen oder andere politische
Begebenheiten heftige Reaktionen an den Finanzmärkten hervorrufen. „Die Dauer dieser Krisen ist aber meist überschaubar
und die Börsen erholen sich rasch wieder“, spielt Wonnebauer
auf das überraschende Brexit-Votum an. Viel mehr als einzelne
politische Ereignisse mache den Anlegern die lang anhaltende
Niedrigzinsphase zu schaffen.Wer bisher etwa in Staatsanleihen
investiert hat, die nun auslaufen, hat Kapital auf dem Konto, das
wieder zu veranlagen ist. „Bei Minuszinsen sind Staatsanleihen
derzeit aber sogar ein Verlustgeschäft. So gesehen ist es noch
besser, das Geld auf dem Konto liegen zu lassen, als es Verlust
bringend zu investieren. Eigentlich gibt es, gerade für vermögende Privatpersonen, keine echte Alternative zu Aktien“, so der
Experte. Durchhaltevermögen und die richtige, langfristige Strategie seien dabei wesentliche Erfolgsfaktoren. Das zeigt auch
die langfristige Bilanz des MSCI Europe. Denn trotz zwischenzeitlicher Rückgänge im Jahresverlauf von durchschnittlich 16
Prozent waren die Gesamtjahres-Erträge in 28 von 36 Jahren
im Plus.
Zahlenspiel
63
Strafzinsen. Eine Ende August veröffentlichte Erhebung von Union Investment ergab, dass beinahe
zwei von drei deutschen Sparern (63 Prozent) es für möglich
halten, dass künftig für private Geldanlagen Negativzinsen gezahlt werden müssen. Neun Prozent sind sich sogar ganz sicher, dass dies kommen wird. Große Unterschiede bei der Einschätzung zu dieser Frage gibt es je nach Alter der Befragten:
Insbesondere Anleger zwischen 50 und 59 Jahren sind dabei
besonders pessimistisch. Hier gehen 66 Prozent von möglichen Strafzinsen aus, wohingegen unter den 30- bis 39-jährigen Sparern nur 59 Prozent damit rechnen. Insgesamt sehen
sich Anleger über alle Anlageformen hinweg als Leidtragende
des niedrigen Zinsniveaus. 45 Prozent der Befragten sind der
Meinung, dass sie eher Nachteile erleiden.
I
n den letzten Jahren haben sich viele
Be­raterpersönlichkeiten unterschiedlich entwickelt. Genau... „Beraterpersönlichkeiten“! Einige sehen es sogar als
ihre Aufgabe, den Kunden mit Faktenregen und Datentornados zu überhäufen.
Man fühlt sich als solider Berater. Kaufentscheidungen trifft der Kunde hingegen selber. Manch einer möchte den po- Daniel
tenziellen Kunden sogar binnen einer Reisenhofer, Trainer
& Keynote Speaker
Stunde zum Fachexperten ausbilden!
08/15-Berater lassen den Kunden auf der Zielgeraden alleine und
zwingen ihn damit „drüber zu schlafen“, den Ehe- oder Geschäfts­
partner zu fragen oder überhaupt beim Mitbewerb das Geschäft zu
platzieren, was der unglücklichste Verlauf sein könnte. Fatca, MiFID
und all das, was man naturgemäß berücksichtigen sollte, verstär­
kt des Beraters passive Grundhaltung. Wiewohl jeder weiß, dass
der Berater ab einem bestimmten Punkt im Dialog zum Verkäufer
mutieren muss, wenn er sein Unternehmen überlebensfähig hal­
ten möchte. Und überhaupt: Auch der Kunde hat einen Partner ver­
dient, der ihm nach durchgeführter ­Informations- und Beratungs­
phase schlussendlich eine Lösung verkauft. Sonst wird nur heiße
Luft hin und her geschoben, die obendrein noch dem Klima schadet.
Gute „Berater“ verlieren Kunden nicht an bessere Produkte, son­
dern an bessere „Verkäufer“. Simpel wie real.
Der Punkt ist: Es kostet Sie langfristig zu viel, nichts zu tun. Der
Preis, den Sie bezahlen, um innerhalb Ihrer Komfortzone zu blei­
ben, ist zu hoch! Manch eine provisionsabhängige Verkaufsper­
sönlichkeit könnte am Ende des Monats, wenn sie die Abrechnung
in Händen hält, die eigene Einstellung hinterfragen. Oft passiert
leider nichts. Es bleibt bei einer unbequemen Einsicht, gefolgt von
tatenloser Stagnation.
Mein Rat an Sie: Verändern Sie Ihre Sicht. Wechseln Sie Ihre
­Perspektive. Leben Sie zwei Prinzipien konsequent, um Ihren Out­
put zu erhöhen:
1. Überwinden Sie sich, Dinge zu tun, die Sie bislang im Verkaufs­
dialog oder auch bei der Akquise noch nie getan haben!
2. Machen Sie es wie die Profis: Wenn es Ihre Mission ist, neues
Geschäft heranzuschaffen, dann überlassen Sie die Akquise nicht
dem Faktor Zufall oder dem Prinzip Hoffnung. Akquise bekommt
einen festen Platz im Kalender und ist ein umzusetzender Termin!
Abschluss-Appell: Verlassen Sie in der Akquise ausgetretene
Pfade und begrüßen Sie Widerstand. Denn was bedeutet Widerstand wirklich? Energie- und Motivationsräuber? Oder die kristall­
klare Bestätigung, endlich geistige Festungsmauern durchbro­
chen zu haben? Mut gewinnt. Immer.
www.reisenhofer-vertriebsimpulse.at
september 2016 – GELD-MAGAZIN ° 23
Kommentar
Mut gewinnt. Immer.
GELDANLAGEPanorama
AUSTRALIEN
STARKE WORTE ´´
Land des Monats
„Die gesamte Fondskategorie
hat ihren ersten echten
Bewährungstest
nicht bestanden.“
Barbara Wall, Europa-
Parlamentarische Monarchie
(im Commonwealth of Nations)
Hauptstadt
Canberra
Amtssprache
Englisch
Staatsoberhaupt
Elizabeth II.
Regierungschef
Malcolm Turnbull
Fläche
7.692.024 km2
Einwohner
etwa 23,6 Millionen
Bevölkerungsdichte
rund 3,1 pro km2
Währung
Australischer Dollar
Kfz-Kennzeichen
AUS
Internet-TLD
.au
Internat. Telefonvorwahl
+61
Unabhängig seit
1901
Nationalfeiertag
26. Jänner
Größte Städte
Sydney, Melbourne, Brisbane,
Perth, Adelaide
Verwaltungsgliederung 6 Bundesstaaten, 3 kontinentale
Territorien, 7 Außengebiete
Höchste Erhebung
Mawson Peak (2745 m)
Staatsform
toren: Der chinesische Aktienmarkt wird sich
für ausländische Investoren weiter öffnen. Mitte August genehmigte der chinesische Staatsrat
das „Shenzhen-Hongkong Stock Connect“-Programm. Vorbild ist das bereits etablierte
„Shanghai-Hongkong Stock Connect“-Programm, das seit 2014 läuft. Künftig soll es das
neue Börsenprojekt ausländischen Investoren
ermöglichen, auch in Aktien zu investieren, die
an der Börse der chinesischen Stadt Shenzhen
notiert sind. „Aktuell ist das Datum für den Start-
24
° GELD-MAGAZIN – SEPTEMBER 2016
Cerulli Associates, kommentiert die Ergebnisse
einer Studie ihres Hauses
zu Multi Asset Fonds. Die
Assetklasse hätte ihre Versprechen, zumindest in den vergangenen zwölf
Monaten, nicht halten können.
„Was die Tiere
nicht können,
das sollten Investoren
sehr wohl beherrschen.“
Ritu Vohora, Investment
Director bei M&G Investments, warnt Anleger davor, stets dem Herdentrieb
nachzugeben. Investoren
sollten „im Einzelfall
entscheiden, ob es sich
lohnt, mit der Herde mitzulaufen“ und immer
die Fundamentaldaten im Auge behalten.
„Wir hatten nach der Finanz-
INVESTIEREN IN SHENZHEN
ÖFFNUNG. Gute Nachrichten für China-Inves-
Geschäftsführerin bei
schuss des Projekts noch nicht bekannt. Wir
gehen aber davon aus, dass es noch im Laufe
dieses Jahres starten wird“, sagt Jian Shi Cortesi, Portfoliomanagerin für chinesische Aktien
bei GAM. Das Programm wird die Anzahl an
chinesischen A-Shares, die für ausländische Anleger verfügbar sind, weiter erhöhen. „Addiert
man die A-Shares der beiden Stock ConnectProgramme und die an der Börse Hongkong
gelisteten Papiere, dann ergibt dies den zweitgrößten Aktienmarkt weltweit, gemessen an der
Marktkapitalisierung“, so Cortesi.
krise den falschen Plan für
unser Europa-Geschäft.“
Kevin Clifford, CEO des
amerikanischen Asset
Management-Riesen
Capital Group, versucht
sich erneut an einer Expansion nach Europa. Um
den Plan diesmal auch
wirklich erfolgreich in die Tat umzusetzen, ist
das Unternehmen laut Handelsblatt dazu bereit, innerhalb der nächsten fünf Jahre bis zu
einer Milliarde Dollar in die Hand zu nehmen.
CREDITS: beigestellt, Archiv, Shutterstock
ECKDATEN (Australien)
ALLESKÖNNER. Australien ist aktuell wohl
eines der meist gehypten Länder im Investment-Bereich. Erst kürzlich attestierte der prominente Ökonom Martin Hüfner Australien, so
etwas wie eine „eierlegende Wollmilchsau“
zu sein. Der sechstgrößte Staat der Erde sei
per Definition zwar eine klassische Industrienation, würde jedoch nicht, wie so viele
andere, von Wachstumspessimismus und gesellschaftlichen Verkrustungen nach unten
gezogen. Das liege daran, dass es von vielen Schwellenländern der Wachstumsregion
Südostasien umgeben ist. Australien profitiert
damit von der Entwicklungsfantasie dieser
Staaten. „Es ist Industrie- und Schwellenland
zugleich“, zeigt sich der Experte angetan und
liefert auch einige Hard Facts, die für Down
Under sprechen: Australien habe eine stabile
Wirtschaft mit Wachstumsraten von rund drei
Prozent pro Jahr. Seit 25 Jahren befand sich
die Wirtschaft in keiner Rezession und die
Arbeitsproduktivität liegt rund zehn Prozent
über dem Industrieländerdurchschnitt. Australien hat darüber hinaus auch keine demografischen Probleme. Die Bevölkerung gehört zu
den am schnellsten wachsenden in der OECD.
ADVERTORIAL
SEILERN INVESTMENT MANAGEMENT
Ist TEC auch langfristig investierbar?
I
mmer neue Technologien bestimmen unseren Alltag. Kann der langfristige Anleger davon profitieren? Gelingt es einigen Unternehmen kurzfristig große Erfolge zu erzielen, so sind die langfristigen
wirtschaftlichen Auswirkungen jedenfalls
nur schwer vorhersehbar. Ein kluger Investor muss um fünf Ecken blicken können,
bei Seilern I.M. Ltd., dem Londoner Wertpapierspezialisten sind es wohl einige
mehr. Unabdingbare Voraussetzung, um
mit Technologiewerten auch langfristig
ertragreich zu agieren. Die erfolgreichen
Seilern Manager selektieren streng - was
übrig bleibt, folgt exakten Mustern. Mehr
dazu im folgenden Artikel.
Unser Leben wird zunehmend digitalisiert, einhergehende Veränderungen nehmen
an Tempo zu. Für die Geschäftswelt bedeutet technologischer Fortschritt die Beschleunigung von Handel und Dienstleistungen. Kaum
denkbar, diesen globalen Herausforderungen
mit Werkzeugen des analogen Zeitalters begegnen zu können, wie Tom Enders, CEO von
Airbus, unlängst betonte: „Was wäre, wenn ein
Mitbewerber seine Produktionszeiten halbieren
könnte? Wäre das auch für uns fatal? Ja, unbedingt! Deshalb müssen wir selbst konsequent
diesen Weg einschlagen, bevor es jemand anderer tut.“ Es ist eine Tatsache, dass eben auch
Weltmarktführer dem Fortschritt konsequent
Rechnung tragen müssen. Jene, die ihren Modus Operandi nicht in Frage stellen, werden
wohl unweigerlich vom Markt verdrängt.
ZEICHEN DER ZEIT
Skeptiker wiederum, die den Technologiesektor als eine unkalkulierbare Spielwiese betrachten, deren Protagonisten zwischen Boom
und Krise taumeln und in dem Start-ups unter lautem Getöse alteingesessene Firmen vom
Thron stoßen, sollten wissen, dass allein der
Anteil an Technologiewerten den Gesamtmarkt
outperformed hat. Über die letzten zehn Jahre haben Technologie-Unternehmen, die im
NASDAQ gelistet sind (dargestellt im NASDAQ
stungen abzielen. Als Beispiel könnte GEMALTO
dienen,von vielen als bloßer SIM-Karten-Hersteller abgetan, stellt sich das Unternehmen jedoch
bei genauerer Betrachtung als Weltmarktführer
digitaler Sicherheitssysteme dar.
NETWORKING IN VOLLENDUNG
PETER SEILERN,
Vorstand Seilern Investment Management
Technology 100), den S&P 500 Total Return
Index um sage und schreibe 1,6 Prozent pro
Jahr übertroffen.
KONSEQUENTES STOCK PICKING
Wenn Investoren von diesen Entwicklungen
profitieren möchten, müssen Fondsmanager
exakt verstehen, was genau diese speziellen
Technologien so erfolgreich macht. Seilern
setzt bei der Auswahl der Technologietitel konsequent auf innovative Unternehmen, die auch
über erfolgreiche Plattformen verfügen. Der
richtige Mix an Wettbewerbsvorteilen ist dafür
verantwortlich, dass erfolgreiche Unternehmen
laufend Marktanteile gewinnen und somit überhaupt als potenzielle Marktteilnehmer wahrgenommen werden. Ideale Kandidaten sind Unternehmen mit langen Produktlebenszyklen,
nachhaltigen Serviceangeboten und überproportional wachsenden Netzwerken.
Ein langer Produktzyklus liefert konstante
Umsätze, wie es zum Beispiel bei der PLM Software von Dassault Systèmes der Fall ist, die in
einigen Industrien, insbesondere in der Luftfahrt- und Automobilindustrie, bereits seit 15
Jahren Anwendung findet. Dassaults Software
ist so sehr Bestandteil der Entwicklungs- und
Produktionskette, dass ein Wechsel des Anbieters zum unüberwindbaren Hindernis würde.
Dienstleistungen haben den Vorteil, nur
schwer ersetzt werden zu können. Aber ihre Alleinstehungsmerkmale sollten doch auf Branchenexpertisen und spezielle Beratungslei-
Erfolgreiche Netzwerke stellen heute eine
große Macht dar. Sie werden zumeist von B2CKonzernen genutzt, wie die sozialen Netzwerke
oder Apples eigene Anwendungssoftware IOS.
Netzwerkeffekte können jedoch genauso im
B2B erfolgreich angewandt werden. Beste Beispiele dafür sind Accenture oder Cognizant,
die für einzelne Nischen- oder Industriesektoren Lösungen anbieten. Wesentliche Erfolgsfaktoren solcher Unternehmen stellen die hohen Markteintrittsbarrieren sowie die Preissetzungsmacht derselben dar. Das gilt beispielsweise für unglaubliche 75 Prozent aller Firmen
im US-Gesundheitsmarkt, die Kunden von
Cognizant sind.
Bestehende Patente und innovative Entwickler allein reichen nicht aus, um Technologieunternehmen nachhaltig erfolgreich führen
zu können. Seilern investiert viel Zeit, um exzellente Plattformen zu identifizieren. Nur wenige der vielen gelisteten Tec-Firmen entsprechen diesen hohen Anforderungen.
Keiner der Technologiekonzerne, in die Seilern investiert ist, stützt sich lediglich auf eine
einzige technologische Komponente. Tatsächlich basieren die Erfolge von Accenture, Cognizant oder Dassault Systèmes auf einer Reihe unterschiedlicher, technologischer Vorteile,
verwoben zu einer erfolgreichen Plattform. In
einer Welt beschleunigter Umbrüche liegt der
Vorteil solch rasch wachsender Oligopole in
deren Profitabilität und Wachstumsdynamik.
„Unternehmen, in die wir investieren, verfügen
zudem über die erforderliche Konzernstruktur
und profitieren so überproportional von der digitalen Revolution“, meint in diesem Zusammenhang Seilern-Fondsmanager Raphael Pitoun.
Eine Erkenntnis, die durch die Performance der
Seilern/Stryx Funds dokumentiert ist.
www.seilerninvest.com
SEPTEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °
25
geldanlage ° Anleihen
Anleihestrategien im Nullzinsumfeld
In Europa haben 50 Prozent aller Staatsanleihen eine Null- oder gar eine Negativrendite. Weltweit sind es
­bereits 32 Prozent. Wir haben uns angesehen, wie die mit Minizinsen konfrontierten Asset Manager bekannter
Vermögensverwalter und Pensionskassen in diesem Umfeld agieren.
Wolfgang Regner
egative Zinsen sind nichts Neues für
uns. Sie beeinträchtigen keineswegs,
wie wir unsere Portfolios managen“, sagt
Rose Ouahba, Fondsmanagerin globale Anleihen bei Carmignac. „So haben wir die Risiken im Investment Grade (IG)-Staatsanleihenbereich deutlich reduziert, zuletzt die
Positionen fast bis auf null heruntergefahren. Auch US-Treasuries erachten wir
nicht mehr als attraktiv, das Corporate
Bond-Segment wurde dagegen erhöht. Wir
hatten unsere Gewichtungen gegen Ende
2015 zum Teil in den internationalen Teil
des globalen Anleihemarktes verlagert. Dabei zielten wir auf das Non-IG bzw. das
niedrige IG-Segment ab. So haben wir Allokationen in Staatsanleihen aus Mexiko, Brasilien, Kolumbien und Korea erhöht und
unser Exposure im High Yield (= HY,
Hochzinsanleihen)-Bereich gesteigert. Sogenannte Fallen Angels (Crossover Credits,
Anleihen die nach einer Rating-Abstufung
in den Bereich High Yield abgerutscht sind)
im Rohstoff- und Energiebereich sind ein
Beispiel. So haben wir früh Petrobras Bonds
gekauft, die Gewinne aber wieder realisiert.
Sektoren, wo ein Deleveraging (Schuldenabbau) stattfindet, sind für Bondinvestoren
grundsätzlich interessant. Banken müssen
sich regulatorischen Auflagen beugen und
Risiko-Assets abbauen, in Bereichen wie
Rohstoffe oder Energie kämpfen Unternehmen darum, ihr Rating wieder zurückzubekommen. Anadarko oder Freeport sind Beispiele für Unternehmen, deren Assets güns­
tig geworden sind, wenn man deren Risikoaufschläge mit der Bewertung der Aktien
vergleicht. Unternehmen, die ihr Leverage
erhöhen, etwa durch stark steigende Dividendenausschüttungen oder Aktienrückkäufe, meiden wir tendenziell. Ein spezielles
Anleihesegment haben wir von null auf 3,4
Prozent mit dem Ziel von fünf Prozent aufgebaut.Dabei geht es um CLOs (Collateralized Loan Obligations), also Unternehmenskredite in mehrere Tranchen mit un-
DIe Weltwirtschaft verliert an Fahrt (oecd frühindikator)
OECD-Index der Weltwirtschaft
103
Rezessionsphasen
101
99
97
95
1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016
Die Verlangsamung erfasst vor allem die aufstrebenden Volkswirtschaften, die unter der abnehmenden Nachfrage aus China, dem Rückgang der Rohstoffpreise und dem starken Dollar leiden.
Quelle: Evercore ISI
26 ° GELD-MAGAZIN – September 2016
terschiedlicher Qualität, die durch bestimmte Assets, die offen gelegt sind, abgesichert sind. Im Gegensatz zu den Immobilien-Papieren dieser Art, die zur großen Finanzkrise 2007/08 geführt haben, weisen
diese CLOs eine weitaus größere Transparenz auf, Risiken lassen sich realistisch einschätzen. Wir kaufen nur Triple A-Papiere,
also die beste Qualität, mit einem Yield von
1,5 Prozent über dem Libor (Interbankenzinssatz) und einem Floor bei null Prozent,
neben Europa auch in den USA.“
Strukturierte Papiere schon
wieder auf dem MArkt
„Wir halten auch Nachranganleihen von
Banken, wie z.B. auch CoCo-Bonds (Definition siehe Interview Peter Huber), wobei
wir nur auf nationale Champions und Qualitätswerte, wie etwa die spanischen Institute BBVA und Santander oder die französische BNP Paribas (Rendite sechs Prozent),
Société Générale oder Crédit Agricole, setzen. So müsste etwa die BBVA einen Jahresverlust von 28 Milliarden Euro erleiden, damit es zur Wandlung der Anleihen in Aktien kommt – das ist nicht sehr wahrscheinlich. Wir halten CoCo-Bonds von italienischen Banken wie UniCredit (Rendite elf
Prozent!) und Intesa San Paolo. Anleihen
aus den Industriestaaten wurden von 21 auf
16 Prozent reduziert, EM-Staatsanleihen
dagegen von ein auf sieben Prozent erhöht.
Insgesamt haben wir die Duration und damit die Laufzeiten drastisch von neun im
Februar auf nunmehr 1,5 reduziert. Nur
US-inflationsgeschützte Anleihen sind attraktiv, denn sie preisen derzeit eine Infla­
tion über die kommenden zehn Jahre von
nur rund 1,5 Prozent ein.“ Von den aktuell
credit: Shutterstock
N
°
Anleihen   geldanlage
22 Prozent Corporate Bonds befinden sich
sieben Prozent im HY-Sektor (v.a. in Europa). Dazu kommen fünf Prozent europäi­
sche und sechs Prozent EM-Staatsanleihen.
Und der Ausblick? „Angesichts des Versagens der Notenbankpolitik hinsichtlich der
Ankurbelung von Wirtschaft und Inflation
könnten sich immer mehr Staaten gezwungen sehen, ihre Fiskalpolitik zum Einsatz zu
bringen und Konjunkturprogramme aufzulegen. Infrastruktur-Projekte könnten Inflationserwartungen aus ihrem Tal heraus­
führen. Portfolios mit zu langen Laufzeiten
werden zu leiden haben“, meint Ouahba.
Fallen Angels
Peter E. Huber, Gründer der deutschen
Vermögensverwaltung StarCapital, fährt
unter anderem eine ausgefeilte Fallen Angels-Strategie. „Studien haben gezeigt, dass
Portfolios aus Fallen Angels bessere Renditen geliefert haben, als reine HY-Portfolios,
obwohl Letztere ein deutlich höheres Risiko
aufweisen. Beispiele zuletzt waren die Papiere aus dem Energie- und Rohstoffsektor.
Diese Unternehmen haben massiv Schulden bzw. Investitionen reduziert, womit
ihre Schuldentragfähigkeit sogar gestiegen
ist. Attraktiv war etwa eine Glencore, die nie
ihren IG-Status verloren hatte. Bei vielen
Fallen Angels haben wir aber die Gewinne
realisiert und sind verstärkt in den Bereich
Emerging Market Bonds in lokaler Währung abgewandert. Hier halten wir rund 16
Prozent, etwa den brasilianischen Real oder
den russischen Rubel, und zwar nur Staatsanleihen. Je die Hälfte dieser Positionen
sind in lokaler bzw. Hartwährung. Dennoch
machen wir um Anleihen mit konstant
schlechtem Rating einen Bogen, wir achten
auch bei EM-Bonds sehr auf die Qualität
der Emittenten. Das Risiko holen wir uns
mit Fremdwährungen ins Portfolio. USTreasuries sind weiterhin mit zwölf Prozent
gewichtet, haben inzwischen aber nur noch
eine Restlaufzeit von zwei Jahren (früher
fünf Jahre). Trotz unserer Value-Strategie
mit strikter Beachtung einer guten Bonität
können wir mit unseren Fonds eine Verzinsung auf die Restlaufzeit von 3,5 Prozent
bieten.“ Für die nähere Zukunft erwartet
Huber kein starkes Anziehen der Inflation.
„Die deflationären Kräfte sind noch immer
recht stark. In den Emerging Markets wurden riesige Überkapazitäten aufgebaut, vor
allem in China. Und so sind die Produzentenpreise in China im negativen Bereich,
was bedeutet, dass China Deflation weltweit
exportiert. Auch die global hohe Staatsverschuldung mindert das Potenzial für konjunkturstützende Maßnahmen und der demografische Effekt ist wachstumshemmend. Und nicht zuletzt ist die Nullzinspolitik der Notenbanken deflationär, wenn sie
länger anhält. Die Sparkonten werden entwertet, die Sparer müssen wegen der Nullzinsen nur noch mehr sparen, was konsumhemmend wirkt. Daraus folgt dann auch die
geringe Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Eine Rückkehr der Inflation erwarte ich noch für längere Zeit nicht. Damit
bleibt das Umfeld für Fixed Income-Inves­
toren vorläufig noch günstig.“
Globaler Balanced-Ansatz
Ariel Bezalel, Manager des Jupiter JGF
Dynamic Bond Fund, investiert nach dem
„Balanced-Ansatz“. „Positionen, die zur Kapitalerhaltung gedacht sind, werden mit solchen ausbalanciert, die der Ertragsgenerierung dienen sollen. Derzeit spielen hoch
­liquide Qualitäts-Staatsanleihen eine große
Rolle in unserer Bond-Strategie und wir
halten auch eine signifikante Allokation bei
länger laufenden Anleihen in Märkten mit
Aufwärtspotenzial. Wie z.B. in Australien,
wo die Notenbank die Zinsen gerade um
0,25 Prozent auf 1,5 Prozent gesenkt hat.
Diese Staatsanleihen spielen die Rolle eines
Gegengewichtes zu unseren Kredit-Positio­
nen (Unternehmensanleihen). Der stabile
Wert dieser Staatsbonds am langen Ende
hilft die Volatilität des Gesamtfonds zu
dämpfen. Im Kreditbereich liegt unser Fokus auf dem europäischen HY-Bereich, und
zwar im defensiveren Teil dieses Marktes.
Das High Yield-Segment in Europa erweist
sich aufgrund des niedrigen Anteils des
Ener­giesektors und eines höheren Anteils
von BB-Ratings vs. B-Ratings als fundamental stabiler und hat mehr Qualität als
das US-HY-Segment. Doch auch in den
USA liegen die Ausfallraten im HY-Sektor
ohne den Energie-Bereich bei nur ca. 1,5
Prozent, insgesamt bei rund fünf Prozent.“
Nachranganleihen: Auch banken?
Bezalel favorisiert in der Kapitalstruktur von Unternehmen ganz oben stehende,
besicherte Anleihen mit kurzen Restlaufzeiten. „Aber wir halten auch einige eher
‚esoterische‘ Positionen, wie z.B. EM-Bonds
aus Indien und Argentinien, Asset Backed
Securities im britischen Pub-Sektor und
spezielle Nachranganleihen von Banken.
Solche Investments sind entscheidend für
die Generierung von positivem Alpha und
machen rund 20 Prozent des Fonds aus“,
sagt Bezalel. Christian Böhm, Vorstands­
starke verschlechterung am anleihenmarkt in den usa
1,0%
2100
S&P500
1900
2,0%
3,0%
1700
4,0%
1500
Spread hochverzinslicher Anleihen
(ohne Energiesektor)
in den USA
1300
1100
2012
2013
2014
2015
5,0%
6,0%
7,0%
Die Spreads (Risikoaufschläge) sind im US-Hochzins-Segment deutlich unter Aufwärtsdruck
geraten. Immer mehr Anleger trauen also der Stärke der US-Wirtschaft nicht.
Quelle: Datastream
September 2016 – GELD-MAGAZIN ° 27
geldanlage ° Anleihen
Anlagehorizont verstärkt weltweit erweitert
haben. Dabei fahren wir einen opportunis­
tischen qualitätsorientierten Ansatz. Eine
Buy and Hold-Strategie macht meines Erachtens nicht viel Sinn“, meint Böhm.
APK Pensionskasse: Qualität ist
stets Trumpf
„Für die Bereiche HY, Emerging Markets oder Distressed Debt haben wir externe
Spezialisten. Es gibt Unternehmen, derzeit
z.B. Banken, die sich von problematischen
Assets trennen müssen. Ein Spezialist kann
die Qualität dieser Assets, und ob es sich dabei um eine attraktive Renditechance handelt, besser einschätzen als wir. In-House
entscheiden wir Gewichtungsfragen und
die analytische Beurteilung der potenziellen
Investmentbereiche. So berechnen wir Risikoprämien für Investments, also ob etwa
die Risikoaufschläge mancher Corporate
Bonds gegenüber der Peer Group oder
Staatsanleihen hoch genug sind oder nicht.“
Auch Frank Lipowski, Portfoliomanager
beim deutschen Vermögensverwalter Flossbach von Storch (FvS), sieht trotz des Nullzinsumfeldes noch genügend Investmentchancen. Denn die ausgewiesene Rendite ist
nicht die einzige Ertragsquelle bei Anleihen. „Ob sich ein Investment lohnt, zeigt
erst der Blick auf das gesamte Ertragspoten-
Die Renditen der Staatsanleihen fallen ins bodenlose
3,0%
USA
2,5%
UK
Europa
Japan
2,0%
1,5%
1,0%
0,5%
0,0%
0,5%
2014
2015
2016
Ein globaler Abwärtstrend bei den Renditen von 10-jährigen Staatsanleihen hat bisher nur in
Europa und Japan zu nennenswerten Nullrenditen geführt. USA und UK sind noch im Plus.
Quelle: Datastream
28 ° GELD-MAGAZIN – September 2016
zial, das neben der Jahresrendite auch aus
Kursgewinnen nach Bonitätsverbesserung
oder Änderungen des Zinsniveaus bestehen
kann. Positiv kann auch der sogenannte
‚Roll-down-Effekt‘ wirken: Die angegebene
Rendite einer Anleihe beschreibt den durchschnittlichen Ertrag pro Jahr bis zur Fälligkeit. Die Verteilung der Erträge ist aber
während der Laufzeit keineswegs gleichmäßig. In der aktuellen Zinssituation sind diese strukturell in den ersten Haltejahren tendenziell höher und in den letzten Jahren vor
Fälligkeit niedriger als der ausgewiesene
Rendite-Durchschnitt. Dabei stellen wir
immer wieder fest: Selbst in aktuell vermeintlich schwierigem Marktumfeld gibt es
ausreichend attraktive Gelegenheiten, sofern man auf alle Ertragsbestandteile zurückgreift“, erläutert Lipowski. Der spe­zielle
Investmentansatz bei FvS richtet sich nicht
zu sehr nach den Ratings der Agenturen.
„Eine Umschichtung von IG in HY muss
nicht immer zwingend eine Erhöhung des
Risikos sein. Unser Ziel ist ein robustes
Portfolio, das sowohl in Krisen Bestand hat,
aber Anlegern auch eine den Risiken angemessene Wertentwicklung bringt. Dabei
stellen wir uns zuerst die Frage nach der
Verlustschwelle, also wie tief der Kurs einer
Anleihe bis zu einem bestimmten Zeitpunkt
fallen muss, damit der Ertrag aus dem Coupon aufgezehrt wird. Diese Verlustschwelle
liegt naturgemäß bei HY deutlich tiefer als
zum Beispiel bei um die null Prozent notierenden Staatsanleihen. Bei Letzteren gibt es
keinen Puffer für Zinsveränderungen.“
FVS: Rating-Buchstabensuppe
„Ein Blick aus dieser Perspektive entkoppelt oft den Begriff ‚Risiko‘ von der
Buchstabensuppe der Ratingagenturen. Insbesondere bei HY stellt sich natürlich die
Frage der Bonität, also der absoluten Rückzahlungsfähigkeit. Deshalb bevorzugen wir
Emittenten, die operativ in der Lage sind,
einen konstanten Geldzufluss zu generieren
und dieser in einem vernünftigen Verhältnis zur Verschuldung steht. Damit ist die Innenfinanzierung zur Bedienung der Verbindlichkeiten gegeben“, erklärt Lipowski
den Ansatz seines Hauses. Auch FvS nutzt
credit: Shutterstock
direktor der APK Pensionskasse AG, erklärt
die Philosophie seines Hauses so: „Wir achten bei unseren Anleiheinvestments stark
auf Qualität und Sicherheit. Wir müssen
daher konstatieren, dass im Qualitätssegment das Risiko-Ertrags-Verhältnis umgekippt ist. Langlaufende qualitativ gute
Staatsanleihen etwa machen als klassisches
Basisinvestment kaum noch Sinn. Wir haben den Großteil dieser Anleihen aus dem
Portfolio entfernt, denn wir wollen negativ
rentierende Anleihen weder kaufen noch
halten. Immerhin haben wir etwa gegenüber Lebensversicherungen den regulatorischen Vorteil, dass wir deutlich höhere
Aktienquoten halten können und keine Fixzinsversprechen abgegeben haben. Je nach
Risikograd des Portfolios können wir aus
dem IG-Segment in andere Bereiche abwandern, etwa in den Bereich der alternativen Investments. Da kommen Immobi­
lien, Hedgefonds und Private Equity ins
Spiel. Wenn wir uns dafür entscheiden, in
einem Teilbereich höhere Risiken auf uns zu
nehmen, muss zum Ausgleich der Diversifikationsgrad angehoben werden. Je höher
das Risiko, desto höher die Diversifikation.
So etwa halten wir Nicht-Euro-Staatsanleihen für attraktiver, da deren Preise nicht
verzerrt sind. Dazu müssen wir Währungsaspekte berücksichtigen, da wir unseren
°
Anleihen   geldanlage
Chancen bei den „Exoten“ unter den Anleihen. „Wir halten bei den Nachranganleihen
sogenannte Hybride (Unternehmensanleihen mit langer Laufzeit oder ohne Laufzeitbegrenzung. Sie werden im Insolvenzfall
gegenüber ‚normalen‘ Anleihen benachteiligt behandelt) außerhalb des Finanzsektors. Denn bei Banken besteht die Gefahr,
dass sich die Gläubiger an der Rettung von
in Schieflage geratenen Instituten beteiligen
müssen.“ Karin Kunrath, Bereichsleitung
Asset Management, Valida Pension AG, hält
im Anleiheteil Euro-Staatsanleihen (die
sukzessive strategisch reduziert wurden),
IG-Unternehmensanleihen sowie EMStaatsanleihen (deren Gewichtung Anfang
2016 deutlich erhöht wurde, wobei der
Schwerpunkt bei Hartwährungsanleihen
liegt) und High Yield-Anleihen. „Die taktische Allokation unterliegt einer laufenden
Anpassung, weshalb z.B. die Gewichtung
von High Yield-Anleihen im Zeitablauf
deutlich schwankt. Die strategische Allokation in High Yield-Anleihen wurde in den
meisten Mandaten seit 2001 kaum verändert. Im Staatsanleihebereich ist die Gewichtung in US-Anleihen aufgrund der gesetzlichen Vorgaben deutlich limitiert, im
Bereich der IG-Unternehmensanleihen halten wir eine Beimischung in globalen Anleihen, im Bereich der High Yield-Anleihen
umfasst die Hälfte des Exposures US-Anleihen. Das Schwergewicht der Veranlagung
im Anleihebereich liegt im Euro-Raum“, erklärt Kunrath. Exotischere Anleihesegmente nehmen derzeit in den Portfolios der
Valida Pension AG eine untergeordnete
Rolle ein. „Der Investmentansatz ist grundsätzlich auf ein aktives Management ausgerichtet – besonders in Bereichen wie HY,
aber auch EM-Anleihen. In diesen Assetklassen ist die fundamentale Analyse und
aktive Portfoliokonstruktion aus unserer
Sicht ein wesentlicher Faktor für eine langfristig überzeugende Managementleistung.“
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31,3 %
35,5 %
35,0 %
5 Jahre
60,1 %
56,9 %
55,6 %
54,2 %
51,8 %
ter
1,06 %
1,27 %
0,87 %
1,00 %
1,06 %
Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 06. September 2016
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September 2016 – GELD-MAGAZIN
° 29
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geldanlage ° Anleihen
Markus Wiedemann, Co-Head Credit,
Fixed Income EMEA, Deutsche Asset Management, sieht eine Vielzahl von Strategien
und Instrumenten, auf die Anleihefondsmanager zurückgreifen können, um den Effekt einer fehlenden laufenden Verzinsung
zu kompensieren: die Duration, die CreditSpreads, exotischere Papiere, Long- oder
Short-Positionen auf Teile der Zinskurve
sowie der Einsatz von Kreditderivaten, um
von Veränderungen in der Kreditqualität zu
profitieren. Auch die Währungskomponente wird wichtiger. „Nur Kaufen und Halten
funktioniert nicht mehr. Grundsätzlich sehen wir den Kredit-Bereich (Unternehmensanleihen) positiv, nicht zuletzt auch,
weil die EZB seit Juni Anleihen europäi­
scher Unternehmen aufkauft. Bei einem
Multi-Kredit-Produkt (Fonds) mit globaler
Benchmark im IG-Bereich kann man noch
Renditen von zwei bis 2,5 Prozent erwarten.
Wer mehr Rendite anstrebt, muss auf exotischere Bereiche des Anleihemarktes ausweichen. Etwa auf Nachranganleihen gro­
ßer Blue Chips (= Corporate Hybrids). Im
IG-Corporate-Bereich in Europa kann man
über den Gesamtmarkt gesehen nur rund
ein Prozent Rendite erwarten. Was den Ausblick anbelangt, ist keine generelle Verschlechterung der Kreditqualität zu befürchten – weder im Investment Gradenoch im High Yield-Bereich –, die einen
Aus­stieg aus der Assetklasse rechtfertigt.
Aus Sicht eines Credit-Investors ist das aktuelle Umfeld mit niedrigen Wachstumsraten, geringer Inflation und niedrigem Zins-
niveau besonders attraktiv, da die Kreditqualität sich im Allgemeinen positiv entwickelt“, erklärt Wiedemann. Für einen akti­
ven Asset Manager wie M&G ist es ein wenig eine verrückte Welt – sogar im IG Corporate Bond-Bereich gibt es erste Neuemissionen mit negativer Rendite auf Endfälligkeit. „Allerdings ist es keine Lösung des
Renditeproblems, einfach in risikoreichere
Assets zu gehen“, sagt Mario Eisenegger, Investmentspezialist Fixed Income bei M&G.
„Wir haben zumeist flexible Mandate mit
dem Ziel, global in jene Wertpapiere zu investieren, die das beste Chance/Risiko-Verhältnis aufweisen. So sind wir im Bereich IG
Corporate Bonds übergewichtet, neutral
positioniert im Bereich High Yield, wobei
wir bei Staatsanleihen vorsichtig sind.“
interview °
Peter E. Huber,  Gründer der Vermögensverwaltung StarCapital
Immer mehr Investoren versuchen
ihren Anlagenotstand zu mildern, indem sie
länger laufende Bonds, exotischere Papiere
kaufen oder verstärkt ins High YieldSegment abwandern. Sie auch?
Peter E. Huber: Wir haben nichts von
alledem gemacht, denn dadurch werden
die Risiken eines Bondportfolios deutlich
erhöht. Wir dagegen streben danach, den
Risikograd unserer Portefeuilles mittelfris­
tig stabil zu halten. Sehen Sie, wir sind eben
keine Anhänger der ‚Greater Fool Theory‘,
wonach ein Anleger, der törichterweise eine
negativ verzinste Anleihe gekauft hat, darauf
hofft, dass er einen noch größeren Dumm­
kopf finden wird, der ihm diesen Bond zu
einer negativeren Rendite wieder abkaufen
wird. Wir haben keine langlaufenden Staats­
anleihen, nicht aus Italien oder Spanien,
keine Bankanleihen, etwa CoCo-Bonds, kei­
ne Perpetuals (ewig laufende Anleihen ohne
Verfallsdatum, die nicht zurückgezahlt wer­
den müssen) und auch keine nachrangigen
Anleihen. Und warum nicht? Wir wollen
etwa bei CoCos- (Contingent Convertible
Bonds, das sind hybride langfristige, nach­
30 ° GELD-MAGAZIN – September 2016
rangige Schuldverschreibungen mit meist
festem Coupon, die bei Eintreten der Wand­
lungskriterien automatisch von Fremd- in
Eigenkapital gewandelt werden), eben nicht
plötzlich als haftende Aktionäre dastehen.
Aber wie haben Sie auf das Nullzinsumfeld
reagiert?
Wir sind Value-Investoren, die häufig dann
zugreifen, wenn eine Krise dazu führt, dass
Anleihen, unserer Einschätzung nach, zu
billig gehandelt werden. So haben wir Anlei­
hen von Rohstoff- und Energieunternehmen
gekauft – je zwölf Prozent, und zwar boni­
tätsmäßig gemischt, also BBB, BB oder B.
Wir haben Anleihen von Glencore, Anglo
American, Petrobras oder Freeport aufge­
baut – und die sind um bis zu 50 Prozent
gestiegen. Diese Gewinne haben wir aber
zum Großteil wieder mitgenommen, um
die Gewichtung in diesem Sektor (Rohstoffund Energie) konstant zu halten. Im High
Yield-Bereich sind wir relativ konstant mit
20 Prozent gewichtet. Weiters halten wir
Staatsanleihen und rund 20 Prozent Cash,
wobei wir die Duration nicht erhöht haben.
Sie liegt nach wie
vor bei nur rund
3,9. Die Duration
gibt an, um wie­
viel der Kurs einer
Anleihe sinkt,
wenn die Markt­
rendite um ein Prozent steigt.
Sie fahren eine „Fallen Angel“-Strategie –
worum geht es dabei?
So nennen wir unseren opportunistischen
Value-Ansatz. Wenn Anleihen mit einem
gerade noch IG-Rating von Ratingagen­
turen abgestuft und nun plötzlich zu Junk
Bonds werden, entsteht zusätzlicher Ver­
kaufsdruck, weil viele große Investoren die
Papiere verkaufen müssen, da sie wegen
­regulatorischer oder anderer Vorschriften
dazu gezwungen sind, nur Anleihen mit
einem IG-Status zu halten. Dies nützen wir
aus, indem wir solche Papiere kaufen – so­
fern keine Verschlechterung der operativen
Situation eines Unternehmens oder auch
der fundamentalen Lage eines Staates ein­
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GELDANLAGE ° Multi Asset Fonds
Die Alleskönner
So einfach das Konzept der Multi Asset Fonds ist, so schwierig ist es in der Umsetzung. Theoretisch sollten sich
mittelfristig Kursschwankungen unterschiedlicher Assetklassen, wie Anleihen, Aktien, Rohstoffe und Währun­
gen, ausgleichen und im Gesamtportfolio konstante Renditen liefern. Dass das nicht so einfach ist, zeigen die
großen Unterschiede innerhalb dieser Fondsgruppe.
Mario Franzin
ie Finanzmärkte sind im Vergleich zu
früher wesentlich schnelllebiger geworden. Das ist nicht zuletzt auf die rasante
Informationsverbreitung zurückzuführen.
Sobald man eine neue Meldung liest, hat
sich die Auswirkung bereits im Wertpapierkurs niedergeschlagen. Die meisten Anleger
müssen sich dabei notgedrungenerweise
zufrieden geben, den Entwicklungen mehr
oder weniger hinterherzuhinken. Christian
Papst, Director bei Fidelity Worldwide Investment, bringt es auf den Punkt: „Momentan stellt die Lage an den Finanzmärkten viele Privatanleger vor enorme Schwierigkeiten. Zum einen durch die historisch
° Einiges an Kritik:
In einer Studie des Analysehauses Cerulli
Associates wird auf die insgesamt enttäuschende Performance von Multi Asset
Fonds in den vergangenen zwölf Monaten
(Juli 2015 bis Juli 2016) hingewiesen.
Manche Fonds wiesen trotz ihres prinzipiell
breiten Anlagespektrums und der unruhigen Finanzmärkte einen (zu) starken
Aktienfokus auf – zum Teil bis zu 90 Prozent.
Das widerspreche aber dem Multi AssetKonzept, das Anlegern suggeriert, trotz
widriger Umstände stabile Erträge zu erwirtschaften. Daher werde es in dieser relativ
jungen Fondskategorie einen beinharten
Auslese-Prozess geben. Nur diejenigen,
die den Ansprüchen der Anleger gerecht
werden, werden weiterhin Mittelzuflüsse erhalten. Quod erat demonstrandum: Nur der
Vergleich macht sicher.
niedrigen Zinsen, die dafür sorgen, dass
Anlageformen mit hoher Sicherheit und Liquidität – etwa Sparbücher oder Tagesgeldkonten – kaum Rendite abwerfen. Zum anderen schwanken die Kurse an den Aktienmärkten weltweit seit Monaten sehr stark.
Das lässt viele Anleger vor einem reinen
Aktieninvestment zurückschrecken, weil sie
Verluste fürchten.“
Eine der Lösungen liegt in Multi Asset
Fonds, bei denen das Fondsmanagement
nicht nur für das Timing beim Auf- und Abbau der Aktien- und Anleihenpositionen
verantwortlich ist, sondern das auch alternative Investmentstrategien berücksichtigt
und risikobegrenzende Systeme implementiert hat. Durch die Anpassung der einzelnen Positionen an Veränderungen im
Markt­umfeld entstehen Portfolios mit ansprechenden Renditen und gleichzeitig
niedrigem Risiko – mit breiter Streuung des
Kapitals auf verschiedene Assetklassen.
Anlegen wie ein Milliardär
Im Prinzip ist das Multi Asset-Konzept
nicht neu, sondern geht aus der Veranlagungsstrategie sehr vermögender Personen
und Institutionen hervor. Nach einer Studie
der Investmentbank Merrill Lynch und der
Unternehmensberatungsfirma Cap Gemini
haben die Millionäre und Milliardäre dieser
Welt etwa ein Drittel ihres Vermögens in
Aktien investiert, ein weiteres Drittel in fixverzinste Anlagen, wie Geldmarkt und Anleihen, und das restliche Drittel in Immobilien und alternative Anlagen (Rohstoffe,
Währungen, Hedgefonds etc.).
Die Kombination unterschiedlicher
Assetklassen verringert das Risiko
Um auch als Privatanleger durch die
unsicheren Märkte zu navigieren, ist es
durchaus sinnvoll, sich Multi Asset Fonds
anzusehen. Die meisten von ihnen kann
man streng genommen den konservativ veranlagenden gemischten Fonds zuordnen.
Die Übergänge sind fließend.
Multi Asset Fonds nützen für eine stabile Portfoliorendite die z.T. sogar negativen
Korrelationen zwischen unterschiedlichen
Assetklassen. Zum Beispiel bedeuten steigende Rohstoffpreise höhere (Energie-)
Kos­ten für die Industrie. Die Gewinne der
Unternehmen aus diesem Sektor kommen
unter Druck. Sie müssen versuchen, die höheren Kosten an die Kunden weiterzugeben.
Die Preissteigerungen bedeuten nun Infla­
tion. Inflation bedeutet tendenziell steigende Zinsen. Steigende Zinsen belasten
alle hoch verschuldeten Unternehmen, die
° die besten multi Asset/Multi-Strategie-Fonds
ISIN
LU0494761835
LU0445386369
LU0095938881
LU0599946893
IE00B4Z6HC18
FONDSname
Bellevue F (Lux) BB Global Macro
Nordea 1 - Multi Asset
JPM Global Macro Opportunities
Deutsche Concept Kaldemorgen
BNY Mellon Global Real Return
Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre
214 Mio. €
5,2 % 24,0 % 32,3 %
504 Mio. € 13,6 % 28,4 % 33,1 %
6479 Mio. € – 6,1 % 30,7 % 39,1 %
3952 Mio. €
4,7 % 17,6 % 41,6 %
4127 Mio. €
7,0 % 13,3 % 23,9 %
ter
2,10 %
1,34 %
1,45 %
1,59 %
1,59 %
Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Auswahl nach Performance/Risiko, Stichzeitpunkt: 16. August 2016
32 ° GELD-MAGAZIN – September 2016
creditS: beigestellt
D
°
Multi Asset Fonds   geldanlage
Anleihen- und Immobilienmärkte usw. Je
nach Wirtschaftszyklus und Strategie der
Notenban­ken profitieren jeweils andere Assetklassen, Regionen und Branchen. Das
machen sich eben Multi Asset Fonds zunutze, die guten unter ihnen zeigen ein durchaus interessan­tes Chancen-/Risikoprofil, da
eventuell fallende Kurse in einem Bereich
von steigen­den Notierungen in anderen
kompensiert werden. Ein Kombination von
Multi Asset- und Multi-Strategie sind die
sogenannten Global Macro Fonds. Sie
b­ eobachten die unterschiedliche Entwicklung der Märkte und setzen auf zu erwartende Trends bzw. nützen temporäre Überbzw. Unterbewer­tun­gen. Das können sie
mittels Aktien, Anleihen, Währungspaaren,
Rohstoffen usw. in Erträge ummünzen.
Nehmen wir zum Beispiel den Nordea
Multi Asset Fund: Er variiert den Aktienanteil zwischen 45 und 75 Prozent und ist derzeit in den Branchen Informationstechnologie & Telekom übergewichtet. Das würde
trotz der relativ starken Diversifikation auf
rund 130 Positionen ein eher volatiles Portfolio vermuten lassen. Laut Fondsbeschreibung nützt Fondsmanager Asbjørn Trolle
Hansen tatsächlich auch Shortpositionen,
was die angegebene Aktienquote relativiert.
Interessanterweise wird der Fonds von Lipper der Kategorie ‚Absolute Return EUR
High‘ und von Morningstar der Kategorie
‚Global Macro‘ zugeordnet. Ähnlich, jedoch
mit einer etwas niedrigeren Aktienquote
(etwa zwischen 40 und 50 Prozent) wird der
Nordea Stable Return – übrigens auch vom
zwei Drittel seiner Performance mit einer langfristigen Positionierung eines ausgewogenen
gemischten Portfolios – fix und variabel verzinste Anleihen mit verschiedenen Bonitäten,
Laufzeiten und Währungen, Aktien, Wandelanleihen, Optionsanleihen und zahlreichen anderen börsegelisteten Wertpapieren. Zusätzliche Erträge, aber auch Risikoabsicherungen
werden durch die aktive Asset Allocation und
durch die Möglichkeit, Shortpositionen einzugehen, erzielt. Lucio Soso, Fondsmanager des
Bellevue BB Global Macro, ist z.B. überzeugt,
dass die kurzfristigen Zinsen noch für geraume
Zeit niedrig und unter der Inflationsrate bleiben
werden (Stichwort quantitative Lockerung der
EZB und der BoJ). Die Schlussfolgerung daraus
ist, dieses Nullzins­umfeld mit einem angemessenen Maß an Leverage zu nützen. Sollten sich
Tendenzen für steigende Zinsen zeigen, ist es
hingegen wichtig, auch Shortpositionen (z.B.
auf Staatsanleihen oder Aktienindizes) eingehen zu können, da praktisch alle Anlageklassen
unter steigen­den Zinsen leiden. Früher oder
später wird das enorm wichtig werden, um
Verluste vermeiden zu können.
° Bellevue BB Global Macro
„Short-Positio­
nen helfen
­dabei, stabile
Renditen in
volati­len Märkten zu erzielen“
Lucio Soso,
Fondsmanager
Global Macro-Strategien mit gewissenhaft
ausgewählten Werten, die über verschiedene
Assetklassen hinweg gestreut werden, eignen
sich hervorragend für stabile Erträge (Absolute Return) – zumal benchmarkunabhängig
sowohl Long- als auch Shortpositionen eingegangen werden können. Das Renditeziel
des Bellevue BB Global Macro liegt bei fünf
bis sieben Prozent jährlich bei etwa gleich
hoher Standardabweichung. Daraus folgt
eine Sharpe Ratio von mindestens eins.
Der Bellevue BB Global Macro generiert rund
ISIN
LU0494761835
Kurs (05.06.2016) 163,76 € Ertrag 1 J.
5,2 %
Fondsvolumen
2014 Mio. € Ertrag 3 J.
24,0 %
Auflagedatum
31.03.2010 Ertrag 5 J.
32,3 %
AuSGABEAUFSCHLAG
Fondsgesellschaft: 5,00 % TER (jährl.)
2,10 %
Bellevue Asset Management, Zürich
Anzahl Positionen: (30.07.2016)
10
Quelle: Lipper IM, in Euro , Stichzeitpunkt: 05.06.2016
September 2016 – GELD-MAGAZIN ° 33
GELDANLAGE ° Multi Asset Fonds
selben Fondsmanager-Team – verwaltet. Er
wird den Datenbanken der Kategorie
„Mischfonds ausgewogen“ bzw. „Absolute
Return EUR Medium“ zugeordnet (siehe
Seite 36). Auch die Fondsgesellschaft M&G
hat interessante Multi Asset-Produkte im
Angebot – die sog. Allocation Funds: in aufsteigender Reihenfolge nach der Aktienquote, den M&G Prudent Allocation Fund,
den M&G Income Allocation Fund und den
M&G Dynamic Allocation Fund (s. Tabelle
auf dieser Seite), wobei der Letztere mit
einem Fondsvolumen von 2,8 Milliarden
Euro der gefragteste ist. Die drei Fonds werden im Prinzip nach der gleichen Strategie
verwaltet, sind aber auf unterschiedlich
hohe Zielrenditen ausgelegt. Interessant ist
zum Beispiel, wenn man auf das für Aktienanlagen schwierige Jahr 2011 zurückblickt.
Da machte das Minus beim M&G Allocation Dynamic Fund lediglich 0,5 Prozent
aus, während der Durchschnitt der flexibel
verwalteten Mischfonds ein Minus von
knapp zehn Prozent einfuhr.
Ähnlich hält es die Vermögensverwaltung Flossbach von Storch, die drei FvS
Multi Asset Fonds (Defensive, Balanced
und Growth) anbietet. Alle drei wurden im
Jahr 2007 aufgelegt und sind mittlerweile
von Morningstar mit fünf Sternen ausgezeichnet. Der FvS Multi Asset-Balanced
kommt heute auf ein Fondsvolumen von
über einer Milliarde Euro. Multi Asset heißt
bei Flossbach von Storch, bei Gelegenheit
z.B. auch in physisches Gold (vie ETC) zu
investieren und kleinere Shortpositionen
im Aktienbereich einzugehen. Das Ergebnis: Auch im Jahr 2011 erzielte der Fonds einen Gewinn – wenn auch nur 1,9 Prozent.
„Wir nützen bei
den M&G Allocation Funds
Korrekturen
von MarktIneffizienzen“
Juan Nevado,
M&G Investments
Ein Klassiker unter den flexiblen gemischten Fonds, der insgesamt konservativ
ausgerichtet ist, ist der Ethna-AKTIV von
der Fondsgesellschaft Ethenea. Er wird –
unter der Leitung von Luca Pesarini und
° DIE bEStEN GEMISchtEN FoNDS FLEXIbEL
iSiN
FONdSName
LU0280778662 acatis elm Konzept
FR0010601906 Sycomore Partners
DE000A0M8HD2 Frankfurter aktienfonds für Stiftungen
LU0490817821 Squad capital - Squad makro
GB00B56H1S45 m&G dynamic allocation
VOlumeN PerF. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre
125 Mio. €
2,8 % 14,6 % 33,2 %
1061 Mio. €
5,7 % 24,7 % 47,8 %
1705 Mio. €
7,0 % 29,6 % 70,1 %
93 Mio. €
7,5 % 34,0 % 68,1 %
2795 Mio. €
4,0 % 19,0 % 41,2 %
ter
2,03 %
0,58 %
1,20 %
2,10 %
1,91 %
Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Auswahl nach Performance/Risiko, Stichzeitpunkt: 05. September 2016
° AcAtIS ELM KoNZEpt
Auswahl der Basiswerte für die Discountzertifikate liegt ein mehrstufiger Investmentprozess
zugrunde. Dabei verfolgt das Management
eine antizyklische Titelauswahl, wobei aktives
Stock Picking betrieben wird. Vorbild ist die
Value-Strategie von Warren Buffett. Abgerundet
wird das Portfolio mit Absicherungselementen,
z. B. Reverse Bonus Zertifikate, die auch bei
moderat steigenden Märkten einen positiven
Ergebnisbeitrag liefern.
Ziel des Acatis ELM Konzept ist es, eine deutlich positive Rendite unabhängig von Marktbewegungen zu erzielen – und diese Rendite
soll bei möglichst sehr geringer Volatilität erreicht werden. Dazu wird das Fondsvermögen
einerseits in Anleihen investiert, die aufgrund
der traditionellen Analyse ausgewählt werden
und andererseits in – nach fundamentalen
Gesichtspunkten sehr sorgfältig ausgewählte – Aktien. Und zwar direkt oder über Discountzertifikate. Der Aktienauswahl sowie der
Betrachtet man rückblickend den Erfolg des
mit fünf Morningstar-Sternen ausgezeichneten Fonds, so erzielte er tatsächlich in den
vergangenen fünf Jahren eine Rendite von 5,9
Prozent p.a., während der Durchschnitt der
flexibel gemischten Fonds „nur“ 4,5 Prozent
p.a. erreichte. Und überdies: Der Acatis ELM
Konzept konnte diese Überrendite mit einer
Standardabweichung von nur 3,9 Prozent
erzielen. Und das ist wirklich gut, die anderen
Fonds in dieser Kategorie weisen hingegen im
Dr. Hendrik Leber,
Geschäftsführer und
Fondsmanager
34
° GELD-MAGAZIN – SEptEMbEr 2016
Durchschnitt mit 8,5 Prozent eine mehr als
doppelt so hohe Schwankungsbreite über die
vergangenen fünf Jahre auf.
iSiN
lu0280778662
KurS (05.06.2016)
122,89 € ertraG 1 J.
2,8 %
FONdSVOlumeN
125 Mio. € ertraG 3 J.
14,6 %
auFlaGedatum
30.03.2007 ertraG 5 J.
33,2 %
auSGaBeauFSchlaG
FONdSGeSellSchaFt:
3,00 % ter (jährl.)
2,03 %
Acatis Investment, Frankfurt
aNzahl POSitiONeN: (30.07.2016)
51
Quelle: Lipper IM, in Euro , Stichzeitpunkt: 05.06.2016
credit: beigestellt
„Das Vorbild für
unsere Fonds
ist prinzipiell die
Value-Strategie
von Warren
Buffett“
Menschen für Menschen dankt für die Schaltung dieses Gratisinserats sowie PARTLHEWSON und der Werbeakademie für die Gestaltung.
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GELDANLAGE ° Multi Asset Fonds
Guido Barthels – nach fundamentalen Gesichtspunkten verwaltet. Der Vermögenserhalt steht dabei im Vordergrund – konkret
darf die Aktienquote die 50 Prozent-Marke
nie überschritten werden. Neben der akribi­
schen Einzeltitelauswahl stellen volkswirtschaftliche Analysen die Basis für die Asset
Allocation dar. Daraus erfolgen Anpassun­
gen der Aktienquoten an die Marktverhältnisse, die Währungsgewichtungen und die
Duration im Anleihenportfolio. Neben dem
Ethna-Aktiv gibt es auch den Ethna-Defensiv (Standardabweichung zwischen 2,5 und
3,5) und den Ethna-Dynamisch mit einer
Standardabweichung von fünf bis sechs.
Alle drei Fonds zeichnen sich durch eine
hohe Sharpe Ratio aus, die ein günstiges Ertrags/Risiko-Verhältnis beschreibt.
Als gute Fondsanlagen, um die man sich
über Jahre hinweg kaum kümmern muss,
haben sich auch ausgewogene Mischfonds
durchgesetzt (siehe Tabelle rechts). Auf
noch konservativere Produkte würden wir
derzeit aufgrund der höheren Anleihenan-
teile nicht setzen. Hier ist in den kommenden Jahren tendenziell mit Korrekturen zu
rechnen, denen konservative Mischfonds
wenig entgegenzusetzen haben.
Neben dem unten beschriebenen Nordea – Stable Return stechen der Kepler Vorsorge Mixfonds und der Allianz Strategy 50
hervor. Beide erzielten über fünf Jahre einen Ertrag von gut 65 Prozent. Beim Kepler-Fonds hat Fondsmanager Kurt Eichhorn
das Portfolio trotz des relativ geringen Volumens von 128 Millionen Euro auf knapp
300 Einzelpositionen verteilt – auch eine
Möglichkeit, das Risiko zu minimieren, die
Standardabweichung liegt bei ihm zwischen
sechs und sieben Prozent bei einer Performance von 10,9 Prozent p.a. über die vergangenen fünf Jahre. Ganz anders verfährt
der Allianz Strategy 50: Er weist trotz seiner
Größe von mehr als 2,5 Milliarden Euro ein
konzentriertes Portfolio an europäischen
Staatsanleihen auf und bildet den Aktienanteil mittels Indexfutures ab. Auch Währun­
gen werden derivativ z.T. zur Ertragssteigerung, z.T. als Absicherung eingesetzt.
Abschließender Tipp: Trotz des breiten
Angebotes von gut gemanagten Mischfonds
sollte man nie alles auf eine Karte setzen,
sondern immer das zu investierende Kapital
auf mehrere Positionen verteilen.
° die besten Gemischten Fonds Ausgewogen
ISIN
LU0227384020
AT0000969787
LU0323578145
AT0000817838
LU0352312184
FONDSname
Nordea 1 - Stable Return
KEPLER Vorsorge Mixfonds
FvS - Multi Asset - Balanced
3 Banken Portfolio-Mix Allianz Strategy 50
Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre
18.593 Mio. €
7,5 % 24,2 % 43,2 %
128 Mio. €
5,7 % 30,4 % 66,8 %
1129 Mio. €
8,9 % 27,1 % 43,8 %
82 Mio. €
4,0 % 20,5 % 34,3 %
2513 Mio. €
5,8 % 32,0 % 65,9 %
ter
1,90 %
1,08 %
0,88 %
1,40 %
1,40 %
Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Auswahl nach Performance/Risiko, Stichzeitpunkt: 05. September 2016
° Nordea 1 - Stable Return
„Die Kapazitätsgrenze unserer Strategie
liegt bei etwa
20 Milliarden
Euro“
Asbjørn Trolle Hansen,
Fondsmanager des
Nordea - Stable Return
Nordea trifft mit dem Nordea Stable Return
Fund genau den Zahn der Zeit: den Wunsch
nach einer Rendite von etwa fünf bis sieben
Prozent pro Jahr bei einer gleichzeitigen
Standardabweichung von nur vier bis fünf.
Und das liefert der Fonds seit seiner Auflegung im November 2005. Der relativ konstante Zuwachs des Net Asset Value (NAV) ist
an der Kursgrafik rechts deutlich abzulesen.
Kein Wunder also, dass die Fondsmittelzuflüsse gerade in den vergangenen Monaten
36 ° GELD-MAGAZIN – September 2016
progressiv zunahmen. Alleine im Monat August
wurden 500 Millionen Euro netto neu veranlagt, in den vergangenen sechs Monaten 3,57
Milliarden Euro, seit Jahresbeginn 2016 rund
neun Milliarden Euro. Das verdoppelte heuer
das Fondsvolumen auf aktuell 18,6 Milliarden
Euro. Zuletzt hagelte es Kritik von der Ratingagentur Morningstar, die das hohe Fondsvolumen und die mangelnde Kommunikation der
Fondsgesellschaft, wie sie damit umgehen will,
bemängelte, woraufhin Nordea Anfang September mit einem sog. Soft-Closing reagierte.
Das heißt, Gelder von Neukunden werden nicht
mehr angenommen. Bestehende Anteilsinhaber können jedoch Anteile verkaufen und auch
zukaufen, laufende Sparpläne sind von dem
Closing ebenfalls nicht betroffen. Sollte der Run
auf die Anteile weiter anhalten, will Nordea die
Anteilskäufe ab Oktober auf eine Million Euro
pro „Alt-Investor“ beschränken.
Um neuen Kunden eine Alternative zu bieten,
will Nordea bis Jahresende ein ähnliches Pro-
dukt auflegen. Derzeit befindet sich der Fonds
in spe mit leicht reduzierter Zielvolatilität in
Entwicklung.
ISIN
LU0227384020
Kurs (06.09.2016)
16,87 € Ertrag 1 J.
7,5 %
Fondsvolumen 18.593 Mio. € Ertrag 3 J.
24,2 %
Auflagedatum
43,2 %
02.11.2005 Ertrag 5 J.
AuSGABEAUFSCHLAG
Fondsgesellschaft: 5,00 % TER (jährl.)
1,90 %
Nordea Investment Management
Anzahl Positionen: (30.06.2016)
338
Quelle: Lipper IM, in Euro , Stichzeitpunkt: 05.06.2016
KOLUMNE
LIPPER RESEARCH
Multi Asset Fonds – Ist der Trend am Ende?
I
m Jahr 2015 waren Multi Asset Fonds in
aller Munde und bildeten mit Mittelzuflüssen in Höhe von 95,4 Milliarden Euro
die Anlagekategorie mit den höchsten Mittelzuflüssen in Europa. Im Gegensatz dazu
verzeichneten diese Produkte im ersten
Halbjahr 2016 mit Mittelabflüssen in Höhe
von 2,98 Milliarden Euro einen deutlichen
Einbruch beim Absatz. Woher kommt dieser Einbruch und welchen Einfluss könnte
er auf die zukünftige Entwicklung in diesem Segment haben?
es doch einige Multi Asset Fonds, die selbst unter diesen Vorzeichen noch hohe Mittelzuflüsse
verzeichnen konnten und bei denen mehr oder
weniger lautstark über eine Schließung des
Fonds für neue Gelder nachgedacht wird.
FONDSSCHLIESSUNGEN ALS LÖSUNG FÜR
DIE PRODUKTANBIETER
Die hohen Mittelzuflüsse in einige Multi Asset Fonds haben es den verantwortlichen Portfoliomanagern schwer gemacht, an ihre Erfolge
Einige Marktbeobachter
folgern aus den Absatzzahlen
bereits heute, dass der Trend
in Richtung der Multi Asset
Fonds bereits vorbei sein
könnte und die Anleger sich
nun auf andere Produktkategorien wie zum Beispiel
die sogenannten Alternative UCITS stürzen könnten.
Diese Annahme kann sogar
durch die Mittelzuflüsse belegt werden, denn Alternative UCITS Fonds verzeichneten nach Mittelzuflüssen
in Höhe von 89,4 Milliarden DETLEF GLOW, Head of Lipper Research EMEA
Euro im Jahr 2015 auch in
der ersten Jahreshälfte des
Jahres 2016 hohe Mittelzuflüsse (+26,03 Mil- in der Vergangenheit anzuknüpfen. Denn oftmals sind die Transaktionen, die sie durchfühliarden Euro).
Zudem weisen viele Marktbeobachter darauf ren, hinsichtlich des verfügbaren Volumens behin, dass viele Anleger von der Wertentwicklung grenzt und so müssen diese Manager bei Mitvieler Multi Asset Fonds in den vergangenen telzuflüssen immer wieder neue Anlageideen
zwölf Monaten enttäuscht wurden. Konnten generieren, um die Renditeerwartungen zu erdiese Fonds doch die große Schwankungsbrei- füllen. Um ihre Anlageziele erfüllen zu können
te an den Märkten zum Teil nur bedingt abfe- und so den Ansprüchen ihrer bestehenden Andern. Dieses Argument könnte tatsächlich ein leger gerecht zu werden, haben die FondsgeGrund dafür sein, das sich die Investoren in Eu- sellschaften die Möglichkeiten, ihre Fonds ganz
ropa im Moment beim Kauf von Multi Asset- oder teilweise für neue Investitionen zu schlieProdukten zurückhalten. Auf der anderen Seite ßen, sodass der Fondsmanager seinen Fonds,
konnten aber auch viele Alternative UCITS-Pro- zumindest aus Sicht des zu verwaltenden Verdukte in dieser schwierigen Marktphase nicht mögens, in einem ruhigen Fahrwasser manaüberzeugen. Doch auch wenn sich die Zahlen gen kann. Leider passiert dies seltener als es
und Argumente zunächst negativ anhören, gibt sollte, denn schließlich sind Fondsanbieter
Wirtschaftsunternehmen, die einen Profit erzielen wollen; und welchen Sinn macht es aus dieser Perspektive, das Produkt mit den höchsten
Mittelzuflüssen zu schließen? Hier müssen die
Produktanbieter versuchen, einen gesunden
Kompromiss zwischen ihrer und der Ertragserwartung der Kunden zu finden. Denn am Ende
des Tages nutzt es keinem, wenn der Fonds
seine selbstgesetzten Ziele nicht mehr erreicht
und die Anleger am Ende enttäuscht ihr Geld
aus dem Produkt abziehen.
Meiner Ansicht nach ist der
Trend in Richtung Multi Asset noch nicht zu Ende. Allerdings hat der Markt eine
gewisse Sättigung erreicht,
da viele Anleger bereits Multi Asset Fonds in ihrem Portfolio halten. Insbesondere institutionelle Investoren
suchen nach Anlagealternativen, mit denen sie ihre
Portfolios noch weiter diversifizieren können. Da viele
Multi Asset Fonds auf dieselben Werttreiber setzen, erscheint für diese Anleger das
Ausweichen auf Alternative
UCITS der logische Schritt zu
sein. Ob und inwieweit diese
Fonds in der Lage sein werden, die Wünsche der Anleger zu erfüllen, bleibt
abzuwarten.
Ebenso ist festzustellen, dass viele professionelle Anleger damit begonnen haben, ihre
eigenen Multi Asset-Lösung zu entwickeln,
die sie dann mit einzelnen Komponenten, statt
diese Strategie mit einem (oder mehreren)
Multi Asset Fonds, umsetzen. Dies bedeutet,
dass der Anteil des Vermögens, das mit einer
Multi Asset-Strategie verwaltet wird, steigt,
ohne dass dabei die Vermögen der entsprechenden Fonds steigen müssen.
www.lipperleaders.com
Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt
ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.
SEPTEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °
37
Multi Asset mit 12 Anlageklassen
Früher genügte es, wenn ein Investor sein Portfolio aus einer simplen Mischung von Aktien und Anleihen
­konstruierte. Doch angesichts matter Wachstumsaussichten für Aktien und historisch tiefer Renditen im Anleihen-Sektor ist dieser Weg heute nicht mehr attraktiv. Multi Asset Fonds stellen hier eine attraktive Lösung dar.
GELD °
z.B. Hochzinsanleihen, Schwellenländeranleihen, Sachanlagen wie Infrastrukturinvestments
oder auch Insurance-Linked Securities, die
das Versicherungsrisiko verbriefen und auch
als „Katastrophenanleihen“ bekannt sind.
Während des letzten Jahres haben wir einige weitere neue Assetklassen, wie z.B. Peer to
Peer-Kredite und Infrastrukturanleihen, in unsere Portfolios aufnehmen können und den
Diversifikationsnutzen damit weiter erhöht. Die
weltweit größten institutionellen Anleger nutzen diese Allokationen zur Diversifikation – nun
stehen diese Investments aber auch kleineren
Institutionen und Einzelanlegern offen. Unsere
Fonds sind OGAW-konform, werden täglich gehandelt und sind daher für die meisten Anleger
zugänglich.
Multi Asset Fonds finden zurzeit viel
Beachtung. Weshalb ist das so?
Simon Fox: Grundsätzlich ist auch heute nach
wie vor beim Investieren auf die Diversifikation
zu achten. Da jedoch traditionelle AllokationsMuster nicht mehr funktionieren, versuchen
Anleger nun, neue Wege zu beschreiten, um
Wachstum in ihren Portfolios zu generieren.
Aber sie brauchen Unterstützung, denn mit
jedem neuen Investment und jedem neu ausgewählten Manager wird das Portfolio komplexer.
Multi Asset Fonds sind eine attraktive Lösung:
sie bringen Diversifikation ins Portfolio, für die
Anleger bleiben die Dinge jedoch einfach und
überschaubar.
Neue Fonds wollen langfristige ­absolute
­Renditen erzielen und die Performance
­weniger an einer Benchmark bemessen. Ist das
Sie bieten einen ertragsorientierten und
mehr als nur eine Marketing-Story?
einen wachstumsorientierten Fonds an – wie
Was können Multi Asset Fonds tun, um absolute
Performance zu erzielen?
Die verschiedenen Multi Asset Manager verfolgen eine Reihe unterschiedlicher Ansätze.
Manche nutzen aggressives Markt-Timing,
andere wiederum greifen auf Hedgefonds-Techniken zurück, um das Marktrisiko zu managen.
Beide Ansätze können zum Ziel führen, aber
38 ° GELD-MAGAZIN – September 2016
unterscheiden sie sich?
Simon Fox, Senior Investment Specialist,
Aberdeen Asset Management
sie bringen signifikante Managerrisiken mit
sich. Wir halten eine echte Diversifikation, die
verschiedene Assetklassen innerhalb eines
Portfolios kombiniert, für die bessere Ausgangsbasis. Viele Multi Asset-Strategien behaupten
von sich, diversifiziert zu sein. Unsere beiden
Multi Asset Strategien, der Aberdeen Global Multi Asset Income Fund sowie der Multi Asset
Growth Fund, nutzen eine viel breitere Palette
an traditionellen und heute verfügbaren neuen
Assetklassen. Damit können wir alle Diversifikationsvorteile voll ausschöpfen und haben eine
solide Basis für die Erreichung unserer Absolute Return-Ziele.
Es gibt heutzutage eine solch unglaubliche Vielzahl verfügbarer Assetklassen. Darunter fallen
Beide Fonds gründen sich auf die gleiche Philosophie – Ziel ist ein wirklich diversifiziertes
Portfolio, das nicht durch einen Benchmark-Asset-Mix eingeschränkt ist und flexibel gemanagt
wird, sodass es auf Änderungen bei den Marktbedingungen reagieren kann. In unserem
Growth Fonds können wir etwas freier entscheiden, wie die Performance erzielt werden
soll, denn hier müssen keine laufenden Erträge generiert werden. Dadurch können wir z.B.
auch in Absolute Return-Strategien investieren. Unser Growth Fonds will in rollierenden
5-Jahres-Perioden eine Cash-Plus-Rendite von
4,5 Prozent p.a. erzielen, wobei die Volatilität
der Renditen weit unter der von Aktien bleiben
soll. In unserem Income Fonds wollen wir bei
realem Kapitalerhalt eine Rendite von 4,5 Prozent p.a. erzielen.
Um Ihnen einen Eindruck von den in unseren
Fonds enthaltenen Assetklassen zu vermitteln
credit: beigestellt
Für Aberdeen ist die Erzielung langfristiger
Renditen ein Kernelement unserer Fondsmanagement-Philosophie. Bekanntermaßen
wollen Anleger entweder konsistentes Wachstum (ein Cash-Plus-Renditeprofil) oder
verlässliche, wiederholbare Erträge (stabile
Ausschüttungserträge). Wir versuchen genau
diesen Anspruch zu erfüllen. Wir halten es für
falsch, unsere Performance z.B. an Aktien und
Anleihen zu messen. Dieser Ansatz lenkt das
Verhalten tendenziell in eine Richtung, die sich
nicht an den Zielen der Anleger orientiert.
°
Im Gespräch mit Simon Fox, Aberdeen Asset Management   geldanlage
und die für die Erzielung der verschiedenen
Wachstums- und Ertragsziele notwendigen Unterschiede bei den Allokationen aufzuzeigen,
haben wir eine Grafik zusammengestellt, die
die Zusammensetzung der beiden Fonds darstellt (siehe unten).
Einige Fondsmanager halten relativ hohe
­Kassenbestände, um schnell auf fallende
­Märkte reagieren zu können. Wie gehen Sie
in einem solchen Fall vor?
In beiden Fonds nutzen wir liquide Instrumente, um auf Änderungen schnell reagieren,
unsere Portfolios anpassen und neue Chancen
ergreifen zu können. In der Praxis sind unsere
Portfolios so ausgelegt, dass sie unterschiedliche Marktbedingungen gut überstehen – wir
setzen nicht auf Assetklassen-Timing oder warten auf Markteinbrüche. Wir versuchen über
kurz­f ristigere taktische Asset Allokationen
Mehrwert zu schaffen, aber wir halten ein robustes, gut diversifiziertes Portfolio für die beste
Ausgangsbasis.
Wie hat sich Ihr Portfolio in letzter Zeit
­entwickelt und welche Chancen nutzen Sie
mit neuen Allokationen?
Während des zweiten Quartals 2016 haben
wir an Kapitalaufnahmen einiger geschlossener Fonds partizipiert, die sich die günstigen
Marktbedingungen zunutze machten, um den
Kauf weiterer Assets zu finanzieren. Hierzu gehörten u.a. Zukäufe im Infrastruktursegment
bei erneuerbaren Energien und Infrastrukturanleihen sowie bei Studentenunterkünften.
Finanziert wurden diese Allokationen durch
die Reduzierung von Anlagen, die unsere
Renditeerwartungen seit Anfang des Jahres
übertroffen hatten, z.B. bei Investments in Litigation Finance (Prozessfinanzierungen) und
sozialer Infrastruktur. Wir haben auch unsere US-Hochzinsinvestments nach e­ iner Periode
hoher Erträge zurückgefahren.
Welche Ressourcen stehen dem Team für
Die beiden Fonds werden von unserem
Multi Asset Anlageteam unter Leitung von Mike
Brooks gemanagt. Das Team besteht insgesamt
aus 63 Multi Asset Experten, davon 36 Portfoliomanagern und 27 Research-Spezialisten,
die insgesamt rund 107 Mrd. Euro verwalten.
Darüber hinaus greift das Team auf die ganze Bandbreite der Ressourcen von Aberdeen
zurück und arbeitet eng mit den Portfoliomanagern der einzelnen Anlageklassen zusammen.
So gelangen nur die wirklich aussichtsreichsten
Titel in die engere Auswahl.
Für welche Art Anleger sind Ihre Fonds
­besonders gut geeignet?
Unsere Fonds eignen sich insbesondere als umfassende Einzellösung für Privatkunden, für
beitragsorientierte Pensionspläne und kleinere
institutionelle Anleger. Zudem werden sie im
Rahmen eines breiteren Asset-Mix auch zu
Zwecken der Diversifikation eingesetzt.
die Abdeckung so vieler unterschiedlicher
www.aberdeen-asset.at/multi-asset
­Anlagemöglichkeiten zur Verfügung?
individuell diversifizierte portfolios
Aberdeen Global – Multi Asset Growth Fund
ISIN: LU1402171232
Echte Diversifikation
Aberdeen Global – Multi Asset Income Fund
ISIN: LU1124234862
Uneingeschränkte, flexible
Asset Allokation
Einfach und zugänglich
Quelle: Aberdeen Asset Management, 30. Juni 2016
September 2016 – GELD-MAGAZIN ° 39
GELDANLAGE ° Healthcare
Die neuen Krebskiller
Auch die Aktien von Krebsforschungsunternehmen sind von der Korrektur im Healthcare-Sektor nicht verschont geblieben. Doch das hohe Maß an Innovation in der Onkologie macht sie zu Fixstartern. Nach einer
wohlverdienten Pause sollte es wieder nach oben gehen.
Wolfgang Regner
ie neuen Krebskiller bedienen sich des
körpereigenen Immunsystems, um
Tumorzellen auszuschalten. Dabei greifen
sie jene Moleküle an, mit deren Hilfe es die
Tumore geschafft haben, sich vor der Enttarnung durch das Immunsystem zu schützen. An der diesjährigen global wichtigsten
Fachkonferenz für Onkologie, der American Society of Clinical Oncology (ASCO),
waren die sogenannten „Checkpoint-Inhibitoren“ in aller Munde. Denn sie heben
Mechanismen der Immununterdrückung
auf und mobilisieren auf diese Weise den
Angriff auf die Tumorzellen. Z.B. erzielen
sie bei bis zu 80 Prozent aller Patienten mit
bösartigen Hauttumoren ein zeitliches oder
dauerhaftes Nachlassen der Krankheits­
symptome. 20 Prozent aller Patienten mit
metastasierendem Melanom haben inzwischen eine Überlebenszeit von zehn Jahren.
Christian Lach, Fondsberater des BB
Adamant Biotech Fonds, gibt einen Überblick über die Entwicklung: „Klassisch wird
Krebs durch Chemotherapie oder Bestrahlung therapiert, was nun in einem zweiten
Schritt mittels Biotech-Trägersubstanzen
zielgerichteter und effizienter erfolgt. Allerdings stellte sich heraus, dass eine Heilung
ohne eine Rolle des Immunsystems nicht
möglich ist. Tatsächlich ist es so, dass das
Immunsystems einen Tumor prinzipiell erkennt, diesen aber nicht effektiv angreifen
kann, weil der Tumor die als Reaktion darauf gebildeten Abwehrzellen so moduliert,
dass sie abgeschwächt oder gar gestoppt
werden. Die nun entwickelten CheckpointInhibitoren (PD1, PD-L1-Blocker) hemmen die Tumorzellen dabei, wenn sie die
Abwehrzellen außer Gefecht setzen wollen.
Führend in dieser neuen Technologie sind
Die Überlebensrate von KrebsPatienten steigt kontinuierlich
Anzahl Überlebender in Millionen
250
Krebssterblichkeit:
Verstorbene pro
100.000 Personen p.a.
12
10
8
200
6
4
2
0
1990
1995
2000
2005
2008
0
In den USA verlieren Krebserkrankungen zunehmend ihren Schrecken. Im Vergleich zu 1990
überleben heute aufgrund immer besserer Therapien rund doppelt so viele Patienten.
Quelle: American Cancer Society
40 ° GELD-MAGAZIN – September 2016
BristolMyers, Roche und Merck (USA). Es
gibt aber viele andere Biotech-Firmen mit
ähnlichen Ansätzen wie Incyte und Celldex.
Incyte hat sich auf eine indirekte Aktivierung, die Hemmung von IDO (Indolamin2,3-DiOxygenase), spezialisiert. Dieses Enzym ist auch in der Plazenta von Schwangeren aktiv und verhindert dort, dass der Fötus vom Immunsystem abgestoßen wird.
Mit den neu entwickelten IDO-Hemmstof­
fen kann man das körpereigene Immunsys­
tem stimulieren und zum Angriff gegen den
Tumor animieren. Das könnte ein bedeutsamer Therapieansatz werden, mit dem
man das letzte Drittel der Krebspatien­ten,
denen man bisher nicht helfen konnte, nun
auch erfolgreich therapieren kann.“
T-Zellen spielen viele Rollen…
Nun zeigt sich, dass die Konzentration
der Krebsforschung auf die T-Zellen, eine
Untergruppe der weißen Blutkörperchen,
richtig war. Silvia Schanz, Director Investor
Relations der BB Biotech AG, erläutert:
„Dabei attackieren gentechnisch veränderte
T-Zellen die Tumorzellen. Den Patienten
werden T-Zellen entnommen und quasi
umprogrammiert. Anschließend werden
die modifizierten T-Zellen im Labor vermehrt und den Patienten per Infusion wieder verabreicht. Sie erkennen nun die Antigene auf den Tumorzellen und greifen diese
an. Diese innovativen Ansätze sollen vor
allem in Kombination mit herkömmlichen
Behandlungsmethoden ihre Wirkung entfalten. Das sind Strahlen- und Chemotherapie, aber auch die erste Generation von biotechnologisch entwickelten Krebsmitteln
(z.B. Kinase-Inhibitoren). Ziel ist es, je nach
Patient eine individuell beliebige Kombina-
credit: Shutterstock
D
°
Healthcare   GELDANLAGE
Weiße Blutkörperchen: Neue
Therapieformen gegen Krebs
setzen auf eine Stimulierung der
körpereigenen Abwehr – v.a. der
T-Lymphozyten.
tionstherapie mit einem angepassten Zeitablauf für die Behandlung zu bestimmen.
Damit wäre ein wichtiger Schritt in Richtung personalisierte Medizin in der Krebsbehandlung in die Wege geleitet.
Um am Potenzial dieser neuen Medikamente zu partizipieren, hat BB Biotech erste
Positionen in den US-Firmen Juno Therapeutics und Kite Pharma aufgebaut“, sagt
Schanz. Was möglich ist, zeigt Medivation:
Das Unternehmen wurde vor Kurzem mit
einer Kursprämie von fast 50 Prozent vom
Pharmariesen Pfizer übernommen. Medivation hat das beste Antiandrogen-Medikament, Xtandi, das bei metastasiertem
Prosta­takrebs eingesetzt wird. Antiandrogene sind Arzneistoffe, die die Wirkung der
männlichen Sexualhormone (Androgene)
hemmen.
Jimmy Carter gerettet
„Am bekanntesten wurde mit Keytruda
ein Medikament mit einem Checkpoint-Inhibitor (PD1-Hemmer), das dem bereits
von seinen Ärzten aufgegebenen Ex-USPräsidenten Jimmy Carter das Leben rettete, indem es eine bereits austherapierte
Gehirnmetastase eliminierte“, weiß Rudi
Van den Eynde, Head of Thematic Global
Equity bei Candriam. „Die Zukunft jedoch
liegt in der Kombination unterschiedlicher
Ansätze und Mechanismen. Deren gibt es
viele – etwa LAG3 (Lymphozyten aktivierendes Gen 3), das an der Oberfläche von
T-Zellen die Bildung von bestimmten Proteinen induziert. Dabei handelt es sich um
einen Rezeptor, der von dazu passenden
Medikamenten blockiert werden kann (sog.
Checkpoint-Inhibitoren) und somit die
Förderung des Wachstums von Krebszellen
behindert. Oder GITR, ein Mitglied in der
Familie der Tumor-Nekrose-Faktor (TNF)Rezeptoren. Ein TNF führt normalerweise
bei Krebszellen zum automatischen Zelltod.
GITR wirkt gegen Krebszellen, die den TNF
außer Gefecht setzen wollen“, erklärt Candriam-Experte Van den Eynde.
Sein Biotech-Analystenkollege bei
Candriam, Servaas Michielssens, ergänzt:
„Die ersten immunstimulierenden Medikamente wirken passiv. Sie bekämpfen den
Tumor nicht direkt, sondern machen das
humane Abwehrsystem ,scharf ‘ gegen Tumore. Passiv deshalb, weil sie die Bremse lösen, die es dem Tumor ermöglicht, den Angriff des Immunsystems zu blockieren. Führend ist neben Merck (USA, Keytruda, ein
PD1-Hemmer) Bristol Myers (Yervoy, ein
CTLA4-Hemmer, sowie Opdivo, ein PD1Inhibitor). Der Therapieverlauf ist völlig
anders als bei einer Chemotherapie. Diese
wirkt zwar schnell, hat aber viele Nachteile,
während die Immuntherapie eine gewisse
Zeit braucht, um anzuspringen. Doch wenn
die Wirkung einsetzt, ist sie viel tiefgehender und gründlicher.
Aktive Immuntherapie überzeugt
Womöglich noch überzeugender ist die
aktive Immuntherapie. Dabei werden außerhalb des Körpers des Patienten Immunzellen herangezüchtet und speziell manipuliert, um ihnen eine starke Anti-Krebs-Wirkung zu verleihen. Dann werden die Zellen
wieder infundiert, die dann das Immunsys­
tem unterstützen. Einige klinische Studien
haben eine beachtliche Wirksamkeit ge-
Die Todesrate vieler Krebsarten geht stark zurück
100
*Pro 100.000, altersbereinigt zur US-Population im Jahr 2000
(Männer nach Auftreten, USA, 1930-2009)
Lunge & Bronchien
80
60
Magen
40
Prostata
Dick- & Enddarm
20
0
Bauchspeicheldrüse
1920
1930
Leukämie
1940
1950
Leber
1970
1960
1980
1990
2000
2005
Die Entwicklung von Chemotherapien führte in den USA seit 1985 bei Krebspatienten zu
einem Rückgang der Mortalität – vor allem bei den am häufigsten vorkommenden Krebsarten.
Quelle: American Cancer Society
September 2016 – GELD-MAGAZIN ° 41
GELDANLAGE ° Healthcare
zeigt. In diesem Bereich führend sind Novartis, Juno und Kite.“ Lacuna-Fondsberater Lach hält insgesamt zwar den Schweizer
Roche-Konzern bei der Krebs-Immuntherapie für am besten aufgestellt und sieht
auch AstraZeneca und Merck (USA) gut im
Rennen, bescheinigt Bristol aber, zurzeit die
Führungsposition innezuhaben.
Auch Pfizer mischt mit Ibrance gegen
fortgeschrittenen Brustkrebs bei Frauen
nach der Menopause eifrig mit. „Auch eine
Kombi-Therapie mit Ibrance und Amgens
Femara für Frauen mit Östrogen-Rezeptorpositivem Brustkrebs scheint viel versprechend. Vor der Zulassung stehen etwa Amgens Talimogene gegen metastasierenden
Hautkrebs, Astra Zenecas Iressa zur Behandlung von nicht kleinzelligem Lungenkrebs, bei dem bestimmte Wachstumsfaktoren aktiviert sind, BMS mit seinem Präparat
Yervoy bzw. einer Kombination mit Opdivo
gegen fortgeschrittenes Melanom, sowie
Teva Pharmas Bendamustine gegen verschiedene Formen der Leukämie. Auch der
Schweizer Pharmariese Roche setzt auf neuartige Krebsmittel gegen Hautkrebs. Und
schließlich PharmaEngines neue Formulierung von Nanopartikel-Liposomen (Wasserkügelchen mit Membranhülle) gegen das
metastasierende Pankreaskarzinom“, lautet
Christian Lachs umfangreiche Aufzählung.
Kombinationstherapien Top
Interessant ist auch die dänische Firma
Genmab. Diese habe Daratumumab gegen
Multiples Myelom mit guten Daten in einer
Testphase II-Studie vorgestellt. Der Zulassungsantrag könnte noch dieses Jahr gestellt
werden, ohne die dritte und letzte und auch
kostspieligste klinische Testphase abzuwar-
ten. Hohe Chancen sehen Experten auch
bei Keytruda von Merck gegen Melanom,
zumal es auch bei Dickdarmkrebsarten, die
einen Mangel beim DNA-Reparaturmechanismus und viele Mutationen haben, auf die
das Immunsystem reagieren kann, gute Daten gezeigt hat. Incyte ist mit einem diversifizierten Portfolio von Medikamenten und
klinischen Kandidaten sehr gut positioniert.
Das Medikament Jakafi wird für Störungen
der Blutbildung vermarktet und steht in
Entwicklung für den bisher nur schwer behandelbaren Bauchspeicheldrüsenkrebs
und andere solide Tumore. Epacadostat, ein
Hemmer eines anderen immunosuppressiven Pfades namens IDO, steht in Studien
in Kombination mit 4 PD-1/PD-L1 Antikörpern von großen Pharmapartnern. „Die
Ernte wird reich ausfallen“, prognostiziert
Candriam-Experte Van den Eynde.
interview °
Christian Lach,  Fondsberater des BB Adamant Biotech Fonds
Ihrer Ansicht nach das größte mittelfristige
Potenzial?
christian lach: Die Immunonkologie
ist und bleibt auf absehbare Zeit das spannendste Gebiet der Onkologie. Und hier
wiederum sind die neuesten Ergebnisse mit
den sogenannten Checkpoint-Inhibitoren
sehr viel versprechend. Sehr spannend sind
die sogenannten bifunktionalen Antikörper.
Mit diesen versucht man, direkt im Tumorgewebe die Killerzellen zu rekrutieren, das
heißt, ohne den Umweg über die Lymphknoten. Führende Firmen in diesem Bereich
sind die amerikanische Macrogenics, die
japanische Chugai (Roche) und die europäi­
sche Genmab. Daneben sieht die zelluläre
Therapie und Gentherapie sehr interessant
aus. Mit der sogenannten CAR-T Therapie
führt man den Patienten wirksamere Kil­
lerzellen zu. Genediting-Technologien wie
CRISPR erlauben immer mehr, die Abwehrzellen der Patienten außerhalb des Körpers
so zu verändern, dass sie gewünschte Eigen-
42 ° GELD-MAGAZIN – September 2016
schaften zur Krebsbekämpfung erhalten.
Die führenden Firmen sind hier Kite Pharma, Juno Therapeutics und Bluebird Bio.
Was ist mit der Antisense-Technologie los?
Zuletzt gab es offenbar einige Rückschläge.
Antisense-Medikamente sind Moleküle, die
aus kleinen DNA-Fragmenten (als Oligonukleotide bezeichnet) bestehen und zur
Regulierung des Immunsystems in einem
sehr frühen Stadium eingesetzt werden
können, z.B. schon im genetischen Frühstadium der Entwicklung einer malignen
Krankheit, indem die zugehörige RNA blockiert wird. Diese ist dann nicht mehr in der
Lage, cancerogene Proteine zu produzieren.
Das Verlockende an der Antisense-Technologie ist, dass man die Aktivität einzelner
Gene gezielt steuern kann. In Zellkulturen
funktioniert das sehr gut.
Wo liegt das Hauptproblem?
Dieses besteht darin, wie man die veränderten Oligonucleotide zu den Zielzellen
bringt, ohne dass diese von Nucleasen
verdaut werden und ohne dass es zu unerwünschten Immunreaktio­nen kommt. Viele
bisherige Ansätze versuchten, die Wirksamkeit von bestehenden Medikamenten zu
erhöhen und Resistenzen zu vermindern.
Insgesamt blieb die dokumentierte Wirkung aber hinter den Erwartungen zurück.
Abschreiben sollte man die Antisense-Technologie aber noch nicht. Erst kürzlich zeigte
eine Antisense-Therapie der nächsten Generation gegen den Transkriptionsfaktor
STAT3 als Einzelsubstanz eine klinische
Aktivität bei Lymphknotenkrebs und
Lungenkrebs und wird nun in Kombination mit immunonkologischen Ansätzen
ge­testet.
credit: beigestellt
GELD ° Welche Krebstherapien haben
PORTRÄT
BB Biotech AG
Turnaround im zweiten Quartal
D
er extrem starken Kursentwicklung
im Biotech-Sektor bis März 2015
folgte eine Konsolidierungsphase, die im
Februar 2016 ihren Tiefpunkt erreicht haben dürfte (siehe Kursgrafik der BB Biotech AG rechts unten). Dafür spricht die
wieder attraktive Bewertung zahlreicher
Biotech-Unternehmen bei gleich­zeitig anhaltender Innovationskraft. Der Aktien­kurs
der BB Biotech AG zeigt seit dem Tiefpunkt
am 9. Februar 2016 bei 37,40 Euro wieder
erste Kursanstiege.
Im zweiten Quartal wieder
GEwinne erzielt
Ein Indiz für ein Ende der Korrekturphase bei
der BB Biotech AG ist die gute Entwicklung der
Fundamentalkennzahlen im zweiten Quartal.
Der Innere Wert (NAV) des Portfolios stieg nach
einem herben Einbruch im ersten Quartal von
Anfang April bis Ende Juni wieder um 2,3 Pro­
zent. Das entspricht einem Gewinn von 33 Mil­
lionen Euro. Gleichzeitig nahm die Diskrepanz
zwischen dem Aktienkurs und den operati­
ven Fortschritten der Portfoliounternehmen zu.
Während die Kurse von Biotech-Standardwer­
ten wieder Tief­stände aus den Jahren 2010/11
erreicht haben, ist die Industrie dank hervorra­
gender operativer Leistungen und dem Errei­
chen zahlreicher Meilensteine unverändert po­
sitiv aufgestellt. Biotech-Standardwerte wer­
den zurzeit deutlich niedriger als große Phar­
makonzerne und niedriger als der Durchschnitt
des S&P bewertet. Die Bewertungen vieler
Small- und Mid Caps bewegen sich gerade in
Bezug auf ihre Pipelines weiterhin auf Rekord­
tiefs. Demgegenüber bestätigten viele Portfolio­
beteiligungen ihre Fortschritte, die sich in deren
Bewertungen noch nicht widerspiegeln.
BB Biotechs Portfoliobeteiligungen
setzen weiterhin Meilensteine
Nach den neuen klinischen Versuchsergeb­
nissen, Produktzulassungen und -lancierungen
im zweiten Quartal werden auch im weiteren
Jahresverlauf zahlreiche Erfolgsmeldungen für
klinische Schlüsselstudien und Produktzulas­
sungen erwartet, die ein Potenzial für deutlich
höhere Aktienkursbewertungen beinhalten. Be­
sonders für Portfolio-Unternehmen der BB Bio­
tech stehen bereits bis Jahresende maßgeb­
liche Meilensteine an, so z.B. bei Neurocrine,
Radius oder bei Medivation. Zudem werden im
zweiten Halbjahr 2016 weitere klinische Stu­
dienergebnisse unter anderem bei Vertex, In­
cyte Celgene, Novavax, Intra-Cellular, Tobira
und bei Sage erwartet. Dies dürfte die soliden
Fundamentaldaten für die Biotech-Branche im
Allgemeinen und für das Portfolio von BB Bio­
tech im Besonderen begünstigen. Nachdem BB
Biotech nun eines der schwächsten Halbjahre
hinter sich gelassen hat, werden für seine Port­
foliobeteiligungen in den kommenden Perio­den
wieder deutliche Wachstumsraten erwartet.
Firmenübernahmen treiben
Aktienkurse nach oben
Die vorhin genannte Medivation ist übrigens
auch ein gutes Beispiel für die lebhaften M&AAktivitäten im Bio­tech-Sektor. Das US-Unter­
nehmen forscht im Krebsbereich und hat mit
Xtandi ein Blockbuster-Mittel gegen Prostata­
krebs am Markt. In Entwicklung befindet sich
u.a. Talazoparib, das für die Behandlung ge­
gen Brustkrebs eingesetzt werden soll. Die Ent­
wicklung dieser innovativen Therapiemöglich­
keiten weckte bei großen Pharma-Unterneh­
men Begehrlichkeiten. Im April dieses Jahres
legte Sanofi ein Angebot in der Höhe von 9,3
Milliarden US-Dollar. Auch andere Pharmakon­
zerne wie Merck, Celgene oder Gilead zeigten
Interesse an einer Übernahme von Medivation.
Vor Kurzem machte Pfizer mit einem Angebot in
der Höhe von 14 Milliarden US-Dollar das Ren­
nen. Für Pfizer ist das wieder ein AkquisitionsErfolg, nachdem die Übernahme des BotoxHerstellers Allergan um 160 Milliarden US-Dol­
lar Anfang April scheiterte.
„Die Forschritte
der PortfolioUnternehmen
spiegeln sich
in der Kursentwicklung noch
nicht wider“
Silvia Schanz,
Director IR,
BB Biotech AG
Portfolio durch drei neue Small- und Mid Caps.
Die neu aufgenommene Intra-Cellular Thera­
pies entwickelt eine viel versprechende Leit­
substanz zur Behandlung von Schizophrenie,
bipolaren Störungen und Verhaltensstörungen
bei Demenz. Positive Daten einer Phase-III-Stu­
die für die Indikation Schizophrenie wurden be­
reits veröffentlicht. Ergebnisse eines zweiten
Phase-III-Versuchs werden im dritten Quartal
2016 erwartet. Macrogenics entwickelt Anti­
körper-basierte Therapeutika mit verbesserter
Effektorfunktion, die eine effiziente Entwick­
lung bispezifischer Antikörper ermöglicht. Tobi­
ra Therapeutics, der dritte neu aufgenommene
Portfoliowert, arbeitet an einem Medikament
zur Behandlung von Patienten mit nichtalkoho­
lischer Leberentzündung (NASH). Mit der Prä­
sentation entsprechender Daten wird noch im
Laufe dieses Jahres gerechnet.
BB Biotech ag
Portfolioanpassungen
Aufgrund der neuen Entwicklungen nahm die
BB Biotech AG im zweiten Quartal 2016 gezielt
Anpassungen ihres Portfolios vor. Sie trennte
sich von Infinity und Clovis. Ergänzt wurde das
Trotz Korrektur liegt der Kursgewinn über fünf
Jahre noch immer bei stolzen 300 Prozent.
September 2016 – GELD-MAGAZIN ° 43
geldanlage ° Nachhaltigkeit
Klimawandel heizt Krisenherde an
Über die ökologischen und ökonomischen Folgen der Erderwärmung wurde bereits viel geforscht und disku­
tiert. Weniger im Rampenlicht stehen Sicherheitsprobleme als Folge des Klimawandels. Es drohen Konflikte
rund um die Wasserversorgung und andere lebenswichtige Ressourcen. Außerdem können extreme Wetter­
phänomene weitere Flüchtlingsströme auslösen.
Harald Kolerus
00 Millionen Menschen könnten bis
zum Jahr 2050 als Folge des Klimawandels zu Flüchtlingen werden – diese Prognose stammt von den Vereinten Nationen
und lässt natürlich aufhorchen. Wie realistisch diese Zahlen tatsächlich sind, lässt sich
sehr schwer einschätzen, nicht zuletzt, weil
der Projektionszeitraum gleich mehrere
Jahrzehnte in die Zukunft greift.
Schwierige Datenlage
Laut dem renommierten Umweltforscher Norman Myers von der Oxford University gab es bereits im Jahr 1995 mehr
Umweltflüchtlinge (25 Millionen) als „normale“ Flüchtlinge (22 Millionen). Bis zum
Jahr 2010 sollte sich diese Zahl laut dem
Wissenschafter verdoppeln und bis zur Mitte des Jahrhunderts sogar auf 200 Millionen
Menschen anwachsen. Seither – die MyersStudie stammt aus 2001 – haben sich diese
Zahlen durchgesetzt und schweben immer
wieder im Raum. Möglicherweise in Er-
mangelung anderer Daten werden sie inzwischen zum Beispiel auch vom UNEP
(Umweltprogramm der Vereinten Nationen) verwendet und wurden etwa auch von
der United Nations University wiederholt.
Der deutsche Entwicklungsminister Gerd
Müller (CSU) äußerte sich zu dem Thema
in einem Interview mit der FAZ ähnlich lautend: „Wenn wir das Zwei-Grad-Ziel nicht
erreichen, müssen wir mit 200 Millionen
Klimaflüchtlingen rechnen, weil sich beispielsweise in Afrika Dürrezonen ausbreiten und Hitzeperioden ungeahnten Ausmaßes entstehen.“ In Fachkreisen hat sich
weiters die Meinung durchgesetzt, dass wir
heute mit über 20 Millionen Klimaflüchtlingen konfrontiert sind. Die gewohnt kritische Umweltorganisation Greenpeace
operiert ebenfalls mit diesen Zahlen, fügt
aber hinzu, dass zwischen Armut, Klimawandel und anderen Umweltproblemen
komplexe Wirkungszusammenhänge herrschen, deshalb keine genaue Quantifizie-
Erderwärmung wird kaum noch angezweifelt
+5°C
+4°C
+3°C
+2°C
Temperaturveränderung
+6°C
Mittelwerte der Modellergebnisse
+1°C
0
2000
2020
2040
2060
2080
2100
Der Klimawandel ist eine Tatsache – dass der Mensch ihn vorantreibt, wird vom überwiegenden
Teil der Wissenschaft ebenso nicht bestritten. Bei den langfristigen Temperaturprognosen, siehe
Grafik oben, herrscht aber ein breites Spektrum, das zwischen ein und sechs Grad schwankt.
Quelle: klimaprojekt-espace.bayern.de
44 ° GELD-MAGAZIN – september 2016
rung möglich sei und Prognosen somit ungesichert bleiben würden. Auch Clemens
Klien, Senior Fondsmanager und Nachhaltigkeitsspezialist bei der Ersten Sparinvest
(ESPA), weist im Gespräch mit dem GELDMagazin ebenfalls auf die schwierige Datenlage hin: „Liest man drei Studien zu Ausmaß und Folgen des Klimawandels auf die
Bevölkerung, so erhält man leicht drei verschiedene Aussagen und stark differierende
Prognosen. Zum Beispiel spricht die Regierung von Bangladesch von möglichen 20
Millionen Umweltflüchtlingen, wenn der
Meersspiegel weiter ansteigt. Greenpeace
nennt 35 Millionen Menschen, die in Überflutungsgebieten gefährdet sind, eine USStudie geht von zehn Millionen Betroffenen,
eine andere sogar von 70 Millionen aus. Die
Schätzungen sind also sehr großen Schwankungen unterworfen.“ Klien hält aber fest,
dass der Klimawandel eindeutig Flüchtlingsbewegungen beeinflusst: „Hier handelt
es sich um eine Tatsache, auch wenn sich die
Zahlen nicht genau quantifizieren lassen.
Ebenso klar ist der Klimawandel selbst und
dass dieser Extremwetter-Szenarien wie
Dürren oder Überflutungen beeinflusst und
den Meeresspiegel anhebt.“
„„Humanitäre Katastrophe“
Auch wenn die Zahlen also mit Vorsicht
zu genießen sind, ändert das nichts an der
erschreckenden Dimension und der grundsätzlichen Problematik. In einer Studie von
Greenpeace heißt es dazu: „Die Völkergemeinschaft steuert schleichend, aber zielgenau auf eine humanitäre Katastrophe bisher
unbekannten Ausmaßes zu. Durch die menschengemachte Klimaerwärmung verschlechtern sich für viele Millionen Men-
creditS: Archiv, beigestellt
2
°
Nachhaltigkeit   Geldanlage
„Effizienzstei­
gerung ist
im Kampf
­gegen die Erd­
erwärmung
entscheidend“
„Der Klimawan­
del trägt zur
weiteren De­
stabiliserung
schwacher
Staaten bei“
Clemens Klien,
Erste Sparinvest
schen die oft bereits jetzt bedrohten natürlichen Lebensgrundlagen. Vielen bleibt infolgedessen nichts anderes als die nackte
Flucht. Wo einst fruchtbares Land bewirtschaftet werden konnte, breiten sich nun
Wüsten aus, paradiesische Inseln werden
vom Meer verschluckt, ganze Siedlungen
versinken im Matsch auftauender Permafrostböden.“
Komplexe problematik
Aber werden Flüchtlingsströme nicht
viel eher von Vertreibung, Gewalt, Kriegen
und Armut ausgelöst, als von den Folgen
des Klimawandels? Susanne Dröger, sie ist
Expertin für Umwelt-, Klima- und Energiepolitik bei der renommierten Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin (SWP),
möchte das nicht eindimensional sehen:
„Man muss hier sehr stark differenzieren,
so können durch den Klimawandel beeinflusste Extremwetter-Phänomene wie Dürren oder Überflutungen zu Migrationsbewegungen führen. So kann das Extremwetter Ernteausfälle und den Verlust von
fruchtbarem Boden verursachen und Menschen in Bewegung setzen.“ Es stellt sich die
Frage, ob diese Menschen wieder zurückkehren oder dauerhaft anderswo eine Lebensgrundlage suchen. Wenn sie etwa in die
Städte abwandern, sind Konflikte am Arbeitsmarkt wahrscheinlich. Kommen noch
ethnische Komponenten dazu, können diese Konflikte leicht eskalieren und zu Gewalt
führen. Dröger: „Der Klimawandel stellt
­einen Teil im Puzzle dar, das das Bild von
Migrationsbewegungen zeichnet. Die Zusammenhänge sind sehr komplex, letztlich
ist aber klar, dass die Lebensgrundlage vieler Menschen durch den Klimawandel be-
droht wird. So können zum Beispiel auch
Versorgungsengpässe bei Wasser zur Migration beitragen.“
Alle Staaten betroffen
Laut der Expertin gibt es kaum ein Land
der Erde, dass nicht von Klimawandel-Risiken betroffen ist, wobei natürlich küstennahe Regionen durch Extremwetter-Phänomene wie Hurrikans oder Überflutungen
besonders bedroht werden. In Sub-SaharaAfrika stellt wiederum Trockenheit ein
ernsthaftes Problem dar, wobei bei weitem
nicht nur Entwicklungsländer betroffen
sind. Unter extremen Wetterbedingungen
leiden etwa auch die USA, Australien (Waldbrände, Dürren etc.) oder Japan (Taifune,
Tsunamis). In Europa sind nicht zuletzt die
Niederlande zu nennen, die ihr Land dem
Meer abtrotzen müssen. Im Gegensatz zu
den Industrienationen sind die Möglichkeiten der Entwicklungsländer für Katastrophenschutzmaßnahmen allerdings begrenzt. „Als Ventil fungiert hier eben auch
Migration, die allerdings nicht politisch gesteuert ist. Außerdem sind es in Entwicklungsländern vor allem gut ausgebildete
Menschen, die ins Ausland gehen können“,
so Dröge. Die Expertin meint, dass es un­
bedingt notwendig ist, die Situation der
Menschen vor Ort zu verbessern: „Hier sind
Roland Hengerer,
Robeco SAM
internationale Hilfe und Solidarität gefragt. Ebenso die Kooperation von Politik,
Entwicklungszusammenarbeits-Organisationen und natürlich den Betroffenen in
den entsprechenden Ländern.“
verantwortlich investieren
Roland Hengerer, Head of Sustainability Investing Research & Development bei
Robeco SAM, weist wiederum darauf hin,
dass natürlich auch Investoren einen positiven Beitrag zur Minderung der Problematik leisten können: „Der Klimawandel spielt
für die Anlagepolitik von Robeco SAM eine
sehr große Rolle. Wir bemerken auch, dass
immer mehr Investoren über die ökologischen und gesellschaftlichen Risiken des
Klimawandels und in weiterer Folge für ihre
Investments informiert sein wollen.“ Der
Experte meint ebenfalls , dass die Gefahren,
die vom Klimawandel ausgehen, praktisch
alle Staaten der Welt betreffen und diese Risiken noch immer unterschätzt werden:
„Die Effekte können zur weiteren Destabilisierung von ,weak states‘ beitragen und
Flüchtlingsströme mit beeinflussen. Davon
sind dann natürlich auch die Industrieländer betroffen.“ Deshalb setzt man bei SAM
auch auf eine umfassende Nachhaltigkeits­
analyse von Sektoren und Unternehmen,
etwa wie viel CO2 produziert wird oder wie
° die besten AktienFonds Alternative Energien
ISIN
DE000A0KEYM4
LU0124384867
LU0175571735
LU0302296149
FR0010524777
FONDSname
LBBW Global Warming
BGF New Energy
RobecoSAM Smart Energy
DNB Fund Renewable Energy
Lyxor UCITS ETF New Energy
Volumen
32 Mio. €
862 Mio. €
253 Mio. €
23 Mio. €
49 Mio. €
Perf. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre
11,9 % 38,0 % 82,5 %
15,6 % 30,8 % 61,8 %
14,6 % 27,9 % 40,7 %
11,0 % 24,0 % 40,2 %
13,5 % 34,6 % 35,8 %
ter
1,68 %
2,07 %
2,21 %
1,59 %
0,60 %
Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 06. September 2016
september 2016 – GELD-MAGAZIN ° 45
geldanlage ° Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeits-Index
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
-10%
-20%
2011
2012
2013
2014
2015
Der FTSE4Good konnte in den letzten fünf
Jahren rund 50 Prozent zulegen.
46 ° GELD-MAGAZIN – september 2016
’16
Engagement handelt es sich wiederum um
den aktivsten Ansatz: Asset Manager gehen
hier direkt auf Unternehmen zu und wollen
sie dazu bewegen sowie dabei unterstützen,
sich noch mehr mit der NachhaltigkeitsThematik zu beschäftigen. Zum Beispiel
könnte hier die Effizienzsteigerung von
Kraftwerken auf der Agenda stehen.
Spannende Investment-themen
Beim Stichwort Effizienz hakt auch
Klien von der ESPA ein: „Sie spielt beim
Kampf gegen die Erderwärmung eine wesentliche Rolle und stellt auch ein äußerst
interessantes Investmentthema darf. Effi­
zienzsteigerungen sind in vielen Bereichen
wichtig und möglich, etwa was Energie oder
Wasser betrifft.“ Dazu ein Beispiel aus unserem täglichen Leben: In der 1980er-Jahren lag der Wasserverbrauch einer Waschmaschine pro Waschgang bei rund 100 Liter. Zur Jahrtausendwende waren es nur
mehr 80 Liter und heute sind wir bereits bei
40 Litern angelangt. Ein weiteres Beispiel
bieten LED-Lampen, die um ca. 90 Prozent
weniger Strom verbrauchen als die gar nicht
so gute, alte Glübirne. „Natürlich ist auch
der weitere Ausbau von erneuerbaren Energiequellen notwendig, wobei auch hier
deutliche technische Fortschritte zu mehr
Kosteneffizienz geführt haben. So sind Solarenergie und Windkraft dabei, sich zu den
günstigsten Energie­for­men zu entwickeln.
Auch die notwendige Speichertechnologie,
man denke etwa nur an Elektroautos, ist um
einige billiger geworden“, so Klien. Der Experte hält alle genannten Themen aus Investorensicht für interessant. Die Lage in der
Solarbranche sei derzeit zwar angespannt,
die Langfristperspektive sei aber weiterhin
viel versprechend. Der Windenergie-Sektor
hat sich zuletzt bereits erfreulich entwickelt,
Klien findet vor allem lobende Worte für
die Unternehmen Ganesa und Vestas Wind
Systems. Seine Kollegin Stefanie Schock,
Nachhaltigkeitsanalystin bei der ESPA,
knüpft an und bringt nochmals das Thema
Wasser ins Spiel: „Wasser ist ein knappes
Gut – nicht nur in Entwicklungsländern.
Auch hoch entwickelte Industriestaaten haben hier mit Problemen zu kämpfen, etwa
„Es gibt kaum
ein Land der
Erde, das nicht
vom Klimawan­
del betroffen
wäre“
Susanne Dröge,
SWP Berlin
die USA. Zum Teil ist hier ein Streit zwischen der Agrarwirtschaft und den Städten
um das kostbare Nass entbrannt. In manchen Städten, ein extremes Beispiel ist Las
Vegas, ist der Wasserverbrauch sehr hoch
und die Landwirtschaft leidet.“ In Kalifornien geht man nun teilweise den Weg, große
Entsalzungsanlagen für Meerwasser zu installieren. Schock: „Hier hat sich die Technologie in den letzten Jahren stark verbessert. So sind die Anlagen nicht mehr so energieintensiv, dennoch bleiben Probleme
bestehen. Etwa die Frage: Wohin mit dem
vielen Salz?“ Aufgrund dieser und anderer
Schwierigkeiten ist das Thema MeerwasserEntsalzung derzeit nicht im Nachhaltigkeitsuniversum der ESPA enthalten.
Gutes Zeugnis für Österreich
Werfen wir zum Abschluss noch einen
Blick auf unsere Heimat: Wie ist es hier um
die Klimapolitik bestellt? Expertin Dröge
zeichnet ein überwiegend positives Bild:
„Österreich hat ein hohes Interesse an Klimaschutz, weil doch viele Wirtschaftszweige des Landes auf eine intakte Ökologie
angewiesen sind. Man denke an den Tourismus, die Landwirtschaft oder die Energieversorgung, bei der in Österreich die Wasserkraft eine große Rolle spielt. Mein Eindruck ist, dass Österreich versucht, die EUVorgaben einzuhalten und ernsthaft umzusetzen.“ Dieses Lob von außen gibt doch
Anlass zur Hoffnung! Jetzt noch ein Literaturhinweis: Dröge hat gemeinsam mit Steffen Angenendt das lesenswerte Buch „Klimawandel und Sicherheit. Herausforderungen, Reaktionen und Handlungsmöglichkeiten“ verfasst, das sich umfassend und
fundiert mit der Thematik befasst. Erschienen im Nomos Verlag, 277 Seiten.
credit: beigestellt/SWP
mit der knappen Ressource Wasser umgegangen wird, um nur zwei Beispiele zu nennen. Wobei Hengerer Wasser als das vielleicht kritischste Thema im Zusammenhang mit der Erderwärmung bezeichnet:
„Der sorglose Umgang mit dem kostbaren
Nass kann den gesamten Wasserkreislauf
stören. Wir sehen ja heute auch schon in
hoch entwickelten Industrieländern Wasserkrisen, so etwa in den USA oder Australien. In Kalifornien mussten etwa ganze
Produktionsanlagen aufgrund von Wasserknappheit verlegt werden.“
Für eine verantwortungsvolle Fondsgesellschaft gehe es auch darum, die Anleger
und deren Assets vor den Klimarisiken zu
schützen und gleichzeitig attraktive Anlagechancen zu nützen. Hengerer: „Das Einfachste ist De-Investment. Sich nur auf den
Ausschluss von ,Öko-Sündern‘, wie zum
Beispiel Kohle-Gesellschaften, zu konzentrieren, halte ich allerdings für wenig subtil.
Es gibt elegantere Wege, die wir verfolgen,
nämlich: Impact-Investment, Hedging und
Engagement.“ Unter Impact-Investment
versteht man in Unternehmen zu veranlagen, die sich auf einem richtigen nachhaltigen Weg befinden. Die zum Beispiel den
Wasserverbrauch und CO2-Ausstoß reduzieren oder auch bei der Abfallvermeidung
Fortschritte machen. Hedging bedeutet hier
in Firmen zu investieren, die von der Klimaproblematik profitieren, also etwa im
Bereich der alternativen Energien oder
nachhaltigen Landwirtschaft aktiv sind. Bei
Vertrauen bekommt
man nicht geschenkt.
Dr. Heinrich Schaller
Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank OÖ
Partnerschaft braucht eine verlässliche Basis.
Internationale Ratings und Stresstest-Szenarios gehören zu den laufenden Herausforderungen einer großen Bank.
Als größte Regionalbank Österreichs, die regional und international tätig ist, schneiden wir bei diesen Bewertungen
sehr gut ab. Heuer hat uns die Europäische Zentralbank erneut mit dem Qualitätssiegel ausgezeichnet.
Diesen Erfolg verdanken wir der Einhaltung höchster Dienstleistungs- und Qualitätsstandards. Das unterstützt
die Zusammenarbeit mit unserem Netzwerk von internationalen Partnerbanken, mit dem wir unsere Kunden weltweit
begleiten. Eine Bank kann ihren Kunden nur dann Sicherheit geben, wenn sie sicher ist.
Raiffeisen Landesbank
Oberösterreich
www.rlbooe.at
geldanlage ° Die besten Investmentfonds
Aktien machten im Sommer Freude
Insgesamt zeigen sich die Aktienmärkte freundlich. Doch die Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen und
Branchen sind enorm. Zum Beispiel boomt derzeit die Börse in Indien, in den USA notieren die Börsen auf
­Allzeithochs und auch in Europa ist nach dem Brexit-Schock wieder Erholung angesagt.
Mario Franzin
D
er Verlauf der einzelnen Börsen- und
Subindizes zeigt deutlich die Trends
an den Anleihen- und Aktienmärkten auf.
So rücken oft Regionen und Branchen ins
Blickfeld, die man sonst gar nicht auf dem
Radar hatte. Wussten Sie zum Beispiel, dass
Immobilien-Aktienfonds, die in Japan veranlagen, alleine im August knapp zehn Prozent zulegten? Sie profitierten nicht nur von
den Preissteigerungen bei den Immobilien,
sondern auch vom starken Yen. Neben diesem Highlight erholten sich besonders die
Märkte China, Taiwan, Russland, aber auch
Polen und Österreich. Über ein Jahr gesehen dominieren aber eindeutig die Gold-
Aktienfonds in unserem Performance-Ranking. Sie profitierten vom kräftigen Anstieg
des Goldpreises, was nicht zuletzt dem niedrigen Zinsniveau geschuldet ist. Und dieses
wird uns wahrscheinlich noch lange Zeit
begleiten. Deshalb zeigt der Goldpreis trotz
des Anstieges um rund 30 Prozent seit Jahresbeginn keine wesentliche Korrektur-Neigung. Zurzeit pendelt die Notierung zwischen 1300 und 1375 Dollar.
Kräftige Korrekturen gab es hingegegen
im Biotech-Sektor. Während über den Zeitraum von fünf Jahren die meisten Fonds
(trotz Korrektur) noch immer mit rund 250
Prozent im Plus liegen, sieht man im Ein-
Jahres-Zeitraum im Durchschnitt noch immer ein Minus von 13 Prozent. Gerade die­
ses Beispiel zeigt, dass Aktienveranlagungen
umso länger ausgerichtet sein sollten, je
schwankungsfreudiger die Aktienkurse sind
– sofern man prinzipiell eine zukünftige
Outperformance argumentieren kann.
Ein ganz eigener Fall ist der RohstoffBereich. Hier zeigten sich zwar in den ver­
gan­­­genen zwölf Monaten Besserungstendenzen, aber ein Durchbruch blieb aus – außer im Edelmetallbereich und beim Energiespeicher-Grundstoff Lithium. Bei Industrie-Rohstoffen wird in Zukunft eine weitere moderate Erholung erwartet.
6700 Fonds auf dem Prüfstand° Sieger und Verlierer im Überblick
º Über 1 Jahr
º Über 3 Jahre
º Über 5 Jahre
Die 10 Besten
Stabilitas - Silber+Weißmetalle
Bakersteel Global SICAV PreciousMetals Fund
Structured Solutions Lithium Index Strategie Fonds
Stabilitas - Pacific Gold+Metals
Konwave Gold Equity Fund
Earth Gold Fund UI
Nestor Gold fund
Stabilitas - Gold+Resourcen
Stabilitas - Gold+Resourcen Special Situations
Craton Capital Precious Metal Fund A
in %
187,8
175,6
162,8
156,2
144,3
133,0
133,0
124,8
120,1
113,2
Die 10 Besten
in % kumuliert
PineBridge India Equity
154,5
Comgest Growth India
146,9
Goldman Sachs India Equity
141,6
Structured Solutions Lithium Index Strategie Fonds 140,9
Amundi Funds Equity India Infrastructure
138,9
Jupiter JGF India Select
138,8
Invesco India Equity
130,7
Morgan Stanley Indian Equity
125,8
Bakersteel Global SICAV PreciousMetals Fund
123,7
Franklin India
123,1
Die 10 Besten
in % kumuliert
Candriam Equities L Biotechnology
259,7
ESPA Stock Biotec
257,0
UBS (Lux) Equity Fund - Biotech
251,0
Bellevue F (Lux) BB Adamant Biotech
251,0
Franklin Biotechnology Discovery
247,4
CS (Lux) Global Biotech Innovators Equity Fund
247,0
DWS Biotech
240,1
BSF European Opportunities Extension
227,4
Janus Global Life Sciences Fund
226,0
Polar Capital Healthcare Opportunities
222,1
Die 10 SchwächstEN
AXA WF Framlington Italy
Insight - Absolute Insight Currency
CS (Lux) Italy Equity Fund
DWS Biotech
Pictet-Biotech
JABCAP (LUX)-Global Balanced
GAM Star Tactical Opportunities
Global Trend Fund - Japan
Schroder GAIA Paulson Merger Arbitrage
Janus Europe
in %
– 19,1
– 19,6
– 19,7
– 20,2
– 20,5
– 21,6
– 21,9
– 23,0
– 25,6
– 32,0
Die 10 SchwächstEN
Callander Fund - Central Europe
CYD Diversified Commodities
UniCommodities
Credit Suisse Gains
Schroder ISF Global Energy
LBBW Rohstoffe
Credit Suisse Backwardation
Pioneer SF EUR Commodities
Raiffeisen-Active-Commodities
DB Platinum Commodity
Die 10 SchwächstEN
in % kumuliert
UniCommodities
– 49,2
Craton Capital Precious Metal Fund
– 50,5
Allianz Global Metals and Mining
– 50,9
Amundi Funds Equity Global Gold Mines
– 51,0
Allianz Rohstofffonds
– 51,3
Pioneer SF EUR Commodities
– 52,3
Earth Exploration Fund UI
– 52,4
Raiffeisen-Active-Commodities
– 53,2
Stabilitas - Gold+Resourcen Special Situations
– 55,6
DB Platinum Commodity
– 57,5
in % kumuliert
– 33,9
– 34,8
– 35,2
– 37,3
– 37,5
– 38,0
– 38,0
– 38,2
– 39,0
– 42,1
Quelle: Lipper IM, alle Performancezahlen kumuliert und auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 06. September 2016
48 ° GELD-MAGAZIN – September 2016
°
Die besten Investmentfonds   geldanlage
Alois Wögerbauer,
3 Banken Generali, baute
seine Führungsposition mit
dem 3 Banken ÖsterreichFonds weiter aus.
Aktienfonds Österreich º Kurserholungen tun gut
Wiener Börse im Plus. Die im ­ers­ten
 3 Banken Österreich-Fonds
 Meinl Equity Austria
Quartal herben Verluste am Wiener Aktienmarkt konnten über den Sommer wieder
ausgebügelt werden. Der ATX liegt im Vergleich zum Jahresanfang wieder leicht im
Plus. Dementsprechend zeigen die Österreich-Aktienfonds ebenfalls schöne Wertzuwächse. Bei unserem Tabellen-Ersten, dem
3 Banken Österreich-Fonds, summiert sich
der Wertzuwachs über die vergangenen Jahre bereits auf stolze 53 Prozent. Leicht auf-
ISIN
Fonds
WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN
GebührenERTRAG/RISIKO
1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€
AA
TER 3 Jahre 5 Jahre
Die fünf Besten
AT0000662275
3 Banken Österreich-Fonds
8,8 26,3 52,6
96
3,50 1,94
0,40 0,48
AT0000859293
Raiffeisen-Österreich-Aktien
7,9 13,6 35,1
95
4,00 1,69
0,22 0,32
AT0000859491
SemperShare Austria
7,0
8,5 29,1
16
5,00 1,96
0,14 0,28
AT0000857412
Pioneer Funds Austria - Austria Stock
4,0
6,8 35,6
203
5,00 1,72
0,12 0,35
AT0000952460
ViennaStock
6,9
3,9 23,7
30
3,00 1,36
0,08 0,25
DURCHSCHNITT
4,5
2,7 22,7
DER SCHLECHTESTE
AT0000859368
Meinl Equity Austria
– 1,7 – 10,5 – 9,6
k.A.
5,00 1,61
neg. neg.
Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 06. September 2016
geholt hat der SemperShare Austria, der mit
einem Fondsvolumen von 16 Millionen Euro
der kleinste in der Vergleichsgruppe ist.
Negativ bemerkbar machen sich hingegen
die Österreich-Aktienfonds der Erste Spar­
invest: Der ESPA Stock Vienna (Volumen 64
Mio. Euro) erzielte über drei Jahre praktisch
keinen Gewinn, noch schwächer unterwegs
ist der RT Österreich Aktien – und da liegen
immerhin 436 Millionen Euro drinnen. Zudem
weist der RT Österreich Aktien mit 2,05 Prozent die höchste Verwaltungsgebühr aller Österreich-Aktienfonds auf – jährlich fast neun
Millionen Euro! Zwei Fonds zeigen ebenfalls
einen deutlich mangelhaften Anlageerfolg:
der VB Österreich-Invest und der Meinl Equity
Austria. Letzterer wies zu Jahresanfang noch
ein Fondsvolumen von 60 Millionen Euro auf.
Christian Scherrer
liegt trotz – oder gerade
wegen – der nachhaltigen Ausrichtung des
LGT Sustainable Equity
Fund an erster Stelle.
Aktienfonds Global º Profitieren von niedrigen Zinsen
GroSSe Auswahl. Die Performance-
Fotos: beigestellt, CHARTS: Tai-Pan / software-systems.at
 LGT Sustainable Equity Fund Global
 GAM Star Global Selector
ISIN
Fonds
Die fünf Besten
LI0106892966
LGT Sustainable Equity Fund Global
LU0112467450Nordea 1 - Global Stable Equity
LU0135991064
ValueInvest Lux Global
LU0552385295 Morgan Stanley Global Opportunity
LU0428704042
LO Funds - Generation Global
DURCHSCHNITT
DER SCHLECHTESTE
AT0000654645
TradeCom FondsTrader
Zahlen der globalen Aktienfonds belegen,
dass Aktien eine hervorragende Möglichkeit
für die langfristige Geldanlage sind. Während
sich vielerorts Widerstand gegen die niedrigen Zinsen regt, boomen hingegen Immobilien- und Aktienmärkte. So gesehen ist jeder
selbst schuld, wenn er sein Geld einfach am
Sparbuch liegen lässt. Selbst der Fonds, der in
unserem Vergleich die niedrigste Performance
zeigt, erzielte über fünf Jahre ein Plus von
WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN
1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€
27,8
15,8
18,2
18,5
19,4
7,9
69,3
55,6
57,8
89,2
61,5
30,2
– 4,5
3,5
GebührenERTRAG/RISIKO
AA
TER 3 Jahre 5 Jahre
136,0
268
5,00 1,79
1,50
122,4 2.318 5,00 1,90
1,28
117,9
908 5,00 1,86
1,25
139,0
926 5,00 1,90
0,97
138,2 1.056 5,00 1,87
0,83
72,0
1,49
1,51
1,40
0,77
0,99
0,16
0,29
12,7
72
5,00
3,49
Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 06. September 2016
13 Prozent. Der Durchschnitt der global veranlagenden Aktienfonds hat im selben Zeitraum
einen Ertrag von 72 Prozent generiert, die
­besten konnten mit knapp 140 Prozent das
Kapital sogar weit mehr als verdoppeln. Zugegeben, die vergangenen fünf Jahre sind auch
gut gelaufen. Nimmt man die vergangenen
zehn Jahre – also inkludiert die Auswirkungen
der Finanzkrise 2007/08 –, liegt der Durchschnitt der Fonds noch immer mit knapp 50
Prozent im Plus. Zur Auswahl stehen in dieser Kategorie 555 in Österreich zugelassene
Fonds, die etwas mehr als 250 Milliarden Euro
verwalten. Die drei Top-Fonds sind, wie bereits
in unserem Vergleich im Juli, in absteigender
Reihenfolge der LGT Sustainable Equity Fund
Global, der Nordea - Global Stable Equity und
der ValueInvest Lux Global.
September 2016 – GELD-MAGAZIN ° 49
geldanlage ° Die besten Aktienfonds
Aktienfonds USA º Nach den Präsidentschafts-Wahlen droht eine Korrektur
 Walser Pf. Classic Nordamerika (USD)
 UBAM US Equity Value (USD)
ISIN
Fonds
WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN
GebührenERTRAG/RISIKO
1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€
AA
TER 3 Jahre 5 Jahre
Die fünf Besten
LU0121930688 Walser Pf. Classic Nordamerika
19,3 69,0 142,8
23
5,00 1,92
1,28 1,35
DE000A0D8Q49
iShares DJ U.S. Select Dividend
23,6 68,0 150,5
331 0,00 0,31
1,09 1,32
LU0429319345T Rowe US Large Cap Equity 13,4 64,9 158,7
151 5,00 1,67
1,04 1,33
IE00B19Z8W00
Legg Mason CB US Large Cap Growth 12,9 70,3 177,3
312 5,00 1,73
1,03 1,33
IE00B1ZBRN64
Stryx America
16,2 72,9 163,8
22 5,00 1,73
1,02 1,19
DURCHSCHNITT
9,6 49,9 127,4
DER SCHLECHTESTE
LU0045841987
UBAM US Equity Value
– 1,0 22,6 88,3
333 3,00 2,06
0,08 0,51
Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 06. September 2016
Aktienfonds Eurozone º In Europa zeigen nachhaltige Aktienanlagen eine Outperformance
 Sycomore Selection Responsable
 Trendconcept-Aktien-Europa
ISIN
Fonds
Die fünf Besten
FR0010971721 Sycomore Selection Responsable
LU0629460675 UBS ETF - MSCI EMU Soc. Resp. ETF
LU0194163050 DB Platinum IV CROCI Euro
DE0009789842 Allianz Wachstum Euroland
LU0011889846 Henderson HF Euroland DURCHSCHNITT
DER SCHLECHTESTE
DE0009781773 Trendconcept-Aktien-Europa
WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN
1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€
10,5
11,6
16,6
7,7
6,9
1,0
– 8,9
GebührenERTRAG/RISIKO
AA
TER 3 Jahre 5 Jahre
38,3 98,1
545
3,00 2,00
0,73
39,1 109,7
78
0,00 0,28
0,66
42,6 113,6
241
5,00 1,14
0,64
37,7 98,8
363
5,00 1,80
0,63
36,9 114,4 1.243
5,00 1,88
0,57
20,9 67,4
0,94
1,00
0,89
0,91
0,94
0,11
0,26
5,0
20,2
9 5,00
2,18
Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 06. September 2016
Aktienfonds Japan º Bank of Japan will ein weiteres Konjunkturprogramm starten
 ValueInvest Lux Japan (EUR)
 Meinl Japan Trend (EUR)
ISIN
Fonds
Die fünf Besten
LU0135991148 ValueInvest Lux Japan
IE0003012535
GAM Star Japan Equity LU0230817339T Rowe Japanese Equity
LU0578148453 BL Equities Japan
IE0004767087
Comgest Growth Japan DURCHSCHNITT
DER SCHLECHTESTE
AT0000805064
Meinl Japan Trend
WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN
1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€
18,3
25,6
21,6
25,1
20,5
7,8
64,0
53,4
47,3
66,5
69,3
35,5
– 1,9
3,9
GebührenERTRAG/RISIKO
AA
TER 3 Jahre 5 Jahre
97,7
98
5,00 1,86
1,18
101,1
118 5,00 1,70
0,90
104,6
4 5,00 1,77
0,89
112,3
172
5,00 1,37
0,75
122,3
120
4,00 1,68
0,73
82,3
0,88
0,86
0,92
0,94
0,93
0,09
0,34
30,2
1 5,00
3,18
Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 06. September 2016
Aktienfonds Wachstumsmärkte Global º Das Wachstum bleibt überproportional
 Stewart Invest. Global EM Sust (GBP)
 UBS ES - EM High Dividend (USD)
ISIN
Fonds
Die fünf Besten
GB00B64TS881
Stewart Investors Global EM Sust.
GB0033873919 JOHCM Emerging Markets
LU0048575426
Vontobel Fund Sust. EM Leaders
LU0160155395 GAM Star North of South EM Equity LU0040507039 RAM (Lux) SF-EM Equities
DURCHSCHNITT
DER SCHLECHTESTE
LU0625543631 UBS (Lux) ES - EM High Dividend WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN
1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€
14,3
25,1
32,5
26,8
17,8
15,9
31,7
28,0
51,1
22,7
26,5
19,1
6,3
1,4
GebührenERTRAG/RISIKO
AA
TER 3 Jahre 5 Jahre
69,6
399
4,00 1,72
0,67
39,3
30
5,00 2,00
0,47
60,3
236
5,25 2,06
0,45
44,8
32 5,00 1,93
0,38
56,3 2.498 2,00 1,79
0,16
25,7
0,71
0,30
0,23
0,42
0,25
neg.
neg.
10,5
258 3,00
2,25
Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 06. September 2016
50 ° GELD-MAGAZIN – September 2016
°
Die besten Investmentfonds   geldanlage
Das nächste China º Aktienfonds Indien
ISIN
Fonds
Die fünf Besten
GB00B1FXTF86
Stewart Inv. Indian Subcontinent IE00B0JY6M65
PineBridge India Equity LU0333810181
Goldman Sachs India Equity LU0267983889 Invesco India Equity LU0231203729 Franklin India DURCHSCHNITT
DER SCHLECHTESTE
AT0000495429
Meinl India Growth
WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN
1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€
11,9
16,0
17,0
20,6
24,2
16,0
11,7
GebührenERTRAG/RISIKO
AA
TER 3 Jahre 5 Jahre
120,7 116,5
353
4,00 1,95
1,38
154,5 94,6
981 6,00 2,05
1,30
141,6 116,6 1.670 5,50 2,25
1,08
130,7 90,8
263 5,00 2,15
1,04
123,1 84,4 3.251 5,75 1,89
1,03
120,7 76,7
0,71
0,38
0,43
0,34
0,32
0,57
0,17
45,7
22,8
5 5,00
4,35
 Stewart Inv. Indian Subcontinent (GBP)
 Meinl India Growth (EUR)
Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 06. September 2016
Profiteure der Niedrigzins-Politik º Aktienfonds Branche Edelmetalle
ISIN
Fonds
Die fünf Besten
LU0357130854 Bakersteel Global Precious Metals
LU0290140358 Stabilitas - PacificC Gold+Metals
LU0229009351 Stabilitas - Gold+Resourcen
IE00B3CNHG25
ETFS DAX Global Gold Mining ETF
LU0175576296 Konwave Gold Equity Fund
DURCHSCHNITT
DER SCHLECHTESTE
LU0568608276 Amundi Fds. Equity Glb. Gold Mines
WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN
1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€
GebührenERTRAG/RISIKO
AA
TER 3 Jahre 5 Jahre
175,6 123,7 – 12,4
107
5,00 3,39
0,71
156,2 107,5 – 14,9
38
5,00 3,07
0,53
124,8 79,0 – 30,4
15
5,00 3,84
0,47
110,4 40,6 – 38,3
96
0,00 0,65
0,16
144,3 40,5 – 36,3
142
5,00 1,98
0,13
90,3 27,6 – 34,7
neg.
neg.
neg.
neg.
neg.
neg.
neg.
97,5
12,7 – 51,0
152 4,50
2,33
 Bakersteel Global Precious Metals (EUR)
 Amundi Equity Glb. Gold Mines (USD)
Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 06. September 2016
Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten º Aktienfonds Branche Technologie
ISIN
Fonds
Die fünf Besten
LU0302296495 DNB Fund Technology
AT0000688858
Raiffeisen-Technologie-Aktien
DE0005152623 Deka-Technologie
LU0099574567 Fidelity Funds - Global Technology
LU0101692670 Pictet-Digital Communication
DURCHSCHNITT
DER SCHLECHTESTE
IE00B5THWW23 GAM Star Technology WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN
1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€
26,6
19,8
22,1
26,7
26,6
16,3
9,7
81,0
77,9
70,6
78,3
70,9
59,3
GebührenERTRAG/RISIKO
AA
TER 3 Jahre 5 Jahre
177,8
337
5,00 2,42
1,25
159,7
30 5,00 2,22
1,16
143,4
353 3,75 1,45
1,14
177,3 1.100
5,25 1,92
1,03
145,6
734
5,00 2,00
0,77
124,0
1,44
1,25
1,29
1,25
0,86
0,21
0,59
34,1 129,3
244
5,00
1,70
 DNB Fund Technology (EUR)
 GAM Star Technology (USD)
Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 06. September 2016
Nach der Korrektur drehen die Kurse wieder nach oben º Aktienfonds Branche Biotech
ISIN
Fonds
Die fünf Besten
AT0000746748
ESPA Stock Biotec LU0108459040 Candriam Equities L Biotechnology
LU0415392322 Bellevue (Lux) BB Adamant Biotech LU0130190969
CS (Lux) Global Biotech Innovators
LU0069152568 UBS (Lux) Equity Fund - Biotech
DURCHSCHNITT
DER SCHLECHTESTE
LU0090689299 Pictet-Biotech
WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN
1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€
GebührenERTRAG/RISIKO
AA
TER 3 Jahre 5 Jahre
257,0
197
4,00 1,99
0,50
259,7
487
3,50 1,83
0,40
251,0
64 5,00 2,32
0,36
247,0
152
5,00 2,19
0,35
251,0 1.056 3,00 2,11
0,34
216,9
0,96
0,86
0,88
0,84
0,84
0,23
0,67
– 18,9
– 15,5
– 17,7
– 16,4
– 14,6
– 17,6
56,7
61,9
56,9
56,1
53,9
56,8
– 20,5
41,5 187,9
1.037
5,00
2,02
 ESPA Stock Biotec (EUR)
 Pictet-Biotech (EUR)
Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 06. September 2016
September 2016 – GELD-MAGAZIN ° 51
AKTIENPanorama
IRLAND
STARKES 1. HALBJAHR
Land des Monats
CA IMMO. Nach einem Rekordergebnis im
CORPORATE PARADISE? Die irische Stra-
ECKDATEN (Republik Irland)
Staatsform
Parlamentarische Republik
Hauptstadt
Dublin
Amtssprache
Irisch und Englisch
Staatsoberhaupt
Michael D. Higgins
Regierungschef
Enda Kenny
Fläche
70.282 km2
Einwohner
etwa 4,6 Millionen
Bevölkerungsdichte
rund 65,5 pro km2
Währung
Euro
Kfz-Kennzeichen
IRL
Internet-TLD
.ie
Internat. Telefonvorwahl
+44
Unabhängig seit
1921
Nationalfeiertag
17. März
Größte Städte
Dublin, Cork, Galway, Tallaght
Verwaltungsgliederung
32 Grafschaften
Nachbarstaaten
Vereinigtes Königreich (Nordirland)
Höchste Erhebung
Carrauntoohil (1041 m)
tegie, mit besonders niedrigen Steuern jede
Menge Europa-Hauptquartiere internationaler
Großkonzerne auf die Grüne Insel zu locken,
hat über lange Zeit Früchte getragen. Der „Fall
Apple“ bringt die Politik in Dublin nun jedoch
ganz ordentlich in die Bredouille. Die von EUWettbewerbskommissarin Margrethe Vestager
berechnete und von Apple-Boss Tim Cook als
„politischer Mist“ bezeichnete Steuernachzahlung in der Höhe von 13 Milliarden Euro
für das Unternehmen aus Cupertino birgt viel
Sprengkraft. Nicht nur die Beziehungen zwischen Europa und den USA könnten durch die
nunmehrige Untersagung des irisch-kalifornischen Steuerdeals durch Brüssel Schaden
nehmen. Auch die konservative irische Minderheitsregierung selbst steht vor einer Zerreißprobe, da mittlerweile viele Stimmen im Land
und unter den Abgeordneten laut werden, die
sich ebenfalls für eine Apple-Steuerrückzahlung stark machen.
Vorjahr konnte CA Immo auch erfolgreich in
das neue Geschäftsjahr 2016 starten und ein
sehr starkes erstes Halbjahr präsentieren. Das
Unternehmen verbuchte in den ersten sechs
Monaten eine deutliche Steigerung der Mieterlöse um 18,3 Prozent auf 81,3 Millionen Euro.
Das EBITDA lag mit 61,4 Millionen Euro 22,2
Prozent über dem Vorjahresniveau. Neben dieser sehr starken operativen Entwicklung wurde
mit 113,1 Millionen Euro auch ein signifikantes
Neubewertungsergebnis erzielt. Die Aufwertungen spiegeln das positive Marktumfeld
insbesondere in Deutschland, dem bedeutendsten Kernmarkt der CA Immo, wider. Das
EBIT betrug zum Stichtag 30. Juni 2016 175,6
Millionen Euro, eine Steigerung um 73,4 Prozent.
STARKE WORTE ´´
der Börse verdienen
als Trump!“
Smith and Wesson-Boss
„Es gibt keinen besser
verdienten Euro
als den, den man
nicht ausgibt.“
Investorenlegende War-
James Debney profitiert
ren Buffett ist offen-
vom gesteigerten Sicher-
OMV-Generaldirektor
sichtlich nicht davon
heitsbedürfnis seiner
Rainer Seele macht sei-
überzeugt, dass der re-
amerikanischen Kunden.
nem Ruf als „Sparfuchs“
publikanische Präsident-
Die Waffenschmiede
im Rahmen der Präsenta-
schaftskandidat Donald
steigerte ihren Gewinn im
tion der Halbjahreszahlen
Trump besondere Fähig-
zweiten Quartal, verglichen mit dem Vorjahres-
seines Unternehmens
zeitraum, um mehr als 100 Prozent.
wieder einmal alle Ehre.
keiten als Geschäftsmann vorzuweisen hat.
52
„Wir sind mit unseren Quartalsergebnissen sehr zufrieden.“
° GELD-MAGAZIN – SEPTEMBER 2016
CREDITS: Shutterstock, Archiv, beigestellt
„Ein Affe kann mehr Geld an
Weltweit größtes Zinn-Vorkommen entdeckt
D
ie Ergebnisse der Bohrungen (Diamond Drilling) übertrafen alle Erwartungen der Geologen. Alphamin Resources
hat in einer Feasibility-Studie 208.000 Tonnen Zinn nach­gewiesen und vermessen. Dabei ist der Zinngehalt im Erz mit 4,34 Prozent deutlich höher als in anderen Zinnvorkommen weltweit. Jetzt haben weitere Bohrungen Erzschichten mit Zinngehalten von
über 20 Prozent (!) aufgezeigt. Das ist Weltsensation und wird die ohnehin niedrigen
Abbaukosten weiter senken. Mega-Gewinne
sind zu erwarten.
wendet. Und Zinn wird auch für Elektromobilität gebraucht. Hier wird in den kommenden
Jahren ein Anstieg der Nachfrage von rund
zehn Prozent pro Jahr erwartet. Damit liegt
es auf der Hand, dass der Preis für den Rohstoff Zinn tendenziell steigen wird, zumal seit
Jahren keine neuen wesentlichen Vorkommen
entdeckt wurden.
„Bei Zinn sind die Sorgen über das mangelnde Angebot deutlich größer als bei anderen Industriemetallen. Die Weltförderung hinkt
bei Zinn bereits seit Längerem der Nachfrage hinterher. Insgesamt werden jährlich rund
250.000 Tonnen gefördert, der weltweite Verbrauch liegt demgegenüber bei rund 300.000
Tonnen pro Jahr“, beschreibt Boris Kamstra,
CEO der an der kanadischen Börse notierten
Alphamin Resources, das Umfeld. Die produzierte Menge wird etwa zu je einem Drittel als
Lötmasse (Elektronikindustrie), für Weißbleche
(Konservendosen), für Chemikalien und Pigmente (Farben) und mit steigender Tendenz
in der Elektronikindustrie (Leiterplatten) ver-
Aktienkurs der Alphamin Resources (AFM)
Entwicklung des Zinnpreises
CAD
0,8
0,7
0,6
0,5
0,4
0,3
0,2
0,1
Die Entdeckung des Zinnvorkommens verleiht
dem Aktienwert einen ungeahnten Spielraum.
Boris Kamstra,
CEO, Alphamin
Resources
Alphamin traf mit den bohrungen
ins Schwarze
Alphamin Resources erforscht seit 2012 ein
Gebiet mit Zinnvorkommen im Kongo – genauer gesagt in der Provinz Kivu. Und die Exploration hat sich nun gelohnt. Im Februar dieses
Jahres wurde eine sensationelle FeasibilityStudie veröffentlicht, die ein konzentriertes
Zinnvorkommen von 208.000 Tonnen bestätigt. Ein Update der Studie wurde am 29. Juni
herausgegeben. Der Clou dabei ist, dass der
Zinngehalt in den Lagerstätten von Alphamin
extrem hoch ist – und damit kostengünstig zu
fördern. Das Potenzial der Lagerstätten wird
von Geologen auf mehr als eine Million Tonnen
geschätzt. Alphamin hat bereits die komplette
Infrastruktur aufgebaut, inklusive Straßen und
Siedlung mit Wohnhäusern.
Bei Zinnminen liegt der Zinngehalt im Erz üblicherweise bei durchschnittlich 0,8 bis 1,2
Prozent. „Beim Alphamin-Projekt wurde ein
durchschnittlicher Zinngehalt von 4,34 Pro-
Nachfrage nach Zinn steigt,
aber Kaum neue Abbau-Projekte
„Alphamin entwickelt derzeit
die weltweit
bedeutendste
Zinn-Mine der
vergangenen
100 Jahre“
Die Rohstoffkrise drückte ohne fundamentale
Begründung auch auf den Preis von Zinn.
zent festgestellt. Das Metall kann somit mit
den niedrigsten Produktionskosten weltweit
gefördert werden – die All-In-Costs liegen bei
8.935 US-Dollar/Tonne. Da Zinn am Weltmarkt
mit über 19.000 US-Dollar pro Tonne gehandelt wird, ergibt dies für uns eine Gewinnmarge von 10.000 US-Dollar pro Tonne, was alleine für die leicht abbaubaren 208.000 Tonnen
ein Gewinnpotenzial von mindestens zwei Milliarden US-Dollar ergibt“, schwärmt Kamstra.
Bewertung von Alphamin
Alphamin Resources ist zu 87 Prozent an
dem Zinnprojekt beteiligt. Die Aktie notiert
an der kanadischen Börse in Toronto – derzeit zwischen 0,30 und 0,33 CAD. Multipliziert
man den Kurs mit der Aktienanzahl (380 Millionen), ergibt sich eine Marktkapitalisierung
von rund 114 Millionen CAD (~89 Mio. USD).
Demgegenüber steht ein potenzieller Gewinn
von zumindestens zwei Milliarden US-Dollar, was einen Gewinn pro Aktie von 5,26 Dollar ergibt. Und das ist noch sehr konservativ gerechnet. Eine zu erwartende Steigerung
des Zinnpreises und/oder die Ausdehnung der
Produktion auf die geschätzte abbaubare Gesamtmenge von einer Million Tonnen würde
den Gewinn noch weiter in die Höhe treiben.
www.alphaminresources.com
September 2016 – GELD-MAGAZIN ° 53
Advertorial
Alphamin Resources
aktien ° Börsen International
USA ° Zinserhöhung ante portas?
Überraschung. Obwohl die Finanzmärkte für die USA in diesem Jahr keine Zins­
erhöhung eingepreist haben, scheint das Land nun kurz vor einer solchen zu stehen. In ihrer
alljährlichen „Jackson Hole Speech“ hält Fed-Chairwoman Janet Yellen für den Fall, dass
sich der US-Arbeitsmarkt weiterhin so dynamisch entwickelt, eine Zinserhöhung schon im
September für möglich. Und das, obwohl die Konjunkturdaten abseits des Arbeitsmarktes
sehr gemischt ausgefallen waren. Keine Überraschung war, dass die US-Unternehmensge­
winne nun schon im fünften von sechs Quartalen geschrumpft waren (-1,2%). Einer der
Lichtblicke hingegen waren die Konsumausgaben. Für das dritte Quartal wird ein moderater
Aufschwung von gut zwei Prozent erwartet. Die Frage ist aber, ob die Unternehmen bei sinken­
den Gewinnen weiterhin so viel neues Personal
einstellen werden. Allerdings konzentrierte sich
die Gewinnschwäche auf wenige Branchen, S&P 500
2200
v.a. Energie und Exportindustrie. Finanz- und
serviceorientierte Unternehmen, die weitaus
2000
die höchsten Beschäftigungszahlen haben,
geht es deutlich besser. Auch der Immobi­
1800
lienmarkt zeigte sich robust. Ebenso wichtig für
1600
die Fed ist die Inflation, und die stieg im zwei­
ten Quartal annualisiert um zwei Prozent und
1400
näherte sich damit bedenklich nahe dem FedZiel. Auch die Ausgaben für dauerhafte Güter
1200
2012
2013
2014
2015
’16
legten kräftig um 4,4 Prozent zu. (wr)
Weiterhin robust ° Der breite US-Aktienindex fiel nur kurz auf die 2000er-Marke, um sich rasch
auf über 2100 Punkte zu erholen. Im August erreichte er
sogar ein neues Rekordhoch von fast 2200 Punkten. Seither tut sich nicht viel – eine Korrektur (US-Zinsen!) würde
nicht überraschen.
China ° Konjunkturprogramm wirksam
Hang SenG
veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes für
28.000
das verarbeitende Gewerbe eine stabilisierte
Konjunkturstimmung. Das Fiskalprogramm der
26.000
Regierung zeigt also positive Wirkung. Wie lan­
24.000
ge diese anhält, bleib jedoch fraglich. Dabei ist
China extrem wichtig für seine Nachbarn. 30
22.000
Prozent der koreanischen und 40 Prozent der
20.000
taiwanesischen Exporte gehen nach China. Der
Preis: China hat mit 240 Prozent den höchsten
18.000
2012
2013
2014
2015
’16
Verschuldungsgrad aller Emerging Markets.
Die Frage ist, wie lange die kreditfinanzierte
Konjunkturförderung weitergehen kann. Zudem sanken Chinas Ausfuhren im Vergleich zum
Vorjahresmonat um 4,4 Prozent. Noch schwächer entwickelten sich die Einfuhren mit einem
Minus von 12,5 Prozent. Dass die Exporte nicht noch schwächer ausgefallen waren, liegt vor
allem an der schwachen Landeswährung Yuan, die die Regierung in den vergangenen Mo­
naten stetig abgewertet hatte. Dafür hat sich das Wachstum des Automarkts dank Rabatten
weiter beschleunigt. In den ersten sieben Monaten des Jahres wurden auf dem weltgrößten
Automarkt 12,4 Millionen Fahrzeuge verkauft – ein Plus von 11,1 Prozent. Im September wird
eine zusätzliche Belastung für Chinas Aktienmarkt eintreten, nämlich mit dem Börsengang
der chinesischen Postbank mit einem Volumen von rund zehn Milliarden Dollar.
(wr)
54 ° GELD-MAGAZIN – september 2016
Volatil aufwärts ° Nachdem sich der
HSCEI auf fast 8800 Punkte erholt hatte, gelang es ihm in
mehreren Anläufen, die Widerstandszone zwischen 9000
und 9200 Punkten zu knacken und bis auf 9600 Punkte
zu steigen. Der nächste Widerstand liegt nun bei 9800
bzw. 10.000 Punkten.
creditS: Lipper
Mit höheren Schulden zu mehr
Wachstum. In China unterstreichen die
°
Börsen International   AKTIEN
europa ° Brexit zeigt nun doch seine Wirkung
Zunehmende Schwächezeichen. Die Märkte steckten den Brexit rasch weg
Vom Brexit erholt ° Der Euro-Aktien­index
fiel unter die Unterstützung bei 2980 Punkten, erholte
sich dann aber zügig auf 3050 Punkte. Seither kämpft er
um Stabilität, was ihm – auch wegen sehr geringer Umsätze – vorerst gelungen ist. Ein Fall unter 3000 Punkte
deutet sich jedoch an.
und beachteten ihn kaum weiter. Jetzt werden sie aber auf den harten Boden der Tatsachen
zurückgeholt. Der europaweite Einkaufsmanagerindex erreichte zwar mit 53,3 Punkten den
höchsten Stand seit sieben Monaten, doch fiel dieser Index für Großbritannien von 52,4 im
Juni deutlich auf aktuell 48,2. Die Stimmung der deutschen Manager hat sich ebenfalls be­
reits den zweiten Monat in Folge eingetrübt und fiel damit auf den schlechtesten Wert seit
sechs Monaten. Die ifo-Geschäftserwartungen reduzierten sich von 102,1 auf 101,1 Punkte.
Setzt man Geschäftslage und -erwartungen zueinander in Beziehung, ist die deutsche Wirt­
schaft im Konjunkturzyklus in einen „Abschwung“ eingetreten. Vor allem der Auftragseingang
war rückläufig und dementsprechend auch die
Investitionen. Opel muss bereits auf Kurzarbeit
Euro Stoxx 50
umstellen. Auch das QE-Programm der EZB ist
bislang nicht von Erfolg gekrönt. Mittlerweile
3800
wird zudem das Angebot an Schuldtiteln, die
3600
3400
die Ankaufbedingungen erfüllen, immer klei­
3200
ner. Spätestens im Frühjahr 2017 ist der Markt
3000
für deutsche Staatspapiere ausverkauft. Zwar
2800
könnte man das Angebot durch die Lockerung
2600
der Bedingungen für kaufbare Papiere auswei­
2400
ten, doch so würde die EZB immer mehr zum
2200
Endlager bonitätsschwacher Anleihen mit Aus­
2000
2012
2013
2014
2015
’16
fallpotenzial.
(wr)
japan ° Helikopter-Money vor Abwurf?
Nikkei 225
Erholung abgebremst ° Nachdem
der Widerstand bei gut 16.000 Punkten durchbrochen
werden konnte, stieg der japanische Aktienindex noch fast
bis auf 17.000 Punkte. Seitdem ging es jedoch wieder auf
16.300 Punkte bergab. Die hier befindliche Unterstützungszone sollte halten.
Yen-Aufwer tung bel astet.
Während sich die Stimmung in der Dienstleis­
tungsbranche im August verbessert hat, sind
20.000
die Industriebetriebe skeptischer. Wie aus der
18.000
Tankan-Umfrage unter 533 Unternehmen her­
vorgeht, macht unter anderem der starke Yen
16.000
vielen Firmen zu schaffen. Im verarbeitenden
14.000
Gewerbe fiel das Stimmungsbarometer von
12.000
drei auf plus einen Punkt, das ist der niedrigste
10.000
Wert seit 2013. Japans Ausfuhren waren im
Juli um 14 Prozent eingebrochen. Auch die Ge­
8.000
2012
2013
2014
2015
’16
samtwirtschaft legte zuletzt kaum noch zu. Die
Regierung will deswegen wieder ein riesiges
Konjunkturpaket in der Höhe von 28,1 Billionen Yen (246 Mrd. Euro) schnüren. Die direkten
staatlichen Ausgaben sind lediglich ein Viertel davon. Dennoch gibt es Spekulationen, ob
Japan nicht den Versuch des „Helikoptergeldes“ wagen sollte. Der Kerngedanke dahinter
ist, dass man dem Verbraucher mit Geldgeschenken direkt Mittel in die Hand gibt, um seine
Konsumausgaben zu steigern. Der Clou dabei ist, dass die Zahlungsverpflichtungen in der Zu­
kunft nicht steigen würden. Das Ergebnis der „Abenomics“ ist mehr als drei Jahre nach dem
Start ernüchternd: Die Wirtschaft dürfte laut IWF nächstes Jahr nur mit 0,1 Prozent wachsen
(Ziel waren drei Prozent). Die Gefahr einer Deflation ist noch nicht gebannt, auf Struktur­
reformen wartet man weiterhin. Mittlerweile sind alle Ziele außer Reichweite.
(wr)
september 2016 – GELD-MAGAZIN ° 55
aktien ° Anlagetipps
Trotz Brexit stabil
Bezüglich des Brexit-Dramas sind die Finanzmärkte gelassen geblieben und haben sich sogar über das Vor-­
Brexit-Niveau hinaus wieder erholt. Allerdings zeigen Makro-Indikatoren aus Europa, dass langsam, aber
­sicher zumindest die Unternehmen die Nachteile des Brexit zu spüren bekommen.
Wolfgang Regner
D
arüber hinaus wurden bisher durchaus realistische politische Risiken
ignoriert, etwa wer die US-Präsidentschaftswahlen gewinnt. Anleger sollten daher
­einige Fragen still bei sich erörtern. Hilfestellung leistet hierbei etwa der AnleihenGuru und Ex-Chef von Pimco, Bill Gross.
Frage eins: Wann bricht unser kreditfinanziertes Finanzsystem zusammen oder wird
zumindest über Gebühr belastet? Gross:
„Wenn investierbare Assets zuwenig Ren­
dite für die impliziten Risiken bieten. Tief
oder negativ verzinste Anleihen werden zunehmend in Cash oder Gold getauscht und
das System zum Deleveraging (Abbau des
Verschuldungsgrades) gezwungen. Eine
Nullzinsgrenze verschlechtert eher die Kreditvergabe, als dass sie sie ankurbelt, da die
Banken auch wegen regulatorischer Vorschriften nicht zu hohe Kreditrisiken in ihren Büchern halten dürfen – und diese Risiken steigen, je negativer das Zinsumfeld
wird.“ Frage zwei: Kann der Kapitalismus
im Nullzinsumfeld funktionieren? Gross:
„Nein! Zwar steigen die Asset-Preise, aber
die Nullzinsen zerstören die Spareinlagen
und erschweren mit Verbindlichkeiten aufgebaute Geschäftsmodelle. Konsumenten
geben weniger aus, da sie ihre Sparquoten
anheben müssen, daher senken Unternehmen ihre Investitionen, Versicherungen
und Pensionskassen können die Renditeerwartungen nicht erfüllen – Erstere könnten
sogar in Pleitegefahr geraten. So sind etwa
Mitte der 90er-Jahre einige große japanische
Lebensversicherungen in die Insolvenz geschlittert.“ Frage drei: Wie lange kann das
QE von EZB, der Notenbanken von Japan
und England mit einem Volumen von monatlich (!) 180 Milliarden Dollar weitergehen? Gross: „Noch eine ganze Weile. Die
Staaten erhalten von den Zentralbanken
Geld zum Nulltarif – und dabei sollte ihnen
doch Staatsfinanzierung verboten sein. Allerdings schrumpft das Angebot qualitativ
guter Assets und die Fixzinsmärkte trock-
nen aus. Das Ende für QE ist eine Ausdehnung der Fälligkeiten bis ins Unendliche
oder das ewige Weiterrollen der ausstehenden Kredite.“ Frage vier: Wie erkennen Anleger, ob diese Geldpolitik am Ende doch
erfolgreich ist? Gross: „Hierbei ist nominales BIP-Wachstum mit einer nicht zu hohen Inflation entscheidend. Das Nominalwachstum (berechnet inklusive Inflation)
ermöglicht es Staaten, ihre Rückzahlungen
samt Zinsen zu decken. Beobachten sie also
vor allem dieses – in den USA sind vier bis
fünf Prozent möglich, in Europa drei bis
vier.“ Frage fünf: Was können die Investoren
tun? Gross: „Risiken reduzieren und Renditen von nur mehr drei bis fünf Prozent akzeptieren. Ich mag keine Anleihen, auch die
meisten Aktien nicht und auch nicht Private
Equity. Reale Assets wie Land (Immobi­
lien), Gold und Sachvermögen wie Unternehmenswerke samt Ausrüstung sind zu
empfehlen, zum Teil aber für den gewöhnlichen Investor nicht greifbar.“
Kassen klingeln. Zwar sank der Umsatz im zweiten Quartal um 3,3 Prozent auf 15,4 Milliarden
Dollar, das ist aber auf die Kosten des Rückzugs
aus Venezuela zurückzuführen. Dafür stieg der
Gewinn um 1,2 Prozent auf zwei Milliarden Dollar. Das zeigt, dass die Diversifizierung in den
Bereichen Snacks und gesündere Getränke wie
Frito Lay (Chips) und Quaker Foods (Frühstücksflocken) funktioniert. Positiv ist weiters, dass
die Produktionskosten dank Einsparungen um
sechs Prozent gesunken sind. Die Gewinnprognose für heuer wurde auf 4,71 Dollar je Aktie
angehoben.
Auch der Chart sieht gut aus: Nach dem Ausbruch über den
mona­telangen Widerstand bei 107 Dollar ergibt sich ein Kurs­
potenzial bis gut 120 Dollar. Hier empfehlt sich ein Kauf bei
einem Rücksetzer auf 104 Dollar.
ISIN US7134481081  Börse New York (NYSE)
Das bekannteste Produkt des Getränke-Her
stellers ist Pepsi. Neben dem Coca-Cola-Konkurrenzprodukt stellt PepsiCo eine Reihe weiterer
Limonaden-Getränke her und setzt verstärkt auf
gesündere, nicht-kohlensäurehaltige Getränke,
wie Gatorade oder Tropicana. Während CocaCola den Fokus auf Getränke setzt, spielen feste
Nahrungsmittel (z.B. Kartoffelchips) bei PepsiCo eine wichtige Rolle. Die Hälfte des Konzern­
umsatzes wird weiterhin in den USA erzielt. Die
Stärke des US-Dollars ist also kaum ein Problem.
So lassen neu eingeführte Obst- und Gemüsesäfte und Lay’s Kartoffelchips bei PepsiCo die
56 ° GELD-MAGAZIN – september 2016
charts: onvista.de
Pepsico ° Voll im Saft
°
Anlagetipps   aktien
Walt Disney ° Einstiegschance
Die Aktie von Walt Disney ist langfristig gese­
hen ein Wachstumswert par excellence. Momentan allerdings müssen die Aktionäre des
Medienkonzerns eine Durststrecke überstehen. Als Belastungsfaktor erwies sich in den
vergangenen Monaten die Kabelsparte, bei
der die Umsätze rückläufig waren. Im abgelaufenen dritten Quartal des Geschäftsjahres
2015/16 zeichnete sich aber Besserung ab. So
konnte Disney wieder einen Zuwachs bei den
Abo-Services vermelden. Auch die ­Erlöse im
Bereich der Filmstudios steigerte Walt Disney
dank einiger Blockbuster um satte 40 Prozent.
Der Gewinn schnellte um 62 Prozent nach
oben. Und auch bei den Vergnügungsparks liefen die Geschäfte mit einem Umsatzanstieg
von 6,1 Prozent unerwartet gut. Der Mitte Juni
neu eröffnete Freizeitpark in Shanghai verzeichnete bisher schon mehr als eine Million
Besucher. Insgesamt stieg der Umsatz im dritten Quartal um 9,1 Prozent auf 14,28 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn verbesserte sich
um 5,1 Prozent auf 2,60 Milliarden Dollar. Damit ist Walt Disney auf dem besten Weg, auch
im laufenden Geschäftsjahr wieder neue Rekorde bei Umsatz und Gewinn zu erreichen.
Die langfristige, seit 2009 gültige Aufwärtstrendlinie bietet im
Bereich von 92 Dollar eine solide Unterstützung. Der Widerstand
auf der Oberseite ist die mittelfristige Abwärtstrendlinie, die bei
knapp über 100 Dollar verläuft. Kauf bei rund 88 Dollar.
ISIN US2546871060  Börse New York (NYSE)
Ein großer Fisch ° Marine Harvest
Der Chart zeigt einen langfristigen Aufwärtstrend, in dem die
Kurslinie gerade korrigiert. Das vergangene Hoch lag bei 15,80
Euro. Kauf bei Rücksetzer auf 12 Euro. Stopp Loss bei 9,58
Euro setzen.
ISIN NO0003054108  Börse Frankfurt
Marine Harvest profitiert vom Trend zur gesunden Ernährung. Lag der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch an Fisch in den 1960er-Jahren weltweit
noch bei durchschnittlich 9,9 kg, wurden 2010
bereits 18,6 kg Fisch verzehrt. Verbunden mit
dem Wachstum der Weltbevölkerung, mussten die Fangquoten enorm gesteigert werden.
Die Gefahr einer Überfischung der Weltmeere
steigt. Fischfarmen dagegen wirken der Überfischung entgegen. Marine Harvest züchtet in
speziellen Fischfarmen vor allem Lachse. Um
diese zu ernähren, werden seit 2014 auch
Krebse, Heringe und Sprotten gezüchtet. Damit
greifen die Fischfarmen kaum in das MeeresÖkosystem ein. Zudem entfällt der Aufwand,
immer neue Fanggründe zu suchen. Marine
Harvest ist mit einem Umsatz von 30,5 Milliarden norwegische Kronen (2016 erwartet) mit
einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von 1,8 relativ
hoch bewertet. Doch Marine Harvest wächst
auch stark und hat den Umsatz seit 2012 um
80 Prozent gesteigert. 2015 stieg der Gewinn
um 50 Prozent. Zudem wird die Weiterverarbeitung des produzierten Fischs wichtiger für
Marine Harvest. Mit Fertigprodukten lassen
sich höhere Margen erzielen als mit Rohfisch.
SPDR MSCI World Small Cap ETF ° Kleine Schönheiten
Warum Small Caps in der Regel eine bessere Performance abliefern, damit hat sich die
Kapitalmarktforschung bereits intensiv beschäftigt. Dort ist von der „Small Cap“-Prämie
die Rede. Anleger sind in der Regel bereit, für
kleine Werte einen Aufschlag zu bezahlen,
da sie schneller wachsen. Das höhere Risiko
in kleinere Werte relativiert sich jedoch beim
SPDR MSCI World Small Cap ETF. Die Gewichtung des größten Titels, National Retail Properties, beträgt gerade einmal 0,18 Prozent. In
zehn der letzten 14 Jahre war der MSCI World
Small Cap besser als der MSCI World. Seit De-
zember 2000 schafften die Small Caps fast
vier Prozent Wertzuwachs mehr pro Jahr. Mit
dem SPDR MSCI World Small Cap kann man
an der Wertentwicklung von kleinen Unternehmen aus 23 verschiedenen Industrieländern
partizipieren. Der MSCI World Small Cap Index
umfasst 4333 Titel aus Ländern wie Deutschland, Frankreich, Japan, USA oder Großbritannien und deckt dabei etwa 14 Prozent der
Streubesitz-Marktkapitalisierung eines jeden
Landes ab. Die durchschnittliche Marktkapitalisierung der Indextitel beträgt etwa 1,14 Mil­
liarden US-Dollar.
Der ETF enthält „nur“ 1823 Titel. Daher ist der Tracking Error
höher als bei Euro Stoxx ETFs. In diesem Falle geht die Abwei­
chung jedoch nicht zulasten des ETF, bislang hat er sich sogar
besser als der Index entwickelt. Kauf bei rund 49,50 Euro.
ISIN IE00BCBJG560  Börse Frankfurt
september 2016 – GELD-MAGAZIN ° 57
aktien ° Österreich
Sommerrally gerät ins Stocken
Die Halbjahresbericht-Saison ist beendet. Die veröffentlichten Zahlen haben sich in – zumeist positiven –
Kursveränderungen niedergeschlagen. Manche Aktien sind dabei sogar relativ teuer geworden. Doch es gibt
durchaus noch einige Schnäppchen, in die es sich zu investieren lohnt.
Mario Franzin
ktionäre österreichischer Unternehmen dürfen sich eigentlich nicht beklagen. Denn immerhin legten die Wiener
Börsenindizes seit Ferienbeginn um knapp
20 Prozent zu – einerseits als Erholung nach
dem Brexit-Votum und andererseits infolge
der weiterhin lockeren Geldpolitik der Notenbanken. Die Spitzenperformer über die
Sommermonate waren Zumtobel (+64%,
sie­he Kasten rechts), RHI (+49%), Valneva
(+43%), Erste Group Bank (+36%) und Lenzing (+34%). Hintergrund der Kursanstiege
waren vor allem gute Halbjahreszahlen und
bei der Erste Bank zusätzlich die Senkung
der Stabilitätsabgabe.
Technologie-Unternehmen
werden unterschätzt
Unser Favorit unter den TechnologieWerten ist zurzeit der Leiterplattenhersteller AT&S. Das Hightech-Unternehmen aus
Leoben investierte rund 500 Millionen Euro
in zwei Werke in Chongqing, China. Nach
Jahren der Planung und Errichtung läuft die
Produktion nun stufenweise an. Während
die Anlaufkosten heuer das Ergebnis der
AT&S noch belasten werden, sollten die
neuen Werke in den folgenden Jahren kräftige Umsatz- und Gewinnbeiträge liefern.
Im Jahr 2018 dürfte AT&S die Umsatz-Milliarde knacken und einen Gewinn von rund
50 Millionen Euro erwirtschaften, was das
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf acht
drücken wird. Zudem zahlt AT&S jährlich
eine Dividende, die heuer bei etwa 0,25
Euro pro Aktie erwartet wird (Rendite von
2,4 Prozent). Nach den ersten Kursanstiegen notiert die AT&S-Aktie derzeit bei
11,40 Euro, der Buchwert liegt mit 14,60
Euro je Aktie um 30 Prozent darüber. Das
Kursziel liegt bei rund 16,50 Euro.
Ähnlich attraktiv wie AT&S war Kapsch
TrafficCom vor eineinhalb Jahren – die Aktie wurde damals um rund 20 Euro gehandelt, jetzt um 40 Euro. Denn nach dem Verlustjahr 2014/15 verbesserten sich die Aussichten. Das Kostensenkungsprogramm
und eine Serie neuer Aufträge pushten den
Gewinn und damit den Aktien­kurs nach
oben. Zuletzt sorgte die Übernahme der
KTT für einen Umsatzanstieg von 30 Prozent. Für das Gesamtjahr wird ein Gewinn
Austrian Traded index (ATX)
Rasche Erholung. Der Anstieg des Index vom
„Brexit-Tief“ bei 1982 Punkten auf derzeit
2395 Punkte stellt immerhin einen Zuwachs
von 20 Prozent innerhalb von zweieinhalb
Monaten dar. Dabei ließ sich der Index Ende
August auch nicht von dem seit Mitte 2015
gültigen Abwärtstrend bremsen (bei 2300
Punkten). Jetzt sind aufgrund der überkauften
Situation Gewinnmitnahmen zu erwarten. Der
erste Anlauf, die Marke bei 2400 Punkten zu
überschreiten, scheiterte bereits einmal.
58 ° GELD-MAGAZIN – September 2016
von rund 40 Millionen Euro erwartet (KGV:
13,5). Das Kursziel liegt bei 45 Euro.
Hervorragende Zahlen präsentierte
auch der Autozulieferer Polytec aus Hörsching. Das Umsatzwachstum hat sich im
zweiten Quartal von ein Prozent auf knapp
neun Prozent beschleunigt. Der Periodengewinn stieg um 13 Prozent auf 6,9 Millionen Euro. Die Jahresprognose wurde vom
Vorstand angehoben. Das Kursziel liegt seitens der Analysten der Erste Bank bei 9,60
Euro (Kurs am 9. September: 8,07 Euro).
Immobilien-Aktien profitieren
durch AUfwertungsgewinne
Der IATX (Immobilien-Index der Wiener Börse) hat in den vergangenen drei Jahren um 58 Prozent zugelegt, allein in den
letzten zwei Monaten um 14,5 Prozent. Hintergrund dafür sind zum Großteil sinkende
Finanzierungskosten und Aufwertungsgewinne, die sich in den Halbjahreszahlen positiv niederschlugen. Martin Rupp, Fondsmanager des 3 Banken Immo-Strategie,
bringt es auf den Punkt: „Die niedrigen Zinsen treiben den Markt.“ Aber Rupp ist mittlerweile vorsichtig geworden, denn er sieht
das Kurspotenzial vielfach ausgereizt. Besonders im Wohnimmobilien-Bereich dürfte das Ende der Fahnenstange bald erreicht
sein. In Wohnimmobilien sind vor allem
Conwert und Buwog engagiert und die Aktien beider Unternehmen haben kräftige
Kursanstiege hinter sich. Der Kurs der Conwert-Aktie verdoppelte sich innerhalb der
letzten drei Jahre von 7,50 Euro auf 15 Euro
– und machte zuletzt durch das Übernahmeangebot seitens Vonovia einen weiteren
Satz nach oben auf 16,50 Euro. Damit wird
bereits ein Aufschlag von rund zehn Pro-
Charts: Tai Pan/software-sysstems, BILD: Wiener Börse
A
°
Österreich   AKTIEN
Conwert ° Wird von Vonovia übernommen
Attraktives Angebot. Anfang Septem-
zent auf den Buchwert bezahlt (siehe Kasten
rechts). Noch teurer ist die Aktie der Buwog. Sie stieg seit der Börseneinführung im
April 2014 von 14 Euro auf derzeit 23,50
Euro. Damit liegt der Aktienkurs rund 20
Prozent über dem Net Asset Value, der zum
30. April mit 20,18 Euro angegeben wurde.
Wir sehen hier kurzfristig keine Kursfantasie mehr. Selbst die Dividendenrendite liegt
mit 3,05 Prozent bereits unter jener der CA
Immo (3,22 Prozent) wie auch unter jener
der S IMMO (3,42 Prozent). Zur S IMMO:
Die Aktie notiert derzeit bei 9,17 Euro, der
NAV stieg im ersten Halbjahr um elf Prozent auf 13 Euro je Aktie, der Gewinn vervierfachte sich dank eines hohen Bewertungsergebnisses auf 84,6 Millionen Euro.
Auch der Ausblick auf das zweite Halbjahr
ist positiv, zumal S IMMO in Deutschland
gerade ein größeres Immobilienportfolio
verkauft. Und nicht zuletzt entstehen durch
den Vonovia/Conwert-Deal auch bei der
S IMMO Übernahmefantasien.
Ca Immo und Immofinanz
sprechen über eine fusion
Vielversprechend sind auch CA Immo
und Immofinanz. Die Aktien der CA Immo
notieren derzeit bei 17,26 Euro, der NAV
liegt mit 22,58 pro Aktie um 30 Prozent
über dem aktuellen Kurs. Zudem verfügt
CA Immo über umfangreiche Liegenschaf­
ten in Frankfurt, München und Berlin, die
ein Entwicklungspotenzial von rund zwei
Milliarden Euro erwarten lassen. Eine Fu­
sion mit der Immofinanz ergebe insgesamt
ein Portfolio von rund zehn Milliarden
Euro, was die beiden in Europas Top-TenLiga katapultieren würde. Apropos Immofinanz: Deren Buchwert liegt aktuell bei etwas über drei Euro je Aktie, der NAV mit
3,40 Euro um 63 Prozent über dem aktuel­
len Börsenkurs (2,08 Euro). Der Hemmschuh „Russland-Portfolio“ dürfte aber in
Bälde durch einen Verkauf wegfallen – vielleicht sogar bereits im September/Okober.
Dann dürfte der Kurs der Immofinanz auf
zumindest 2,50/2,60 Euro zulegen – bei
einem nur geringen Veräußerungsverlust
wahrscheinlich sogar auf 2,80 bis drei Euro.
ISIN
Kurs (09.09.2016)
Marktkap.
Umsatz 2016 e
Buchwert/Akt. 2016 e
ber stellte der deutsche Immobilien-Konzern
Vonovia (ehem. Deutsche Annington) an die
­Aktionäre von Conwert ein Übernahmeangebot in der Höhe von 16,16 Euro je Aktie in bar
oder einen Umtausch von je 149 ConwertAktien in 74 Vonovia-Aktien. Beim Kurs der
Vonovia-Aktien am 9. September von 33 Euro
(der Buchwert liegt übrigens nur bei 26 Euro)
entspricht dies rein rechnerisch 16,40 Euro je
Conwert-­Aktie. Aus unserer Sicht ist das Bar­
angebot attraktiver, da die Aktie von Vonovia
seit Jahresbeginn einen Kursanstieg von knapp
40 Prozent hinter sich gebracht hat und derzeit
höher bewertet ist als Conwert.
AT0000697750
16,40 € KGV 2016 e
10,3
1463 Mio. € KGV 2017 e
14,4
214 Mio. € KGV 2018 e
14,4
15,12 € Dividende 2016 e 3,45 %
Do&Co ° Belastung durch sinkende Reiselust
Ab 13. September auch im ATX. Der
internationale Caterer Do&Co steigerte im
ersten Quartal den Umsatz um 10,9 Prozent
auf 254,5 Millionen Euro, der Periodengewinn
legte um 1,5 Prozent auf 6,8 Millionen Euro zu.
Dabei konnte ein Ertragsrückgang in der Sparte
Airline-Catering durch eine Steigerung beim
Event-Catering (EM in Paris) kompensiert werden. Das Commitment zu den umfangreichen
Geschäftstätigkeiten in der Türkei sei nach wie
vor vorhanden – der mit Ende 2016 auslaufend Vertrag mit Turkish Airlines werde gerade
neu verhandelt. Nach der jüngsten Erholung
der Do&Co-Aktie ist das Kurspotenzial bis zum
Ziel von rund 80 Euro nicht mehr sehr hoch.
ISINAT0000818802
Kurs (09.09.2016)
72,84 € KGV 2016/17 e
21,9
Marktkap.
710 Mio. € KGV 2017/18 e
19,4
Umsatz 2016/17 e
998 Mio. € KGV 2018/19 e
16,3
Buchwert/Akt. 2016/17 e 23,47 € Dividende 2016/171,44 %
Zumtobel ° Übertraf die Erwartungen der Analysten
60 Prozent Kursgewinn. Der Umsatz des
ISIN
Kurs (09.09.2016)
Marktkap.
Umsatz 2016/17 e
Leuchtenherstellers Zumtobel gab im ers­ten
Quartal (bis Ende Juni) zwar um 4,9 Prozent
auf 325,7 Millionen Euro nach – hauptsächlich
wegen negativer Währungseffekte, doch der
gleichzeitige Anstieg des bereinigten EBITs um
48,6 Prozent auf 20,1 Millionen Euro zeigt den
Erfolg der durchgeführten Restrukturierung. Unterm Strich erwirtschaftete Zumtobel im ersten
Quartal mit 12,6 Millionen Euro ein um 36,9
Prozent höheres Periodenergebnis. Für das Gesamtjahr ist ein Gewinn von rund 45 Millionen
Euro realistisch, womit das KGV von 16,8 eine
nach der kräftigen Kurserholung relativ fair
­bewertete Aktie zeigt.
AT0000837307
16,30 € KGV 2016/17 e
16,8
709 Mio. € KGV 2017/18 e
12,9
1340 Mio. € KGV 2018/19 e
11,2
Buchwert/Akt. 2016/17 e 8,21 € Dividende 2016/171,96 %
September 2016 – GELD-MAGAZIN ° 59
AKTIEN ° Deutschland
Wird es ein Goldener Herbst?
Nach einer überraschend guten Sommerperformance könnte auch der Herbst weitere Kursgewinne für die
Anleger bereithalten. Fundamental macht sich zwar der Brexit nun doch stärker bemerkbar, doch das
Comeback der Finanz- und Versorgerwerte könnte den DAX weiter antreiben.
Wolfgang Regner
er DAX lässt sich derzeit durch nichts
bremsen. Selbst ein schwacher ifo-Geschäftsklimaindex, der als Folge des Brexit
nun doch eine schlechtere Stimmung bei
Deutschlands Unternehmenslenkern anzeigt, konnte den Index nur intraday belasten. Das ist kein Wunder, denn einige DAXSchwergewichte erreichten neue Rekordhochs – allen voran der teuerste DAX-Konzern, die führende Softwareschmiede der
Welt: SAP. Auch die Rochaden an den Unternehmensspitzen wirken sich positiv aus.
Das Personalkarussell in den DAX-Führungsetagen dreht sich rasend schnell: Seit
Anfang 2015 hat jedes dritte Indexmitglied
einen neuen Chef bekommen. Zuletzt erhielten etwa Adidas, Henkel, Fresenius, Linde und Bayer einen neuen CEO. Allerdings
hat der Neue bei Bayer zumindest kurzfristig für Unmut gesorgt: Die Übernahmeattacke auf den umstrittenen US-Gensaatguthersteller Monsanto kam bei den Aktionären gar nicht gut an. Derzeit sieht es ganz
so aus, als würde Bayer bereit sein, auch die
im Juli angehobene Offerte von 64 Milliarden Dollar weiter anzuheben – obwohl
Monsanto derzeit nur mit 46 Milliarden
Dollar an der Börse bewertet wird und zudem schwache Geschäftszahlen veröffentlichte. Bayer ist aktuell rund 78 Milliarden
Euro wert.
GEWINNWACHSTUM RÜCKLÄUFIG
Die Berichtssaison ist im zweiten Quartal nach Einschätzung von Experten gut
verlaufen. Im DAX hätten 62 Prozent der
Unternehmen mit ihren Zahlen positiv
überrascht, hieß es in einer Studie von M.M.
Warburg. Dennoch erhalten deutsche TopKonzerne einen spürbaren Gegenwind von
der Abschwächung der Weltkonjunktur und
dem zuletzt wieder stärkeren Euro: das Gewinnwachstum sinkt. So fiel der operative
Gewinn (EBIT) um gut fünf Prozent. Die
anhaltende Rezession in Russland und Brasilien und die abgeschwächte Dynamik in
China bremsen das Wachstum spürbar. Experten der Commerzbank haben berechnet,
dass zum Jahreswechsel das Gewinnwachstum im DAX noch bei 4,3 Prozent lag. Aktuell ist es sogar minimal negativ mit –0,1
Prozent. Immerhin sind die negativen Gewinnrevisionen klar zurückgegangen. Laut
Commerzbank haben 38 Prozent der DAX-
DAX
Kurzfristiger Aufwärtstrend. Charttechnisch warten im DAX auf dem Weg nach oben die nächsten
Widerstände bei 10.635 und darüber bei 10.743
sowie 10.802 Punkten. Schließlich trifft der Index
bei 11.154 auf die nächste Barriere. Ein Kursziel
bis Jahresende wären rund 11.300 Punkte. Auf
dem Weg nach unten zeigen der mittelfristige
Abwärtstrend bei 10.406 und knapp darunter die
Kurslücke zwischen 10.403 und 10.374 Punkten
Unterstützungen. Eine starke Auffangzone liegt
zudem zwischen 10.123 und 10.077 Punkten.
60
° GELD-MAGAZIN – SEPTEMBER 2016
Unternehmen die Erwartungen erfüllen
können. Nur 17 Prozent gelang dies nicht.
Noch deutlicher fällt der Gewinnrückgang
im MDAX aus. Hier lag das Gewinnwachstum zum Jahreswechsel noch bei 15 Prozent
und ist jetzt auf knapp zwei Prozent eingebrochen – immerhin ist es noch positiv.
Diese Zahlen zeigen aber ganz klar: Die
Bäume wachsen bei den deutschen Unternehmen nicht in den Himmel.
22.000 VW NICHT GEBAUT
Knapp bevor es richtig teuer zu werden
drohte, konnte sich Volkswagen mit dem
die Lieferungen blockierende Prevent-Konzern auf eine neue Partnerschaft einigen.
Als Konsequenz aus dem Zulieferstreik
stellt Volkswagen seinen kompletten Einkauf auf den Prüfstand. „Wir werden uns
unsere Einkaufsverträge genauer anschauen, mit allen Lieferanten, und dann
versuchen, das Ganze zu optimieren“, kündigte Vorstandschef Matthias Müller an.
Die Abhängigkeit von dem Lieferanten von
Sitzbezügen und Getriebegehäusen hatte
VW erpressbar gemacht. Ob die wegen des
Dieselskandals unlängst auf knapp 18 Milliarden Euro aufgestockten Rückstellungen
ausreichen, wollte Müller nicht beantworten. Er machte aber klar, dass Volkswagen
nicht den Bau einer Batteriefabrik plant.
„So einen Blödsinn machen wir sicherlich
nicht.“ Die Produktion von Batteriezellen
sei hochautomatisiert, biete zudem nur wenige Arbeitsplätze und sei sehr teuer. VW
braucht sein Kapital zudem für Abdeckung
der Kosten aus dem Dieselskandal. Der
Autoexperte Jürgen Pieper vom Bankhaus
Metzler erwartet, dass diese insgesamt rund
25 Milliarden Euro ausmachen könnten –
eine Milliarde allein für die Anwaltskosten.
CREDIT: Shutterstock
D
Deutschland
SAP ° Rekordhoch geknackt
„VW ist wegen seiner Reserven und der Finanzkraft in der Lage, das zu stemmen. Erst
ab 50 Milliarden Euro müsste sich der Konzern von Beteiligungen trennen“, meint Pieper. Der scheidende Adidas-Chef Herbert
Hainer rechnet auch nach seinem Abgang
mit einem kräftigen Wachstum in den USA.
„Die derzeitigen zweistelligen Wachstumsraten in den USA werden sich fortsetzen“, so
Hainer. In den vergangenen eineinhalb Jahren hat Adidas dort das komplette Management ausgetauscht.
ERSTER SIEG EINES AKTIVISTISCHEN
INVESTORS
Ähnliches könnte der Führung des Generikaherstellers Stada drohen. Nach dem
HV-Tohuwabohu und dem Sturz von Stada-Aufsichtsratschef Martin Abend will
sein Nachfolger Carl Ferdinand Oetker den
Umbau vorantreiben. Es war das erste Mal,
dass sich rebellische Investoren bei einem
großen börsennotierten deutschen Unternehmen in einer Kampfabstimmung durchsetzten. Allerdings wollte der streitbare Investor Active Ownership Capital (AOC),
der den Abwahlantrag gestellt hatte, auch
Oetker loswerden, scheiterte damit jedoch
und brachte selbst nur einen seiner vier
Kandidaten für den Aufsichtsrat durch.
AOC will sein rund 150 Millionen Euro
(rund 5,5 Prozent aller Aktien) schweres
Aktienpaket behalten. Da es weitere Großinvestoren aus dem institutionellen Bereich
gibt, könnte AOC gemeinsam mit diesen
auch mit nur 5,5 Prozent der Aktien eine
Aufspaltung des Konzerns erreichen. Unter
Analysten unbestritten ist, dass die beiden
Geschäftsbereiche Generika und rezeptfreie
Medikamente bei einem Verkauf mehr bringen sollten als im Aktienkurs zum Ausdruck
kommt.
SHORT SELLER AUSGEQUETSCHT
Auch wenn das Gerücht, dass die Beteiligungsfirma CVC ein Gebot von 60 Euro
pro Aktie in den Ring geworfen hätte, dementiert wurde, so wurde zumindest die
Höhe des Preises von Analysten als realistisch eingestuft. Damit würden die noch
vorhandenen Leerverkäufer ausgequetscht.
ISIN
DE0007164600
KURS (09.09.2016)
78,85 € KGV 2016 e
21,0
MARKTKAP.
98,28 Mrd. € KGV 2017 e
19,0
UMSATZ 2016 e
21,95 Mrd. € KGV 2018 e
17,7
BUCHWERT/AKTIE 2016 e
21,30 € DIVID.-REND. 2016 e 1,51 %
° AKTIEN
Der Softwarehersteller aus Walldorf ist mit einer
Bewertung von 95 Milliarden Euro der derzeit
wertvollste Konzern in Deutschlands Börsenindex DAX. Der Hintergrund: Das klassische
Lizenzgeschäft wird abgelöst von der CloudTechnologie. Mussten Unternehmen früher noch
teure Lizenzen und Wartungsverträge abschließen, um die kaufmännische Software zu erwerben, wird diese inzwischen auf einem Server
– oder einer Cloud – bereitgestellt und gegen
Gebühr abonniert. Die Cloudgebühren fallen
dabei etwas geringer aus, doch sie bringen
auch Vorteile mit sich, etwa eine bessere Planbarkeit der Einnahmen, da die Beträge niedriger
sind, dafür aber kontinuierlich gezahlt werden.
GERRESHEIMER ° Spezialverpackungen
ISIN
DE000A0LD6E6
KURS (09.09.2016)
73,02 € KGV 2016 e
18,0
MARKTKAP.
2,41 Mrd. € KGV 2017 e
16,4
UMSATZ 2016 e
1,50 Mrd. € KGV 2018 e
15,3
BUCHWERT/AKTIE 2016 e
22,53 € DIVID.-REND. 2016 e 1,36 %
Das MDAX-Unternehmen Gerresheimer produziert Spezialverpackungen aus Glas und
Kunststoff für die Pharma- und Medizinindustrie.
Zum Angebot zählen pharmazeutische Verpackungen sowie Produkte zur sicheren Verabreichung von Medikamenten wie Insulin-Pens,
Inhalatoren oder vorfüllbare Spritzen. 2015
stärkte der Konzern seine Position auf dem
US-Markt durch die Übernahme von Centor.
Dadurch wurde Gerresheimer in den USA zur
Nummer 1 bei Kunststoffverpackungen für
verschreibungspflichtige Medikamente. Bis
2020 wird ein organisches Umsatzwachstum von fünf Prozent pro Jahr angepeilt. Die
Gewinnmarge soll auf 22 Prozent steigen.
FRESENIUS ° Eine gesunde Mischung
ISIN
DE0005785604
KURS (09.09.2016)
69,31 € KGV 2016 e
22,5
MARKTKAP.
38,56 Mrd. € KGV 2017 e
20,4
UMSATZ 2016 e
29,23 Mrd. € KGV 2018 e
18,4
BUCHWERT/AKTIE 2016 e
22,21 € DIVID.-REND. 2016 e 0,96 %
Auch nach dem Wechsel an der Vorstandsspitze
bleibt der Gesundheitskonzern gut für weiteres
Wachstum aufgestellt. Der Neue ist Banker und
arbeitet seit elf Jahren als Finanzchef für Fresenius. Insofern kennt er das Unternehmen aus
dem Effeff. Im zweiten Quartal verbuchte der
Konzern bei einem Umsatzplus von zwei Prozent
ein überproportionales Gewinnwachstum von
zwölf Prozent. Damit wurde zum 50. Mal in Folge
das Quartalsergebnis des Vorjahres übertroffen.
Vor allem das Dialysegeschäft der Tochter Fresenius Medical Care war der Gewinntreiber, neben
der Infusionssparte Kabi und dem Klinikbereich.
Fresenius will die größte Klinikkette Spaniens
übernehmen und zum Marktleader aufsteigen.
SEPTEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °
61
aktien ° Aktien-Rückkäufe
Die bessere Dividende?
Die Rückkäufe von eigenen Aktien sind vor allem unter US-Unternehmen beliebt. Von dieser Strategie
­verspricht man sich stabile Kurssteigerungen, wobei es vor allem auf das ‚Gewusst wie‘ ankommt. Denn
­„überambitionierte“ Buyback-Programme können auch erheblichen Schaden anrichten.
Harald Kolerus
Buybacks: Führen nicht automatisch zum Erfolg.
Buyback Achievers ETF
Der ETF von Powershares setzt auf Unternehmen mit starken Aktienrückkauf-Programmen.
62 ° GELD-MAGAZIN – september 2016
ividendenzahlungen sind unter Aktio­
nären allseits bekannt und beliebt.
Seit wir in einem hartnäckigen Niedrigzins­
umfeld gefangen sind, erfreuen sich die
Ausschüttungen noch zusätzlich steigender
Beliebtheit. Neben den möglichen Kursge­
winnen sollen zusätzlich die schönen Divi­
denden das Konto „auffetten“. Eine Lang­
friststudie von Swisscanto belegt dazu: „Der
Vergleich der Dividendenrenditen zeigt,
dass vom 31. Dezember 1997 bis Ende März
2016 US-Aktien eine Gesamtrendite von
198,2 Prozent erzielten. Davon entfielen
rund 112 Prozent auf Kursgewinne und auf
die Dividendenrendite 86 Prozent. Europäi­
sche Aktien weisen im gleichen Zeitraum
eine Gesamtrendite von 135,6 Prozent aus,
davon entfallen auf die Dividendenrendite
rund 100 Prozent und ‚lediglich‘ 35,7 Pro­
zent auf Kursgewinne“, heißt es hier.
Es gibt aber noch eine Alternative zu
Dividendenausschüttungen, nämlich Ak­
tien-Rückkäufe. Nachdem diese Strategie in
den USA ihren Anfang nahm, bezeichnet
man sie auch ­g erne als Buyback-Pro­
gramme. Die Idee dahinter: Ein Unterneh­
men kauft eigene Aktien zurück und ver­
mindert dadurch die im Umlauf befindliche
Stückzahl, als logische Folge sollten durch
diese Kurspflege die Kurse steigen. Hier
könnten kritische Beobachter bereits stutzig
werden – wird hier vielleicht nicht gezielte
Manipulation durch starke Marktteilneh­
mer betrieben?
Tatsächlich war es bis vor rund 30 Jah­
ren in den meisten Ländern gesetzlich gar
nicht möglich, Aktien-Rückkäufe in ­großem
Stil am offenen Markt durchzuführen. In
­einer Analyse der Schoellerbank heißt es
da­zu: „1982 wurde in den USA eine soge­
„Für Aktien-Rück­käufe muss
­unbedingt ausreichend ­freier
Cashflow vorhanden sein“
Jürgen Flaskamp,
Flaskamp Invest
nannte Safe Habor-Rule in Kraft gesetzt, die
es Unternehmen erlaubt, ihre Aktien zu­
rückzukaufen, sofern gewisse Kriterien er­
füllt sind. Unter anderem dürfen maximal
25 Prozent des täglichen Handelsvolumens
pro Tag zurückgekauft werden, was Kurs­
verzerrungen verhindern soll. In Europa
und Japan wurden später ähnliche Rege­
lungen erlassen.“ Damit wurden AktienRückkäufe legal und sind natürlich streng
vom Insider-Handel zu unterscheiden.
Vorteile von aktien-rückkäufen
Aktien-Rückkäufe bieten mehrere Vor­
teile, dazu zählt neben der gewünschten
Kurspflege die hohe Flexibilität: So kann
sich der Vorstand vom Aufsichtsrat ein ge­
wisses Volumen an Aktien-Rückkäufen ge­
nehmigen lassen und diese je nach Markt­
lage und Einschätzung kaufen – oder eben
nicht, wenn die Situation sich ändert. Die
Vorzüge von Aktien-Rückkäufen sprachen
sich in den folgenden Jahren herum und die
Volumina begannen zu steigen. „Andere
Modelle der Kapitalherabsetzung – ein Ak­
tien-Rückkauf ist genau genommen eine
Kapitalherabsetzung – sind viel starrer und
haben eine wesentlich längere Vorlaufzeit.
Man will auch nicht jedes Jahr die Dividen­
de 1:1 an die gerade vorherrschende Ertrags­
credit: beigestellt, Shutterstock
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ich bestelle das VORTEILS-ABO von GELD-Magazin
für 1 Jahr um 34 Euro statt 36 Euro (10 Ausgaben)
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Straße | Nummer
PLZ
Ort
4profit Verlag GmbH
Rotenturmstraße 12/1
1010 Wien
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Telefonnummer oder E-Mail-Adresse
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JA ich bestelle das GRATIS-PROBE-ABO von GELD-Magazin
für 3 Monate (danach endet das ABO automatisch)
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KAPI
TALM
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Unterschrift
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Ansonsten verlängert es sich automatisch um ein weiteres Jahr zum jeweils gültigen Abopreis. Die Zahlung erfolgt per Erlagschein.
Die angeführten Preise beziehen sich nur auf Abonnements im Inland. (GM)
T.: +43 / 1 / 997 17 97 - 0
F.: +43 / 1 / 997 17 97 - 97
abo @ geld-magazin.at
www.geld-magazin.at
aktien ° Aktien-Rückkäufe
situation anpassen, weil viele Investoren
eine stabile und kontinuierlich wachsende
Dividende schätzen“, heißt es in der Analyse
der Schoellerbank. Auch der steuerliche
Vorteil ist nicht zu unterschätzen: Bei der
Auszahlung von Dividenden greift die Ka­
pitalertragsteuer sofort, bei Aktien-Rück­
käufen schlägt der Fiskus erst dann zu, wenn
der Aktionär seine Aktien verkauft. So tritt
zumindest ein Steuerstundungseffekt ein.
Mit Vorsicht zu genieSSen
Buyback-Programme sind einer Divi­
dendenstrategie aber nicht automatisch
überlegen. Christian Exner, Gründer von
ARX Value und Fondsberater des Kapital
°Buyback:
Vor- und Nachteile
Chancen:
Durch geschickten Rückkauf eigener Aktien kann der Börsenkurs des Unternehmens gestärkt bzw. stabilisiert werden.
Höhere Flexibilität als bei Dividendenausschüttungen (so führen Kürzungen von Dividenden bei Aktionären meist zu Unmut).
Steuerlicher Vorteil: Bei Dividendenausschüttungen greift die Kapitalertragsteuer sofort, Aktienrückkäufe haben
keine direkte steuerliche Beeinträchtigung. Die Besteuerung erfolgt erst, wenn
der Aktionär seine Aktien verkauft.
Risiken:
Aktien-Rückkäufe können die Bilanz
verschlechtern, wenn sie zu ungüns­
tigen Zeitpunkten getätigt werden.
Aktien könnten zu einem ungünstigen Zeitpunkt gekauft werden, weil der Vorstand
bestrebt ist, von Kurssteigerungen (durch
Stock Options) kurzfristig zu profitieren.
Fazit:
Buyback-Strategien sind Dividendenausschüttungen prinzipiell nicht überlegen. Es
kommt auf die Qualität des Aktien-RückkaufManagements und die finanzielle Ausstattung der jeweiligen Unternehmen an.
64 ° GELD-MAGAZIN – September 2016
All Opportunities, sieht das so: „Prinzipiell
sind anstatt von Aktien-Rückkäufen andere
Faktoren entscheidend, wie die Solidität des
Geschäftsmodells, das vorhandene Expan­
sionspotenzial und der Kapitalbedarf des
Unternehmens.“ Jürgen Flaskamp, Gesell­
schafter des gleichnamigen Investment­
hauses fügt hinzu, dass ausufernde Buy­
back-Programme sogar zu unnötiger Ver­
schuldung führen und in wirtschaftlich un­
ruhigen Zeiten böse enden können: „Ak­
tien-Rückkäufe sind nur dann sinnvoll,
wenn der freie Cashflow dazu ausreichend
hoch ist. Problematisch sind hingegen Ak­
tien-Rückkäufe auf Kredit. Es besteht auch
die Gefahr, dass der Vorstand die Kurse pu­
shen will, um persönlich zu profitieren.“
Für den Fonds Kapital All Opportunities
von Flaskamp Invest ist es jedenfalls ein
Ausschlusskriterium, wenn ein Unterneh­
men über den freien Cashflow hinaus Ak­
tien-Rückkäufe betreibt.
Schlecht kalkuliert
Flaskamp hat auch ein Negativbeispiel
parat: „Einen besonders gravierenden Fall
fehlgeleiteter Aktien-Rückkaufpolitik zeigt
die Hess Corporation. Hier scheint das Ma­
nagement den zyklischen Verlauf des eige­
nen Geschäftsmodells sowie der relevanten
Öl-Industrie nicht verstanden zu haben.“
Im März 2013 wurde von Hess ein AktienRückkaufprogramm in Höhe von vier Mil­
liarden Dollar beschlossen. Der angekün­
digte Betrag wurde in den Folgejahren deut­
lich übertroffen. In 2013 wurden eigene Ak­
tien um 1,49 Milliarden Dollar zu einem
durchschnittlichen Kurs von 79,65 Dollar
gekauft. In 2014 wurden 3,72 Milliarden
Dollar zu einem durchschnittlichen Kurs
von 85,80 Dollar für eigene Aktien ausgege­
ben. Der deutliche Verfall des Ölpreises seit
Ende 2014 hat in 2015 – sowie zu erwarten
für 2016 – zu einem massiven Umsatz- und
Ertragsrückgang geführt. Um einem dro­
henden Liquiditätsengpass entgegenzuwir­
ken, gab das Unternehmen am 5. Februar
2016 bekannt, 25 Millionen neue Aktien zu
einem Kurs von 39 Dollar auszugeben. Flas­
kamp: Aus ,buy low and sell high‘ wurde in
diesem Fall ,buy high and sell low‘, ein kla­
rer Fall von Kapitalverschwendung. Ein
kluges Management hätte wohlweislich der
Abhängigkeit vom Ölpreis und den Erfah­
rungen aus der Finanzkrise einen soliden
Liquiditätspuffer für ,harte Zeiten‘ auf­
gebaut.“
„Cash cow“ apple
Aktien-Rückkäufe sind aber keineswegs
a priori zu verteufeln. Nehmen wir beispiels­
weise Apple. Das Unternehmen ist eine
„Cash Cow“, bei der die freigesetzten Mittel
den Bedarf für Investitionen und zur Ex­
pansion um ein Vielfaches übersteigen.
2015 lag der operative Cashflow bei knapp
74 Milliarden Dollar, die Investitionen bei
knapp zwölf Milliarden Dollar. Zudem ste­
hen bereits rund 206 Milliarden Dollar und
somit 38,4 Prozent der Marktkapitalisie­
rung an Kassa/Wertpapieren in der Bilanz.
„Wenn alle sinnhaften Investitionsopportu­
nitäten angegangen wurden und nach wie
vor massive Überschussliquidität im Unter­
nehmen verbleibt, sollte das Management
über eine alternative Mittelverwendung,
wie zum Beispiel Aktien-Rückkäufe oder
eine Sonderdividende, nachdenken. Denn
letztendlich ist nicht verwendete Liquidität
‚totes Kapital‘,“ analysiert Flaskamp.
Apples Situation sei aber ein Luxuspro­
blem, das nur sehr wenige Unternehmen
haben: „In der Regel ist freie Liquidität eher
ein knappes Gut und sollte folglich im Sinne
einer wertschaffenden Weiterentwicklung
des Geschäftsbetriebes eingesetzt werden;
somit sollten Aktien-Rückkäufe nur eine
,Randerscheinung‘ sein.“ Dies ist aber leider
häufig nicht der Fall, gerade bei Unterneh­
men aus den USA. Es ist zu vermuten, dass
hier andere Beweggründe eine Rolle spie­
len, die nicht im Interesse der Gesellschaft
sind. Beispielsweise könnten Vorstandsge­
hälter durch steigende Gewinne oder durch
eine Verknappung der Aktien nach oben
manipuliert werden“, so Flaskamp. Fazit: Es
kommt also darauf an, wie Buyback-Strate­
gien eingesetzt werden. Anleger könnten
etwa einen Blick auf den „Powershares Buy­
back Achievers ETF“ werfen, er investiert in
US-Aktien, die zumindest fünf Prozent ih­
rer ausständigen Aktien zurückkaufen.
ADVERTORIAL
FLASKAMP INVEST SA
Kapital erhalten und Rendite schaffen
D
er Kapital All Opportunities Fonds
ist ein flexibler Mischfonds, der
nach einem klar strukturierten Value-Ansatz in Unternehmen entwickelter Märkte
investiert. Mit hohen Anforderungen an die
Unternehmensauswahl sowie einem langfristigen Anlagehorizont wird eine nachhaltig positive Rendite angestrebt. Eine
langjährige, klare Outperformance des
Marktes gelingt mit dem Fokus auf die
richtigen Finanzkenngrößen – allen voran der Cashflow eines Unternehmens –
und der Möglichkeiten, in bevorstehenden
Stressphasen hohe Kassapositionen oder
andere Sicherungen aufzubauen.
„Jedes Unternehmen erzählt eine Geschichte
über die Qualität des Geschäftsmodells, die
Leistungskraft des Managements sowie über
die Beständigkeit der zugrunde liegenden
Werttreiber“, meint Christian Exner, Manager
des Kapital All Opportunities Fonds von der ARX
Value GmbH, die der Flaskamp Invest S.A. als
Fondsberater zur Seite steht. Die Flaskamp Invest KAG ist für behavioral finance advice mit
zuständig.
Die Investmentboutique ARX Value steht für
einen Investmentansatz, der stets konservativ
rein faktenbasierend vorgeht und deshalb auch
Investitionen jenseits des Mainstreams erlaubt.
Fehlbewertungen von Unternehmen werden
systematisch aufgedeckt und als Anlageentscheidungen umgesetzt. Fondsmanager Exner
setzt darauf – und die erfolgreiche Entwicklung des Fonds gibt ihm Recht, dass sich die
„Schwächen“ des Kapitalmarktes aktiv nutzen
lassen, da der Kapitalmarkt bei mittel- bis langfristiger Perspektive immer wieder die wahren
Werte von Unternehmen abbildet. Somit besteht bei objektiver Betrachtung die Möglichkeit der Partizipation an der Wertaufholung und
Wertsteigerung von Unternehmen.
DER INVESTMENTPROZESS
Die Suche der entsprechenden Investments
setzt eine genaue Analyse und Bewertung der
einzelnen Unternehmen voraus. Hier haben wir
einen anspruchsvollen Kriterienkatalog definiert. Einen klaren Wettbewerbsvorteil liefert
das eigenentwickelte quantitative Modell nach
der ARX Value Quant Formel, das bei der Vorauswahl der zu analysierenden Unternehmen
hilft. Im Vordergrund stehen dabei die Cashflow-Stärke eines Unternehmens, die Fähigkeit,
dieses Mittel wertschaffend zu allokieren sowie
die Bewertung.
LEBENSADER CASHFLOW
Es wird nur in Unternehmen investiert, die einen nachhaltig positiven freien Cashflow erwirtschaften können – darin sind sich die Manager Christian Exner und Jürgen Flaskamp
absolut einig. Anspruch ist es, die Beständigkeit der Treiber hinter dem Cashflow eines Unternehmens zu verstehen – schließlich ist dies
die essenzielle Kenngröße, die ein Unternehmen am Leben hält. Über die nachhaltigen
Cashflows lässt sich neben der Qualitätsbeurteilung ein belastbarer Unternehmenswert
ableiten. Hier geht man trocken finanzmathematisch vor: Aus der Bewertung des Unternehmens am Kapitalmarkt lässt sich ableiten, welcher Cashflow bereits heute eingepreist wird.
Diesem liegen wiederum Annahme über Umsatz, Profitabilität und Investitionen zugrunde. So lassen sich einfach Unterschiede zwischen fundamentaler Realität und Sichtweise
des Kapitalmarktes herausarbeiten und rentierlich nutzen.
BUY-BACK-STRATEGIEN AM PRÜFSTAND
Jürgen Flaskamp, Mitglied des Verwaltungsrats
der KAG, hat als aufmerksamer und kritischer
Investor ebenfalls hohe Ansprüche an potenzielle Aktieninvestments: „Aktien-Buy-Backs
dürfen nur aus dem freien Cashflow finanziert
werden“, und verweist in diesem Zusammenhang auf Unternehmen – speziell im US-amerikanischen Raum –, die fast nur über Kreditaufnahme Aktienrückkäufe finanzieren (z.B. Viacom, Exxon, Hess und viele andere). „Das ist
natürlich ein No-Go“, meint Flaskamp, denn
es dient nicht einer wertschaffenden Unternehmensentwicklung, sondern der Bereiche-
rung von Vorständen über ihre Optionsprogramme.
Es werden völlig
falsche Anreize geschaffen. Die betroffenen Unternehmen kommen auf
die „Black List“ als
nicht investierbar,
ergänzt Flaskamp DR. JÜRGEN FLASKAMP,
dazu abschließend. Verwaltungsrat der Flaskamp Invest
AKTUELLE
ALLOKATION
Derzeit ist der Fonds
konservativ investiert. Die Aktienquote liegt aufgrund
der hohen Bewertung des Kapitalmarktes bei rund
60 Prozent. Zusätzlich wurden einige
fehlbewertete, ex- CHRISTIAN EXNER, Fondsmanatrem attraktive An- ger, Geschäftsführer der ARX Value
leihen erworben.
Nach fünf erfolgreichen Aktienjahren sind nach Exner qualitativ
gute und zugleich preiswerte Unternehmen nur
noch sehr ausgewählt zu finden. Häufig ist das
vom Fondsmanagement geforderte Kurssteigerungspotenzial von mindestens +30 Prozent
bei Neuinvestments einfach nicht mehr gegeben. Die niedrigen Zinsen und die verrückten
Ankaufprogramme der Zentralbanken tragen
in diesem Zusammenhang das Ihre dazu bei.
Deshalb spielt aktuell die Steuerung der Kassenquote eine wesentliche Rolle.
Der Kapital All Opportunities scheint richtig aufgestellt zu sein: In den vergangenen zwölf Monaten konnte der Fonds bei sehr niedriger Volatilität eine Rendite in Höhe von +6,3 Prozent erwirtschaften. Seit Anfang 2016 liegt der Fonds
mit +15,1 Prozent unter den zehn besten global
anlegenden Mischfonds bei Morningstar.
www.flaskamp-invest.eu
SEPTEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °
65
alternative investmentsPanorama
INNOVATION
STUTTGART SETZT AUF SPEED
Robo-ETF. ETF Securities hat per Mitte Sep-
tember seinen „ROBO Global Robotics and
Automation GO UCITS ETF“ physisch unterlegt. Diese Änderung erlaubt es auch, die Total
Expense Ratio des Produkts von 95 auf 80
Basispunkte zu reduzieren. Es handelt sich
dabei um den ersten europäischen ETF, der
globalen Zugang zu dem sich schnell ent­
wickelnden Robotik- und Automations-Sektor
erlaubt. „Unser ROBO Global Robotics and Automation ETF wurde vor knapp zwei Jahren
lanciert und ist heute mit rund 80 Millionen
US-Dollar Assets under Management sehr gut
etabliert. Indem wir das Produkt physisch hinterlegen und die TER verringern, erfüllen wir den
Wunsch der Anleger, dieses immer wichtiger
werdende Thema für eine noch größere Anzahl von europäischen Investoren zugänglich
zu machen“, kommentiert Howie Li, Co-Head
of Canvas bei ETF Securities.
Börslicher Soforthandel. Seit Ende
se Stuttgart können sich die Anleger zudem
August können Privatanleger über die Börauf eine hohe Ausführungswahrscheinlichkeit
se Stuttgart verbriefte Derivate handeln wie
verlassen. Weil sich die Handelsexperten, die
im Direkthandel. Der Vorteil: Wenn die Order
sogenannten Quality Liquidity Provider (QLPs),
vollständig ausführbar ist, wird sie unmittelzur Liquiditätsbereitstellung verpflichten, ist
bar und stets zum jeweiligen Limit oder besser
auch in schwierigen Marktsituationen und bei
ausgeführt. „Mit dem börslichen Soforthanwenig liquiden Wertpapieren eine Orderausdel haben Anleger die Möglichkeit,
führung zu marktgerechten Preisen
noch selbstbestimmter auf Markt­
möglich. Als erste Handelsteilnehentwicklungen zu reagieren“,
mer bieten flatex und ViTrade ihren
sagt Ralph Danielski, GeschäftsKunden den neuen Service der Börführer der Börse Stuttgart GmbH.
se Stuttgart an. Möglich wurde die
„Dabei stehen die Vorteile des Dineue Orderfunktionalität durch die
rekthandels im Einklang mit den
Einführung des neuen BörsensyPrinzipien des börslichen Handels.
stems Xitaro im vergangenen Jahr.
So erfolgen die Preisermittlungen
Auf der Website der Börse erhalund Orderausführungen nicht nur
ten Anleger und Interessierte eine
Ralph
Danielski,
in Sekundenschnelle, sondern
multimediale Heranführung an die
auch transparent und fair.“ Durch Geschäftsführer
Funktionsweise des börslichen Sodas hybride Marktmodell der Bör- Börse Stuttgart
forthandels.
FANG-TASTISCH
Vier Web-Giganten in einem Index: der
FANG-Index ist ein Aktienindex, der die Dividenden der Indexbestandteile berücksichtigt
und sich aus den vier an der NASDAQ Börse
gelisteten US-amerikanischen Unternehmen
Facebook Inc, Amazon.com Inc, Netflix Inc
und Alphabet Inc (Google) zusammensetzt.
Alle vier Aktien sind im Index gleichgewichtet. Diese vier Internet-Riesen beeinflussen
immer mehr unser reales Leben und wachsen seit Jahren rasant. Gemeinsam kommen
sie auf eine Marktkapitalisierung von über
einer Billion Euro und damit ungefähr so viel
wie alle 30 DAX-Werte zusammen. Die Deutsche Bank emittierte Ende Februar dazu ein
Index-Zertifikat bezogen auf diesen FANGIndex (ISIN: DE000DL2FAN9) und hat keine
feste Laufzeit (Open End). Die Berechnung
des Index erfolgt durch die ICF Bank (Indexsponsor) in Euro. Diese ist für die Gestaltung,
Berechnung und Zusammensetzung des Index sowie für die Gewichtung der Indexbestandteile verantwortlich.
66 ° GELD-MAGAZIN – September 2016
FINTECH – DIGITALER STRUKTURWANDEL
Auf den digitalen Strukturwandel im Finanzsektor setzt das UBS Open End Index-Zertifikat auf Solactive FinTech 20 Total Return
Index (ISIN: DE000UBS2FT6), dessen Basiswert die Wertentwicklung innovativer, börsennotierter FinTech-Unternehmen abbildet.
In die engere Index-Auswahl kommen die
nach Marktkapitalisierung 20 größten Unternehmen. Das Aktienuniversum bilden alle
Unternehmen, deren Aktien an einer Börse
gelistet sind, die auch ausländischen Inves­
toren einen Handelszugang ohne Restriktio­
nen gewährt. Potenzielle Indexmitglieder
sollen einen signifikanten Geschäftsanteil
im FinTech-Bereich aufweisen. Darüber hinaus muss die Marktkapitalisierung bei Indexaufnahme mindestens 250 Mio. USD, das
durchschnittliche Tageshandelsvolumen der
vergangenen drei Monate mindestens eine
Mio. USD betragen. Indexanpassungen finden regulär zweimal im Jahr statt – im März
und September. Die Indexmitglieder werden
bei jeder Indexanpassung gleich gewichtet.
VERMÖGENSAUFBAU MIT BCDI
Die Deutsche Bank bietet seit zwei Jahren das
boerse.de-Champions-Defensiv-IndexZertifikat (ISIN: DE000DT0BAC7) an. Hintergrund des Zertifikates: Der boerse.de-Aktienbrief vergibt seit 2002 an die 100 nach den
Kennzahlen der Performance-Analyse langfris­
tig erfolgreichsten und sichersten Aktien der
Welt den Status Champion. Aus diesen 100
Champions wurden zehn besonders defensive
Titel herausgefiltert,die sich durch einfache Geschäftsmodelle, starke Marken und damit dauerhafte Wettbewerbsvorteile auszeichnen. Der
boerse.de-Champions-Defensiv-Index (BCDI)
bildet die Entwicklung dieser zehn DefensivChampions ab. Anleger nehmen 1:1 an deren
Performance-Entwicklung teil. Der BCDI wurde
als Performance-Index konzipiert; Dividenden
werden automatisch reinvestiert. Besonderer
Clou dabei ist das regelmäßige Rebalancing
(mit jeder Kursbewegung ändert sich die Gewichtungen im Index); zweimal jährlich erhalten alle zehn Defensiv-Champions wieder
zehn Prozent Indexanteil.
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Index-Zertifikate
WKN Name
PS6H0M Solactive HOME AUTOMATION TR Index Zertifikat
PS8CE0 Solactive FOUNDER-RUN COMP. TR Index Zertifikat
PS9SEN Solactive SENIOR CARE TR Index Zertifikat
PS7XAU GOLD EUR Hedged Open End Zertifikat
PS7XAG SILBER EUR Hedged Open End Zertifikat
Aktienanleihen Classic
WKN Basiswert
PB8Q9P PORSCHE
PB8D8N DEUTZ
PB8Q02 MÜNCHNER RÜCK
PB8Q17 WIRECARD
PB8Q0B DEUTSCHE TELEKOM
PB8QX2 VW VZ
PB8Q26 BAYER
PB8Q80 CONTINENTAL
PB8QMS ALLIANZ
PB8Q6F AIRBUS
Kontakt ETC
Tel.: +49 69 596 736 06
[email protected]
etc.bnpparibas.com
Exchange Traded Commodities (ETC)
WKN Name
PB6R1B RICI Enhanced Brent Crude Oil Index
PB6R1W RICI Enhanced WTI Crude Oil Index
PB6R1G RICI Enhanced Natural Gas Index
PB6R1D RICI Enhanced Gas Oil Index PB6R10 RICI Enhanced Gasoline Index PB6R1H RICI Enhanced Heating Oil Index
[email protected]
www.vontobel-zertifikate.de
Index-Zertifikate
WKN Name
VFP33M Vontobel OIL-STRATGY-Index
VS9K17 Solactive US QUALITY DIVIDEND LOW VOLATILITY Perf.-Index
VT0RLV Vontobel REITs LOW VOLATILITY Performance-Index
VS8Y40 Vontobel INDUSTRIE 4.0 Performance-Index
VN19ER Digital Marketplace Performance-Index
Aktienanleihen
WKN Basiswert
VN34DB BAYER
VN34FU DAIMLER
VN3ML9 Allianz
VN3A1A BEIERSDORF
VN3A7C SAP
VN3A6B MUNICH RE
Raiffeisen Centrobank
Tegetthoffstraße 1
1010 Wien
Tel. +43 1 515 20 484
[email protected]
Produkte in Zeichnung
ISIN
Basiswert
AT0000A1NB71 7% Bayern Protect Aktienanleihe
AT0000A1NEZ0 3% EURO STOXX 50®/ S&P 500® Bonus&Sicherheit 2
AT0000A1NB89 ATX®/EURO STOXX 50® Bonus&Sicherheit 2
AT0000A1NA72 BMW Express AT0000A1NB22 Europa Dividendenaktien Express AT0000A1NKB8 Dividendenaktien Winner IV 100% Kurs Basis
46,72 €
3,99 €
166,15 €
45,19 €
14,74 €
124,65 €
94,54 €
191,85 €
136,35 €
55,54 €
Kurs Basis
94,92 €
63,49 €
137,00 €
82,60 €
79,04 €
166,80 €
Basiswerte (unter anderem)
Kurs
Emission
Netgear, General Electric, Logitech, ... 58,85 € 29.07.2015
Facebook, Amazon, Netflix, ...
58,06 € 15.09.2015
Fresenius MED, Lifetech, Chemed, ... 114,91 € 03.11.2015
Gold
130,53 € 28.10.2015
Silber
18,97 € 26.11.2015
Strike
42,00 €
4,00 €
165,00 €
45,00 €
13,00 €
118,00 €
100,00 €
175,00 €
125,00 €
48,00 €
Koupon p.a.
8,50 %
16,00 %
9,50 %
18,00 %
5,00 %
11,00 %
18,00 %
7,50 %
7,00 %
7,50 %
Bewertungstag Max. Rendite p.a.
17.11.2017
10,90 %
17.03.2017
10,30 %
05.09.2017
10,00 %
17.03.2017
9,50 %
15.06.2018
9,30 %
16.06.2017
9,30 %
17.03.2017
9,00 %
17.11.2017
8,70 %
20.10.2017
8,40 %
20.10.2017
7,20 %
Basiswerte (unter anderem)
Brent Öl
WTI Öl
Natural Gas
Diesel
Diesel Index
Heizöl
Strike
100,00 €
62,00 €
135,00 €
85,00 €
80,00 €
160,00 €
seit Start Laufzeit
16,72 % endlos
15,22 % endlos
13,75 % endlos
11,64 % endlos
33,88 % endlos
Kurs
– €
– €
– €
– €
– €
– €
Emission seit Start Laufzeit
02.09.2016
– % endlos
14.09.2016
– % endlos
14.09.2016
– % endlos
14.09.2016
– % endlos
14.09.2016
– % endlos
14.09.2016
– % endlos
Basiswerte (unter anderem)
Canadian Natural Res., Hess Corp., Exxon Mobil, ...
Alliant Energy, Philip Morris Int., Ventas, ...
BWP, Fraser Centrpoint, Tokyu REIT, ...
Alphabet, Dürr, Infineon Technologies, SAP, ...
Netflix, Amazon, Ebay, ...
Koupon p.a.
10,50 %
9,00 %
10,00 %
6,00 %
6,20 %
7,40 %
Briefkurs
99,56 %
98,29 %
100,01 %
100,16 %
99,66 %
99,46 %
100,51 %
100,36 %
99,69 %
101,29 %
Kurs seit Start
127,80 € 24,96 %
111,30 € 9,40 %
203,60 € 101,53 %
115,80 € 14,11 %
102,60 € 0,78 %
Bewertungstag Max. Rendite p.a. Briefkurs
15.09.2017
12,89 %
98,40 %
15.09.2017
10,32 %
99,18 %
15.09.2017
9,14 %
101,18 %
15.09.2017
8,11 %
98,63 %
15.09.2017
7,66 %
98,75 %
15.09.2017
6,64 %
100,98 %
Produkt-Typ
Aktienanleihe
Bonus-Zertifikat Bonus-Zertifikat Express-Zertifikat Express-Zertifikat Garantie-Zertifikat Fälligkeit Zeichnung bis Währung
01.10.2018 28.09.2016
Euro
12.10.2021 06.10.2016
Euro
29.09.2021 27.09.2016
Euro
15.09.2021 13.09.2016
Euro
23.09.2021 21.09.2016
Euro
10.10.2024 06.10.2016
Euro
Stichzeitpunkt: 9. September 2016, alle Angaben ohne Gewähr
September 2016 – GELD-MAGAZIN ° 67
geldanlage ° Im Gespräch mit Gabor Mehringer, CMC Markets
Das erste halbe Jahr
Seit einem knappen halben Jahr ist CMC Markets, einer der führenden Spezialisten für CFDs weltweit, mit
­einer Niederlassung in Österreich vertreten. „Wir sind gekommen, um zu bleiben“, meint Gabor Mehringer, der
seit einem Jahr für die Geschäfte des Unternehmens in der Alpenrepublik verantwortlich zeichnet.
über Next Generation abrufbar sind. Über eine
Chat-Funktion kann man auch direkt mit den
Fachleuten Kontakt aufnehmen. Wir verzeich­
nen zurzeit rund 300 bis 400 Chat-Teilnehmer
pro Tag. Darüber hinaus gibt es auf YouTube
eine Playlist mit rund 1000 Videos von CMC
Markets, die aktuell rund 6000 User abonniert
haben. Hier werden neben unterschiedlichen
Informationen Ausbildungsmodule für Anfän­
ger und Fortgeschrittene angeboten.
sich CMC derzeit am Markt und was ist zur
­Geschäftsentwicklung speziell in Österreich
zu sagen?
Gabor Mehringer: CMC ist laut der neues­
ten Studie von Investment Trends – gemessen
an der Anzahl aktiver Kunden – mit einem
Marktanteil von 16 Prozent der größte CFDAnbieter in Deutschland. Auch in Österreich
haben wir das Ziel, die Nummer eins am Markt
zu werden. Österreich ist ein sehr aufnahmebe­
reiter Markt, die Anleger sind aufgeschlossen
und interessiert. Das war für unser Haus auch
die Motivation, diesen April, also vor bald
einem halben Jahr, in Wien eine Zweigstelle
zu eröffnen, damit Investoren einen Ansprech­
partner vor Ort haben und sich mit ihren
Fragen nicht an die Niederlassung in Frank­
furt wenden müssen – was natürlich möglich
wäre, jedoch manchmal eine Hemmschwelle
darstellt. Persönlicher Kontakt ist immer wich­
tig und aus diesem Grund veranstalten wir auch
zirka zehnmal pro Jahr Seminare in Wien, da­
mit „CFD-Neulinge“ die Grundbegriffe dieser
alternativen Investitionsform kennen lernen
können.
In diesem Herbst veranstalten wir auch eine
Roadshow in Deutschland und Österreich,
bei der wir am 19. Oktober 2016 in Wien Halt
­machen werden.
Gabor Mehringer,
Premium Client Manager/Education
neu im Programm. Es handelt sich dabei um
ein Produkt für den einfachen Zugang zu den
Finanzmärkten mit begrenztem Risiko. Es ist
bei den Anlegern deshalb sehr beliebt, weil, wie
bei den Countdowns, keine Nachschusspflicht
besteht. Binaries sind Kontrakte mit unter­
schiedlich langen Laufzeiten auf Währungen,
Indizes und Rohstoffe.
Um auf Ihre Frage nach den Plattformen zu
kommen: Next Generation, so der Name un­
serer Plattform, ist seit 2011 im Einsatz und
ermöglicht den Handel mit CFDs, Countdowns
und Binaries. Ab Herbst kommt noch ein wei­
teres Produkt auf den Markt, das speziell für
Freunde von Hebel-Zertifikaten interessant
werden dürfte.
Auf welche Produkte werden CFDs ­angeboten
und über welche Plattformen können sie
Sie erwähnten vorhin die Kundenseminare, die
­gehandelt werden?
Sie regelmäßig durchführen. Wie halten Sie
CMC Markets bietet den Anlegern die Möglich­
keit, Differenzkontrakte auf über 10.000 Werte
auf Indizes, Aktien, Anleihen, Rohstoffe, ETFs
sowie Kontrakte auf über 340 Währungspaare –
long und short – zu traden. Über die Plattform
Next Generation können auch Binaries und
Countdowns gehandelt werden. Binaries sind
­darüber hinaus Kontakt zu den Investoren?
68 ° GELD-MAGAZIN – September 2016
Neben Messepräsenz, wie etwa dieses Jahr wie­
der bei der GEWINN, können sich interessierte
Anleger täglich in der Zeit von 9 bis 16 Uhr über
CMC-TV laufend Marktkommentare von den
CFD-Experten Jochen Stanzel und Konstantin
Oldenburger ansehen, die auch als Lifestream
Welche Innovationen bietet CMC seinen
­Anlegern aktuell?
Seit Anfang August 2016 bieten wir Konten mit
„Schutzschild-Funktion“ an, das heißt, dass die
Nachschusspflicht ausgeschlossen wird. Dazu
versehen wir jede Order mit einem garantier­
ten Stop-Loss, der zwar eine zusätzliche
Ge­bühr ­kostet, die Kosten bekommt der ­Kunde
aller­dings zu 50 Prozent zurück, wenn diese StopLoss-Order nicht zum Einsatz gekommen ist.
Welche Marktpotenziale sehen Sie im
­aktuellen Umfeld? Was ist zur steuerlichen
­Situation von CFDs zu sagen?
Viele Banken fokussieren sich aktuell wieder auf
ihre Kerngeschäfte und bieten vermehrt Main­
stream-Produkte an. So haben einige Banken
in Österreich kürzlich den Futureshandel für
Privatanleger eingestellt. Passionierte FuturesTrader finden nun bei CMC wieder ihren Platz.
Zur steuerlichen Seite ist zu sagen, dass Ge­
winne aus CFD-Geschäften grundsätzlich der
Einkommensteuer unterliegen. CMC Mar­
kets zieht als ausländischer Anbieter die Steuer
aber nicht direkt „an der Quelle“ ab. Im Folge­
jahr muss er dann die Gewinne oder Verluste in
seiner Steuererklärung angeben. Dazu hilft ihm
eine Jahresaufstellung von uns.
www.cmcmarkets.at
credit: beigestellt
GELD ° Herr Mehringer, wie positioniert
Healthcare
September 2014
6HLWHYRQ
0RUQLQJVWDU*OREDO)XQG5HSRUW_'UXFNGDWXP$SULO
':67RS'LYLGHQGH/'
0RUQLQJVWDU$QDO\VW5DWLQJ
r
New Prescription for Diagnostic '(
Labs: Headwinds Ease and
Moats Open Doors to New Opportunities
2
Key Takeaways
3
New Rx: Low-Cost Structure
to Survive the Unrelenting
Reimbursement Squeeze
18
Our Dx Pick: LabCorp Over Quest
Diagnostics
21
Spotlight on Sonic Healthcare
23
Healthcare Outlook
23
Focus Lists
25
Calendar
26
Coverage Lists
Debbie S. Wang
Senior Analyst, Devices
+ 1 312 384-3937
[email protected]
0RUQLQJVWDU.DWHJRULH
.DWHJRULHLQGH[
)RQGVYHUP¹JHQ $NWXHOOH5HQGLWH
$XIOHJXQJVGDWXP
*OREDO(TXLW\,QFRPH
06&,:RUOG+LJK'LYLGHQG<LHOG
1586'
0LR(85
$NWLHQ6W\OH0DS
$NWLHQ5HJLRQHQ
Major Diagnostic Reference Labs
Elements of Competitive Strength
Company
Price ($) Fair Value ($)
LabCorp
102.96
Quest Diagnostics
Sonic Healthcare
127.00
Price/FV(XURSD
$IULND
(%) Moat
$PHULND
Source: Morningstar
0.81 Narrow
65.00
0.95 Narrow
61.49
7KRPDV6FK¿VVOHU
AUD 17.57 AUD 18.00,YR:HLQRHKUO
0.98 Narrow
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7
7
7
7
7
Stable
Stable
Strong
Disadvantage
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Slight
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Advantage
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Slight
Disadvantage
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Analytics
IT Investment
Investment
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Sector Research
'RPL]LO
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Moat Trend Cost Structure
)RQGVPDQDJHPHQW
$Q]DKO0DQDJHU
Damien Conover, CFA
Director, Pharmaceuticals
+ 1 312 696-6052
[email protected]
$VLHQ
$XVWUDOLHQ
Key:
Chris Kallos, CFA
Analyst, Healthcare
+ 61 2 9276 4428
[email protected]
New changes on the horizon spurred by health care reform are creating substantial changes
in the diagnostic lab market and squeezing reimbursement. We think the largest labs with narrow
economic moats, including LabCorp LH, Quest Diagnostics DGX, and Sonic Healthcare SHL,
are best-positioned to take advantage of the new opportunities. Based largely on cost and scale
advantages, we project these labs should outpace market growth through 2020. From a valuation
and strategic perspective, we believe LabCorp represents the best competitor to benefit from this
evolving landscape.
m
Strong
Advantage
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Die
bessere
Entscheidung
rohstoffe ° Aktuelle Trends
Rohöl ° Irak dreht auf
Abschwächung. Der Ölpreis musste im August, aber noch stärker bereits zuvor im
Juli, Rückschläge hinnehmen. Von einem lupenreinen Aufwärtstrend kann man jetzt nicht mehr
sprechen und es wird sich erst herausstellen, ob die Anfang des Jahres gewonnene Dynamik
wieder aufgenommen wird. Für die Preisschwäche sorgt laut einem Vontobel-Rohstoffkommentar vor allem ein deutlich gestiegener US-Dollar, denn viele Anleger erwarten nach der Rede von
Fed-Chefin Janet Yellen einen neuen Zinsschritt in den USA. Sie sprach Ende August davon, dass
moderate Zinsanhebungen in nächster Zeit angemessen seien. Wann es damit soweit sein
könnte – das ließ Yellen allerdings offen. Der Dollar dankte es in Form einer Achterbahnfahrt.
Neben dem aufgewerteten Dollar wurde der Ölpreis zusätzlich von einer besseren Versorgungslage belastet: Der Irak hat angekündigt, seine
Ölexporte kurzfristig um fünf Prozent steigern zu
Rohöl (Sorte Brent)
wollen. In Nigeria wiederum sind die militanten
„Niger Delta Avengers“ mit der Regierung übereingekommen, Verhandlungen auf den Weg
zu bringen. Hier könnte also eine gewisse Beruhigung einkehren. Der wesentliche politische
Einflussfaktor für die Ölpreisentwicklung bleibt
aber Saudi-Arabien. Dort pumpt man massenhaft billiges Öl aus dem Wüstensand, um die
Märkte zu überfluten und den US-Frackingfirmen zu schaden. Bisher haben die Öl-Scheichs
kein Einlenken angedeutet.
(hk)
Lithium ° Positiv geladen
Lithiumpreis
cher werden immer leistungsfähiger – und
beliebter. Die Akkus kommen in Handys und
Laptops zum Einsatz, außerdem werden sie für
die Elektromobilität und als stationäre Stromspeicher für den Ausbau erneuerbarer Energien
immer wichtiger. Interessante Zahlen erreichen uns in diesem Zusammenhang aus den
USA: Dort wurden allein im Juni fast 6000 Tesla-Fahrzeuge (Model S und Model X) verkauft.
Als Reaktion auf die Enthüllung des Model 3
von Tesla folgten in den Vereinigten Staaten
über 250.000 Vorbestellungen (das entspricht
einem Umsatz von über zehn Milliarden US-Dollar) in lediglich 36 Stunden. In China sind
wiederum monatliche Steigerungsraten von mehr als 30 Prozent bei den Zulassungen von
Elektrofahrzeugen zu beobachten. Das hat natürlich direkte Auswirkungen auf den zugrunde
liegenden Rohstoff Lithium. Die globale Nachfrage wird sich nach Ansicht des australischen
Informa­tionsportals RenewEconomy von 190.000 Tonnen 2015 auf etwa 340.000 Tonnen bis
2020 erhöhen. Die Experten der Societe Generale bezeichnen Lithium folgerichtig als Investmentchance mit großem Potenzial. Lithium ist als Rohstoff zwar nahezu unbegrenzt vorhanden,
die Förderung ist aber aufwendig. Forschungsansätze für alternative Technologien existieren,
doch momentan gibt es noch keinen gleichwertigen Ersatz für Lithium-Ionen-Akkus.
(hk)
70 ° GELD-MAGAZIN – september 2016
Üppige Weizenfelder erfreuen das Auge; die
Überproduktion bereitet Soft-CommoditiesAnlegern hingegen Sorgen.
Profiteur ° Der Lithium-Preis sollte vor
allem am Boom bei den Elektrofahrzeugen „mit­
naschen“. Dieser dürfte sich in mehreren Ländern
durch die zunehmende Verschärfung der CO²Standards sowie sinkende Kosten für die Verbraucher weiter fortsetzen.
lithiumreserven
Chile China Argentinien Australien Portugal 7,5 Mio. Tonnen
3,2 Mio. Tonnen
2,0 Mio. Tonnen
1,5 Mio. Tonnen
60.000 Tonnen
CHARTS: Tai-Pan / software-systems CREDIT: Shutterstock
Boom erwartet. Lithium-Ionen-Spei-
°
Aktuelle Trends   rohstoffe
weizen ° Preisverfall
„Nervenprobe.“ Auf Weizen herrscht von einigen Seiten Preisdruck: So ist die weltweite Versorgungslage bestens gewährleistet, nach dem Notenbankertreffen in Jackson Hole
belastet der stärkere US-Dollar und US-Händler gegeben Rabatte, um Lagerkapazität für die
US-Maisernte zu gewinnen, ist aus einem Kommentar der Commerzbank zu erfahren. Jüngst
sind auch die Prognosen für die weltweite Weizenproduktion 2016/17 immer weiter angehoben worden. So hat der Internationale Getreiderat seine Prognosen um acht Millionen Tonnen
auf 743 Millionen Tonnen angehoben. Und das International Grain Council schätzt die globalen Endbestände für 2016/17 über 20 Millionen Tonnen höher als im Vergleichszeitraum von
2015/16. In Deutschland hingegen ist die Weizenernte wegen des zu nassen Wetters nur mäßig ausgefallen. Joachim Rukwied, Präsident
des Deutschen Bauernverbands, bezeichnet
Weizenpreis
die Ernte nicht zuletzt auch wegen des Preisverfalls am Weltmarkt als „reine Nervenprobe“. Zu
genau einer solchen hat sich Weizen auch für
die Anleger entwickelt: Auf Sicht von drei Jahren sind die Preise um rund 40 Prozent gefallen,
in den vergangenen fünf Monaten waren es sogar annähernd 50 Prozent minus. In den letzten
zwölf Monaten fallen die Verluste mit über 20
Prozent auch nicht gerade erfreulich aus. Wobei der Abwärtstrend noch immer vorhanden ist
und sich sogar zu beschleunigen scheint. (hk)
Gold ° Gegengewicht zu Aktien
Goldpreis
Volatilität bremsen ° Manche Experten
glauben an eine rasante Berg- und Talfahrt der
Aktienmärkte. Gold könnte hier als Stabilisator
in einem gut diversifizierten Portfolio durchaus
nützliche Dienste erweisen und dabei helfen, die
schlimmsten Volatilitäten auszugleichen.
Goldreserven der Notenbanken
USA
Deutschland
Italien
Frankreich
China
8100 Tonnen
3300 Tonnen
2400 Tonnen
2400 Tonnen
1800 Tonnen
Hoffnung für Statistiker. Der
Ende letzten Jahres eingeleitete Aufwärts­
trend bei Gold ist immer noch intakt, wobei es
im August zu Einbußen kam. Auch hier spielt
wieder US-Notenbankchefin Yellen eine wesentliche Rolle. In einer Vontobel-Analyse heißt es
dazu: „Fehlende Andeutungen auf einen Termin für die nächste Zinserhöhung ließen Gold
zunächst nach oben schießen, doch das Edelmetall fiel anschließend wieder zurück: Der
stärkere US-Dollar, der im Zuge der Rede deutlich abgewertet hatte, stoppte den Kaufimpuls
der Anleger.“ Mit Blick auf den Kalender könnten
laut den Vontobel-Experten die Goldanleger jedoch in den kommenden Wochen wieder mit steigenden Kursen rechnen:Wie die Statistik zeigt, hat der Goldpreis in den vergangenen 20 Jahren
jeweils im September und November die größten durchschnittlichen Zuwächse verzeichnet.
Auch Nick Peters, Multi-Asset-Fondsmanager bei Fidelity International, zeigt sich optimistisch,
wobei er andere Argumente ins Treffen führt: „Trotz des starken Preisanstiegs in diesem Jahr
sollten Anleger meines Erachtens nach wie vor eine weitere Allokation in Gold in Betracht ziehen. In volatilen Marktphasen kann Gold ein sicherer Hafen sein und ein starkes Gegengewicht
zu Aktien darstellen. Das ist aktuell insofern relevant, als die Kurse an vielen Aktienmärkten mittlerweile teuer erscheinen.“
(hk)
september 2016 – GELD-MAGAZIN ° 71
ImmobilienPanorama
VEREINIGTES KÖNIGREICH
Land des Monats
ECKDATEN (Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland)
öffentlichte Deloitte Property Index 2016 wirft
erneut einen interessanten Blick auf die europäischen Wohnimmobilienmärkte. Wenig
überraschend führt UK die Liste der teuersten
Regio­nen an. Sehr wohl überraschend ist jedoch die Deutlichkeit der britischen „Vorherrschaft“. Laut den Recherchen der DeloitteExperten bekommt man im United Kingdom
für einen Kaufpreis von 200.000 Euro durchschnittlich gerade einmal 39 Quadratmeter
Wohnraum. In der Londoner City muss man
sich um denselben Preis mit gerade einmal
elf Quadratmetern zufrieden geben. Öster­reich
und Deutschland liegen mit 80 beziehungsweise 97 Quadratmetern für 200.000 Euro im
Mittelfeld des Rankings. Am meisten Wohnraum für sein Geld bekommt man mit 194, 196
und 276 Quadratmetern in Portugal, Ungarn
und Russland. Im Ranking der teuersten Städte
liegt Paris der Londoner City mit durchschnittlich 19 Quadratmetern dicht auf den Fersen.
Auch Wien liegt hier mit 51 Quadratmetern für
200.000 Euro im Spitzenfeld.
Starke Worte ´´
„Es muss nicht immer
die Top-Lage sein.“
Helge Scheunemann,
„Wir brauchen
leistbare Wohnungen.
Das erledigt der Markt
nicht von selber.“
Head of Research bei
Jones Lang La Salle,
Josef Schmidinger, Boss
bricht eine Lanze für Im-
der S-Bausparkasse, ist
mobilien in sogenannten
davon überzeugt, dass
Zweitlagen. Objekte in
hauptsächlich Woh-
deutschen Premiumlagen
nungen benötigt werden,
würden zunehmend rar, was die Zweitlagen
teilweise massiv aufwerte. Dies zeige auch
die sechs bis sieben Euro
pro Quadratmeter kosten.
deren Wertentwicklung in den letzten beiden
Gebaut werde aktuell aber vieles um zwölf Euro
Jahren.
pro Quadratmeter oder mehr.
72 ° GELD-MAGAZIN – September 2016
Zahlenspiel
1.500
Exit. Die S IMMO AG hat
Mitte August Verträge
über den Verkauf eines Teils ihres deutschen
Wohnportfolios an das von Deutsche Investment verwaltete Sondervermögen „Deutsche
Investment Wohnen III“ gemeinsam mit der EB
Group abgeschlossen. Gegenstand der Transaktion sind etwa 1500 Wohneinheiten in Berlin und in Hamburg. Dies entspricht flächenmäßig rund einem Drittel des deutschen
Wohnportfolios beziehungsweise etwa 20 Prozent des gesamten Deutschland-Portfolios der
S IMMO. Durch den Verkauf realisiert die
S IMMO für diesen Teil des Portfolios die bisher
erzielten Wertsteigerungen. Die Transaktion
führt bei Closing, nach Abzug von Kreditfinanzierungen, zu einem Nettozufluss im Konzern
von rund 140 Millionen Euro. „Wir haben diese
Immobilien großteils vor neun Jahren gekauft
und seitdem gut damit verdient. Es ist ein wesentlicher Bestandteil unserer zyklusorientierten Strategie, in hohen Marktphasen auch
einmal Kassa zu machen“, kommentiert der
CEO der S IMMO, Ernst Vejdovszky.
CrediTS: beigestellt, Archiv, Shutterstock
Kein Schnäppchen. Der im Sommer ver-
Staatsform
Parlamentarische Monarchie
Hauptstadt
London
Amtssprache
Englisch sowie Regionalsprachen
Staatsoberhaupt
Elizabeth II.
Regierungschef
Theresa May
Fläche
243.820 km2
Einwohner
etwa 64,6 Millionen
Bevölkerungsdichte
rund 264,95 pro km2
Währung
Pfund Sterling
Kfz-Kennzeichen
GB
Internet-TLD
.uk
Internat. Telefonvorwahl
+44
Staatsgründung
1707
Nationalfeiertag
Jeweils zweiter Samstag im Juni
Größte Städte London, Birmingham, Glasgow,
Liverpool, Leeds, Sheffield
Verwaltungsgliederung
Unterschiedlich in den vier
Landesteilen England, Wales,
Schottland und Nordirland
NachbarstaatenIrland
Höchste Erhebung
Ben Nevis (Schottland, 1345 m)
KOLUMNE
TRIVIUM GMBH
Pensionsvorsorge mit Immobilien
I
ch habe im Laufe des letzten Jahres einige
Male über spezielle Formen des Wohnungsinvestments geschrieben. Der Großteil des
Immobilieninvestments in Österreich geht
aber sicherlich in die „klassische Vorsorgewohnung“. Im Vergleich zu den Bankenzinsen
oder den Garantiezinssätzen von Lebensversicherungen sind Wohnungsinvestments jedenfalls von Vorteil. Was bedeutet es aber, in
Wohnungen zu investieren? Zu allererst muss
man sich bewusst sein, dass ein Investment
in eine Wohnung ein langfristiges, relativ
illiquides Investment ist. D.h. man sollte dafür
Geld verwenden, das man langfristig nicht benötigt. Die ideale Wohnungsgröße für solche
Wohnungen ist ca. 40 m², aufgeteilt in eine
Zwei-Zimmer-Wohnung. Solche Wohnungen
sind in allen Ballungszentren Österreichs immer nachgefragt. Die Nachfrage wird über
Jahre hinaus höher sein als das Angebot und
sie werden nur selten Leerstände haben. Die
Kleinheit der Wohnungen garantiert auch bei
hohen m²-Mieten eine Leistbarkeit.
Für Sie als Investor zählt ausschließlich die
m²-Miete. Auf Basis dieser verdienen Sie Ihre
Pension. Die meisten Mieter haben ein Budget
in absoluter Höhe und rechnen nicht mit m²Mieten. Der Kaufpreis ist ein weiterer wichtiger
Parameter für den Erfolg. Es muss immer das
Verhältnis zwischen Einkaufspreis und Nettomiete auf den m² gerechnet passen. Um langfristig eine gute Rendite zu erzielen, können
Sie natürlich auch die niedrigen Zinssätze für
Hypothekarfinanzierungen nutzen und sollten
bis zu ca. 70 Prozent Ihrer Wohnung fremdfinanzieren. Bei einer Mietrendite von drei Prozent und einem Fremdkapitalzinssatz von 1,8
Prozent verdienen Sie 1,2 Prozent zusätzlich
auf die Fremdfinanzierung. Auf Ihr eingesetztes Kapital bedeutet das aber zusätzliche 2,8 Prozent.
Vorsorgewohnungen
bieten natürlich auch
den WertsteigerungsMARIO KMENTA,
faktor, der etwa die InGeschäftsführer,
flation abdeckt. Somit
trivium gmbh
sind bei fremdfinanzierten Wohnungen
echte Renditen zu erwirtschaften, die um die fünf bis sechs Prozent liegen. Solche Renditen sind sehr gut geeignet, um für die Pension vorzusorgen. Viele
Vorsorgewohnungs-Spezialisten bieten Service-Pakete, die Ihnen die Arbeit abnehmen.
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12. – 13. Oktober 2016, Wien
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„Erlebniswelt“ am Versicherungsmarkt
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ƐƉƌćƐĞŶƟĞƌĞŶƐŝĐŚ͗
SEPTEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °
73
VERSICHERUNGPanorama
RUMÄNIEN
STARKE WORTE ´´
Land des Monats
„Die Niedrigzinsen sind eine
brutale Keule!“
Uniqa-Boss Andreas
Brandstetter lässt kein
gutes Haar an der Europäischen Zentralbank und
ihrer Zinspolitik. Diese
übe unvermindert starken
Druck auf die Erträge aus
den Kapitalanlagen seines Unternehmens aus.
ECKDATEN (Republik Rumänien)
ZUKAUF. Die ERGO Austria International AG
und die ERGO Versicherung AG haben 100
Prozent der Anteile des rumänischen Schadenund Unfallversicherers Credit Europe Asigurari Reasigurari S.A. erworben. ERGO Österreich ist bereits seit 2010 mit der Lebensversicherungs-Gesellschaft ERGO Asigurari de Viata in Rumänien vertreten. Die Parteien haben
Stillschweigen über den Kaufpreis vereinbart.
Die Produktpalette der neuen ERGO-Tochter
mit Sitz in Bukarest umfasst Kfz-, Unfall-, Haushalt- beziehungsweise Eigenheim- und Haftpflichtversicherungen sowie Auslands-Krankenversicherungen. 2015 verzeichnete Credit
Europe Asigurari einen Prämieneingang von
9,1 Millionen Euro und nimmt aktuell Platz 16
am rumänischen Markt im Bereich Schadenund Unfallversicherung ein.
Staatsform
Hauptstadt
Amtssprache
Staatsoberhaupt
Regierungschef
Fläche
Einwohner
Bevölkerungsdichte
Währung
BIP (2015)
Kfz-Kennzeichen
Internet-TLD
Internat. Telefonvorwahl
Unabhängig seit
Nationalfeiertag
Größte Städte
Verwaltungsgliederung
Nachbarstaaten
Höchste Erhebung
Republik
Bukarest
Rumänisch
Klaus Johannis
Dacian Ciolos
237.500 km2
etwa 19,9 Millionen
rund 83,8 pro km2
Leu
156,9 Milliarden Euro
RO
.ro
+40
1877
1. Dezember
Bukarest, Cluj, Temeswar, Jassy
41 Kreise plus Bukarest
Bulgarien, Moldawien, Serbien,
Ukraine, Ungarn
Moldoveanu (2544 m)
ZAHLENSPIEL
1,2
PRÄMIEN. Laut Statistik des
Versicherungs-Branchenverbands Insurance Europe hat jeder
Europäer im Jahr 2015 im
Durchschnitt 2010 Euro an
Versicherungsprämien bezahlt. Insgesamt summieren sich die in Europa geleisteten Bruttoprämien somit
auf 1,2 Billionen Euro, was einem
Plus von rund 1,3 Prozent im Vergleich zu 2014 entspricht. Auf Österreich
und Deutschland entfielen dabei 17,4 beziehungsweise 193,8 Milliarden Euro. Die Kapitalanlagen der insgesamt rund 3700 europäischen Versicherer summierten sich im vergangenen Jahr auf 9,8 Billionen Euro.
... ABER NOTWENDIG. Mögliche Unfälle,
Schicksalsschläge oder gar die eigene Endlichkeit gedanklich zu verdrängen, mag menschlich
und somit auch verständlich sein. Klug und vor
allem verantwortungsvoll den eigenen Angehörigen gegenüber ist es jedoch keinesfalls, heißt
es in einer Aussendung des Österreichischen
Verbands Financial Planners. Um für den Fall der
Fälle vorzusorgen, gelte es, sich vorausschauend mit diesen Themen auseinanderzusetzen,
die sonst wenig beachteten Maßnahmen Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung in
Betracht zu ziehen und rechtzeitig die richtigen
74
° GELD-MAGAZIN – SEPTEMBER 2016
Vorkehrungen zu treffen. „In einigen Fällen ist
ein Testament ganz besonders wichtig“, ist Rainer Bartusch, Vorstandsmitglied des Verbands,
überzeugt und spricht dabei vor allem alleinstehende Menschen, Patchworkfamilien-Mitglieder
und Menschen, die in eingetragenen oder auch
nicht eingetragenen Partnerschaft leben, an. In
vielen dieser Fälle hat ein plötzliches Ableben
Existenz bedrohende Folgen für die Angehörigen. Neben der Formulierung eines Testaments
sollte heutzutage auch niemand mehr auf die
Errichtung einer Vorsorgevollmacht – die regelt,
wer im eigenen Namen Entscheidungen treffen und handeln kann, wenn man selbst dazu
nicht mehr in der Lage sein sollte – sowie einer
Patientenverfügung verzichten. Letztere sollte
sinnvollerweise auch im Patientenverfügungsregister des österreichischen Notariats und
im Patientenverfügungsregister der österreichischen Rechtsanwälte registriert werden.
CREDITS: Archiv, Photosebia/Shutterstock, Shutterstock
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50 % Renten / 50 % Aktien
25 % Renten / 75 % Aktien
100 % Aktien
vermögensverwaltend
2,0 %
5,6 %
10,1 %
12,3 %
16,1 %
5,2 %
8,2 %
10,3 %
9,9 %
13,8 %
15,1 %
9,8 %
0,7 %
2,8 %
2,5 %
8,0 %
9,9 %
5,8 %
6,6 % 4,9 %
4,5 % 4,9 %
3,3 % 4,0 %
2,2 % 3,4 %
2,1 % -0,1 %
1,5 % 3,1 %
100 % Renten
100 % Renten
100 % Renten
100 % Aktien
100 % Aktien
100 % Renten
100 % Renten
100 % Aktien (Erstauflage 05.10.04)
0,1 %
4,0 %
0,4 %
-9,0 %
19,8 %
-4,7 %
-3,2 %
8,9 %
6,3 %
11,8 %
5,4 %
-17,8 %
4,0 %
19,3 %
6,1 %
-9,7 %
-1,0 %
-1,3 %
4,1 %
-3,3 %
2,8 %
9,8 %
0,6 %
9,0 %
4,4 % 4,7 %
8,9 % 5,7 %
3,3 % 5,8 %
4,6 % 3,5 %
-7,3 % -1,7 %
7,5 % 4,1 %
2,1 % 4,4 %
-2,2 % 3,8 %
-0,3 %
3,0 %
2,3 %
3,5 %
4,2 %
3,5 %
4,2 %
3,7 %
4,5 %
5,4 %
5,8 %
6,1 %
(02.01.96)
(02.01.96)
(02.01.96)
(02.01.96)
0,0 %
2,5 %
4,1 %
5,4 %
2,0 %
1,4 %
0,5 %
-0,8 %
3,1 %
3,2 %
2,7 %
1,4 %
(01.04.99)
(31.10.97)
(31.10.97)
(01.04.99)
0,5 %
2,0 %
4,8 %
7,4 %
3,6 %
5,4 %
2,9 %
0,9 %
4,4 %
3,6 %
2,0 %
0,3 %
(01.01.00)
(01.01.00)
(01.01.00)
(01.01.00)
-0,1 %
2,4 %
3,4 %
4,6 %
3,9 %
4,8 %
4,3 %
3,1 %
4,0 %
4,7 %
4,4 %
4,2 %
(01.09.95)
(01.09.95)
(01.09.95)
(01.09.95)
FinanceLife-Lebensversicherung AG / Raiffeisen Fondspolizzen
I Hohe Sicherheit
100 % Renten
0,3 %
4,8 %
II Risikoarm
80 % Renten / 20 % Aktien
3,8 %
7,7 %
III Ausgewogen
55 % Renten / 45 % Aktien
2,8 %
9,0 %
IV Dynamisch
25 % Renten / 75 % Aktien
8,5 %
9,8 %
FinananceLife-Lebensversicherung AG / Salzburg-Invest KAG Fondspolizzen
I Sicherheit
100 % Renten
-0,7 %
4,5 %
II Ertrag
80 % Renten / 20 % Aktien
-1,4 %
8,4 %
III Wachstum
50 % Renten / 50 % Aktien
3,5 % 10,7 %
IV Dynamik
25 % Renten / 75 % Aktien
7,0 % 12,5 %
FinanceLifeLebensversicherung AG / Kepler Fonds Polizzen
I Sicherheit Plus
100 % Renten
1,5 %
6,6 %
II Sicherheit
80 % Renten / 20 % Aktien
4,8 %
7,6 %
III Ertrag
55 % Renten / 45 % Aktien
9,5 % 10,9 %
IV Wachstum
25 % Renten / 75 % Aktien
15,2 % 14,3 %
FinanceLife-Fondspolizzen
I Hohe Sicherheit
100 % Renten
0,0 %
5,3 %
II Sicherheit mit Wachstumschance
80 % Renten / 20 % Aktien
1,6 % 10,2 %
III Wachstum mit begrenztem Risiko
55 % Renten / 45 % Aktien
3,4 %
9,8 %
IV Aktives Risikomanagement
25 % Renten / 75 % Aktien
8,1 % 10,2 %
1.1.-31.8.
Ø SEIT START (P.A.)
Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.634,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 37,– Vertriebspartner: Berater der UNIQA Versicherungen AG, Raiffeisen Bankensektor, unabhängige Makler,
vier Vermögensverwaltungen, in Summe sechzehn gemanagte Portefeuilles, unabhängige Fondsselektion aus einem Bestand von über 300 Fonds der renommiertesten Kapitalanlagegesellschaften
Generali Versicherung AG
1011 Wien, Landskrongasse 1–3
Tel.: +43 1/534 01-0
Fax: +43 1/534 01-4113
www.generali.at
WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG
Vienna Insurance Group
1010 Wien, Schottenring 30
Hotline: 050 350 351
www.ufos.at
Aktienanteil
Kurs 31.12.12 Kurs 31.12.13 Kurs 31.12.14 Kurs 31.12.15 Kurs 31.08.16
Sicherheitsklasse
Balanceklasse
Dynamikklasse
Aktivklasse
ca. 25 %
ca. 50 %
ca. 75 %
ca. 100 %
15,13 €
13,50 €
11,77 €
7,81 €
15,75 €
14,62 €
13,25 €
9,05 €
16,70 €
15,92 €
14,81 €
10,34 €
17,19 €
16,79 €
15,98 €
11,33 €
17,49 €
17,02 €
16,11 €
11,35 €
A 25
A 50
A 75
A 100
ca. 25 %
ca. 50 %
ca. 75 %
ca. 100 %
10,32 €
8,56 €
7,33 €
5,87 €
10,74 €
9,27 €
8,25 €
6,80 €
11,39 €
10,09 €
9,22 €
7,77 €
11,73 €
10,63 €
9,95 €
8,51 €
11,92 €
10,76 €
10,01 €
8,52 €
PORTFOLIO
VERMÖGENSAUFTEILUNG
2013
2014
4,0 %
4,4 %
7,3 %
4,4 %
4,9 %
8,1 %
8,5 %
13,1 %
8,6 %
9,8 %
2015 1.1.-31.08.
Ø SEIT START (P.A.)
UNITED FUNDS OF SUCCESS
WSTV ESPA Traditionell
WSTV ESPA Dynamisch
WSTV ESPA Progressiv
RT Active Global Trend
RT Panorama Fonds
2/3 Rentenfonds/1/3 Aktienfonds
1/3 Rentenfonds/2/3 Aktienfonds
100 % Aktienfonds
0-100 % Akien-, 0-100 % Rentenfonds
Dachfonds, 45% RT Active Global Trend
-3,3 %
-6,1 %
-4,2 %
-10,7 %
-5,4 %
2,6 %
1,1 %
0,7 %
-3,5 %
0,4 %
3,9 %
3,5 %
4,5 %
0,9 %
4,3 %
(15.07.03)
(15.07.03)
(15.07.03)
(17.01.00)
(02.04.12)
Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.500,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 70,– Todesfallschutz min./max. in % der Beitragssumme: 10–400
SEPTEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °
75
vorsorge ° Pensionsreform
„Eines der besten Systeme weltweit“
Die ÖVP will sich das heimische Umlageverfahren nicht schlechtreden lassen. Anpassungen sind laut August
Wöginger, Sozialsprecher der Partei, dennoch notwendig – etwa bei den Invaliditätspensionen, auch eine
­Erleichterung des „Pensionssplittings“ sei zielführend.
Harald Kolerus
n dieser Stelle kamen bereits Vertreter
der Opposition sowie der SPÖ mit
Vorschlägen zur Stärkung unseres Pen­
sionssystems zu Wort. Heute ist die Reihe
an der ÖVP bzw. deren Sozialsprecher
­August Wöginger. Was sind nun die
Kernforderun­gen der ÖVP für eine nach­
haltige Pensionsreform? Der Experte führt
aus: „Wir haben ein sehr gutes Pensions­sys­
tem nach dem Umlageprinzip. Es ist aber
immer wieder erforderlich, Anpassungen –
v.a. zur Sicherung für die künftigen Genera­
tionen – vorzunehmen. Wichtige Kern­
punkte des Pensionspaketes vom Februar
dieses Jahres bilden maßgebliche Nach­
schärfungen bei den Invaliditätspen­sionen
und Rehabilitationsmaßnahmen sowie der
Wiedereingliederung von Arbeitneh­
merinnen und Arbeitnehmern nach langer
Arbeitsunfähigkeit aufgrund psychischer
oder physischer Erkrankungen.“ Der Fokus
wird laut dem Experten verstärkt auf der
nachhaltigen Festigung und Erhöhung der
Arbeitsfähigkeit mit dem Ziel des längeren
Verbleibs im Arbeitsleben und der sanften
Reintegration in den Arbeitsmarkt liegen.
Pensionssplitting
Wöginger fährt fort: „Durch eine Er­
leichterung und Ausweitung des ,Pensions­
splittings‘ können wir eine familienpoli­
tische Maßnahme setzen und dem Eltern­
teil, der sich der Kinderbetreuung widmet,
zu einer höheren Pension verhelfen. Für un­
sere Familien konnte zum Beispiel auch eine
zusätzliche wesentliche Verbesserung bei
der Anrechnung von Kindererziehungs­
zeiten – bis zu 96 Monate – für ab 1955 ge­
borene Frauen erreicht werden. Personen,
die in ihrem Arbeitsleben nur wenig Ein­
76 ° GELD-MAGAZIN – september 2016
„Wichtig ist es,
die Erwerbsquote der
älteren Arbeitnehmer zu
erhöhen“
August Wöginger,
ÖVP
kommen hatten, obwohl sie mindestens 30
Beitragsjahre gearbeitet haben, sollen in
Zukunft auch mehr Pension erhalten, in
Form einer Erhöhung der Ausgleichszulage
auf 1.000 Euro für Alleinstehende.“ Für
­längeres Arbeiten über das gesetzliche Pen­
sionsantrittsalter hinaus werden die Arbeit­
nehmerinnen und Arbeitnehmer künftig
auch finanziell belohnt – wer länger arbei­
tet, wird auch in Form eines Bonus mehr
bekommen.
Kritik der Opposition
Die Opposition spricht wiederum von
unzureichenden Vorschlägen der Regie­
rung. Die Neos meinen sogar, unser Pen­
sionssystem sei „schrottreif “. Was hält Wö­
ginger von solchen Aussagen? „Gar nichts.
Wir haben eines der besten Pensionssys­
teme der Welt. Woran es fehlt, ist die Nach­
haltigkeit im System und die Finanzierbar­
keit, wenn ab 2020 die Babyboomergenera­
tion ins pensionsfähige Alter kommt“, so
der Experte. Für ihn ist es wichtig, dass die
Erwerbsquote älterer Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer erhöht wird: „Sehr er­
folgreiche Instrumente sind Altersteilzeit
und Teilpension. Warum? Weil mit diesen
Instrumenten ein langsames Ausgleiten aus
dem Erwerbsleben ermöglicht wird und
weil man das System dadurch an die Le­
bensrealitäten angepasst hat – mit 60 ist
man nicht mehr so leistungsfähig wie mit 30
Lebensjahren. Entscheidend wird sein, dass
man für längeres Arbeiten auch eine deut­
lich höhere Pension bekommt.“
Harmonisierung
Oft wird auch die Harmonisierung des
Pensionssystems gefordert, v.a. in Bezug auf
Sonderrechte von (Landes-)Beamten, Na­
tio­nalbankern oder Mitarbeitern von So­
zialversicherungsträgern. Was ist dagegen
einzuwenden? Dazu Wöginger: „Hier wer­
den zwei Systeme angesprochen. Sonder­
pensionen in Betrieben wurden nach ver­
fassungsrechtlichen Möglichkeiten bereits
eingegrenzt. Im gesetzlichen Pensionssys­
tem wurde die Harmonisierung bereits 2003
eingeleitet. Landes- und Gemeindebediens­
tete sind harmonisiert und sind im gleichen
allgemeinen einheitlichen Pensionssystem,
das auch für Arbeitnehmerinnen und Ar­
beitnehmer in der Privatwirtschaft gilt. Das
Land Oberösterreich z.B. war eines der
­ersten Länder, die das umgesetzt haben. Nur
die Stadt Wien ist säumig und wir fordern
vehement Maßnahmen ein – leider sind
Bürgermeister Häupl und die SPÖ hier aber
nicht zu bewegen.“ Bundesbedienstete sind
wiederum bereits im Allgemeinen Pensions­
gesetz harmonisiert, haben aber eine ge­
wisse Übergangsbestimmung je nach Alter
und/oder Eintritt in den Bundesdienst, die
im Auslaufen sind. „In bestehende Pensio­
nen kann man aber schwer eingreifen, das
ist verfassungsrechtlich fast nicht durch­
setzbar und entspricht auch nicht dem so­
genannten Vertrauensschutz“, so Wöginger
abschließend.
credit: beigestellt
A
Insurance Innovation Day
veranstaltung
Impulse und Inspirationen aus der Welt
der Versicherungsbranche
R
oboter, selbstfahrende Autos, Smart
Homes sowie die Versicherungsbranche der Zukunft waren die Themen
beim Insurance Innovation Day am 6. September in Wien.
THE MAGIC OF INNOVATION (MOI) wurde für
trendbewusste Manager der österreichischen
Versicherungsbranche geschaffen, die bereit sind, die Erwartungen der Generation-Y/
„Digital Natives“ zu verstehen.
„Die Kundenerwartungen in der Versicherungsbranche steigen tagtäglich. Es ist also
wichtig zu wissen, welche Trends die Zukunft
bestimmen werden und wie man als Versiche-
rer erfolgreich Strategien dafür entwickelt, um
neue Chancen, Trends und Lösungen schnell
und systematisch zu finden“, so Initiatorin
­Erika Krizsan und Managing Director der Insurance Factory.
Das Thema „Connected World“ wurde dieses
Jahr mit einem kreativen Tag verbunden.
Neue versicherungs­relevante Trends haben
Branchenexperten wie Munich Re, Swiss Re,
Zürich Versicherung und Nürnberger Versicherung vorgestellt. Top-Referenten haben
Einblicke in ihre erfolgreichen Strategien gegeben und bei den Innovation Boxes wurde
die Versicherungswelt von morgen vorgestellt.
Auf die Fragestellung
„Wie die Zukunft der
Versicherungs­branche
aussehen wird?“ wurden zahlreiche kreative Objekte aus Lego
gebaut, die spannendsten Werke wurden im Anschluss an
die Veranstaltung gekürt. Let´s innovate
2017!
www.care.at
IBAN AT77 6000 0000 0123 6000
Erika Krizsan,
Managing Director,
Insurance Factory
www.magicofinnovation.eu
versicherung ° Pensionsvorsorge
„Wunschkonzert“ der Experten
D
er demografische Wandel stellt die
erste Säule – das Umlageverfahren –
unserer Altersvorsorge vor erhebliche Herausforderungen. Die Politik steuert bereits
entgegen, allerdings zu zögerlich und von
der Wählerklientel der einzelnen Parteien
zu stark beeinflusst, meinen manche Experten. Welche Wünsche hat nun die Versicherungswirtschaft an den Gesetzgeber, um
unseren Pensionen eine solidere Basis zu
verleihen?
Drei-SÄULen-MODeLL StÄrKen
Heinrich Plametzberger, Leiter des
Aktuariats Leben bei der Helvetia Versicherung in Österreich, möchte in diesem
Zusammenhang darauf hinweisen, dass sowohl das staatliche System, als auch die
private Vorsorge ihre Berechtigung haben:
„In einigen Ländern gibt es das Bestreben,
vom Umlageverfahren wegzukommen. Das
halte ich für wenig intelligent, die beiden
Systeme machen parallel eingesetzt durchaus Sinn.“
Was die Effekte von Steuererleichterungen im Bereich der privaten Altersvorsorge betrifft, zeigt sich Plametzberger etwas zurückhaltend: „Solche Maßnahmen
sind vor allem für jene Menschen interessant, die schon über ein gewisses Kapital
verfügen und sich Vorsorge bereits leisten
können. An der breiten Masse würden
Steuererleichterungen vielleicht vorbeigehen. Deshalb halte ich Förderungen und
Prämien mit Fixbeträgen für den richtigen
Weg, ähnlich wie bei dem Instrument der
Zukunftsvorsorge.“ Laut Prokurist Wolfgang Menghin von der Nürnberger Versicherung Österreich sind Steuererleichterungen bzw. nachgelagerte Förderungen
wiederum ein probates Mittel, um den Anreiz für eine nicht staatliche Pensionsvorsorge zu erhöhen: „Über Jahrzehnte wurde
die Förderung der privaten Vorsorge im
Rahmen der Sonderausgaben reduziert. Mit
letzter Steuerreform wurde dieser Steuervorteil ausgleitend auf null gesetzt und damit völlig eliminiert.“
ENtWICKLuNG DEr pENsIoNsbEItrÄGE (in prozent des bruttolohns)
Basismodell
Variante 1 (Antrittsalter 65 ab 2020)
Variante 2 (Antrittsalter steigt um 3 Monate im Jahr)
40%
36,71%
Beitragsrate
35%
31,82%
30%
25%
21,62%
20%
15%
2060
2055
2050
2045
2040
2035
2030
2025
2020
2015
2012
10%
Der Staat muss zu den Pensionen immer mehr zuschießen, hier gemessen am Bruttolohn.
Quelle: Agenda Austria
78
° GELD-MAGAZIN – sEptEMbEr 2016
Alle Experten sind sich jedenfalls darin
einig, dass Reformbedarf herrscht. Dazu
meint Wolfram Littich, Vorstandsvorsitzender der Allianz Gruppe: „Wir sehen großen
Aufholbedarf bei der betrieblichen und privaten Vorsorge, ein Ausbau der zweiten und
dritten Säule ist absolut notwendig.“ Laut
einer aktuellen Studie der Allianz Gruppe
liegt Österreich bei der kapitalgedeckten Altersvorsorge weltweit im untersten Drittel.
Das belegt auch der von der Allianz entwickelte Retirement Income Adequacy Indikator (RIA); dieser bewertet 49 Länder nach
der Angemessenheit des Alterseinkommens
ihrer Pensionistinnen und Pensionisten.
Dabei analysiert er das Einkommen aus
staatlicher, betrieblicher und privater Altersvorsorge sowie weitere Indikatoren wie
etwa finanzielle Vermögenswerte, Immobilienbesitz, die im Alter relevanten Ausgaben
für die Gesundheitsversorgung sowie das
Pensionseintrittsalter und die Lebenszeit in
der Pension. Die bestbewerteten Länder
sind die Niederlande, Dänemark und Norwegen. Littich: „Sowohl die erste als auch
die zweite und dritte Säule der Top-Pensions-Länder sind gut ausgebaut, die Bevölkerung verfügt über ein hohes Vermögen.
Zusätzlich sind die Ausgaben für Gesundheit im Alter relativ gering und Maßnahmen zur Verlängerung der Lebensarbeitszeit sind erfolgreich. Ziel sollte es in Österreich sein, das Pensionssystem nachhaltig
zu sichern – um den Generationenvertrag
aufrechtzuerhalten, muss es angepasst werden. Im Schnitt steigt die Lebenserwartung
hier zu Lande um drei Monate pro Jahr.“
Grundsätzlich sieht der Experte die
Brückenpension, die auf ein sinnvolles Zusammenspiel aus erster, zweiter und dritter
CREDITS: beigestellt, Archiv, Shutterstock
Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass das staatliche Pensionssystem vor einer Zerreißprobe steht:
Die Menschen werden immer älter, die Geburtenjahrgänge fallen hingegen schwach aus. Wie lässt sich das
Umlageverfahren retten und alternative Vorsorgeformen stärken? Das GELD-Magazin hat bei renommierten
Harald Kolerus
Versicherungsgesellschaften nachgefragt.
Pensionsvorsorge
° versicherung
„Wir sehen großen Aufholbedarf bei der
betrieblichen
und privaten
Vorsorge“
Wolfram Littich,
Allianz
Säule setzt, als nachhaltige Lösung für das
Pensionssystem: „Kapitaldeckung (zweite
und dritte Säule, Anm.) und Umlageverfahren im Schulterschluss bieten die ideale Lösung zur Kombination der Systeme: Budgetlücken der öffentlichen Hand werden
mit durchgehenden Beitragsleistungen bis
zum gesetzlichen Pensionsalter geschlossen.“ Die Brückenpension zwischen gesetzlichem und tatsächlichem Pensionsantrittsalter wird durch kapitalgedeckte Vorsorge
finanziert. Der entscheidende Punkt: Die
Brückenpension selbst finanziert die Sozialversicherung, der Bürger kann nach seinem
selbst gewählten Pensionsantritt Beiträge in
die Sozialversicherung einzahlen, die sich
aus dem bis dato aufgebauten Kapitalstock
aus der zweiten und dritten Säule speisen,
und zwar bis zum gesetzlichen Pensionsantrittsalter. „Dies führt zu einer Planbarkeit der Einkünfte für die Sozialversicherung: Wird das gesetzliche Pensionsantrittsalter erreicht, erhält der Bürger Leistungen
aus der ersten, zweiten und dritten Säule –
und hat durch diese Kombination eine gute
Voraussetzung, seinen Lebensstandard abzusichern und ist zusätzlich für den Pflegebedarf bestens gerüstet. Die Pensionszahlungen erfolgen lebenslang – auch aus der zweiten und dritten Säule“, so Littich.
fÖrDerUngen gefragt
Auch Peter Eichler, Vorstand Uniqa Österreich, hat viele Ideen, um die Pensionsvorsorge robuster zu gestalten: „Es gibt zwei
Schrauben, an denen Regierungen drehen
könnten, um die private Altersvorsorge attraktiver zu machen. Das würde einerseits
über Förderungen und Steuererleichterungen funktionieren. Etwa so, wie das bei
der Zukunftsvorsorge (ZUV) schon einmal
2003 gemacht wurde, allerdings müsste
auch das Regelwerk an das wirtschaftliche
Umfeld angepasst werden. So wie die Rahmenbedingungen bei der ZUV aktuell gestaltet sind, ist das Produkt nicht sinnvoll
umzusetzen.“ Andererseits seien die niedrigen Zinsen zu nennen: „Hier könnten die
Zentralbanken an der Zinsschraube drehen
und diese wieder langsam anheben. In
einem derart niedrigen Zinsumfeld, wie das
aktuell der Fall ist, stellt sich sehr bald die
Frage, ob klassische Lebensversicherungen
überhaupt noch angeboten werden können“, erklärt Eichler.
SchattenDaSein fÜr BetrieBLiche
Gefordert wird von manchen Experten
auch der Ausbau der betrieblichen Altersvorsorge (BAV). Kritisiert wird etwa, dass
kein lohnsteuerpflichtiger Vorteil für Arbeitnehmer besteht. Eichler dazu: „Es
stimmt, dass die BAV oft ein Schattendasein
führt. Allerdings ist hier das Problem für
Versicherungen ähnlich wie bei den klassischen Lebensversicherungen für Privatpersonen. In einem Zinsumfeld, in dem bereits Negativzinsen für Staatsanleihen anfallen, ist es praktisch unmöglich, ein Produkt zu gestalten, das für beide Seiten Vorteile bringt.“ Der Experte verweist auch darauf, dass es bei den bisherigen Regelungen,
speziell was die Gehaltsumwandlung oder
Zukunftssicherung betrifft, seit 30 Jahren
keine Erhöhung der Beitragsgrundlage gegeben hat: „Das heißt, die Inflation wurde
nie berücksichtigt. Die Beiträge, die umgewandelt werden können, sind demnach viel
zu gering.“ Dennoch gibt es Fortschritte,
wie Wolfgang Ortner, Leiter der Abteilung
„Es scheint fair,
den Pensionsantritt an die
steigende Lebenserwartung
anzupassen“
Peter Eichler,
Uniqa
„Sicherheitsbedürfnis und
der Wunsch
nach Garantien sind stark
ausgeprägt“
Wolfgang Ortner,
Generali
„Wir sehen,
dass immer
Jüngere die
Prämienpension als Einstieg
abschließen“
Christine Dornaus,
Wiener Städtische
„Wir wollen eine
stärkere Verankerung der betrieblichen Vorsorge in Kollektivverträgen“
Andreas Zakostelsky,
Pensionskassenobmann
sEptEMbEr 2016 – GELD-MAGAZIN °
79
versicherung ° Pensionsvorsorge
Lebensversicherung der Generali, zu berichten weiß: „Die BAV hat sich in den letzten Jahren sehr erfreulich entwickelt, wenngleich noch deutliches Wachstumspotenzial
gegeben ist. Unternehmer wie auch Mitarbeiter setzen sich zunehmend mit diesem
Thema auseinander.
Bei der Gestaltung einer BAV-Lösung
sind sehr viele Aspekte zu berücksichtigen.
Betriebliche, kollektivvertragliche und
steuer­liche Themen sollten in die Überlegungen einfließen. Von gesetzlicher Seite ist
eine Anpassung der Förderungen an das aktuelle Preis- und Gehaltsniveau ein Gebot
der Stunde, um einer langfristigen Absicherung in Anbetracht einer stets steigenden
Lebenserwartung Rechnung zu tragen.“
Ins gleiche Horn stößt Christine Dor­
naus, Vorstand der Wiener Städtischen Versicherung: „In Österreich ist es nicht oder
nur sehr eingeschränkt möglich, Bruttogehalt in betriebliche Vorsorge umzuwandeln.
Dafür wäre eine Gesetzesänderung analog
zu Deutschland notwendig.“ Der Vorteil
° Pensionsautomatismus
Unter dem Pensionsautomatismus versteht
man die automatische Koppelung des Pen­
sionsalters an bestimmte demografische und
wirtschaftliche Faktoren. Für die politischen
Parteien ist dieses Instrument schon lange
zu einem Zankapfel geworden. Auch in der
Regierungskoalition sorgt es für Zwistigkeiten:
So lehnt die SPÖ das Modell als „herzlosen
Automaten“ ab und meint, dass damit nicht
flexibel genug auf Veränderungen der Wirt­
schaftslage reagiert werden könnte; die ÖVP
glaubt das nicht und macht sich wiederum
für den Automatismus stark. Unterstützungen
erhalten sie in diesem Punkt etwa von den
Neos. Die Grünen wollen das österreichische
Pensionssystem auf gänzlich neue Beine
stellen, ihr Modell sieht unter anderem eine
individuelle Grundpension für alle über 65
und eine ergänzende Erwerbspension vor. Die
FPÖ hat wiederum vor allem Beamten- und
„Luxus“-Pensionen ins Visier genommen und
fordert eine Harmonisierung aller Systeme.
80 ° GELD-MAGAZIN – september 2016
dabei wäre, dass die Versteuerung erst in
der Pensionsphase und damit in einer niedrigeren Progressionsstufe stattfinden würde. „In vielen europäischen Ländern haben
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das
Recht, von ihrem Dienstgeber zu verlangen,
dass Gehaltsbestandteile für ihre Altersvorsorge verwendet werden. Die Bereitschaft
wäre auch in Österreich sehr hoch, wenn
der Gesetzgeber das ermöglichen würde –
diese Maßnahme würde wirklich etwas auf
diesem Sektor bewegen!“, so die Expertin.
Für eine Stärkung der BAV spricht sich
auch Andreas Zakostelsky, Obmann des
Fachverbandes der Pensionskassen in Österreich, aus: „Wir setzen uns etwa dafür
ein, dass Firmenpensionen vermehrt in Kollektivverträgen verankert werden. Das
bringt allen Beteiligten – Arbeitgebern und
Arbeitnehmern – sowie der Volkswirtschaft
klare Vorteile.“ Zakostelsky strebt weiters
für die nächsten fünf Jahre eine Verdoppelung der Zahl der Österreicher mit Pensions­
kassenlösungen von derzeit rund 23 auf 50
Prozent an.
Sicherheit gefragt
Wie sollte nun ein Produkt für die private Vorsorge idealerweise gestaltet sein,
um für eine attraktive Rendite zu sorgen
und die Sicherheit nicht außer Acht zu
­lassen? Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Zukunftsvorsorge Neu?
Dornaus: „Die staatlich geförderte Prä­
mienpension ist die Basisabsicherung fürs
Alter – schon ab 25 Euro pro Monat kann
hier vorgesorgt werden. Wir sehen, dass immer Jüngere die Prämienpension als Einstieg abschließen. Wenn mehr Geld vorhanden ist, dann kann eine klassische oder auch
fondsgebundene Lebensversicherung gewählt werden. Alle diese Produkte haben
den Vorteil, dass nur sie eine lebenslange
Rente garantieren.“
Ortner meint zu dem Thema: „In Österreich sind das Sicherheitsbedürfnis und
der Wunsch nach Garantien stark ausgeprägt. Die Generali bietet daher als Basisabsicherung für den Kunden auch 2016 eine
klassische Lebensversicherung mit garantiestützender Gewinnbeteiligung an. Da es
weiterhin eine Veranlagung im klassischen
Deckungsstock gibt, hat der Kunde immer
noch ein Produkt mit hoher Sicherheit und
einer konservativen Veranlagung mit allen
Vorteilen einer klassischen Lebensversicherung.“ Mit dem Generali LifePlan – einer
fondsorientierten Lebensversicherung mit
wählbarer klassischer und fondsgebundener Veranlagung – haben Kunden wiederum die Möglichkeit, eine Lebensversicherung, je nach gewähltem Anteil der klassischen Veranlagung teilweise oder zur
Gänze ohne Garantiezins, abzuschließen
und damit die Chance auf höhere Erträge zu
wahren.
HeiSSes Eisen
Private und betriebliche Vorsorge sind
also richtig und wichtig. Was das Umlageverfahren betrifft, beschert seit Jahren besonders ein Thema heftige politische Diskussionen: Der sogenannte Pensionsautomatismus (siehe Kasten links). Bei den Versicherungsexperten stößt er überwiegend
auf Zustimmung. Uniqa-Chef Eichler
meint: „Das ist eine politische Frage, die
letztlich auch von der Politik zu entscheiden
ist. Sachlich gesehen ist klar, dass eine Anhebung des Pensionsalters zu einer Entlas­
tung des Systems führt – vorausgesetzt, es
gibt genug Beschäftigung, was aufgrund der
geringen Geburtenrate nicht unwahrscheinlich ist. Es erscheint aber auch logisch und
fair, den Pensionsantritt an die steigende
Lebenserwartung anzupassen. Wenn dies
durch einen Automatismus geschieht, kann
diese an sich sachliche Frage aus der Tagespolitik herausgehalten werden.“
Dornaus fügt hinzu: „Der Automatismus würde das System natürlich entlasten.
Die Frage ist aber, ob so etwas gesellschaftspolitisch gewünscht ist oder nicht. Als
­Versicherer haben wir dazu keine Präferenz. Wichtig ist uns, dass das Vertrauen
in die gesetzliche Altersvorsorge vorhanden und das auch gerechtfertigt ist.“
Auch Littich meint abschließend: „Ein
­Automatismus, der demografische Faktoren
berücksichtigt und unabhängig von Ideo­
logie funktioniert, wäre wünschenswert für
die erste Säule.“
Helicopter money
WISSEN
Wenn das Geld vom Himmel fällt
Die Diskussion um sogenanntes Hubschrauber-Geld zieht weite Kreise – worum handelt es sich bei diesem
ominösen geldpolitischen Instrument? Viele Experten sehen es als extrem gefährlich an und fürchten durch
­seinen tatsächlichen Einsatz den Ausbruch von Hyperinflation. Andere Ökonomen können sich mit Helicopter
Money in Zeiten schwerer wirtschaftlicher Krise hingegen durchaus anfreunden.
Harald Kolerus
credit: Shutterstock
V
orweg: Natürlich hat niemand ernsthaft die Absicht, Banknoten massenweise per Hubschrauber abzuwerfen. So
eine Aktion wäre nicht wirtschaftspolitischer Natur, sondern hätte wohl eher Mord
und Totschlag zur Folge.
Der Begriff Helikopter-Geld bzw. Helicopter Money wurde erstmals in den späten
1960er-Jahren vom US-Wirtschaftswissenschafter Milton Friedman geprägt. Er erstellte ein Gedankenexperiment mit der
Frage, was geschehen würde, wenn eine
Zentralbank das von ihr gedruckte Geld mit
einem Helikopter über den Bürgern einer
Muster-Gemeinde abwerfen würde. Friedmans theoretisches Beispiel wurde später
zur Metapher für eine gezielte zins- und
kreditlose Ausweitung der Geldmenge. Es
handelt sich bei Helicopter Money also um
die bildhafte Darstellung für ein geldpolitisches Konzept: „Es betrifft einen besonderen Fall der Ausweitung der Geldmenge
durch Geldschöpfung. Dabei wird das neu
geschaffene Zentralbankgeld nicht wie bei
der quantitativen Lockerung an die Banken gegen Anleihen, sondern direkt an
Staat oder Bürger ausgezahlt. Ziel die-
ser extremen Form expansiver Geldpolitik
ist es, durch vermehrte Konsumausgaben
die Wirtschaft anzukurbeln, ein angestrebtes Inflationsziel zu erreichen bzw. Deflation zu vermeiden oder zu vermindern“,
heißt es dazu recht treffend auf Wikipedia.
Nur klingt das alles jetzt doch recht abstrakt
und theoretisch. In der praktischen Umsetzung könnte das „Helikopter-Konzept“ wie
folgt aussehen: Eine Zentralbank wirft die
Druckerpresse an und kauft dafür ausgiebig
Staatsanleihen. Der Clou dabei: Die Zentralbank verlangt das Geld vom Staat ganz
einfach nicht zurück, weshalb dieser sein
Defizit bzw. seinen Schuldenberg nicht weiter erhöhen muss. In abgeschwächter Form
besteht auch die Möglichkeit, dass die Zentralbank sehr langfristige Anleihen (etwa
über einen Zeitraum von 30 Jahren hinweg)
zu einer Verzinsung von null kauft. Staaten
oder öffentliche Kreditgeber wie die Europäische Investitionsbank könnten sich somit extrem günstig verschulden und das
freie Kapital direkt in die Wirtschaft pumpen. Als Möglichkeiten bestehen hierfür
etwa groß angelegte Investitionen in die Infrastruktur oder Steuersenkungen. So mancher Ökonom kann
diesem Konzept durchaus etwas abgewinnen,
vor allem in Zeiten schwerer Krisen. Tatsächlich wurde Helicopter Money (auch
wenn es offiziell nie so bezeichnet wurde)
schon in unterschiedlichen Spielarten „abgeworfen“. In Japan etwa, um die Defla­
tionsspirale aufzuhalten und die Wirtschaft
anzukurbeln. Allerdings waren die Erfolge
in Japan bescheiden, wobei sich die Frage
stellt, wie sich die Situation ohne Helicopter
Money entwickelt hätte. Im Europa der Zwischenkriegszeit brach etwa in Österreich
und Deutschland wiederum Hyperinflation
aus – die größte Gefahr des HubschrauberGeldes.
Gefährliches Spiel
Es handelt sich also um ein durchaus
umstrittenes Instrument – so schrieb etwa
vor Kurzem Michael Heise, Chef-Ökonom
der Allianz SE, auf der Plattform projectsyndicate.org: „Auch die Politik der monetären Staatsfinanzierung hat Kosten, und
zwar hohe. Eine unbeschränkte Monetisierung der Staatsschulden untergräbt die
Glaubwürdigkeit des Papiergeldsystems.
Langfristig ist das nicht nur ein Risiko, sondern Gewissheit.“ Der Experte meint, dass,
sobald das Tabu der monetären Finanzierung der Staatsverschuldung durch Hubschrauber-Geld gebrochen sei, wohl jede
Zentralbank Schwierigkeiten hätte, ihre Unabhängigkeit zu verteidigen. „Politische
Entscheider würden sie (die Zentralbanken,
Anm.) immer dann unter Druck setzen, Geschenke zu verteilen, wenn es in ihren Wahlkalender passt“, so Heise. Der Experte
schließt seine Analyse mit warnenden Worten: „Auch Helikopter-Geld hat also seinen
Preis, und zwar einen unverhältnismäßig
hohen. Zentralbanken sollten sich aus der
Finanzierung von Staatsschulden heraushalten. (...) Nachhaltiges Wachstum benö­
tigt günstige Investitionsbedingungen, ein
gutes Bildungssystem und offene, konkurrenzfähige Märkte und nicht endlose monetäre Anreize. Die für die Geldpolitik Verantwortlichen sollten diese rote Linie verteidigen und sich eindeutig von jeder Art
des Helikopter-Geldes distanzieren.“
september 2016 – GELD-MAGAZIN ° 81
NEUERSCHEINUNGEN & PFLICHTLEKTÜRE
SOS EUROPA
Gottfried Heller/ Ulrich Horstmann /Stephan Werhahn
Finanzbuchverlag. 286 Seiten.
Welchen Weg wird Europa in Zukunft bestreiten? Diese Frage beschäftigt jedermann, vom
„kleinen“ Bürger bis zum Spitzenpolitiker, vor
allem angesichts von schier überbordenden
Problemen wie Terrorismus, Flüchtlingsströmen
und wirtschaftlicher Flaute. In „SOS Europa“
aus dem Finanzbuchverlag versuchen die
Autoren Antworten abseits von Populismus
und Panikmache zu finden. Im Untertitel heißt
das vorliegenden Werk bezeichnenderweise
auch „Wege aus der krise – ein Kompass für
Europa“. Dabei wird nicht der Fehler begangen,
den Kontinent bzw. seine Probleme isoliert zu
betrachten. So wird natürlich auf die Flüchtlingsproblematik und den Krieg in Syrien
eingegangen. Mit Kritik wird jedenfalls nicht gespart, so schreibt etwa Stephan Werhahn: „Es
fehlt auf europäischer Ebene ein konsequentes
marktwirtschaftliches Konzept mit sozialer
Verantwortung für die wirklich Bedürftigen.
Zentralistische Verteilung der Mängel reicht
nicht aus!“ Werhahn spricht sich weiters für
gezielte Einwanderungund die Sicherung von
Fachkräften aus. Dabei führt er ins Treffen, dass
emotionalisierende Zerrbilder pragmatische
Lösungsmöglichkeiten für integrationswillige
Immigranten erschweren würden.Gleichzeitig bezeichnet er eine „undifferenzierte,
übertrieben inszenierte und regierungsseitig
gesteuerte Willkommenskultur“ als fragwürdig.
Sie würde falsche Migrationsanreize schaffen.
In einem Gastbeitrag bezweifelt wiederum
Günter Ederer, dass durch Einwanderung die
Lücke geschlossen werden könnte, die sich
durch die niedrige Geburtenrate öffnet. Stoff für
Diskussionen ist also reichhaltig vorhanden.
82
° GELD-MAGAZIN – SEPTEMBER 2016
Nicht jedermann ist die Familie SchmidSchmidsfelden ein Begriff, obwohl sie über 300
Jahre in Österreich Unternehmensgeschichte
schreibt. Das Buch versteht sich deshalb auch
als Ehrung dieser Familie, die sich in der
Metallverarbeitung einen guten Namen
gemacht hat. Ausgehend davon wird die
Bedeutung von Familienunternehmen für die
heimische Wirtschaft beleuchtet. Welche Werte
Familienunternehmen prägen, spielt dabei
eine herausragende Rolle. Aber worin besteht
eigentlich der Unterschied zwischen Familienund Nicht-Familienunternehmen? Laut der
Dachorganisation Family Business-GEEF sollte
unter anderem folgendes Kriterium erfüllt
werden: Der Großteil der Entscheidungsrechte
obliegt der natürlichen Person (Personen), von
denen das Unternehmen gegründet oder das
Aktienkapital erworben wurde, bzw. deren
Ehepartnern, Eltern, Kindern oder direkten
Erben. Bei der weiteren Unterscheidung sind
wir sehr schnell wieder bei den Werten
angelangt. Dazu heißt es im Buch: „Das
ureigenste Werteverständnis einer Familie hat
demnach starke Auswirkungen darauf, welche
Verhaltensweisen innerhalb des Unternehmens als akzeptabel oder inakzeptabel
empfunden werden. Werte beeinflussen die
zentralen strategischen Entscheidungen der
Familie, die Organisationsstruktur, die
Unternehmenskultur, das Engagement des
Firmeninhabers und den Führungsstil.“
Gemeinhin werden die Werte in Familienunternehmen als nachhaltig bezeichnet, was dabei
helfen kann, zu Spitzenleistungen anzuregen
und der Abeit einen Sinn zu geben.
FAMILIENUNTERNEHMEN
Charlotte Natmeßing/Veit Schmid-Schmidsfelden (Hrsg.)
Manz Verlag. 232 Seiten.
DER REICHSTE MANN DER WELTGESCHICHTE.
LEBEN UND WERK DES JAKOB FUGGER
Greg Steinmetz. Finanzbuchverlag. 302 Seiten.
Wer ist bzw. war eigentlich der reichste Mensch
der Welt? Viele würden jetzt vielleicht auf Bill
Gates, Warren Buffett oder John D. Rockefeller
tippen. Auch der Name Rothschild darf in
dieser illustren Runde nicht fehlen. Doch falsch
geraten: Greg Steinmetz identifiziert in
vorliegendem Werk Jakob Fugger als den
reichsten Mann der Weltgeschichte. Der
Bankier residierte in prächtigen Palästen und
war laut dem Autor in der Lage, den Verlauf der
Geschichte zu beeinflussen. Als Jakob Fugger
im Jahre 1525 starb, betrug sein Vermögen
knapp unter zwei Prozent der europäischen
Wirtschaftsleistung (die damals freilich noch
einen viel höheren Stellenwert hatte als in
heutiger Zeit). Kein anderer Krösus konnte und
kann Fugger hier das Wasser reichen, wobei er
auch als der erste dokumentierte Millionär
überhaupt gilt. Jakob Fugger wurde hauptsächlich mit Bankgeschäften und Bergwerken reich,
daneben handelte er aber auch mit Textilien,
Gewürzen, Juwelen und – man höre und
staune – heiligen Reliquien. Darunter sollen
sich zum Beispiel Knochen von Märtyrern und
sogar Holzsplitter vom Kreuze Jesu befunden
haben! Der Autor zeichnet jedenfalls gekonnt
die Lebensgeschichte des reichen Fuggers
nach und zieht dabei Parallelen in die
Gegenwart. So meint Steinmetz, dass die
Methoden Fuggers den Kapitalisten für die
folgenden 500 Jahre den Weg ebneten. „Wir
können in Jakob Fugger leicht eine moderne
Gestalt erkennen“, heißt es hier zum Beispiel.
Skrupel soll Fugger beim Geldscheffeln wenige
gekannt haben. Eine faszinierende Zeitreise
und ein Sittenbild.
CREDITS: beigestellt
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