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Umfrage von Savills
Wie sieht das Büro der Zukunft aus?
Die Generationen X und Y liegen in den Vorstellungen von dem idealen Büro teilweise
erstaunlich nah beieinander. Beide lehnen das Arbeiten im Großraumbüro tendenziell ab und
bevorzugen Einzelbüros oder Räume mit wenigen Mitarbeitern. Nur rund 5 Prozent aller
Befragten findet heute schon Gefallen am Desksharing, dabei wird das Teilen der
Arbeitsfläche künftig wichtiger, aufgrund der Büroknappheit in Ballungsgebieten. Wenn es
um die Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben geht, haben die Generationen
unterschiedliche Prioritäten. Das sind Ergebnisse einer Umfrage von Savills.
Immobilienentwickler und Investoren müssen sich auf die Ansprüche der kommenden
Arbeitnehmer-Generationen einstellen. Im „War for Talents“ ist das Bürogebäude ein zentraler
Faktor für die Attraktivität eines Arbeitgebers. „Wir wollten wissen, wie sich die Generation X, also
die Jahrgänge 1964 bis 1981, und die viel zitierte Generation Y, die Millennials, die zwischen 1982
und 2000 geboren wurden, ihr Büro der Zukunft vorstellen. Wie groß die Differenzen sind und
welche Vorstellungen bereits bei der Immobilienentwicklung berücksichtigt werden müssen“, sagt
Marcus Mornhart, Geschäftsführer und Agenturchef Deutschland bei Savills. „In diesem
Zusammenhang haben wir uns auch gefragt, ob es DAS Büro der Zukunft überhaupt gibt! Es gibt ja
auch nicht DIE Generation Y, sondern durchaus unterschiedliche Segmente, die durch
unterschiedliche Motivationen, Antreiber und Vorstellungen von Beruf und Leben geprägt sind“, so
Roman Diehl, Geschäftsführer von Consulting cum Laude. „Die Ergebnisse haben uns teilweise
sehr überrascht“, so Mornhart. „Die Übereinstimmungen beider Generationen ist trotz
Unterschieden in einigen Bereichen größer als gedacht. Dass die technischen, architektonischen oder
ökologischen Visionen der Generation Y signifikant unspektakulärer als erwartet ausgefallen sind,
verdeutlicht das Fehlen eines intensiven Dialogs mit Arbeitnehmern beider Generationen.“
Unter dem Titel „Office of the future?“ untersuchten das Immobiliendienstleistungs-Unternehmen
Savills und die Unternehmensberatung Consulting cum laude die Vorstellungen der Generationen X
und Y vom Büro der Zukunft. Insgesamt wurden 1250 Personen (250 Studenten und 1000 bereits im
Büro Beschäftigte) befragt und deren Antworten mit allgemeinen Trends und Tendenzen sowie
realen Verhaltensdaten abgeglichen. Die Ergebnisse gewähren einen Einblick in das gewünschte
Büro der Zukunft.
In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die Arbeitswelt durch die fortschreitende Digitalisierung
rasant entwickelt und verändert. Diesen Entwicklungen, die auch auf die allgemeinen
Lebensbedingungen und die wirtschaftlichen Marktverhältnisse Einfluss haben, stehen die
Bedürfnisse und Wünsche der Menschen oftmals unvereinbar gegenüber. Wie genau diese
Vorstellungen und Wünsche aussehen und ob es tatsächlich generationsspezifische Unterschiede
gibt, kann die Vergleichsstudie „Office of the future?“ erstmals gegenüber pauschalisierten Portraits
der Generationen X und Y auf Basis von personalisierten Befragungen nachzeichnen. Geleitet
wurde die Studie dabei von fünf Hypothesen sowie einer Metahypothese, die von Savills und
Consulting cum laude aufgrund von Beobachtungen und Analysen des internationalen Büro- und
Arbeitsmarktes aufgestellt worden sind. Die Metahypothese: Gen X und Gen Y haben (gänzlich)
unterschiedliche Vorstellungen vom Büro der Zukunft.
„Der Generation Y ist die Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben sehr wichtig. Sie fordert mehr
Zeit für Freunde, Partnerschaften und für sich selbst ein als die Generation X. Die Generation Y
benötigt flexible, inspirierende Arbeitsbedingungen und ein entsprechendes Umfeld. Die Generation
X ist es gewohnt, „ins Büro“ zu gehen. Die Arbeitsbedingungen werden akzeptiert. Die Erledigung
der Arbeitsaufgaben steht im Fokus. Beruf und Privatleben werden klar voneinander getrennt.“
Das Büro der Zukunft spiegelt einen gesellschaftlichen Wandel
wider
Die Generationen X und Y liegen in den Vorstellungen von dem idealen Büro teilweise erstaunlich
nah beieinander. „Wir konnten unter anderem feststellen, dass beide Generationen das Arbeiten im
Großraumbüro tendenziell ablehnen und Einzelbüros oder Räume mit wenigen Mitarbeitern
bevorzugen“, so Diehl. Die Wünsche der Befragten aus beiden Generationen sind geprägt von
Flexibilität, erhöhter Mobilität, der Anziehungskraft urbaner Regionen und dem gleichzeitigen
Verlangen nach Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Beide Generationen bevorzugen einen
urbanen Bürostandort mit Nahversorgern, Essensmöglichkeiten und Freiflächen. 94 Prozent der
Generation Y und auch 96,5 Prozent der Generation X geben an, dass ihnen ein fester Arbeitsplatz
mit Tisch und Sitzplatz äußerst wichtig bis wichtig ist. Gleichzeitig würden knapp 60 Prozent der
Befragten die Hälfte ihrer Arbeitszeit gern im Home-Office verbringen. Die für Unternehmen
günstigere Desksharing-Variante, bei der innerhalb einer Organisation weniger Arbeitsplätze als
Mitarbeiter existieren, wird laut den Befragten allerdings weniger gewünscht: 50 Prozent der 18- bis
34-Jährigen in der Generation Y und über 65 Prozent der Generation X wünschen sich einen fest
zugewiesenen Platz im Büro. Nur rund 5 Prozent aller Befragten findet heute schon Gefallen am
Desksharing. Dabei ist im Kontext des sinkenden Angebots bei steigender Nachfrage von
Büroflächen vor allem in zentralen Lagen der TOP Standorte in Deutschland eine derzeitige Fläche
von 26 Quadratmeter pro Kopf – eine der höchsten Büroflächen pro Person weltweit – in Zukunft
nicht mehr haltbar.
Festnetz & Drucker statt Smartphone & Tablet
Der Wunsch nach maximaler Flexibilität des Arbeitsumfelds und überwiegender Nutzung von
Laptop und Handy an einem stationären Arbeitsplatz, konnte nicht bestätigt werden. Die
Anforderungen an die technische Ausstattung des Arbeitsplatzes fallen bei beiden Generationen
überraschend konservativ aus. Als äußerst wichtige bis wichtige Ausstattungen wurden das
Festnetztelefon (89 % Gen Y, über 92 % Gen X) sowie Drucker/Kopierer/Scanner (beide
Generationen über 90 %) genannt. Das Tablet und auch das Videotelefon rangieren bei beiden
Generationen auf dem letzten Platz. „Dieses Ergebnis hatten wir nicht erwartet“, betonen beide
Geschäftsführer unisono. „Statt zum Smartphone greift auch die Generation Y noch zum Hörer. Sie
stehen allen digitalen Medien zwar offener und aufgeschlossener gegenüber als die Gen X, aber eine
klare Vision fehlt ihnen ebenfalls. Digitalisierung und Globalisierung verursachen einen
gesellschaftlichen Wandel, der sich scheinbar nur langsam in den Köpfen festsetzt“, so Mornhart.
Gestalten statt konsumieren
Beide Generationen haben ein ähnlich hohes Interesse an der Mitgestaltung der Büroflächen: 65
Prozent der Befragten würde gerne an der Auswahl und Einrichtung des Mobiliars beteiligt sein. Je
älter die Mitarbeiter sind, desto stärker ist der Gestaltungswunsch ausgeprägt. Für alle Befragten
sollte die eigene Temperatur- und Lichtregelung am Arbeitsplatz selbstverständlich sein. Immerhin
knapp die Hälfte der Befragten würde außerdem gern die Arbeitsatmosphäre durch lautes
Musikhören und der Wandfarbe nach eigenem Geschmack personalisieren. In Einzelbüros wären
diese Wünsche durchaus möglich, doch scheint in Anbetracht des zuvor thematisierten
Platzangebots pro Kopf in Zukunft der individuelle Schreibtisch mit Bildern und Blumen
wahrscheinlicher – für 70 Prozent ist dies außerdem (äußerst/sehr) wichtig. Was den gesamten
Bürostandort betrifft, so empfindet ebenfalls mehr als 70 Prozent der Befragten vorhandene Parks
und Grünflächen wichtiger, als etwa den Bekanntheitsgrad des Gebäudes (29 Prozent). Die Gruppe
der Geschäftsführer und Unternehmensleiter hingegen hat durchaus ein stärkeres Interesse an einer
prestigeträchtigen Büroimmobilie: 41 Prozent von ihnen halten öffentlich bekannte Gebäude für
wichtig, 50 Prozent sogar allein deren Architektur.
Office of the Future?
Eine konkrete Vorstellung vom „Büro der Zukunft“ gibt es nicht. Zumindest nicht in den Köpfen
und aus Sicht der Mitarbeiter, unabhängig davon, ob diese Berufseinsteiger und Young
Professionals der Generation Y oder Mitarbeiter mit langjähriger Berufserfahrung der Generation X
sind.
Die Generation Y ist in ihren Vorstellungen und Erwartungen keinesfalls der Treiber revolutionärer
Veränderungen in Bürokonzepten der Zukunft. „Die Ergebnisse zeigen unserer Meinung nach einen
allgemeinen gesellschaftlichen Wandel in der Beziehung zur Arbeit und Freizeit auf, der durch
technologische Innovationen ausgelöst wurde. Sie zeigen aber leider auch, wie wenig die
potenziellen Möglichkeiten dieser Innovationen im Berufsleben angekommen sind und ausgeschöpft
werden“, resümieren die Experten. Bis auf wenige Avantgardisten und Vordenker (die es aber auch
bei der Generation X und bei den Baby Boomern gibt) hat die Generation Y genauso viel oder
wenig Vorstellungen vom Büro der Zukunft wie andere Generationen auch. Es gibt allerdings
bestimmte Anforderungen und Wünsche an ein ideales Bürogebäude und Arbeitsumfeld, die
generationsübergreifend eine große Relevanz haben und somit von hoher Bedeutung für Investoren,
Projektentwickler und Unternehmen sind. Diese fangen bei dem urbanen Charakter des Standorts
und der Favorisierung von mischgenutzten Büroimmobilien an, gehen über Nachhaltigkeitsaspekte
des Gebäudes bis hin zur Flexibilisierung und Digitalisierung des gesamten Arbeitsumfelds.
„Die Eröffnung eines generationsübergreifenden Dialogs zwischen Unternehmen, Mitarbeitern und
Immobilienexperten zu den Möglichkeiten innovativer Büro- und Arbeitsplatzgestaltungen könnte
eine Grundlage schaffen, die Ideen zum Büro der Zukunft zu verstehen und gemeinsam zu
entwickeln. Hier muss daher das Motto lauten: die Visionen verstehen, die Beteiligten begeistern
und gemeinsam gestalten“, so Diehl.
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Dieser Artikel erschien am 23.09.2016 unter folgendem Link:
http://www.dieimmobilie.de/umfrage-von-savills--1474616705/
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