Broschüre_Tag des offenen Denkmals

Tag des offenen Denkmals am
11. September 2016
unter dem Mo o
„Gemeinsam Denkmale erhalten“
Liebe Bürgerinnen und Bürger,
am Sonntag, den 11. September 2016, findet bereits zum
23. Mal der Tag des offenen Denkmals statt. Diese Veranstaltung, die von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz bundesweit koordiniert wird, soll das gesellschaftliche Bewusstsein für
schützenswerte Bau- und Bodendenkmale stärken und damit
einen Beitrag zur Bewahrung unseres kulturellen Erbes leisten.
Der diesjährige Tag des offenen Denkmals steht unter dem
Motto „Gemeinsam Denkmale erhalten“. Ich freue mich sehr,
dass sich zahlreiche Privatpersonen, Vereine, Kommunen, Institutionen und Unternehmen im Landkreis Augsburg bereit erklärt haben, beispielhaft Denkmale zu präsentieren, die durch
das gemeinsame Handeln vieler Akteure erhalten werden
konnten. Aber nicht nur bereits abgeschlossene Projekte rücken an diesem Tag in den Fokus des Interesses, denn auch Gebäude, deren Renovierung noch aussteht oder deren Bedeutung aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit zu verschwinden
droht, können im Landkreis Augsburg besichtigt werden.
Ich lade Sie daher herzlich ein, sich am 11. September 2016 im
Augsburger Land auf Spurensuche zu begeben, Ihren Blick für
die historische und kulturelle Vielfalt unserer Denkmale zu
schärfen und danke all denjenigen, die sich im Rahmen dieses
Tages ehrenamtlich engagieren.
Ihre
Claudia Ried
Kreisheimatpflegerin
Veranstaltungsübersicht
Bobingen, Cosimosinisches Schlößchen ................................... 2
Diedorf, Kapelle St. Leonhard und Wolfgang
(sog. Leonhardskapelle) ........................................................... 3
Dinkelscherben, Zehentstadel – Scherer-Galerie und
Heimatmuseum Reischenau..................................................... 5
Kloster Holzen .......................................................................... 7
Horgau, ehemaliges KZ-Außenlager ......................................... 9
Kreppen, ehemalige Mühle ....................................................11
Langweid, Historisches Wasserkraftwerk ..............................12
Mickhausen, Herrgottsruh-Kapelle ........................................14
Mickhausen, Teil des ehemaligen Ökonomiegebäudes
Schloss Mickhausen................................................................16
Oberschönenfeld, Bauernmuseum Staudenhaus ..................19
Ried, ehemalige Schule ..........................................................21
Schlipsheim, Katholische Kapelle St. Nikolaus von Tolentino 23
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Bobingen, Cosimosinisches Schlößchen
Lindauer Str. 10, 86399 Bobingen
Auch in Bobingen ist der alljährliche Tag des offenen Denkmals
inzwischen zu einer festen Einrichtung geworden. Getreu dem
diesjährigen Motto „Gemeinsam Denkmale erhalten“ öffnet
das Cosimosinische Schlößchen in der Lindauer Straße 10 seine
Pforten für Besucher. Um 1630 kaufte der Augsburger Stadtrat
dem florentinischen Junker Cosimo Sini das Schlößchen ab.
Heute ist ein Rest der barocken Innenausstattung erhalten,
ebenso wie der Barock-Dachstuhl mit Kornschütten und Andreaskreuzen. Das Schlößchen wurde von den Besitzern Stephanie und Michael Heidler fachgerecht restauriert, wobei
sehr sensibel vorgegangen werden musste, denn das um 1540
erbaute Schlösschen ist das älteste nichtkirchliche Gebäude im
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weiten Umkreis Bobingens. Wegen dieser besonderen historischen Bedeutung hat sich hier nicht nur das das Landesamt für
Denkmalpflege, sondern auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die sonst nur größere Projekte fördert, finanziell beteiligt. Darüber hinaus wurden durch eine Spende des Heimatvereins D´Hochsträßler die Fenster aus handgeblasenem Glas finanziert.
Öffnungszeiten am Tag des offenen Denkmals: 10 bis 15 Uhr.
Diedorf, Kapelle St. Leonhard und Wolfgang
(sog. Leonhardskapelle)
Hauptstr. 44, 86420 Diedorf
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Viele fahren auf der Bundesstraße 300 täglich an ihr vorbei,
doch nur wenige wissen etwas über sie: Die Diedorfer Kapelle
St. Leonhard und Wolfgang wird in diesem Jahr 250 Jahre alt.
Nach dem Abbruch eines Vorgängerbaus wurde sie im Jahr
1766 neu errichtet. Der Architektur nach ist sie dem bayerischschwäbischen Barockbaumeister Johann Georg Hitzelberger
zuzuschreiben. Es handelt sich um einen stilreinen Bau in Rokokoformen. Wie in nur wenigen anderen Bauten im Landkreis
wird im Inneren die Glaubenswelt der bäuerlich geprägten
Landbevölkerung gegenwärtig. Ganz besonders erlebbar ist
das Hirtenthema, welches sich in der Leonhardiverehrung auf
Schwaben beschränkte. Überdies birgt der Hochaltar ein
künstlerisch bedeutsames Altarbild des Augsburger Malers
Franz Joseph Maucher, das zu dessen bekanntesten Werken
zählt.
Die von Bahn und Bundesstraße umgebene Kapelle erfährt
trotz ihrer bemerkenswerten Ausstattung kaum öffentliche
Aufmerksamkeit. Nur selten ist sie überhaupt noch öffentlich
zugänglich. Seit den frühen 1990er-Jahren finden die traditionsreichen Leonhardiritte nicht mehr statt. Wegen der komplexen Besitzverhältnisse zweier beteiligter Kirchenstiftungen
und privater Grundstückseigentümer bedarf es zum langfristigen Erhalt besonderer Zusammenarbeit. Der Heimatgeschichtliche Verein Diedorf möchte – in Abstimmung mit Denkmalpflege, Kirche, Anwohnern und allen Interessierten – am Denkmaltag eine Plattform schaffen, um das Kleinod bekannter zu
machen und seinen Wert im Bewusstsein der Träger bzw. der
Bevölkerung stärker zu verankern.
Öffnungszeiten am Tag des offenen Denkmals: 13 bis 18 Uhr.
Führung durch Kulturhistoriker Felix Löcherer M.A. um
14 Uhr, danach Führungen nach Bedarf.
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Dinkelscherben, Zehentstadel – Scherer-Galerie
und Heimatmuseum Reischenau
Augsburger Str. 27, 86424 Dinkelscherben
Der Zehentstadel war ursprünglich auf der Burg Zusameck untergebracht. Für die Bauern, die den zehnten Teil ihrer Ernte
dort abliefern mussten, war das Zehentführen ein gefährliches
und mühevolles Unterfangen. Sie stellten daher einen Platz unterhalb des Berges für einen neuen Stadel zur Verfügung. 1801
wurde der Zehentstadel schließlich am östlichen Ortseingang
als letztes Bauwerk unter der Herrschaft des Domkapitels erbaut.
Am steilen Giebel dieses Baues befinden sich in Form der Gesimsbänder typisch schwäbische Stilmerkmale. Durch das massive Tor konnten die Fuhrwerke in den Stadel hineinfahren und
dort ihre Lasten abladen. Die kleinen Fensteröffnungen und
das dicke Mauerwerk erinnern heute noch daran, dass Nahrung damals ein überaus schützenswertes Gut war.
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Über Jahrzehnte hinweg verfiel dieser Bau immer mehr. Sogar
der endgültige Abriss wurde ins Auge gefasst. 1992 kaufte die
Marktgemeinde den Stadel und der Heimatverein Reischenau
konnte 1993 mit Hilfe öffentlicher Zuschüsse, privater Spenden
und einem hohen Maß an Eigenleistung den Zehentstadel wiederherstellen und seinem heutigen kulturellen Zweck zuführen.
Seit dem 29. Mai 1993 beherbergt der Zehentstadel das Heimatmuseum Reischenau. Ausgestellt sind dort Exponate aus
der Vor- und Frühgeschichte des Ortes sowie Kleidung, Werkzeuge und Gebrauchsgegenstände des 19. und 20. Jahrhunderts. Darüber hinaus beherbergt der Zehentstadel in der
„Scherer-Galerie“ viele Gemälde, Glasfenster und ca. 1000
Zeichnungen, Skizzen und Entwürfe der Malerbrüder Scherer
und deren Neffen Johann aus dem Ortsteil Ettelried. Dieser
weltweit einzigen Scherer-Sammlung kommt überregionale
Bedeutung zu. Die Malerbrüder Scherer zählen zu den berühmtesten schwäbischen Künstlern.
Bis auf den heutigen Tag widmet sich der Heimatverein Reischenau dem Erhalt des ehemaligen Dinkelscherbener Zehentstadels und füllt ihn mit Leben.
Öffnungszeiten am Tag des offenen Denkmals: 10 bis 16 Uhr.
Führungen nach Bedarf.
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Kloster Holzen
Klosterstr. 1, 3, 5, 86695 Allmanshofen/Holzen
Die Anfänge von Kloster Holzen liegen in der Mitte des 12. Jahrhunderts. Der älteste Beleg ist eine Urkunde von Papst Lucius III. aus dem Jahr 1183. Die legendäre Gründung durch
Marquard von Donnersberg ist nicht fassbar. Das ursprüngliche Doppelkloster „ad novam aquam“ (am Neuwasser) wurde
seit Anfang des 13. Jahrhunderts „zum Holz“ genannt. Als
Chorfrauen traten viele Töchter aus dem regionalen Adel und
aus Patrizierfamilien ein. 1617 wurde Holzen Abtei. Ende des
17. Jahrhunderts errichtete Äbtissin Hildegard von Haslang das
Kloster auf dem Karlsberg neu. Ab 1740 entstand eine Wallfahrt zum „Holzener Jesulein“.
Die Abtei kam in der Säkularisation 1802 an die Fürsten von
Hohenzollern-Sigmaringen, die Nonnen durften bleiben. 1813
ging „Gut Holzen“ als Mitgift an die Grafen von Fischler-Treuberg. Im ausgehenden 19. Jahrhundert bestand eine enge Verbindung zum Münchner Malerkreis um Wilhelm Leibl. Bekannt
ist sein Porträt der Rosine von Fischler-Treuberg, deren Sohn
später in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet.
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Die St. Josefskongregation Ursberg erwarb 1927 die Gebäude
und richtete es für Menschen mit Behinderungen ein. Die nationalsozialistische „Euthanasie“ kostete 17 von ihnen das Leben. Nach dem Zweiten Weltkrieg führten die Schwestern die
Behindertenarbeit fort. Seit 1996 ist das Dominikus-RingeisenWerk Träger der Einrichtung. Es richtete 2011 im Konventsgebäude zusätzlich ein Hotel ein.
Das Kloster Holzen steht heute beispielhaft für das enge Zusammenspiel von privatem und öffentlichem Engagement,
durch das die schützenswerte Anlage einer sinnvollen und zeitgemäßen Nutzung zugeführt werden konnte. Damit ist gewährleistet, dass das beeindruckende Baudenkmal auch für
nachfolgende Generationen erhalten und erfahrbar bleibt.
Am Tag des offenen Denkmals nur zur Führung geöffnet.
Führung durch Dr. Franz Josef Merkl um 9.45 Uhr mit Rundgang über den Friedhof, durch die Parkanlage sowie Besuch
der Bibliothek, des Salzburger Saals und der Klosterkirche St.
Johannes der Täufer mit seiner eindrucksvollen Barockausstattung. Die Teilnehmerzahl an der Führung ist begrenzt.
Eine Anmeldung unter Tel. 0821/3102-2547 ist deshalb unbedingt erforderlich.
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Horgau, ehemaliges KZ-Außenlager
Kreisstraße A5, 86497 Horgau
Zum Konzentrationslager Dachau gehörte ein weit verzweigtes
Netz von insgesamt 140 Außenlagern, in denen ab 1942 über
30.000 Gefangene inhaftiert wurden. Auch nordöstlich des
Ortsteils „Bahnhof“ der Gemeinde Horgau bestand 1945 eines
dieser Außenlager, in dem die KZ-Häftlinge unter menschenunwürdigen Bedingungen leben und arbeiten mussten.
Damit die Geschichte dieses Bodendenkmals nicht völlig in Vergessenheit geriet, bedurfte es jedoch – analog zum diesjährigen Motto des Denkmalstags – gemeinsamen Handelns. Das
Projekt „Zeigefinger weg – Arbeitshandschuhe raus“ beschäftigte sich deshalb intensiv mit der Geschichte der sogenannten
„Blechschmiede Horgau“, in der Bauteile für die Me 262 gefertigt werden sollten. Dank der tatkräftigen Zusammenarbeit
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zahlreicher Privatpersonen, des Kreisjugendrings AugsburgLand, Lehrern und Schülern der Realschule Neusäß, der Gemeinde Horgau, der Bayerischen Staatsforsten, der Kultur- und
Heimatpflege des Landkreises Augsburg sowie des Arbeitskreises für Vor- und Frühgeschichte des Heimatvereins für den
Landkreis Augsburg gelang es im Jahr 2010, die Überreste des
KZ-Außenlagers vor Ort wieder sichtbar zu machen, zu dokumentieren und die mit der Blechschmiede verbundene Geschichte in Teilen zu rekonstruieren.
Seitdem gewährleisten im Wald aufgestellte Informationstafeln und Stelen sowie Führungen, dass die Geschichte des KZAußenlagers Horgau weiterhin im Bewusstsein der Bevölkerung verankert bleibt. Maßgeblichen Anteil daran tragen die
Bayerischen Staatsforsten, die als Eigentümer des Bodendenkmals für den Unterhalt des Geländes sorgen und die Begehbarkeit des Erinnerungsorts durch die regelmäßige Beseitigung
des dort wuchernden Gestrüpps ermöglichen.
Führung durch Katrin Holly M.A. um 10 Uhr. Treffpunkt ist der
Wanderparkplatz südlich des Bahnhofs Horgau (gegenüber
des Casinos). Vom Wanderparkplatz aus laufen wir gemeinsam zum Gelände des ehemaligen KZ-Außenlagers (etwa 2,5
km). Festes Schuhwerk sowie gegebenenfalls Regenbekleidung werden empfohlen.
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Kreppen, ehemalige Mühle
Augsburger Str. 24, 86420 Diedorf/Kreppen
Die Kreppener Mühle findet schon im 12. Jahrhundert erste Erwähnung. Heute handelt es sich dabei um einen etwa 200
Jahre alten Dreiseithof mit früheren Wohn-, Knecht- und Lagergebäuden. Die Mühle ist nicht mehr in Betrieb, jedoch versorgt eine Wasserkraftanlage aus den 1920er-Jahren den Hof
bis heute mit elektrischem Strom.
Im Jahr 2013 erwarb der Markt Diedorf das Anwesen mit der
Mahlmühle in Kreppen, unmittelbar an der Schmutter und der
B 10 nach Biburg gelegen. Die Kommune entschloss sich, auf
dem ehemaligen Gehöft das Umweltzentrum Schmuttertal zu
errichten, um es in ihrem Bestand zu bewahren. Darüber hinaus bietet das Umweltzentrum dem Arbeitskreis für Vor- und
Frühgeschichte und den Naturhelden Raum, um gemeinsam zu
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erhalten. Sichtbar wird dies am Tag des offenen Denkmals
durch verschiedene Führungen zur Geschichte der ehemaligen
„Schlipsheimer Mühle“ mit Vorstellungen zu traditionellem
Handwerk. In diesem Jahr geht es beispielsweise um das Zinngießen von historischen Münzen.
Öffnungszeiten am Tag des offenen Denkmals: 14 bis 17 Uhr.
Führungen werden nach Bedarf angeboten.
Langweid, Historisches Wasserkraftwerk
Lechwerkstr. 19, 86462 Langweid
Das Lechmuseum Bayern der Lechwerke AG befindet sich im
historischen Wasserkraftwerk in Langweid, in dem eine alte
Wasserturbine und die Ausstellung über den Lech und seine
Geschichte untergebracht sind.
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Dort wird am Tag des offenen Denkmals eine spezielle Sonderführung angeboten: Neben der Erläuterung der historischen
Wasserturbine und der Stromerzeugung aus Wasserkraft geht
es auch um die Architektur des Wasserkraftwerks Langweid
und dessen Bedeutung in der Geschichte der Stromversorgung
Bayerisch-Schwabens und der Ortschaften entlang des nördlichen Lechtals.
Ein ganz besonderes Highlight wird die gekürzte Wiederaufführung eines historischen Films der Lechwerke, der für das 25jährige Jubiläum des Unternehmens im Jahr 1926 gedreht und
seitdem nicht mehr gezeigt wurde. Dieser kürzlich wieder aufgefundene Film wurde von Rudolf Pfenninger (1899-1976), einem renommierten Münchner Filmavantgardisten der 1920erJahre, mit Trickzeichnungen versehen. Es ist sein bisher zweitältester bekannter Film. In dem Stummfilm sind auch historische Aufnahmen von Dörfern und Städten in Bayerisch-Schwaben zu sehen. Die historischen Hintergründe werden den Besuchern erläutert.
Besucher lernen bei dieser Veranstaltung einen Beitrag eines
industriellen Unternehmens kennen, das in architektonischen
und technischen Denkmälern nicht nur Strom produziert, sondern diese erhält, sorgsam pflegt und sich darüber hinaus für
die kulturelle Überlieferung engagiert. Informationen zum
Lechmuseum finden Sie unter www.lechmuseum.de.
Am Tag des offenen Denkmals nur zur Führung geöffnet.
Führung zur Elektrifizierung Bayerisch-Schwabens, der Architektur des Kraftwerks und der Turbinenführung um
14.30 Uhr. Im Anschluss Wiederaufführung mit Einführung
und Kommentar des Stummfilms von Rudolf Pfenninger
(Trickfilm) „25 Jahre Lech-Elektrizitätswerke AG Augsburg“,
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der 1926 gedreht wurde. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.
Eine Anmeldung unter Tel. 0821/3102-2547 ist deshalb unbedingt erforderlich.
Mickhausen, Herrgottsruh-Kapelle
Herrgottsruhe, 86866 Mickhausen
Auf einem der höchsten Punkte der Staudengemeinde Mickhausen, östlich der barocken Pfarrkirche St. Wolfgang gelegen,
duckt sich unter uralten Linden die über 330 Jahre alte Herrgottsruhkapelle. In einer zweijährigen Generalsanierung (2011
bis 2013) wurde die Kapelle in einer großartigen Gemeinschaftsaktion vor dem Verfall gerettet. Im Laufe der Jahre
hatte der Zahn der Zeit kräftig an der Kapelle genagt. Dach und
Fundamente schrien förmlich nach einer Generalsanierung.
Das ganze Gebäude war instabil und aus der Balance geraten.
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Da traf es sich gut, dass in Mickhausen seit Mitte der 1990erJahre die Flurneuordnung in vollem Gange war. Im Zuge dieser
Maßnahme standen nämlich auch öffentliche Mittel für den Erhalt von Flurdenkmälern und kulturellen Kleinoden zur Verfügung. Als die Flurneuordnung schon kurz vor ihrem Abschluss
stand, war Eile geboten. 2008 ging die Herrgottsruhkapelle in
das Eigentum der Gemeinde über – eine zwingende Voraussetzung, um an öffentliche Mittel zu gelangen. Kurz darauf, 2010,
gründete sich ein Förderverein, der unter der unermüdlichen
und umsichtigen Regie seines Gründungsvorsitzenden Hans
Sattelmair im engen Schulterschluss mit der Gemeinde die Generalsanierung anpackte.
Bereits im April 2011 erfolgte der symbolische erste Spatenstich. In einer großartigen Gemeinschaftsaktion, die sich über
gut zwei Jahre erstreckt hatte, konnte die Kapelle vor dem Verfall gerettet werden. Im Juli 2013 wurde sie mit einem großen
Festtag wieder feierlich eingeweiht. Der Zuspruch und die Unterstützung in der Bevölkerung für die Sanierung und den Erhalt dieses Kleinods droben auf der Herrgottsruh waren und
sind noch immer überwältigend. Unzählige fleißige Helferinnen und Helfer haben in über 2000 freiwilligen Arbeitsstunden
mitgeholfen, dass die Herrgottsruhkapelle dauerhaft gesichert
und für kommende Generationen erhalten wurde. Zahlreiche
großzügige Spenderinnen und Spender – Privatleute, Vereine,
Firmen und Organisationen –, haben das Gemeinschaftsprojekt nicht nur finanziell unterstützt, sondern durch die kostenlose Überlassung von Material und Gerät auch einen wichtigen
Beitrag zum großen Werk geleistet. Nicht zu vergessen die Organisatoren und die zahlreichen Besucher der vielfältigen Veranstaltungen, deren Reinerlöse ebenfalls in die Baumaßnahme
geflossen sind und weiterhin für den Unterhalt verwendet werden. Aktuell zählt der Förderverein 107 Mitglieder. Auch wenn
der Vereinszweck fürs Erste erfüllt ist: die Mitglieder kümmern
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sich weiterhin mit viel Herzblut und persönlichem Einsatz um
„ihre“ Herrgottsruhkapelle. Zu tun gibt es immer etwas.
Öffnungszeiten am Tag des offenen Denkmals: Ohne Voranmeldung frei zugänglich.
Führung durch Walter Kleber um 14.30 Uhr (Treffpunkt: Ecke
Am Kirchberg/Pfarrer-Sales-Baur-Straße, anschließend Spaziergang zur Herrgottsruh-Kapelle).
Mickhausen, Teil des ehemaligen Ökonomiegebäudes Schloss Mickhausen
Schlosshof 1, 86866 Mickhausen
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Mit der Fertigstellung der Schlossanlage mit Schlosshofsaal,
Schützenheim und Gemeindekanzlei wurde in der Staudengemeinde Mickhausen im Sommer 2012 ein Kapitel abgeschlossen, das den Gemeinderat und die Ortsvereine mehr als zwanzig Jahre lang beschäftigt und umgetrieben hatte. Das Fehlen
eines ordentlichen Veranstaltungsraumes hatte in der Vergangenheit das gesellschaftliche Leben und die Aktivitäten der
Vereine stark eingeschränkt, ja nahezu zum Erliegen gebracht.
Seit im Jahr 2006 die einzige im Dorf noch verbliebene Gastwirtschaft geschlossen wurde, gab es für öffentliche Veranstaltungen und private Feiern (mit Ausnahme von Pfarrheim und
Sportheim) keine Räumlichkeiten mehr.
Mit dem Kauf eines Großteils der ehemaligen Ökonomiegebäude der Schlossanlage im Ortszentrum (Nord- und Ostflügel)
und des gesamten Schlosshofes durch die Gemeinde kam im
Dezember 2001 allmählich Bewegung in das Projekt Gemeindezentrum. Bis zum Vorliegen einer Baugenehmigung (2008)
und bis zum ersten Spatenstich im Dezember 2009 sollten jedoch noch weitere Planungsjahre vergehen, in denen das Vorhaben immer wieder auf der Kippe stand. Für Architekt Günther Hofmann war das Projekt eine Herkulesaufgabe: er
musste den Dreisprung schaffen, in den denkmalgeschützten
Gebäuden das gewünschte Raumprogramm zu verwirklichen,
den Auflagen des Denkmalschutzes Rechnung zu tragen und
gleichzeitig den vorgegebenen Kostenrahmen – maximal eine
Million Euro – strikt einzuhalten. Der Architekt hat den Balanceakt geschafft.
In den fast 500 Jahre alten historischen Mauern ist ein dörfliches Begegnungszentrum entstanden, das (fast) keine Wünsche mehr offen lässt. Mitten im Ortszentrum hat die Dorfgemeinschaft ein richtiges Schmuckkästchen bekommen, um das
sie von vielen umliegenden Gemeinden schon etwas beneidet
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wird. Die Staudengemeinde bekennt sich damit ausdrücklich
zum Erhalt der historischen Bausubstanz mitten im Ort und zu
den geschichtlichen Wurzeln von Mickhausen, das – 1270 erstmals urkundlich erwähnt – während der über 300-jährigen
Herrschaft der Fugger seine Blütezeit erlebt hatte. Etwa die
Hälfte der Gesamtkosten – am Ende waren es rund 1,1 Millionen Euro – konnte durch öffentliche Mittel finanziert werden.
Die andere Hälfte musste von der Gemeinde und von den Ortsvereinen durch Eigenmittel und Eigenleistung aufgebracht
werden. Über 3000 freiwillige Arbeitsstunden wurden von den
Vereinen seit dem Baubeginn geleistet. Heute sind Schlosshof,
Schlosshofsaal und Schützenheim die „gute Stube“ der Staudengemeinde, in der im Jahreslauf ein breites Spektrum an geselligen und kulturellen Veranstaltungen, sowie Familienfeiern, Versammlungen und Tagungen über die Bühne gehen.
Am Tag des offenen Denkmals nur zur Führung geöffnet.
Führung durch Walter Kleber um 15.30 Uhr.
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Oberschönenfeld, Bauernmuseum Staudenhaus
Oberschönenfeld, 86459 Gessertshausen/Oberschönenfeld
Das denkmalgeschützte Bauernmuseum Staudenhaus präsentiert seinen Besuchern heute in Oberschönenfeld die Lebenswelt der Bewohner eines für die Staudenlandschaft einst charakteristischen kleinbäuerlichen Anwesens im Landkreis Augsburg. Ursprünglich befand sich das Gebäude im wenige Kilometer entfernten Döpshofen und war dort als eines der letzten
strohgedeckten Häuser der Region erhalten geblieben. Da es
vom Abbruch bedroht war, wurde es in den 1970er-Jahren vollständig abgetragen und nach Oberschönenfeld versetzt. Seit
1980 ist es an seinem neuen Standort direkt am Ufer der
Schwarzach unter der Trägerschaft des Heimatvereins für den
Landkreis Augsburg als Bauernmuseum Staudenhaus für eine
breite Öffentlichkeit zugänglich und wird inzwischen seit über
30 Jahren von zahlreichen ehrenamtlichen Helfern betreut.
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Bereits von außen zieht das Staudenhaus aufgrund seines
Strohdaches viel Aufmerksamkeit auf sich, wobei Strohdachhäuser noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts das dörfliche Erscheinungsbild vieler Ortschaften in den Stauden prägten. Wegen der hohen Brandgefahr ersetzte man die Dächer aus Roggenstroh allerdings zunehmend durch Ziegelplatten und
schließlich verschwand diese einst charakteristische Dachhaut
fast ganz. Im Inneren vermitteln die Wohnräume, der kleine
Stall, die mit landwirtschaftlichen Geräten ausgestattete
Tenne sowie eine kleine Schusterwerkstatt im ersten Stock einen Eindruck von den Lebensbedingungen der ehemaligen Bewohner. Denn nur von der Landwirtschaft allein konnten sich
die Besitzer des Staudenhauses nicht ernähren und mussten
deshalb immer einen Nebenerwerb ausüben. So beherbergte
die Stube des Staudenhauses im 19. Jahrhundert über mehrere
Jahrzehnte hinweg die Dorfschule von Döpshofen, während
sich später unter den Eigentümern des Gebäudes auch ein
Schuster und ein Glaser nachweisen lassen.
Mit dem Erhalt des Staudenhauses, der nur durch die Zusammenarbeit zahlreicher Privatpersonen, mehrerer öffentlicher
Träger und dem Engagement des Heimatvereins für den Landkreis Augsburg ermöglicht wurde, ist ein Stück Regionalgeschichte erfahrbar geblieben, die den heutigen Besuchern auf
äußerst anschauliche Art und Weise viel über die Lebensumstände früherer Generationen vermittelt.
Öffnungszeiten am Tag des offenen Denkmals: 13 bis 17 Uhr.
Führung um 16 Uhr.
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Ried, ehemalige Schule
Hattenbergstr. 21, 86424 Dinkelscherben/Ried
Bei dem ehemaligen Schulhaus in Ried handelt es sich um einen zweigeschossigen Zeltdachbau mit Gesimsgliederung,
Flacherker und geschwungenem Zwerchgiebel. Es wurde im
Jahre 1913 unter Pfarrer Probst, Bürgermeister Meitinger und
Lehrer Metzger erbaut.
Der neuzeitliche Bau beherbergte im Parterre das Schulzimmer
und ein Gemeindezimmer, im ersten Stock eine abgeschlossene Lehrerwohnung mit fünf Zimmern, Küche und Speisekammer. Unter dem Dach war zusätzlich eine Dienstbotenkammer
vorgesehen. Der Bauplan wurde durch Bezirksbaumeister
Klöpf gefertigt, die Ausführung durch Maurermeister Fendt
und Zimmermeister Birle besorgt. Die Baukosten beliefen sich
auf 32.000 Mark.
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Auf Grund des maroden Zustands und des langen Leerstandes
des Gebäudes beschloss Bürgermeister Peter Baumeister mit
dem damaligen Gemeinderat eine Sanierung der Schule durchzuführen. Um einen Ansprechpartner zu haben, wurde das
Vorhaben an die Bedingung geknüpft, einen Verein zu gründen. Am 23. Februar 2005 wurde daher der Verein „Schule Ried
e.V.“ zur Erhaltung und Sanierung der Schule ins Leben gerufen, der mit der Leistung von über 1600 ehrenamtlicher Arbeitsstunden engagiert bei der Sanierung mithalf.
Um mit der Instandsetzung des Daches 2006 beginnen zu können, wurden bereits in den Haushaltsplanungen 2005
50.000 Euro eingerechnet. Mit der Sanierung des Daches
wurde dann tatsächlich 2007 begonnen. 2008 konnte es zum
125-jährigen Gründungsfest der Feuerwehr Ried fertiggestellt
werden. Im Jahr 2014 waren schließlich sämtliche Sanierungsarbeiten an der einstigen Schule abgeschlossen, wobei die ehemalige Lehrerwohnung 2016 erstmals wieder vermietet
wurde. Damit erstrahlt die frühere Schule wieder in ihrem ursprünglichen Glanz und hat sich dank des außergewöhnlichen
ehrenamtlichen Engagements der Bürgerschaft zu einem wahren Schmuckstück innerhalb des Ortes entwickelt.
Öffnungszeiten am Tag des offenen Denkmals: ab 12.30 Uhr.
Führung durch Alfons Frey um 13 Uhr. Zusätzlich wird jeweils
eine halbe Stunde vor und eine halbe Stunde nach der Führung durch den Verein Kaffee und Kuchen angeboten.
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Schlipsheim, Katholische Kapelle St. Nikolaus von
Tolentino
Schlipsheimer Straße 123, 86356 Neusäß/Schlipsheim
Ehemals
Schlosskapelle, hat das kleine
Gotteshaus St. Nikolaus von Tolentino in
Schlipsheim eine bewegte Geschichte mit
mehreren
Besitzerwechseln zu bieten.
1793 wurde die katholische Kapelle durch
das Heilig-Kreuz-Stift
Augsburg neu ausgestattet. Nach der Säkularisation ging sie in
den Besitz der Gemeinde
Schlipsheim
über; heute kümmert
sich die Stadt Neusäß
um das sakrale Kleinod.
Namenspatron ist Nikolaus von Tolentino († 1305), ein italienischer Augustiner-Eremit, der bereits als Junge in den Orden
eingetreten ist und als strenger Asket vom 16. Jahrhundert bis
über die Zeit des Kapellenbaus im 18. Jahrhundert hinaus einer
der meist verehrten Heiligen in ganz Europa war.
Die Fresken der Kapelle wurden von Johann Joseph Anton Huber gestaltet. Die Altargemälde wurden lange Peter Candid zugeschrieben, was aber nicht schlüssig nachweisbar ist. Die Ka-
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pelle wird derzeit hinsichtlich einer Sanierung geprüft. In diesem Zusammenhang sind neue Erkenntnisse über ihre historischen Gegebenheiten zu erwarten.
Das diesjährige Motto des Tags des offenen Denkmals heißt
„Gemeinsam Denkmale erhalten“. Der Gemeinschaftsaspekt
liegt in Bezug auf die Kapelle St. Nikolaus von Tolentino im steten Miteinander von Stadt, Kirche, Denkmalschutz, Architekten, Bauforschern, Kunsthistorikern etc., um diese bedeutungsvolle Andachtsstätte bestmöglich zu erhalten. Schlipsheimer Bürger kümmern sich dazu seit langen Jahren um die regelmäßige Nutzung und Öffnung der Kapelle. Am 18. September 2016, 10 Uhr, findet ein Festgottesdienst mit anschließendem Stehempfang (Reichen von Getränken und Tolentinobroten) anlässlich des Namenstags (Patrozinium) in der Kapelle
statt.
Öffnungszeiten am Tag des offenen Denkmals: 11 bis 16 Uhr.
Führung von 11 bis 12 Uhr, sowie von 14 bis 15 Uhr durch den
Bauforscher Bernhard Niethammer und von 15 bis 15.30 Uhr
durch Pfarrer Karl Freihalter.
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Impressum
Herausgeber:
Landratsamt Augsburg
Kreisheimatpflege
Prinzregentenplatz 4
86150 Augsburg
Tel.: (0821) 3102-2547
Fax: (0821) 3102-2591
Text- und Bildbeiträge:
Ingeborg Anderson
Andrea Faber
Katrin Holly
Walter Kleber
Kloster Holzen Hotel GmbH
Christina Klotz
Christoph Lang
Felix Löcherer
Franz Josef Merkl
Claudia Ried
Die Teilnahme an den Veranstaltungen erfolgt auf eigene Verantwortung.