Katalog - Kolhammer Mahringer

Verkaufsausstellung erlesener Kunstwerke
16. September – 15. Oktober 2016
Dorotheergasse 14
A-1010 Vienna/Europe
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+43 / (0)676 412 88 88
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www.kolhammer-mahringer.at
Öffnungszeiten
Montag – Freitag 11 – 18 Uhr
Samstag 11 – 14 Uhr
Giuseppe Bernardino Bison
Palmanova 1762 – 1844 Mailand
San Marco in Venedig
Öl auf dünnem Karton, 16 × 21 cm
Zusammen mit seinen beiden venezianischen Eltern zog Bison nach Brescia, wo er sein Kunststudium aufnahm und ein Schüler von
Gerolamo Romani wurde. Später kehrte die Familie nach Venedig zurück. In der Lagunenstadt setzte Bison sein Kunststudium fort
und freundete sich mit dem Architekten des Teatro La Fenice, Gian Antonio Selva (1751 – 1819), an. Mit dessen Hilfe erhielt Bison
die Stelle eines Bühnenmalers und arbeitete in den folgenden Jahren an den Opernhäusern von Venedig, Treviso, Gorizia und Triest.
1787 folgte Bison seinem Gönner Selva nach Ferrara und später nach Treviso (1793), um schließlich verstärkt in Triest zu wirken. In
der Hafenstadt war er unter anderem in Palazzo Carciotti, Palazzo della Borsa und in der Kirche Santa Maria Maggiore tätig. 1831 oder
1833 verließ Bison Triest, um in Mailand an der Accademia di Belle Arti di Brera tätig zu werden. In all den Jahren als Theatermaler
schuf er nebenbei seine weltberühmten Ansichten der Serenissima (die Ehrwürdigste) und anderer oberitalienischer Städte. Er ist der
wichtigste Vertreter der venezianischen Vedutenmalerei des Klassizismus. Sicherlich der Bedeutendste aus der Epoche nach Francesco
Guardi.
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Marc Chagall
Peskovatik 1887 – 1985 Saint-Paul-de-Vence
En souvenir de Marc Chagall
Pastellkreide auf Papier, 23 × 21 cm
signiert und datiert 1970
Marc Chagall wird am 7. Juli 1887 in Liosna bei Wizebsk, Weißrussland in einer einfachen jüdischen Familie geboren. Sein jüdischer
Geburtsname lautet: Moishe Segal – „Marc Chagal“ ist die Übersetzung die er fortan für sich als Künstlernamen verwenden wird.
Er ist in seiner Familie das älteste von 9 Kindern.
Seinen ersten Malunterricht erhält Marc Chagal vom heimischen jüdischen Maler Jehuda Pen. Als Anfang-Zwanzigjähriger zieht er nach
St. Petersburg um und wird 1908 Schüler des berühmten Malers, Bühnenbildner und Kostümdesigner Leo Bakst (1861 – 1924) an
der Swansewa-Schule. Im selben Jahr malt er sein berühmtes Bild „Der Tote“.
Mit Hilfe eines Stipendiums fährt Chagall 1910 nach Paris. Er richtet ein eigenes Atelier ein und schließt Freundschaft mit anderen
Künstlern in Paris, z. B. Robert Delaunay (1885 – 1941), Guillaume Apollinaire (1880 – 1918) und Fernand Léger (1881 – 1955).
Die Werke von Henri Matisse und anderer Fauvisten wie die Werke Paul Gauguin und Vincent van Gogh fasziniert ihn stark. Durch
­Delauney eröffnete sich für ihn der Zugang zum Kubismus. 1911 und 1912 ist er mit jeweils einem Bild im „Salon der Unabhängigen“
vertreten und 1911 im Herbstsalon. Seine erste Einzelausstellung hält er in der Galerie Sturm in Berlin.
1914 verlässt Chagall Paris und reist zurück in sein Heimatland, wo er seine Geliebte Bella Rosenfeld heiratet. Mit ihr bekommt er
1916 die Tochter Ida. Chagall bleibt eine Weile in Russland. Zur Zeit des ersten Weltkriegs sind die Grenzen geschlossen und er kann
das Land nicht verlassen. Chagall nutzt seine Zeit in Russland und nimmt an vielen Ausstellungen teil. Er beteiligt sich an der ersten
offiziellen Ausstellung der Revolutionskunst in Petrograd. Als ernannter Kommissar der bildenden Künste in Witebsk gründet er dort
1918 eine Moderne Kunstschule. El Lissitzky und Kasimir Malewitsch arbeiten dort als Lehrer. Er verlässt die Akademie 1920 in Folge
starker Auseinandersetzungen mit Malewitsch. Es folgte eine Zeit der materiellen Not für Chagall und seiner Familie. 1922 verlässt er
zusammen mit seiner Familie Russland endgültig.
Nach einem kurzen Besuch in Berlin reist Chagall weiter nach Paris. 1924 veranstaltet er in Paris seine erste Retrospektive. In den
dreißiger Jahren besucht er Palästina, Spanien, Holland, Polen und Italien. 1933 organisierte die Kunsthalle Basel eine große
­Retrospektive zu Chagalls Werken.
Mit Ausbruch des zweiten Weltkrieg emigriert Chagall in die USA. In Deutschland werden seine Bilder entweder verbrannt oder als
„entartete Kunst“ beschlagnahmt. Der Tod seiner Frau Bella im Jahr 1944 hinterlässt tiefe Spuren in Marc Chagall. Doch die Kunst hält
ihn weiter am Leben. Nach Kriegsende geht er zurück nach Frankreich und lässt sich hier endgültig nieder. Er reist weiterhin durch die
Welt und ist auf mehreren Ausstellungen vertreten. Mehrere Retrospektiven werden über ihn gehalten. Chagall ist ein weltbekannter
und umfassender Künstler geworden. Er schafft Bühnenbilder und Kostüme für Ballette, Plastiken aus Keramik und arbeitet als Glasmaler. Er entwirft die Fenster in Kirchen und anderen Gebäuden.
1952 heiratet Chagall zum zweiten Mal. Seine Frau wird die Russin „Vava“ (Walentina Brodsky). Zusammen reisen die beiden rund
um die Welt. Marc Chagall ist als internationaler Künstler anerkannt und wird hoch gepriesen. Viele Ehrungen und Preise werden ihm
verliehen. Im Alter von 97 Jahren, stirbt Chagall am 28. März 1985 in Saint-Paul de Vence, Frankreich.
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Jean Cocteau
Maisons-Laffitte 1889 – 1963 Millyla-Fore
Gelbe Augen
Terracotta gebrannt, Dm 37 cm
bunt staffiert und glasiert
Edition Jean Cocteau, Nr. 20/30
Atelier Madeline-Jolly
eigenhändig mit Bleistift signiert
Jean Cocteau kam am 5. Juli 1889 in der Nähe von Paris zur Welt. Er machte mit seiner Mutter ausgedehnte Reisen, wodurch
seine dichterische Begabung früh erkannt wurde. Jean besuchte das Lyzeum Condorcet. Neben seinem drei Jahre älteren Bruder
Jean Luc hatte er keine weiteren Geschwister. Sein Vater, ein erfolgreicher Anwalt, beging Selbstmord, als Jean zehn Jahre alt war.
Mit 17 Jahren veröffentlichte er erste Gedichte. Mit 19, im Jahre 1909, erschienen seine ersten Gedichtbände La Lampe d’Aladin
und Le prince frivol, diese machten ihn bekannt. Weitere wertvolle Anregungen gaben ihm seine literarischen Freundschaften, die er
mit Rostand, Marcel Proust, Mendés und André Gide schloss. Nebenher versuchte er sich in der Darstellung des Balletts und lernte
Igor Strawinskij kennen. Seinen ersten Roman Potomac verfasste er 1913.
Als der Erste Weltkrieg ausbrach meldete er sich freiwillig. Cocteau wurde als untauglich befunden an der Front zu kämpfen und
organisierte daher den Verwundeten-Dienst mit Privatwagen. Er wurde an der Front wegen illegaler Betätigung verhaftet und später
rehabilitiert. Als er zurückkam schrieb er 1917 das Libretto für das kubistische Ballett Parade. Das Bühnenbild und die Kostüme schuf
Pablo Picasso, die Musik Erik Satie, und die Choreografie war von Léonide Massine. Die Tänzer gehörten zur Truppe der Ballets Russes.
Jean Cocteau schrieb außergewöhnliche Theaterstücke wie „Orphée‘‘ (1926) und La machine infernale (1932), er verfasste weitere
Gedichtsbände und wurde als Romanautor namhaft.
Cocteau war als Universalkünstler bekannt und entwickelte sich immer mehr zum maître de plaisir von Paris. Er hatte als Schriftsteller
in allen Bereichen seine Begabung, sei es in der Lyrik, bei Aphorismus, bei einer Kurzgeschichte, einer Novelle, einem Roman, Drama
oder ein Drehbuch. Dabei gehörte auch das Reich der Malerei zu seinen Begabungen, wie Zeichnen. Alle Stilarten der letzten Jahrzehnte probierte er aus, dabei blieb er immer im Austausch mit Künstlern, dazu zählten auch Picasso und Chaplin. Titelblatt Parade,
Rouart, Lerolle & Cie., Éditions Salalbert, Paris 1917 (Klavierfassung für vier Hände)
Anfang der 1930er Jahre drehte Cocteau seinen ersten Film: Le sang d’un poéte (dt. Das Blut eines Dichters) und suchte dabei nach
neuen Wegen. Diese lösten beim Publikum zuerst Protest aus, doch folgten darauf einige Filme, die alle Filmgeschichte geschrieben
haben. Im Laufe der Zeit wirkte er als Regisseur, Drehbuchautor bzw. als Schauspieler bei mehreren Filmen mit. In dem Film „Der
Zauberlehrling“ mit dem ins französische Exil geflüchteten, sehr erfolgreichen deutschen Tänzer Jean Weidt entwarf Cocteau die Figur
des Zauberlehrlings. Regie führte der ebenfalls ins Exil geflüchtete Max Reichmann 1933. Cocteau war mit Jean Marais befreundet,
dem er gerne Rollen auf den Leib schrieb. Daher gilt Cocteau auch als Entdecker von Jean Marais. Bis an sein Lebensende war
Cocteau zudem eng mit dem deutschen Bildhauer Arno Breker befreundet. Cocteau und Marais saßen Breker Modell für die Gestaltung von Porträtbüsten. Seine Kostüme und Bühnenbilder entwarf er oft selber. Für Aufsehen sorgten seine monumentalen Deckenund Wandgemälde, z. B. im Trauungssaal im Rathaus von Menton (1958) und der Kirche Notre Dame de France in London (1956).
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1954 wurde er Mitglied der „Akademie der Künste“ in Frankreich und Belgien. 1955 wurde er als Nachfolger von „Jérôme Tharaud“ in
die „Académie Française“ aufgenommen und damit im gesamten Land als endgültiger geistige und künstlerische Autorität anerkannt.
Mit 70 Jahren wurde Cocteau, am 30. Juni 1960, in Forges-les-Eaux zum französischen Dichterfürsten gewählt.
Wegen einer Opiumvergiftung musste Cocteau, der viele Jahre drogenabhängig war, medizinisch behandelt werden. Cocteau war
bisexuell und hatte neben Beziehungen zu Männern (u. a. Jean Marais) auch mehrere Beziehungen mit Frauen, darunter Natalia
Pawlowna Paley (1905 − 1981), einer Romanow-Prinzessin. Er veröffentlichte mehrere Werke, in denen er Homophobie scharf
­kritisierte.
Am 11. Oktober 1963 starb er, ein halbes Jahr nach seinem Herzinfarkt am 22. April 1963, bei Paris und wurde in der Chapelle
St. Blaise in Milly-la-Forêt begraben. Zur Trauerfeier wurde das von Breker geschaffene Bronze-Bildnis in der Kapelle aufgestellt. Ein
Exemplar des Cocteau-Porträts befindet sich im Museum Europäische Kunst Schloss Nörvenich. Im Jahr 1964 wurden posthum
Arbeiten von ihm auf der documenta III in Kassel gezeigt.
Er veranlasste, dass die Herausgabe seines Tagebuchs erst nach seinem Tod sein soll. Daher erschien es zu seinem 100. Geburtstag
im Jahre 1989, unter dem Titel „Le passé defini“.
Trotz seiner Leistungen auf fast allen literarischen und künstlerischen Gebieten bestand Cocteau darauf, in erster Linie ein Dichter
zu sein. Er nannte seine sämtlichen Werke Poesie. Eines seiner berühmten Zitate war der Spruch: „Gute Erziehung besteht darin,
zu verbergen, wie sehr man sich selbst schätzt und wie wenig die anderen.“ Als führender Surrealist hatte er großen Einfluss auf die
Werke anderer, darunter auch einer Gruppe befreundeter Komponisten in Montparnasse, die sich Les Six nannten. Auch wenn das
Wort „Surrealismus“ von Guillaume Apollinaire geprägt wurde, bezeichnete André Breton, der selbsternannte Führer der Surrealisten,
Cocteau als „notorischen falschen Dichter, einen Versmacher, der alles, was er berührt, entwertet statt aufwertet.“ (Breton, 1953)
Ein ihm gewidmetes Museum mit mehr als 1100 Werken, Schenkung des Sammlers Séverin Wunderman, befindet sich im südfranzösischen Ort Menton, wo sich Cocteau seit 1955 regelmäßig aufhielt. Der Entwurf des Hauses stammt von dem französischen
Architekten Rudy Ricciotti.
Jean Cocteau, ohne ihn hätte in unserem Jahrhundert vieles einen anderen Verlauf genommen. Seine außerordentlichen Begabungen führten zu einem künstlerischen Vorschritt. Er hat in seinem Leben außergewöhnliche Bekanntschaften geschlossen, dazu
gehörten Schauspieler, Komponisten, Maler und Schriftsteller.
Le testament l’Orphee
Mischtechnik auf Papier, 70 × 50 cm
signiert
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Edward Harrison Compton
Feldafing 1881 – 1960 Feldafing
Südtiroler Alpenlandschaft
Öl auf Leinwand, 71 × 96 cm
signiert & datiert 1930
Er erhielt seine Ausbildung beim Vater Edward Theodore Compton und besuchte die Central School of Arts and Crafts in London. Er
kehrte dann nach Bayern zurück und bereiste Tirol, Oberitalien, Deutschland und England. Wie sein Vater von der Alpenwelt begeistert,
folgte er zunächst dessen künstlerischem Vorbild als Maler von Hochgebirgsdarstellungen. Infolge einer Kinderlähmung, die er mit
28 Jahren erlitt, musste er seine Motive für Gemälde und Aquarelle mit Architektur- und Landschaftsdarstellungen in leichter erreichbaren Gegenden der bayerischen und oberitalienischen Vorgebirge (Berchtesgadener Land, Trient, Gardasee) suchen.
Licht- und Schattentechniken, der sonnige Blick durch die Buchenwälder, herbstliche Stimmungen an der Grenze von Wasser und
Wald und generell Morgen- und Abendstimmungen bildeten seine bevorzugten Motive. Auch malerische Städteansichten zeigen die
Vielfalt des Künstlers.
Compton hielt seine Motive in Zeichnungen, Aquarellen und Ölgemälden fest. Er lebte zeitweise in Potsdam und in Würzburg, kehrte
aber in seine Heimat nach Oberbayern zurück. Künstlerisch tätig waren auch seine Geschwister, die Blumen- und Stilllebenmalerin
Marion Compton und die Blumenmalerin Dora Keel-Compton.
1907 erschien erstmals eine Serie seiner Arbeiten im Münchner Kunstverein (vom Karwendel und Gardasee, Kaisergebirge,
„Geisterschmiede bei Kufstein“ u. v. a.). Weitere Ausstellungen folgten, unter anderem in der Royal Academy in London, in Bradford
und Berlin.
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Josef Dobrowsky
Karlsbad 1889 – 1964 Tullnerbach
Stillleben
Öl auf Platte, 50 × 60 cm
signiert
Josef Dobrowsky, Karlsbad 1889 - 1964 Tullnerbach. J. Dobrowsky besuchte zuerst die Wiener Kunstgewerbeschule; von 1906 bis
1919 studierte er dann an der Wiener Akademie der bildenden Künste (unter Christian Griepenkerl und Rudolf Bacher). Das Studium
musste er in den Jahren 1911/12, später von 1914 bis 1918, während des ersten Weltkrieges wegen Militärdiensten unterbrechen. Er
erhielt in jener Zeit den Hofpreis und den Rom-Preis. Seit 1919 war Dobrowsky als freischaffender Künstler tätig und trat der Wiener
Secession bei, deren Ehrenmitglied er 1955 wurde. Ab 1934 war er ebenfalls Mitglied der Prager Sezession. Von 1946 bis 1963 war
er Professor eine Meisterklasse für Malerei an der Akademie. Bedeutende Künstler wie Alfred Hrdlicka oder Josef Mikl waren seine
Schüler.
Josef Dobrowsky war einer der bedeutendsten österreichischen Künstler der Zwischenkriegszeit. In seinem Frühwerk zeigen sich
Einflüsse von Gustav Klimt, Albin Egger-Lienz und Ferdinand Hodler, ab 1920 beschäftigte er sich mit der Malerei von Pieter Brueghel
dem Älteren. Damals schuf er daher Landschaften und Genreszenen in einer erdigen Farbgebung. Später schuf er hauptsächlich
Porträts und Landschaften in einem expressiven Kolorismus, auch bedeutende Aquarelle. Seine Bilder strahlen eine melancholische
warme Stimmung aus. Der bis in die 80er Jahre nicht angemessen gewürdigte Künstler erfährt die letzten beiden Jahrzehnte stark
vermehrtes Interesse.
Diese Begeisterung zeigt sich mittlerweile auch auf dem Kunstmarkt sehr eindrucksvoll.
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Josef Dobrowsky
Karlsbad 1889 – 1964 Tullnerbach
Winter
Öl auf Leinwand, 31 × 27 cm
monogrammiert und datiert (19)25
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Marie Egner
Bad Radkersburg 1850 – 1940 Wien
Stiefmütterchen
Öl auf Mahagonitafel, 12 × 20 cm
signiert
Originalgröße
Die Steirerin Marie Egner studierte zunächst in Graz beim Zeichenlehrer Hermann von Königsbrunn und ging anschließend nach
Düsseldorf, wo sie von 1872 bis 1875 Schülerin von Carl Jungheim (1830 – 1886) war. 1882 kam sie nach Wien, wo sie sich mit
ihrer Mutter niederließ. Hier war sie bis 1887 Schülerin von Emil Jakob Schindler, in dessen Kreis sie in den Sommermonaten auf
Schloss Plankenberg in Niederösterreich malte. Studienaufenthalte führten sie durch Europa, wobei sie von 1887 bis 1889 in England
weilte. Danach stellten sich erste Erfolge ein; Egner hatte Ausstellungen im Wiener Künstlerhaus, in Deutschland und England. Eine
eigene Malschule für Frauen musste sie 1910 aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte sie der
Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs (VBKÖ) an, die 1926 eine große Ausstellung für Marie Egner organisierte. Ab 1930
verlor sie zusehends ihr Augenlicht und zog sich aus der Öffentlichkeit zurück.
Marie Egner war neben Tina Blau, Olga Wisinger-Florian, Leontine von Littrow und Sylvia Broncia Koller die wichtigste weibliche
Künstlerin Österreichs um 1900. Sie wird als Schülerin von Emil Jakob Schindler dem österreichischen Stimmungsimpressionismus
zugeordnet. Thematisch befasste sie sich zum Großteil mit der Landschaftsmalerei in Öl und Aquarell sowie Blumenstücken. Ihre
Motive entstanden vor der Natur in Plein-Air-Malerei.
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Josef Engelhart
Wien 1864 – 1941 Wien
Wiener Mädl
Mischtechnik auf Karton, 36,5 × 17 cm
signiert und bezeichnet, Wien 1917
Josef Engelhart war ein österreichischer Maler und Bildhauer. Er war eine der führenden Gestalten der Kunstszene in Wien um 1900
und einer der Mitbegründer der Wiener Secession.
Er studierte ab 1882 an der Akademie der bildenden Künste Wien sowie ab 1883 an der Akademie der Bildenden Künste München.
Dort waren Gabriel von Hackl, Johann Caspar Herterich und Ludwig Löfftz seine Lehrer. 1887 kehrte Engelhart nach Wien zurück,
wo er mit den Schriftstellern Ludwig Ganghofer, Eduard Pötzl und Vinzenz Chiavacci bekannt wurde und sich der Künstlervereinigung
Hagengesellschaft anschloss. 1888 wurde er in die Genossenschaft bildender Künstler Wiens aufgenommen und stellte dort erstmals
zwei seiner Bilder aus. 1891/92 ging Engelhart nach Paris, wo er sich über die neuesten Strömungen in der Kunst informierte und
auch mehrere seiner Werke in der Sociéte Nationale des Beaux Arts ausstellte. Eine Reise nach Spanien schloss sich an, ehe Engelhart
1893 wieder nach Wien zurückkehrte und in seinen Arbeiten die neuen Erkenntnisse anwendete.
Engelhart hatte zunehmend Erfolg beim Publikum, während sich die Spannungen zwischen ihm und anderen gleichgesinnten Malern
und den konservativen Mitgliedern des Wiener Künstlerhauses verstärkten. 1894 machte er gemeinsam mit Theodor von Hörmann
eine Studienreise nach Taormina. Er beteiligte sich 1895 an der Internationalen Kunstausstellung in Venedig und reiste nach Brüssel
und Antwerpen. Im selben Jahr heiratete er Doris Mautner von Markhof, die auf seinen Wunsch die Malerei aufgeben musste. Bis zum
Herbst 1896 blieb das junge Paar in München. Wieder in Wien mündeten die zunehmenden Spannungen innerhalb des Künstlerhauses in die Abspaltung einer Reihe von Künstlern und die Gründung der Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession. Neben
Engelhart gehörten der Secession unter anderen Gustav Klimt, Koloman Moser und Carl Moll an, während der 85-jährige Rudolf von
Alt den Ehrenvorsitz übernahm. Josef Engelhart stellte in den folgenden Jahren seine künstlerische Tätigkeit weitgehend zurück und
widmete sich mit großer Energie der Organisation und wirtschaftlichen Entwicklung der neuen Vereinigung. Durch seine zahlreichen
Kontakte gelang es ihm die namhaftesten internationalen Künstler für Ausstellungen in Wien zu gewinnen. Moralische Unterstützung
erhielten die „Jungen“ durch den Besuch von Kaiser Franz Josef bei der Eröffnungsausstellung der Secession und durch Bürgermeister Karl Lueger. Von Frühjahr 1899 bis April 1900 übernahm Engelhart von Klimt erstmals die Präsidentschaft der Secession. Seine
intensive Reisetätigkeit zu den Schauplätzen des internationalen Kunstbetriebs blieb dabei aufrecht. 1900 wurde Engelhart durch Max
Liebermann zum auswärtigen Mitglied der Berliner Secession ernannt.
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Engelhart beteiligte sich an der Weltausstellung in St. Louis und erhielt dort eine Gold- und eine Bronzemedaille. 1905 kam es
innerhalb der Secession zur Abspaltung einer Gruppe um Gustav Klimt, während Engelhart die verbliebenen Künstler anführte, die
konservativer eingestellt waren als die ersteren und als Naturalisten bezeichnet wurden. Die 34. Ausstellung der Secession war die
erste große Kollektivausstellung Engelharts mit 233 gezeigten Werken. 1910 folgte eine Kollektivausstellung in Graz mit 128 Werken.
Er wurde zum zweiten Mal Präsident der Wiener Secession. Reisen führten ihn nach Griechenland, Ägypten, an den Gardasee, nach
Rügen und Dänemark. Er lieferte 1911 im Auftrag des Kölner Schokoladeproduzenten Ludwig Stollwerck Entwürfe für Stollwerck-Sammelbilder, u. a. für das Stollwerck-Sammelalbum No. 12. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges richtete Engelhart in seinem Wohnhaus ein Reservespital für verwundete Soldaten ein und meldete sich als Kriegsmaler an die Front, wo er in Ostgalizien, Bosnien und
an der Isonzo-Front tätig wurde. 1917 verlieh Kaiser Karl Engelhart den Berufstitel Professor. 1919 folgte noch einmal eine große
Kollektivausstellung Engelharts in der Secession mit 267 Werken. Das Interesse Engelharts galt zum Großteil der Darstellung des
Menschen, seien es Akte, Porträts, Volks- oder Gesellschaftsszenen. Auch die eigene Familie wurde von ihm immer wieder gemalt.
Beeinflusst von der französischen Malerei des Impressionismus besticht vor allem seine Behandlung der Farbe und des Lichts. Zu
allen Zeiten blieb Engelhart der realistischen gegenständlichen Malerei verhaftet.
Engelhart, der zu seinen Lebzeiten einer der wichtigsten und erfolgreichsten Maler Österreichs war und der nicht zuletzt eine treibende Kraft der Wiener Secession war, geriet in seinen späteren Jahren und vor allem nach seinem Tod zunehmend in Vergessenheit. In
den letzten Jahren wird ihm wieder mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Einer Ausstellung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek 1992
folgte 2009 die erste umfassende Werkschau Engelharts nach seinem Tode in der Wiener Hermesvilla.
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Friedrich Gauermann
Scheuchenstein 1807 – 1862 Wien
Schiffszug an der Donau
Bleistift und Deckweiß auf Papier, 30,5 × 45 cm
signiert und datiert 1847
Vgl.: Schiffszug an der Donau, Wien Museum
Friedrich Gauermann wurde im niederösterreichischen Miesenbach Nr. 47 (jetzt Scheuchenstein 71) als Sohn des Malers, Zeichners
und Kupferstechers Jakob Gauermann (1772 – 1843) geboren, der ihn auch unterrichtete. Der Vater erkannte früh das künstlerische
Talent seiner Söhne Carl und Friedrich und förderte es entsprechend. Schon in der frühesten Kindheit zeigte sich, dass Friedrich
höchstwahrscheinlich der talentiertere, der genialere Künstler sein würde, sein Bruder starb allerdings bereits mit 24 Jahren. Friedrich
besuchte von 1822 bis 1827 die K.K. Akademie der bildenden Künste in Wien, bildete sich jedoch vornehmlich als Autodidakt auf
ausgedehnten Wanderungen durch die Steiermark, Salzburg und Tirol. Gauermann unternahm zahlreiche Studienreisen, darunter
1824 und 1831 ins Salzkammergut, 1827 nach Dresden, 1829, 1834 und 1840 nach München, 1838 und 1843 nach Venedig. Am
26. März 1836 wurde er an der K.K. Akademie der bildenden Künste als Landschaftsmaler zum Kunstmitglied gewählt. 1838 heiratete Gauermann Elisabeth Kurtz. Gauermann war in der Zeit des Vormärz mit vielen Künstlern Wiens bekannt (Nestroy, Raimund),
nach 1848 vereinsamte er zusehends und zog sich oft nach Miesenbach zurück. 1861 wurde ihm die Mitgliedschaft des Wiener
Künstlerhauses verliehen. Er starb in der Wiener Vorstadt Laimgrube 4 (heute Linke Wienzeile 4) und wurde auf dem Friedhof seines
Geburtsortes Scheuchenstein beigesetzt.
Friedrich Gauermann war ein sehr populärer Landschaftsmaler der Biedermeier-Zeit. Er löste sich von der durch Figuren belebten
Vedutenmalerei und orientierte sich an der Altniederländischen Malerei. Dadurch gelang es ihm, einen neuartigen Wiener Landschaftsnaturalismus zu begründen. 1826 stellte er erstmals seine durch Licht- und Stimmungseffekte geprägten Bilder aus. Nach
einem großen Ausstellungserfolg 1830 begann er seine Wald- und Berglandschaften mit Tieren zu bevölkern, was typisch für Gauermanns Bilder werden sollte. Bei der Wiener Kunstausstellung 1838 wurde Gauermann an die Spitze der Landschaftsmalerei gestellt.
Bis in die 1840er Jahre erhielt er von der Wiener Aristokratie (Fürst Metternich, Schwarzenberg, Liechtenstein) zahlreiche Aufträge für
Bilder dieser Art, an denen er auch hervorragend verdiente. Als sich der Zeitgeschmack nach 1848 allmählich änderte, ließ der Erfolg
nach und die Gönner wurden weniger. Zudem verfiel er unter dem Einfluss der Münchner Schule einer süßlichen Älpler-Manier, was
aber nicht seine ursprüngliche Bedeutung für die österreichische Landschaftsmalerei des Biedermeier schmälert. Gauermann studierte seine Motive in freier Natur. Seine Tierdarstellungen ragen in der österreichischen Malerei in ihrer Art hervor. Die herausragende
kunsthistorische Bedeutung lag in seiner zeichnerischen und koloristischen Meisterschaft.
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Friedrich Gauermann
Scheuchenstein 1807 – 1862 Wien
Pferde auf der Weide
Öl auf Papier, 8 ×13,5 cm
signiert
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Josef Gisela
Wien 1851 – 1891 Wien
Fünf Uhr Tee
Öl auf Mahagonitafel, 27,5 × 44,5 cm
signiert und datiert 1886
Josef Urban Rezniček, Wien 1851 – 1899 Wien, hieß ab 1887
Gisela.
Sohn eines Kutschers. Studierte 1868 – 1879 an der Wiener
Akademie der bildenden Künste u. a. bei H. Angeli, Eisenmenger
und Feuerbach. 1872 erhielt er den Lampipreis. Anfang der 80er
Jahre schloss er sich den Malern I. Kaufmann, J. Hamza an. Ab
1885 beteiligte er sich regelmäßig an den Jahresausstellungen
der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens deren Mitglied
er wurde. Besonders populär wurde Gisela durch seine Wiener
Genrebilder.
Ausstellungen: Berlin 1886, 1887
München 1888, 1889
Weltausst. Chicago 1893
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Hans von Hayek
Wien 1869 – 1940 Wien
Blick auf den Wilden Kaiser
Öl auf Leinwand, 52 × 70,5 cm
signiert
ausgestellt: Münchner Secession und
zwei weitere unbekannte Ausstellungen
Hans von Hayek studierte 1886 – 1891 an der Wiener Kunstgewerbeschule bei L. Minnigerode, C. Karger, A. Groll und R. Rössler.
1891 kam er nach München wo er an der Kunstakademie u. a. bei Gabriel von Hackl, W. v. Lindenschmitt und Carl von Marr bis 1898
studierte. Bald begegnete er dem Freiluft- und Tiermaler Heinrich von Zügel, der seinen künstlerischen Weg maßgebend beeinflusste.
Hans von Hayek verließ München, zog nach Olching an der Amper (1898 – 1900) und kam schließlich 1900 nach Dachau. Dort
gründete er eine private Malschule, die er bis 1915 leitete. N. Bresslern-Roth war eine seiner Schülerinnen. 1902 – 1906 Mtglied des
Hagenbundes in Wien, 1907 – 1923 Mitglied der Wiener Secession. In den Jahren 1905, 1909, 1914 und 1924 war Hayek bei der
Biennale in Venedig vertreten.
Der finanzielle Erfolg ermöglichte ihm ausgedehnte Studienreisen. Er besuchte Paris, Holland, Hamburg, die Riviera sowie kleine
Fischer­dörfer an der Ost- und Nordsee. Nach 1918 lebte Hans von Hayek wieder in München, unterbrochen von langen Reisen nach
Indonesien, Colombo, Ceylon, Sumatra u. a. Ländern. Sein unstetes Leben hat einen reichen künstlerischen Niederschlag in Zeichnungen, Aquarellen und Ölgemälden gefunden. Katastrophen, wie der Brand des Münchener Glaspalastes 1931 und die Ausbombung
von Hayeks Münchner Atelier im Jahre 1945, rissen erhebliche Lücken in diesen Bestand. Der Maler war Mitbegründer des Dachauer
Museumsvereins, ferner maßgeblich am Aufbau der Gemäldegalerie und des Bezirksmuseums in genannter Stadt an der Amper
beteiligt. Ein beachtlicher Teil seiner Kunstwerke befindet sich in der Gemäldegalerie Dachau.
Arbeiten sind in den großen Sammlungen von München, Pinakothek, Wien, Belvedere und in den städtischen Museen von München,
Leipzig, Krefeld, Stuttgart und Dachau
Ehrungen:
1905 Goldene Medaille 2. Klasse München, 1908 Medaille Salzburg
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August Heitmüller
Gümmer 1873 – 1935 Meran
Die Dame mit der Bernsteinkette
Öl auf Leinwand, 80 × 45 cm
signiert und datiert 1921
August Heitmüller (* 15. Juni 1873 in Gümmer bei Hannover; † 4. Mai 1935 in Meran) war Maler und Mitbegründer der „Hannoverschen Sezession“. Heitmüller studierte an der Kunstgewerbeschule in Hannover, ab 1895 an der Akademie der Künste in München
bei Franz von Stuck und Otto Seitz sowie in Berlin bei Lovis Corinth. 1917 war er mit Kurt Schwitters und anderen Mitbegründer
der Hannoverschen Sezession. Von hannoverschen Mäzenen unterstützt, konnte er Studienreisen nach Frankreich, Belgien, Holland,
England und Spanien unternehmen. In seinem von der neuen Sachlichkeit beeinflussten Schaffen konzentrierte er sich auf die Porträtmalerei. Vor dem Ersten Weltkrieg arbeitete er in einem Atelier in Gümmer, dann in Bad Nenndorf und Hannover. Anfang der
1920er-Jahre erkrankte er schwer und war zunehmend auf Pflege angewiesen. Er starb 1935 in der Nähe von Meran.
Literatur:
Hans Vollmer: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts
Ines Katenhusen: Kunst und Politik. Hannovers Auseinandersetzungen mit der Moderne in der Weimarer Republik, zugleich Dissertation an der
­Universität Hannover unter dem Titel „Das Verständnis für eine Zeit“ gewinnt man vielleicht am besten aus ihrer Kunst, in der Reihe Hannoversche
Studien, Schriftenreihe des Stadtarchivs Hannover, Band 5, Hannover: Hahn, 1998
Cristian Fuhrmeister (Hrsg.): August Heitmüller, in: „Der stärkste Ausdruck unserer Tage.“ Neue Sachlichkeit in Hannover. 9. 12. 2001 – 10. 3. 2002,
Sprengel-Museum Hannover, Katalog zur Ausstellung, Hildesheim; Zürich; New York: Olms, 2001
Hugo Thielen: HEITMÜLLER, August, in: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 161; online über Google-Bücher
Hugo Thielen: Heitmüller, August, in: Stadtlexikon Hannover, S. 283
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Adolf Helmberger
St. Gilgen 1885 – 1967 St. Gilgen
Blick auf St. Gilgen im Winter
Öl auf Karton, 24 × 33,5 cm
signiert und datiert (19)32
rückseitig bezeichnet und Ausstellungsetikett
Helmberger wurde in Salzburg und an der Wiener Akademie der bildenden Künste von Christian Griepenkerl und Alois Delug
­ausgebildet. Ab 1922 war er Mitglied der Genossenschaft bildender Künstler in Wien.
Seine Werke wurden in den verschiedensten Ausstellungen präsentiert. Ab 1922 war er Mitglied des Wiener Künstlerhauses.
Er erhielt in Salzburg die Goldene Staatsmedaille und den Goldenen Lorbeer des Wiener Künstlerhauses. Helmberger nannte man
„Der Maler des Salzkammergutes“. Adolf Helmberger verstarb am 12. August 1967 in St. Gilgen, wo er einen Großteil seines Lebens
verbrachte.
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Theodor von Hörmann
Imst 1840 – 1895 Graz
Mühle in Bagh
Öl auf Leinwand, 38 × 27 cm
Nachlassstempel u. l.
bezeichnet Csarda Kis, Bagh 8.(18)82
Das Gemälde wurde im WVZ dokumentiert.
Von 1873 bis 1875 studierte Theodor von Hörmann an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Eduard Peithner von
Lichten­fels und Anselm Feuerbach.
Er wurde 1875 Lehrer für Freihandzeichnen und Fechten an der Militärunterrealschule in Sankt Pölten. Er heiratete 1884 Laura
­Bertuch und beendete seinen Militärdienst. Der Künstler unternahm zwei Reisen nach Ungarn. 1886 bis 1889 wurde er in Paris bei
Raphael Collin ausgebildet, danach bereiste er die Bretagne, die Kanalinseln und Barbizon. Dadurch setzte sich der Maler mit der
französischen Malerei der Moderne auseinander. Unaufhörlich arbeitete Theodor Hörmann in der freien Natur. Es entstehen impressionistische Lichtstimmungen, bei denen die Farben großteils ungemischt in lockerer Pinselschrift auf die Leinwand gesetzt werden.
Außerdem war er im Kontakt mit Emil-Jakob Schindler. Zurück in Wien wurde Theodor Hörmann Sprecher der Opposition im Künstlerhaus. Alljährlich reichte Theodor Hörmann mehrere Arbeiten für die Ausstellungen der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens
ein; mehrmals wurden ihm Gemälde abgelehnt. 1893 gelingt es ihm erstmals, eine repräsentative Auswahl an Werken im Wiener
Künstlerhaus auszustellen. Durch seinen Einsatz für eine Staatsgalerie für moderne Kunst ist Theodor Hörmann als Vorkämpfer der
Wiener Secession anzusehen.
Theodor von Hörmann war Landschaftsmaler und kann stilistisch dem österreichischen Stimmungsimpressionismus zugerechnet
werden. Seine Landschaften entstanden immer nach der Natur und zeichneten sich durch eine starke Farbigkeit aus, die von seinen
Zeitgenossen nicht sehr geschätzt wurde. Seine Bedeutung wurde erst nach seinem Tod in umfassender Weise gewürdigt. Heute
kennt man die Bedeutung seines Schaffens für die österreichische Kunstlandschaft des späten 19. Jahrhunderts und weiß diese auch
gebührend zu würdigen. Dies zeigt auch die umfassende Ausstellung im Leopold Museum „THEODOR VON HÖRMANN, Von Paris
zur Secession, 29. 4. – 29. 8. 2016“.
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Ernst Huber
Wien 1890 – 1960 Wien
Großes Blumenstück
Öl auf Leinwand, 73 ×66 cm
signiert
Ernst Huber absolviert zunächst von 1910 bis 1914 eine Lehre in der Genossenschafts-Buchdruckerei. Er arbeitet dann als Schrift­
setzer und Lithograph in der Offizin F. Rollinger, wo er um 1920 seine erste Mappe künstlerischer Lithographien veröffentlichen kann.
Daneben besucht er Abendkurse für ornamentales Zeichnen bei Otto Prutscher und Karl Witzmann an der Wiener Kunstgewerbeschule. Nach dem Kriegsdienst nimmt Huber auf Vermittlung Josef Hoffmanns neben Oskar Kokoschka, Anton Faistauer, Anton Kolig,
Franz Wiegele und Herbert Boeckl an der Kunstschau teil. Die erste Ausstellung in der Kunstgemeinschaft ist ein durchschlagender
Erfolg. 1928 wird Huber Mitglied der Secession. Lebenslange Freundschaft verbindet ihn mit den Malerkollegen Ferdinand Kitt, Franz
von Zülow und Georg Merkel. Ab 1923 unternimmt er zahlreiche Reisen nach Italien, Frankreich, Nordafrika, Palästina, auch nach Südamerika und in die Vereinigten Staaten. Ernst Huber nimmt regelmäßig an Ausstellungen im In- und Ausland teil. Im Jahr 1935 erhält
er den Österreichischen Staatspreis für Malerei. Werke des Künstlers befinden sich u. a. in der Österreichischen Galerie Belvedere,
im Museum Leopold und der Graphischen Sammlung Albertina in Wien sowie im Oberösterreichischen Landesmuseum in Linz. Die
vielleicht bedeutendste Sammlung verwahrt die Österreichische Nationalbank.
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Ernst Huber
Wien 1890 – 1960 Wien
Wintervergnügen am Traunsee
Keramik bunt bemalt und glasiert, 25,5 × 35 cm
monogrammiert E. H.
rückseitig Signatur von Schleiß, Gmunden
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Georg Jung
Salzburg 1899 – 1959 Wien
Blick vom Gaisberg auf Salzburg
Öl auf Leinwand, 89 ×71 cm
signiert
rückseitig betitelt
Georg Jung wurde 1899 in Salzburg geboren, studierte dort Medizin und belegte Abendkurse an der „Akademie für Angewandte
Kunst“. 1918 erste Ausstellung in Salzburg. Anfangs war Jung vom österreichischen Expressionismus, später vom Futurismus, Kubismus und der Neuen Sachlichkeit beeinflusst. In den Folgejahren nahm er an verschiedenen Ausstellungen teil, 1925 waren Arbeiten
von ihm in der Galerie Goltz in München ausgestellt. Ab 1935 beschäftigte er sich mit Möbelbau, Innenarchitektur, Wandmalerei und
Sgraffito. Daneben entwarf er die bedeutendsten österreichischen Briefmarkenserien der Zwischenkriekszeit, die Trachten- und die
Luftpost-Serie. 1938 übersiedelte er nach Wien, ab 1948 malte er seine ersten abstrakte Bilder. 1948 und 1949 waren seine Werke in
Kollektivausstellungen in der „Wiener Secession“ und in der Zedlitzhalle Wien zu sehen. Ab 1950 beschäftigte sich Georg Jung haupt­
sächlich mit beweglichen Bildobjekten. Jung war zeitlebens auch literarisch tätig, schrieb Kurzgeschichten sowie den (verschollenen)
Roman „Die bereitende Zeit“ (1927), und hinterließ ein umfangreiches Manuskript mit dem Titel „Wir – Sechs“. Georg Jung verstarb
1959 in Wien.
Ausstellungen: 1923 Wiener Secession
1925 Galerie Hans Goltz, München
1975 Künstlerhaus, Salzburg
1976 Galerie Würthle, Wien
1982 Museum Carolino, Augustinum Salzburg
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Ludwig Heinrich Jungnickel
Wunsiedel 1881 – 1965 Wien
Affen
Öl auf Leinwand, 65,5 × 78,5 cm
signiert und datiert (19)30
rückseitig Nachlassstempel
ausgestellt im Wiener Künstlerhaus
Ludwig Heinrich Jungnickel war der Sohn eines Tischlers. 1885 übersiedelte die Familie nach München, wo er die Kunstgewerbe­
schule besuchte. Nach dem Tod seiner Mutter wanderte er mit seinem jüngeren Bruder 1897 nach Rom, wo er ihren Lebensunterhalt
mit dem Verkauf von Zeichnungen an Touristen verdiente. Der italienische Archäologe Orazio Maruchi ermöglichte es ihm, in den
Sammlungen des Vatikans Kopien von den dortigen Bildern anzufertigen. Deren Qualität war so gut, dass man ihm eine Ausbildung
zum Kirchenmaler vorschlug. Zu diesem Zweck wurde Ludwig Heinrich Jungnickel Zögling im Kloster Tanzenberg bei Klagenfurt. 1899
zog er nach Wien und inskribierte an der Wiener Akademie in der „Allgemeinen Malerschule“ bei Christian Griepenkerl. Um 1900 war
er für den Kölner Schokoladeproduzenten Ludwig Stollwerck mit Entwürfen für Stollwerck-Sammelbilder tätig. Nach der Rückkehr von
einer Ungarnreise inskribierte er 1902 bei Alfred Roller an der Kunstgewerbeschule des k.k. Museums für Kunst und Industrie. 1905
ging Jungnickel nach München an die Akademie der bildenden Künste zu Professor Marr und kehrte 1906 an die Wiener A
­ kademie
der bildenden Künste (William Unger) zurück.
Der künstlerische Durchbruch gelang ihm durch die Veröffentlichung von Bildern in Schablonenspritztechnik. Gemäß der Kunstzeitschrift „The Studio“ war er deren Erfinder. 1906 stellte er an der Wiener Secession aus, deren Mitglied er aber nie wurde. Als Mitarbeiter der Wiener Werkstätte entwarf er Gläser, Vasen, Stoffe, Tapeten, Teppiche, Gebrauchsgrafiken und Postkarten. Sein wohl bedeutendstes Werk für die Wiener Werkstätte schuf er in Form von Entwürfen für einen Tierfries für ein Kinderzimmer im Palais Stoclet in
Brüssel. In der Kunstschau 1908 in Wien stellte Ludwig Heinrich Jungnickel seine ersten Farbholzschnitte aus, denen 1909 eine Serie
von Farbholzschnitten mit Bildern von Tieren aus dem Tiergarten Schönbrunn folgte. Für seine Farbholzschnitte wurde Jungnickel
internationale Anerkennung zuteil. Bei der Internationalen Kunstausstellung 1911 in Rom erhielt er den Grafikerpreis, in Amsterdam
die goldene Medaille. In Leipzig wurde ihm die Staatsmedaille der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Grafik Bugra
verliehen, 1914 und 1915 in San Francisco die Silber- und Bronzemedaille der „Internationalen Ausstellung“. 1911 erhielt Ludwig
Heinrich Jungnickel die Professur an der „Fachklasse für Graphische Kunst“ in Frankfurt. Im gleichen Jahr präsentierte er Farbholzschnitte mit Ansichten von Frankfurt, die in Fachkreisen enthusiastisch aufgenommen wurden. Ein Jahr später – 1912 – kehrte er nach
Wien zurück und beschäftigte sich mit Tapetenentwürfen, der Gestaltung von Exlibris und fertigte weitere Tierholzschnitte an. Studienreisen führten Ludwig Heinrich Jungnickel nach Bosnien und in die Herzegowina (1912) und nach Ungarn (1914). Hauptthema auf
diesen Reisen waren Menschen (Porträt, Volksszenen und Akte).
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Während des Ersten Weltkriegs wechselte Ludwig Heinrich Jungnickel von den grafischen Arbeiten verstärkt zu Zeichnungen mit
Kohle, Kreide und Bleistift. Ende 1915 leistete er ein halbes Jahr lang Militärdienst im Deutschen Kaiserreich, wurde dabei aber nicht
an der Front eingesetzt. 1917 fertigte er eine Mappe mit sechs Farbholzschnitten „Tiere der Fabel“, die später um 24 Farblithografien
zur Illustration der Äsopschen „Tierfabeln des klassischen Altertums“ erweitert wurde und 1919 beim Verlag Schroll in gebundener
Form erschien. 1918 erhielt Ludwig Heinrich Jungnickel die österreichische Staatsbürgerschaft. Das „Italienische Skizzenbuch“ mit 40
Lithografien erschien 1921 und 1922 „L. H. Jungnickel – Studien aus der Spanischen Hofreitschule“ (Haybach-Verlag Wien). In den
20er Jahren unternahm er zahlreiche Reisen, die ihn nach Deutschland, Holland, Italien und Jugoslawien führten. Während dieser
Reisen nach Italien und Jugoslawien entstanden vor allem Bilder von Küstenlandschaften. Er schuf aber auch weiterhin Tierbilder. Ab
1924 war Ludwig Heinrich Jungnickel Mitglied des Wiener Künstlerhauses, wo er sich regelmäßig an Ausstellungen beteiligte. 1930
erhielt er den Österreichischen Staatspreis für bildende Kunst und die Goldene Ehrenmedaille der Genossenschaft der bildenden
Künstler Wien. 1937 folgte der Große Österreichische Staatspreis für bildende Kunst und er war auf der Großen Deutschen Kunstausstellung 1937 in München vertreten. Ab den 30er Jahren verbrachte Ludwig Heinrich Jungnickel die Sommer meist in Kärnten, wo er
Anschluss an andere Künstler fand, und die Wintermonate im Mittelmeerraum. Da der Präsident des Wiener Künstlerhauses seinen
Ariernachweis nicht an die Behörden weitergab und man ihn vermutlich wegen Kontakten zu Juden denunziert hatte, blieb Ludwig
Heinrich Jungnickel zunächst nur die Emigration nach Opatija. Von dort aus versuchte er schriftlich, die Angelegenheit mit den Behörden zu klären, was ihm aber nicht gelang. Unterdessen wurde seine Wohnung von der Gestapo geräumt und 1945 sein Atelier bei
einem Luftangriff zerstört, beides führte vermutlich zu einem Verlust von frühen Werken. Ludwig Heinrich Jungnickel selbst wurde in
Abwesenheit wegen „staatsfeindlicher Betätigung“ verurteilt. Der Künstler saß in Opatija fest, wo er sich mit dem Verkauf von selbst
gezeichneten Ansichtskarten über Wasser hielt. In Österreich geriet Ludwig Heinrich Jungnickel durch seine Abwesenheit langsam in
Vergessenheit. Erst 1952 konnten ihm Freunde die Rückkehr nach Österreich ermöglichen, wo er anschließend in Villach wohnte. Erst
ab den 60er Jahren bekam er auch in Wien wieder eine Wohnung.
Um ihn wieder bekannt zu machen, widmeten ihm die Grafische Sammlung Albertina in Wien und die Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum in Graz Personalausstellungen. 1954 folgte eine Ausstellung im Landesmuseum für Kärnten in Klagenfurt und 1957
eine Ausstellung im Wiener Künstlerhaus.
St. Gilgen am Wolfgangsee
Aquarell auf Papier, 50 × 39,5 cm
signiert und datiert 1918
bezeichnet St. Gilgen und Widmung
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Ludwig Koch
Wien 1866 – 1934 Wien
Am Weg zum Blumenkorso im Prater
Öl auf Leinwand, 101 × 70 cm
signiert und datiert 1910
rückseitig betitelt
Bekannt wurde Ludwig Koch vor allem als Pferde- und Genremaler. Er war lange zu Gast an der Spanischen Hofreitschule, und hat
viele Lektionen der Hohen Schule und Schulsprünge künstlerisch erfasst. Daneben widmete er sich Darstellungen aus der Kriegs­
geschichte. Er studierte in den Jahren von 1883 bis 1891 an der Akademie der bildenden Künste in Wien und war Schüler von
Siegmund L’Allemand und August Eisenmenger. Danach trat er mit Darstellungen aus der österreichischen Kriegsgeschichte hervor,
so erhielt er 1889 für das Bild „General Pappenheim“ den Spezialschulpreis. 1891 stellte er auf der Wiener Jahresausstellung das
Gemälde „Feuertaufe des Dragonerregiments Windisch-Grätz in der Schlacht bei Kolin“ aus.
Schon vor 1914 schuf Koch Porträt- und Uniformserien der K.u.K. Armee, die vielfach auf Postkarten reproduziert wurden. Sein Einsatz im K.u.K. Kriegspressequartier war verhältnismäßig kurz. Nach dem Kriegseintritt Italiens wurde er auf Wunsch des Kommandos
der Südwestfront im Juli 1915 zum Kriegsmaler ernannt, musste aber wegen eines Nierenleidens im Herbst des folgenden Jahres
wieder außer Stand gesetzt werden. Er lieferte in weiterer Folge für das vom Kriegsfürsorgeamt herausgegebene Tafelwerk „ÖsterreichUngarns Wehrmacht im Weltkrieg“ sowie für Postkarten die Gemäldevorlagen. Auch nach dem Zusammenbruch der ÖsterreichUngarischen Monarchie widmete Koch der alten Armee viele Werke, schuf aber auch Uniformdarstellungen für das Bundesheer der
Ersten Republik.
Neben militärischen Sujets wurden Szenen des Wienertums und des Kaiserhauses (z. B. Ölbild Ausritt des Erzherzog-Thronfolgers
Franz Ferdinand zum Manöver) zu den Hauptthemen seiner Genremalerei.
Koch gab mehrere Landschaftssammelwerke heraus und war Illustrator vieler hippologischer Werke. Sein zumindest für Reiter bekanntestes Werk dürfte „Die Reitkunst im Bilde“ sein.
Er war auch Mitglied des so genannten Siebener Clubs, einer vorwiegend aus Architekten (darunter Josef Hoffmann, Joseph Maria
Olbrich und Joseph Urban) gebildeten Künstlervereinigung.
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Alexander Koester
Neustadt 1864 – 1932 München
Enten am See
Öl auf Leinwand, 61,5 × 81 cm
signiert
Provenienz: Galerie von Vertes, München 1994
Alexander Koester wurde als Sohn eines Strumpffabrikanten in Bergneustadt geboren und ging auf Wunsch seiner Eltern 1882 in
einer Apotheke in Wintzheim bei Colmar in die Lehre. Nach Beendigung der Lehre schrieb er sich an der Karlsruher Akademie ein
und begann 1885 dort, bei Carl Hoff und Claus Meyer, sein Kunststudium. 1889 unternahm er mehrere Reisen. Einige Bilder zeigen
holländische Motive. Bei Wanderungen durch das Inn- und Ötztal entstanden viele seiner Skizzen. Als Student verdiente er sein Geld
durch Porträt-Malerei, dabei lag sein Interesse verstärkt in der Genremalerei. Nach dem Ende seines Studiums 1896 zog er mit seiner
Familie in den beliebten Erholungsort Klausen in Südtirol, welchen er während seiner Studienreise 1891 zum ersten Mal besucht hatte, und widmet sich ganz der Malerei. Dabei entstanden viele Landschaftsgemälde und er entdeckte die Ente als sein Studienobjekt,
welches er in einer großen Variationsbreite malte. Die Ente als Bildnis erfreute sich in kürzester Zeit großer Beliebtheit. Im selben Jahr
warb ihn die Darmstädter Akademie an, Koester lehnte jedoch ab, weil er als freischaffender Künstler tätig sein wollte. Um näher an
den oberbayerischen Landschaften zu sein, mietete sich Koester ein Atelier in München. Dort malte er überwiegend in den Sommermonaten. Ab 1908 reiste Koester vermehrt in das Bodenseegebiet, um große Wasserflächen in verschiedenen Wetterstimmungen
zu malen. 1915, als Klausen zu Kriegsgebiet erklärt wurde, richtete er sich ein kleines Atelier in Dießen am Ammersee ein. Er widmet
sich nun vermehrt der Darstellung von Uferlandschaften und Blumenstillleben, doch das Entenmotiv nimmt bis zu seinem Tod einen
großen Stellenwert in seinem künstlerischen Schaffen ein. Sein Werk zeigt eine konsequente Entwicklung von einer noch sehr realistischen, detaillierten Darstellung in den 1890er Jahren zu einer immer freieren, großzügigeren Malweise der Impressionisten. Zuletzt
verzichtete er unter heftigen, groben Pinselstrichen ganz auf Detaillierung. Er war Mitglied der Münchner Künstlergenossenschaft und
beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen. Befreundet war Koester mit Spyridon Vikatos, der auch ein Porträt von ihm malte.
Seit Alexander Koester im Jahre 1899 in Berlin seine ersten in der Landschaft eingebetteten Entenbilder präsentierte, fanden diese
große Beachtung. Seither kennt man ihn auch unter dem Namen „Enten-Koester“. Seinem neuen Thema entspricht auch eine neue
Darstellungsweise der Bildelemente. Die Bildausschnitte wirken sehr modern, wie eine herangezoomte Fotografie - dies ist zweifelsohne auf Koesters Erfahrungen mit der Fotografie zurückzuführen. Die Anordnung der vom Licht akzentuierten Enten und ihre
Einbettung in das nahezu gläsern wirkende Wasser folgen einer strengen Logik. Koesters zahlreiche Entendarstellungen sind daher
nicht nur auf sein Interesse an dem Tier selbst zurückzuführen, sondern eben an den vielfältigen gestalterischen Möglichkeiten, die
die Oberflächen des Gefieders sowie des Wassers als Projektionsfläche für Sonnenlicht und Schatten bieten.
1904 bekommt der Maler auf der Louisiana Purchase Exposition, der Weltausstellung in St. Louis, eine Goldmedaille für das Gemälde
„Enten“, eine weitere Goldmedaille erhält er von dem Prinzregenten Luitpold von Bayern für das Gemälde „Dem Ufer zu“.
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Broncia Koller-Pinell
Sanok 1863 – 1934 Wien
Stillleben vor dem Fenster
Aquarell auf Papier, 55,5 × 38 cm
rückseitig Nachlassbestätigung des Sohnes
Die Künstlerin wurde als Bronizlawa Pineles im damals österreichischen Galizien geboren. Sie entstammte einer jüdischen Familie.
Ihre Eltern waren der Decken- & Wollwarenfabrikbesitzer Saul Pineles und Clara, geb. Herzig.
1870 kam sie mit ihren Eltern nach Wien, wo sie Privatunterricht im Malen bei Robert Raab und Alois Delug erhielt. 1885 konnte sie
erstmals ein Gemälde öffentlich ausstellen. 1885 – 87 studierte sie an der Damenakademie des Münchner Künstlerinnenvereins bei
Ludwig von Herterich und an der Wiener Frauenakademie bei Prof. Otto Friedrich. Es folgten Ausstellungen im Wiener Künstlerhaus,
in München und Leipzig. Außerdem hatte sie gute Kontakte zu Musikern und Komponisten, wie Hugo Wolf.
1896 heiratete sie den Arzt Hugo Koller, mit dem sie zwei Kinder hatte, Sylvia Koller und den Dirigenten Rupert Koller. Das Ehepaar
lebte zunächst in Nürnberg, kehrte aber 1902 nach Wien zurück. Hier wurde sie in den Kreis um Gustav Klimt und der Secessionisten
aufgenommen. 1904 übersiedelte sie nach Oberwaltersdorf, wo sie ein Haus geerbt hatte, das von Josef Hoffmann und Kolo Moser
eingerichtet wurde. In diesem Haus verkehrten zahlreiche bedeutende Künstler und Wissenschaftler, wie Egon Schiele. Nach dem
Ersten Weltkrieg hatte sie Kontakt zu Anton Faistauer, Albert Paris Gütersloh und Franz von Zülow.
Broncia Koller-Pinell zählt zu den bedeutendsten Künstlerinnen Österreichs um die Jahrhundertwende neben Olga Wisinger-Florian,
Tina Blau, Marie Egner und Leontine von Littrow. Sie durchlief viele moderne Kunstströmungen, vom Impressionismus über den
Jugendstil bis zu Expressionismus und Neuer Sachlichkeit. Themen ihrer Malerei waren v. a. Porträt, Genre und Stillleben. Völlig zu
­Unrecht war Ihr Werk oftmals umstritten und harter Kritik ausgesetzt. Zählt sie doch zu den bedeutenden österreichsichen Künstle­
rinnen ihrer Zeit.
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Leontine von Littrow
Triest 1855 – 1925 Abbazia
Blumenstöcke
Öl auf Karton, 28,5 × 34,5 cm
monogrammiert
Expertise: Kolhammer & Mahringer, Archiv Leontine
von Littrow, das Gemälde wird in die 2017
erscheinende Monographie aufgenommen.
Im September 2017 veröffentlichen wir in Zusammenarbeit mit dem Museum der Stadt Rijeka eine umfangreiche Monographie über
die Künstlerin Leontine von Littrow. In diesem Werk über ihr Leben und Schaffen wird die österreichische Kunstlandschaft um ein
hochinteressantes Kapitel erweitert. In der Riege der zahlreichen KünstlerInnen der Jahrhundertwende die auch das Meer und die
Küsten der Monarchie bereisten und in bedeutenden Gemälden dokumentierten, ist Leontine von Littrow die wohl außergewöhnlichste Malerin der österreichischen Riviera.
Sie entstammte einer alt- österreichischen Adelsfamilie. Ihr Vater war Kartograf und Schriftsteller. Er wurde als Leiter der dortigen nautischen Akademie nach Triest berufen, wo Leontine von Littrow als Camilla Leontine von Littrow geboren wurde. Einer ihrer insgesamt
elf Onkel war der berühmte Astronom, Universitätsprofessor und Leiter der Wiener Sternwarte Carl Ludwig von Littrow, der mit der
Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Auguste von Littrow verheiratet war, deren gemeinsame Tochter war die Malerin Ella von Littrow,
später verheiratete Lang, mit deren Biografie diejenige Leontine von Littrows zuweilen vermischt wird. Leontine wuchs im Hause
dieser vielseitig gebildeten Familie auf, deren Salon ein Mittelpunkt des geistigen Wiens war. Dort verkehrten auch Feuchtersleben,
Dannhauser, Ebner-Eschenbach, Hebbel, Grillparzer und Ottilie v. Goethe. Ihre Ausbildung erhielt sie in Paris als Schülerin von Jean
d’Alheim, wo sie von den Impressionisten beeinflusst wurde. Leontine von Littrow lernte schon früh die Gegend um Triest und Abbazia
kennen, die sie immer wieder zum Thema ihrer Bilder wählte. Sie hielt sie in zahlreichen Stadt- und Hafenansichten, Buchten und
Brandungsstudien der Küsten fest. Das Interesse für die istrische und dalmatinische Landschaft verband sie mit Olga Wisinger-Florian,
mit der sie sowohl künstlerische Interessen als auch eine private Freundschaft verband.
Als Malerin vor der Jahrhundertwende anerkannt zu werden, war für Frauen schwierig. Ein Indiz für Ihre damalige Wertschätzung gibt
es jedoch schon; nicht nur immer wiederkehrende Ausstellungen in Wien, München und vor allem London; sondern als in den Jahren von 1883-86 Aufträge für die Ausstattung der Hochparterresäle im Naturhistorischen Museum mit Gemälden vergeben wurden,
war Leontine von Littrow die einzige weibliche Malerin, die nicht übergangen wurde. Die Gemälde stellen die Küste von Ragusa dar.
Leontine von Littrow war Mitglied der Vereinigung Bildender Künstlerinnen Österreichs.
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Leontine von Littrow
Triest 1855 – 1925 Abbazia
Ausschnitt
Küstenlandschaft
Öl auf Karton, 31 × 41 cm
Rückseitig eigenhändig bezeichnet:
„Leo Littrow, Abbazia“
Expertise: Kolhammer & Mahringer, Archiv Leontine von Littrow,
das Gemälde wird in die 2017 erscheinende Monographie aufgenommen.
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Leontine von Littrow
Triest 1855 – 1925 Abbazia
Frühling in Istrien
Öl auf Holz, 26 × 16 cm
Expertise: Kolhammer & Mahringer,
Archiv Leontine von Littrow, das Gemälde wird in die 2017 erscheinende
Monographie aufgenommen.
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Leontine von Littrow
Triest 1855 – 1925 Abbazia
Große Küstenlandschaft
Öl auf Leinwand, 59 × 84 cm
Expertise: Kolhammer & Mahringer, Archiv Leontine von
Littrow, das Gemälde wird in die 2017 erscheinende
Monographie aufgenommen.
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Erich Mallina
Prerau 1873 – 1954 Wien
Drei Schutzengel
Tusche und Goldfarbe auf Papier, 21,1 × 8 cm
rückseitig Nachlassstempel
In seinem Frühwerk war Mallina dem dekorativen Stil der Secession verpflichtet. Ab 1903 schuf er Variationen von schwebenden Frauengestalten und Engelschören sowie symbolistische Bildkonzepte mit mystisch-visionärem Gehalt in pointillistischer Technik. Weiters
entstanden heitere Märchenillustrationen, Karikaturen und Ölbilder. Daneben schuf er ab etwa 1900 bis 1935 zahlreiche Gemälde,
wobei seine mystisch-religiöse Weltanschauung diese entscheidend prägte (Mitglied der theosophischen Gesellschaft); da er seinen
Schwerpunkt auf die Lehrtätigkeit legte, beteiligte er sich kaum an Ausstellungen.
1904 Goldmedaille Weltausstellung St. Louis
1931 Goldenes ehrenzeichen der Republik Österreich
Literatur:
Gottfried Fliedl: Kunst und Lehre am Beginn der Moderne. Die Wiener Kunstgewerbeschule 1867 – 1918. Salzburg/Wien: Residenz-Verlag 1986, S. 308
Erich Mallina, 1873 – 1954. Hochschule für Angewandte Kunst in Wien, 10. Dezember 1980 – 30. Jänner 1981. Wien: Hochschule für Angewandte
Kunst 1980.
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Joan Miró
Montroig 1893 – 1983 Clamajor / Mallorca
Pour Josef Prat
Collage und Bleistift auf Papier, 56 × 45 cm
signiert und datiert 12. X. 67
Provenienz: Familie Prat, Barcelona
Joan Miro, Spanischer Maler, Bildhauer, Keramiker, Grafiker. Studium in Barcelona: 1907 – 10 Escola Llotja, 1912 – 13 Kunstschule
Framcesc Galli (Freundschaft mit Josep Llorens Artigas), 1913 – 18 Cercle Artístic de Sant Lluc. Ab 1920 verbringt Miró die Winter in
Paris; Bekanntschaft mit Picasso und den Surrealisten. 1921/22 entsteht mit Bauernhof ein Werk, das den Übergang zu bildnerischen
Traumvisionen ankündigt. Miró beseitigt die Beziehung zwischen Objekten und Raum und gelangt zu klar konstruierten Kompositionen mit imaginärer Räumlichkeit und surrealistischen Anklängen. 1934 – 36 sogenannte »wilde Gemälde« in unkonventionellen
Materialien. 1940/41 Serie der Konstellationen in einem neuartigen, dichten All-Over von Formen. Zeitlebens experimentiert Miró mit
neuen Techniken und Materialien (keramische Arbeiten, Skulpture aus Ton, Terrakotta und Bronze, Wandmalereien, Mosaiken, Radierungen, Lithografien, Holzschnitte). 1975 Eröffnung der Fundació Miró in Barcelona. – Mirós Œuvre steht singulär im 20. Jahrhundert
und beeinflusst nachhaltig internationale künstlerische Entwicklungen und Strömungen. Aus einer Balance von Intellektualität und
Arglosigkeit und einer tiefwurzelnden Verbindung zur Natur heraus erschafft Miró gleichsam magische Werke, die in subjektiv-formelhafter Weise sein Teilnehmen am Weltleben ausdrücken.
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Joan Miró
Montroig 1893 – 1983 Clamajor / Mallorca
L’oiseau s’enfuit vers les pyramides
Farbige Aquatintaradierung, 31,2 × 76 cm
signiert und datiert 1954
Exemplar Nr. 185 / 300, WVZ Maeght 1707
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Joan Miró
Montroig 1893 – 1983 Clamajor / Mallorca
Pour Jacques
lavierte Tusche und Fettstift auf Papier, 30,8 × 25,6 cm
signiert und datiert 8. VII. (19)73
Provenienz: Privatsammlung Hamburg
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Joan Miró
Montroig 1893 – 1983 Clamajor / Mallorca
La jeune fille au claire de la lune
farbige Lithographie auf Velin, 56 × 76 cm
signiert und datiert 1951, rückseitig bezeichnet
Exemplar Nr. 54 / 75, WVZ Mourlot 112
erschienen bei Maeght, Paris
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Kurt Moldovan
Wien 1918 – 1977 Wien
Madrid
Aquarell auf Papier, 32 × 47 cm
signiert und datiert (19)73
Kurt Moldovan erlernte den Beruf des Feinmechanikers, entschied sich aber im Alter von 20 Jahren für eine künstlerische Laufbahn
und begann ein Studium der Gebrauchs- und Illustrationsgraphik an der Wiener Kunstgewerbeschule (heute Universität für angewandte Kunst). 1940 bis 1945 diente er als Soldat an der Ostfront. 1945 schrieb er sich an der Wiener Akademie der bildenden
Künste in der Meisterklasse von Sergius Pauser ein und besuchte den Abendakt bei Herbert Boeckl.
Moldovan war Gründungsmitglied der österreichischen Sektion des Art-Club. 1949 erhielt er den Preis der Gesellschaft zur Förderung
moderner Kunst, die Albertina und Monsignore Otto Mauer kauften Werke an. Moldovan nahm teil an den Biennalen Venedig (1950)
und Sao Paulo (1954). Im Österreich-Pavillon der Weltausstellung in Brüssel 1958 wurden Werke Moldovans gezeigt.
1968 erhielt er den Großen Österreichischen Staatspreis für Bildende Kunst; 1970 wurde er Mitglied des Österreichischen Kunst­
senats.
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Oskar Mulley
Klagenfurt 1891 – 1949 Garmisch
Berghof im Winter
Öl auf Karton, 34 × 40 cm
signiert
Mulleys malerisches Talent wurde schon beim Zehnjährigen entdeckt. Er studierte ein Jahr in München an der städtischen Gewerbeschule (1909) und dann 1910-1913 an der Akademie der Bildenden Künste Wien bei Alois Delug und Rudolf Jettmar. Nach kurzer
Tätigkeit als Theatermaler lebte Mulley von 1918 bis 1934 in Kufstein in Tirol und profilierte sich als Gebirgsmaler. Im Jahre 1937
erhielt er die österreichische Goldene Staatsmedaille. Mulleys düstere „heroische“ Landschaften mit pastosem Farbauftrag waren und
sind von großem künstlerischen Können und bis in die heutige Zeit geschätzt und beliebt.
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Pablo Picasso
Malaga 1881 – 1973 Mougins
Taureau et cheval dans l’arène
1929
Radierung auf Chamoisfarbenem Papier, 19,5 × 42,8 cm (Blatt 30,4 × 42,8 cm)
in brauner Feder signiert, num. Exemplar 18 / 99
aus der Folge „Eaux-fortes-originales pour le chef-d’oevre inconnu“
nach Honore de Balzac, 1927 / 28
WVZ Bloch 84, Baer 129, Cramer 20
„Ich wollte Maler werden und ich bin Picasso geworden“ (Pablo Picasso über sich selbst)
Als Begründer der Stilrichtung Kubismus war der Spanier Pablo Picasso einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts. In 70
Jahren intensivsten Schaffens widmete er sich neben der Malerei auch grafischen und plastischen Arbeiten. Zu Picassos bekanntesten
Werken gehören „Guernica“ und die als Symbol des Friedens bekannt gewordene Darstellung einer Taube. Insgesamt stellte er fast
20.000 Kunstwerke her.
Pablo Ruiz y Picasso wurde am 25. Oktober 1881 in Málaga als Sohn des Kunstlehrers José Ruiz Blasco und seiner Ehegattin María
Picasso y López geboren, mit deren Mädchennamen er ab 1898 seine Bilder signierte. Schon das erste Ölgemälde des vierjährigen
Picasso zeigt einen Stierkämpfer. Im Alter schildert er rückblickend: „Die Leute stellen sich vor, ich hätte die Stierkämpfe meiner Bilder
nach dem Leben gemacht. Sie irren sich. Ich hab’ sie am Abend vorher gemalt, um das Eintrittsgeld bezahlen zu können.“ Ab 1900
hielt sich Picasso öfters in Paris auf und ließ sich 1904 für längere Zeit dort nieder. In dieser Schaffensphase orientierte sich Picasso am
Spätimpressionismus, Jugendstil und Symbolismus und verdankte neben Paul Gauguin und Edgar Degas vor allem dem Werk Henri
de Toulouse-Lautrecs vielfältige Anregungen. Sein Bild „Das Blaue Zimmer“ (1901) zeigt schon deutlich die Entwicklung seines ersten
eigenständigen Stils. Die „Blaue Periode“ wird von einem melancholischen Grundton bestimmt, in dem der Künstler das menschliche
Elend (Bettler, Blinde, Trinker, Straßenmädchen) abbildete. In der Rosa Periode (1905/06) wurden Farbskala und Themenvielfalt
ausgebaut. Picasso entdeckte den Zirkus als Motiv, malte Gaukler und Akrobaten. Gerade mit dem Harlekin identifizierte sich Picasso.
Als Motiv taucht er auch später immer wieder auf. Zu den ersten Sammlern seiner Werke gehörte damals die reiche Amerikanerin
Gertrude Stein, die er auch portraitierte. Sie stellte ihm u. a. Henri Matisse vor, mit dem ihn später eine enge Freundschaft verband.
Das zum Maskenhaft-Anonymen tendierende Porträt von Gertrude Stein zeigt eine Stilwende in Picassos Schaffen. Nach dem Vorbild
der schwarzafrikanischen Plastik reduzierte er das Gegenständliche auf geometrische Strukturen.
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Cézannes große Werkschau inspirierte Picasso 1907/08 zu einer Reihe von Landschaftsbildern, die später von einem Kunstkritiker
als aus „Kuben“ – also würfelartigen oder zylindrisch-kristallinen Bildteilen bestehend – beschrieben wurden. Daraus leitete sich
der ­Begriff Kubismus ab, der einer ganzen Kunstepoche den Namen gab. In dieser Zeit schuf Picasso neben den Gemälden auch
experimentelle Plastiken, die er als „Constructions“ bezeichnete. Noch vor Beginn des 1. Weltkrieges stellte Picasso auch außerhalb
Frankreichs aus. Zwischen 1917 und 1924 schuf er sechs Bühnenbilder für das Russische Ballett von Serge Diaghilew, drei davon
sind im Juni 1996 in der Oper von Nizza wieder bei einer Aufführung verwendet worden. 1918 heiratete er die dort engagierte
Tänzerin Olga Koklova und malte Bildnisse des gemeinsamen Sohnes („Paulo als Harlequin“, 1924). In dieser Zeit kennzeichnete
Picassos Werk eine neoklassizistische Phase, es folgten große Stillleben und eine intensive Beschäftigung mit dem Surrealismus. Auch
in den grafischen und plastischen Arbeiten nach 1928 klingen noch gelegentlich surrealistische Einflüsse an. Hauptwerke aus den
30er Jahren waren neben zahlreichen weiblichen Figurenbildern die Radierfolge „Minotauromachie“ und das Monumentalgemälde
„Guernica“, auf dem er die Zerstörung der gleichnamigen Stadt im Spanischen Bürgerkrieg dargestellt ist. Dieses großformatige AntiKriegs-Bild schuf er 1937 für den spanischen Pavillon auf der Pariser Weltausstellung. Picassos Darstellungen von Krieg und Verfolgung sind wiederholt in Ausstellungen, Katalogen und Bildbänden gezeigt worden. Weitere Hauptwerke waren „Leichenhaus“ und
„Massaker in Korea“. Picasso reagierte in vielen metaphorischen Aussagen auf Krieg und Verfolgung. Seine Lithographie „Die Taube“
wurde 1949 als Plakatmotiv für den internationalen Friedenskongress in Paris verwendet. Eine strenge stilperiodische Gliederung der
nach 1930 entstandenen Arbeiten Picassos ist kaum möglich, da Gestaltungsmittel und -formen infolge der ungewöhnlich reichen
und impulsiven Empfindungskraft des Künstlers ständig wechselten. Seit 1947 entstanden in Vallauris fantasievolle Keramiken, in
den 1950er Jahren Variationenfolgen über Bilder von Delacroix und Velazquez. Picasso war der erste Künstler, der zu Lebzeiten mit
einer Werkschau im Pariser Louvre geehrt wurde (1971 anlässlich seines 90. Geburtstages). Am 8. April 1973 starb Pablo Picasso in
Mougins (bei Cannes). Er wurde im Garten seines Schlosses beigesetzt. Den künstlerischen Nachlass teilen sich das 1963 in
Barcelona eröffnete Museo Picasso und das 1985 gegründete Musée Picasso in Paris.
La danseuse sur la table
1960
Lithographie auf Velin, 41,8 × 53 cm
links oben bezeichnet 6.6.60 VIII
mit Namenszug des Künstlers, im Stein signiert,
links unten mit Bleistift eigenhändig nummeriert
Exemplar H.C. III vor der Auflage von 500
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Rudolf Quittner
Troppau 1872 – 1910 Neuilly-sur-Seine
Paris bei Nacht
Öl auf Karton, 17 × 24 cm
signiert
Der hoch begabte Maler Rudolf Quittner wurde leider nur 38 Jahre alt. Seine, dem französischen Imprssionismus zugehörenden,
Werke sind heute Raritäten auf dem Kunstmarkt. R. Quittner entstammte einer Fabrikantenfamilie und studierte an der Technischen
Hochschule in Wien.
Bereits während seines technischen Studiums hatte sich Quittner mit Malerei beschäftigt, schließlich lernte er in Paris zuerst bei
dem norwegischen Impressionisten Fritz Thaulow und besuchte dann die Académie Julian, wo er als Schüler von Camille Pissarro
(mit dem er auch sehr eng befreundet wurde) und Alfred Sisley besonders die Landschaftsmalerei studierte. Er bereiste zu Studien­zwecken nahezu ganz Europa, den Orient und Nordamerika (USA, Kanada und Mexiko). Dazwischen lebte er in Paris, wo er von
Claude Monet gefördert wurde. Ab 1901 lebte er im Winter in Wien, während er die Sommer in Paris verbrachte. Ab 1905 war er
Mitglied der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus) wo er in den Jahren 1903 – 1908 jährlich bei den großen
Herbst- und Jubiläumsausstellungen vertreten war. 1910 widmete ihm das Künstlerhaus eine Nachlassausstellung seiner Werke; 1911
eine weitere Präsentation seiner Gemälde aus dem Nachlass in der Galerie Georges Petit, Paris.
Werke seiner Hand in öffentlichen Museen:
Belvedere, Wien
Wien Museum
Louvre, Paris
Vatikanisches Museum, Rom
Ehrungen:
Goldene Staatsmedaille (1906)
Erzherzog Carl Ludwig Medaille (für das Ölgemälde Fallende Blätter; 1908)
Franz-Joseph-Orden
Officier de l´Academie
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Rudolf Quittner
Troppau 1872 – 1910 Neuilly-sur-Seine
Hafen
Pastell auf Papier, 43 × 56 cm
signiert
rückseitig bezeichnet Hafen
datiert 1904
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August Rieger
Wien 1886 – 1941 Wien
Blick auf Wien
Öl auf Karton, 44 × 59 cm
rückseitig bezeichnet
August Rieger wurde 1886 als August Vorhauer im Wiener Vorort Pötzleinsdorf geboren. In seiner Jugend wurde sein Talent nicht
gefördert, sodass er seine Begabung unterdrücken musste. Ursprünglich für den Priesterberuf bestimmt war er später als Finanzbeamter tätig. Bereits mitten im Theologiestudium fühlte er sich zum Maler berufen und wählte das Pseudonym „August Rieger“, um in
seiner Freizeit ungehindert schaffen zu können. Der Autodidakt verewigte die landschaftliche Schönheit seiner Heimatstadt, er fand
seine Motive in der noch unberührten Natur der Donauauen und des Wienerwaldes. August Rieger erfasste seine Landschaften stets
in meisterhafter Beleuchtung, alles in sonniges Hell getaucht, mit weichen fließenden Pinselstrichen und kühn gesetzten landschaftlichen Akzenten. Sein spontaner Pinselstrich ist unverwechselbar. Werke August Riegers, die am Kunstmarkt nur allzu selten auftauchen, werden heute sehr geschätzt und befinden sich unter anderem in der Sammlung der Österreichischen Galerie Belvedere, des
Wien Museum, des Leopold Museum, in der Albertina sowie in wichtigen Privatsammlungen des In- und Auslandes.
Rieger wurde mit mehreren bedeutenden Verdienstmedaillen ausgezeichnet und erhielt 1937 den Preis der Stadt Wien einstimmig
zuerkannt. Auf der Höhe seines Schaffens erblindete der Künstler auf einem Auge und verstarb 1941 in Wien.
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Josef Stoitzner
Wien 1884 – 1951 Bramberg im Pinzgau
Pinzgau
Öl auf Leinwand, 100 × 115 cm
signiert
Der Spross einer Künstlerfamilie (sein Vater war der angesehene Landschaftsmaler Konstantin Stoitzner), ist der mit Abstand bedeutendste Vertreter der Familie. Er studierte bei Anton von Kenner an der Wiener Kunstgewerbeschule Grafik und besuchte 1906 bis
1908 die Akademie der bildenden Künste in Wien bei Franz Rumpler.
Ab 1905 war Stoitzner als Kunsterzieher tätig. 1916 – 1919 lehrte er in Nachfolge von Tina Blau Landschaftsmalerei an der Wiener
Frauenakademie, ab 1922 war er Fachinspektor für Mittelschulen, 1932 – 1934 auch Lehrbeauftragter an der Akademie der bildenden
Künste in Wien. Stoitzner war Mitglied der Wiener Secession (ab 1909) und des Wiener Künstlerhauses (ab 1939). Er malte Landschaften, Stillleben, Interieurs und arbeitete auch grafisch (Lithografie und Farbholzschnitt).
Josef Stoitzner blieb zeitlebens dem Stimmungsimpressionismus verpflichtet, sehr charakteristisch sind seine früh- oder spätwinterlichen Landschaften, in denen präzise ausgeführtes Geäst kahler Bäume der weichen Helligkeit von Schneeflecken und eines klaren
Abendhimmels kontrastiert. In den Sommerdarstellungen beststicht er durch seine außergewöhnliche Lichtführung und dem oftmals
kräftigen Farbauftrag. Arbeiten Stoitzners besitzen unter anderem die Österreichische Galerie Belvedere, das Wien Museum und das
Salzburg Museum. Im Jahr 2010 widmete ihm das Salzburg Museum eine umfangreiche, dem Oeuvre gebührenden Ausstellung.
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Josef Stoitzner
Wien 1884 – 1951 Bramberg im Pinzgau
Stillleben
Öl auf Leinwand, 74 × 65 cm
signiert
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Josef Stoitzner
Wien 1884 – 1951 Bramberg im Pinzgau
Sulzer Höhe
Mischtechnik auf Papier, 27 × 39,5 cm
rückseitig eigenhändig bezeichnet und signiert
ausgestellt: Genossenschaft der bildenden Künstler in Wien
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Ernst Stöhr
Sankt Pölten 1860 – 1917 Sankt Pölten
Schneerosen
Öl auf Leinwand, 42 × 53 cm
signiert und datiert 1901
das Gemälde wurde für das Werkverzeichnis
im NÖ Landesmuseum dokumentiert
Ernst Stöhr wächst in seiner Heimatstadt St. Pölten auf. Musisch mehrfach begabt schwankt er zwischen Dichtung, Malerei und Musik,
in der er eine umfassende Bildung im eigenen Elternhaus erfährt. Sein Vater ist Geigenbauer, sein Onkel der Komponist und Leiter des
St. Pöltener Musikvereins Ludwig Stöhr, der ihm zeitlebens eng verbunden bleibt. Ernst besucht die Wiener k.u.k. Kunstgewerbeschule,
danach die Akademie der bildenden Künste, doch die konservative Einstellung der Professoren bewirkt seinen dortigen Abgang. Stattdessen findet er Aufnahme in die reformorientierten Künstlerkreise von Wien. Dennoch wird er Mitglied der konservativen Genossenschaft bildender Künstler im Künstlerhaus. Er zählt dort bereits vor 1897 zum Kreis um Gustav Klimt und tritt als Gründungsmitglied
der Secession hervor.
Ernst Stöhr liebt die Natur und zieht sich immer wieder bewusst von den Menschen der Hauptstadt zurück. Er flieht in die Liebe (zu
seiner Kusine) und damit zugleich in die Abgeschiedenheit des slowenischen Wocheiner Sees. Vorerst findet Stöhr privates Glück,
nach Entwürfen seines Freundes Josef Hoffmann baut er sich ein Atelier aus und malt auch viel im Pleinair. Das Bild „Schneerosen“
könnte also im Wocheiner Winter entstanden sein. Der Detailausschnitt des Schneefeldes ist genuin impressionistisch aufgefasst und
in vibrierendem Pinselstrich vorgetragen. Lichtreflexe am Schneeboden erscheinen wohltemperiert; warme und kühle Partien halten
einander die Waage.
Über koloristische Raffinessen hinaus zeigt uns Stöhrs Naturausschnitt ein allegorisches Gleichnis. Die Kälte des Winters wird zur
Darstellung vom Überlebenskampf in der Natur. Während eine Gruppe von drei Schneerosen auf aperem Grün steht, scheinbar auf
sicherem Boden, trotzen zwei vereinzelte Blumen jeweils dem Eis. Sie haben den Blütenkelch noch nicht ganz bzw. nicht mehr geöffnet und werden zum schwächeren Glied im Kreislauf von Werden und Vergehen. Das Ringen der Pflanzen im Schnee steht für Stöhrs
Lebenskampf, seine Sehnsucht nach Sicherheit. Gerade in den Wintern jener Zeit suchen ihn hartnäckig mentale Tiefschläge heim.
1902 stirbt nach längerem Leiden Ludwig Stöhr, sein Onkel und Mentor, was Ernst erneut in tiefe Depressionen stürzt. Die Malerei in
der Natur hilft Stöhr wieder Hoffnung, neue Freude am Leben zu finden.
Bernhard Barta
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Wilhelm Thöny
Graz 1888 – 1949 New York
Blick auf New York
lavierte Feder auf Papier, 21,5 × 27,8 cm
Nachlassstempel
Wilhelm Thöny besuchte zunächst die Landeskunstschule in Graz, anschließend studierte er in den Jahren 1908 bis 1912 an der
Akademie der Bildenden Künste München, wo Angelo Jank und Gabriel von Hackl seine Lehrer waren. Neben seiner Künstleraus­bildung lernte er Gesang und Klavierspielen. Bereits während seines Studiums gehörte Thöny 1913 zu den ersten Gründungsmitgliedern der Münchener Neuen Secession. Als Sezessionsmitglied begegnete er Künstlern wie Alfred Kubin, mit dem er lange
Kontakt hielt.
Im zweiten Kriegsjahr des Ersten Weltkrieges, 1915, rückte Thöny als Einjährig-Freiwilliger zum Grazer Schützenregiment Nr. 3 ein,
besuchte 1916 die Reserveoffiziersschule in Mürzzuschlag und wurde am 1. August 1917 zum Leutnant der Reserve befördert.
Dem wiederholten Gesuch seines Vaters um Aufnahme Thönys in die Kunstgruppe des k.u.k. Kriegspressequartiers wurde nicht
stattgegeben, obwohl er an dem unter dem Protektorat des deutschen Kaisers stehenden Werk „Die Feinde Deutschlands und seiner
Verbündeten“ (Berlin 1917) mitarbeitete und darüber hinaus auch 1916 die Kriegsgefangenenlager von Braunau in Böhmen, Kleinmünchen und Mauthausen besichtigen durfte und dort Porträtstudien von gefangenen italienischen, albanischen, rumänischen und
griechischen Soldaten anfertigte. 1917 hielt sich Thöny an der italienischen Front im Tonale-Abschnitt auf. Seine oftmals sehr großflächigen Darstellungen der Kämpfe des Schützenregiments Nr. 3 wurden zum Teil auf Farbpostkarten zugunsten des Witwen- und
Waisenfonds des Regimentes reproduziert, wovon sich heute einige im Stadtmuseum Graz befinden. Thöny illustrierte 1917 auch
die Geschichte seines Regiments, er blieb gleichsam ein „Regimentsmaler“, da er zu keinem Zeitpunkt offizieller „Kriegsmaler“ im
Kriegspressequartier war. Er wird diesbezüglich oft mit seinem Namensvetter Eduard Thöny verwechselt, welcher von Mitte Juli 1914
bis Kriegsende Mitglied des Kriegspressequartiers war.
Nach dem Krieg kehrte er in seine Geburtsstadt Graz zurück und war dort Mitbegründer und erster Präsident der Grazer Sezession
(1923). 1925 heiratete er Thea Herrmann-Trautner, die Tochter des amerikanischen Malers Frank S. Herrmann (1866 – 1942),
Schwester der Malerin und Karikaturistin Eva Herrmann. Nach kurzem Aufenthalt 1929 in Paris malte Thöny das erste große Ölbild „Ile
de la Cité“. Fasziniert von den Hauptstädten der modernen Welt wie Paris oder New York, verließ er seine Heimatstadt Graz und verbrachte die Jahre von 1931 bis 1938 in Paris, wo sich sein Stil stark wandelte. Jedes Jahr verbrachte er den Herbst an der Côte d’Azur,
wo die wichtigsten Werke dieser Schaffensperiode entstanden. Im Sommer 1933 begab sich Thöny erstmals nach Manhattan. Unter
diesem Eindruck malte er dann in Paris zahlreiche Ölgemälde und Aquarelle mit New Yorker Motiven. Auf der Pariser Weltausstellung
1937 wurde Thöny mit der Goldmedaille ausgezeichnet. 1938 übersiedelte Thöny mit seiner jüdischen Frau Thea endgültig nach New
York, von wo aus er zahlreiche Ausstellungen in den USA organisierte, aber auch unter der Isolation als Europäer litt.
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Am 4. März 1948 wurden durch einen Brand in einem Lagerhaus in New York über tausend seiner Grafiken und Gemälde, die in einer
großen Kollektivausstellung gezeigt werden sollten, zerstört. Damit war fast sein ganzes Lebenswerk verloren. Von diesem Schicksalsschlag erholte er sich bis zu seinem Tod im Jahr 1949 nicht mehr. Thea Thöny betreute den Nachlass.
Im Jahr 1976 wurde in Wien Donaustadt (22. Bezirk) die Thönygasse nach ihm benannt.
Thöny war als Mensch und als Künstler ein Einzelgänger. Er fühlte sich keiner Kunstrichtung verpflichtet, was sich in den vielfältigen
Techniken und Inhalten seiner Werke ausdrückt. Vor allem in seiner Grazer Zeit beherrschen Themen wie Einsamkeit und Kälte seine
Bilder. Inspiriert wurde er einerseits von der Beschaulichkeit der steirischen Landschaften, andererseits vom Trubel der Großstädte
Paris und New York. Aber auch die Eindrücke von seinem Einsatz an der Front im Ersten Weltkrieg ziehen sich durch das gesamte
Schaffen.
Die Ölgemälde Thönys, die während seiner Zeit in Frankreich entstehen, wirken leicht, ähnlich Aquarellen. Ab der südfranzösischen
Küste in Toulon, Bandol, Sanary-sur-Mer oder Marseille verewigte Thöny Licht und Farbe der frühen Herbsttage in einigen Werken.
Seine Liebe galt eher den einfachen Motiven, wie den stillen Gärten, einem alten Hafen, dem Zweig des Obstbaums oder dem Turm
einer Kathedrale. Die Lockerheit der Farbe, die von aller beschreibenden Funktion befreit ist, die Rhythmik im Bildaufbau, die zur
Chiffre verkürzten Gegenstände bestimmen die Einzigartigkeit dieser Werke.
Sammlungen seiner Werke finden sich in der Neuen Galerie Graz, in der Österreichischen Galerie Belvedere sowie im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien.
Ausstellungen (Auszug):
Wilhelm Thöny. Im Sog der Moderne, 2013, Neue Galerie Graz, Universalmuseum Joanneum
Tänzerin & Tänzer
Aquarell auf Papier, 13,5 × 18,5 cm
rückseitig Nachlassstempel
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Alfons Walde
Oberndorf 1891 – 1958 Kitzbühel
Aufstieg zum Bauernhof
Öl auf Karton, 24,8 × 34,4 cm
signiert
rückseitig Originaletikett
Alfons Walde wurde am 8. Februar 1891 als Sohn des Lehrers Franz Walde und Maria Walde (geb. Ritzer) in Oberndorf geboren.
1892 übersiedelte die Familie nach Kitzbühel, wo Alfons Vater Schulleiter wurde. Ab 1903 besuchte er die Realschule in Innsbruck,
die er 1910 mit ausgezeichnetem Erfolg abschloss. Auf dieser Schule zeigte er zum ersten Mal seine künstlerischen Fähigkeiten in
Form von Aquarell- und Temperabildern im Stil des Expressionismus.
Von 1910 bis 1914 studierte Walde an der technischen Hochschule in Wien. Zu dieser Zeit hielt er sich meist bei seiner Tante in
Kirchdorf in Oberösterreich auf. Mit weichen, warmen Aquarelltönen malte er die Bauerngehöfte, Felder und Gärten. Seine Bilder
stellte er erstmals 1911 und 1913 in der Buchhandlung Czichna und in der Wiener Sezession aus. Zwischen 1914 und 1918 rückte
er als einjährig-Freiwilliger beim österreichischen Landesschützenregiment ein und wurde 1915 zum Kadetten befördert, später zum
Fähnrich. Sein Einsatzgebiet war in Südtirol am Monte Piano und am Pasubio sowie in Bosnien. Für seinen Einsatz im Krieg wurde er
mehrfach ausgezeichnet.
1917 kehrte er als Kaiserschützenleutnant aus Bosnien zurück und begann 1918 wieder zu studieren. Ende 1918 wieder in seiner
Heimat Kitzbühel ansässig, malte er Ölgemälde wie „Jahrmarkt in Kitzbühel“ oder „Kirchgang“. Er schuf aber auch Aktzeichnungen wie
„Badende am Schwarzsee“ oder „nackter Rückenakt“. 1919 schloss er mit dem in Kitzbühel ansässig gewordenen Wiener Arbeiterdichter Alfons Petzold Freundschaft und porträtierte diesen später auch. 1920 stellte er nach dem Krieg erstmals wieder Bilder aus;
und zwar in Wien. 1924 gewann er den 1. und 2. Preis
beim Wettbewerb des Tiroler Landesverkehrsamtes. 1925 heiratete er Hilda Lackner aus
Kitzbühel. Im selben Jahr nahm er an der Biennale Romana in Rom teil und erhielt
den Preis der Julius-Reich-Künstlerstiftung. 1928 entstand sein Bild „einsame Alm“ (Berghof).
Fortan ließ er seine Bilder in seinem eigenen Verlag auch als Poster und Postkarten abdrucken und vermarktete seine Kunstwerke.
So wurde er einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. 1932 malte er unter anderem Bilder wie „Kaiser-Hochalm“ oder „Spätwinter“. In
diesem Jahr entwarf er auch sein erstes offizielles Tirol-Plakat.
Ab 1946 widmete er sich intensiv seiner Arbeit für Architekturprojekte und erhielt zum 65. Geburtstag 1956 den Titel Professor.
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Franz von Zülow
Wien 1883 – 1963 Wien
Blick auf Hallstatt
Pastellkreide auf Papier, 29 × 39,5 cm
signiert und datiert 1920
Franz von Zülow erhielt von 1901–1903 eine graphische Ausbildung an der allgemeinen Zeichenschule und der Graphischen Lehrund Versuchsanstalt in Wien und war kurzfristig Hospitant an der Akademie der bildenden Künste bei Christian Griepenkerl. Anschließend besuchte er bis 1906 die Kunstgewerbeschule. 1908 wurde er Mitglied der Klimt-Gruppe. 1912 ermöglichte ihm das fürstlich
Liechtensteinische Reisestipendium eine ausgedehnte Studienreise durch Westeuropa.
1915–1919 leistete er Militärdienst im Ersten Weltkrieg und geriet in italienische Kriegsgefangenschaft.
Seine kunstgewerblichen und illustrativen Arbeiten, die häufig für die Wiener Werkstätte entstanden, waren vom dekorativen Schwung
der Secession geprägt. Ab den 20er Jahren entstanden die ersten Ölbilder, die wie seine Kleisterbilder und Aquarelle vor allem Landschaften zeigen. In den Jahren zwischen 1928 und 1935 mehrfach mit dem österreichischen Staatspreis ausgezeichnet.
1920–1922 wirkte er als Lehrer an den keramischen Werkstätten Schleiß in Gmunden. Ab 1922 lebte er abwechselnd in Wien und
Hirschbach im Mühlkreis und unternahm mehrere Auslandsreisen. Zülow gehörte in der Zwischenkriegszeit der Zinkenbacher Malerkolonie an. 1933 erhielt Franz von Zülow den Österreichischen Staatspreis. Von 1933 bis 1939 und ab 1945 gehörte er der Wiener
Secession an und war auch Mitglied des Linzer Künstlerbundes Maerz. 1949 begann er eine Lehrtätigkeit an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz (damals Kunstschule Linz). 1955 wurde er Ehrenmitglied und Präsident der Mühlviertler
Künstlergilde (seit 2001 Zülow Gruppe) und 1958 Ehrenmitglied der Wiener Secession.
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Franz von Zülow
Wien 1883 – 1963 Wien
Illustre Gesellschaft
Aquarell auf Papier, 31 × 31 cm
signiert und datiert 1919
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KünstlerMotiv
Seite
Bison Giuseppe Bernardino
San Marco in Venedig3
Chagall Marc
En souvenir de Marc Chagall5
Cocteau Jean
Gelbe Augen7
Le testament l’Orphee9
Compton Edward Harrison
Südtiroler Alpenlandschaft11
Dobrowsky Josef
Stillleben13
Winter15
Egner Marie
KünstlerMotiv
Seite
Littrow Leontine von
Blumenstöcke57
Küstenlandschaft59
Frühling in Istrien61
Große Küstenlandschaft63
Mallina Erich
Drei Schutzengel65
Stiefmütterchen17
Miró Joan
Pour Josef Prat67
L’oiseau s’enfuit vers les pyramides69
Pour Jacques71
La jeune fille au claire de la lune73
Engelhart Josef
Wiener Mädl21
Moldovan Kurt
Madrid75
Gauermann Friedrich
Schiffszug an der Donau25
Pferde auf der Weide27
Mulley Oskar
Berghof im Winter77
Gisela Josef
Fünf Uhr Tee29
Picasso Pablo
Taureau et cheval dans l’arène81
La danseuse sur la table83
Hayek Hans von
Blick auf den wilden Kaiser31
Heitmüller August
Die Dame mit der Bernsteinkette33
Quittner Rudolf
Paris bei Nacht85
Hafen87
Helmberger Adolf
Blick auf St. Gilgen im Winter35
Rieger August
Blick auf Wien89
Hörmann Theodor von
Mühle in Bagh37
Huber Ernst
Großes Blumenstück39
Wintervergnügen am Traunsee41
Stoitzner Josef
Pinzgau91
Stillleben93
Sulzer Höhe95
Jung Georg
Blick vom Gaisberg auf Salzburg43
Stöhr Ernst
Schneerosen97
Jungnickel Ludwig Heinrich
Affen45
St. Gilgen am Wolfgangsee47
Thöny Wilhelm
Blick auf New York99
Tänzerin & Tänzer101
Koch Ludwig
Am Weg zum Blumenkorso im Prater49
Walde Alfons
Aufstieg zum Bauernhof103
Koester Alexander
Enten am See51
Koller-Pinell Broncia
Stillleben vor dem Fenster55
Zülow Franz von
Blick auf Hallstatt107
Illustre Gesellschaft109
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