Pressebericht

Veranstaltungsreihe "Kirche und Sport: Gott und die Welt" im Olympiamuseum
Einigkeit in der Ablehnung von Doping
10.09.2016
Mit Sport hatte der Abend begonnen. An der Tischtennisplatte mussten Kölns Stadtdechant Robert
Kleine und Stadtsuperintendent Rolf Domning ausspielen, wer mit dem Grußwort beginnt. Er habe in
seinem Leben schon ziemlich viele Grußworte zu halten gehabt, sagte der siegreiche Domning. „Aber
ich hatte noch nie ein Grußwort als Preis.“
Der Kölner Stadtsuperintendent Rolf Domning
hat sich den Vortritt beim Grußwort beim
Tischtennis erspielt.
In seinem Grußwort reflektierte Domning über den Ausspruch „Komm, nimm’s sportlich“. Auf der einen
Seite impliziere dieser eine Niederlage, auf der anderen Seite beinhalte der Ausspruch auch die
Chance, es beim nächsten Mal besser zu machen. „Was mich nach den vielen Skandalen und
Enthüllungen im Sport bewegt ist die Frage, ob ich auch in Zukunft mit gutem Gewissen jemand
anderem aufmunternd zurufen kann „nimm es sportlich“, so der Kölner Stadtsuperintendent. „Nicht,
dass mein Gegenüber darunter versteht, seine Leistung zu manipulieren.“ Domning beklagte auch,
dass heute schon in Büro und Freizeitsport leistungsfördernde Substanzen mit dazu gehörten.
„Gedopt wird nicht nur im Leistungssport.“ Überall, wo es um etwas gehe, werde schnell manipuliert.
Stadtdechant Kleine: Olympia ist gut für unser Miteinander
Stadtdechant Kleine, erinnerte in seinem Grußwort anschließend an Paulus‘ Mahnung im Brief an die
Korinther, so zu laufen, „dass ihr den Siegpreis bekommt“. Dabei sei es dem Apostel nicht um den
Lohn gegangen, sondern um die Anstrengung. Kleine beschwor das olympische Motto: „Dabeisein ist
alles, denn es ist gut für unser Miteinander.“
Auftakt der Veranstaltungsreihe mit dem Thema „Doping“
„Natürlich ist Doping verwerflich“, weil es Gesundheit zerstört und die „Geschäftsgrundlage des
Sports“ gefährdet, wie Dr. Andreas Höfer sagte, der Direktor des Deutschen Sport- & OlympiaMuseums in Köln. „Doping ist die Pest“, sagte Fritz Pleitgen, der ehemalige Intendant des
Westdeutschen Rundfunks.
Doping kristallisierte sich als Hauptthema des ersten ökumenischen Forums Kirche und Sport „Gott
und die Welt“, bei dem Museumsdirektor Höfer Hausherr und Hauptredner war. Das Forum haben das
Erzbistum Köln und sein DJK Sportverband Köln sowie die Evangelische Kirche im Rheinland ins
Leben gerufen – zunächst sind fünf Abende mit Vorträgen und Podiumsdiskussionen geplant.
„Geht die olympische Idee den Bach runter?“
Höfer sprach von der „Quadratur der Ringe“: Es geht bei Sport, bei Olympia um Medaillen – aber ist
ein Platz auf dem Treppchen ohne unerlaubte Mittel möglich? Ist das ein Dilemma, an dem sich das
Publikum sogar labt? Hatte man noch Höfers Bemerkungen zum aus Deutschland stammenden
Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees im Ohr, war die erste Frage von Moderator
Wolfgang Meyer an die Gäste auf dem Podium schön keck: „Geht die olympische Idee den Bach
runter?“
Olympische Spiele erstmals in Südamerika waren wichtig
Nein, stellte Dr. Michael Vesper klar, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen
Sportbundes (DOSB). Mit Rio – und der (nicht kompletten) Dopingsperre der russischen Mannschaft gingen die Olympischen Spiele erstmals überhaupt nach Südamerika, allein das schon „war richtig“,
so Vesper. Trotz vieler Probleme, die er nicht schön reden wolle, seien die Spiele insgesamt gut
verlaufen. Und für die Brasilianer, sorgte der evangelische Olympiapfarrer Thomas Weber für
entspanntes Grinsen, war es wichtig, das Elfmeterschießen im Fußball zu gewinnen.
Plädoyer für die freie Berichterstattung
„Wir können Girlanden flechten und sagen: Dabei sein ist alles. Aber am Ende werden Medaillen
gezählt, auch von den Medien und der Öffentlichkeit“, so Vesper. Nachfrage von Wolfgang Meyer, der
bei WDR 5 „Diesseits von Eden“ und „Westblick“ moderiert: „Bei Silber und Bronze wird gefragt: Wie
konnte das passieren? Lässt sich das zurückdrehen in den Medien?“ Klar, da kam vom ehemaligen
WDR-Intendanten Fritz Pleitgen ein Plädoyer für freie Berichterstattung. Mehr noch: Dadurch, dass
Olympia von Land zu Land geht, auch in umstrittene Länder, trage der Sport dazu bei, „dass wir mehr
von einem Land begreifen“. Über manche Länder werde sonst kaum berichtet, etwa über China und
die dortige Menschenrechtslage.
Erste Anti-Doping-Redaktion im WDR
Auch wenn es bei den Fernsehrechten um gewaltige Summen geht: Pleitgen erinnerte an das
außerordentliche Interesse an Übertragungen von Spitzensport und dass Sport ein großer sozialer
Faktor sei. Deshalb habe er immer gesagt: Wir müssen Sportübertragungen anbieten. Seine Maxime:
„Wir kämpfen um die Übertragung und treten gegen Doping an.“ Deshalb habe er auch die erste AntiDoping-Redaktion eingerichtet. Seine Überzeugung: Das Thema Doping ist wichtig. „Wenn wir da
nicht hinterher gehen, ist der Sport tot.“
Einigkeit: Doping muss nachhaltiger bekämpft werden
Im Blick auf den Anti-Doping-Code sprach Vesper von dem „unglaublichen Skandal“, dass die
russische Antidopingagentur an der Vertuschung mitgewirkt habe. Uneinigkeit zwischen ihm und
Pleitgen, ob die Anti-Doping-Redaktion der WDR oder der sog. McLaren-Report über russisches
Staatsdoping für die Aufdeckung gesorgt hatten.
Aber Einigkeit in der Ablehnung von Doping: Die zuständigen Organisatoren gingen gegen die „Pest“
nicht so vor wie nötig, so Pleitgen. Doping müsse nachhaltig bekämpft werden, weil es an die
Akzeptanz des Sports gehe, so Vesper. Zugleich warb der DOSB-Chef auch für Verständnis: Der AntiDoping-Code verlange von den Sportlern u.a., drei Monate im Voraus ihren Aufenthaltsort anzugeben.
„Das geht hart an die Bürgerrechte.“
Die Reihe „Gott und die Welt: Ökumenisches Forum Kirche und Sport“ wird fortgeführt am 3.
November. Das Thema: „Der schmale Grat zwischen Endlichkeit und grenzenloser Freiheit“. Die
weiteren Termine folgen 2017: 9. Februar, 6. April und 1. Juni.
Text: Anna Neumann/APK
Foto(s): Anna Neumann/APK