11. 9. 2016

24. Sonntag im Jahreskreis C
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas (Lk 15,1-10 –
Kurzfassung)
In jener Zeit kamen alle Zöllner und Sünder zu ihm, um ihn zu
hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich
darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar
mit ihnen.
Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte:
Wenn einer von euch hundert Schafe hat und eins davon
verliert, lässt er dann nicht die neunundneunzig in der Steppe
zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet?
Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voll Freude auf die
Schultern, und wenn er nach Hause kommt, ruft er seine
Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: Freut
euch mit mir; ich habe mein Schaf wieder gefunden, das
verloren war. Ich sage euch: Ebenso wird auch im Himmel
mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der
umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig
haben umzukehren.
Oder wenn eine Frau zehn Drachmen hat und eine davon
verliert, zündet sie dann nicht eine Lampe an, fegt das ganze
Haus und sucht unermüdlich, bis sie das Geldstück findet?
Und wenn sie es gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und
Nachbarinnen zusammen und sagt: Freut euch mit mir; ich
habe die Drachme wieder gefunden, die ich verloren hatte.
Ich sage euch: Ebenso herrscht auch bei den Engeln Gottes
Freude über einen einzigen Sünder, der umkehrt.
Setzt man heutige wirtschaftliche Überlegungen an, mutet dieses
Evangelium zwar sozialromantisch, aber kaum realitätsbezogen
an: Die Suche nach einem Schaf steht in keinem ökonomischen
Verhältnis zu den neunundneunzig anderen, würde es wohl nach
heutigen Maßstäben heißen. Gott kalkuliert aber anders:
Menschen, die in unserer Gesellschaft abgestempelt sind, stehen
in der vollen Aufmerksamkeit. Jesus will mit diesen Zeilen
aufrütteln und zur Veränderung im Hier und Heute animieren
Am 11.9. 2001 geriet die Welt mit den schrecklichen Anschlägen
in den Vereinigten Staaten ein stückweit aus den Fugen. Heute,
15
Jahre
später,
ist
Friede
noch
immer
keine
Selbstverständlichkeit. Das Friedensgebet der Vereinten
Nationen (UNO) nimmt diesen Wunsch nach einem friedlichen
Zusammenleben auf:
Gott,
Unsere Erde ist nur ein kleines Gestirn im Weltall,
uns obliegt es, daraus einen Planeten zu machen,
dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden,
nicht von Hunger und Flucht gequält,
nicht zerrissen in sinnloser Trennung nach Hautfarbe oder
Weltanschauung.
Gib uns den Mut und die Vorsicht,
schon heute mit diesem Werk zu beginnen,
auf das unsere Kinder und Kindeskinder
einst mit Stolz den Namen Mensch tragen.
Die Sorge um das gemeinsame Haus, die Papst Franziskus in
„Laudato Si“ anschneidet, reduziert sich nicht nur auf ökologische
Problemfelder: Der Blick, den Franziskus einnimmt, ist
vielschichtiger:
„Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander, eine der Umwelt
und eine der Gesellschaft, sondern eine einzige und
komplexe sozio-ökologische Krise.“ (LS 139)
Immer wieder mahnt der Papst auch den Blick auf arme und
benachteiligte Menschen ein, denen man nicht gleichgültig
begegnen dürfe:
„Wir müssen uns stärker bewusst machen, dass wir eine
einzige Menschheitsfamilie sind. Es gibt keine politischen
oder sozialen Grenzen und Barrieren, die uns erlauben, uns
zu isolieren, und aus ebendiesem Grund auch keinen Raum
für die Globalisierung der Gleichgültigkeit.“ (LS 52)
Wie geht es uns selbst mit dem Blick auf arme und benachteiligte
Menschen? Wie nehmen wir in unserem Umfeld Armut wahr und
was tun wir, um diese zumindest ein Stück weit zu lindern?
Jeder und jede von uns kann mit individuellem Engagement zu
einer Verbesserung der Situation beitragen, doch bedarf es aus
der Sicht des Papstes zusätzlich eines kollektiven, kooperativen
Einsatzes:
„Allerdings ist es nicht genug, dass
jeder einzelne sich bessert. (…) Auf
soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden, nicht mit
der bloßen Summe individueller und
positiver Beiträge.“ (LS 219)