Die Industrialisierung in Schwäbisch Hall

Kaufmännisch Schule
Schwäbisch Hall
Dr. Otto Windmüller
Die Industrialisierung in Schwäbisch Hall
Unterricht im Museum und im öffentlichen Raum
Inhalt
Seite
Inhalt
1
Inhaltsverzeichnis, Literatur
2
Quellen, Begründung, Lehrplanbezug, Unterrichtsmethoden, Vorüberlegungen
3
Struktur des Unterrichtsentwurfs
4
Industrielle Revolution und Industrialisierung – Selbstständiges Arbeiten mit
Internetrecherche
5
Organisation des Projekts im HF-Museum und im öffentlichen Raum
6
Gruppe 1: Altes Handwerk und Gewerbe
9
Gruppe 2: Der Eisenbahnanschluss
12
Gruppe 3: Ein Unternehmen entsteht – die Grossag
15
Gruppe 4: Allgemeine Standortfaktoren – Strukturwandel
18
Anlage I: Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert
= Weiterführende Informationen für Lehrer, Studenten, Leistungskurs Geschichte Gymnasium
Literatur:
Herausgeber von „Hall im 19. Jahrhundert“, eine württembergische
Oberamtsstadt zwischen Vormärz und Jahrhundertwende, Schwäbisch Hall 1991.
Sabine Erhardt, Armin Herausgeber von „Grossag. Qualität in jedem Gerät.“ Ein Haller InPanter
dustriebetrieb seit 1863. Katalog zur Ausstellung im HF-Museum.
Schwäbisch Hall 1997.
Matti, Werner
Halls wirtschaftliche Wende im 19. Jahrhundert, in: Schwäbisch Haller Monatsspiegel 1964/12 und 1965/1.
Ulshöfer, Kuno
Schwäbisch Hall und die Industrialisierung im 19. Jahrhundert, in:
WFr 58 (1974).
Schrenk, Christhardt
Mit dam Dampfroß vom Neckar zum Kocher, 125 Jahre Eisenbahnlinie Heilbronn – Schwäbisch Hall, Stadtarchiv Heilbronn 1987.
Windmüller, Otto
Div. Veröffentlichungen siehe Ackermann „Hall im 19. Jahrhundert„
sowie http://www.windmuellers.de/veroeff/veroeff1.htm
Ackermann, Manfred
Quellen/Archive:
Haller Tagblatt, Haller Merkur, Stadtarchiv Hall, Kreisarchiv Hall, HStAS, StAL
2
Begründung des Themas:
Die wirtschaftliche Entwicklung führt zu einem stetigen Strukturwandel. Neue Technologien
und Arbeitsformen entstanden in allen Epochen und hatten weitreichende Wirkungen auf die
Gesellschaft. Derartige Entwicklungen haben entscheidende Auswirkungen auf das Leben
und die Zukunft der Schüler.
Lehrplanbezug im Kerncurriculum gemäß Bildungsplan
= Auszüge aus der Zusammenstellung von StD Ulrich Maier, JKG Weinsberg
 Grundschule Mensch, Natur und Kultur
z. B. Klasse 4 "Veränderung des Heimatraums in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft"
"Kulturelle Spuren aus der Heimatgeschichte."
 Hauptschule Fächerverbund: "Welt - Zeit - Gesellschaft"
Beispiele aus der Lokal- und Regionalgeschichte sowie das Alltagsleben von Menschen in
anderen Zeiten und Räumen regen zum Vergleich mit der eigenen Lebenssituation an.
Die Integration von außerschulischen Lernorten in der Region und die Einladung von Experten oder Zeitzeugen in den Unterricht ermöglichen originale und persönliche Begegnungen." (S.122)
 Realschule
„Heimat soll auf allen Stufen das Interesse an der Lokal- und Regionalgeschichte geweckt
und die Verbundenheit mit dem Heimatraum und seinen Menschen gefestigt werden.
Hierzu eignen sich besonders die Verfahren des entdeckenden Lernens." (S. 96)
 Gymnasium
Es „...gewinnen Personen und Ereignisse, Quellen und Zeitzeugen aus der Lokal- und
Regionalgeschichte eine besondere Bedeutung, weil so historische Wirklichkeit konkret
erfahrbar ist, ohne dass der Blick für eine generalisierende Betrachtung verstellt wird."
(S.209)
 Berufliche Schule
An vielen Stellen der Lehrpläne sind selbstständiges Erarbeiten, Projektarbeit und landeskundliche Bezüge aufgeführt.
Unterrichtsmethoden (ergeben sich aus dem Kerncurriculum)
 Selbstständiges Erarbeiten (Internetrecherche, Erkundung, Auswertung von Materialien).
 Gruppenarbeit mit Präsentation im öffentlichen Raum und im Museum.
Vorüberlegungen
Zahlreiche Gemeinden und Städte sind oder waren an das Eisenbahnnetz angeschlossen.
Mit dem Eisenbahnanschluss setzte in vielen Regionen der Industrialisierungsprozess im 19.
Jahrhundert ein und führte durch die verbesserte Infrastruktur zur Gewerbeansiedelung.
Manche dieser Unternehmen existieren noch heute. Spuren dieser ersten Industriebetriebe
sind überall zu finden. Nicht selten nehmen sich Regionalmuseen dieses Themas an.
Ferner sind die Veränderungen heute deutlich zu sehen (z. B. leerstehende Fabrikgebäude
aus 19. bzw. beginnenden 20. Jahrhundert, veränderte Nutzung...). Aus diesen Gründen ist
m.E. dies für Hall konzipierte Projekt auf andere Regionen in seiner Struktur übertragbar.
3
Struktur der Unterrichtseinheit
Die konkrete Ausgestaltung ist von der Schulart und dem Leistungsstand der Klasse abhängig
In der Schule machen sich die Schülerinnen und Schüler mit der Industriellen Revolution und der Industrialisierung Deutschlands vertraut. Sie sollen
die wichtigsten technischen Neuerungen kennen (Dampfmaschine,
Spinnmaschine). Bei weiterführenden Schularten kann die „Relative Rückständigkeit“ Deutschlands angesprochen werden.
Die Inhalte können den Schülerinnen und Schülern durch „klassischen“
Unterricht vermittelt werden, aber auch z.B. durch selbstständige Internetrecherche. Dazu Seite 4 als Textdatei auf das Schülerverzeichnis kopieren
und eigenverantwortlich erarbeiten lassen.
Arbeit im Museum und im öffentlichen Raum
Ausgehend vom Hällisch Fränkischen Museum Schwäbisch Hall - Gruppenarbeitsraum
Gruppe 1
Altes Handwerk, Gewerbe und Salzproduktion
Gruppe 4
Allgemeine Standortfaktoren – Strukturwandel
Gruppe 2
Der Eisenbahnanschluss – Entstehung
und Bedeutung
Gruppe 3
Ein Unternehmen
entsteht –
die Grossag
4
Die Industrielle Revolution in England und die Industrialisierung in
weiteren Staaten
Diese Thema bearbeiten wir heute mit Hilfe einer Internetrecherche. Für Internetkenner unter
euch ist das kein Problem.
Wenn ihr dies bisher noch nie gemacht habt, so geht ihr folgendermaßen vor: Ihr bedient euch einer Suchmaschine, die das
Internet nach Begriffen durchsucht. Eine der bekanntesten ist „Google“. Gebt also mal http://www.google.de ein. Dann die
Schlüsselbegriffe Industrielle Revolution England. So erhaltet ihr tausende von Seiten mit Ergebnissen. Ebenso verfährt man
bei der Beantwortung der sonstigen Fragen. Noch besser: Ihr arbeitet mit einem Mitschüler zusammen, der sich damit schon
auskennt.
Arbeitsauftrag: Beantwortet mit Hilfe einer Internetrecherche und mit dem Schulbuch folgende
Fragen und tragt die Ergebnisse unter die Fragen ein.
1. Was versteht man unter dem Begriff Industrielle Revolution in England?
2. Eine der zentralen Erfindungen war die Dampfmaschine.
a) Wer erfand sie?
b) Wie funktioniert sie? (evtl. Bild einfügen)?
3. Welche weiteren Erfindungen beschleunigten die Industrielle Revolution?
4. Beschreiben Sie eine weitere Erfindung näher!
5. Welche Voraussetzungen mussten gegeben sein, dass die Industrielle Revolution in England einsetzen konnte?
6. Wo entstanden die Industriezentren in England?
7. In welchem Zeitraum setzte die Industrialisierung in Frankreich und in Deutschland ein?
8. In welchen Regionen entstanden im 19. Jahrhundert Industriezentren in Deutschland?
5
Organisation des Projekts im HF-Museum und im öffentlichen Raum
Anfahrt
 Anfahrt nach Hall per Bahn oder Bus.
 Fußweg zum HF-Museum siehe Karte
© windmüller grafik
Gruppeneinteilung
Die Klasse wird in 4 Gruppen eingeteilt werden, die arbeitsteilig arbeiten.
Die Einteilung kann im Vorfeld erfolgen. Ebenso können die Arbeitsmaterialien bereits in der
Schule verteilt werden.
Ideal wäre es, wenn alle Gruppen vom HFM aus starten. Allerdings öffnet das Museum gewöhnlich erst um 10.00 Uhr. Nähere Informationen auf der Webseite.
Das HFM bietet auch eine Führung zur Geschichte der Grossag an. Ebenso kann gezeigt
werden wie ein frühes Grossag-Bügeleisen funktionierte.
Den Gruppen stehen zur Erarbeitung geeignete Räume zur Verfügung.
Gruppe 1
Altes Handwerk, Gewerbe und Salzproduktion
Gruppe 2
Der Eisenbahnanschluss
Gruppe 3
Ein Industrieunternehmen entsteht – die Grossag
(Das Museum bietet auf Wunsch zur Grossag eine Themenführung an)
Gruppe 4
Allgemeine Standortfaktoren - Strukturwandel
6
Gruppe 1
Altes Handwerk, Gewerbe und Salzproduktion
Liebe Schülerin, lieber Schüler!
Heute findet der Unterricht im Museum und im öffentlichen Raum statt. Es wird ein etwas anderer Unterricht sein. Ihr werdet sehr viel selbst erarbeiten, selbst erkunden und euren Mitschülerinnen und Mitschülern die Ergebnisse vortragen.
Der Ablauf ist der Tabelle zu entnehmen – lest sie bitte genau durch!
Zeit
90 Min
Uhrzeit Inhalt
Macht euch mit der Aufgabe und den beigefügten
Arbeitsmaterialien vertraut.
Geht mit euren Materialien an die entsprechenden
Orte im Museum und in der Stadt, an denen ihr dann
später die Ergebnisse vorstellt.
Bereitet euch auf die Vorstellung der Arbeitsergebnisse vor. Ihr könnt euch dabei auch innerhalb der
Gruppe abwechseln.
Fasst die Ergebnisse kurz auf ein DIN A 4 Blatt zusammen. Dieses Blatt erhalten dann später eure Mitschüler als Zusammenfassung.
... Min
Pause
Ca. 20
Vorstellung der Arbeitsergebnisse (bei gutem Wetter
Min je
in der Stadt und im Museum). Sonst ausschließlich
Gruppe
im Museum.
Ort
Museum (Stadtmodell, Abt. Hall und
das Salz)
Stadt: Haalbrunnen
Haalplatz bzw.
Museum
Die Vorstellung eurer Arbeit sollt ihr folgendermaßen aufbauen:
Ort
1. Gebt am Stadtmodell oder in der Abteilung „Hall und das Salz“ einen Museum (Stadtmodell, Abtl. Hall und
Überblick über das vorindustrielle Hall mit der Saline und dem Gedas Salz)
werbe (z.B. Märkte) – M 1
2. Geht zum Haalbrunnen und erläutert wie sich die Saline entwickelte Stadt: Haalbrunnen
(Entstehung, Beschäftigte) und welche besondere Bedeutung das
Salz im Mittelalter hatte. Ihr könnt die Entwicklung aber auch in der
Abteilung „Hall und das Salz“ im Museum aufzeigen. M 2, M 3
3. Beschreibt die Bedeutung der Saline für das Handwerk! M 4
4. Erläutert warum das städtische Handwerk im 19. Jahrhundert in eine
Krise geriet! M 5
5. Erläutert die Auswirkungen der Krise auf die Menschen! M 5
Zur Orientierung:
Gruppe 1,2,3,4
Gruppe 3
Bahnhofstraße
Gruppe 1
Gruppe 2
7
Materialien – Gruppe 1
M1
Geht zum Stadtmodell im Aufgang
zum Keckenturm
Betrachtet das Stadtbild von Hall und
schaut nach den
 Märkten und
 Hauptverkehrswegen
(Wenn eure Klasse nicht mehr als 20
Schüler hat, könnt ihr das Stadtmodell in
die Präsentation mit einbeziehen. Im
anderen Fall ist zu wenig Platz vorhanden)
M2
Besucht im 2. Stock im neuen
Bauabschnitt die Abteilung „Hall
und das Salz“
Betrachtet die Ausstellungsstücke
(Exponate) genau und lest die dazugehörigen Beschreibungen und allgemeinen Erläuterungen.
M3
Geht zum Haalbrunnen auf den
Haalplatz
Lest die Tafel mit den Erläuterungen
sowie den neben stehenden Text.
M4
„80 Meter unter dem Haalbrunnen befindet sich ein Salzstock. Probebohrungen zeigten, dass er 4 bis 6 m stark ist.
Grundwasser löst das Steinsalz auf. Die
Sole wird durch Überdruck an die Oberfläche befördert.“
8
M5
Wenn auch das Haller Handwerk im frühern 19. Jahrhundert zusammen mit der Saline in eine Wirtschaftskrise geriet, war es dennoch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor...Die in Zünften
organisierten Handwerker versorgten nicht nur die 6000 Einwohner (1825) der Stadt mit ihren
gewerblichen Produkten, sondern auch die 16000 Bewohner der Landgemeinden. Daneben
gab es in Hall 34 Kaufleute, die in ihrem Sortiment Erzeugnisse hatten, die im heimischen
Gewerbe nicht hergestellt wurden. Dazu gehörten Gewürze, Garne, Seide, Tabak, Zucker
und...Baumwolle. Sowohl die städtischen Handwerker als auch Kaufleute erzielten einen wesentlichen Teil ihres Umsatzes mit
dem Verkauf ihrer Produkte an die
Landbevölkerung...1832 kam es
zur Gründung eines ersten
Industriebetriebes in Hall, der
Churr’schen Spinnerei...Die Fabrik
expandierte in den ersten Jahren
ihres Bestehens. Zusätzlich zu
den Spinnmaschinen wurden auch
Webmaschinen angeschafft, die
das versponnene Garn zu Stoffen verarbeiteten. Anfang der 1830er Jahre erlebte auch die
Haller Saline in enger Kooperation mit dem Steinsalzwerk Wilhelmsglück den lange ersehnten Aufschwung. Musste bis 1829 das zerkleinerte Steinsalz mühsam auf Wagen in die Stadt
transportiert werden, so fand die Salineverwaltung mit dem Bau einer 10 km langen Soleleitung eine elegante Lösung.
...Nach 1835 setzte eine allgemeine Rezession (Krise) ein, von der auch Hall nicht verschont
blieb. Der Fabrikant J.F. Churr klagte 1839, dass die öfter wiederkehrenden Krisen auf dem
Geld- und Warenmarkt sowie die Verwicklungen in der politischen Welt den schleppenden
Gang aller Fabrikation nach sich zögen. Davon war auch das Kleingewerbe betroffen. Zwar
erhöhte sich die Zahl der selbstständigen Handwerksmeister bis 1848, doch war dies oft eine
Flucht in die Selbstständigkeit. Wie einschneidend die Krise war, zeigt die Entwicklung bei
den Gesellen. Von 1835 bis 1847 verringerte sie sich von 400 auf 277. Dies entspricht einem
Rückgang von 31 %. Die Zahlen machen deutlich, dass sich die Meister durch Entlassungen
der gesunkenen Nachfrage anpassten. Von nun an zogen Tausende von Handwerksgesellen
arbeitssuchend und bettelnd durch das Land. Die Hauptursache dieser Entwicklung lag in der
zunehmenden Mechanisierung, die es Großbetrieben ermöglichte, ihre Stückkosten und damit ihre Preise zu senken. Die kleinen Handwerker waren nicht mehr konkurrenzfähig. Der
Gold- und Silberarbeiter Abe brachte 1845 vor, dass leider die Fabriken in dieser Branche so
überhand nehmen, dass man unmöglich die Produkte so billig und schön fertigen kann, was
die Maschinen in den Fabriken zu Tage fördern. Diese industriell hergestellten Güter kamen
nach dem Beitritt Württembergs zum Deutschen Zollverein im Jahre 1834 ins Land. Die
Tuchmacher klagten, sie würden von den preußisch und sächsischen Waren überschwemmt
und die Drechsler und Kammacher mussten Absatzeinbußen hinnehmen, weil sie mit den
Fabriken in Nürnberg, Fürth und noch mehreren anderen Orten, welche zwar sehr geringe
Arbeit, aber zu außerordentlich billigen Preisen lieferten, nicht konkurrieren konnten. Erschwerend kam hinzu, dass die Missernten von 1843 und 1846/47 die Kaufkraft für gewerbliche Produkte sinken ließen...Von 1848 bis 1860 verringerten die Meister die Zahl ihrer Beschäftigten. Selbst die Gesellen der bedeutenderen Gewerbe wie Gerber und Färber zogen
arbeitslos umher. Kaum besser erging es ihren Meistern. Während sie sich bis 1847 noch in
der Lage gesehen hatten, ihre selbstständige Existenz zu erhalten, konnten sie dem weiter
sinkenden Absatz nicht mehr durch einen Personalabbau begegnen und mussten ihren Betrieb schließen. Viele verdingten sich als Tagelöhner und kamen auswärts bei Straßen- oder
Eisenbahnbau unter. Verschärft wurde die Lage durch die Missernten. Ein Chronist vermerkte unter dem 31. Juli 1851: Auch ist wieder Ende Juli in vielen Gegenden Deutschlands die
Kartoffelkrankheit ausgebrochen, was besonders für die Armen sehr drückend ist...An einer
anderen Stelle schreibt er, die Güterstücke und die Gebäude sinken im Preis sehr, der
Wohlstand ist verschwunden, die Gewerbe stocken und haben keine Arbeit und doch sind die
Lebensmittel teuer. In dieser Situation verließen mehrere hundert Haller aus allen Ständen,
Alter und Beruf ihre Heimat und wanderten aus. Dies führte in den 1850er Jahren zu einem
einschneidenden Bevölkerungsrückgang.
9
Gruppe 2
Der Eisenbahnanschluss
Liebe Schülerin, lieber Schüler!
Heute findet der Unterricht im Museum und im öffentlichen Raum statt. Es wird ein etwas anderer Unterricht sein. Ihr werdet sehr viel selbst erarbeiten, selbst erkunden und euren Mitschülerinnen und Mitschülern die Ergebnisse vortragen.
Der Ablauf ist der Tabelle zu entnehmen – lest sie bitte genau durch!
Zeit
90 Min
Uhrzeit Inhalt
Macht euch mit der Aufgabe und den beigefügten
Arbeitsmaterialien vertraut.
Geht mit euren Materialien an die entsprechenden
Orte im Museum und in der Stadt, an denen ihr dann
später die Ergebnisse vorstellt.
Bereitet euch auf die Vorstellung der Arbeitsergebnisse vor. Ihr könnt euch dabei auch innerhalb der
Gruppe abwechseln.
Fasst die Ergebnisse kurz auf ein DIN A 4 Blatt zusammen. Dieses Blatt erhalten dann später eure Mitschüler als Zusammenfassung.
... Min
Pause
Ca. 20
Vorstellung der Arbeitsergebnisse (bei gutem Wetter
Min je
in der Stadt und im Museum). Sonst ausschließlich
Gruppe
im Museum.
Ort
Bahnhofsgelände
(siehe Karte) und
Museum
Bahnhofsgelände,
Museum
Die Vorstellung eurer Arbeit sollt ihr folgendermaßen aufbauen:
Ort
1. Berichtet über die Entstehungsgeschichte der Eisenbahnlinie HeilBahnhofsgelände
bronn-Hall (Planung, Arbeiten, Trassenführung). M 1 , M 2
und -straße bzw.
2. Stellt dar welche Erwartungen und mit der Eisenbahnlinie verbunden Museum
waren. M 3
3. Beschreibt die Bedeutung des Eisenbahnbaus für die Entstehung
von Industrieunternehmen und weiterer Einrichtungen. M 4 M 5
Zur Orientierung:
Gruppe 1,2,3,4
Gruppe 3
Bahnhofstraße
Gruppe 1
Gruppe 2
10
Materialien – Gruppe 2
M1
M2
Geht zum Haller Bahnhof
- vergleicht das alte und gegenwärtige Bahnhofsgelände!
Der ursprüngliche Bahnhof
wurde 1945 bei einem Luftangriff der Amerikaner zerstört
und in den 1950er Jahren wieder aufgebaut.
Lest unten stehenden Text zur Entstehung der Eisenbahnlinie
Nachdem in Württemberg die Hauptverbindungen von Stuttgart – Heilbronn und
Stuttgart – Ulm in den 1840er Jahren errichtet wurden, strebte weitere Städte den
Anschluss an das Eisenbahnnetz an. Dazu gehörten auch Öhringen und Hall.
1857 forderte der Haller Gemeinderat von der Abgeordnetenkammer den Anschluss an das württembergische Eisenbahnnetz, weil in der Region eine Vielzahl
von Personen von der verbesserten Verkehrsverbindung profitieren könnten. Ein
Gesetz von 1858 verfügte, dass mit dem Bau begonnen werden konnte. Nun
mussten umfangreiche Planungen durchgeführt werden, weil der Bau der Trasse
sehr aufwändig war. Dies war auch ein Grund, weil der Anschluss derart spät erfolgte. Täler bei Weinsberg, Öhringen und Hall mussten überwunden werden. Alleine in Hall waren 2 Tunnel erforderlich. Erschwerend kam hinzu, dass sich die
Bahnlinie in Hall am Hang errichtet werden musste. Deshalb waren Stützmauern
erforderlich. Andererseits schaffte der Bau auch eine Vielzahl von Arbeitsplätzen,
weil der Maschineneinsatz sehr gering war. Müller schreibt dazu in seinem Aufsatz: „Alleine für das 5. Los (Wackershofen-Gottwollshausen) wurden im November 1859 3-400 tüchtige Erdarbeiter, insbesondere auch Steinbrecher gesucht. Im
Sommer 1860 betrug die Arbeiterzahl – darunter auch Frauen – im Raum Hall
etwa 1500; viele kamen aus Bayern und Italien. Unter heute unvorstellbaren sozialen Bedingungen beschäftigt – Lohnstreitigkeiten, Arbeitsniederlegungen und
fristlose Entlassungen waren häufig -, unterlagen sie zugleich einer rigorosen behördlichen Aufsicht. Die Beaufsichtigung und Betreuung dieser ersten úGastarbeiterinvasion’ konfrontierte die Behörden mit erheblichen Problemen.“ Ein Schicksal
sei stellvertretend genannt: 1861 verstarb der Italiener Augustino Pocher. Da er
Schulden hinterließ wurde sein Fall aktenkundig. Er schuldete einem Bäcker für
36 Laib Brot und andere Güter 30 Gulden. Er hinterlies nur einige Kleidungsstücke und eine Uhr im Wert von 13 Gulden. Denkbar ist, dass er seiner Familie in
Italien einen Großteil seines Einkommens zukommen lies, weil diese in der Heimat ein Haus besaß.
M3
11
Anlässlich der Eröffnung der Eisenbahnlinie wurde ein Gedicht verfasst, aus
dem die Erwartungen deutlich werden.
Titelblatt des Haller Merkur am 1. August 1862
Nimm Abschied Hall, von deiner alten Stille,
Öffne die Tore weit und weit Deiner Söhne Sinn;
Nicht länger mehr ist des Tales Wand, Die deinen Kocher engt, Die Grenze deines
Horizonts:
Die eiserne Straße des Dampfes Gewalt
Sie kennt keine Schranke, sie machet nicht Halt.
...Abgeblasst wirst du in deinen Mauern, Die alten Sitten sehen;
Ein neues Licht, die neue Zeit, Wird Herrin deiner Straßen sein.
Die eiserne Straße des Dampfes Gewalt
Sie kennt keine Schranke, sie machet nicht Halt.
...Öffne deine Tore weit, zum Willkommen der neuen Zeit
Willkommen Ihr aus der Ferne All, Willkommen in dem jungen Hall
Die eiserne Straße des Dampfes Gewalt
Sie kennt keine Schranke, sie machet nicht Halt.
M4
M5
Die Bedeutung und Wirkung der Einführung der Eisenbahnen auch in Baden und Württemberg
kann kaum groß genug eingeschätzt werden ...
Die technische Entwicklung, etwa mit der Entwicklung neuer Lokomotiven, nahm einen großen
Aufschwung.
- Landschaft und Städtebau wurde nachhaltig verändert...
Die Mobilität breiter Bevölkerungskreise nahm rasch zu (bis 1844 gab es nur Reisen zu Fuß, zu
Pferd, per Postkutsche oder per Schiff; Autos, Busse, Flugzeuge gab es ja nicht).
- Die Siedlungsentwicklung hing von nun an stark mit den Eisenbahnlinien zusammen: Städte
und Dörfer entstanden oder wuchsen an den Bahnlinien und Bahnknotenpunkten; Gemeinden
ohne frühen Bahnanschluss stagnierten oder schrumpften.
- Der Eisenbahnbau hatte große Bedeutung für den Arbeitsmarkt, was für die wachsende Bevölkerungszahlen und die Notjahre der Agrarkrisen besonders wichtig war...
- Für Industrie und Wirtschaft wurde die Eisenbahn unentbehrlich. Wichtiger als der Personenverkehr wurde der Güterverkehr: der Transport von Waren und Energie (z.B. Kohle) per Bahn.
Damit gingen immer mehr Industrieansiedlungen in die Nähe von Bahnanschlüssen (z.B. wanderte die Firma Franck von Vaihingen an der Enz nach Ludwigsburg, wo es Anschluss an die Hauptbahn gab). Städte, die abseits der Hauptbahnen lagen, fielen zurück, auch wenn sie früher bedeutende Handelszentren waren (z.B. Rottweil, Schwäbisch Hall, oder auch Marbach am Neckar).
- Die Politische Bedeutung für die Einheit der Länder spielte in größerem Umfang nach der
Gründung des Deutschen Reiches 1871 eine Rolle.
- Nicht zu vergessen ist die militärische Bedeutung der Eisenbahn: Rasche Truppenbewegung
über die Schiene spielte spätestens beim Krieg gegen Frankreich eine wichtige Rolle. Entsprechend wurden auch manche neue Eisenbahnstrecken unter militärstrategischen Gesichtspunkten
gebaut, vor allem seit 1870.
Quelle: http://www.s-line.de/homepages/m-ebener/Eisenbahnen.html
Wirkungen:
1862 Gasfabrik wird in Betrieb genommen, Anschluss an das
württembergische Eisenbahnnetz – Bahnhofsstraße mit einer
Vielzahl von Verwaltungsgebäuden entsteht
1863 Churr’sche Spinnerei geht an Rudolf Weber über, der weiter expandierte (Dampfmaschine 100 PS); Beschlägfabrik Friedrich Groß gegründet (später Grossag); Wagenfabrik Schaffert
&Co. gegründet; Gießerei Bischar, Heinrich, Lob und Hof gegründet
1865 Kirchdörfer beginnt mit der Produktion von Feuerspritzen,
meldet Patent an und setzt Dampfmaschine ein
Bahnhofsstraße
12
Gruppe 3
Ein Industriebetrieb entsteht – die Grossag
Liebe Schülerin, lieber Schüler!
Heute findet der Unterricht im Museum und im öffentlichen Raum statt. Es wird ein etwas anderer Unterricht sein. Ihr werdet sehr viel selbst erarbeiten, selbst erkunden und euren Mitschülerinnen und Mitschülern die Ergebnisse vortragen.
Der Ablauf ist der Tabelle zu entnehmen – lest sie bitte genau durch!
Zeit
90 Min
Uhrzeit Inhalt
Macht euch mit der Aufgabe und den beigefügten
Arbeitsmaterialien vertraut.
Geht mit euren Materialien an die entsprechenden
Orte im Museum und in der Stadt, an denen ihr dann
später die Ergebnisse vorstellt.
Bereitet euch auf die Vorstellung der Arbeitsergebnisse vor. Ihr könnt euch dabei auch innerhalb der
Gruppe abwechseln.
Fasst die Ergebnisse kurz auf ein DIN A 4 Blatt zusammen. Dieses Blatt erhalten dann später eure Mitschüler als Zusammenfassung.
... Min
Pause
Ca. 20
Vorstellung der Arbeitsergebnisse (bei gutem Wetter
Min je
in der Stadt und im Museum). Sonst ausschließlich
Gruppe
im Museum.
Ort
Museum und Unterwöhrdt am Globe-Theater
Die Vorstellung eurer Arbeit sollt ihr folgendermaßen aufbauen:
Ort
1. Beschreibt die Biographie von Friedrich Gross sowie das historische Um- Museum und Unfeld in dem sein Unternehmen 1863 entstand. M 1, M 2
terwöhrdt am Glo2. Erläutert die Arbeitsbedingungen in der Frühphase der Industrialisie- be-Theater
rung am Beispiel der Grossag. M 3
3. Beschreibt die weitere Entwicklung der Grossag im 20. Jahrhundert. M 4
4. Geht auf den Unterwöhrdt, zeigt wo die Unternehmerfamilie wohnte und
was sie mit der Villa ausdrücken wollte. . . M 5, M 6
Zur Orientierung:
Gruppe 1,2,3,4
Gruppe 3
Bahnhofstraße
Gruppe 1
Gruppe 2
13
Materialien – Gruppe 3
M1
M2
Geht in die Abteilung „19. Jahrhundert“ und macht euch kundig
über die Industrialisierung Halls
- Schautafeln
- Zeittafeln usw.
Lest unten stehenden Text zur Biographie von Friedrich Groß und zur Entstehung seiner Unternehmung!
Geboren wurde Friedrich Gross am 8.12.1838 als Sohn des
Schlossers und Mitglieds einer alten Haller Siedersfamilie...Das
Gewerbe seines Vaters erschien ihm offenbar zukunftsträchtig und
so begibt er sich nach abgeschlossener Volksschule in die Lehre
seines Vaters, der eine Schlosserei und Eisenwarenhandlung am
Schweinemarkt betreibt. In der örtlichen Baugewerbeschule erwirbt
er „tüchtige mechanische Kenntnisse“. Seine Wanderjahre führen
ihn ins benachbarte Ausland, wo er Gelegenheit erhält, die sich anbahnenden
wirtschaftlichen und politischen Veränderungen zu beobachten. Spätestens um die
Jahreswende 1862/63 kehrt er nach Hall zurück. Hier heiratet er im Juli 1863 die
19jährige Karoline Susanne Vogel...Da er zu diesem Zeitpunkt noch nicht volljährig
ist, ihm also das erforderliche Alter zur Heirat und die Voraussetzung zur Führung
eines eigenen Gewerbes fehlt, bittet er beim Rat der Stadt zum Zweck der Verehelichung und selbstständiger gewerblicher Niederlassung um eine (Sondererlaubnis). Sein Gesuch wird positiv beschieden, zumal die Eltern dem jungen Existenzgründer ein Darlehen von 2000 Gulden in Aussicht gestellt haben. Aus der Ehe gehen neun Kinder hervor, von denen vier Töchter und ein Sohn überleben...In den
1860er Jahren erlebte die Stadt den ersehnten wirtschaftlichen Aufschwung. Besonders der im Vergleich zu anderen Regionen Württembergs immens verspätete
Anschluss an das Schienennetz der Eisenbahn brachte entscheidende Verbesserungen für die städtische Infrastruktur. Der Stadtrat hatte bereits 1850 erkannt,
dass eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage dauerhaft nur durch eine verbesserte Verkehrsanbindung zu erreichen war. Die ortsansässigen Gewerbebetriebe mussten die Möglichkeit erhalten, Rohstoffe schnell zu günstigen Preisen und in
größeren Mengen beziehen und ihre Fertigwaren auch überregional absetzen zu
können. Es sollte allerdings noch bis 1862 dauern. (Erst in diesem Jahr erfolgte der
Anschluss an das württembergische Eisenbahnnetz). Aber auch die (Einführung
der Gewerbefreiheit 1862 mit der die hemmenden Faktoren der Zunftwirtschaft aufgehoben wurde) trug zum wirtschaftlichen Aufschwung bei: Die Auswandererzahlen
sanken, die Unternehmungsgründungen sowie die Beschäftigtenzahlen stiegen.
Somit waren für Friedrich Gross die Rahmenbedingungen günstig.
Aus: Grossag „Qualität in jedem Gerät“
14
M3
Befasst euch mit der Fabrikordnung von 1877 und erarbeitet die rechtliche
Stellung der Fabrikordnung in der Frühzeit der Industrialisierung.
M4
Begebt euch in den 2. Stock des
neuen Museumsabschnitts (Abteilung 20. Jahrhundert).
Dort findet ihr weitere Informationen
und Produkte der Grossag, die erzeugt wurden (Elektrogeräte...). Beschäftigt euch mit den Informationstafeln, damit ihr den Mitschülern die
Entwicklung erläutern könnt.
M5
Geht auf den Unterwöhrdt und betrachtet die „Villa Gross“
Nachdem der Firmengründer 1896
verstorben war übernahm sein Sohn
das Unternehmen, das nun über 200
Beschäftigte zählte und Absatzmärkte
auf der ganzen Welt hatte. Der aus
kleine Verhältnissen kommende Vater
hatte noch neben der Firma gewohnt.
Der neue Eigentümer ließ 1913 eine
repräsentative Unternehmervilla errichten, die noch heute weit sichtbar ist.
M6
Repräsentativer Briefkopf mit dem Firmengelände der Grossag.
15
Gruppe 4
Allgemeine Standortfaktoren - Strukturwandel
Liebe Schülerin, lieber Schüler
Heute findet der Unterricht im Museum und im öffentlichen Raum statt. Es wird ein etwas anderer Unterricht sein. Ihr werdet sehr viel selbst erarbeiten, selbst erkunden und euren Mitschülerinnen und Mitschülern die Ergebnisse vortragen.
Der Ablauf ist der Tabelle zu entnehmen – lest sie bitte genau durch!
Zeit
90 Min
Uhrzeit Inhalt
Macht euch mit der Aufgabe und den beigefügten
Arbeitsmaterialien vertraut.
Geht mit euren Materialien an die entsprechenden
Orte im Museum und evtl. in der Stadt, an denen ihr
dann später die Ergebnisse vorstellt.
Bereitet euch auf die Vorstellung der Arbeitsergebnisse vor. Ihr könnt euch dabei auch innerhalb der
Gruppe abwechseln.
Fasst die Ergebnisse kurz auf ein DIN A 4 Blatt zusammen. Dieses Blatt erhalten dann später eure Mitschüler als Zusammenfassung.
... Min
Pause
Ca. 20
Vorstellung der Arbeitsergebnisse (bei gutem Wetter
Min je
evtl. in der Stadt und im Museum). Sonst ausschließGruppe
lich im Museum.
Ort
Museum - Arbeitsraum
Museum - Arbeitsraum
Die Vorstellung eurer Arbeit sollt ihr folgendermaßen aufbauen:
Ort
1. Beschreibt die Bedeutung des Unternehmers für die Industrie. M 1
Museum:
2. Erläutert die Standortfaktoren, die im 19. Jahrhundert für die Entste- Arbeitsraum oder
hung von Industriebetrieben entscheidend waren. M 1
Abteilung 19. Jahr3. Stellt dar wie sich die Standortfaktoren früher und heute unterschei- hundert
den (z.B. Infrastruktur: heute Autobahn oder Flugplatz). M 3
4. Beschreibt welche Wirkung es für die Bevölkerung einer Region hat,
wenn es keine Unternehmer gibt und die Standortfaktoren ungünstig
sind! M 4
Zur Orientierung:
Gruppe 1,2,3,4
Gruppe 3
Bahnhofstraße
Gruppe 1
Gruppe 2
16
M1
Lest den unten stehenden Text gut durch und geht anschließend in die
Abteilung 19. Jahrhundert. Informiert euch dort weiter.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts setzte in Mitteleuropa die Industrialisierung ein.
Dies war jedoch nur in bestimmten Regionen festzustellen. Dort entstanden dann
Ballungszentren (Ruhrgebiet, Sachsen, Berlin, Saarland...). In anderen Regionen
setzte die Industrialisierung hingegen nur schleppend ein. Dazu gehörte auch Württemberg. Jedoch entwickelten sich um die Residenzstadt Stuttgart, aber auch um
Heilbronn in den 1840er Jahren größere Unternehmen. In der Region um Hall und
Crailsheim gab es lediglich vereinzelt Unternehmungen.
Dieser unterschiedliche Industrialisierungsprozess ist auf vielfältige Ursachen zurückzuführen.
Bestimmende Faktoren sind i.d.R. die Unternehmerpersönlichkeit und Standortfaktoren.
Unternehmerpersönlichkeiten sind Personen, die Initiative ergreifen, sich selbstständig machen und ein Unternehmen errichten. Gewöhnlich benötigen diese Menschen dazu besondere Fähigkeiten (technisches oder kaufmännisches Geschick).
Sie zeichnen sich i.d.R. mit einer Risikobereitschaft aus. In Hall sind ist der Schlosser Friedrich Gross zu nennen, der auf der Wanderschaft mit neuen Fertigungsverfahren in Berührung kam und nach seiner Rückkehr eine Fabrik errichtete, die Türbeschläge und Bügeleisen herstellte. Aber auch der Kaufmann Churr, der bereits
1833 am Ripperg Richtung Gelbingen eine Spinnerei gründete, in der viele Arbeiter,
unter anderem auch Kinder beschäftigt waren. Er kaufte große Spinnmaschinen, die
zunächst mit Wasserkraft, später auch mit Dampfkraft betrieben wurden. Auch der
Kupferschmied Kirchdörfer setzte seine Fähigkeiten ein, die er in seiner handwerklichen Ausbildung erworben hatte, investierte und gründete 1865 eine Fabrik, in der
Feuerspritzen (für die Feuerwehr zu Brandbekämpfung) erzeugt wurden. Er meldete
einige Patente an und zeichnete sich durch besondere technische Kenntnisse aus.
Die gesamte Risikobereitschaft und Kenntnisse reichen aber nicht aus, um die Industrialisierung in Gang zu setzen. Dazu müssen günstige Standortfaktoren hinzukommen:
Infrastruktur: Um Rohstoffe beziehen und Fertigprodukte absetzen zu können benötigt man eine gut ausgebaute Verkehrsanbindung. Im 19. Jahrhundert war dies
der Eisenbahnbau.
Staatliche Gewerbeförderung: Günstige Grundstückspreise, Gewerbeflächen,
niedrige Unternehmenssteuern, gewerbefreundliche Politik. Im 19. Jahrhundert
standen i.d.R. noch genügend Flächen zur Verfügung. Auch die Steuern waren gering und der Staat förderte auf vielfältige Weise die Unternehmungen.
Rohstoffe: Diese müssen in ausreichendem Maße für die Produktion vorhanden
sein. Dies war im 19. Jahrhundert gewöhnlich erst nach dem Eisenbahnanschluss
der Fall.
Nachfrage: Das produzierte Gut muss zu dem angebotenen Preis gefragt sein. Dies
war im 19. Jahrhundert bei der steigenden Bevölkerungszahl und den abnehmenden
Preisen bei industrieller Massenproduktion zumeist der Fall.
Arbeitskräfte: In den Fabriken des 19. Jahrhunderts benötigte man gewöhnlich lediglich angelernte Arbeitskräfte, weil die Technologie nicht derart fortgeschritten war.
Gewöhnlich waren wegen der steigenden Bevölkerung genügend Arbeitskräfte vorhanden.
Füllt mit Hilfe von M 1 das folgende Schaubild M 2 aus und klebt das ausgefüllte
Schema auf das Informationsblatt für eure Mitschüler
17
M2
Faktoren, die zur Entstehung eines Unternehmens beitragen
Standortfaktoren
Standortfaktoren
I............................
U..............................................-
..............................
...................................................
z.B. Friedrich Gross
Befähigung zur Gründung einer
Unternehmung:
S...........................
............................................
............................................
............................................
............................................
............................................
............................................
............................................
............................................
...
G...........................
M3
N...............................
R...............................
A...............................
Standortfaktoren heute: Macht euch deutlich wie sich die Bedeutung der
Standortfaktoren veränderte und welche Standortfaktoren heute von besonderer Bedeutung sind.
Das Onlinelexikon Wikipedia führt zu dem Begriff „Standortfaktoren“ folgendes aus:
„Ein Standortfaktor beschreibt im Wirtschaftsleben die Brauchbarkeit eines Standortes für eine Industrieansiedelung. Standortfaktoren sind die Gesamtheit der Faktoren, die ein Unternehmen in der Wahl eines Standortes beeinflussen. Es wird zwischen harten und weichen Standortfaktoren unterschieden. Harte Standortfaktoren
(z.B. Infrastruktur, Gewerbeförderung, Steuern, Rohstoffe, politische Stabilität, Gewerbeflächen...etc.) können direkt in die Bilanz mit einbezogen werden...Weiche
Standortfaktoren (z.B. Kulturangebot, Freizeitmöglichkeiten..)...treten immer mehr in
der Standortwahl in den Vordergrund. Im zunehmenden europäischen (und globalen) Wettbewerb kommt der Wirtschaftsförderung große Bedeutung bei.“
M4
Lest den folgenden Text und überlegt euch weitere negative Auswirkungen die
ungünstige Standortfaktoren zur Folge haben!
Regionen, die keine günstigen Standortfaktoren aufweisen, können sich im Wettbewerb nicht behaupten. Die Folgen sind Bevölkerungsrückgang, sinkende Einkommen, Wohnungsleerstände, sinkende Immobilienpreise, Verödung der Landschaft,
schlechtere Infrastruktur, „Überalterung“ einer Region, weil junge Menschen wegen
Arbeitsplatzmangel die Region verlassen, sinkende finanzielle Ausstattung der Gemeinden (Schließung von Freizeiteinrichtungen wie Bäder, Begegnungsstätten)...
Insgesamt leidet eine Region, wenn sie wenig günstige Standortfaktoren besitzt.
Zeittafel zur Industrialisierung im 19. Jahrhundert
Jahr Europa
Deutschand
Württemberg
vor/um
1800
Der Einsatz dieser Maschinen erfolgte nur in wenigen Regionen. z.B.
Preußen (erste Dampfmaschine
1788) oder Sachsen
Grund: Die Kontinentalsperre, die
Napoleon über Mitteleuropa verhängte, hemmte den wirtschaftlichen und
technischen Austausch.
1807 Bauernbefreiung in Preußen
Die napoleonischen Kriege hemmten die wirtschaftliche Entwicklung
und den freien Güterverkehr durch:
- Truppendurchmärsche
- Abzug von Arbeitkräften
- Kontributionen
- Zerstörungen
1802 Herzog Friedrich vergrößert
sein Staatsgebiet und erhält „Neuwürttemberg“
1806 „Alt- und Neuwürttemberg“
erhalten ein einheitliches Maß- und
Gewichtssystem
1810
1820
England: bahnbrechende Erfindungen werden gemacht:
1733 Kay - „Fliegendes Schiffchen
1763 Hargreaves: „spinning jenny“
1769 Watt: Dampfmaschine
1780 Crompton: Spinnmaschine
1787 Cartwright: Mechanischer
Webstuhl
Diese Maschinen wurden in immer
mehr Fabriken durch Dampfmaschinen betrieben - teilweise über
1.000 Beschäftigte
“
1814 Dampflokomotive durch Stephenson für den Gütertransport
erstmals eingesetzt.
Gasbeleuchtung in London
1815 Davis: Sicherheitsgrubenlampe - macht den Bergbau sicherer
1819 erstes Dampfschiff, das den
Atlantik überquert
1825 in England wird die erste
Eisenbahnlinie für den Personenverkehr von Stockton nach Darlington eingerichtet (61km)
1826 Ressel entwickelt Schiffsschraube
1811 Gewerbefreiheit in Preußen Aufhebung der Zunftprivilegien
1812 Krupp in Essen erzeugt Gussstahl
1815 Wiener Kongress und Errichtung des „Deutschen Bundes“
1816 erstes Dampfschiff in Preußen
1818 Einheitliches Zoll- und Handelsgebiet in Preußen
1820 Polytechnische u. Gewerbeschulen entstehen
1825 erstes Dampfschiff auf dem
Rhein
Fast alle Staaten des Deutschen
Bundes führen Gespräche zur Vereinheitlichung von Maßen, Gewichten und Zöllen
1826 Gasbeleuchtung in Berlin
1827 Harkort durchstößt Mergeldecke – Ruhrgebiet wird industrialisiert
Hall
seit dem Kern der Wirtschaft war eine Saline, die der Stadt und mehreMittelal- ren Bürgern gehörte. Sie beschäftigte ca. 200 Personen sowie
ter
viele Zulieferer. Über 400 selbstständige Handwerker waren in
Zünften organisiert.
Besetzung der Stadt durch württembergische Truppen und
1802
Einverleibung in das württembergische Staatsgebiet (Mediatisierung)
Der städtische Anteil an der Saline geht in württembergisches
1804
Staatseigentum über
Mit dem Ende des I. Reiches geht Hall völkerrechtlich im Kö1806
nigreich Württemberg auf. Die Stadt leidet durch Truppen1807
durchmärsche
1809
Beginn des Abbruchs der Stadtbefestigung
Patentanmeldung durch Schneidermeister Seyboth: „Kaffeesurrogat“
1810 erste mechanische Spinnma- 1811
Verwaltung der Saline ging ganz auf den württembergischen
schine wird eingesetzt:
Staat über
Baumwoll- und Wollspinnereien
Württembergische Hauptwache und weitere Gebäude errichTuchfabriken
tet.
nach englischem Muster entstehen 1815
Auf dem Wiener Kongress wurde bestätigt, dass Hall württem1812 erste Industrieausstellung in
bergische bleibt.
Stuttgart
1816
Entdeckung von Steinsalz in Heilbronn (Haller Saline erhielt
1818 Württembergische SparkasKonkurrenz) - Ertragslage sinkt
sen entstehen.
1817
Dramatischer Ernteausfall und Hungersnot infolge von heftiLandwirtschaftliche Hochschule
gen Niederschlägen und anschließender Trockenheit (über
Hohenheim gegründet.
100 Tote)
1819 List gründet den „Verein für
1818
Errichtung des Bezirkswohltätigkeitsvereins
Handel und Gewerbe“
1822 Meebold gründete in Heiden- 1822
Erste Gewerbe- und Industrieausstellung in Hall im Rathaus
heim mechanische BaumwollwebeEntdeckung von Steinsalzvorkommen in Wilhelmsglück (ca. 10
rei, die mit englischen Maschinen
km von Hall entfernt)
arbeitet und einen lebhaften Auf1826
Apotheker Dr. Kober übernimmt die Leitung der ersten Sonnschwung nimmt
tagsgewerbeschulen in Württemberg (Lehrlinge erhalten theo1825 Württembergischer Studienrat
retischen Unterricht)
ruft zur Gründung von Gewerbe1827
Eröffnung des Haller Solbads, das Kurgäste in die Stadt brinschulen auf
gen sollte
1828 Bayrisch-Württembergischer
Sieder traten ihre Eigentumsrechte gegen eine jährliche Rente
Zollverein erleichtert den Warenan den Staat ab
austausch
1828
Haller Handwerkerzünfte im Zuge der württembergischen
Die neue württembergische GeGewerbeordnung neu organisiert
werbeordnung vereinheitlicht und
1829
Soleleitung von Wilhelmsglück nach Hall machte das Haller
liberalisiert das Gewerbewesen
Salz wieder konkurrenzfähiger
2
1830
1830 Eisenbahnstrecke Liverpool –
Manchester eingeweiht
Julirevolution in Frankreich
1831 Choleraepedemie in Europa
1837 Schreibtelegraph von Morse
entwickelt
Beginn einer Wirtschaftskrise, die
vor allem England betraf
1831 erste Kreissparkasse in Sachsen
1833 Jacobi erfindet Elektromotor
1834 Deutscher Zollverein
- gemeinsame Außenzolline und
Verteilung der Zölle
- Handelserleichterung
1835 Eisenbahnlinie Fürth-Nürnberg
eröffnet
1837 Gründung der Rheinischen
Eisenbahngesellschaft und der Maschinenfabrik Borsig
1839 Strecke Leipzig-Dresden mit
deutschen Lokomotiven betrieben
1830 Spinnerei-Boom
„Gesellschaft für Beförderung der
Gewerbe“ in Stuttgart gegründet
- Kredite für Unternehmer
- Reisestipendien
1835 Böhringer in Göppingen und
Voith in Heidenheim waren der
Ursprung der Werkzeug- und Maschinenindustrie in Württemberg
1838 Knorr (Heilbronn) gegründet
1831
1832
1834
1835
1838
1840
1850
1846 Missernten und Hungersnöte
führen in Mitteleuropa zu ein Wirtschaftskrise
Daraus erwuchs:
1848 (Febr.) in Frankreich eine
Revolution, die sich auf Westeuropa ausdehnte
1851 Weltausstellung in London
1853 Elektrische Straßenbeleuchtung in London
1856 Aktiengesellschaften können
in England uneingeschränkt gegründet werden
1857 Wirtschaftskrise ergreift die
meisten Staaten
Aufschwung der Eisen und Stahlindustrie in Deutschland (Ruhrgebiet) –
Großbetriebe entstehen
1846/47 Missernten bei Getreide
1848 Arbeiterbildungsvereine und
erste Gewerkschaften entstehen
1850 erste Kreditgenossenschaften
entstehen
Im Sog der Ballungszentren
industrialisieren weitere Regionen:
Hamburg, Hessen, Sachsen, Anhalt,
Baden
1855 Einführung des Bessemerverfahrens ermöglicht produktivere
Stahlproduktion und legt den Grundstein für die führende Rolle Deutschlands in der Stahlproduktion
1841 erstes Dampfschiff auf dem
Neckar und erstes Gaswerk in
Urach
1845 Eisenbahnlinie Cannstatt –
Esslingen
1846 Maschinenfabrik Esslingen
gegründet – Eisenbahnbau
1847 Hungerjahr und steigender
Brotpreis
1848 Zentralstelle für Gewerbe und
Handel hat Gewerbeförderung zum
Ziel
1849 Niederschlagung der Revolution und Koalitionsverbot, Bauernbefreiung
1842
1850 Eisenbahnstrecke Heilbronn
– Friedrichshafen fertiggestellt
1854 Missernte
Auswandererzahlen steigen, aber
auch wirtschaftlicher Aufschwung
vor allen: Stuttgart, Heilbronn,
Esslingen, Ulm
1856 erste Genossenschaftsbank
in Stuttgart (Handwerkerbank)
1859 Märklin in Göppingen gegründet
1850
1851
1853
1854
1855
1843
1844
1846
1847
1848
1856
1857
1858
Cholerafälle in Hall
Einer der ersten Gewerbevereine Württembergs wird gegründet. Er möchte Seidenindustrie in Hall aufbauen – Maulbeerbäume werden gepflanzt
Leinespinnerei-AG gegründet
Mechanische Spinnerei Churr gegründet (übernimmt Leinespinnerei-AG)
Patentanmeldung von Zimmermeister Kolb: „Verbessertes
Wasserrad“
Privatsparverein entsteht (Vorläufer der Sparkasse)
Preisgünstige Zollvereinswaren hemmen den Absatz der heimischen Handwerker
Gewerbeschule schließt wegen mangelndem Interesse
Runkelrübenfabrik-AG gegründet (existiert nur kurz)
Patentanmeldung Apotheker Dr. Kober: „Tinktur zur Vertreibung der Sommersprossen. Haarwuchsmittel, Balsam bei
erfrorenen Gliedern“
Errichtung der Reallehranstalt
Kupferschmied Kirchdörfer eröffnet seinen Betrieb zur Herstellung von Brauereiapparaten
Neuerrichtung einer „practischen Gewerbeschule“ für Lehrlinge
Gewerbeausstellung – zahlreiche Prämierungen, aber keine
Haller Produkte von überregionaler Bedeutung
Patentanmeldung von Apotheker Zennegg: „Bereitung von
Haarpomenade“; Werkmeister Kolb: „Wasserleitungen aus
Zement“
Missernte lässt Brotpreis stark ansteigen
Hungersnot und Errichtung einer Suppenanstalt
Unzufriedenheit bei der Bevölkerung
Staat unterstützt auswanderungswillige Personen finanziell
Maßnahmen gegen den Handwerkerbettel und Arbeitsbeschaffung (Kultivierung des Galgenbergs)
Revolutionäre Bewegung ergreift die Stadt stark
Churr’sche Spinnerei in „lebhaften Schwung“
Uhrmacher Holch auf der Weltausstellung (London)
Dampfmaschine in Steinsalzwerk Wilhelmsglück eingesetzt
Knochenfabrik Ungeheuer: erste Dampfmaschine in Hall
Oberamtssparkasse (heute Sparkasse) gegründet
Uhrmacher Holch erhält eine Auszeichnung
Gewerbeausstellung; Churr erweitert Fabrik und setzt Dampfkraft ein
Gewerbliche Schulbildung wird mit der Schaffung der „Gewerblichen Fortbildungsschule“ vereinheitlicht
Stärkefabrik Renner gegründet
Gewerbebank (Vorläufer der VOBA) gegründet
3
1860
1870
1880
1860 Freihandelsvertrag zwischen
Frankreich und England
Wirtschafsaufschwung
1866 erstes transatlantisches Kabel verbindet Europa mi den USA
1867 Nobel erfindet das Dynamit
1869 Weltausstellung in Paris
Eröffnung des Suezkanals
1873 Maxwell begründet „Lehre
vom Elektromagnetismus“
1876 Bell konstruiert Telefon
1879 Elektrische Beleuchtung von
Edison (New York)
1883 Laval erfindet Dampfturbine
1861 Deutscher Handelstag möchte
Wirtschaftseinheit Deutschlands
Reis erfindet Telefon
1862 freier Handel zwischen Frankreich und Preußen
1863 Stahlgewinnung bei Krupp
1864 Friedrich Siemens entwickelt
Verfahren zur Herstellung von hochwertigem Stahl
1866 Deutscher Krieg – Sieg Preußens
1867 Werner Siemens erfindet Dynamo
1868 Chemische Herstellung des
Farbstoffes Indigo – Chemische
Industrie entsteht
1860 Arbeiterbildungsvereine entstehen
1862 Gewerbefreiheit und Aufhebung der Zünfte
1864 Magierus in Ulm gegründet
1869 Maschinenfabrik Voith in
Heidenheim gegründet
1862
1863
1865
1867
1868
1869
1870
1871
1871 einheitliche Zoll- und Währungsgebiet
bis 1873 Gründerboom – viele AGs
entstehen
1873-77 Gründerkrise
1876 Linde erfindet Kältemaschine,
Otto den Viertaktmotor
1879 Industrielle Nutzung des Thomas-Verfahrens
Siemens: Elektrische Lokomotive
1873 Heidelberger Zement und
NSU gegründet
1874 ff. Alle Branchen werden
durch die starke Konjunkturkrise
getroffen – viele Konkurse
1883 bis 1887 gesetzliche Sozialversicherung
1885 Mannesmann entwickelt Röhrenherstellung
1886 erstes Automobil von Daimler 1880
und Benz gebaut
1883
1887 Elektrische Zündung von
1885
Bosch entwickelt
1892
1875
1879
Gasfabrik wird in Betrieb genommen
Hall wird an das „Württembergische Eisenbahnnetz“ angeschlossen
Patentanmeldung von Chemiker Kolb: „Verbessertes Verfahren zur Bereitung von Leuchtgas“
Churr’sche Spinnerei geht an Rudolf Weber über, der weiter
expandierte (Dampfmaschine 100 PS)
Beschlägfabrik Friedrich Groß gegründet (später Grossag)
Wagenfabrik Schaffert &Co. gegründet
Gießerei Bischar, Heinrich, Lob und Hof gegründet
Kirchdörfer beginnt mit der Produktion von Feuerspritzen,
meldet Patent an und setzt Dampfmaschine ein
Beschlägfabrik Groß setzt ein Walzenkessel mit 8 PS zum
Schleifen, Bohren und Drehen ein. Er beginnt mit der Bügeleisenproduktion
Eisengießerei Wälde, Kade und Erath gegründet
Gewerbeausstellung
Stärkefabrikant Renner setzt Dampfmaschine ein
Papierfabrikant Illig installiert Dampfmaschine
Churr’sche Spinnerei wird vom Rottweiler Textilfabrikanten
„Held und Teufel“ übernommen
Kirchdörfer expandiert: Dampfmaschine mit 16 PS; nun ca. 40
Beschäftigte
Groß baut weitere Fabrikgebäude
Firmengründer Kirchdörfer stirbt; sein Sohn führt die Firma
weiter
Kirchdörfer kommt in finanzielle Engpässe und kann Kredit
nicht zurückzahlen
Dagegen trifft Groß die Gründerkrise nicht so stark und vergrößert seinen Maschinenpark
Neues Solbad wird in Betrieb genommen
Groß beschäftigt ca. 70 Mitarbeiter und expandiert
Kirchdörfer geht in Konkurs; Stärkefabrik Lindenberger übernimmt die Produktionsanlagen
Telefon in Hall
Mögliche Fragestellungen zur Synopse
1. Wann setzte die Industrialisierung in England, Deutschland, Württemberg 4. Aus welchen Gründen könnte der Bahnanschluss derart spät erfolgt sein?
und Hall ein?
5. Welche Ursachen kann es haben, dass heute in Hall keine Unternehmung
2. Welche neuen und Einrichtungen wurden in Hall frühzeitig geschaffen?
aus der Frühzeit der Industrialisierung mehr besteht?
3. Welche Wirkungen hatte der Anschluss an das Eisenbahnnetz für Hall? 6. Welcher Zusammenhang besteht zwischen der relativen Rückständigkeit
Halls im 19. Jahrhundert und dem heutigen Stadtbild?