Mittwoch, 14. September 2016 • Nr. 215 Neoliberale Hyperaktivität SCHULE Lehrergewerkschaft SEW kritisiert Claude Meisch Damien Valvasori Ob im Bereich der Grundschule oder der Sekundarstufe: Die Lehrergewerkschaft SEW-OGBL ließ kein gutes Haar an der Politik des Bildungsministers. Davon abgesehen, dass der DPPolitiker „den Dialog mit der Basis abgebrochen“ habe und sich in einem „permanenten Wahlkampf“ befinde, betreibe Claude Meisch eine neoliberale Schulpolitik, die eine Ellenbogenmentalität unter den Schulen, Schülern und Lehrern schaffe. Die soziale Kohäsion sei in Gefahr, da ein Mit der Einführung einer größeren Autonomie für Schulen will sich Claude Meisch seiner Verantwortung entziehen Jules Barthel, SEW Foto: Isabella Finzi Bei ihrer traditionellen Pressekonferenz zum Schulbeginn hat die Lehrergewerkschaft SEW-OGBL Claude Meisch heftig kritisiert. Dieser sei ein „hyperaktiver“ Minister, der eine neoliberale Bildungspolitik betreibe. Patrick Arendt (l.) und Jules Barthel (2.v.l.) machten ihrem Unmut Luft Konkurrenzkampf unter den Schülern entfacht werde, bei dem sich nur die starken und sozial besser gestellten Kinder und Jugendlichen durchsetzen würden. Patrick Arendt, beim SEW für die Grundschule zuständig, betonte, dass immer mehr Kinder nach der Grundschule ins „Modulaire“ orientiert werden würden. Dass der Bildungsminister den Eltern nun mehr Mitspracherecht bei der Orientierung geben will, sei nur Augenwischerei und diene dazu, die Statistiken zu manipulieren. Diese Reform führe nämlich nur dazu, dass mehr Kinder in klassische Lyzeen orientiert werden würden. Dies sehe in den Statistiken gut aus, würde jedoch nichts über die tatsächliche Entwicklung der Schüler aussagen. Um besonders den Eltern aus bildungsfernen Schichten zu helfen, die Entwicklung ihrer Kinder zu verstehen, setzt sich der SEW für ein komplett neues Notensystem in der Grundschule ein. Einfache Benotungen von 0 bis 10 schweben der Gewerkschaft vor. Der SEW macht sich im Bereich der Grundschule ebenfalls Sorgen um die neuen Lehrer. Wegen der dreijährigen „Stage“Zeit würden diese sich mehr auf die Arbeiten während des „Stage“ als auf ihren Unterricht konzentrieren, was letztlich den Schülern schade. Auch im Bereich der Sekundarschule zeigt sich der SEW äußerst unzufrieden. Der hohe Rhythmus, mit dem Claude Meisch große Projekte ankündige, erinnere an Hyperaktivität. Oftmals seien diese allerdings nicht wirklich durchdacht und undurchsichtig. Jules Barthel nannte vor diesem Hintergrund u.a. das Beispiel der Europaschule in Differdingen. Die Nachfrage sei viel größer als die angebotenen Plätze gewesen. Nach welchen Kriterien die Schüler nun selektioniert und ob diese Kriterien von irgendjemandem überprüft wurden, sei nach wie vor nicht bekannt. Auch die geplante größere Autonomie der Schulen wird von der SEW kritisiert. Laut der Lehrergewerkschaft diene diese Meisch vor allem dazu, sich seiner Verantwortung zu entziehen. Bezüglich der finanziellen Mittel betonte der SEW, dass das Ministerium durchaus über genügend Geld verfüge, dieses allerdings falsch investiere. So würden deutlich zu viele Expertenposten geschaffen werden. Letztlich ist die Politik des Ministers laut dem SEW von großen, allerdings schlecht durchdachten Ankündigungen geprägt. Demnach muss Claude Meisch auch im kommenden Schuljahr mit viel Gegenwind rechnen. Der Bildungsminister hört nicht auf die Basis. Er hat den Dialog abgebrochen und betreibt einen permanenten Wahlkampf. Patrick Arendt, SEW 48.176 Anzahl der Kinder, die für das Jahr 2016/17 in Luxemburg in einer Grundschule eingeschrieben sind. 37.193 Jugendliche besuchen ab morgen eine öffentliche Sekundarstufe. 37,7 Prozent aller Grundschüler wurden im vergangenen Jahr auf ein klassisches Lyzeum orientiert. Die Behörde wird schneller Nationalitätengesetz mal technisch ASYL 197 Anträge im August GESETZESÄNDERUNG 70 Modifikationen geplant Foto: François Aussems Maïwenn Legrand Im August bekamen 23 Menschen den Flüchtlingsstatus Leichter Anstieg bei der Ankunftszahl von Flüchtlingen: 197 Menschen beantragten im letzten Monat in Luxemburg Asyl. Das sind sieben mehr als im gleichen Monat des Jahres davor. Im Juli waren es 131 Menschen. Auf das ganze Jahr gesehen haben somit bisher 1.221 Menschen in Luxemburg Asyl beantragt. Die meisten Schutzsuchenden kommen aus Syrien. Nach ihnen sind die Iraker, dicht gefolgt von Fliehenden aus dem Kosovo, an zweiter beziehungsweise dritter Stelle. Im August bekamen 23 Menschen den Flüchtlingsstatus zuerkannt. Dies erklärt sich v.a. durch die Sommerferien. Die Prozeduren sind jedoch viel schneller als im Jahr davor. Bis zum August 2016 haben 406 Menschen ihren Status erhalten. 2015 waren es insgesamt 200. 27 mit Türkei-Deal Die Behörde hat also in der Hälfte dieses Jahres das Doppelte des gesamten letzten Jahres geschafft. Nicht inbegriffen sind laut Außenministerium die 27 Personen, die durch den Flüchtlings-Deal mit der Türkei in Luxemburg platziert wurden. Diese haben den Status sofort erhalten. Tageblatt.lu Das Gesetz über die luxemburgische Staatsbürgerschaft von 2008 wird bekanntlich reformiert, der neue Entwurf liegt seit März vor. Dieser soll nun auf 70 Punkten angepasst werden – allerdings nicht die „politischen“ Punkte. Der Text des Nationalitätengesetzes hat also eine Reihe „amendements“ vor sich, die zuständige juristische Kommission des Parlaments arbeitet im Moment daran. Allerdings sind die Änderungen nach Aussage von Kommissionspräsidentin Viviane Loschetter („déi gréng“) „eher technischer Natur“ und es sei „nichts Politisches“. „Nichts Politisches, nur Technisches“ Das Parlament werde am ursprünglichen Inhalt des Textes festhalten, „weil es dafür einen politischen Konsens gibt“. Einige Modalitäten zur Einbürgerung sollen sich ändern, insgesamt immerhin 70 Veränderungen. Zum Beispiel könnte modifiziert werden, welche Dokumente vom Justizministerium von Kandidaten verlangt werden können, oder auch wer die erforderlichen Luxemburgisch-Kurse geben darf, ob also weiterhin nur das „Institut national des langues“ dafür zugelassen ist oder zukünftig auch Privatpersonen Kurse anbieten dürfen. Viviane Loschetter betonte nochmals, es sei „nichts Politisches dabei, daran rühren wir nicht“. Gut 20 Änderungen wurden bei der letzten Sitzung der Arbeitsgruppe Anfang der Woche verfasst. Es gilt weiterhin der Zeitplan, dass das Gesetz im Januar 2017 in Kraft treten soll. Persönlich erstellt für: asbl asti 10 POLITIK Tageblatt
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