Einführung in die Arbeitswissenschaft Übung zur Lehreinheit 4 Analyse der Zeitstruktur von Arbeitsprozessen Sommersemester 2016 Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Christopher M. Schlick Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft Betreuer: Dipl.-Ing. Tobias Hellig E-Mail: [email protected] © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen Aufgabe 1 (I) An Werkstücken ist jeweils eine Auflagefläche in Kleinserie zu fräsen. Um den Arbeitsablauf effizienter zu gestalten, hat Herr Schulze als Mitarbeiter des Industrial Engineering die Aufgabe, zunächst eine Ist-Analyse des Ablaufes vorzunehmen. Dazu beobachtet er den Arbeitsablauf und notiert sich einzelne Ablaufabschnitte. a) Helfen Sie Herrn Schulze dabei, indem Sie unter Zuhilfenahme der Abbildung 1 den in Tabelle 1 notierten Ablaufabschnitten die entsprechenden Ablaufarten nach REFA (MH, MN, MZ etc.) zuordnen. (Bildquelle: www.wegmann.ch) © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 4-2 Aufgabe 1 (II) Abbildung 1: Ablaufgliederung bezogen auf den Menschen Tätigkeit im Einsatz MI außer Einsatz ML Mensch M Betriebsruhe MT Unterbrechen MK der Tätigkeit Haupttätigkeit MH Nebentätigkeit MN Zusätzliche Tätigkeiten MZ Ablaufbedingtes Unterbrechen MA Störungsbedingtes Unterbrechen MS Erholen ME MR Persönlich bedingtes MP Unterbrechen MX nicht erkennbar (Quelle: REFA 1997) © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 4-3 Aufgabe 1 (III) Tabelle 1 Nr. Tätigkeit Ablaufart 1. Auftrag und Zeichnung lesen 2. Walzenfräser aufnehmen, einspannen und Maschine einstellen 3. Werkstück aufnehmen und einspannen 4. Fräsen und Anschnitt überwachen 5. Fräsen ohne Überwachung 6. Werkstück ausspannen 7. Kontrolle der Oberflächengüte des Werkstücks (planmäßige Sichtkontrolle) 8. Werkstück ablegen Außerplanmäßiges Wechseln des Walzenfräsers, da sich die 9. Oberflächengüte des Werkstücks infolge von vorzeitiger Abnutzung des Fräsers verschlechtert hat 10. Meister stellt dem Mitarbeiter an der Fräse einen neuen Kollegen vor © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 4-4 Aufgabe 2 (I) In einer mechanischen Werkstatt sollen Stahlblech-Schutzkappen gezogen werden. Die für diese Arbeitsaufgabe notwendigen Ablaufabschnitte an der Ziehpresse sowie die Sollzeiten und Zeitarten der Ablaufabschnitte sind in Tabelle 2 dargestellt. a) Ordnen Sie den Ablaufabschnitten die entsprechende Zeitart für den Menschen und das Betriebsmittel zu. b) Berechnen Sie für das Ziehen von 300 Stück Stahlblech-Schutzkappen die Auftragszeit T sowie die Belegungszeit des Betriebsmittels TbB. Hinweise: Die Ablaufabschnitte 1, 2 und 9 werden als Rüstarbeiten von einem Vorarbeiter ausgeführt und sind in der Auftragszeit der Arbeitsperson, die die Maschine bedient, nicht zu berücksichtigen, wohl aber in der Belegungszeit. Der An- und Abtransport des Werkzeuges erfolgt durch einen Transportarbeiter, der auch die Anlieferung des Werkstoffes und den Abtransport der Schutzkappen vornimmt. Während des Auf- und Abrüstens ist der Bedienungsmann an einer anderen Presse eingesetzt. © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 4-5 Zeitgliederung für die Auftragszeit Auftragszeit T (Vorgabezeit für den Menschen) Ausführungszeit Rüstzeit tr ta = m te Zeit je Einheit te Grundzeit tg Erholungszeit ter Verteilzeit tv Grundzeit trg Erholungszeit trer Verteilzeit trv weitere Gliederung möglich Tätigkeitszeit tt Wartezeit tw sachliche Verteilzeit ts persönliche Verteilzeit tp Quelle: REFA 1997 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 4-6 Aufgabe 2 (II) Tabelle 2: Arbeitsablauf „Arbeit an einer Ziehpresse“ (Mengeneinheit 1) Arbeitsaufgabe: Ziehen von Stahlblech-Schutzkappen Eingabe: gestanzte Platinen, Zeichnungs-Nr. 026/417 Betriebsmittel: 800 t - Ziehpresse Auftragsmenge m: 300 Stück Verteilzeitprozentsatz zv: 7 % Betriebsmittel - Rüstverteilzeitprozentsatz: zrvB: 7% Nr. Ablaufabschnitt Betriebsmittel - Verteilzeitprozensatz zvB: 7% Sollzeit in [min] 1 Ziehwerkzeug in Presse einbauen 8,00 2 Probezug mit Kontrolle 1,30 3 Platine greifen und zur Presse transportieren 0,10 4 Platine in Matrize einlegen 0,05 5 Presse beidhändig eindrücken, pressen 0,15 6 Schutzkappe aus Matrize nehmen 0,08 7 Schutzkappe ablegen 0,06 8 Vom Transportkasten zur Palette gehen 0,06 9 Ziehwerkzeug ausbauen 5,00 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen Erholungszeit ter: 0,015 min/Stück (gesonderte Ermittlung) Zeitart Mensch Betriebsmittel 4-7 Aufgabe 3 In einer von Herrn Müller durchzuführenden Multimomentstudie zur Rüstzeitoptimierung sollen 45 Fräsmaschinen einbezogen werden. Wie viele Rundgänge sind notwendig, wenn dem Ergebnis eine Irrtumswahrscheinlichkeit von maximal 5 % zugrunde liegen soll. Gehen Sie davon aus, dass eine Gesamtabweichung f‘ von 1,5 % nicht überschritten werden darf. Hinweis: Bei der letzten Erhebung hatte die Rüstzeit einen Anteil von 15 %. Es gilt: z2 / 2 p (100% p) N f 2 N´ = Gesamtzahl der erforderlichen Notierungen p´ = Erwartungswert in Prozent f´ = gewünschtes Streumaß bzw. tolerierter Fehler z/2 = 1,96 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 4-8 Verständnisfragen (I) 1) Erläutern Sie den Unterschied zwischen Ablaufarten und Zeitarten. Warum sind sie eine wichtige Grundlage für das Arbeitsstudium? 2) Wann ist das Betriebsmittel bezogen auf die Ablaufarten im Einsatz? 3) Nennen Sie drei Ursachen für „außer Einsatz“ des Betriebsmittels. 4) Geben Sie ein Beispiel an für die zusätzliche Nutzung des Betriebsmittels. 5) Geben Sie drei Beispiele für die störungsbedingte Unterbrechung der Nutzung des Betriebsmittels an. 6) Erläutern Sie die Zeitarten, aus denen sich die Grundzeit zusammensetzt. © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 4-9
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