Kurt von Storch zeichnet 3 Szenarien für 2026

Finanzrepression, Inflation, Helikoptergeld
Kurt von Storch zeichnet 3 Szenarien für 2026
Im Rahmen seines Vortrags „Robustheit in einer fragilen Welt“ zeichnet Kurt von Storch, Chef und
Mitgründer der Kölner Vermögensverwaltung Flossbach von Storch, drei Szenarien für die Wirtschafts- und
Finanzmärkte im Jahr 2026.
„The point of no return“ wurde zur “Robustheit in einer fragilen Welt“ - Kurt von Storch, Chef und
Mitgründer der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch änderte den ursprünglich geplanten Titel
seines Vortrags auf dem private banking kongress in Hamburg. Eine Titeländerung sei nichts
Ungewöhnliches, sagt der Finanzexperte. Schließlich habe sich in den letzten Monaten, nachdem er
den ursprünglichen Titel des Vortrags formuliert hatte, auf den Finanzmärkten einiges geändert.
Das zeigt, wie schwierig eine mittel- oder langfristige Prognose sein kann. Das weiß auch Kurt von
Storch. Das vierte Szenario sei eigentlich am wahrscheinlichsten, sagt er und zeigt eine Folie mit
großem Fragezeichen. Witzig, aber wenig hilfreich, wenn man eine zukunftsfähige langfristige
Anlagestrategie entwickeln will. Daher versucht der Vermögensverwalter es doch mit einer
Zehn-Jahres-Prognose und zeichnet drei verschiedene Szenarien.
Szenario 1: Niedriges Wachstum, niedrige Inflation, unverändertes Zinsniveau
Im ersten Szenario beträgt die Zinslast des Bundes nur noch 6,3 Milliarden Euro - das entspricht
weniger als 2 Prozent des Haushalts. Aufgrund des niedrigen Zinsniveaus strömen Investoren in Aktien
und Betongold: Die Immobilienpreise sind weiter gestiegen, die Kurse und Bewertungen ertragsstabiler
Unternehmen gehen durch die Decke. Der Goldpreis liegt bei über 2.000 US-Dollar pro Unze.
Banken, Versicherer, Pensionskassen, Stiftungen und deutsche Privatanleger leiden unter den
Niedrigzinsen. Staatliche Rente schlägt Pensionskassen, Lebensversicherer wurden vom Staat
aufgefangen, viele Stiftungen sind auf Spenden angewiesen, um ihren Stiftungszweck zu erfüllen. Das
Bankgeschäft ist unprofitabel geworden: Um Abhilfe zu schaffen, verlangen Banken Strafzinsen bereits
für Guthaben ab 10.000 Euro. Tresore sind ausgebucht, deutsche Sparer verzweifelt - als Folge
nehmen soziale Spannungen zu.
Szenario 2: Zinswende ohne echten Aufschwung und ohne Inflation
Das zweite Szenario, das von Storch als unwahrscheinlich bezeichnet, hätte extreme Konsequenzen für
Bürger und Anleger. Nach diesem Szenario ist die Staatsverschuldung 2026 deutlich gestiegen. Das
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setzt den Euro-Peripherie-Staaten zu, die an ihrer Zinslast zu ersticken drohen. Extreme Verluste dieser
Länder machen Bankrettungen nötig. Der Euro bricht auseinander. Da Kredite nicht mehr bedient
werden konnten, sind die Immobilienpreise kollabiert. Auch Anleihen und Aktien fragiler Unternehmen
brechen zusammen, während Qualitätsaktien immerhin ihren Wert halten können. Der Goldpreis steigt
auf Rekordhoch.
Szenario 3: Fiskal- und Geldpolitik reichen sich die Hände
Das dritte Szenario, dem von Storch die gleiche Wahrscheinlichkeit wie dem ersten einräumt, sieht
Finanzrepression und den Einsatz von Helikoptergeld vor. Das reale Wirtschaftswachstum in der
Eurozone liegt bei 3,5 Prozent. Hinzu kommt die auf 3,5 Prozent gestiegene Inflationsrate. Damit steigt
das Nominalwachstum auf 7 Prozent.
Der EZB-Leitzins steigt auf 1 Prozent; die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen kratzt an der offiziellen
EZB-Obergrenze von 2,5 Prozent. Die Seignorage, die zurück an die Staaten fließt, macht das höhere
Zinsniveau für die Staatshaushalte erträglich. Die Finanzrepression führt zu einem negativen Realzins,
dadurch können private Schuldner die steigenden Zinsen besser verkraften.
Durch steigende Steuereinnahmen und eine niedrige Zinsenlast bleiben Haushaltsdefizite unter 38
Prozent. Dank geringem Defizit und dem starken Nominalwachstum sinkt die Staatsschuldenquote. Das
Finanzsystem stabilisiert sich. Der Dax steigt auf 30.000 Punkte, der Goldpreis liegt bei über 2.000
US-Dollar pro Unze.
Bei diesem Szenario bestehe allerdings die Gefahr, dass die Inflation außer Kontrolle gerät, sagt von
Storch. Das sei wie bei einer Ketchup-Flasche: Erst kommt ganz lange nichts, und dann fast alles auf
einmal. Bei Helikoptergeld bestehe zudem die Gefahr, dass die Wirtschaft kollabiert, sobald ihr das
zusätzliche Geld wieder entzogen wird.
Dieser Artikel erschien am 16.09.2016 unter folgendem Link:
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