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SAMSTAG, 10. SEPTEMBER 2016
NUMMER 210
Allgäu-Kultur | Allgäu-Sport
Duell mit dem
Rekordmeister
Chorakademie und
Carl-Orff-Chor
singen neue Werke
Marktoberdorf „Audite Nova – Neues hören, Neues wagen“ ist das Motto des Jahreskonzerts der Schwäbischen Chorakademie mit dem CarlOrff-Chor Marktoberdorf am Freitag, 16. September, um 20 Uhr in
der Stadtpfarrkirche St. Martin in
Marktoberdorf. Stefan Wolitz, der
beide Chöre leitet, hat ein Programm mit geistlicher Chormusik
des 20. und 21. Jahrhundert zusammengestellt. Im ersten Konzertteil
singt der Carl-Orff-Chor Werke von
Vytatas Miškinis, Rihards Dubra
und Ko Matsushita. Die Schwäbische Chorakademie und der überregionale Jugendchor des Chorverbands Bayerisch-Schwaben interpretieren anschließend Werke unter
anderem von Ola Gjeilo, Trond
Kverno, Vytatas Miškinis und Whitacre. Höhepunkt des Konzerts sind
Auszüge aus der Messe für zwei
vierstimmige Chöre von Frank
Martin, die beide Chöre gemeinsam
singen. Der Eintritt ist frei. (az)
Briefe an die
Kultur-Redaktion
Wir freuen uns über jede Zuschrift,
die sich mit der Zeitung und ihrem
Inhalt auseinandersetzt. Die Einsender vertreten ihre eigene Meinung.
Kürzungen bleiben in jedem Fall
vorbehalten.
Tränenreich
Zum Artikel „30 000 Besucher sind absolut gigantisch“ vom 3. September, in
dem der Produzent des Ludwig2-Musicals Benjamin Sahler ein positives Fazit
der Aufführungen im Füssener Festspielhaus zog:
Mir ging es wie der carthagischen
Königin Dido, die ausrief: „Wer
könnte sich bei solcher Schilderung
(des Griechen Aeneas) der Tränen
enthalten?“ Auch ich ging tief berührt durch die Bekundungen des
Herrn Sahler, tränenbenetzt zu
Bett. 30 000 Musikal-Besucher, in
einem der schönsten Theater (dem
gegenüber das Münchner Cuvilliés
eine Jahrmarktbude ist) – wahrlich
gigantisch. Kommen Riesenerfolge solcherart immer noch nicht bei
Kaufinteressenten fürs Haus an,
empfehle ich: Den Besucherstrom
auf 60 000 Köpfe erhöhen, die
Menschen beim Zujubeln nicht nur
auf-, sondern aufeinander stehen
und sie nach jedem Akt deutlich lauter schluchzen lassen. Zudem würde ich Herrn Sahler auch raten zu
vermelden, ganz viele Menschen
seien nicht bis fünfmal, nein, bis
zehnmal ins Theaterforum geeilt.
Getrieben von schier unstillbarer
Sehnsucht nach einem Musikœuvre so virtuos, dass selbst Fachleute
wie der Wagner, der Puccini, der
Mozart oder der Verdi es nur neidvoll zu würdigen gewusst hätten.
Hans Georg Lappas, Pfronten
Befremdlich
Zum Artikel „Der Mann, der Emma zum
Singen bringt“ vom 3. September, in
dem es um das Konzert des Cellisten Alban Gerhardt und des Pianisten Matthias Kirschnereit in Füssen ging:
Mich hat die Berichterstattung
über das Konzert von Matthias
Kirschnereit und Alban Gerhardt
doch sehr befremdet, die als Duo
im Rahmen des Vielsaitig-Festivals
in Füssen aufgetreten sind. In der
Rezension wurde Gerhardt durch
das Foto, die Titelzeile und den
mehrspaltigen Text besonders hervorgehoben, während Kirschnereit lediglich in einem kurzen Abschnitt erwähnt wurde. Michael
Dumler scheint entgangen zu sein,
dass Matthias Kirschnereits Klaviersolo mit frenetischem Applaus
bedacht wurde. Alban Gerhardt ist
nicht als Solist aufgetreten, und so
empfinde ich die Rezension als
grobe Unhöflichkeit dem Pianisten
gegenüber, der sich bei diesem
Festival über mehrere Jahre durch
besonderes Engagement ausgezeichnet hat.
Beate Krähling, Frankfurt
Tischtennis Am Sonntag kommt Düsseldorf mit
Spitzenspieler Timo Boll nach Ochsenhausen
Stilles und Hintergründiges im Kunsthaus Kaufbeuren
Einen Kontrapunkt zum oft lauten und schrillen
Kunstbetrieb setzt das Kunsthaus Kaufbeuren mit
seiner aktuellen Schau „High & Slow“. In der Ausstellungshalle sind Werke der japanischen Künstlerin
Hana Usui (geboren 1974) und des Berliners Thilo
Westermann gegenübergestellt. Beide verbindet das
handwerklich fundierte, konzentrierte und langwierige Arbeiten. Usuis Drucke (links „Pumpkin“)
kommen aus der Tradition der fernöstlichen Kalligrafie. Der 1980 geborene Westermann erstellt seine
bis ins Detail ausgearbeiteten Stillleben in einer aufwendigen Hinterglastechnik (rechts „Vanitas, Paeonia lactiflora“). Eine ausführliche Besprechung folgt.
Zu sehen bis 11. Dezember: täglich (außer montags)
von 11 bis 18 Uhr, Donnerstag 10 bis 20 Uhr.
maf/Fotos: Mathias Wild
Schatzsucher in Übersee
Classix-Festival Leiter Oliver Triendl hat sich in Nordamerika
umgeschaut und zahlreiche kammermusikalische Perlen entdeckt
Kempten Oliver Triendl ist ein
Schatzsucher. Jahr für Jahr sucht
der Pianist im Schulterschluss mit
Konzertorganisator Dr. Franz Tröger für das Kammermusikfestival
Classix nach Schätzen. Diesmal
wagt das Duo den Sprung über den
Großen Teich: „Aus der Neuen
Welt – Angeeignetes und Originäres“ lautet das Motto des Festivals,
das vom 18. bis 25. September im
Kemptener Stadttheater über die
Bühne geht. Werke von Größen wie
Copland, Bernstein, Gershwin,
Korngold, Hindemith, Glass und
Ives stehen auf dem Programm,
aber auch viele von hierzulande eher
unbekannteren Komponisten wie
George Antheil, John Harbison, Ernest Bloch oder Osvaldo Golijov.
„Es sind wieder viele Perlen dabei“,
verspricht der künstlerische Leiter
des Festivals, Oliver Triendl (46),
im Gespräch mit unserer Zeitung.
Herr Triendl, das Classix-Festival ist
seit zehn Jahren bekannt dafür kammermusikalische Schätze zu bergen.
Wird das nicht von Jahr zu Jahr
schwieriger?
Triendl: Nein. Da gibt es noch viel
Stoff, solange wir neugierig bleiben.
Wir versuchen ja immer Neuland zu
betreten, unbekanntere Regionen zu
entdecken und auch über Grenzen
zu gehen. Und das ist immer eine
gewinnbringende Angelegenheit.
Festivalthemen waren bislang beispielsweise Frankreich, Ungarn,
Großbritannien, Russland, Südostoder Nordosteuropa. Nun wagen Sie
erstmals den Sprung über den großen
Teich. Wie ist die kammermusikalische
weise auch die ausbalancierte Auslastung unserer gut 20 Musiker, also
dass nicht einer fünfzehn Stücke
spielt und der andere nur drei. Dann
soll natürlich eine Vielfalt der Besetzung gegeben sein, also vom Duo bis
zur kammersinfonischen Formation. So reduziert sich die Anzahl der
Stücke systematisch. Auch diesmal
mussten wir wieder schweren Herzens das ein oder andere herauswerfen.
Neugierig auf Unbekanntes: Pianist Oliver Triendl.
Foto: Julien Bourgeois
Szene in den USA, in Kanada und
Mexiko?
Triendl: Nordamerika ist wirklich ein
reiches Kulturland. Da gibt es viel
zu entdecken. Die Schatzsuche war
eigentlich wie immer. Wenn man anfängt zu suchen, dann kommt man
auf vieles, dann erschließen sich
ganz neue Perspektiven. Leute wie
Ives, Gershwin oder Bernstein sind
ja nicht wie Pilze aus dem Boden gekommen. Da ist Humus da, sie kommen aus einer Tradition heraus. Wie
das in den vergangenen Jahren auch
war, sind deshalb wieder viele Perlen
dabei.
War es schwer, das Programm einzugrenzen?
Triendl: Ja, natürlich. Wir haben ja
ein kleines Festival mit sechs Konzerten. Und so mussten wir wieder
sehr reduzieren.
Nach welchen Kriterien gehen Sie vor?
Triendl: Ein Kriterium ist beispiels-
Konzerte, öffentliche Proben und Komponistengespräch
Die Konzerte des Festivals Classix (18.
bis 25. September) finden im großen Saal des Stadttheaters in Kempten
statt. Zu hören sind in wechselnden
Besetzungen Werke von Komponisten
aus den USA, Kanada und Mexiko.
● Auftakt-Konzert Sonntag, 18. September, 19 Uhr (ermäßigter Preis)
● Konzert 1 Mittwoch, 21. September, 20 Uhr
● Konzert 2 Donnerstag, 22. September, 20 Uhr
● Konzert 3 Freitag, 23. September,
20 Uhr
● Konzert 4 Samstag, 24. September, 20 Uhr
● Konzert 5 Sonntag, 25. September,
17 Uhr.
● Komponistenporträt Der österreichische Kulturjournalist Peter Kislinger spricht am Samstag, 24. September, um 18.30 Uhr im kleinen Saal
des Stadttheaters mit dem „Composer
in Residence“ Derek Bermel über
dessen Arbeit und Werke (Eintritt frei).
● Proben Öffentliche Proben ab Montag, 19. September, täglich ab 9
Uhr im Stadttheater und in der benachbarten AÜW-Stadtsäge (Aushänge
beachten). (mdu)
Karten gibt es bei unserer Zeitung,
Telefon 0831/206 55 55.
O
Eine Besonderheit des Festivals ist
auch, dass die Musiker vor Ort in öffentlichen Proben die einzelnen Programme einstudieren ...
Triendl: Den Probenplan zu erstellen, ist jedes Mal eine große Herausforderung, auch wegen der begrenzten Anzahl von Musikern und der
teilweise sehr großen Besetzungen.
Bei mir laufen eben die Fäden zusammen, ich bin derjenige, der alle
Stücke und auch die Kollegen kennt.
Es ist eine Heidenarbeit, und sie
dauert noch an.
Was für den Musiker eine Perle ist,
muss noch lange nicht für den Zuhörer
gelten.
Triendl: Ja, wir hatten in den vergangenen Jahren schon des Öfteren den
Fall, dass zum Beispiel Stücke, bei
denen die Musiker etwas skeptisch
waren, ob sie ankommen würden,
dann vom Publikum sehr gut aufgenommen wurden.
Sie sind Pianist. Welche Perle haben
Sie denn für sich entdeckt?
Triendl: Das Klavierquintett von Leo
Ornstein würde ich sehr gern spielen. Aber das wird zum Festivalabschluss der schwedische Kollege
Bengt Forsberg übernehmen.
wurde gut verstärkt: Hinzu kamen
mit Anton Källberg und Kristian
Karlsson vom Champions-LeagueSieger Pontoise Cergy zwei ambitionierte Schweden sowie mit Stefan
Fegerl die aktuelle Nummer eins
Österreichs und Nummer 21 der
Weltrangliste.
Im Gegensatz zu Düsseldorf, das
bis auf den 19-jährigen Anton Källberg auf routinierte Topspieler
setzt, spielt in Ochsenhausen die Jugend die Hauptrolle. Mit einem
Durchschnittsalter von exakt 20
Jahren stellt man die jüngste Mannschaft der Bundesliga. Simon Gauzy, Yuto Muramatsu, Hugo Calderano, Jakub Dyjas und Joao Geraldo
wollen die Herausforderung dennoch meistern.
In der neuen September-Weltrangliste gab es nochmal einige Veränderungen: Simon Gauzy bleibt an
Position 18 und Hugo Calderano auf
31, Yuto Muramatsu machte einen
Sprung nach oben von 48 auf 33, Jakub Dyjas verbesserte sich von 44
auf 43 und Joao Geraldo rutscht von
57 auf 64 ab. (az)
Sport-Streiflichter
Kuiper folgt auf Bösl
Der Bundesstützpunkt des Deutschen Skiverbands (DSV) in Oberstdorf hat einen neuen Chef. Nachfolger von Peter Bösl, der zum DSV
nach München wechselt, ist der
30-jährige
Diplom-Sportwissenschaftler Florian Kuiper. Der gebürtige Westfale war früher selbst
Leistungssportler und hat neben
zahlreichen Trainerlizenzen auch
die neue Ausbildung zum DOSBVerbandsmanager absolviert. Als
Schwerpunkte seiner Aufgabe nennt
Kuiper unter anderem, die Rahmenbedingungen für Athleten und
Trainern zu verbessern, Planung
und Abwicklung von Veranstaltun-
gen sowie die Kooperation zwischen
Behörden, Sportverbänden und
dem Stützpunkt zu organisieren und
zu lenken. Kuiper, der auch als
designierter
Nachfolger von
Bösl
als
Geschäftsführer des
Oberstdorfer Skiinternats
gilt:
„Peter Bösl hinFlorian Kuiper
terlässt einen gut
organisierten
Stützpunkt. Ich freue mich auf die
kommenden Aufgaben und Herausforderungen.“ (dh, Foto: Haug)
Comets-Fans lassen Rasend schnell vor
sich typisieren
40 000 Zuschauern
Ein voller Erfolg war die Typisierungs- und Spendenaktion der Allgäu Comets mit der Deutschen
Knochenmarkspenderdatei
(DKMS) beim Football-Bundesliga-Heimspiel gegen Saarland. Initiatorin Monika Fischer freute sich,
dass sich 150 Personen, darunter
auch viele Spieler, typisieren ließen.
Andere spendeten Geld. Die Vertreter der DKMS betonten, dass jeder
Einzelne, der sich typisieren lässt,
die Chance erhöht, ein Menschenleben zu retten. Comets-Pressesprecher Florian John: „Wir freuen uns,
dass wir die Aktion organisieren
durften. Wenn dadurch sogar ein
Leben gerettet wird, wäre dies für
uns eine riesige Belohnung.“ (fj)
Das Dragsterteam „Burnen &
Wheelen“ aus Weitnau war bei den
31. Nitrolympix in Hockenheim am
Start. Bei der größten DragsterVeranstaltung in Europa erreichte
Fahrer Markus Laur vor 40 000 Zuschauer das Halbfinale. Dort kam
der 35-Jährige auf den dritten Platz
in der Klasse Funny Bike. Bei den
Beschleunigungsrennen erreichte er
mit seinem Eigenbau Geschwindigkeiten bis zu 300 km/h. Zum Team
gehören auch Mechaniker Matthias
Sanktjohanser und Designerin Veronika Laur-Baumann. Mit Platz
drei sind die Weitnauer sehr zufrieden: „Das ist ein großer Erfolg und
ein Schritt in die richtige Richtung“,
resümiert Laur-Baumann. (fro)
Junge Reiterin
sorgt für Furore
Finden in Kempten präsentierte Werke den Weg in andere Konzertsäle?
Triendl: Ja, immer wieder. Einige
Musiker haben in den vergangenen
Jahren Stücke mitgenommen und
bei ihren Konzerten gespielt. Heuer
etwa wurden fünf Stücke, die wir
vor zwei Jahren in Kempten aufgeführt haben, beim größten Kammermusikfestival Finnlands, in
Kuhmo, gespielt. Das freut einen
natürlich, dass da Kemptener Fundstücke den Weg ins Ausland gefunden haben. Denn darum geht es uns
ja: unbekanntere Werke publik zu
machen.
Interview: Michael Dumler
Allgäuer Zeitung, 10.09.2016
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Allgäuer Zeitung
Ochsenhausen Keine Frage, der
Schock sitzt noch tief bei den jungen
Spielern der TTF Liebherr Ochsenhausen. Sie standen so dicht vor dem
Einzug ins Pokal-Viertelfinale und
sind dennoch auf der Ziellinie gescheitert – vornehmlich an den eigenen Nerven. So wurde durch die unglückliche Pokal-Niederlage in Bremen ein Saisonziel verfehlt. Nun
wollen sich die Oberschwaben ausgerechnet gegen den Rekordmeister
Borussia Düsseldorf mit Deutschlands Spitzenspieler Timo Boll den
Frust von der Seele spielen. Beginn
ist am Sonntag um 15 Uhr in der
Dr.-Hans-Liebherr-Halle in Ochsenhausen.
Die Partie zählt in der Tischtennis-Bundesliga mittlerweile zu den
Klassikern. Und irgendwie scheint
der amtierende Titelträger den TTF
zu liegen, denn in der vergangenen
Saison wurden alle Partien gewonnen. Der 35-jährige Timo Boll, aktuelle Nummer 13 der Welt, ist das
Zugpferd des Klubs, der insgesamt
auf 66 nationale und internationale
Titel zurückblickt. Die Truppe
Alisa Miller vom RFV Dietmannsried hat
das Bundesnachwuchschampionat geFoto: Mirka Nielkens
wonnen.
Die 16-jährige Dressurreiterin Alisa
Miller vom RFV Dietmannsried
sorgte bei der deutschen Jugendmeisterschaft in Riesenbeck für Furore. Sie gewann das Bundesnachwuchschampionat, eine Dressurreiterprüfung der Klasse L, bei dem sie
auf drei verschiedenen Pferden reiten musste. Eine Ehrung erhielt
auch ihre Trainerin Sonja Reinalter.
Schlüssel für den Sieg war, dass Alisa sie mit allen drei Pferden Wertnoten von 8,0 und mehr erreichte. Dabei schien ihr eigener neunjähriger
Dunkelfuchs Sullivan das schwierigste Pferd zu sein, denn mit den
Tieren ihrer Konkurrentinnen erhielt sie höhere Noten. Vor ihrem
Erfolg hatte Miller bereits den
schwäbischen Titel der Jungen Reiter geholt, bei der „Bayerischen“
wurde sie Sechste. (az)