SAC Expeditionsbericht Tien Shan

SAC Expeditionsbericht Tien Shan
Endlich ging es los nach Tien Shan, 15. Juli Treffpunkt Flughafen Zürich. Nachdem unser Gepäck
aufgegeben war, ging unser Flug nach Istanbul, Almaty und weiter nach Urumqi. Glück gehabt,
gerade noch vom Militärputsch in Istanbul entkommen. Der Aufenthalt in Urumqi nutzen wir um
unser noch fehlendes Material aufzutreiben. Uns wars recht als es weiter nach Hotsprings ging, die
Grossstadt war nicht so unser Ding.
Angekommen nach zweitägiger Busfahrt in Hotsprings, wurden unsere 25 Pferde mit dem 600kg
schweren Gepäck beladen.
Die gut 20km zum 3500m hochgelegenen Basecamp brachten wir leichtfüssig hinter uns. Nun hiess
es unser Camp einzurichten. Immer wieder schweiften unsere Blicke zur Xuelian West Nordwand,
welche die Eigernordwand fast um die doppelte Höhe verschluckte! Unglaublich diese Dimensionen!
Am ersten Tag im Basecamp erkundeten wir unsere Umgebung. Auch ein idealer Weg von gut 11km
über den Muzart Gletscher, um ins ABC zu gelangen, wurde mit Steinmännern markiert.
Schlussendlich absolvierten wir rund 120km auf diesem Gletscher, unglaublich beängstigend wie
auch in dieser Gegend die Gletscher durch den Klimawandel leiden!
In den nächsten Tagen wurde gutes Wetter von Meteotest prognostiziert und unsere Motivation
beruhte auf möglichst schnelles akklimatisieren. Dieses Wetterfenster kosteten wir aus und konnten
am 26. Juli den 5418m hohen Deadman's Peak als Team erstbesteigen. Unser Arzt Roman Hari
begleitete uns bis zum Biwak auf 4850m, wo wir beim Abstieg eine Nacht schliefen, somit schufen
wir eine gute Basis für die höheren Berge.
Nach dem Gipfelerfolg blieb das Wetter leider weiterhin gut, denn wir mussten im Basecamp
verharren und einige Tage ausruhen, um optimal zu akklimatisieren. Es tat weh bei diesem Wetter im
Basecamp zu bleiben.
Wie in einem schlechten Film drehte das Wetter als wir erholt waren und der Schnee schaffte es
auch bis ins Basecamp. Jassen, von schwierigen steilen Routen träumen und Kaffee trinken war
angesagt.
Uns war klar, dass eine weitere Akklimatisationstour nötig war, um fit für die 6000er zu sein. Das
Wetter schien auch wieder besser zu werden. Somit errichteten wir unser ABC. Roman, Sebastian
und Sebastien richteten 150m Fixseile ein um in den nächsten Tagen schnell und effizient auf das
höher gelegene Plateau zu gelangen. Dort erhoben sich einige unbestiegene 6000er. Uns war nun
auch klar warum noch niemand diese Berge ins Visier nahm. Nur schon der Weg auf das Plateau
stellte sich schon als grosse Tour heraus. Immer wieder donnerten Eislawinen den Gletscherkessel
runter.
Nicolas und Lukas war dies nicht ganz geheuer und waren motiviert um etwas am Xuelian West
6440m zu probieren.
Am 4. August bestiegen Nicu und Lukas zusammen mit Denis den Red Ball Peak 4925m. Uns ist nicht
klar, ob dies eine Erstbesteigung war. Eigentlich ist es egal, denn das Erlebnis war riesig und die Tour
eindrücklich. Am selben Tag standen Roman, Sebastian und Sebastien ebenfalls auf einem kleineren
Gipfel um die Akklimatisation zu fördern.
Immer wieder war das Wetter unser Hauptproblem. Wir wagten uns nicht an die grossen Berge ohne
ein sicheres Hochdruckgebiet. Diese wurden regelmässig durch kleinere Fronten gestört.
Jedoch traf während unserer Erholung eine SMS ein, welche das vorherrschende Hochdruckgebiet
für weitere fünf Tage bestätigte.
Kein Augenzwinkern verging bis wir mit Packen beschäftigt waren.
Am 8. August machten sich Denis, Roman, Sebastien und Sebastian auf den Weg Richtung Xuelian
North. Mit etwas Verzögerung starteten dann auch Nicolas und Lukas mit Thomas Senf und Mäse
Schenk als Kamerateam zum Talkessel unter der Xuelian West Nordwand.
Beide Teams nahmen sich jeweils die Westgrate der beiden Berge ins Visier. Denn schlicht und
einfach waren die Verhältnisse für eine neue schwierige Route durch eine Nordwand viel zu schlecht.
Nullgradgrenze meistens zwischen 5000m und 5300m und obwohl im Tien Shan kein Monsun
herrscht, war dies einer der niederschlagreichsten Sommer seit langem.
Nun ja, wir wollten das Beste daraus machen.
Leider hatte Roman sehr Pech, er musste sich zur Umkehr im Lager1 überwinden. Wie sich
herausstellte, war Romans Bein entzündet.
Denis, Sebastian und Sebastien waren sehr erfolgreich. Sie standen am 9. August um ca. 22:00Uhr
auf dem Gipfel des Xuelian North 6470m. Respekt vor Ihrer Leistung! Es herrschten schlechte
Bedingungen und mussten teilweise hüfttief spuren.
Das Xuelian-West-Team biwakierte auf dem Westgrat zum dritten und letzten Mal am 9. August auf
5700m. Nicolas gings sehr schlecht, er konnte seit zwei Tagen nichts mehr essen und trinken und war
daher sehr geschwächt. Wir entschieden als Team, zusammen umzudrehen und am 10. August mit
dem Abstieg zu beginnen.Das Xuelian North Team stieg ebenfalls am gleichen Tag ab und alle trafen
sich im Basecamp am 10. August wieder.
Die Strapazen waren allen anzusehen. Nun hiess es essen, trinken und erholen. Wer weiss, was das
Wetter noch mit uns vor hat. Jedoch drehte sich das Blatt komplett und Meteotest warnte von sehr
ergiebigen Schneefällen bis zu 300cm. Ja es war kein Witz!
Dies hiess Abschied zu nehmen. Denis und Lukas bauten noch die Fixseile ab, ansonsten gabs nicht
mehr viel zu tun. Im ersten Moment tat es allen weh aber dies gehört nun mal zu einer Expedition.
Wir konnten und durften Bergsteigen in einem fremden Land und die Erfahrung ist ebenfalls sehr
wertvoll!
16. August, sechs Tage früher als geplant, brachen wir vom Basecamp auf nach Hotsprings.
Eine zweitägige Busfahrt nach Keketuohai, einem Rissklettergebiet im nördlichsten Teil dieser
Provinz, stand auf unserem Plan.
Die letzten Tage verbrachten wir mit Rissklettern in diesem genialen Granit in China. Es war für uns
ein schöner Abschluss und durften, trotz der nicht ganz erreichten Ziele, eine unvergessliche Zeit
zusammen erleben.
28. August Ankunft Zürich Flughafen, wir verabschiedeten uns voneinander. Es entstanden wertvolle
Freundschaften, die ein Leben lang halten werden. Zusammen Bergsteigen werden wir auf alle Fälle
noch!
Vielen Dank an den Schweizer Alpen Club, der jungen Bergsteiger so etwas ermöglicht.
Besonders an Denis Burdet, der uns in allen Sparten unterstützte, sei es fürs Team oder
Einzelpersonen. Er war die wichtigste Person dieses Prozesses.
Ein grosses Dankeschön an unsere Hauptsponsoren:
Schweizer Alpen Club
Notenstein Privatbank
Salewa
Ebenfalls ein grosses Dankeschön an LOWA die uns mit dem 6000er ausgerüstet hat.
Auch an GLORYFY und LEKI.