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Gea setzt auf den MiOne beim
Comeback ins automatische
Melken. Was das MultiboxSystem leistet, sollte eine
Anlage mit drei Melkboxen
zeigen. Fotos: Tovornik
Einsatzbericht: Gea Farm Technologies MiOne
Schön der Reihe nach
Beim automatischen Melksystem MiOne von Gea Farm
Technologies stehen bis zu fünf Melkboxen hintereinander — und
teilen sich einen Ansetzarm. Wir haben für Sie das System in der
Praxis unter die Lupe genommen. Was uns gefiel und woran noch
gearbeitet wird, hat profi-Redakteur Martin Zäh für Sie notiert.
IW
estfalia melkt wieder automatisch!“ — Diese Nachricht
schlug 2007 ein wie eine
Bombe. Damals kaufte der
heute nach der Konzernmutter benannte
Melktechnikhersteller von Punch die Lizenzen am Melkroboter „Titan“. Vieles wurde
seitdem geändert. So viel, dass Gea es als
das erste intelligente Melksystem bezeichnet. Aus „Milking Intelligence One“ entstand
so der „MiOne“ (gesprochen: äm-ei-won).
Das Anlagenkonzept I
Äußerlich hat sich am komplett in Edelstahl
gehaltenen MiOne gegenüber dem Titan aufgrund des identischen Boxendesigns flüchtig betrachtet wenig getan. So blieb es beim
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modular aufgebauten Multibox-System. In
seiner Basisausstattung ist es mit nur einer
Melkbox erhältlich, mit der Möglichkeit zur
Erweiterung um vier weitere Module.
Geblieben ist auch der an einer längs des
Roboters unter einer Schiene fahrende Ansetzarm. Elektrisch angetrieben fährt er von
Box zu Box und hängt mit seiner aufgebauten 3-D-Kamera die Melkbecher an. Wie im
konventionellen Melkstand teilen sich damit
quasi die in jeder Box fest installierten Melkgestelle einen „Melker“.
Das spart im ersten Moment bei den Anschaffungskosten. Doch muss damit wie im
konventionellen Melkstand hier ein Tier
schon mal warten, bis es an der Reihe ist
oder bis ein abgetretenes Melkzeug erneut
angesetzt wird.
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Bewährte Melktechnikkomponenten I
Geht man ins Detail, hat der neue MiOne mit
seinem Vorgänger in Wirklichkeit nicht mehr
viel gemeinsam. So verwendet Gea heute
ausschließlich eigene, bewährte Melktechnikkomponenten. Dazu zählen die Steuerungselektronik, das Pulsationssystem oder
die Milchmengenmessung.
Doch glänzt der MiOne auch mit eigenen
Entwicklungen: Damit das Anhängen der
Melkbecher problemlos klappt, entwickelte
man im Gea-Werk Bönen eine 3-D-Kamera
für den Ansetzarm. Im Zuge dessen erneuerte man zudem die gesamte Elektronik, wobei nach Angaben von Gea auch die Ansetzund Steuerungssoftware neu geschrieben
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de mit jeder Erweiterung — weil es wie
erwähnt nur einen Ansetzarm für alle Melkboxen gibt. Ausgehend von 1,5 Minuten, die
der Arm für ein Euter zum Anhängen und
Reinigen benötigt, kann es hier schon mal
zu Wartezeiten kommen.
Wenngleich die Kapazität eines Melkroboters von verschiedenen Parametern wie
dem Leistungsniveau der Herde abhängt,
halten wir 120 Tiere mit zwei, 165 Tiere mit
drei, 210 mit vier und 250 Melkende mit
fünf Melkboxen für das Maximum.
Melkhaus mit Grube I
wurde. Und zu guter Letzt spendierte man
dem MiOne eine Melkzeugzwischendesinfektion, die mit preiswerter und hocheffizienter Peressigsäure arbeiten kann. Heute
und nach fünf Jahren ständiger Verbesserungen hat der MiOne einen Stand erreicht,
der sich messen lässt.
Um mehrere Melkboxen hintereinander aufstellen zu können, ist natürlich ausreichend
Platz erforderlich. Die 2,21 m breite Basisstation ist mit 3,61 m das längste Modul,
jede weitere Box ist 3 m lang.
Mit drei Melkboxen kommt man so schnell
auf eine Gebäudelänge von 10 m. Abseits
der Maschine ist ein Raum erforderlich für
die drehzahlgesteuerte Vakuumpumpe, dem
Luftkompressor und für die beiden Dosierstationen zum Dippen der Zitzen und für die
Zwischendesinfektion.
„Unser“ Betrieb, der Altgebäude für die Ausstattung mit Liegeboxen und Futtertisch
verwendet, löste das Problem durch den Anbau eines Melkhauses vor dem vorhandenen Stall. Das Melkhaus verfügt vor der Außenwand über eine „Melkergrube“, so dass
der Landwirt tiefer als seine Tiere steht. Die
Sicht auf die Euter ist dadurch gut, gleichzeitig erleichtert die Grube das Anhängen
der Melkbecher von Hand, z. B. bei Kühen,
die in Behandlung sind.
Geregelter Tierverkehr I
Stallseitig, also hinter den drei Melkboxen,
befindet sich ein Wartehof für die melkbereiten Tiere. Auf Empfehlung von Gea sind
die Tore am Ein- und Ausgang mit einer
automatischen Tierselektion versehen.
Zwar ist mit dem MiOne prinzipiell auch ein
freier Kuhverkehr möglich, bei dem die Tiere ohne Zwang und ohne zu treiben von
selbst zum Melken kommen können. Zur
Verbesserung der Auslastung des Multiboxensystems, und weil es insbesondere bei
großen Herden das Management erleichtert,
forciert Gea den semiselektiv gelenkten
Tierverkehr: Auf dem Weg zur Kraftfutterstation im Melkroboter müssen die Tiere zu-
Bei großen Herden favorisiert Gea den semiselektiv gelenkten Kuhverkehr, prinzipiell
sind alle Varianten des Kuhverkehrs möglich.
erst durch eine Tierselektion marschieren,
die sich vor dem Wartehof befindet. Wird
hier das Tier als „Melkberechtigt“ erkannt,
leitet es die Station in den Wartehof um. Von
hier aus gelangt das Tier nur noch über die
Melkbox zum Futtertisch bzw. Liegebereich.
Über die Vor- und Nachteile des gelenkten Tierverkehrs kann man diskutieren.
Im „Maschinenraum“ stecken bewährte Komponenten. Die Endeinheit ist einsehbar, der
„Dumpmilch-Behälter“ (rechts) nicht.
Der Praxisbetrieb I
„Pate“ für unseren Bericht stand ein Betrieb
mit 120 Tieren und 10 000 kg Herdenleistung, der in 2010 einen MiOne mit drei Melkboxen neu installierte. Anvisiertes Ziel des
Betriebs sind 140 Melkende — was eine erste Besonderheit des Multibox-Systems verdeutlicht: Es erlaubt ein kontinuierliches
Wachstum, während man sonst mit Einzelboxen in 65er Kuheinheiten denkt.
Multiplizieren Sie jetzt aber bitte nicht die
Anzahl an Melkboxen mit 65 Tieren je Modul. Denn die Melkkapazität sinkt im Grunprofi 5/2012
Die Melkboxen des MiOne sind komplett in
Edelstahl gehüllt. Damit das Tier an Bauchfreiheit gewinnt, steht es vorne höher.
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Ein Punkt, der für das System spricht, ist uns
nach längerer Tierbeobachtung bewusst geworden: Besonders rangniedere Tiere profitieren davon! Denn während ranghöhere
Kühe aufs Kraftfutter schielten und sich vor
der ersten Melkbox breit machten, blieben
rangniedere Tiere im hinteren Bereich des
Wartehofs. Beim Öffnen des letzten Tores
bekamen sie dann ihre Chance zum Eintritt
in die Melkbox, ohne dabei einem Alphatier
in die Quere zu kommen.
Neben weniger Stress für die Tiere bringt
bei großen Tiergruppen der semiselektiv gelenkte Tierverkehr auch dem Landwirt Vorteile. Da die Tiere nahezu gezwungen sind,
zum Melkstand zu kommen, muss der Tierhalter kaum noch Tiere zum Melken holen
gehen. Auch können Tiere, die behandelt
oder besamt werden müssen, mit einer weiteren Selektionsstation hinter dem Melkrowww.profi.de
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boter in einen idealerweise mit Liegeboxen
und Futtertisch ausgestatteten Stallbereich
umgeleitet werden — sehr gut.
Tierkontrolle am Bildschirm I
Wie oft ein Tier zum Roboter gehen muss
bzw. darf, oder welche Kraftfuttermengen
es in der Station erhält, gibt der Landwirt
an der Maschine am großen Berührungsbildschirm (Touchscreen) ein. Serienmäßig ist
der Computer mit dem Programm RDM
(RoboterDataManagement) ausgestattet.
Internet abgerufen werden. Darüber hinaus
kann sich auch der Kundendienst von außen
in die Anlage einloggen — und nach Genehmigung durch den Betriebsleiter auch Änderungen an der Steuerung vornehmen.
Teure, aufwändige Fahrten zum Kunden
bleiben einem so mitunter erspart.
Darüber hinaus bietet der MiOne auch schöne Detailfunktionen wie einen SMS-Dienst:
Soll z. B. ein Tier mit Trockensteller behandelt werden, verschickt das System eine
SMS an den Bauern. Gleichzeitig wird das
Tier für 15 Minuten in der Anlage zurückgehalten. Hat der Landwirt keine Zeit, wird das
Tier wieder entlassen, wobei beim nächsten
Besuch erneut eine SMS verschickt wird.
Noch ein Wort zum Herdenmanagement
per Computer. Zum Erkennen kranker Eu-
Der angenehm große Touchscreen zeigt die
wichtigsten Informationen an. Da der MiOne
netzwerkfähig ist, können Eingaben am Bildschirm und übers Internet vorgenommen
werden.
Am Bildschirm abrufen kann der Landwirt unter anderem Informationen zu:
■ Melkungen pro Tier und Tag
■ Milchmengen pro Tier und Gemelk
■ Milchleitwerte und Farbe je Euterviertel
■ Melkzeiten und Dauer der Gemelke
■ Verbrauch an Kraftfutter
■ Infos zu „Alarm-Tieren“
■ Arbeitspläne und Aktionslisten
■ Auswertungen zu Auslastung der Anlage
mit Informationen zur Funktion der Anlage.
Weil der MiOne netzwerkfähig ist, können
die Daten über einen PC, Laptop oder übers
ter misst der MiOne serienmäßig von jedem
Viertel den Milchleitwert. Über seine Aussagekraft zur Eutergesundheit lässt sich
streiten, auf der anderen Seite kann Gea zur
Leitwertmessung und Auswertung der Daten viel Erfahrung vorweisen.
Ein Sensor, der auch Blut in der Milch erkennt, ist Option. An der Bestimmung von
Milchinhaltsstoffen arbeitet Gea noch. Alles
in allem hat in Sachen Analytik der MiOne
noch einen gewissen Nachholbedarf. Ob und
welche Features man am Ende wirklich
braucht, steht dabei auf einem anderen
Papier.
Freuen dürfte indes eingefleischte Westfalia-Kunden, dass der MiOne mit dem Herdenmanagementprogramm „DairyPlan C21“
koppelbar ist. Das Programm erfasst mit einem Sensor an Fuß oder Hals jegliche Tieraktivitäten, wodurch gute Aussagen z. B.
zum Brunstgeschehen möglich sind.
PLUS UND MINUS I
B Einfache Anlagenerweiterung
gaben des Tierhalters. Die Trogschale des
MiOne ist flach geformt. Serienmäßig sind
zwei Kraftfuttersorten möglich.
Gewundert haben wir uns, dass das Tier mit
seinen Vorderfüßen erst eine kleine Stufe
erklimmen muss, um ans Kraftfutter zu
kommen. Die Kuh steht dadurch vorne höher, so dass es an Bauchfreiheit gewinnt.
Und die ist auch nötig, denn das von einem
Arm gehaltene und beim Melken unter dem
Tier verbleibende Melkgeschirr ist sehr hoch
gebaut. So hoch, dass das Metallgestänge
vom Melkgeschirr schon mal gegen die
Bauchdecke stupst.
Unterm Bauch wird es recht eng, wenn
der Ansetzarm am Melkgeschirr ankoppelt, um dann als eine Einheit unter das Tier
einzuschwenken. Weil sie weit übersteht,
stieß die Kamera dabei häufiger gegen das
Tier. Wohl zum Schutz des Tiers, und um die
Funktion der Kamera bei längeren Haaren
sicherzustellen, montierte der Landwirt
über der Kamera eine Metallplatte.
Inwieweit hier eine vergleichbare Lösung ab
Werk sinnvoll wäre, haben wir mit Gea lange diskutiert. Demnach ist dem Hersteller
das Problem bekannt. So wurden zum
Schutz der Tiere überstehende Schrauben
am Ansetzarm bereits entfernt. Zudem arbeite man bereits an einer etwas umfassenderen Lösung für das beschriebene Problem. Wie die Technik dazu aussehen wird,
wollte man uns aber (noch) nicht verraten.
3-D im Melkstand I
Die neue, auf dem Ansetzarm fest installierte 3-D-Kamera erzeugt zum Auffinden der
Zitzen dreidimensionale Bilder. Gegenüber
einem rotierenden Laser ist das System vergleichsweise unempfindlich, z. B. gegenüber
Kratzern oder seitlich einfallendem Licht.
Auf der anderen Seite reagierte die Kamera
bei uns durchaus empfindlich auf Wasser,
das beim Reinigen des Stands unbewusst auf
die Linse spritzte. Um eine einwandfreie
durch Modulbauweise möglich
B Zentrale Melkeinheit
erleichtert das Herdenmanagement
B Melkbecher fallen nicht zu Boden
B Einsatz bewährter
Melktechnikkomponenten
Auf der Rückseite der drei Melkboxen befindet sich ein Wartehof, den nur Tiere mit einer
Melkberechtigung betreten dürfen.
E Ein Ansetzarm für alle Boxen
E Tierberührung am Bauch möglich
Die Tierpositionierung I
E Eingeschränkte Möglichkeiten zur
Milchseparation
E Keine automatische Reinigung der
Leitung vor der Milchseparation
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Nach dem Betreten der mit Gummimatten
ausgelegten Melkbox schwenkt der vorne
aufgehängte Edelstahltrog in Richtung Tier
und positioniert es dadurch nach den Vor❚
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Der Metalldeckel für die Kamera ist keine
werksseitige Lösung. Gea verspricht, hier alsbald eine bessere Lösung anbieten zu können.
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vorderen Bereich des Metallgestänges befindet. Die dadurch mögliche, spezielle Hebelkonstruktion erklärt das überaus schnelle Anheben der Melkbecher beim Ansetzen.
Bewährtes Melkgestell I
Die 3-D-Kamera nimmt die Zitzen und die
Melkbecher räumlich wahr. Die Technik funktioniert bereits gut, hat aber noch Potenzial.
Funktion zu gewährleisten, empfiehlt sich,
das Glas der Kamera zweimal täglich abzuwischen. Die Treffsicherheit der neuen Zitzenortung hat uns indes überzeugt — wenn
auch oft erst beim dritten Ansetzversuch.
Grund dafür ist, dass die Maschine im ersten Anlauf sich primär nach den beim letzten Melken abgespeicherten Koordinaten
auf ihre Suche begibt. Bei Problemen mit
dem Anhängen schaltet das System auf den
reinen Kamerabetrieb um — und schwupp
klappte das Anhängen auf Anhieb.
Übrigens: Das Anhängen der Melkbecher erfolgt mit einem Luftzylinder, der sich im
Das etwas ungewöhnlich wirkende Melkgestell mit den fest montierten Melkbechern
beließ der Hersteller unverändert — weil es
nach dessen Angaben in der Praxis keine
Probleme macht und auch mit schwierigen
Euterformen gut zurechtkommt. Bedenken
unsererseits, dass das Teil nicht sonderlich
stabil sei, widersprach der Hersteller. Demnach kann dem Melkgeschirr mit seinen verschiedenen Gummiteilen und quer liegenden
Metallstangen selbst der Tritt eines Tieres
nicht viel anhaben.
Vorteil der Konstruktion ist in jedem Fall,
dass bei einem Abschlagen die Melkbecher
nicht den Boden berühren. Auch beim Abnehmen der Melkbecher ist kein Ziehen erforderlich, denn nach dem viertelindividuellen Abschalten des Melkvakuums gleiten
die einzelnen Melkbecher sanft von den Zitzen in ihre Halteposition. Und noch etwas
hat uns gut gefallen: Das Anhängen der
Melkbecher von Hand geht bei diesem System besonders gut — vor allem dann, wenn
man mit einer Grube vor der Melkbox tief
genug steht.
Multifunktionales
Zitzengummi I
Das erstaunlich robuste Metallgestänge des
Melkgestells baut sehr hoch. Dadurch sind Berührungen mit dem Tier möglich.
Eigentlich müsste der Melkbecher besser
„Zitzenreinigungs-Trocknungs-VormelkMelkbecher“ heißen. Denn all diese Aufgaben muss das Gummi erfüllen. Im ersten
Schritt umspült dazu Wasser aus einem Loch
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im Kopfteil die Zitze für 15 Sekunden. Parallel dazu beginnt die zeitgesteuerte Zitzenstimulation „Stimopuls“ ihre Arbeit.
Es folgt das Trocknen der Zitze mit Luft und
das Vormelken. Die Technik untersucht den
Leitwert vom Vorgemelk und optional auch
die Farbe der Milch auf etwaige krankhafte
Veränderungen. Zeigt die Milch Auffälligkeiten, kann sie zusammen mit dem Reinigungswasser viertelindividuell abgeleitet
werden. Das Schmutzwasser und das Vorgemelk werden ebenfalls der Gülle zuge-
in die Gülle führt. Und einen, der in einem
großen, darunter stehenden Kübel endet.
Insbesondere, wenn der Landwirt Biestmilch gezielt verfüttern oder keine mit Antibiotika belastete Milch verwenden will,
reicht diese Lösung nicht aus.
Laut Gea gibt es hierzu aber bereits von den
Händlern eine Reihe guter Lösungen. Unsere Kritik, dass das Ende der Leitung für die
Milchseparation nicht automatisch mitgereinigt wird, nahm der Hersteller ernst. Ebenfalls unseren Hinweis, dass der so genannte
„Dumpmilch-Sammelbehälter“ nur aus verchromtem Stahl besteht. Er ist so nicht einsehbar, so dass eine optische Sauberkeitskontrolle des Behälters nicht möglich ist.
Spülung & Hauptreinigung I
Das Zitzengummi ist mit einem Loch im Kopfteil versehen. Zum Reinigen und Trocknen der
Zitzen strömen darüber Wasser und Luft ein.
Nach der Abnahme werden die Melkbecher
mit warmem Wasser kurz gespült. Auf
Wunsch ist eine Zwischendesinfektion der
Becher mit Peressigsäure möglich. In „unserem“ Betrieb standen dazu neben jeder
Melkbox Kanister, die täglich mit frisch zubereiteter Desinfektionslösung befüllt werden mussten. Inzwischen bietet hierfür Gea
eine Dosierautomatik an, die das Gemisch
kontinuierlich zubereitet und einem die
nicht ungefährliche Handarbeit erspart.
DATENKOMPASS I
Die vier speziellen Ventile stellen sicher, dass
weder Spülwasser noch nicht verkehrsfähige
Milch in den Milchtank gelangen.
führt. Diese durchaus knifflige Aufgabe
übernehmen vier spezielle Ventile vor dem
50 l großen Milchsammelbehälter.
Laut Betriebsleiter funktioniert das Abscheiden des Schmutzwassers einwandfrei,
Probleme mit Keimen in der Milch gab es
bislang nicht. Wie gut die Wirkung der Zitzenreinigung ist, konnten wir indes nicht beurteilen: Die Melkbecher werden erst wieder vom Euter abgenommen, wenn ein
bestimmter Milchfluss unterschritten ist.
Das Abnehmen der Melkbecher erfolgt in
der Regel viertelindividuell, auf Wunsch
kann auch nach Gesamtmilchfluss das Melkgeschirr auf einmal abgenommen werden.
Eingeschränkte
Milchseparation I
Was das Separieren von (Kälber)Milch betrifft, sind die werkseitigen Möglichkeiten
mit dem MiOne etwas eingeschränkt. So gibt
es serienmäßig nur einen Ablauf, der direkt
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Melksystem Gea MiOne
Anlagenkonfiguration I
Multibox-System
1 bis 5 Melkmodule
Zitzenordnung
3-D-Kamera
Autom. Zitzenstimulation
Stimopuls
Pulsation
Dematron 70
Melkzeugabnahme
viertelindividuell
Leitwertmessung
Serie
Farberkennung
optional
Kraftfutter
2 Sorten, Edelstahltrog
Vakuumpumpe
frequenzgeregelt
Anlagensystemreinigung
chemisch
Anzahl Milchseparationseinheiten
1
Automatische Dippfunktion
optional
Zwischendesinfektion
optional
Maße (L x B x H/Gewicht) I
1-Box-Anlage
2,2 x 3,6 x 2,2 m/2,4 t
2 Boxen
2,2 x 6,7 x 2,2 m/3,9 t
3 Boxen
2,2 x 9,6 x 2,2 m/5,4 t
4 Boxen
2,2 x 12,6 x 2,2 m/14,7 t
5 Boxen
2,2 x 15,6 x 2,2 m/18,1 t
Einzelmodul
0,8 x 3,0 x 2,2 m/1,4 t
Preise (ohne MwSt.) I
1-Box-Anlage, betriebsbereit 130 000 €
Erweiterungsmodul
50 000 €
Herstellerangaben
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Bei längeren Pausen werden die Leitungen
einer Box mit Druckluft leergeblasen und
anschließend für vier Minuten mit lauwarmem Wasser gespült.
Eine Hauptreinigung des kompletten Systems mit heißem Wasser und alkalischem
bzw. saurem Reinigungsmittel im Wechsel
erfolgt auf Empfehlung von Gea zweimal
täglich. Die Dauer einer Hauptreinigung ist
mit 25 Minuten angegeben. Über den Wasser- und Energiebedarf ist bislang nichts
bekannt.
Preise I
Nach Auskunft von Gea bewegt sich der
Preis für eine betriebsfertige, mit Wartehof
und Tierselektion ausgestattete EinboxenMelkanlage bei etwa 130 000 Euro (ohne
Mehrwertsteuer). Die Kosten für jede weitere Melkbox sind mit rund 50 000 Euro angegeben, so dass „unsere“ Anlage mit drei
Melkboxen auf etwa 230 000 Euro kommt.
Fazit I
Der MiOne von Gea Farm Technologies überzeugt durch Solidität und ordentlichen Maschinenbau. Das Konzept der Multi-Boxenanlage ist einzigartig in der Branche und
bietet insbesondere für wachstumswillige
Betriebe gute Chancen. Der von Gea favorisierte „semiselektive Tierverkehr“ passt
zum Melksystem und zu großen Herden.
Dass sich alle Boxen einen Ansetzarm teilen
müssen, hat insbesondere bei Anlagen mit
drei und mehr Boxen gewisse Nachteile.
Die Zitzenfindung funktioniert gut, eine gewisse Optimierung der Software halten wir
jedoch für angebracht. Die Kamera und das
Gestänge erfordern eine sehr hohe Bauchfreiheit. Beim Melkgestell hatten wir zugegeben gewisse Bedenken, die sich so nicht
bestätigten. Auch was die vielfältigen, vom
Zitzengummi zu erfüllenden Aufgaben betrifft, gibt es offensichtlich keine Schwierigkeiten. Nicht zuletzt wegen ihrer vergleichsweise niedrigen Zellzahlen zeigten sich so
die von uns befragten Betriebe sehr zufrieden mit dem System. Zur guten Eutergesundheit trägt die Möglichkeit zur kostengünstigen Melkzeugzwischendesinfektion
mit Peressigsäure gewiss ihren Teil bei.
Was die Möglichkeiten der Milchanalytik und
den damit verbundenen Möglichkeiten
eines optimalen Herdenmanagements am
Büro-PC betrifft, arbeitet Gea bereits an
Lösungen. Neutrale, konkrete Mess-Ergebnisse zum Wasser- und Energieverbrauch
des MiOne gibt es bislang nicht.
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