Referat Niklaus Gfeller, Gemeindepräsident Worb

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3076 Worb
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Medienorientierung Eröffnung Umfahrungsstrasse Worb /
Hochwasserschutz Worble¨,14. September 2016
Referat
Niklaus Gfeller, Gemeindepräsident Worb
Freitagabend Im Sommer 2007: Es hat „strub“ gewittert. Nachdem ich in der Gemeindeverwaltung mitgeholfen habe, das Wasser abzuwehren, damit es nicht in das Archiv läuft, gehe ich durch die Bahnhofstrasse. Der
MIGROS-Kreisel ist unter Wasser. Bei den verschiedenen Einstellhallen und Kellern entlang der Bahnhofstrasse stehen Feuerwehrleute mit Motorspritzen und pumpen Wasser aus dem Untergeschoss. Wenige
Tage später: Zusammen mit anderen helfe ich mit einen Keller zu räumen, weil der durchnässte Boden neu
gemacht werden muss. Alles dreckig, feucht, unbrauchbar und riecht stark nach Kanalisation. Möbel, Spielsachen und anderes Zeug; alles wird in eine Mulde geworfen. In Worb steht manche Mulde, gefüllt mit solchem Zeug. Die Erinnerung kommt bei mir hervor, wenn ein grösseres Gewitter angekündigt wird.
Januar 2009: Telefon eines Bewohners an der Bernstrasse kurz nach meiner Amtsübernahme als GP. „Jedi
Nacht chöme Laschtwäge. Mängisch scho ganz früech. U Di mache e wäuts Lärme. Mir chöi nümm schlafe.
Jitz lueg ändlech, dass die Umfahrig chunnt.“
Heute, knapp 8 Jahre später stehen wird kurz vor der Eröffnung der Spange Süd und der Spange Nord und
vor der Einweihung der Worble, dem zentralen Element des Worber Hochwasserschutzes. Ich bin als GP
Worb sehr dankbar, dass wir soweit sind, und ich danke ganz speziell und zuerst Euch, Frau RR Barbara
Egger-Jenzer, für Euer grosses Engagement zu Gunsten dieser Bauwerke. Ich danke dem Kanton Bern und
dem Bund für die Finanzierung der neuen Strassen und für den grossen Beitrag an den Hochwasserschutz.
Ich danke der Mobiliar für ihren Beitrag im Umfang von 1.46 Mio. Fr. an den Hochwasserschutz, ich danke
den Grundeigentümer für ihr Verständnis und für die Bereitschaft, ihr Land für die Bauwerke abzutreten und
ich danke allen Fachleuten und Bauarbeitern, die die Anlage geplant und gebaut haben.
Zur Verkehrssanierung: Mit der Eröffnungsfeier vom nächsten Samstag schliessen wir den ersten Hauptteil oder den ersten Akt der Verkehrssanierung Worb ab. Den Prolog haben wir mit der 1. Etappe der Spange
Nord, nämlich den beiden Kreiseln und mit dem Strassendreieck im Worbboden, und mit der mit der Haltestelle Worbboden bereits 2006 abgeschlossen. Wir nehmen die neue Verkehrsführung in Betrieb. Dafür
mussten 2 Tunnel, 2 Kreiseln, 1.4 km Strasse und eine neue Parkierungsanlage beim Schulzentrum Worbboden gebaut werden. Dank dem Baustellenkonzept mit Deponie auf dem Land von Hirsbrunners ist das Dorf
kaum von der Baustelle gestört worden und es hat auch kaum Baustellenverkehr auf den Strassen gegeben.
Trotzdem haben die Leute, die entlang der Baustelle wohnen, unter dem Bau gelitten. Ich denke namentlich
an die Familie Tacconelli oder an die Familie Wälti, die ihren Bauernbetrieb in dieser Zeit unter erschwerten
Bedingungen geführt haben. Ich bin ihnen dankbar für ihr Verständnis und für ihr Ausharren.
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Was ändert sich mit der Inbetriebnahme der Verkehrsführung?
Obschon Bahnhofstrasse und Bernstrasse vorderhand noch offen bleiben, gehen wir davon aus, dass der
grösste Teil des Verkehrs nach der Eröffnung durch die neue Strasse fliesst. Damit wird das Dorf Worb massiv von Lärm und Abgas entlastet, die Trennung des Dorfes aufgrund der stark befahrenen Strassen wird
aufgehoben und die Gefahr für Schulkinder, Fussgänger und Velofahrer wird verringert.
Mit der neuen Verkehrsführung kann die Überbauung Sunnebode hinter dem Mühlacker realisiert werden.
Hier entstehen 60 neue Wohnungen. Dank der tiefer gelegten Strasse ist auch hier ruhiges Wohnen möglich.
Zudem wird jetzt die Ansiedelung von Arbeitsplätzen im ESP Worbboden möglich.
Wie geht es weiter? Im zweiten Akt der Verkehrssanierung werden nun nacheinander die Rubigenstrasse,
Bernstrasse und die Bahnhofstrasse umgestaltet. Gleichzeitig werden unsere Wasserleitungen saniert. Von
diesen intensiven Bauarbeiten wird das Dorf nun wesentlich stärker betroffen sein. Wir sind zuversichtlich,
dass auch der zweite Teil der Verkehrssanierung gut über die Bühne gehen wird.
Mit der Umgestaltung der Strassen entsteht in Worb Dorf eine sehr attraktive Wohnlage. Dies wollen wir
ausnützen. Eine ganze Reihe von Wohngebieten kann nun erneuert werden, bestehende Zonen können neu
beplant und neue Wohngebiete können geschaffen werden. Das erste ist das Areal am Stärneplatz, bei ehemaligen Metzgerei Liechti. Hier zeigt sich, wie die umgestaltete Bernstrasse eine bessere Nutzung des Raumes für Wohnen zulässt.
Noch ein Wort zum Detailhandel. Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Verkehrssanierung auch hier eine
Verbesserung bringt. Voraussetzung dafür ist, dass die Verkehrsteilnehmer an den Ortseingängen angesprochen und möglichst einfach und direkt zu den verschiedenen Geschäften geführt werden. Ohne den grossen
Verkehr kann in Worb ein stressfreies Einkaufserlebnis angeboten werden.
Ich komme zum Hochwasserschutz:
Worb ist wieder Siedlung am Wasser. Die Worble, die während Jahrzehnten in ein finsteres muffiges Rohr
verbannt worden ist, ist nun wieder freigelegt. 3170 m Gerinne sind neu gebaut und 2060 m bestehendes
Gerinne sind ausgebaut worden. Dazu mussten 20 Kunstbauten (Stützmauern, Brücken, Düker) und 14
Wellstahldurchlässe gebaut werden. Die lebensfeindliche Massnahme aus dem letzten Jahrhundert ist damit
wieder korrigiert.
Das Gewässer hat seine ursprüngliche Funktion zu Gunsten von Mensch und Natur wieder erhalten; das neue
Leben in und entlang der Worble bietet beste Naherholung, verpflichtet uns aber zu Sorgfalt, zum Unterhalt
und zur Pflege. Ein angenehmer Nebeneffekt: Der alte Worblekanal steht nun zur Verfügung für das Siedlungsabwasser, das wir bevorzugt unterirdisch führen.
Wie ist es dazu gekommen?
Der Worblekanal aus der Jahr 1971 hat sich recht rasch als zu klein erwiesen. Grössere Gewitter führten
schon recht bald zu Hochwasser. Man hat dann deshalb auch recht zügig angefangen, eine Lösung zu suchen.
Mit gutem Grund: Berechnung haben ergeben, dass ein hundertjähriges Hochwasserereignis allein in Worb
Dorf Schäden im Umfang von 64 Mio. Franken hinterlassen hätte.
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Die neu gebauten und sanierten 4 Rückhaltebecken (in der Stockere, entlang der Richigenstrasse und zwei
weitere im Richigengraben) nehmen nun bei einem starken Gewitter das Wasser auf und brechen damit die
Abflussspitzen. Die Worble ist so dimensioniert, dass sie im Siedlungsbereich die Wassermenge aufnehmen
kann, das bei einem solchen Jahrhundertereignis dank den vorgeschalteten Rückhaltebecken noch anfällt.
Dies bringt uns die lang erwartete Sicherheit; viele Worberinnen und Worber können nun einem Gewitter
wesentlich ruhiger entgegen sehen und die Erinnerung an derartige Ereignisse dankbar vergessen.
Das Fest am Samstag gilt der neuen Lebensqualität in Worb Dorf: Entlastet von Lärm und Abgasen, befreit
von Stress und Gefahr durch die grossen Verkehrsströme und vor Angst vor einem neuen Hochwasser der
Worble. Beschenkt mit neuem Naturerleben entlang dem neuen Gewässer und mit Naherholung in einer
ökologisch bereicherten Landschaft.
Worb hat erlebt, dass ein Projekt umgesetzt werden kann, wenn nur genügend Leute unverdrossen daran
glauben und ruhig die Umsetzung vorantreiben, auch wenn zwischenzeitlich ein ganz klares „NEIN, nicht
möglich“ ausgesprochen worden ist. Ich denke hier z.B. an die Rückstufung des Strassenbauprojektes durch
den Bundesrat, die dank dem grossen und persönlichen Engagement von Frau Regierungsrätin Egger-Jenzer
in unserem Sinne korrigiert worden ist. Ich danke allen, die unbeirrt an eine erfolgreiche Umsetzung von
Hochwasserschutz und Verkehrssanierung Worb geglaubt haben.
Ich danke für die Aufmerksamkeit und gebe das Wort gerne zurück an Adrian Gygli.
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