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Liebe Kolleginnen und Kollegen,
nachfolgend bieten wir Ihnen eine Meldung an.
Holger Beeck, Vorstandsvorsitzender McDonald´s
Telefon
Deutschland, gab heute, 15.09.16, dem Südwestrundfunk ein Telefax
Interview zum Thema:
„Konzernchefs beim Flüchtlingsgipfel im Kanzleramt“.
Internet
Das „SWR2 Tagesgespräch“ führte Marie Gediehn.
Mit freundlichen Grüßen
Zentrale Information
Datum:
07221/929-23981
07221/929-22050
www.swr2.de
15.09.2016
Jobgipfel für Flüchtlinge: Sprache ist die größte Hürde
Baden-Baden: Nach dem Jobgipfel im Kanzleramt hat der Vorstandsvorsitzende von
McDonald’s Deutschland die Bedeutung von Deutschkenntnissen bei der Integration von
Flüchtlingen betont. Holger Beeck sagte im SWR-Tagesgespräch, jeder im Raum habe
gewusst, dass Sprache die größte Hürde sei.
Außerdem habe man in der Runde von etwa 90 Unternehmensvertretern festgestellt, dass die
öffentliche Wahrnehmung nicht dem entspreche, was man bisher erreicht habe. Beeck sagte:
"Um es noch besser zu machen, brauchen wir drei Dinge, mit drei Worten: Tempo, wir
brauchen Flexibilität und wir brauchen Sicherheit".
Beispielsweise bei der Bundesagentur für Arbeit und bei der Ausländerbehörde sei die
Vorrangprüfung ausgesetzt in 133 von 156 Bezirken. Der Manager wörtlich: " Da ist schon viel
passiert". Flexibilität sei bei der Ausbildung, bei Sprache gefordert: "Die IHKs, Berufsschulen,
Kitas müssen ermöglichen, dass Teilzeitkurse oder verlängerte Kurse angeboten werden". Und
zum Stichwort Sicherheit sagte Beeck: "Es muss einfach schneller gehen, damit der Bewerber
Sicherheit hat, aber eben auch der Arbeitgeber."
Zur Erfahrung seines Betriebs mit Flüchtlingen sagte Beeck: "Es gibt solche und solche. Die
Mehrzahl der Menschen, die zu uns kommen, möchte auch arbeiten. Und unsere Erfahrungen
sind gut und die kulturellen Unterschiede sind nicht so groß, wenn sie Regeln aufstellen". Beeck
betonte: "Sprache ist deutsch, soweit das möglich ist. Ich meine, wer arbeitet, lernt einfacherer,
als wenn sie nur in einer Schulklasse sitzen"
Beeck erwähnte auch Respekt voreinander: "Da spreche ich vor allen Dingen von Interaktionen
Mann und Frau. In unserem Restaurant-Management sind über 50 Prozent Damen und wenn
diese Damen was sagen, müssen auch die Herren sozusagen gehorchen. Und das lernen
unsere Mitarbeiter, unseren neuen Mitarbeiter, und damit glaube ich, qualifizieren sie sich auch
ein Stück weit für die nächsten Schritte."
Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD)
Wortlaut des Live-Gesprächs:
Gediehn: Mehr als 900 Flüchtlinge arbeiten in rund 1.500 McDonald´s-Filialen. Damit
dürften Sie gestern bei den Klassenbesten im Kanzleramt gewesen sein. Wonach hat
sich denn die Kanzlerin erkundigt genau?
Beeck: Frau Merkel wollte einen Überblick haben, wo es gut läuft, wo es weniger gut läuft, was
sind die Hürden in der Praxis. Sie hat auch Rechenschaft darüber abgelegt, was alles passiert
ist bisher, wo Verbesserungen geschaffen worden sind. Ja, das war so das Wesentliche.
Gediehn: Wenn wir auf die 30 deutschen DAX-Unternehmen schauen, dann arbeiten da
nach FAZ-Informationen nur insgesamt 54 Flüchtlinge. Warum hat es offensichtlich
McDonald´s einfacher oder was machen Sie anders?
Beeck: Für uns ist Integration zunächst erst einmal überhaupt nichts Neues. Bei uns arbeiten
seit Jahrzehnten Menschen aus aller Herren Länder. Im Moment sind es 125 Nationen, die hier
bei uns vertreten sind. Wir haben ein erfolgreiches Business, das heißt, wir brauchen
Mitarbeiter, wir integrieren gut und insofern ist unser Engagement nichts Außergewöhnliches,
sondern eher Tagesgeschäft.
Gediehn: Jetzt hab ich gelesen, dass Sie auch Sprachkurse sehr intensiv fördern, aber
natürlich auch auf einer anderen Stufe einsteigen, wenn jemand Burger brät. Wenn da die
Sprachkenntnisse nicht ausreichen, dann arbeiten Sie mit Piktogrammen. Hat denn die
Bundeskanzlerin gestern irgendwie auch verstanden, dass das in einer, ich sage mal
„Airbus-Montagehalle“, nicht geht?
Beeck: Das hat sie natürlich, definitiv. Bitte verstehen Sie, dass beim Umgang mit Gästen
natürlich auch ein Piktogramm nicht hilft. Wir bemühen uns sehr darum, den Menschen die zu
uns kommen zu helfen, sich zu integrieren, und jeder im Raum gestern wusste, das Sprache
die größte Hürde ist.
Gediehn: Jetzt hat die Politik ein bisschen was auch getan, so ist es nicht. Seit August
haben die meisten Bundesländer die Vorrangprüfung ausgesetzt. Das heißt, bei der
Vergabe eines Jobs muss eben nicht mehr automatisch geprüft werden, ob ein deutscher
oder EU-Bürger zur Verfügung steht. Aber was muss noch passieren, beziehungsweise
was haben Sie gestern auch konkret von der Politik gefordert?
Beeck: Zunächst einmal mussten wir feststellen, dass die öffentliche Wahrnehmung nicht dem
entspricht, was wir schon bisher erreicht haben. Um es noch besser zu machen, brauchen wir
drei Dinge, mit drei Worten: Tempo, wir brauchen Flexibilität und wir brauchen Sicherheit. Also
zum Beispiel bei der Bundesagentur für Arbeit und bei der Ausländerbehörde die
Vorrangprüfung ist ausgesetzt in 133 Bezirken von 156. Da ist schon viel passiert. Flexibilität
bei der Ausbildung, bei Sprache, die IHKs, Berufsschulen, Kitas müssen ermöglichen, dass
Teilzeitkurse oder verlängerte Kurse angeboten werden. Und bei der Sicherheit, es muss
einfach schneller gehen, damit der Bewerber Sicherheit hat, aber eben auch der Arbeitgeber.
Gediehn: Sie arbeiten, das haben Sie auch gerade selber gesagt, eng mit der
Bundesagentur für Arbeit zusammen, nicht nur, aber eben jetzt auch seit Sie mit
Flüchtlingen arbeiten. Es gab ganz viel und gibt es ja auch immer noch, Skepsis
angesichts der Arbeitsmotivation und der Arbeitsfähigkeit der Flüchtlinge, die in den
letzten Monaten zu uns gekommen sind. Was ist da Ihre Erfahrung?
Beeck: Es gibt solche und solche. Die Mehrzahl der Menschen, die zu uns kommen, möchte
auch arbeiten. Und unsere Erfahrungen sind gut und die kulturellen Unterschiede sind nicht so
groß, wenn sie Regeln aufstellen. Bei uns in so einem Restaurant auf engem Raum arbeiten
viele Leute zusammen und das klappt nur mit Regeln.
Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD)
Gediehn: Was haben Sie da für Regeln, ganz konkret?
Beeck: Beispielsweise Respekt voreinander, keine kulturellen Unterschiede. Sprache ist
deutsch, soweit das möglich ist. Ich meine, wer arbeitet lernt einfacherer, als wenn sie nur in
einer Schulklasse sitzen. Das ist jedenfalls meine Überzeugung. Respekt voreinander, da
spreche ich vor allen Dingen von Interaktionen Mann und Frau. In unserem RestaurantManagement sind über 50 Prozent Damen und wenn diese Damen was sagen, müssen auch
die Herren sozusagen gehorchen. Und das lernen unsere Mitarbeiter, unseren neuen
Mitarbeiter, und damit glaube ich, qualifizieren sie sich auch ein Stück weit für die nächsten
Schritte.
Gediehn: Sie bezahlen den einfachen Mitarbeitern in Filialen den. knapp, aber den
gesetzlichen Mindestlohn, nicht deutlich mehr. Wie ist das bei Ihnen, aber auch bei
anderen Branchen, zum Beispiel den Gebäudereinigern: Ohne die Flüchtlinge, hätten Sie
auch ein Problem?
Beeck: Das weiß ich nicht, wie das bei den Gebäudereinigern ist. Wir unterliegen einem
Tarifvertrag und wir bezahlen genau nach dem Tarifvertrag und wir wollen auch keine
Unterschiede.
Gediehn: Das heißt, Sie gehören auch nicht zu denen, die von einer Aussetzung des
Mindestlohns ausgehen oder das fordern?
Beeck: Nein, das fordere ich ganz und gar nicht. Wenn wir von Gleichberechtigung und
Gleichbehandlung sprechen, dann heißt das für mich auch den gleichen Mindestlohn, wenn Sie
schon über Mindestlohn reden möchten.
- Ende Wortlaut -
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