Börsen-Zeitungspezial

www.boersen-zeitung.de
Börsen-Zeitung spezial
Verlagsbeilage zur Börsen-Zeitung I 8. September 2016 I Nr. 173
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Stabilität für Ihr Vermögen
Eine Spur persönlicher
Als DIE Privatbank der Sparkassen-Finanzgruppe mit Sitz in Zürich und Frankfurt am Main bietet
die Frankfurter Bankgesellschaft neben den Betreuungseinheiten Wealth Management und
Wealth Management Premium zusätzlich ergänzende Finanzdienstleistungen für vermögende
Privatkunden und Familienunternehmer. Zu unseren Kernkompetenzen zählt neben der Vermögensverwaltung auch ein bereits mehrfach ausgezeichnetes Stiftungsmanagement.
Gemeinsam mit unseren Tochtergesellschaften, der Fondsleitungsgesellschaft LB Swiss Investment
und dem bankenunabhängigen, auf reiner Honorarbasis tätigen Multi-Family-Office Nötzli, Mai &
Partner, vereinen wir unterschiedliche Kompetenzen zu einem ganzheitlichen Leistungsangebot
für unsere anspruchsvollen Kunden.
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Verlagsbeilage 8. September 2016
Inhalt
4 Raus aus dem
Dornröschenschlaf
Von Horst Schmidt | Bethmann Bank AG
6 Trend und Erfolgsmodell: Nachhaltigkeit
in der Vermögensverwaltung
Von Dr. Bernhard Brinker | HypoVereinsbank
8 Wie die Finanzindustrie
Privatanleger schröpft
Von Kim Felix Fomm | Liqid
10 Stiftungen in der Niedrigzinsphase
auf neuen Wegen
Von Michael Huber | Südwestbank AG
12 Neue Spielregeln im
Family Office
Interview mit Frank W. Straatmann | FERI AG und FERI Trust GmbH
Das Interview führte Martin Winkler | Börsen-Zeitung
14 Innovation: Die treibende Kraft
in der Finanzberatung
Von Thomas Steiger | VP Bank (Luxembourg) SA
16 Professionelle Vermögensverwaltung
im Zeitalter der Minuszinsen
Von Holger Mai | Frankfurter Bankgesellschaft
18 Attraktive Investmentgelegenheiten
Impressum
Redaktion: Martin Winkler
Anzeigen: Bernd Bernhardt (verantwortlich) und Andrea Wermann
Technik: Tom Maier
Gestaltung und typografische Umsetzung: Bernd Handreke
in den Schwellenmärkten aufspüren
Fotos: fotolia
Von Claudia Calich | M&G Emerging Markets Bond Fund
Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH,
Kurhessenstraße 4–6, 64546 Mörfelden-Walldorf
Verlag Börsen-Zeitung in der Herausgebergemeinschaft
WERTPAPIER-MITTEILUNGEN Keppler, Lehmann GmbH & Co. KG,
Düsseldorfer Straße 16, 60329 Frankfurt am Main
Tel.: 069/27 32-0
Anzeigen Tel.: 069/27 32-115, Fax: 069/23 37 02
Vertrieb Fax: 069/23 41 73
Geschäftsführung:
Ernst Padberg (Vorsitzender), Torsten Ulrich, Dr. Jens Zinke
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4
Verlagsbeilage 8. September 2016
Raus aus dem
Dornröschenschlaf
Über die Herausforderungen des digitalen Zeitalters und wie Privatbanken ihnen begegnen sollten
Horst Schmidt
Vorstandsvorsitzender der
Bethmann Bank AG
Technische Revolutionen sind in
der Geschichte schon immer unterschätzt worden. Das Automobil
hatte seine Kritiker ebenso wie das
Telefon. Viele Stimmen schrieben
diesen Innovationen nur eine kurze
Lebensdauer zu. Ebendiese Stimmen
verpassten aber wichtige Chancen
und ignorierten die Möglichkeiten,
die sich ihnen boten.
Auch bei der Digitalisierung, die
längst alle Wirtschaftszweige und
-branchen verändert, gibt es noch
immer Zweifler, die der Ansicht
sind, sie seien die Ausnahme von
der Regel. So steht die Finanzbranche zumindest teilweise im Ruf, den
Anschluss an die Digitalisierung zu
verlieren. Internet und alles, was mit
Online- und Mobile-Dienstleistungen
zu tun hat, seien Fremdkörper für
Unternehmenskulturen, bei denen
andere Werte wichtiger seien. Dies
gilt nicht zuletzt für die Private-Banking-Branche. Und es gibt in der Tat
Privatbanken, die diese Einstellung
noch immer zu pflegen scheinen.
Sie argumentieren damit, dass ihre
Kunden keine Digitalisierung wollten, weil sie keine Selbstentscheider
seien. Die Kunden, so heißt es, wollten ihre Geldanlage den Experten der
Vermögensverwaltung
überlassen
und seien bestens bedient mit digitalen Basisfunktionen wie einem Reportingversand via Internet. Zudem
sei die Steuerung von Vermögen ein
zu komplexes Geschäft für rein digitale Lösungen.
Diese Haltung trägt der Lebenswirklichkeit der allermeisten Kunden jedoch nicht ausreichend Rechnung.
Denn ob Wetter-App oder Navigationssysteme: Für viele Bankkunden
gehören digitale Anwendungen, die
persönliche Wünsche berücksichtigen, längst zum Alltag. So entwickeln
sich dank des Internets auch immer
mehr Vermögende zu Selbstentscheidern. Der große Umfang von online
verfügbaren Markt- und Produktinformationen macht die Finanzmärkte
transparent und für jedermann zugänglich. Leistungsfähige Tools liefern Informationen und Möglichkeiten, um Anlageentscheidungen selbst
zu treffen. Das Anlageverhalten von
Vermögenden verteilt sich dabei
zunehmend auf zwei Pole: Auf der
einen Seite stehen jene, die auf die
Kenntnisse und Erfahrungen ihrer
Bankberater voll vertrauen und sich
von ihnen durch die überaus komplexen Finanzmärkte „chauffieren“
lassen möchten. Auf der anderen Seite gibt es diejenigen, die technikaffin
sind, über eigenes Finanz-Know-how
verfügen und sich von der sogenannten
Robo-Vermögensverwaltung,
also von computergestützten Anlageprogrammen, erfolgreiche Anlageentscheidungen versprechen. Ih-
nen bieten die Privatbanken derzeit
keine digitalen Lösungen.
Veränderte
Erwartungen
der Kunden
Doch Privatbanken sind im besten
Sinne Kundenbanken. Sie leben
von vertrauensvollen Kundenbeziehungen, die oft über viele Jahre
bestehen. Persönliche Beratung und
intensiver Dialog sind Kernaufgaben
unserer Branche. Darin unterscheiden wir uns von Direktbanken. Um
für unsere Kunden die bestmöglichen
Entscheidungen zu treffen, müssen
wir ihre Interessen, Familienverhältnisse, Ziele, Wünsche und Bedürfnisse kennen – und dieses Wissen mit
unseren Erfahrungen und Kenntnissen in entsprechenden Anlageentscheidungen umsetzen. Dazu gehört
auch, unseren Kunden unterstützende digitale Tools und Systeme anzubieten, auch wenn damit in unseren
eigenen Organisationen erhebliche
Veränderungen einhergehen. Denn
im Private Banking nimmt mit der Digitalisierung der persönliche Dialog
zwischen dem Bankberater und dem
Kunden zu, nicht ab.
Privatbanken sollten die Digitalisierung aus Perspektive ihrer Kunden
betrachten. Noch reagieren Kunden –
erstaunlicherweise durch alle Altersgruppen hindurch – eher ablehnend
auf rein digitale Vermögenslösungen.
Sie wollen aus guten Gründen nicht
auf die persönliche Beratung ver-
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zichten. Sie schätzen den Austausch,
die Beratung und die Expertise ihres
Anlageexperten und genießen den
Komfort, Entscheidungen an einen
Berater ihres Vertrauens abzugeben.
Doch so groß die Wertschätzung für
ihre Bank auch ist, eines steht fest:
Die Digitalisierung findet bei jedem
einzelnen Kunden statt, unabhängig
von Alter, Familienstand oder Vermögensgröße. Internetanwendungen,
Smartphones und Apps machen das
Bankgeschäft für sie deutlich leichter
und bequemer. Zudem ist das Internet immer erreichbar, 24 Stunden am
Tag, sieben Tage die Woche. Daraus
entstehen – ganz automatisch – veränderte Erwartungen, an die sich
auch Privatbanken anpassen müssen.
Gegenwärtig mag digitalen Lösungen im Private Banking noch nicht
die höchste Dringlichkeit beigemessen werden. Denn viele vermögende
Kunden vertrauen letztlich den klassischen Institutionen noch eher als
den Gegenspielern in der virtuellen
Finanzwelt. Diese Kunden bewerten
Datensicherheit als ein hohes Gut,
das sie im Internet latent in Gefahr
sehen. Doch schon heute ist klar, dass
Vermögende der nächsten Generation eine andere Haltung einnehmen.
Für sie wird es selbstverständlich
sein, digitale Angebote in allen Lebensbereichen zu nutzen – auch in
der Geldanlage. Darauf müssen sich
Privatbanken jetzt vorbereiten: Es
bedarf konsequenter Lernschritte,
damit aus einer traditionellen Privatbank eine zukunftsfähige Privatbank
werden kann, die persönliche Kundenbeziehungen und digitale Lösungen zusammenführt.
Bereits heute wünschen sich vermögende Privatkunden von ihrer Bank
moderne
Kommunikationskanäle
und personalisierte Services, die
ihren Lebensgewohnheiten entsprechen. Dazu gehören Videochat und
Instant-Messaging-Zugänge
zum
Vermögensexperten – auch abends
oder am Wochenende. Sie interessieren sich für maßgeschneiderte und
zeitnahe Marktinformationen per
PC, Tablet oder Smartphone, egal ob
es sich dabei um das Thema Private
Equity, Informationen zu Schwellenländern oder zu europäischen Aktien
handelt. Sie möchten jederzeit ihr
Portfolio einsehen, online Simulationen vornehmen und Vergleiche
mit Benchmarks einsehen. Dies alles
ist nicht einfach nur Mehraufwand
für die Bank, sondern vielmehr die
Möglichkeit, die Kontaktaufnahme
zu individualisieren und die Kundenbeziehung zu erweitern und zu
vertiefen.
Banken können – und sollten! – diese
Entwicklung für sich nutzen, indem
sie beispielsweise digitale Kanäle für
das effiziente und kundenfreundliche Erfüllen von Regulierungsanforderungen an Dokumentation und
Kundeninformationen einsetzen. Sie
könnten Videos anbieten, in denen
Chancen und Risiken verschiedener Anlageklassen erklärt werden,
Online-Hilfen zum Ausfüllen von
Verträgen zur Verfügung stellen oder
mittels SmartData individuelle Interessensschwerpunkte ihrer Kunden
bestimmen. Die Robo-Vermögensverwaltung ist derzeit zwar noch ein
Nischenprodukt von Fintechs, doch
auch dafür könnte es einen wachsenden Markt geben, den Privatbanken
nutzen könnten.
Natürlich weiß niemand das zukünftige Kundenverhalten im Detail
vorherzusagen. Doch fest steht, dass
es im Private Banking keine homogene Kundengruppe mehr gibt. Die
Anforderungen der Kunden an die
Bank wandeln sich stetig unter dem
Einfluss der technologischen Entwicklungen, des Marktgeschehens,
politischer Gegebenheiten oder des
Generationswechsels. Schon heute
gehören im Private Banking persönlicher Austausch und digitale Kommunikation zusammen. Ein „Entwederoder-Modell“ – also ausschließlich
off- oder online – entspricht schon
lange nicht mehr den Bedürfnissen
der Kunden.
Privatbanken sollten die stattfindende Transformation akzeptieren und
ihr Geschäftsmodell zukunftsfähig
Hohe
Investitionen
erfordern
Mindestgröße
machen. Die Digitalisierung darf
nicht als Programm zur allgemeinen
Kostenreduktion gesehen werden. Im
Gegenteil: Sie ist ein Investment in
die Beziehung zu den Kunden – mit
einem signifikanten, aber unumgänglichen finanziellen Mehraufwand. Diese Investitionen müssen
die Privatbanken in einem Marktumfeld erwirtschaften, in dem Erträge
derzeit eher stagnieren. Voraussetzung ist also eine gewisse kritische
Größe jeder Bank. Kleineren Privatbanken dürfte es schwerfallen, die
erforderlichen Investitionen in digitale Technologien zu stemmen. Denn
die Innovationszyklen werden immer
kürzer, und die Anforderungen an
die Datensicherheit steigen.
Auch Privatbanken benötigen somit
ein hohes Maß an Veränderungsfähigkeit. Sie dürfen technologischen
Erneuerungen nicht skeptisch oder
sogar ignorant gegenüberstehen und
müssen die sich verändernde Lebenswirklichkeit ihrer Kunden akzeptieren und für sich nutzen. Es wäre ein
großes Missverständnis zu glauben,
dass ausgerechnet das Private Banking eine standhafte Trutzburg in der
Offline-Welt sei, während die Digitalisierung das tägliche Berufs- und Privatleben der Kunden mehr und mehr
durchdringt. Genauso falsch wäre
es, die persönliche Beratung, die Interaktion mit einem Kundenbetreuer
und damit das wohl entscheidende
Leistungsversprechen der Branche
zu schwächen oder gar aufzugeben.
Privatbanken müssen vor diesem
Hintergrund ihre Organisationsstrukturen flexibler und ihre Prozesse effizienter gestalten. Bisher wurde in langen Entwicklungsphasen
mit fest definierten Zielen gedacht.
Ihre Organisation war darauf ausgerichtet, entsprechend monolithisch
und auch ein wenig träge. Doch in
Zukunft werden bewegliche, veränderungsfähige Banken erfolgreich
sein, die kundennahe Projekte zügig
verwirklichen können, vernetzt denken und arbeiten, flache Hierarchien aufweisen und über transparente
Prozesse verfügen.
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Verlagsbeilage 8. September 2016
Trend und Erfolgsmodell: Nachhaltigkeit
in der Vermögensverwaltung
Investieren mit Werten – Ertrag um jeden Preis ist nicht jedermanns Sache
Dr. Bernhard Brinker
Bereichsvorstand Private Banking & Wealth
Management bei der HypoVereinsbank
Für viele Anleger spielen ökologische
und soziale Kriterien eine entscheidende Rolle bei der Geldanlage. Sie
wollen mit ihren Geldanlagen keine
Unternehmen, Projekte oder Länder finanzieren, die mit den eigenen
Lebensgrundsätzen oder Moralvorstellungen nicht übereinstimmen.
Daher entscheiden sie sich bewusst
für nachhaltige und ethische Finanzprodukte und erhoffen sich
mit dieser Wahl nicht nur eine gute
Rendite, sondern wollen auch einen
positiven Beitrag zum Umwelt- und
Klimaschutz leisten. Wir bieten unseren Kunden diese Möglichkeit, und
auch deshalb hat sich die Kundenzufriedenheit und die Kundennachfrage in der Vermögensverwaltung in
unserem Private Banking & Wealth
Management im ersten Halbjahr sehr
erfreulich entwickelt. Denn während sich in den vergangenen Jahren
hauptsächlich institutionelle Anleger für ein „grünes“ Finanzprodukt
entschieden haben, lässt sich dieser
Trend mittlerweile auch bei privaten
Anlegern erkennen: Unsere Kunden
investierten im vergangenen Jahr
deutlich stärker in nachhaltige und
ökologische Geldanlagen – in Form
nachhaltiger Mandatslösungen oder
in die nachhaltige Variante der Vermögensverwaltung. Die gestiegene
Nachfrage im Bereich nachhaltiger
Geldanlagen bei unseren Kunden
bestätigt einen Trend: Laut Markt-
bericht des Fachverbands „Forum
Nachhaltige Geldanlagen“ vom Mai
2016 für Deutschland, Österreich
und die Schweiz ist der nachhaltige
Anlagemarkt gegenüber dem Vorjahr
um 65 Prozent gewachsen. Gerade
in einem von anhaltenden Niedrigzinsen und einer hohen Volatilität
geprägten Marktumfeld suchen Anleger nach alternativen Geldanlagen,
die langfristig Renditemöglichkeiten
bieten. Unsere Privatkunden haben
verstärkt in aktiv verwaltete Mischfonds mit Nachhaltigkeitsaspekten
investiert. Auch im Private Banking
& Wealth Management, vor allem
im Stiftungsmanagement, nutzen
immer mehr Kunden die Möglichkeit, die Wertpapierauswahl in der
Vermögensverwaltung
nachhaltig
zu gestalten. Insgesamt stieg das Volumen an nachhaltigen Geldanlagen
in unserem Privatkundensegment im
Vergleich zum Vorjahr um rund ein
Drittel auf 2 Mrd. Euro.
Nachhaltigkeit ist dabei nicht nur für
das Investorengewissen ein wichtiger Aspekt, sondern kann auch bei
den langfristigen Erfolgsaussichten
des Portfolios durchaus eine Rolle
spielen: Denn mit der Investition in
nachhaltig agierende Unternehmen
oder Länder reduzieren sich deren
Kapitalbeschaffungskosten.
Diese
Unternehmen werden also für ihr
nachhaltiges Handeln belohnt. Res-
Viele Anleger
wollen Beitrag
zum Umweltund Klimaschutz leisten
sourcenknappheit,
Bevölkerungswachstum und Klimawandel sind
globale Trends, die die nachhaltige
Entwicklung in Frage stellen. Unternehmen, die sich diesen Herausforderungen stellen und die sogar
Lösungen bereitstellen können, werden langfristig nachhaltiger wachsen können als andere. Marken sind
heutzutage von großem Wert für Unternehmen, denn sie ziehen Kunden
an und fördern die Kundenbindung.
Darüber hinaus sind Marken immaterielle Vermögenswerte in den Unternehmensbilanzen. Daher gilt es auch
Reputationsrisiken zu vermeiden.
Es gibt keine einheitlichen Kriterien,
ab wann sich eine Geldanlage „nachhaltig“ nennen darf. Grundsätzlich
sollten daher immer die Details der
Anlagestrategie hinterfragt werden,
um zu beurteilen, ob diese aus persönlicher Sicht „nachhaltig“ genug ist.
Der Zusammenhang zwischen Rendite, Sicherheit und Liquidität bzw.
Verfügbarkeit wird oft als das „magische Dreieck der Vermögensanlage“
bezeichnet. Diese drei Grundziele der
Geldanlage sind in ihren Maximalausprägungen nie gleichzeitig zu haben. Wird ein Ziel höher gewichtet,
geht dies in der Regel zulasten der
anderen beiden Ziele. In nachhaltigen Anlagestrategien erweitert sich
dieses Dreieck um das Ziel einer
möglichst nachhaltigen Geldanlage.
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Verlagsbeilage 8. September 2016
Umgesetzt wird die Anlagestrategie
in den nachhaltig gemanagten Linien unserer Vermögensverwaltung
überwiegend über Aktien und Anleihen von Unternehmen/Ländern,
die sich in einem Auswahlverfahren
der oekom research AG, München,
als besonders nachhaltig erwiesen
haben. Jede Branche sieht sich aufgrund unterschiedlicher Produkte
und Dienstleistungen vor unterschiedliche soziale und ökologische
Herausforderungen gestellt. Deshalb
definiert oekom research etwa ein
Drittel dieser Kriterien branchenspezifisch. Aus den Ergebnissen ergibt
sich eine Rangliste der untersuchten
Unternehmen innerhalb einer Branche. Daneben kommt auch ein Bewertungsverfahren für Länder zum
Einsatz. In Zusammenarbeit mit
Experten aus Wissenschaft und Forschung hat oekom research 150 Indi-
katoren für die Bewertung von Ländern identifiziert. Mit ihrer Hilfe
werden die institutionellen Rahmenbedingungen und die Performance
eines Landes in sozialen und ökologischen Bereichen bewertet. In Frage
kommen nur die Länder mit den im
Vergleich besten Bewertungen.
Die selektierten Unternehmen und
Länder fließen in die Anlagestrategie
ein und werden hier um wirtschaftliche, fundamentale und technische
Indikatoren
der
Anlageklassen,
Märkte, Länder und Unternehmen
ergänzt. Für bestimmte Anlageklassen können ergänzend zu den Aktien/Anleihen weitere Wertpapiere
selektiert werden, wie Investmentfonds oder börsengehandelte Investmentfonds (ETF), insoweit diese
eine nachhaltige Anlagestrategie verfolgen.
Nachhaltige
Portfolios erwirtschafteten
solide Ertragsund Risikoergebnisse
Im Vergleich zu klassischen, benchmarkorientierten Anlagestrategien
steht durch das nachhaltige Auswahlverfahren naturgemäß ein kleineres
Anlageuniversum zur Verfügung. Auf
bestimmte Anlageklassen (z.B. Direktinvestments in Rohstoffe) muss
mangels nachhaltiger Anlagemöglichkeiten derzeit komplett verzichtet werden. Nachhaltige Portfolios
erwirtschafteten in der Vergangenheit dennoch solide Ertrags- und
Risikoergebnisse, auch im direkten
Vergleich zu konventionellen Engagements. Das könnte nachhaltiges
Geldanlegen auch aus Performancesicht durchaus interessant machen
– die nachhaltigen Varianten unserer
mandatierten Vermögensportfolios
und unserer Vermögensverwaltung
schnitten im bisherigen Performancevergleich durchaus positiv ab,
dies auch risikoadjustiert.
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Verlagsbeilage 8. September 2016
Wie die Finanzindustrie
Privatanleger schröpft
Kosten von Finanzprodukten und Vermögensverwaltern sind oft intransparent
Banken und Fondsanbieter diesen
Markt. Ihre Portfolios vertreiben sie
über die angeschlossenen Filialnetze.
Die Kosten für die Verwaltung liegen
laut dem Research-Unternehmen
Fondsconsult zwischen 0,25 und
2,5 Prozent pro Jahr – exklusive Produktkosten.
Kim Felix Fomm
Head of Portfolio Management
bei Liqid
F
inanzdienstleister reden zwar
gerne über Geld. Aber nicht darüber, was sie ihren Kunden abknöpfen.
Bei den Kosten für Investmentfonds
und Vermögensverwaltung wird
getrickst und verschleiert wie bei
einem Taschenspieler-Wettbewerb.
Das Nachsehen haben Privatanleger,
die oft nicht überschauen können,
wie überzogene Kosten ihre Renditen
schmälern.
Preisgegeben wird in aller Regel nur
das, was der Gesetzgeber ausdrücklich fordert. Beispielsweise musste
der Bundesgerichtshof Banken, Vermittler und Vermögensverwalter
zwingen, Provisionen offenzulegen,
die sie von Fondsgesellschaften erhalten. Zuvor flossen jährlich Milliarden Euro hinter dem Rücken der
Kunden in die Taschen der Verkäufer.
Kleinanleger können Provisionszahlungen vermeiden, indem sie auf
das große Angebot günstiger börsengehandelter Indexfonds (ETF)
zurückgreifen. Diese Fonds kopieren
Indizes, die beispielsweise den gesamten Weltaktienmarkt abbilden,
und kosten nur einen Bruchteil von
dem, was aktiv gemanagte Fonds verlangen. Viele Anleger trauen es sich
aber nicht zu, ihr Vermögen selbst
über eine Online-Bank zu verwalten.
Oft mangelt es auch an der nötigen
Zeit, um sich in die Materie einzuar-
Günstiger sind digitale Vermögensverwalter, sogenannte Robo-Advisor.
Sie bieten ihre Dienste über das Internet an. Global diversifizierte Anlageportfolios aus Aktien, Anleihen
und anderen Anlageklassen kosten
je nach Anlagesumme zwischen 0,5
und 1,25 Prozent im Jahr zuzüglich
der Kosten für Finanzprodukte.
beiten. Hilfe erhalten sie bei Vermögensverwaltern, die ihnen die lästige
Aufgabe abnehmen. Der Markt ist
allerdings noch unübersichtlicher
und intransparenter als der für aktiv
gemanagte Fonds.
Es gibt individuelle und standardisierte Vermögensverwaltungen. Bei
der individuellen Vermögensverwaltung müssen Anleger in der Regel
zwischen 2 und 3 Mill. Euro investieren. Dafür werden sie von einem
Verwalter betreut und erhalten ein
nach ihren Präferenzen entwickeltes
Anlageportfolio. Im Rahmen seines
Mandats trifft der Verwalter alle
Anlageentscheidungen für den Kunden. Das kostet in Deutschland nach
Angaben des Berliner Wirtschaftsverlags Fuchsbriefe zwischen 0,8 und
1,55 Prozent des verwalteten Kapitals pro Jahr (Durchschnitt: 1,21 Prozent). Hinzu kommen Kosten für die
eingesetzten Finanzprodukte.
Bei der standardisierten Vermögensverwaltung erhalten die Kunden keine individuellen Portfolios. Auch auf
die Anlagepolitik haben sie keinen
Einfluss. Vielmehr stehen abhängig
vom Anbieter verschiedene fertige
Portfolios mit unterschiedlichen Risikoprofilen zur Wahl. Die Einstiegssummen sind so niedrig, dass sie auch
für Kleinanleger keine Hürde sind. In
Deutschland beherrschen die großen
Privatanleger
haben das
Nachsehen
Die Anbieter individueller Vermögensverwaltung, die sich an eine
vermögende Klientel wenden, halten
sich zurück und verlieren auf ihren
Websites über ihre Vergütung meistens kein Wort. Digitale Vermögensverwalter, die ihre Portfolios direkt
im Internet vertreiben, informieren
zwar über die Verwaltungskosten,
die sie verlangen. Doch die Kosten für
die eingesetzten Fonds werden gerne
ins Kleingedruckte verbannt oder gar
nicht erwähnt, damit das Angebot
günstiger erscheint.
Viele Kunden werden selbst nach der
Anlage in ein Portfolio nicht merken,
dass sie auch für die im Depot enthaltenen Finanzprodukte bezahlen.
Denn deren Kosten ziehen die Produktanbieter direkt ab. Die Gesamtvergütungen bleiben so oft im Dunkeln. Anleger sollten deshalb immer
genau hinschauen und im Zweifel
nachfragen, bevor sie einen Verwalter beauftragen. Eine entscheidende
Frage ist auch, welche Leistungen
geboten werden. Insofern sollten Anleger nicht nur auf den Preis, sondern
auch auf die Qualität des Verwalters
achten.
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Verlagsbeilage 8. September 2016
Stiftungen in der Niedrigzinsphase
auf neuen Wegen
Wenig genutzte Optionen ausloten, um die Kapitalbasis zu verbreitern
besteht die Möglichkeit, realisierte
Kursgewinne z. B. aus Aktieninvestments der Umschichtungsrücklage
zuzuführen, sofern das die Satzung
zulässt. Hiermit lassen sich eventuelle künftige Verluste ausgleichen.
Mit Spenden oder Zustiftungen versuchen Stiftungen, die fehlenden
Zinserträge auszugleichen, indem
sie Groß- und Kleinspenden, aber
auch Erbschaften einwerben. Hinzu
kommt: Spender erwarten heute weit
mehr Professionalität von Fundraisern. Für Spendensiegel- und Zertifizierungsorganisationen ist die Höhe
der Verwaltungsausgaben im Verhältnis zum Cash-flow ein wichtiger
Prüfpunkt.
Michael Huber
Bereichsleiter Private Banking,
Südwestbank AG
S
tiftungen tun Gutes – insgesamt
17 Mrd. Euro flossen 2015 in die
Förderaktivitäten der bundesweit
über 21000 Organisationen. Allerdings erschwert die Niedrigzinsphase deren Arbeit. Traditionell pflegen
Stiftungen einen sicherheitsorientierten Anlagestil mit einem hohen Anteil
an festverzinslichen Wertpapieren.
Deren Verzinsung ist stark gesunken –
die Renditen liegen teilweise im negativen Bereich. Somit ist es schwierig,
Erträge für die Stiftungszwecke zu
generieren. Stiftungsverantwortliche
müssen neue Wege gehen: das Vermögensmanagement professionalisieren, zusätzliche Einnahmequellen
erschließen und verstärkt zusammenarbeiten.
Knapp 40 Prozent der fast 98000 Stiftungsmitarbeiter in Deutschland sind
Ehrenamtliche – ein beeindruckender Beleg für bürgerschaftliches Engagement. Gutgemeintes muss aber
auch gut gemacht werden, damit es
seine volle Wirkung entfalten kann.
Oftmals mangelt es an strategischem
Weitblick, Management-Skills und
Erfahrung mit komplexen Finanzinstrumenten.
Erfolgreiche Stiftungsarbeit erfordert
ein klares Anlagekonzept. PwC zufolge gibt es bei rund einem Viertel der
Stiftungen keine expliziten Anlagerichtlinien. Stiftungsvorstände sollten
eine langfristige Investmentstrategie
entwickeln – und diese regelmäßig
überprüfen. In Zeiten hochvolatiler
Börsen ist es wichtig, nicht reflexhaft
auf das Auf und Ab der Kurse zu reagieren. Inzwischen hat laut PwC fast
jede dritte Institution Teile ihres Vermögens in ertragreichere – und damit
risikoreichere – Asset-Klassen umgeschichtet. Doch sind viele Häuser
in puncto Risikomanagement nicht
ausreichend aufgestellt. So hat der
Bundesverband Deutscher Stiftungen
ermittelt, dass beinahe die Hälfte keine strukturierte Risikoanalyse durchführt. Grundsätzlich können Stiftungen als langfristige Anleger durchaus
Risiken tragen und Rückschläge
abfangen. In der Praxis allerdings
möchte kaum ein Stiftungsvorstand
in seiner Amtszeit Verluste verantworten oder gar haftungsrechtliche
Konsequenzen tragen. Die objektive
Risikotragfähigkeit der Stiftung und
das subjektive Sicherheitsbedürfnis
der Stiftungslenker sind also nicht
unbedingt deckungsgleich.
Stiftungen müssen künftig auch bislang wenig genutzte Optionen ausloten, um ihre Kapital- und Einnahmebasis zu verbreitern. So dürfen
Stiftungen zum Beispiel bis zu einem
Drittel des jährlichen Überschusses
aus der Vermögensverwaltung in die
freie Rücklage einstellen und ihr Vermögen damit stärken. Darüber hinaus
Gutgemeintes muss
auch gut
gemacht
werden
Für kleine Stiftungen eigenen sich
spezielle Stiftungsfonds. Allerdings
sollten die Angebote genau geprüft
werden – in Hinblick auf Gebühren
sowie auf die Auswahl der Titel: Entsprechen diese den Anlagerichtlinien,
z.B. ethischen oder ökologischen Gesichtspunkten?
Synergien nutzen, Kompetenzen erweitern und die Wahrnehmung in
der Öffentlichkeit erhöhen: Gerade
für kleine Stiftungen könnten projektbezogene Kooperationen oder
Fusionen eine Lösung sein. Auch wer
eine neue Stiftung gründen möchte,
sollte über Alternativen nachdenken.
Je nach Stiftungszweck eignen sich
etwa eine Verbrauchs- oder eine Hybridstiftung. Letztere kombiniert die
Vorteile der Ewigkeits- und der Verbrauchsstiftung. Unter einem Mindestkapital von 1 Mill. Euro lassen
sich kaum noch die Kosten decken.
Es ist sinnvoller, zuzustiften oder eine
unselbstständige Stiftung in Form
einer Treuhandstiftung unter dem
Dach einer größeren zu gründen. Das
spart Verwaltungskosten und kann
mehr Gutes bewirken.
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Interview mit Frank W. Straatmann
Neue Spielregeln im
Family Office
Moderne Family Offices bieten Leistungsbausteine an – wie für institutionelle Kunden
Frank W. Straatmann
Vorstand der FERI AG und
Geschäftsführer der
FERI Trust GmbH
V
or fast 30 Jahren hat FERI Deutschlands erstes Multi Family Office
gegründet – damals im Umfeld der
Quandt-Familie. Seitdem hat das Unternehmen sein Dienstleistungsspektrum für große Familienvermögen und
institutionelle Kunden kontinuierlich
ausgebaut. Heute steht die Marke FERI
vor allem für die Kombination aus unabhängiger Vermögensberatung und
-verwaltung mit dem Know-how eines
eigenen Investment Researchs. Zu den
Kunden gehören rund 200 Familien und
mehr als 200 institutionelle Anleger. Ein
Gespräch mit FERI-Vorstand Frank W.
Straatmann.
Herr Straatmann, was unterscheidet
die Arbeit in einem Multi Family Office von der eines Single Family Office?
Als Multi Family Office können wir
unseren Mandanten die komplette
Bandbreite an Dienstleistungen anbieten. Dabei agieren wir unabhängig und
sind flexibler in der Planung und Umsetzung. Single Family Offices sind kleinere Einheiten, die häufig nur für eine
einzige Familie arbeiten – und können
daher in der Regel auch nicht sämtliches
Know-how über alle Bereiche aus einer
Hand liefern. Hier kommen wir ins
Spiel – wir erbringen unsere Leistungen
im Bereich Family Office sowohl für Familien, private Mandanten als auch für
Single Family Offices.
Welche Dienstleistungen sind für die
Beratung und Verwaltung eines großen Vermögens notwendig?
FERI bietet sowohl die strategische
Vermögensplanung als auch das Risikomanagement, Controlling, die Umsetzungsberatung und Auswahl externer
Dienstleister an. Im Investment Management, also in der Vermögensverwaltung, profitieren unsere Mandanten
von unserer Erfahrung in sämtlichen
Anlageklassen und einem entsprechenden Multi-Asset-Ansatz – von Aktien
über Renten, Sachwerte bis hin zu alternativen Anlageformen wie Hedgefonds oder Private Equity. Die zentrale
Grundlage für unsere Anlagestrategie
liefert dabei unser hauseigenes Investment Research, dessen Analysen und
Prognosen wir auch unseren Kunden
zur Verfügung stellen.
dass wir unser Leistungsangebot weiter
professionalisiert haben und Familienund Family-Office-Kunden letztlich wie
institutionelle Kunden behandeln. Das
bedeutet, dass wir für Familien die gleichen professionellen Methoden und Instrumente zur Vermögensoptimierung
einsetzen wie etwa für Unternehmen
oder Pensionskassen. Seitens der Mandanten wird dies sehr geschätzt, genauso
wie unser Anspruch, jegliche Interessenkonflikte, zum Beispiel bei eigenen Produkten, zu vermeiden.
Wir verstehen
uns als Family
Office 2.0
FERI versteht sich sowohl als vermögensverwaltendes als auch beratendes
Family Office. Ist das kein Widerspruch?
Nein, aus unserer Sicht nicht. FERI versteht sich – im Gegensatz zu einigen
unserer Wettbewerber – als modernes
Family Office, sozusagen als Family Office 2.0. Wir haben bereits 2011 erkannt,
dass die Anforderungen großer Familienvermögen und Family Offices denen
unserer institutionellen Kunden sehr
ähnlich sind. Dies hat dazu geführt,
Wie hat sich Ihre Klientel in den vergangenen Jahrzehnten verändert?
Vor 30 Jahren war unser typischer Kunde im Family-Office-Bereich ein erfolgreicher Mittelständler, der sein Unternehmen verkauft hat und seine Familie
und seine Nachkommen langfristig versorgt sehen wollte. Von diesen Kunden
sind heute immer noch viele bei der
FERI – allerdings häufig schon in nächster Generation. Wir beobachten, dass in
der sogenannten Erben-Generation eine
andere Anspruchshaltung hinsichtlich
der Betreuungs- sowie Beratungsqualität und auch der Performance herrscht.
Gleichzeitig nimmt die Bereitschaft zu,
ein Family-Office-Mandat deutlich selektiver als früher zu gestalten. Vielfach
greifen Mandanten im Rahmen einer
professionellen Auswahllogik nur noch
auf einzelne Leistungsbausteine zu-
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rück – wir sprechen hier von Modulen.
Zu diesen zählen etwa spezielle Investment-Lösungen, gezielte Angebote
im Bereich Vermögensschutz oder die
Begleitung beim Aufbau strategischer
Private-Equity-Portfolios. Das Gleiche
gilt für den neuen Typus moderner und
erfolgreicher Unternehmer aus den Bereichen E-Commerce oder Internet.
Diese Mandanten wollen nicht nur jemanden, der sich um das Vermögen
kümmert, sondern der auch Lösungskompetenz in sämtlichen kapitalmarktrelevanten Bereichen bieten kann. Angefangen von steuerlichen und rechtlichen
Fragestellungen bis hin zu Fragen der
familiären Sicherheit und dem Schutz
der Reputation.
Wie reagieren Sie darauf?
Die veränderten Präferenzen vieler
Mandanten haben wir längst berücksichtigt. Während FERI früher oft als
„All-inclusive-Office“ tätig war, bieten
wir heute viele Dienstleistungen auch
modular an – analog zur geübten Praxis
bei institutionellen Beratungsmandaten. Deshalb werden wir auch im Bereich Family Office oft als Spezialist nur
für bestimmte Fragestellungen – etwa
strategische Asset Allocation oder Vermögensschutz – hinzugezogen.
Was bewegt die Inhaber großer Familienvermögen heute wirklich?
Vor allem seit der Finanzkrise des Jahres
2008 geht es vielen um die reale Sicherung des Familienvermögens, und nicht
nur um den Wertzuwachs. Das Risikobewusstsein ist deutlich höher als früher,
und das hat auch uns dazu bewogen,
den Begriff von Vermögen und Vermögensschutz weiter zu fassen.
Was bedeutet das?
Es reicht heutzutage nicht mehr aus,
das Finanzvermögen der Familie durch
eine kluge Anlagestrategie zu schützen
– etwa vor monetärer Verwässerung
und staatlicher Repression. Auch die
Wahrung des Sozial- und Humanvermögens muss Aufgabe einer ganzheitlichen
Vermögensschutzstrategie
sein. Dazu zählen beispielsweise Prä-
ventivmaßnahmen zum Schutz der
Sicherheit und Reputation der einzelnen Familienmitglieder wie auch eine
weitsichtige Erb- und Nachfolgeregelung. Eine solche ganzheitliche Betrachtung können traditionelle Finanzdienstleister in der Regel nicht leisten.
Wir haben dafür ein eigenes Konzept
zusammen mit der EBS Business School
in Oestrich-Winkel entwickelt. Es folgt
der These „Wealth is more than money“ und erweitert die klassische Risikobetrachtung aus dem traditionellen
Wealth Management um einen interdisziplinären Ansatz, der auch solche
indirekt monetär wirkende Faktoren
berücksichtigt.
Warum brauche ich für diesen Ansatz
denn ein Family Office?
Das Family Office liefert Lösungen zum
Erhalt und Wachstum des Familienvermögens – für diese und die nächste
Generation. Der integrierte Beratungsansatz berücksichtigt die Wechselwirkungen zwischen dem Finanz-, Human- und Sozialvermögen der Familie.
Dieser ganzheitliche Blickwinkel auf alle
Vermögenssphären einer Familie ist extrem wichtig und entscheidend für die
strategische Absicherung eines Familienvermögens. Dennoch wird aber genau
dieser Aspekt oftmals völlig vergessen
oder ignoriert.
Wie schaffen Sie es, in Zeiten niedriger
Zinsen und volatiler Kapitalmärkte die
Zielrenditen für Ihre Mandanten zu erwirtschaften?
Was heute mehr denn je zählt, ist die
Qualität der Performance – und nicht
die reine Höhe. Wie die meisten Kapitalmarktteilnehmer sind auch unsere Mandanten auf der Suche nach
alternativen Werttreibern, und diese
können wir bieten, zum Beispiel über
Optionsprämienstrategien,
Private
Equity Investments oder Sachwerte
wie spezielle Immobilien. Um Erträge
zu maximieren, braucht man natürlich auch ein striktes Kostenmanagement – und gegenüber dem Mandanten
absolute Transparenz. Auch dies ist
eine wichtige Aufgabe, die wir im
Rahmen der Family-Office-Betreuung
leisten.
Wie steht FERI zum Trend der Digitalisierung in der Vermögensverwaltung?
Wir beobachten diesen Trend genau.
Computerbasierte
Handelsstrategien
gab es schon immer – auch die haben
ihre Schwächen und konnten bislang
nicht langfristig überzeugen. Außerdem
wissen wir, dass unsere Zielklientel nach
wie vor Wert auf die persönliche Beratung legt. Das gilt selbst für diejenigen
Mandanten, die in der digitalisierten
Welt ihr Vermögen gemacht haben.
Was zählt ist
Qualität der
Performance –
und nicht reine
Höhe
Die Bedeutung der persönlichen Beratung ist also Ihrer Erfahrung nach
genauso hoch wie früher?
Die Beziehung zum Kunden ist die
Basis für eine erfolgreiche Beratung –
dennoch darf man sich nicht rein auf
die persönliche Ebene verlassen. Am
Ende des Tages geht es um die Qualität, die wir liefern, und um die Ergebnisse. FERI ist es gelungen, über die
Jahrzehnte das Geschäftsmodell aus
fundiertem Research und persönlicher
Beratung quasi zu institutionalisieren
– dadurch ist die Abhängigkeit von einzelnen Persönlichkeiten nicht so hoch
wie in anderen Häusern. Hier kommt
uns unsere starke Marke zugute – FERI
wird es immer geben, die Qualität lässt
sich übertragen auf sämtliche Köpfe
unseres Teams. Und darauf sind wir
sehr stolz.
Ist der Markt noch ein Wachstumsmarkt?
Für uns schon. Wir haben gerade in
diesem Jahr zahlreiche neue Mandate
gewonnen und stellen weitere Mitarbeiter für die Beratung großer Vermögen ein. Dabei wird es bei FERI noch in
diesem Jahr zahlreiche Neuerungen geben: So wollen wir neben bestehenden
modularen Dienstleistungen und den
Vermögensschutzstrategien ein neues
Beratungskonzept vorstellen, bei dem
die Vermögenspsychologie im Fokus
stehen wird.
Das Interview führte Martin Winkler.
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Innovation: Die treibende Kraft
in der Finanzberatung
Die Vermögensverwaltung im klassischen Stil ist Vergangenheit
Thomas Steiger
Chief Executive Officer der
VP Bank (Luxembourg) SA
I
nnovation ist nicht nur für die
produzierende Industrie, sondern
auch für Dienstleistungen wesentlich.
Ohne Innovation gäbe es beispielsweise keine Bankomaten und kein
E-Banking, und sie ist aktuell mehr
denn je gefragt, um die gewaltige Flut
an neuen Regelungen professionell
und rasch in das Bankengeschäft einzubinden.
Die Finanzberatung stellt sich heute anders dar als noch vor wenigen
Jahren. Die Kunden sind informierter, mobiler und anspruchsvoller.
War früher im Rahmen der klassischen Anlageberatung das Wissen
über Investmentklassen oder einzelne
Titel gefragt, kommen heute zunehmend regulatorische Themen dazu.
Eine weitere Herausforderung stellt
der zunehmende Bedarf an Digitalisierung, Schnelligkeit und Transparenz dar.
Mit den Ansprüchen der Kunden hat
sich auch das Anforderungsprofil
der Kundenberater verändert. Die
Kunden haben Anspruch auf einen
Berater, der sich umfassend über ihre
Bedürfnisse informiert und stets über
ein ganzheitliches Bild ihrer Finanzsituation verfügt. So ist der Berater
in der Lage, entsprechende optimale
Lösungen zu entwickeln.
Für eine exzellente und umfassende
Kundenbetreuung bedarf es erhöh-
ter Kompetenz. Know-how in der
Vermögensverwaltung muss mit
grenzüberschreitendem Fachwissen
im Steuerrecht und im Finanzwesen
kombiniert werden. Ein professionelles Finanzinstitut ist daher durch
umfangreiche laufende Ausbildungsaktivitäten wie regelmäßige Zertifizierungen gefordert.
Auch die Rechts- und Reputationsrisiken im grenzüberschreitenden
Dienstleistungsgeschäft haben in
jüngerer Vergangenheit merkbar
zugenommen. Ausländische Aufsichtsbehörden legen ein verstärktes
Augenmerk auf eine rechtskonforme
Geschäftstätigkeit von Auslandsbanken im grenzüberschreitenden
Bereich („Crossborder Banking“).
Diese Dienstleistungen umfassen die
Akquisition, Beratung und Betreuung
von Kunden im Ausland. CrossborderSchulungen der Kundenberater sind
daher für international tätige Finanzinstitute unerlässlich.
Die Beratung erfolgt im Spannungsfeld zahlreicher gesetzlicher Vorgaben und der individuellen Anlageund Vermögensziele der Kunden.
Die Kundenberater stehen vor neuen
methodischen und fachlichen Herausforderungen und werden zunehmend von Spezialistenteams
begleitet, die im Gespräch eine gesamtheitliche Beratungskompetenz
vermitteln können.
Die Kunden
sind informierter,
mobiler und
anspruchsvoller geworden
Eine klare Definition der Rollen in
der Kundenbetreuung regelt dieses
Zusammenspiel zwischen Kundenberatern und Spezialisten für Investmentprodukte und -dienstleistungen,
Steuern, Kredite oder Fonds. Im Zuge
eines ganzheitlichen Beratungsansatzes sollen die Teams auf zahlreiche interne und auch externe Kompetenzen zurückgreifen können, um
individuelle Lösungen für alle Anforderungen erarbeiten zu können. Die
Bedeutung dieser interdisziplinären
Zusammenarbeit nimmt stetig zu, da
die Kunden ihre Bank vermehrt mit
komplexen Fragestellungen konfrontieren.
Fintech ist die Antwort auf die wachsende digitale Affinität der Kunden.
Sie verlangen immer öfter einfache,
nachvollziehbare, jederzeit zugängliche und mobile Lösungen für die
Erfüllung ihrer Bedürfnisse im Finanzalltag.
Banken müssen auf diese Entwicklungen bestens vorbereitet sein und
die Digitalisierung von Prozessen,
Daten und Kommunikationswegen
aktiv vorantreiben. Dabei müssen die
Prozess- und Systemlandschaft laufend optimiert, die IT-Services harmonisiert und das Online-Angebot
stetig erweitert werden. So werden
zum Beispiel in Zukunft wohl neue
digitale Tools im Bereich Zahlungsverkehr, Handel und Kundenkontakt
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die bewährten E-Banking- und E-Banking-Mobile-Systeme ergänzen. Anlageberatungssoftware und BusinessProcess-Management-Plattformen,
mit deren Hilfe die unternehmerischen Prozesse vollständig technisch
abgewickelt werden können, sind
weitere aktuelle Themen.
Die Digitalisierung trägt dazu bei,
die Kommunikationskanäle zu den
Kunden zu optimieren, das OnlineAngebot auszubauen und dadurch
die Kundenzufriedenheit sicherzustellen. Gleichzeitig erhöht sich die
Profitabilität der Banken durch eine
effizientere interne Abstimmung der
Geschäftsprozesse. Hier handelt es
sich also um einen Wandel, von dem
alle Seiten profitieren können. Entscheidend ist, dass die Chancen gezielt genutzt werden.
Kunden schätzen neben Kontinuität
und Rechtssicherheit die hohe Qua-
lität von Dienstleistungen, eine langjährige Erfahrung im Private Banking
sowie einen hohen Schutz des Privateigentums und der Privatsphäre. Die
verstärkte internationale Steuerkooperation steht nicht im Widerspruch
zum Bankkundengeheimnis, sondern
versteht sich als Schutz der Privatsphäre vor ungerechtfertigten Zugriffen Dritter. Hohe Standards in der
Finanzmarktaufsicht sowie bei Maßnahmen gegen Geldwäsche dienen
ebenso dem Interesse der Investoren.
Eine konsequente internationale Zusammenarbeit in Steuerfragen sowie
der aktive Kampf gegen Geldwäsche
bedeuten Schutz für die bei den Banken veranlagten Gelder.
Der steigende Regulierungsdruck
führt zu wachsenden Kosten und
sinkenden Margen bei Banken; die
Branche ist gefordert, diesen Entwicklungen in den nächsten Jahren
proaktiv zu begegnen. Es ist anzu-
nehmen, dass es zu weiteren Konsolidierungen kommen wird und dass in
einigen Jahren der eine oder andere
Finanzdienstleister nicht mehr am
Markt sein könnte – dafür aber andere, innovative Geschäftsideen auf
fruchtbaren unternehmerischen Boden fallen.
Steigender
Regulierungsdruck führt zu
wachsenden
Kosten
Initiativen in den Bereichen Nachhaltigkeit und Innovation zeigen die
Beweglichkeit der Finanzdienstleistungsbranche, die sich flexibel auf
neue Herausforderungen einstellen kann. Die international tätige
VP Bank Gruppe ist auf diese Entwicklungen bestens vorbereitet und
wird ihre Position als stabiler und
nachhaltiger Finanzpartner auch
langfristig weiter ausbauen. Sie sieht
ihre Stärken – Stabilität in Kombination mit großer Erfahrung und hoher
Dienstleistungsqualität – 60 Jahre
nach ihrer Gründung mehr denn je
als Wettbewerbsvorteil.
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Professionelle Vermögensverwaltung
im Zeitalter der Minuszinsen
Durch geschickte und selektive Aktienauswahl dem Kunden einen Mehrwert bieten
Holger Mai
Vorsitzender der Geschäftsleitung
der Frankfurter Bankgesellschaft
L
ange haben wir befürchtet, was
nun Realität geworden ist: Der
Minuszins hat Einzug gehalten in
der Eurozone, bei der Europäischen
Zentralbank, mit – 0,4 % für das
„Parken“ von Geldern bei anderen
Banken über Nacht und bereits seit
Anfang letzten Jahres mit – 0,75 %
bei der Schweizerischen Nationalbank. In der Praxis bedeutet dies,
dass die Banken bei einem größeren
Geldeingang für die Bewahrung einen Aufwand von mindestens 0,4 %
haben.
Selbstverständlich können die Banken versuchen, den Kunden zur Anlage ihrer Liquidität in Wertpapieren
zu raten, um diese Belastung zu umgehen. Doch auch hier ist das Szenario problematisch: Die Renditen der
vermeintlich sicheren Staatsanleihen
sind ebenfalls ins Minus gerutscht.
In der Schweiz sind selbst 40-jährige
Staatsanleihen betroffen und in der
Eurozone fast alle Länder bei Laufzeiten bis zu zehn Jahren. Bisher
versucht die Bankenbranche, den
normalen Anleger von der Belastung
zu verschonen. Bei großen Geldeingängen gelingt dies jedoch immer
weniger, und der Minuszins greift
daher zunehmend auch bei vermögenden Privatkunden.
Der Dax lag bei der Erstellung dieses Artikels YTD bei über – 4 % und
der Euro Stoxx bei –9 %. Die Anleger,
die passiv über ETF in Indizes investiert haben, kommen somit kaum
auf eine positive Rendite. Dies betrifft auch diejenigen, die in der Vergangenheit stets in Eigenregie gut
rentierliche Bundesanleihen oder
Dax-Aktien erworben haben. Dieses
Anlagevorgehen ist zwar grundsätzlich kostengünstig, aber bei den
derzeitigen Marktverhältnissen leider
nicht besonders erfolgversprechend.
Die veröffentlichten Studien zum
mentalen
Anlageverhalten
von
Kun-den – insbesondere in Deutschland – belegen, dass der Anleger
nicht frustriert ist, wenn er statt 4 %
Anlageerfolg nur 3 % erhält. Ein ganz
anderes Bild zeigt sich jedoch, wenn
der Kunde statt + 0,5 % nur – 0,5 %
erreicht. Die Differenz ist zwar
identisch, die mentale Wahrnehmung
verändert sich jedoch elementar,
denn statt eines nicht realisierten
Opportunitätsgewinns entsteht nun
ein – wenn auch nur kleiner – nominaler Vermögensverlust.
Nun stellt sich die Frage, wie lange
die Branche die Zusatzbelastung
von mindestens 0,4 % auf die Liquidität (und damit die Zinsspanne)
aushält und die Kunden vor dem drohenden Minuszins bei Privatvermögen schützen und ihnen dabei
gleichzeitig eine zufriedenstellende
Rendite ermöglichen kann. Gerade
in diesen herausfordernden Kapitalmarktzeiten erkennen wir nunmehr
deutlich die langfristige Daseinsberechtigung für professionelle Vermögensverwalter.
Wertschöpfung ist durch
überdurchschnittliche
Performance
erkennbar
Derzeit ist die Liquidität bei Anleihen
gering, da die Notenbanken diese
vermehrt im Rahmen ihrer Programme aufkaufen und einem normalen Anleger den Marktzugang somit erschweren und die Preise darüber hinaus in die Höhe treiben.
Mithilfe eines guten Vermögensverwalters erhält der Kunde einen
breiteren Marktzugang, um sein
Portfolio bestmöglich aufzustellen.
Er erhält sogar Zugang zu Märkten, zu denen er sonst keine
Einstiegsmöglichkeit hätte.
Auch hinsichtlich der Mindeststückelung von Anleihen wird dem
Anleger häufig der Marktzugang erschwert. Anleihen können teilweise
nur mit einer Mindeststückelung von
100 000 Euro erworben werden, was
selbst für Privatanleger mit einer
größeren Anlagesumme ein hohes
Risiko hinsichtlich der Vermögensdiversifikation darstellt. Mit einer
z. B. fondsbasierten Vermögensverwaltung kann der Kunde hingegen
auch auf die Anleihen zurückgreifen,
die er allein nur in dieser immensen
Größenordnung in seine Strategie
integrieren könnte.
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Denn gerade jetzt ist gefragt, nicht
nur den jeweiligen Index (Dax, Dow
Jones, Euro Stoxx) über einen Indexfonds abzubilden, sondern durch
geschickte und selektive Aktienauswahl dem Kunden einen Mehrwert zu bieten. Auf der Anleihenseite sind Staatsanleihen mit Minuszins im Kundengeschäft keine gute
Option, aber die richtige Auswahl
und Analyse von Unternehmensanleihen mit überschaubarer Laufzeit
erzielen immer noch Renditen zwischen knapp 2 und 3 % p. a. Es gab
in der Vergangenheit sogar Zeiten
mit Anleihezinsen von 7 bis 10 % p. a.
und Aktienrenditen von 10 bis 20 %
p.a., jedoch häufig auch mit anderen Inflationsraten. Zwischenzeitlich
müssen wir uns an kleinere Zuwächse gewöhnen.
Wenn für das sichere „Parken“ von
größeren Geldbeträgen auf Bankkonten ein „Verwahrgeld“ bezahlt
werden muss, die selbst selektierte
Auswahl von Staatsanleihen ebenfalls eine Minusverzinsung ergibt,
genauso wie günstig erworbene ETF
auf europäische Aktienindizes, so ist
der reelle Preis für eine professionelle Vermögensverwaltung nicht nur
vertretbar, sondern gerechtfertigt.
Dabei sollte der Preis die Leistung
widerspiegeln. Wenn die Anlagestrategie in den Erwerb von Staatanleihen und Indexfonds oder indexnahe
Foto: fotolia
Zudem helfen professionelle und
entsprechend kostspielige Analysetools, die Vielzahl an Neuemissionen
und Anleihen zu erfassen, die
ständig auf den Markt kommen.
Dabei werden diese bewertet und
später stetig überwacht, um frühzeitig Risiken identifizieren und zu
Gunsten des Kunden steuern zu können. Insbesondere in den letzten
Monaten und Jahren haben eine
professionelle, fundamentale Aktienauswahl sowie ein zeitaufwändiger,
aber notwendiger Anleihenselektionsprozess dem Kunden deutliche
Vorteile gebracht.
Aktiendirektinvestments mündet, so
dürfte der vom Kunden zu zahlende
Preis eher überschaubar sein. Sofern
die Umsetzung jedoch nachweislich
mit entsprechendem Zeit- und technischem Aufwand in der Einzelanalyse von Aktien und Unternehmensanleihen liegt, ist die Wertschöpfung
für den Kunden nachhaltig durch
eine überdurchschnittliche Performance erkennbar und somit auch ein
angemessener Preis für den Vermögensverwalter opportun. Dies nicht
nur, damit unser breit aufgestelltes
Bankensystem, welches mit massiv
zurückgehenden Zinsüberschüssen
zu kämpfen hat, durch qualitativ gute
Provisionsüberschüsse bewahrt wird,
sondern auch insbesondere, weil der
Kunde einen Mehrwert gegenüber
einfachen Anlagestrategien erkennen kann.
Es zeigt sich, dass in Phasen von
Minuszinsen eine professionelle
Vermögensverwaltung die Stabilität
Zeit für die
breitere
Diversifikation
des Kundenvermögens
und den Werterhalt von Vermögen
besser gewährleisten kann. CashPositionen werden aktuell und
auch in den nächsten Jahren nicht
in der Lage sein, Inflationsraten zu
kompensieren. Daher gilt es nach wie
vor, Investitionen in die Realwirtschaft und diese in global aufgestellte, solide finanzierte Unternehmen in Form von Beteiligungspapieren wie Aktien oder in Anleihen
zu tätigen.
Fazit: Gerade jetzt, in diesem herausfordernden Zinsumfeld mit Negativzinsen auf Sichteinlagen und
Staatsanleihen, ist es Zeit für die
breitere Diversifikation des Kundenvermögens durch Investitionen in die
Realwirtschaft. Dabei ist eine professionelle Vermögensverwaltung mit
einer Anlagestrategie, die dem Kunden dabei hilft, sein Gesamtvermögen nach Steuern, Inflation und Kosten zu erhalten, nun erst recht einen
angemessenen Preis wert.
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Attraktive Investmentgelegenheiten
in den Schwellenmärkten aufspüren
Der „Go-anywhere-Ansatz“ bei Schwellenmarktanleihen-Investments
Claudia Calich
Fondsmanagerin des M& G
Emerging Markets Bond Fund
I
ch denke, dass bei der Anlage in
Anleihen aus Schwellenmärkten
(EM) zwei Elementen eine Schlüsselrolle zukommt, um die Erträge zu
maximieren: Zum einen kommt es auf
die richtige Mischung aus Staats- und
Unternehmensanleihen in lokalen
und in „harten“ Währungen an (d.h.
ausländische Währungen wie z.B. der
US-Dollar), und zum anderen ist die
sorgfältige Länder- und Titelauswahl
von Bedeutung.
spielsweise das Kreditrisiko im Portfolio erhöhen, wenn ich der Meinung
wäre, dass EM-Unternehmensanleihen für ein sehr geringes zusätzliches
Risiko eine höhere Rendite abwerfen
würden als EM-Staatsanleihen. Umgekehrt würde ich Staatsanleihen mit
höherer Bonität kaufen, wenn mein
Ausblick für Unternehmensanleihen
vorsichtiger oder die Risiko-ErtragsMerkmale für Staatsanleihen positiver
werden würden.
Dabei ist es wichtig, dass mir der flexible Investmentansatz des M&G
Emerging Markets Bond Fund uneingeschränkte Allokationen erlaubt
und das Portfolio dabei auf die drei
wichtigsten EM-Sub-Anlageklassen
zugreift. Dies sind erstens in lokalen
Währungen denominierte Staatsanleihen aus Schwellenmärkten, zweitens
ebendiese Titel, aber in Hartwährungen, und drittens Unternehmensanleihen aus Schwellenmärkten, die in
Hartwährungen begeben sind.
Diese Freiheit erlaubt es mir, mich entlang des gesamten EM-Kredit-und Durationsspektrums zu bewegen und so
die existierenden Marktbedingungen
auszunutzen und das Fondsengagement bei Schwellenmarktwährungen
zu streuen. Da der Fonds an keine
Benchmark gebunden ist, bin ich
durch diesen Ansatz in der Lage, nur
in Bereiche zu investieren, die ich für
attraktiv halte, während ich Marktbereiche, deren Ausblick weniger günstig ist, vermeiden kann. Dies erlaubt
mir wiederum, ein diversifiziertes
Portfolio mit den „besten Anlageideen“ aus den globalen Märkten für
Schwellenmarktanleihen zu konstruieren. Ziel ist es, in unterschiedlichen
Marktumfeldern eine gute Wertentwicklung zu erzielen.
Auf diese Art und Weise kann ich nicht
nur aktiv die Sensitivität des Fonds
gegenüber Zinsänderungen (auch als
Duration bekannt) managen, sondern
auch das Kreditrisiko (das Risiko des
Portfolios hinsichtlich der Fähigkeit
von Unternehmen zur Schuldentilgung) und die Währungspositionierung. Diese drei Hebel erwirtschaften
die Fondserträge. So würde ich bei-
Mein Investmentansatz mischt hohe
Überzeugungen zu makroökonomischen Faktoren mit tief greifenden
EM-Unternehmensanleihen
geben ein
weites Anla-
Analysen zur Bonität der Emittenten.
Meine Makro-Bewertung beginnt mit
den globalen Konjunktur- und Marktaussichten sowie dem Risikoprofil der
unterschiedlichen Volkswirtschaften.
Anschließend bewerte ich dann die
individuellen Staats- und Unternehmensanleihen aus Schwellenländern,
um die attraktivsten Investmentchancen zu identifizieren. Bei Ersteren zählen die Liquidität, Solvenz, Zahlungsbilanzen und politischen Faktoren zu
den entscheidenden Überlegungen,
während meine Unternehmensanalysen die Eigentumsverhältnisse, das
Geschäftsrisiko sowie das finanzielle
Risiko beleuchten.
gespektrum
Die Möglichkeit für Investments in
EM-Unternehmensanleihen gibt dem
Fonds ein deutlich weiteres Anlagespektrum. Diese Anlagen können
im Vergleich zu anderen Fonds, die
auf eine wesentlich kleinere Zahl an
Emittenten aus Schwellenmärkten
beschränkt sind, potenziell das RisikoErtrags-Profil verbessern. Tatsächlich
war die Subkategorie EM-Unternehmensanleihen im letzten Jahrzehnt
ein besonders schnell wachsendes
Segment im Anleihenuniversum und
bietet mittlerweile über Regionen und
Branchen weit gestreute Anlagegelegenheiten.
In Bezug auf das Marktumfeld der
jüngsten Zeit wirkten sich die wesent-
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lichen Stimmungsfaktoren sowohl in
den Schwellenmärkten als auch in den
Industriestaaten aus. Beispielsweise konzentrierte sich ein großer Teil
der Aufmerksamkeit gegen Ende des
zweiten Quartals auf die Folgen des
unerwarteten Brexit-Votums. Zu den
negativen Erwägungen der Investoren
gehörten schwächere Wachstumsaussichten für Großbritannien und Europa sowie die Möglichkeit einer potenziellen globalen Ansteckungsgefahr,
u.a. für die Konjunkturlage in den
Schwel-lenländern. Jegliche Maßnahme in Richtung Handelsprotektionismus im Anschluss an das britische
EU-Referendum wäre ebenfalls eine
Sorge für die Aussichten von Schwellenmärkten.
Andererseits machen es die unsicheren Aussichten im Anschluss an das
EU-Referendum
wahrscheinlicher,
dass die Zinsen in wichtigen Märkten
wie u.a. den USA für länger auf dem
derzeit niedrigen Niveau bleiben sollten. In der Eurozone hat das jüngst
stark ausgedehnte Konjunkturprogramm der Europäischen Zentralbank
die Zinsen in der Region weiter in
den negativen Bereich gedrückt. Dieser Hintergrund gab gegen Ende des
zweiten Quartals der Stimmung von
Investoren eine gewisse Unterstützung, d.h. in Bezug auf Anleihenbereiche mit höheren Renditen wie z.B.
die globalen Schwellenmärkte.
Zu den wichtigsten Investmentthemen für den Fonds gehörte zum Jahresanfang 2016 eine Erhöhung der
Allokation von Schwellenmarktanleihen in lokalen Währungen, nachdem
die Wertentwicklung in den vorhergehenden Quartalen hinter den Erwartungen zurückgeblieben war. Meiner
Meinung nach sind ihre Bewertungen
auf ein Niveau gefallen, das nun interessante Einstiegspunkte bietet, und
wir haben dem Portfolio einige neue
Positionen hinzugefügt.
Hinsichtlich der Vermögensallokation
des Fonds machten in lokalen Währungen denominierte Anleihen gegen
Ende des zweiten Quartals ca. 21%
aus, Assets in Hartwährung kamen
auf rund 76% (siehe Grafik). Ich habe
zwar die Gewichtung von lokalen
Währungen seit Jahresbeginn erhöht,
doch gleichzeitig eine umfassende
Allokation zum US-Dollar beibehalten. Weitere US-Zinserhöhungen sind
zwar vorerst auf Eis gelegt, doch sollte
sich der Dollar angesichts bestimmter
Faktoren wie beispielsweise die relativ
starke US-Wirtschaft in meinen Augen
weiterhin gut entwickeln. Zu den größeren Allokationen bei lokalen Währungen gehörten gegen Ende Juni die
indische Rupiah, der mexikanische
Peso, die indonesische Rupiah und
der russische Rubel.
Wie immer bei der Anlage in Schwellenmärkten bin ich der Ansicht, dass
ein flexibler Investmentansatz auch
in Zukunft die Schlüsselrolle spielen
wird. Ich werde die Fondsallokationen auch weiterhin auf die Segmente
verteilen, in denen ich die besten relativen Werte sehe, und Bereiche bzw.
Länder meiden, deren Aussichten mir
fraglich erscheinen. Diese Strategie
kann in meinen Augen immer noch
ausgewählte, attraktive Investmentgelegenheiten in den Schwellenmärkten
aufspüren.
Der Wert der Anlagen und die daraus
erzielten Erträge führen zu einem Anstieg oder zu einer Reduzierung des
Fondspreises. Es gibt keine Garantie
dafür, dass das Anlageziel des Fonds
erreicht wird, und möglicherweise erhalten Sie den ursprünglich investierten Betrag nicht zurück. Die in diesem
Text zum Ausdruck gebrachten Ansichten sollten nicht als Empfehlung,
Beratung oder Prognose aufgefasst
werden. Der Fonds ermöglicht die
weitgehende Verwendung von Derivaten.
Wechselkursschwankungen werden
sich auf den Wert Ihrer Anlage auswirken. Der Fonds wird in Schwellenmärkte investieren, in denen häufiger
größere Kursschwankungen auftreten
als in entwickelten Ländern, da sie
allgemein kleiner und weniger liquide
sind und empfindlicher auf wirtschaftliche und politische Faktoren reagieren. Ungünstige Markt- und politische
Bedingungen in einem Schwellenmarktland können auf weitere Länder
der Region übergreifen. Beim Kauf
und Verkauf solcher Anlagen durch
den Fonds können unter außerordentlichen Umständen Schwierigkeiten auftreten, unter anderem bei der
Überweisung von Erlösen oder erwirtschafteten Erträgen und/oder bei der
Bewertung der Vermögenswerte.
Wechselkursschwankungen
wirken sich
auf Wert der
Anlage aus
Solche Faktoren können dazu führen, dass der Handel mit Anteilen
des Fonds vorübergehend ausgesetzt
wird. Der Wert des Fonds fällt, wenn
der Emittent eines gehaltenen festverzinslichen Wertpapiers nicht in
der Lage ist, Erträge zu zahlen oder
seine Schulden zurückzuzahlen (der
sogenannte Zahlungsausfall). Festverzinsliche Wertpapiere, die höhere Erträge zahlen, haben aufgrund des erhöhten Ausfallrisikos in der Regel ein
niedrigeres Kreditrating. Je höher das
Rating ausfällt, desto unwahrscheinlicher ist es, dass der Emittent seinen
Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommt. Ratings unterliegen jedoch
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