Greenpeace Schweiz, Badenerstrasse 171, Postfach, 8036 Zürich 044 447 41 41, [email protected], Konto 80-6222-8 Abs.: Greenpeace, Badenerstr. 171, PF, 8036 Zürich Axpo Holding AG Parkstrasse 23 CH-5401 Baden 8036 Zürich, 8. September 2016 Offener Brief an die Axpo Liebe Axpo Seit rund anderthalb Jahren ist Reaktor 1 von Beznau ausser Betrieb, ohne dass die Öffentlichkeit genau weiss, was Sache ist. Wir vertraten – zusammen mit 40 weiteren Organisationen – stets die Ansicht, dass die Axpo als öffentliches Unternehmen in Hand der NordostschweizerKantone auch gegenüber kritischen Fragestellern Antwort und Rechenschaft schuldig ist. Deshalb schlugen wir schon im November letzten Jahres ein Hearing über die Materialprobleme des Reaktordruckgefässes vor. Greenpeace offerierte der Axpo eine gemeinsame Planung und Gestaltung des Anlasses. Nun klagst du in deiner erneuten Absage, liebe Axpo, dass sich deine Nuklearexperten so unmittelbar vor der Abstimmung über die Atomausstiegsinitiative missbraucht vorkämen an einer paritätisch zusammengesetzten Veranstaltung. Und sich deshalb nicht vor einen solchen Karren spannen lassen wollen. Der nun im Oktober geplante Anlass sei politisch motivierte Propaganda, bei der AKW-Gegner stur auf ihrem Standpunkt beharren und die Diskussion verweigern würden. Weiter heisst es von dir, du würdest ja offen und transparent informieren anlässlich regelmässiger Medienkonferenzen. Nur müssen wir einwenden, dass du uns zwar zähneknirschend zu diesen Veranstaltungen zuliess, allerdings stets mit dem Hinweis, Fragen dürften wir keine stellen. Wir wollen übrigens nicht nur Fragen stellen. Sondern Zugang zu ungefilterten Informationen erhalten. Deshalb beharren wir auf die Veröffentlichung deines 1000-seitigen Berichts zur Abnutzung des Reaktordruckgefässes. Es mag zwar sein, dass das Dokument Personendaten und Geschäftsgeheimnisse beinhaltet. Das rechtfertigt aber eine pauschale und vollständige Einschwärzung von 950 Seiten in keiner Weise. Liebe Axpo, die offenen Fragen zu Beznau haben sowohl technischen Charakter wie auch eine politische Tragweite. Es geht um eine Diskussion mit gesellschaftlich relevanten Fragen: Welche Risiken sind zumutbar für die Bevölkerung, wer definiert was „sicher“ ist und wer bestimmt über die Zukunft des in die Jahre gekommenen Altreaktors? Es ist ja nicht so, liebe Axpo, dass du keine Politik betreibst. Du hast dich in Bundesbern gegen ein Langzeitbetriebskonzept für AKW gewehrt, drohst mit Entschädigungsklagen in Milliardenhöhe bei Annahme der Atomausstiegsinitiative, willst die Jodtabletten nicht zahlen, opponierst gegen einen Sicherheitszuschlag für die Entsorgung radioaktiver Abfälle und hältst nichts von der Energiewende. Nur – allmählich bist du allein – auch Axpo-Kantonsvertreter mögen nicht mehr zur Frage Beznau antreten mit der Begründung, ihre Regierung habe sich für die Energiewende und den Atomausstieg entschieden und eigne sich nicht, für die Atomkraft Stellung zu nehmen. Liebe Axpo, es ist dein gutes Recht nicht an einer gemeinsamen Veranstaltung teilzunehmen, höchst selektiv zu kommunizieren, und am eigenen Informationsmonopol festzuhalten. Es ist aber ein Zeichen fehlenden Mutes. Wer sich im Recht fühlt, braucht die Wahrheit nicht zu fürchten. Florian Kasser Atomcampaigner Christian Engeli Kampagnenleiter
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