Axpo Holding AG Parkstrasse 23 CH-5401 Baden

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Axpo Holding AG
Parkstrasse 23
CH-5401 Baden
8036 Zürich, 8. September 2016
Offener Brief an die Axpo
Liebe Axpo
Seit rund anderthalb Jahren ist Reaktor 1 von Beznau ausser Betrieb, ohne dass die Öffentlichkeit genau weiss, was Sache ist. Wir vertraten – zusammen mit 40 weiteren Organisationen –
stets die Ansicht, dass die Axpo als öffentliches Unternehmen in Hand der NordostschweizerKantone auch gegenüber kritischen Fragestellern Antwort und Rechenschaft schuldig ist. Deshalb schlugen wir schon im November letzten Jahres ein Hearing über die Materialprobleme des
Reaktordruckgefässes vor. Greenpeace offerierte der Axpo eine gemeinsame Planung und Gestaltung des Anlasses.
Nun klagst du in deiner erneuten Absage, liebe Axpo, dass sich deine Nuklearexperten so unmittelbar vor der Abstimmung über die Atomausstiegsinitiative missbraucht vorkämen an einer
paritätisch zusammengesetzten Veranstaltung. Und sich deshalb nicht vor einen solchen Karren
spannen lassen wollen. Der nun im Oktober geplante Anlass sei politisch motivierte Propaganda, bei der AKW-Gegner stur auf ihrem Standpunkt beharren und die Diskussion verweigern
würden.
Weiter heisst es von dir, du würdest ja offen und transparent informieren anlässlich regelmässiger Medienkonferenzen. Nur müssen wir einwenden, dass du uns zwar zähneknirschend zu
diesen Veranstaltungen zuliess, allerdings stets mit dem Hinweis, Fragen dürften wir keine stellen.
Wir wollen übrigens nicht nur Fragen stellen. Sondern Zugang zu ungefilterten Informationen
erhalten. Deshalb beharren wir auf die Veröffentlichung deines 1000-seitigen Berichts zur Abnutzung des Reaktordruckgefässes. Es mag zwar sein, dass das Dokument Personendaten
und Geschäftsgeheimnisse beinhaltet. Das rechtfertigt aber eine pauschale und vollständige
Einschwärzung von 950 Seiten in keiner Weise.
Liebe Axpo, die offenen Fragen zu Beznau haben sowohl technischen Charakter wie auch eine
politische Tragweite. Es geht um eine Diskussion mit gesellschaftlich relevanten Fragen: Welche
Risiken sind zumutbar für die Bevölkerung, wer definiert was „sicher“ ist und wer bestimmt über
die Zukunft des in die Jahre gekommenen Altreaktors?
Es ist ja nicht so, liebe Axpo, dass du keine Politik betreibst. Du hast dich in Bundesbern gegen
ein Langzeitbetriebskonzept für AKW gewehrt, drohst mit Entschädigungsklagen in Milliardenhöhe bei Annahme der Atomausstiegsinitiative, willst die Jodtabletten nicht zahlen, opponierst
gegen einen Sicherheitszuschlag für die Entsorgung radioaktiver Abfälle und hältst nichts von
der Energiewende. Nur – allmählich bist du allein – auch Axpo-Kantonsvertreter mögen nicht
mehr zur Frage Beznau antreten mit der Begründung, ihre Regierung habe sich für die Energiewende und den Atomausstieg entschieden und eigne sich nicht, für die Atomkraft Stellung zu
nehmen.
Liebe Axpo, es ist dein gutes Recht nicht an einer gemeinsamen Veranstaltung teilzunehmen,
höchst selektiv zu kommunizieren, und am eigenen Informationsmonopol festzuhalten. Es ist
aber ein Zeichen fehlenden Mutes. Wer sich im Recht fühlt, braucht die Wahrheit nicht zu fürchten.
Florian Kasser
Atomcampaigner
Christian Engeli
Kampagnenleiter