Städtische Planungsprozesse voller Energie

Der Klimawandel und seine weitreichende Folgen erfordern eine Umsetzung von
nachhaltigen Lösungen in allen Bereichen. Bei dem Bauvorhaben Limberg in Zell am See
wurde deshalb erstmals ein innovativer Stadtplanungsprozess umgesetzt.
Städtische Planungsprozesse voller Energie
„Nachhaltige Siedlungsentwicklung hat mehr Komponenten als "nur" erneuerbare Energie.“
Diese Erkenntnis hat das Projektteam rund um das Bauvorhaben „Sonnengarten Limberg“
nach der rund 2 jährigen Vorbereitungsphase.
Einerseits wurde bereits im Jahr 2009 mit dem Beitritt zum „e5 landesprogramm für
energieeffiziente gemeinden“ der Weg hin zu einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung
eingeschlagen. Die Gemeinde setzt laufend innovative Projekte im Rahmen dieser Initiative
um und konnte bereits 3 von 5 „e“ erreichen.
Andererseits wurden mit dem vom Gemeinderat beschlossenen Leitfaden für nachhaltiges
und zukunftsweisendes Bauen im Jahr 2014 klare Vorgaben für die zukünftige Abwicklung
von Bauvorhaben festgelegt.
Dieser Leitfaden wurde im Zeitraum 2015 bis 2016 erstmals beim Bauvorhaben
Limberggründe angewendet und die von der Steuerungsgruppe gemeinsam erarbeitete
Qualitätsvereinbarung hat gezeigt, wie wichtig die Abstimmung im Zuge der Projektplanung
ist. Die Stadtgemeinde Zell am See, der Bauträger Habitat Wohnbau, Architekt Kofler und
das SIR - Salzburger Institut für Raumordnung & Wohnen treffen sich nämlich monatlich in
der eigens eingerichteten Steuerungsgruppe um genau solche Themen zu diskutieren und
abzustimmen.
Diese vorrangigen Prozessschritte, welche von der Gemeinde Zell am See freiwillig
umgesetzt wurden, wurden dabei von externen ExpertInnen begleitet. Deren Aufgabe war
dabei die Prozessbegleitung (z.B. durch das Landesprogramm e5), Qualitätssicherung der
Zwischenergebnisse und Einbringung von Expertise (z.B. in Form von Projektergebnissen).
Somit ist auch der dargestellte Prozess, welcher Elemente der Stadt- und Raumplanung
miteinander kombiniert, als ein Ergebnis des Projektes anzusehen.
Das Energiekonzept
Die Energieversorgung erfolgt 100 % CO2 neutral vor Ort durch ein Hackschnitzelheizwerk
und wird mittels Mikronetz (60°C) verteilt. In einer zentralen PV Anlage mit 140kW p wird
Sonnenstrom erzeugt, der für den Allgemeinstrom der Wohnanlage und
Gemeinschaftseinrichtungen genutzt wird.
Weitere Details zum Energiekonzept erfolgen in Kürze.
Grundsätzlich muss an dieser Stelle festgehalten werden, dass an der Grundstücksgrenze
ein Gasanschluss vorhanden ist und entsprechend dem Gaswirtschaftsgesetz § 9 ein
Anschluss an das Gasnetz jederzeit unproblematisch möglich gewesen wäre. Erkenntnis aus
dem eingangs beschriebenen Diskussionsprozesses war, die Energieversorgung und das
Energiekonzept über eine funktionale Ausschreibung zu finden. Die gemeinsam festgelegten
Kriterien haben dabei die Planung der Prozesse und die Auswahl des Bestbieters erleichtert.
Geplante Folgeaktivitäten
Erkenntnisse
und
Verwertung
der
Wie eingangs beschrieben, wurden die einzelnen Prozessschritte von externen ExpertInnen
(Freiraumplaner, Soziologin, Expertin für Barrierefreiheit, Energieexperten) begleitet.
Im Energiebereich wurden vor allem Expertisen in Form von Forschungsprojekten*
eingebracht. Die Ergebnisse aus dieser Bearbeitung wurden bzw. werden in folgenden
Aktivitäten verwertet:
•
Smart Services: Auf Basis der Erfahrungen in Zell am See, werden Empfehlungen
für die Umsetzung von praxistauglichen Geschäftsmodelle von innovativen
Energiekonzepten von Siedlungen abgeleitet (FFG Nummer: 854110).
•
UrbanAreaParameters: Die Erfahrungen der pilotmäßigen Siedlungszertifizierung
des
Bauvorhabens
Limbberggründe
nach
dem
2000-WattArealzertifizierungssystems dienen als Ausgangsbasis für die Entwicklung von
Kennwerten für die Siedlungsbewertung in den Bereichen Herstellung, Betrieb und
Mobilität (FFG Nummer: 853955 bzw. 854681).
•
Annex 63: Der im Rahmen des Bauvorhabens Limberggründe umgesetzte
Planungsprozess wird im Rahmen des Projekts Annex 63 (Umsetzung von
Energiestrategien in Gemeinden) einem internationalen Publikum als Best Practice
Beispiel präsentiert und zur Diskussion gestellt. Darauf aufbauend werden
Empfehlungen für zukünftige Stadt- bzw. Energieplanungsprozesse abgeleitet (FFG
Nummer: 848113).
•
SMART CITY Salzburg: Die Erkenntnisse aus der Siedlungsentwicklung in Zell am
See bilden auch eine gute Grundlage für die Weiterentwicklung und Umsetzung der
SMART CITY Salzburg Vorhaben.
•
Landesprogramm e5: Die Gemeinde Zell am See wird auf Basis dieses
Projekterfolgs weitere Aktivitäten im Energiebereich umsetzen und so dem Ziel, eine
Energie-Vorzeigestadt und ein Vorbild für andere Gemeinden zu werden, einen
großen Schritt näher kommen.
Es ist davon auszugehen, dass auch andere Gemeinden dem Vorbild der Gemeinde Zell am
See folgen. Denn neben ökologischen und sozialen Vorteilen, wird durch dieses strukturierte
Vorgehen auch qualitativ hochwertiger und gleichzeitig leistbarer Wohnraum geschaffen.
Das Projekt wird für ÖGUT-Umweltpreis 2016 im Bereich Nachhaltige Kommune
vorgeschlagen.
* Die Projekte wurden untere anderem im der Programmschiene Stadt der Zukunft und der IEAForschungskooperation durchgeführt. Stadt der Zukunft ist ein Forschungs‐ und Technologieprogramm des
Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie. Es wird im Auftrag des BMVIT von der
Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft gemeinsam mit der Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft
mbH und der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik ÖGUT abgewickelt. Weitere Informationen:
www.hausderzukunft.at; www.nachhaltigwirtschaften.at/iea; www.annex63.org; www.e5.gemeinden.at; www.sir.at