Aktuell: CSeries, Eurofighter und Gripen am

SkyNews.ch
CHF 8.50 / EUR 8.50 Nr. 9, September 2016
Das aktuelle Magazin der Schweizer Luftfahrt
Aktuell: CSeries, Eurofighter
und Gripen am Zigermeet
App
Exklusiv: Rumänische
MiG-21 im QRA-Einsatz
Interview: Matthias Suhr,
Direktor des EuroAirports
B:177 mm
T:171 mm
S:165 mm
S:214 mm
T:220 mm
SkyIntro
INHALT
INHALT
Titelbild: Die erste Swiss-Bombardier CS100 HB-JBA überzeugte am
Zigermeet in Mollis mit zwei leisen Vorbeiflügen. © Eugen Bürgler
SkyStory: Highlights des Zigermeets 2016
12
SkyNews: Neuer Schwerlast-Heli-Operator
15
SkyNews: Erste Aussie-PC-21 flügge
16
SkyInflight: Flight-Attendant-Kolumne
17
SkyNews: Swiss-CSeries-Taufe in Genf
18
SkyPort: News vom Flughafen Zürich
20
SkyPort: News vom Genève Aéroport
21
SkyTalk: mit EuroAirport-Direktor Matthias Suhr
24
SkyPort: Das Neuste vom EuroAirport
26
SkyForce: Rumänische MiG-21 im Einsatz
31
SkyTech: Solar Impulse hat es geschafft
34
SkyForce: Der PC-12 der Armasuisse
38
SkyPort: Teruel Airport in Spanien
41
SkyPort: Breiter Nutzungsmix in Mollis
42
SkyClub: AAA-Sommerreise nach Italien
44
SkyLine: Swissair-Flotte (18): Airbus A310
48
SkyReg: Juli-News im HB-Register
50
SkyView: Gastkolumne, Events und Vorschau
IMPRESSUM
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IMPRESSUM
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ISSN 1660-8178
599 433
Mwst.-Nr. Mwst.-Nr.
CHE-110.507.040
Foto Peter Jost
SkyNews.ch, Nr. 9, September 2016, 13. Jahrgang
CSeries bewährt sich bei Swiss gut
Geschätzte Leserinnen und Leser
Die um eine Woche verspätete Auslieferung der zweiten
Bombardier CS100 an Swiss ist keine Tragödie, auch wenn
für den in Genf geplanten Taufakt die erste, bereits auf
«Kanton Zürich» getaufte CSeries, herhalten musste (siehe
Seite 17). Die Verspätung kam auch zustande, weil bereits
erste Erfahrungen aus dem Linienbetrieb der HB-JBA in
das zweite Flugzeug eingeflossen sind.
Nach Angaben von Swiss bewährt sich der neue Flugzeugtyp im Linieneinsatz gut, auch wenn es einige kleine Kinderkrankheiten zu kurieren gab.
Doch das ist das Los des Erstkunden eines neuen Flugzeugs, allerdings dürfte dies
vom Hersteller mit einem attraktiven Stückpreis honoriert worden sein. Nach wie vor
sitzt Swiss mit der CSeries «im Glashaus» und wird von der weltweiten Airline-Community aufmerksam beobachtet. Die Bewährungsprobe der CSeries läuft also weiter.
Swiss ist darauf angewiesen, rasch von den ökonomischen Vorteilen des neuen
Flugzeugs zu profitieren, denn die rasant zunehmenden Low-Cost-Angebote – auch
ab Zürich – machen das wirtschaftliche Umfeld nicht einfacher. Zudem muss Swiss
ihre neuen und grösseren Flugzeuge auf Kurz- und Langstrecken «füllen». Dass dies
nicht vollends gelingt, zeigt die sinkende Auslastung im ersten Halbjahr. Die grossen
Profiteure sind die Passagiere, welche nicht nur von tieferen Preisen, sondern auch
von Top-Produkten in Europa (CSeries) und der Langstrecke (Boeing 777) profitieren
können.
Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre.
Hansjörg Bürgi, Chefredaktor und Verleger
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Zigermeet 2016 in Mollis grösser als je zuvor – 30’000 Besucher
Glarner Fighter-Evaluation
Mit einem Flugprogramm, das von der Dewoitine D.26 mit Baujahr 1931 bis zum
allerneusten Flugzeug der Swiss, der Bombardier CSeries CS100, einen Querschnitt durch verschiedenste Bereiche der Luftfahrt bis hin zu modernsten Fightern bot, wird das Zigermeet 2016 noch lange in Erinnerung bleiben. Die Präsentation der Kampfjets Eurofighter und Gripen war so etwas wie der inoffizielle
Foto Eugen Bürgler
Start der nächsten Kampjet-Evaluation für die Schweizer Luftwaffe.
Report von Eugen Bürgler
Kurz gesagt, die Aviatik-Freunde und die, die
es am 5. und 6. August in Mollis neu geworden sind, erlebten mit dem Zigermeet 2016
eine phantastische Flugschau! Was der Hunterverein Mollis als Veranstalter zu seinem
20-Jahr-Jubiläum mit zahlreichen Helfern auf
die Beine gestellt hat, war trotz des Starts bei
schlechtem Wetter am Freitag ein Fliegerfest,
gespickt mit zahlreichen, sehr unterschiedlichen Höhepunkten. Bereits am Donnerstag
trafen einige der 70 Flugzeuge ein, die an
der grossen Flugshow am Wochenende zu
sehen waren. Zu ihnen gehörten die diesjährigen «Stargäste» Eurofighter und Gripen. Die
beiden Eurofighter der deutschen Luftwaffe
wurden von F/A-18 Hornets der Schweizer
Luftwaffe zur Landung im Glarnerland geleitet.
Gleich drei Saab JAS 39 Gripen, zwei JAS 39C
Einsitzer und ein JAS 39D Doppelsitzer, kamen
aus Schweden nach Mollis.
Training nach der kalten Dusche
Nass-kaltes Wetter mit tief hängenden Wolken erwartete jene Besucher, welche sich
am Freitag das Training fürs Zigermeet 2016
anschauen wollten. Umso mehr freuten sie
sich über die weiteren Flugzeuge, die in Mollis eintrafen, sobald es das Wetter erlaubte:
Nach Antonov An-2 und Fieseler Storch landete auch die «Swissair-Douglas DC-3», gefolgt von zwei Beech 18 auf der regennassen
Piste 01. Diese Piste in Richtung der offenen
Linth-Ebene brauchte auch die angekündigte
Super Constellation. Nur mit dieser Pistenrichtung – weg von den hohen Bergen – sind die
Sicherheitsmargen im Falle eines Durchstarts
für den legendären Propliner genügend gross.
Die Crew der Super Constellation erhielt von
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September 2016
Ein besonderes Generationen-Treffen: Der top-moderne Eurofighter traf sich nach seinem Display mit dem legendären Hawker Hunter Trainer T.Mk.68 des Swiss Hunter Teams für mehrere
gemeinsame Überflüge.
Foto Eugen Bürgler
SkyStory
Ein Spektakel für Augen und Ohren waren die Rundflüge der Breitling Super Constellation mit Start und Landung in Mollis. Die Crew der L-1049
HB-RSC meisterte die schwierigen Anflüge auf Mollis mit dem grossen Propliner souverän.
Meteo-Bedingungen zu überprüfen. Die viele
Feuchtigkeit in der Luft brachte bei den Trainingsflügen der Kampfjets spektakuläre Ablösungen mit sich, welche die geflogenen Manöver optisch noch eindrucksvoller machten und
die rund 5000 Besucher am Trainingstag für ihr
Ausharren im Regen entschädigte.
Donnergrollen bei gutem Wetter
Die prognostizierte Wetterbesserung traf am
Samstag glücklicherweise ein und ermöglichte
den Anflug der letzten Gastflugzeuge vor dem
eigentlichen Flugprogramm. Zu den letzten
Ankünften gehörten die Lockheed P-38 Lightning, auch bekannt als «Gabelschwanzteufel»,
die Cessna 337 mit ihrem ungewöhnlichen
«Push-Pull-Antrieb» und die Chance Vought
F-4U Corsair aus der Flotte der Flying Bulls,
der Flugzeugsammlung von Red Bull. Mit einer
Maximalgeschwindigkeit von rund 660 km/h
war die P-38 zu Beginn der 1940er-Jahre 160
km/h schneller als jedes andere Flugzeug des
US-Militärs. Sogar bis zu 750 km/h erreicht
die wenige Jahre jüngere F-4U Corsair mit
ihrem gewaltigen 18-Zylinder-Doppelsternmotor. Später zeigten diese gepflegten historischen Flugzeuge mit einzigartigem Sound
über Mollis in enger Formation eine elegante
Demonstration.
Etwas ruhiger und langsamer ging es bei
der Präsentation der FMA Flyers zu und her.
Foto Eugen Bürgler
den DC-3-Piloten letzte Meteo-Infos, bevor sie
den Anflug ins Glarnerland begann. Souverän
meisterten die Super-Connie-Piloten den Anflug und die enge Umkehrkurve zwischen den
wolkenverhangenen Bergen um Glarus und
setzten sicher in Mollis auf.
Die leichte Wetterbesserung ermöglichte am Nachmittag erste Trainingsflüge, gut
beobachtet von den Sicherheitsexperten des
BAZL. Dank ihrer Fähigkeit, sich schwierigen
Bedingungen anzupassen, konnten sogar die
Kunstflugstaffeln der Schweizer Luftwaffe über
dem Flugplatz trainieren. Bevor die Patrouille
Suisse mit fünf Tigern ins enge Tal einflog,
löste sich der Leader Simon Billeter vom Verband, um mit einem Rekognoszierungsflug die
Die «Classic Formation» von Hugo Mathys mit wahren Klassikern der Luftfahrt: Mit der 1943 gebauten Douglas DC-3 (C-47A) an der Spitze, zeigten
die beiden rund zehn Jahre jüngeren Beech 18 ein dynamisches Display über Mollis.
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Testpilot Geri Krähenbühl in Mollis: «Eng, aber wunderschön»
Foto Hansjörg Bürgi
Den Eurofighter präsentierte der 53-jährige Schweizer Testpilot
Geri Krähenbühl am Zigermeet. Der Berner flog bis 2004 für die
Armasuisse, 2005 wechselte er zu EADS, die heute Airbus Defence and Space heisst.
❙ Wie fühlt man sich hier am Zigermeet?
Als Schweizer freut es mich natürlich besonders, dass ich wieder
mal in der Schweiz und insbesondere in Mollis mit einzigartiger
Kulisse fliegen darf. Zuletzt bin ich hier in den 1990er-Jahren mit
einem Hunter gelandet und nun mit dem Eurofighter.
❙ Sie haben ja schon sehr viele Displays geflogen, aber in
Mollis ist es wohl etwas Spezielles?
Ja sicher, schon wegen der Kulisse. Alles ist etwas enger, aber
wunderschön. Die Wolken im Gebirge durfte ich nicht ausser Acht
lassen. Aber für Mollis musste ich mein normales Display nicht
anpassen, weil wir ja mit dem Eurofighter sehr viel in der Vertikalen fliegen. Da kann das Tal noch so eng sein, das stört uns
nicht. Die einzige Anpassung war, dass ich die 360-Grad-Kurve
mit den Rollen leicht aufgestellt an den Hang legen musste. Der
Eurofighter verfügt über derart viel Leistung, dass man eben sehr
viel vertikal fliegen kann.
Der Schweizer Eurofighter-Testpilot Geri Krähenbühl genoss das
Zigermeet.
❙ Welches war das speziellste Erlebnis in Mollis?
Ich habe mich zwar im Simulator – wo wir die Szenerie von Mollis exakt abrufen können – auf diesen Einsatz vorbereitet, aber
der steile Anflug dann auf die Piste 01 mit den hohen Bäumen,
das war für mich doch immer noch sehr interessant. Die Landung auf der nassen Piste erfolgte problemlos, obwohl sie keinen
Anti-Skid-Belag aufweist. Der Bremsschirm hat mich gut abgebremst.
Foto Eugen Bürgler
EUROFIGHTER
❙ Wie war der Empfang in Mollis?
Alles tiptop. Wir sind ja am Donnerstag bereits angekommen. Da
die Staffel 11 just Luftpolizei-Dienst hatte und die Eurofighters
von ihrer befreundeten Tiger-Staffel des Taktischen Luftwaffengeschaders TaktLwG74 in Neuburg stammen, haben sich die «Elfer»
entschlossen die beiden Eurofighter mit ihren Hornets nach Mollis
zu begleiten.
❙ Wie hat sich der Eurofighter seit der Evaluation in der
Schweiz entwickelt?
Es ist ein ganz anderes Flugzeug als damals. Heute ist der Eurofighter ein vollständiger Swing-Role-Jet. Wir können gleichzeitig
Air-to-Air-Einsätze und Air-to-Surface-Missionen fliegen. Da haben wir einen sehr guten Standard erreicht, auch mit der Integration von neuen Waffen. Im nächsten Software-Cycle kommt noch
die Meteor-Lenkwaffe dazu, zudem der Storm-Shadow Marschflugkörper, sprich eine Art Cruise-Missile und die Panzerwabwehrlenkwaffe Brimstone. Dann sind wir wirklich top-ausgerüstet.
Geri Krähenbühl zeigte mit seinem eindrücklichen Solo-Display,
über wie viel Power der Eurofighter mit seinen beiden EJ200Triebwerken verfügt.
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❙ Auffallend war, dass wenig Bodenpersonal anwesend
war.
Ja, dies gegenüber der Evaluation 2008, als wir zwei verschiedene Typen-Flugzeuge in der Schweiz hatten. Eines war ein instrumentiertes Industrieflugzeug, an sich ein Prototyp, das andere
war ein Truppenflugzeug. Da ein Cross-Servicing nicht erlaubt ist,
musste Bodenpersonal sowohl von Eurofighter und der Luftwaffe
in die Schweiz reisen. Doch in Indien haben wir bereits bewiesen,
dass wir mit wenig Personal, nämlich nur acht Personen, operieren können. Wir als Hersteller haben fürs Zigermeet die beiden
Eurofighter vom JG74 gemietet, insgesamt sind mit den Piloten
nur sechs Mann der Truppe im Einsatz gewesen.
September 2016
❙ Wann fliegen Sie das nächste Mal in der Schweiz?
Letztmals war ich mit der Messerschmitt Me-262 an der AIR14,
nun mit dem Eurofighter am Zigermeet. Wann immer wir eingeladen werden, komme ich sehr gerne wieder.
Interview Hansjörg Bürgi
Formeller Start der Evaluation 2017
Nach dem «Final Check» bei Paul Ruppeiner auf dem Hunter-Doppelsizter am
Zigermeet ist der kürzlich pensionierte frühere Berufsmilitärpilot Sergio Rämi nun
der neuste Schweizer Hunter-Pilot des Fliegermuseums Altenrhein (FMA). Dabei gab
es ein Déjà-vu wie vor 30 Jahren: In der letzten Hunter-Schule 1986 wurde Sergio
Rämi unter Hauptmann Paul Ruppeiner zum Leutnant befördert. Alle Absolventen
dieser Schule tragen mit Stolz den Ehrentitel «Erdkampfschwein»...
Premiere mit der CSeries von Swiss
Kurz vor Mittag erlebten die Airshow-Besucher einen weiteren Höhepunkt: Nach einigen Warteschleifen über der Ostschweiz flog
die brandneue Bombardier CSeries CS100
HB-JBA von Ziegelbrücke her tief über den
Flugplatz. Der erfahrene Swiss-Pilot Urs Baltisberger am Boden konnte der Crew vorher
bestätigen, dass sich die Wolken über Glarus
soweit aufgelöst hatten, dass eine Umkehrkurve im Talkessel durchgeführt werden konnte.
Noch ist Swiss die einzige Fluggesellschaft
weltweit, die diesen Kurzstreckenjet für 125
Passagiere einsetzt. Die Zigermeet-Besucher
konnten sich bei den leider nur zwei Überflügen
davon überzeugen, wie leise der neuste Airliner in der Swiss-Flotte mit seinen PW1524G
Geared-Turbofan-Triebwerken ist.
Ungewöhnliche Flugzeuge, wie den Starfighter gab es in der Mittagspause bei den
Vorführungen der Modellflug-Piloten zu sehen,
bevor das mächtige Flugfeldlöschfahrzeug Z8
von Schutz & Rettung Zürich seine Leistungsfähigkeit demonstriere.
Die einmalige Kulisse um den Flugplatz
Mollis mit den schroffen Felswänden sorgte
auch bei den verschiedenen Vorführungen von
Top-Akro-Piloten für besonders eindrückliche
Bilder, ebenso bei der Präsentation historischer Maschinen, wie der beiden Dewoitine
D.26 aus dem Jahr 1931.
Foto Hansjörg Bürgi
Eine Expertengruppe soll bis im Frühling 2017
Fragen zu Bedarf, Vorgehen und industriellen
Aspekten der geplanten Schweizer Kampfflugzeugbeschaffung beantworten. 2017 soll dem
Parlament ein Kredit zur Planung, Erprobung
und Beschaffungsvorbereitung (PEB-Kredit)
vorgelegt werden. Vom Grundlagenbericht
wird auch erwartet, dass er Fragen zur Zukunft der 31 F/A-18C/D Hornet und der über
30-jährigen F-5 Tiger berücksichtigt. Im Raum
steht die Verlängerung der Nutzungsdauer der
F/A-18 um fünf Jahre, wofür rund eine halbe
Milliarde Franken investiert werden müsste.
Auf der Basis des Grundlagenberichtes
und mit der Zustimmung des Parlaments zum
PEB-Kredit kann die Kampfjet-Evaluation offiziell gestartet werden. Ein Typenentscheid
dürfte nach gegenwärtiger Planung 2020 fallen, fünf Jahre später könnten die neuen Flugzeuge geliefert werden.
Sergio Rämi – neuster Schweizer Hunter-Pilot
FMA
Ihre Spezialität ist die Präsentation unterschiedlicher Flugzeuge des Fliegermuseums
Altenrhein in einer grossen Formation. Bereits
am Vormittag starteten Eurofighter und Gripen
je einmal mit gezündeten Nachbrennern und
unter lautem Donnergrollen zu ihren Solo-Displays. Die Vorführungen des leichteren Gripen
und des schwereren – aber auch leistungsstärkeren – Eurofighters überzeugten gleichermassen. Display-Pilot des JAS 39C Gripen war
Stefan Kaarle von der schwedischen Luftwaffe.
Der Eurofighter wurde gar von einem Schweizer gesteuert: Geri Krähenbühl ist Cheftestpilot
bei Airbus Defence & Space (siehe Interviews
mit den Display-Piloten). Saab wie auch Airbus
Defence & Space waren auch am Boden mit
Informationsständen präsent und positionierten sich damit für die geplante Evaluation eines
neuen Kampfjets für die Schweizer Luftwaffe.
Foto Hansjörg Bürgi
SkyStory
Wer hätte gedacht, dass nach dem Rückzug von Hunter und Tiger auch Eurofighter die Infrastruktur des ehemaligen Militärflugplatzes nutzen? In
die Schutzbauten passten die beiden Eurofighter des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 der deutschen Luftwaffe allerdings nicht.
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Foto Bernhard Baur
Die FMA-Flyers mit ihrem ungewöhnlichen Verband: Der Piaggio P-149 an der Spitze folgen ein Bücker Bü-131 Jungmann und die neu bemalte
AS202 Bravo. Angereichert wurde die Formation mit der Yak-52 von David Oldani in der Mitte und dem Pilatus P-3-05 HB-RCJ. Die beiden orangen
PC-7 komplettieren die Grossformation.
Verbandskunstflug in Perfektion
Foto Eugen Bürgler
Ein besonders eindrückliches Bild bot der
gemeinsame tiefe Überflug von PC-7 TEAM
und Super Puma Display Team zum Auftakt
der Vorführungen der Schweizer Luftwaffe.
Aus dem PC-7-Verband heraus löste sich der
schwere Cougar-Transportheli und startete
seine kraftvolle Solo-Demonstration. Für HeliFreunde war das nicht das einzige Highlight:
Bereits am Zigermeet 2013 zeigte der ehemalige Bundeswehr-Fluglehrer Rainer Wilke,
dass der Bo-105 ein voll kunstflugtauglicher
Helikopter ist. Einmal mehr hat die Vorführung
des Red Bull Bo-105 Fachleute und Laien gleichermassen erstaunt – der Heli war in praktisch jeder erdenklichen Fluglage am Himmel
zu sehen. Mit Loopings, Überschlägen und
Rollen zeigte der bereits 1974 gebaute Bo-105
D-HTDM Manöver, wie man sie von Helikoptern nicht gewohnt ist.
Ein weiteres Heli-Highlight musste gar nicht
erst anreisen, sondern ist in Mollis entstanden:
Im Hangar der Linth Air Service konnte der
zweite Prototyp des Marenco Swisshelicopter
SKYe SH09 unter die Lupe genommen werden
Foto Eugen Bürgler
An der Geburtstagsfeier des Huntervereins
Mollis durfte natürlich auch der klassische
Jäger und Jagdbomber aus der Ära des Kalten Krieges nicht fehlen. Neben dem GraffityHunter in der Ausstellung waren der PapyrusHunter HB-RVS und der Doppelsitzer-Hunter
HB-RVP mit ihren elegant-klassischen Flugmanövern in der Luft zu sehen. Eurofighter und
Gripen begeisterten im Nachmittagsprogramm
ein zweites Mal, nicht zuletzt mit enormen
Steig- und Roll-Raten.
Trotz bescheidener Motorisierung ihrer Pilatus-P-3-Oldtimer zeigten die P3 Flyers sehr präzisen
und dynamischen Formationskunstflug.
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September 2016
Der Saab JAS-39C Gripen bei seiner eindrücklichen Leistungsdemonstration.
SkyStory
Foto Hansjörg Bürgi
Stefan Kaarle, Demo-Pilot der schwedischen Luftwaffe: «So noch nie erlebt»
Als Display-Pilot der schwedischen Luftwaffe hat Stefan Kaarle
schon Hunderte von Airshows erlebt, aber noch keine wie das
Zigermeet.
❙ Sind Sie jemals ein Display an einem Ort wie hier in Mollis
geflogen?
Nein, ich fliege seit 14 Jahren an Airshows in ganz Europa, aber
nein, an einem solchen Ort, wie hier in den Bergen, noch nie.
Zuerst dachte ich, wer kommt auf die Idee, hier eine Airshow zu
veranstalten? Aber es ist ein sehr schöner, aber auch sehr herausfordernder Flugplatz, wegen des engen Tals und den hohen
Bergen. Ich war anfänglich ein wenig nervös, aber nach dem Training war ich sehr zuversichtlich, dass das Display gut ankommt.
❙ Mussten Sie das Programm anpassen und wie haben Sie
sich vorbereitet?
Ja, ein wenig musste ich es anpassen, ansonsten wären mir die
Berge zu nahe gekommen. Ich habe das Programm nicht im Simulator trainiert, sondern den Flugplatz einfach auf Google Maps
genau studiert, die Distanz zwischen Piste und Bergen gemessen. Nach der Landung am Donnertag und beim Training am
Freitag realisierte ich, dass die Berge doch nicht so nahe sind,
wie es auf den ersten Blick ausschaut. 40 Minuten vor dem Flug
schotte ich mich jeweils ein wenig ab, gehe das Programm nochmals genau durch, esse etwas Leichtes und konzentriere mich,
damit ich in die richtige Stimmung komme.
2100 Stunden ist Stefan Kaarle auf dem Gripen geflogen.
bei den Zuschauern, das erlaubt gute Kontakte und ein wirklich
hautnahes Feeling und die Zuschauer lassen mich spüren, dass
ihnen meine Show gefällt.
❙ Das Zigermeet ist eine zivil organisierte Airshow, Sie sind
wahrscheinlich eher militärische Flugtage gewöhnt?
Nein, ich habe viele Auftritte an zivilen und militärischen Shows erlebt, beide haben ihren speziellen Charme. Hier sind wir sehr nahe
❙ Sind sie schon mal in der Schweiz geflogen?
Ja, ich war an der AIR14 in Payerne. Das war wirklich die beste
Airshow, die ich je erlebt habe und glauben Sie mir, ich bin wirklich
an vielen Shows geflogen.
Interview Hansjörg Bürgi
GRIPEN
Foto Urs Stoller
❙ Gab es nach dem Training einen Kommentar von der Aufsichtsbehörde, dem BAZL?
Nein, sie waren mit meiner Performance sehr zufrieden und haben sie so genehmigt.
❙ Wie viele Stunden sind Sie auf dem Gripen geflogen?
2100, so viele wie kein anderer Pilot weltweit. Ich bin einer von
zwei Display-Piloten in der schwedischen Luftwaffe. Saab hat
zwar auch einen eigenen Display-Piloten, aber die meisten solchen Auftritte an Airshows, wie hier am Zigermeet, bestreiten wir
von der Luftwaffe. Die kleine Groundcrew kam per Linienflug in
die Schweiz und reiste per Auto nach Mollis. Sie hat die Flugzeuge in der Nacht auch bewacht und sie für den Einsatz vorbereitet.
Schwedisches Line-up vor den Glarner Alpen: Zwei JAS-39C Gripen und ein JAS-39D Doppelsitzer (hinten) in Mollis. Noch nicht zu
sehen war der Gripen E, die neuste Version des schwedischen Kampfjets, die am 18. Mai ihren Rollout feierte.
9
Foto Eugen Bürgler
Foto Hansjörg Bürgi
BREITLING
Ein majestätisches Bild bot das PC-7 TEAM zusammen mit dem Cougar des Super Puma Display Teams beim gemeinsamen tiefen Überflug.
und Marenco-Mitarbeiter standen für die Fragen der Besucher zur Verfügung.
Königliche Falken aus Jordanien
Dominique Gisin
bei SkyNews.ch
Die Olympia-Abfahrts-Goldmedaillen-Gewinnerin 2014, die ehemalige Skirennfahrerin und heutige Physik-Studentin und Breitling-Botschafterin Dominique Gisin, stattete
dem SkyNews.ch-Sundecker am Zigermeet
einen Besuch ab. Sie ist selber von Kägiswil
nach Mollis geflogen und befindet sich derzeit in der Berufspilotenausbildung.
Foto Eugen Bürgler
Am Zigermeet 2013 begeisterte das aus
Tschechien stammende Kunstflugteam «The
Flying Bulls Aerobatic Team» noch mit vier Zlin
6-50LX. 2014 wechselte das Team dann auf
XtremeAir XA42. Das neue HochleistungsAkroflugzeug ermöglicht mit seinen 315 PS
bei 610 Kilogramm Leergewicht auch extreme
Flugfiguren der Solo-Maschine. Bei ihrem Display fliegen die Piloten mit Lastvielfachen von
+7g bis -4g.
Etwas weniger Leistungsreserven hatten
die Tessiner P3 Flyers bei ihrer Vorführung zur
Verfügung. Obwohl die fünf Pilatus P-3 nicht
gerade grosszügig motorisiert sind, zeigten die
engagierten Tessiner Piloten eine dynamische,
sehr sauber geflogene Vorführung mit perfektem Timing. Airshow-Profis sind die Piloten der
Royal Jordanian Falcons, die 1976 auf Initiative
des Königs Hussein von Jordanien gegründet
wurden. Auch die vier Piloten aus Jordanien
präsentierten ihre vier Extra 300L in perfekten
Formationen.
Obwohl in der Schweiz bereits bestens bekannt, hat das PC-7 TEAM mit seiner perfekt
choreografierten Show in Mollis begeistert. Für
Einer der vielen Höhepunkte des Zigermeets 2016: Die Piloten der Patrouille Suisse zeigten ihr Können in der schwierigen Topografie um den Flugplatz Mollis.
10
September 2016
Foto Eugen Bürgler
SkyStory
ihre fliegerische Präzision ernteten die Piloten
der Schweizer Luftwaffe Anerkennung von
Gästen aus dem In- und Ausland. Der grosse
Verband mit den neun «Turbos» nutzte den
knappen Luftraum vor den hohen Felsen des
Rautispitz-Gipfels, der mehr als 1800 Meter
über dem Talboden der Linth liegt, maximal
aus.
Zufriedenes Zigermeet-OK
Foto Eugen Bürgler
Kunstflugfiguren im engen Verband sind die Spezialität des Flying Bulls Aerobatic Teams.
Foto Bernhard Baur
Zur einzigartigen Flugzeug-Sammlung von Red Bull gehört auch die Cessna 337 Skymaster.
Mit der seit dem 12. Juni in Bad Ragaz beheimateten Antonov An-2 LY-ABY des Vereins Aero
Swiss zeigte sich die neuste in der Schweiz stationierte An-2.
Foto Hansjörg Bürgi
Ein imposantes Spektakel für Augen und Ohren boten jeweils die Rundflüge der Lockheed
L-1049 Super Constellation mit Start und Landung in Mollis. Für einen Überflug in Formation hefteten sich die fünf Tiger der Patrouille
Suisse ans Heck der Super Constellation,
bevor die Jet-Staffel ihr dem Gelände angepasstes Programm zeigte und damit für einen
weiteren Höhepunkt sorgte.
Der beim Unfall in den Niederlanden leicht
verletzte Pilot der Patrouille Suisse, Michael
«Püpi» Duft, war laut Angaben des TeamSpeakers bereits wieder flugfähig und konnte nach dem Zigermeet das Training mit dem
Team wieder aufnehmen. Nach der Vorführung
der Patrouille Suisse gehörte der Himmel über
Mollis noch einmal klassischen Jets: Hunter,
Hunter Doppelsitzer und Vampire-Trainer zeigten sich in Formation.
55 Flugzeuge landeten für das Zigermeet
2016 auf der 1800 Meter langen Piste in
Mollis – Patrouille Suisse, PC-7 TEAM und die
Bombardier CS100 der Swiss flogen ihre Displays im Glarnerland ab anderen Basen. Das
Organisationskomitee zeigte sich nach dem
gelungenen Fliegerfest rundum zufrieden. Die
trotz Wetterpech am Freitag insgesamt 30’000
Besucher des Zigermeets 2016 erlebten eine
Flugshow, die dank Bergpanorama, höchst
abwechslungsreichem Flugprogramm und
sehr engagierten und erfahrenen Organisatoren viele absolut einmalige Bilder und Eindrücke bot. www.zigermeet.ch
Mollis wurde mit dem Zigermeet 2016 gleichzeitig zur Basis modernster Fighter und klassischer Oldtimer. Insgesamt 30‘000 Besucher besuchten
das vielfältige Fliegerfest.
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