SkyNews.ch CHF 8.50 / EUR 8.50 Nr. 9, September 2016 Das aktuelle Magazin der Schweizer Luftfahrt Aktuell: CSeries, Eurofighter und Gripen am Zigermeet App Exklusiv: Rumänische MiG-21 im QRA-Einsatz Interview: Matthias Suhr, Direktor des EuroAirports B:177 mm T:171 mm S:165 mm S:214 mm T:220 mm SkyIntro INHALT INHALT Titelbild: Die erste Swiss-Bombardier CS100 HB-JBA überzeugte am Zigermeet in Mollis mit zwei leisen Vorbeiflügen. © Eugen Bürgler SkyStory: Highlights des Zigermeets 2016 12 SkyNews: Neuer Schwerlast-Heli-Operator 15 SkyNews: Erste Aussie-PC-21 flügge 16 SkyInflight: Flight-Attendant-Kolumne 17 SkyNews: Swiss-CSeries-Taufe in Genf 18 SkyPort: News vom Flughafen Zürich 20 SkyPort: News vom Genève Aéroport 21 SkyTalk: mit EuroAirport-Direktor Matthias Suhr 24 SkyPort: Das Neuste vom EuroAirport 26 SkyForce: Rumänische MiG-21 im Einsatz 31 SkyTech: Solar Impulse hat es geschafft 34 SkyForce: Der PC-12 der Armasuisse 38 SkyPort: Teruel Airport in Spanien 41 SkyPort: Breiter Nutzungsmix in Mollis 42 SkyClub: AAA-Sommerreise nach Italien 44 SkyLine: Swissair-Flotte (18): Airbus A310 48 SkyReg: Juli-News im HB-Register 50 SkyView: Gastkolumne, Events und Vorschau IMPRESSUM 4 IMPRESSUM Herausgeber, Redaktion und Verlag: Aviation Media AG, Oberteufenerstrasse 58, 8428 Teufen ZH, Telefon 044 881 72 61, Fax 044 881 72 63, E-Mail: [email protected] Flughafen-Redaktion Zürich: Telefon 043Bürgi, 816 30 20 Chefredaktor und Verleger: Hansjörg [email protected] Stellvertreter: Eugen Bürgler, Hansjörg [email protected] Chefredaktor und Verleger: Bürgi, [email protected] Chef-Fotograf: Peter Lewis, [email protected] Redaktion: Eugen Bürgler (stellvertretender CR), [email protected] Administration: Nina Raduner, [email protected] Druckvorstufe: Team media GmbH, 6482 Gurtnellen Druckvorstufe: E-mail:media [email protected] Team GmbH, 6482 Gurtnellen, E-mail: [email protected] Layout/Bildbearbeitung: Monika Imholz-Walker, Roger Indergand, Raini Sicher Grafik/Konzept: Korrekturteam: Raini Hegetschweiler DanielSicher, Dufner,Jason Monika Imholz-Walker Korrekturteam: Inserate: Daniel Dufner, Monika Imholz-Walker Zürichsee Werbe AG, Urs Grossmann, Postfach, CH-8712 Stäfa Telefon 044 928 56 15, E-Mail: [email protected] Inserate: International Sales: Oliver Phone: +41 78 608Stäfa 95 80, Zürichsee Werbe AG, Urs Bertschinger, Grossmann, Postfach, CH-8712 email: [email protected] Telefon 044 928 56 15, E-Mail: [email protected] Druck: AVD Goldach, 9403 Goldach Abonnements: Schweiz: Jahresabo CHF 85.– / D und OE: Jahresabo EUR 85.– 75.– inkl. 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Die Verspätung kam auch zustande, weil bereits erste Erfahrungen aus dem Linienbetrieb der HB-JBA in das zweite Flugzeug eingeflossen sind. Nach Angaben von Swiss bewährt sich der neue Flugzeugtyp im Linieneinsatz gut, auch wenn es einige kleine Kinderkrankheiten zu kurieren gab. Doch das ist das Los des Erstkunden eines neuen Flugzeugs, allerdings dürfte dies vom Hersteller mit einem attraktiven Stückpreis honoriert worden sein. Nach wie vor sitzt Swiss mit der CSeries «im Glashaus» und wird von der weltweiten Airline-Community aufmerksam beobachtet. Die Bewährungsprobe der CSeries läuft also weiter. Swiss ist darauf angewiesen, rasch von den ökonomischen Vorteilen des neuen Flugzeugs zu profitieren, denn die rasant zunehmenden Low-Cost-Angebote – auch ab Zürich – machen das wirtschaftliche Umfeld nicht einfacher. Zudem muss Swiss ihre neuen und grösseren Flugzeuge auf Kurz- und Langstrecken «füllen». Dass dies nicht vollends gelingt, zeigt die sinkende Auslastung im ersten Halbjahr. Die grossen Profiteure sind die Passagiere, welche nicht nur von tieferen Preisen, sondern auch von Top-Produkten in Europa (CSeries) und der Langstrecke (Boeing 777) profitieren können. Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre. Hansjörg Bürgi, Chefredaktor und Verleger Gedruckt in der Schweiz Wir freuen uns über die Kooperationen mit folgenden Vereinen: PARTNER Antique Airplane Association of Switzerland (AAA), www.a-a-a.ch (Vereinsorgan) Airside Foto Zürich, www.airsidefoto.ch (Vereinsorgan) Starflight Switzerland, www.starflight.ch (Vereinsorgan) Verband Schweizer Flugplätze (VSF), www.aerodromes.ch (Vereinsorgan) IG EUROAIRPORT (Vereinsorgan) Verein der Freunde der Schweizer Luftwaffe VFL, Fliegermuseum Dübendorf, www.airforcecenter.ch (Partner) Fliegermuseum Altenrhein FMA, www.fliegermuseum.ch, www.hunterflying.com (Partner) SFSA Swiss Flight-Simulation Association, www.pcflight.ch (Partner) Aerosuisse, Dachverband der Schweizer Luftfahrt, www.aerosuisse.ch (Partner) Super Constellation Flyers Association, www.superconstellation.org (Partner) Probelpmoos, www.probelpmoos.ch (Partner) Interessengemeinschaft Flughafen Zürich, www.igfz.ch (Partner) AVIA, Gesellschaft der Offiziere der Luftwaffe, www.avia-luftwaffe.ch (Partner) Die Mitglieder dieser Vereine können SkyNews.ch zu einem Vorzugspreis beziehen. TEAM Das SkyNews.ch-Team setzt sich aus folgenden freien Mitarbeitern zusammen: Peter Abgottspon (SkySpace), Hanspeter Abt (SkyLine), André Aebi (SkyPort), Bernhard Baur (SkyNews, SkyShow), Jiri Benesch (SkyNews), Samuel Berger (SkyNews), Thomas Binz (SkySim), Karl Bommeli (SkySim), Werner Bönzli (SkyPort BSL), Guido E. Bühlmann (SkyPast, SkyShow), Robert Bührer (Marketing), Manfred Brunner (SkyBiz), Nick Däpp (SkyHeli), Tino Dietsche (SkyPort ACH, SkyHeli), Max Fankhauser (SkyPort GVA), Andy Fischer (SkyFlight), Ruedi Flückiger (SkyStocks), Urs Forrer (SkyForce), Erich Gandet (SkyClub AAA, SkyPast), Peter Gerber (SkyReg, SkyNews), Werner Gisler (SkySim), Brigitte Elisabeth Grüninger (SkyFlight), Hansruedi Huber (SkyTrip), François Hug (SkyPort BSL), Reto Isler (SkyWeb), Franz Knuchel (SkyNews, SkyForce), Daniel Martel (SkyPort GVA), Martin Michel (SkyForce), Mario Richard (SkyNews), Erich Riester (SkyForce), Lukas Rösler (SkyNews), Daniel Ruhier (SkyPast), Daniel Scheuber (SkyApp), Markus Seiler (SkyLine), Kaj-Gunnar Sievert (SkyForce), Werner Soltermann (SkyPort BSL), Urs Stoller (SkyForce), Erich Strobl (SkyNews), Livia Walser (SkyInflight), Aldo Wicki (SkyForce, SkyNews), René Zürcher (SkyPast). 3 Zigermeet 2016 in Mollis grösser als je zuvor – 30’000 Besucher Glarner Fighter-Evaluation Mit einem Flugprogramm, das von der Dewoitine D.26 mit Baujahr 1931 bis zum allerneusten Flugzeug der Swiss, der Bombardier CSeries CS100, einen Querschnitt durch verschiedenste Bereiche der Luftfahrt bis hin zu modernsten Fightern bot, wird das Zigermeet 2016 noch lange in Erinnerung bleiben. Die Präsentation der Kampfjets Eurofighter und Gripen war so etwas wie der inoffizielle Foto Eugen Bürgler Start der nächsten Kampjet-Evaluation für die Schweizer Luftwaffe. Report von Eugen Bürgler Kurz gesagt, die Aviatik-Freunde und die, die es am 5. und 6. August in Mollis neu geworden sind, erlebten mit dem Zigermeet 2016 eine phantastische Flugschau! Was der Hunterverein Mollis als Veranstalter zu seinem 20-Jahr-Jubiläum mit zahlreichen Helfern auf die Beine gestellt hat, war trotz des Starts bei schlechtem Wetter am Freitag ein Fliegerfest, gespickt mit zahlreichen, sehr unterschiedlichen Höhepunkten. Bereits am Donnerstag trafen einige der 70 Flugzeuge ein, die an der grossen Flugshow am Wochenende zu sehen waren. Zu ihnen gehörten die diesjährigen «Stargäste» Eurofighter und Gripen. Die beiden Eurofighter der deutschen Luftwaffe wurden von F/A-18 Hornets der Schweizer Luftwaffe zur Landung im Glarnerland geleitet. Gleich drei Saab JAS 39 Gripen, zwei JAS 39C Einsitzer und ein JAS 39D Doppelsitzer, kamen aus Schweden nach Mollis. Training nach der kalten Dusche Nass-kaltes Wetter mit tief hängenden Wolken erwartete jene Besucher, welche sich am Freitag das Training fürs Zigermeet 2016 anschauen wollten. Umso mehr freuten sie sich über die weiteren Flugzeuge, die in Mollis eintrafen, sobald es das Wetter erlaubte: Nach Antonov An-2 und Fieseler Storch landete auch die «Swissair-Douglas DC-3», gefolgt von zwei Beech 18 auf der regennassen Piste 01. Diese Piste in Richtung der offenen Linth-Ebene brauchte auch die angekündigte Super Constellation. Nur mit dieser Pistenrichtung – weg von den hohen Bergen – sind die Sicherheitsmargen im Falle eines Durchstarts für den legendären Propliner genügend gross. Die Crew der Super Constellation erhielt von 4 September 2016 Ein besonderes Generationen-Treffen: Der top-moderne Eurofighter traf sich nach seinem Display mit dem legendären Hawker Hunter Trainer T.Mk.68 des Swiss Hunter Teams für mehrere gemeinsame Überflüge. Foto Eugen Bürgler SkyStory Ein Spektakel für Augen und Ohren waren die Rundflüge der Breitling Super Constellation mit Start und Landung in Mollis. Die Crew der L-1049 HB-RSC meisterte die schwierigen Anflüge auf Mollis mit dem grossen Propliner souverän. Meteo-Bedingungen zu überprüfen. Die viele Feuchtigkeit in der Luft brachte bei den Trainingsflügen der Kampfjets spektakuläre Ablösungen mit sich, welche die geflogenen Manöver optisch noch eindrucksvoller machten und die rund 5000 Besucher am Trainingstag für ihr Ausharren im Regen entschädigte. Donnergrollen bei gutem Wetter Die prognostizierte Wetterbesserung traf am Samstag glücklicherweise ein und ermöglichte den Anflug der letzten Gastflugzeuge vor dem eigentlichen Flugprogramm. Zu den letzten Ankünften gehörten die Lockheed P-38 Lightning, auch bekannt als «Gabelschwanzteufel», die Cessna 337 mit ihrem ungewöhnlichen «Push-Pull-Antrieb» und die Chance Vought F-4U Corsair aus der Flotte der Flying Bulls, der Flugzeugsammlung von Red Bull. Mit einer Maximalgeschwindigkeit von rund 660 km/h war die P-38 zu Beginn der 1940er-Jahre 160 km/h schneller als jedes andere Flugzeug des US-Militärs. Sogar bis zu 750 km/h erreicht die wenige Jahre jüngere F-4U Corsair mit ihrem gewaltigen 18-Zylinder-Doppelsternmotor. Später zeigten diese gepflegten historischen Flugzeuge mit einzigartigem Sound über Mollis in enger Formation eine elegante Demonstration. Etwas ruhiger und langsamer ging es bei der Präsentation der FMA Flyers zu und her. Foto Eugen Bürgler den DC-3-Piloten letzte Meteo-Infos, bevor sie den Anflug ins Glarnerland begann. Souverän meisterten die Super-Connie-Piloten den Anflug und die enge Umkehrkurve zwischen den wolkenverhangenen Bergen um Glarus und setzten sicher in Mollis auf. Die leichte Wetterbesserung ermöglichte am Nachmittag erste Trainingsflüge, gut beobachtet von den Sicherheitsexperten des BAZL. Dank ihrer Fähigkeit, sich schwierigen Bedingungen anzupassen, konnten sogar die Kunstflugstaffeln der Schweizer Luftwaffe über dem Flugplatz trainieren. Bevor die Patrouille Suisse mit fünf Tigern ins enge Tal einflog, löste sich der Leader Simon Billeter vom Verband, um mit einem Rekognoszierungsflug die Die «Classic Formation» von Hugo Mathys mit wahren Klassikern der Luftfahrt: Mit der 1943 gebauten Douglas DC-3 (C-47A) an der Spitze, zeigten die beiden rund zehn Jahre jüngeren Beech 18 ein dynamisches Display über Mollis. 5 Testpilot Geri Krähenbühl in Mollis: «Eng, aber wunderschön» Foto Hansjörg Bürgi Den Eurofighter präsentierte der 53-jährige Schweizer Testpilot Geri Krähenbühl am Zigermeet. Der Berner flog bis 2004 für die Armasuisse, 2005 wechselte er zu EADS, die heute Airbus Defence and Space heisst. ❙ Wie fühlt man sich hier am Zigermeet? Als Schweizer freut es mich natürlich besonders, dass ich wieder mal in der Schweiz und insbesondere in Mollis mit einzigartiger Kulisse fliegen darf. Zuletzt bin ich hier in den 1990er-Jahren mit einem Hunter gelandet und nun mit dem Eurofighter. ❙ Sie haben ja schon sehr viele Displays geflogen, aber in Mollis ist es wohl etwas Spezielles? Ja sicher, schon wegen der Kulisse. Alles ist etwas enger, aber wunderschön. Die Wolken im Gebirge durfte ich nicht ausser Acht lassen. Aber für Mollis musste ich mein normales Display nicht anpassen, weil wir ja mit dem Eurofighter sehr viel in der Vertikalen fliegen. Da kann das Tal noch so eng sein, das stört uns nicht. Die einzige Anpassung war, dass ich die 360-Grad-Kurve mit den Rollen leicht aufgestellt an den Hang legen musste. Der Eurofighter verfügt über derart viel Leistung, dass man eben sehr viel vertikal fliegen kann. Der Schweizer Eurofighter-Testpilot Geri Krähenbühl genoss das Zigermeet. ❙ Welches war das speziellste Erlebnis in Mollis? Ich habe mich zwar im Simulator – wo wir die Szenerie von Mollis exakt abrufen können – auf diesen Einsatz vorbereitet, aber der steile Anflug dann auf die Piste 01 mit den hohen Bäumen, das war für mich doch immer noch sehr interessant. Die Landung auf der nassen Piste erfolgte problemlos, obwohl sie keinen Anti-Skid-Belag aufweist. Der Bremsschirm hat mich gut abgebremst. Foto Eugen Bürgler EUROFIGHTER ❙ Wie war der Empfang in Mollis? Alles tiptop. Wir sind ja am Donnerstag bereits angekommen. Da die Staffel 11 just Luftpolizei-Dienst hatte und die Eurofighters von ihrer befreundeten Tiger-Staffel des Taktischen Luftwaffengeschaders TaktLwG74 in Neuburg stammen, haben sich die «Elfer» entschlossen die beiden Eurofighter mit ihren Hornets nach Mollis zu begleiten. ❙ Wie hat sich der Eurofighter seit der Evaluation in der Schweiz entwickelt? Es ist ein ganz anderes Flugzeug als damals. Heute ist der Eurofighter ein vollständiger Swing-Role-Jet. Wir können gleichzeitig Air-to-Air-Einsätze und Air-to-Surface-Missionen fliegen. Da haben wir einen sehr guten Standard erreicht, auch mit der Integration von neuen Waffen. Im nächsten Software-Cycle kommt noch die Meteor-Lenkwaffe dazu, zudem der Storm-Shadow Marschflugkörper, sprich eine Art Cruise-Missile und die Panzerwabwehrlenkwaffe Brimstone. Dann sind wir wirklich top-ausgerüstet. Geri Krähenbühl zeigte mit seinem eindrücklichen Solo-Display, über wie viel Power der Eurofighter mit seinen beiden EJ200Triebwerken verfügt. 6 ❙ Auffallend war, dass wenig Bodenpersonal anwesend war. Ja, dies gegenüber der Evaluation 2008, als wir zwei verschiedene Typen-Flugzeuge in der Schweiz hatten. Eines war ein instrumentiertes Industrieflugzeug, an sich ein Prototyp, das andere war ein Truppenflugzeug. Da ein Cross-Servicing nicht erlaubt ist, musste Bodenpersonal sowohl von Eurofighter und der Luftwaffe in die Schweiz reisen. Doch in Indien haben wir bereits bewiesen, dass wir mit wenig Personal, nämlich nur acht Personen, operieren können. Wir als Hersteller haben fürs Zigermeet die beiden Eurofighter vom JG74 gemietet, insgesamt sind mit den Piloten nur sechs Mann der Truppe im Einsatz gewesen. September 2016 ❙ Wann fliegen Sie das nächste Mal in der Schweiz? Letztmals war ich mit der Messerschmitt Me-262 an der AIR14, nun mit dem Eurofighter am Zigermeet. Wann immer wir eingeladen werden, komme ich sehr gerne wieder. Interview Hansjörg Bürgi Formeller Start der Evaluation 2017 Nach dem «Final Check» bei Paul Ruppeiner auf dem Hunter-Doppelsizter am Zigermeet ist der kürzlich pensionierte frühere Berufsmilitärpilot Sergio Rämi nun der neuste Schweizer Hunter-Pilot des Fliegermuseums Altenrhein (FMA). Dabei gab es ein Déjà-vu wie vor 30 Jahren: In der letzten Hunter-Schule 1986 wurde Sergio Rämi unter Hauptmann Paul Ruppeiner zum Leutnant befördert. Alle Absolventen dieser Schule tragen mit Stolz den Ehrentitel «Erdkampfschwein»... Premiere mit der CSeries von Swiss Kurz vor Mittag erlebten die Airshow-Besucher einen weiteren Höhepunkt: Nach einigen Warteschleifen über der Ostschweiz flog die brandneue Bombardier CSeries CS100 HB-JBA von Ziegelbrücke her tief über den Flugplatz. Der erfahrene Swiss-Pilot Urs Baltisberger am Boden konnte der Crew vorher bestätigen, dass sich die Wolken über Glarus soweit aufgelöst hatten, dass eine Umkehrkurve im Talkessel durchgeführt werden konnte. Noch ist Swiss die einzige Fluggesellschaft weltweit, die diesen Kurzstreckenjet für 125 Passagiere einsetzt. Die Zigermeet-Besucher konnten sich bei den leider nur zwei Überflügen davon überzeugen, wie leise der neuste Airliner in der Swiss-Flotte mit seinen PW1524G Geared-Turbofan-Triebwerken ist. Ungewöhnliche Flugzeuge, wie den Starfighter gab es in der Mittagspause bei den Vorführungen der Modellflug-Piloten zu sehen, bevor das mächtige Flugfeldlöschfahrzeug Z8 von Schutz & Rettung Zürich seine Leistungsfähigkeit demonstriere. Die einmalige Kulisse um den Flugplatz Mollis mit den schroffen Felswänden sorgte auch bei den verschiedenen Vorführungen von Top-Akro-Piloten für besonders eindrückliche Bilder, ebenso bei der Präsentation historischer Maschinen, wie der beiden Dewoitine D.26 aus dem Jahr 1931. Foto Hansjörg Bürgi Eine Expertengruppe soll bis im Frühling 2017 Fragen zu Bedarf, Vorgehen und industriellen Aspekten der geplanten Schweizer Kampfflugzeugbeschaffung beantworten. 2017 soll dem Parlament ein Kredit zur Planung, Erprobung und Beschaffungsvorbereitung (PEB-Kredit) vorgelegt werden. Vom Grundlagenbericht wird auch erwartet, dass er Fragen zur Zukunft der 31 F/A-18C/D Hornet und der über 30-jährigen F-5 Tiger berücksichtigt. Im Raum steht die Verlängerung der Nutzungsdauer der F/A-18 um fünf Jahre, wofür rund eine halbe Milliarde Franken investiert werden müsste. Auf der Basis des Grundlagenberichtes und mit der Zustimmung des Parlaments zum PEB-Kredit kann die Kampfjet-Evaluation offiziell gestartet werden. Ein Typenentscheid dürfte nach gegenwärtiger Planung 2020 fallen, fünf Jahre später könnten die neuen Flugzeuge geliefert werden. Sergio Rämi – neuster Schweizer Hunter-Pilot FMA Ihre Spezialität ist die Präsentation unterschiedlicher Flugzeuge des Fliegermuseums Altenrhein in einer grossen Formation. Bereits am Vormittag starteten Eurofighter und Gripen je einmal mit gezündeten Nachbrennern und unter lautem Donnergrollen zu ihren Solo-Displays. Die Vorführungen des leichteren Gripen und des schwereren – aber auch leistungsstärkeren – Eurofighters überzeugten gleichermassen. Display-Pilot des JAS 39C Gripen war Stefan Kaarle von der schwedischen Luftwaffe. Der Eurofighter wurde gar von einem Schweizer gesteuert: Geri Krähenbühl ist Cheftestpilot bei Airbus Defence & Space (siehe Interviews mit den Display-Piloten). Saab wie auch Airbus Defence & Space waren auch am Boden mit Informationsständen präsent und positionierten sich damit für die geplante Evaluation eines neuen Kampfjets für die Schweizer Luftwaffe. Foto Hansjörg Bürgi SkyStory Wer hätte gedacht, dass nach dem Rückzug von Hunter und Tiger auch Eurofighter die Infrastruktur des ehemaligen Militärflugplatzes nutzen? In die Schutzbauten passten die beiden Eurofighter des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 der deutschen Luftwaffe allerdings nicht. 7 Foto Bernhard Baur Die FMA-Flyers mit ihrem ungewöhnlichen Verband: Der Piaggio P-149 an der Spitze folgen ein Bücker Bü-131 Jungmann und die neu bemalte AS202 Bravo. Angereichert wurde die Formation mit der Yak-52 von David Oldani in der Mitte und dem Pilatus P-3-05 HB-RCJ. Die beiden orangen PC-7 komplettieren die Grossformation. Verbandskunstflug in Perfektion Foto Eugen Bürgler Ein besonders eindrückliches Bild bot der gemeinsame tiefe Überflug von PC-7 TEAM und Super Puma Display Team zum Auftakt der Vorführungen der Schweizer Luftwaffe. Aus dem PC-7-Verband heraus löste sich der schwere Cougar-Transportheli und startete seine kraftvolle Solo-Demonstration. Für HeliFreunde war das nicht das einzige Highlight: Bereits am Zigermeet 2013 zeigte der ehemalige Bundeswehr-Fluglehrer Rainer Wilke, dass der Bo-105 ein voll kunstflugtauglicher Helikopter ist. Einmal mehr hat die Vorführung des Red Bull Bo-105 Fachleute und Laien gleichermassen erstaunt – der Heli war in praktisch jeder erdenklichen Fluglage am Himmel zu sehen. Mit Loopings, Überschlägen und Rollen zeigte der bereits 1974 gebaute Bo-105 D-HTDM Manöver, wie man sie von Helikoptern nicht gewohnt ist. Ein weiteres Heli-Highlight musste gar nicht erst anreisen, sondern ist in Mollis entstanden: Im Hangar der Linth Air Service konnte der zweite Prototyp des Marenco Swisshelicopter SKYe SH09 unter die Lupe genommen werden Foto Eugen Bürgler An der Geburtstagsfeier des Huntervereins Mollis durfte natürlich auch der klassische Jäger und Jagdbomber aus der Ära des Kalten Krieges nicht fehlen. Neben dem GraffityHunter in der Ausstellung waren der PapyrusHunter HB-RVS und der Doppelsitzer-Hunter HB-RVP mit ihren elegant-klassischen Flugmanövern in der Luft zu sehen. Eurofighter und Gripen begeisterten im Nachmittagsprogramm ein zweites Mal, nicht zuletzt mit enormen Steig- und Roll-Raten. Trotz bescheidener Motorisierung ihrer Pilatus-P-3-Oldtimer zeigten die P3 Flyers sehr präzisen und dynamischen Formationskunstflug. 8 September 2016 Der Saab JAS-39C Gripen bei seiner eindrücklichen Leistungsdemonstration. SkyStory Foto Hansjörg Bürgi Stefan Kaarle, Demo-Pilot der schwedischen Luftwaffe: «So noch nie erlebt» Als Display-Pilot der schwedischen Luftwaffe hat Stefan Kaarle schon Hunderte von Airshows erlebt, aber noch keine wie das Zigermeet. ❙ Sind Sie jemals ein Display an einem Ort wie hier in Mollis geflogen? Nein, ich fliege seit 14 Jahren an Airshows in ganz Europa, aber nein, an einem solchen Ort, wie hier in den Bergen, noch nie. Zuerst dachte ich, wer kommt auf die Idee, hier eine Airshow zu veranstalten? Aber es ist ein sehr schöner, aber auch sehr herausfordernder Flugplatz, wegen des engen Tals und den hohen Bergen. Ich war anfänglich ein wenig nervös, aber nach dem Training war ich sehr zuversichtlich, dass das Display gut ankommt. ❙ Mussten Sie das Programm anpassen und wie haben Sie sich vorbereitet? Ja, ein wenig musste ich es anpassen, ansonsten wären mir die Berge zu nahe gekommen. Ich habe das Programm nicht im Simulator trainiert, sondern den Flugplatz einfach auf Google Maps genau studiert, die Distanz zwischen Piste und Bergen gemessen. Nach der Landung am Donnertag und beim Training am Freitag realisierte ich, dass die Berge doch nicht so nahe sind, wie es auf den ersten Blick ausschaut. 40 Minuten vor dem Flug schotte ich mich jeweils ein wenig ab, gehe das Programm nochmals genau durch, esse etwas Leichtes und konzentriere mich, damit ich in die richtige Stimmung komme. 2100 Stunden ist Stefan Kaarle auf dem Gripen geflogen. bei den Zuschauern, das erlaubt gute Kontakte und ein wirklich hautnahes Feeling und die Zuschauer lassen mich spüren, dass ihnen meine Show gefällt. ❙ Das Zigermeet ist eine zivil organisierte Airshow, Sie sind wahrscheinlich eher militärische Flugtage gewöhnt? Nein, ich habe viele Auftritte an zivilen und militärischen Shows erlebt, beide haben ihren speziellen Charme. Hier sind wir sehr nahe ❙ Sind sie schon mal in der Schweiz geflogen? Ja, ich war an der AIR14 in Payerne. Das war wirklich die beste Airshow, die ich je erlebt habe und glauben Sie mir, ich bin wirklich an vielen Shows geflogen. Interview Hansjörg Bürgi GRIPEN Foto Urs Stoller ❙ Gab es nach dem Training einen Kommentar von der Aufsichtsbehörde, dem BAZL? Nein, sie waren mit meiner Performance sehr zufrieden und haben sie so genehmigt. ❙ Wie viele Stunden sind Sie auf dem Gripen geflogen? 2100, so viele wie kein anderer Pilot weltweit. Ich bin einer von zwei Display-Piloten in der schwedischen Luftwaffe. Saab hat zwar auch einen eigenen Display-Piloten, aber die meisten solchen Auftritte an Airshows, wie hier am Zigermeet, bestreiten wir von der Luftwaffe. Die kleine Groundcrew kam per Linienflug in die Schweiz und reiste per Auto nach Mollis. Sie hat die Flugzeuge in der Nacht auch bewacht und sie für den Einsatz vorbereitet. Schwedisches Line-up vor den Glarner Alpen: Zwei JAS-39C Gripen und ein JAS-39D Doppelsitzer (hinten) in Mollis. Noch nicht zu sehen war der Gripen E, die neuste Version des schwedischen Kampfjets, die am 18. Mai ihren Rollout feierte. 9 Foto Eugen Bürgler Foto Hansjörg Bürgi BREITLING Ein majestätisches Bild bot das PC-7 TEAM zusammen mit dem Cougar des Super Puma Display Teams beim gemeinsamen tiefen Überflug. und Marenco-Mitarbeiter standen für die Fragen der Besucher zur Verfügung. Königliche Falken aus Jordanien Dominique Gisin bei SkyNews.ch Die Olympia-Abfahrts-Goldmedaillen-Gewinnerin 2014, die ehemalige Skirennfahrerin und heutige Physik-Studentin und Breitling-Botschafterin Dominique Gisin, stattete dem SkyNews.ch-Sundecker am Zigermeet einen Besuch ab. Sie ist selber von Kägiswil nach Mollis geflogen und befindet sich derzeit in der Berufspilotenausbildung. Foto Eugen Bürgler Am Zigermeet 2013 begeisterte das aus Tschechien stammende Kunstflugteam «The Flying Bulls Aerobatic Team» noch mit vier Zlin 6-50LX. 2014 wechselte das Team dann auf XtremeAir XA42. Das neue HochleistungsAkroflugzeug ermöglicht mit seinen 315 PS bei 610 Kilogramm Leergewicht auch extreme Flugfiguren der Solo-Maschine. Bei ihrem Display fliegen die Piloten mit Lastvielfachen von +7g bis -4g. Etwas weniger Leistungsreserven hatten die Tessiner P3 Flyers bei ihrer Vorführung zur Verfügung. Obwohl die fünf Pilatus P-3 nicht gerade grosszügig motorisiert sind, zeigten die engagierten Tessiner Piloten eine dynamische, sehr sauber geflogene Vorführung mit perfektem Timing. Airshow-Profis sind die Piloten der Royal Jordanian Falcons, die 1976 auf Initiative des Königs Hussein von Jordanien gegründet wurden. Auch die vier Piloten aus Jordanien präsentierten ihre vier Extra 300L in perfekten Formationen. Obwohl in der Schweiz bereits bestens bekannt, hat das PC-7 TEAM mit seiner perfekt choreografierten Show in Mollis begeistert. Für Einer der vielen Höhepunkte des Zigermeets 2016: Die Piloten der Patrouille Suisse zeigten ihr Können in der schwierigen Topografie um den Flugplatz Mollis. 10 September 2016 Foto Eugen Bürgler SkyStory ihre fliegerische Präzision ernteten die Piloten der Schweizer Luftwaffe Anerkennung von Gästen aus dem In- und Ausland. Der grosse Verband mit den neun «Turbos» nutzte den knappen Luftraum vor den hohen Felsen des Rautispitz-Gipfels, der mehr als 1800 Meter über dem Talboden der Linth liegt, maximal aus. Zufriedenes Zigermeet-OK Foto Eugen Bürgler Kunstflugfiguren im engen Verband sind die Spezialität des Flying Bulls Aerobatic Teams. Foto Bernhard Baur Zur einzigartigen Flugzeug-Sammlung von Red Bull gehört auch die Cessna 337 Skymaster. Mit der seit dem 12. Juni in Bad Ragaz beheimateten Antonov An-2 LY-ABY des Vereins Aero Swiss zeigte sich die neuste in der Schweiz stationierte An-2. Foto Hansjörg Bürgi Ein imposantes Spektakel für Augen und Ohren boten jeweils die Rundflüge der Lockheed L-1049 Super Constellation mit Start und Landung in Mollis. Für einen Überflug in Formation hefteten sich die fünf Tiger der Patrouille Suisse ans Heck der Super Constellation, bevor die Jet-Staffel ihr dem Gelände angepasstes Programm zeigte und damit für einen weiteren Höhepunkt sorgte. Der beim Unfall in den Niederlanden leicht verletzte Pilot der Patrouille Suisse, Michael «Püpi» Duft, war laut Angaben des TeamSpeakers bereits wieder flugfähig und konnte nach dem Zigermeet das Training mit dem Team wieder aufnehmen. Nach der Vorführung der Patrouille Suisse gehörte der Himmel über Mollis noch einmal klassischen Jets: Hunter, Hunter Doppelsitzer und Vampire-Trainer zeigten sich in Formation. 55 Flugzeuge landeten für das Zigermeet 2016 auf der 1800 Meter langen Piste in Mollis – Patrouille Suisse, PC-7 TEAM und die Bombardier CS100 der Swiss flogen ihre Displays im Glarnerland ab anderen Basen. Das Organisationskomitee zeigte sich nach dem gelungenen Fliegerfest rundum zufrieden. Die trotz Wetterpech am Freitag insgesamt 30’000 Besucher des Zigermeets 2016 erlebten eine Flugshow, die dank Bergpanorama, höchst abwechslungsreichem Flugprogramm und sehr engagierten und erfahrenen Organisatoren viele absolut einmalige Bilder und Eindrücke bot. www.zigermeet.ch Mollis wurde mit dem Zigermeet 2016 gleichzeitig zur Basis modernster Fighter und klassischer Oldtimer. Insgesamt 30‘000 Besucher besuchten das vielfältige Fliegerfest. 11
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