ˌɑ r ən ˈdi ZOOM Wo Unternehmen forschen – V erteilung und Veränderung September 2016 2 Wo Unternehmen forschen – Verteilung und Veränderung Forschungsr egionen im Wandel Private und öffentliche Forschungsaktivitäten sind in Deutschland regional ungleich verteilt. Auch die Intensität, mit der finanzielle und personelle Ressourcen für Forschung und Entwicklung (FuE) in Deutschland eingesetzt werden, klafft regional und sektoral stark auseinander. Dabei weist vor allem die FuE der Wirtschaft regional große Unterschiede und einige Besonderheiten auf. Alle zwei Jahre gewähren die Unternehmen dem Stifterverband einen detaillierten Einblick in ihre Forschungsaktivitäten: Im Rahmen der FuE-Erhebung befragt er im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung nicht nur danach, wie viel Geld die Unternehmen in FuE investieren und wie viele Forscher sie beschäftigen. Er erhebt auch die räumliche Verteilung der Forschungsstätten und deren quantitative Besetzung, sodass mithilfe weiterer Unternehmensparameter, wie Branche oder Größe, eine differenzierte Landkarte der Forschung skizziert werden kann. Forschungsstarke Wirtschaft in Süddeutschland legt weiter zu Die regionalen und sektoralen Unterschiede beim Einsatz finanzieller und personeller Ressourcen für FuE klaffen in Deutschland tendenziell immer stärker auseinander. Den Ausschlag dafür gibt die räumliche Verteilung der FuE-Kapazitäten der Wirtschaft, mit Schwerpunkten in den drei süddeutschen Bundesländern (BadenWürttemberg, Bayern und Hessen) und vereinzelten Brennpunkten im Norden (Ost-Niedersachsen), Westen (Rheinschiene) und Osten (Berlin, Sachsen-Dreieck und Thüringer Städtekette). In den Stadtstaaten und in Ostdeutschland wird ein überdurchschnittlich hoher Anteil der finanziellen Mittel und des Personals für FuE in Hochschulen und staatlichen Forschungsinstituten eingesetzt, wodurch die Defizite in der Industrieforschung jedoch nur teilweise kompensiert werden können. 3 Wo Unternehmen forschen – Verteilung und Veränderung Das süddeutsche Spitzentrio konnte seine führenden Positionen in der deutschen Forschungslandschaft aufgrund des forschungsstarken Wirtschaftssektors halten, Baden-Württemberg in der zurückliegenden Dekade sogar noch ausbauen, trotz bescheidener Anteile der öffentlichen Forschung an der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung. Während sich in den meisten Bundesländern sowohl der private als auch der öffentliche Forschungsaufwand zwischen den Jahren 2003 und 2013 erhöhte, führte der Rückgang der Industrieforschung in Berlin bei stagnierenden öffentlichen FuE-Mitteln zu einem gesamtwirtschaftlichen FuE-Rückgang. Niedersachsen und Bremen hingegen konnten die schrumpfenden FuE-Anteile der Wirtschaft am Bruttoinlandsprodukt (BIP) durch massive Erhöhungen der öffentlichen FuE-Ausgaben auffangen. Abb. 1: FuE-Aufwendungen in Deutschl and als Anteil am regionalen BIP – nach Sektoren und Bundesl ändern 2003 und 2013 (in Prozent) Baden-Württemberg 3,75 3,56 3,68 Berlin 3,14 3,00 Bayern 2,89 2,84 Niedersachsen DEUTSCHLAND 2,46 Sachsen 2,25 Hamburg 1,91 Rheinland-Pfalz 1,73 Nordrhein-Westfalen 1,73 Mecklenburg-Vorpommern Saarland 2,75 2,27 1,71 Thüringen Sachsen-Anhalt 2,82 2,71 2,62 Bremen Schleswig-Holstein 2,83 2,47 Hessen Brandenburg 4,77 1,18 1,14 1,19 1,05 2,13 1,92 1,82 1,36 1,55 2,17 Wirtschaft 2013 Staat + Hochschulen 2013 Wirtschaft 2003 1,49 Staat + Hochschulen 2003 1,43 1,42 0 0,5 1,0 1,5 2,02,5 3,0 3,5 4,0 4,55,0 Quelle: Stifterverband Wissenschaftsstatistik, VGR der Länder, Destatis 4 Wo Unternehmen forschen – Verteilung und Veränderung FuE-Volumen abhängig vom regionalen Branchenmix Ein Großteil der Unternehmen aus forschungsstarken Industriebranchen, insbesondere dem Kraftfahrzeugbau, der Elektrotechnik und dem Maschinenbau, sowie eine beachtliche Zahl forschender Dienstleister sind in Baden-Württemberg oder Bayern beheimatet, wodurch dort Forschungs- und Entwicklungskapazitäten in beträchtlichem Umfang aufgebaut wurden. In der hessischen Industrieforschung dominiert die pharmazeutische Industrie, gefolgt vom Kraftfahrzeugbau und von den forschenden Dienstleistungsbranchen. Während die niedersächsische Wirtschaft monostrukturell fast die Hälfte ihrer FuE-Ressourcen im Kraftfahrzeugbau einsetzt, erscheint der Branchenmix in Nordrhein-Westfalen zwar sehr ausgewogen, die FuE-Intensität des einwohnerstärksten Bundeslandes liegt jedoch auf einem geringen Niveau. In Ostdeutschland fehlt das industrielle Strukturgewicht der Branchen der hochwertigen Technik (siehe Infobox Seite 6). 7,8 Abb. 2: Interne FuE-Aufwendungen der Wirtschaft nach ausgewählten Wirtschaftszweigen und Bundesl ändern 2003 und 2013 (in Mrd. Euro) 4,3 5 Chemie (inkl. Pharma) 3,8 4 Maschinenbau 3,5 Elektrotechnik 3,1 3,2 Kraftfahrzeugbau Forschungsintensive Dienstleister 1,1 0,6 0,4 0,3 0,7 1,0 1,0 0,9 0,7 0,7 0,6 0,5 0,2 0,3 0,3 0,4 1,7 1,8 1,8 1,7 1,4 1,5 1,5 1,6 1,7 1,1 0,6 0,6 0,8 0,6 0,7 0,8 1 1,2 1,3 1,2 1,3 1,5 1,7 1,8 2 1,8 2,3 2,4 2,7 2,7 3 0 2003 20132003 20132003 20132003 2013 2003 2013 Baden-Württemberg Bayern Hessen Nordrhein-Westfalen Restliche Länder Quelle: Stifterverband Wissenschaftsstatistik 5 Wo Unternehmen forschen – Verteilung und Veränderung Bedeutung forschungsintensiver Branchen nimmt zu Schwerpunkte der westdeutschen Industrieforschung liegen eindeutig in der volumentreibenden hochwertigen Technik, allen voran im Automobilbau, aber auch im Maschinenbau und in der Grundstoffchemie. Einige Bundesländer (Niedersachsen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen) generieren hierin zwar hohe Forschungsvolumina, werden aber in der Rangfolge nach Spitzentechnologie-Anteilen von den hoch spezialisierten Stadtstaaten verdrängt. Singuläre Hightech-Stärken haben Hessen (pharmazeutische Industrie), Hamburg (Luft- und Raumfahrt) und Thüringen (Elektronik) nach vorne gebracht, während Bayern über einen ausgewogenen Branchenmix sowohl in den Spitzentechnologien als auch in der hochwertigen Technik verfügt. Abb. 3: Interne FuE-Aufwendungen der Wirtschaft nach Technologiekl assen und Bundesl ändern 2013 (in Prozent) Hochwertige Technik Spitzentechnologie Baden-Württemberg Niedersachsen 19 10 11 74 26 32 DEUTSCHLAND Rheinland-Pfalz 7 11 17 46 Hamburg 3 59 Brandenburg 16 40 19 19 Sachsen-Anhalt 20 21 26 23 24 13 4 6 25 14 18 20 48 24 17 17 49 33 Nordrhein-Westfalen 15 12 15 Schleswig-Holstein 14 18 44 19 14 6 57 27 Sachsen 14 10 58 Berlin 13 15 51 22 Hessen 13 9 64 25 10 20 46 Bremen 8 5 41 Bayern Saarland Restliche Branchen 63 Thüringen Mecklenburg-Vorpommern Forschungsintensive Dienstleistungen 29 30 28 33 43 0 10 2030405060708090 100 Quelle: Stifterverband Wissenschaftsstatistik Rundungsabweichungen sind möglich. 6 Wo Unternehmen forschen – Verteilung und Veränderung Spitzentechnologien in Deutschland umfassen vor allem die folgenden hoch spezialisierten Industrien: 1. Mess- und Regelungstechnik (fast die Hälfte dieses FuE-Personals arbeitet in Bayern, ein weiteres Fünftel in Baden-Württemberg), 2. pharmazeutische Erzeugnisse (je ein Viertel der FuE-Beschäftigten in Baden-Württemberg und Hessen, je ein Achtel in Nordrhein-West falen, Berlin, Rheinland-Pfalz und Bayern), 3.elektronische Bauelemente und Leiterplatten (40 Prozent des FuEPersonals in Bayern, 16 Prozent in Nordrhein-Westfalen, je 10 Prozent in Baden-Württemberg und Sachsen), 4.Telekommunikationstechnik (41 Prozent der Forscher in BadenWürttemberg, ein Viertel in Bayern und ein Zehntel in Niedersachsen), 5.Luft- und Raumfahrzeugbau (ein Drittel des FuE-Personals in Bayern, ein Viertel in Hamburg und 15 Prozent in Baden-Württemberg). Die forschungsintensiven Dienstleister haben ihr FuE-Personal zu je einem Viertel in Baden-Württemberg und Bayern angesiedelt; jeweils rund ein Zehntel verzeichnen Hessen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen, gefolgt von Berlin, Niedersachsen, Thüringen und Rheinland-Pfalz: 1. Dabei konzentrieren sich die Programmierer zu etwa 44 Prozent auf Baden-Württemberg, während weitere 17 Prozent auf Bayern und je 10 Prozent auf Sachsen, Hessen und Nordrhein-Westfalen entfallen. 2.Wissenschaftliche Forschung und Entwicklung, meist im Auftrag der Industrie, hat ihre regionalen Schwerpunkte in Bayern (24 Prozent), Nordrhein-Westfalen (15 Prozent), Berlin (13 Prozent), Baden- Württemberg (10 Prozent) und Sachsen (7 Prozent). 3.Forschende Architektur- und Ingenieurbüros sind zu je einem Viertel in Hessen und Bayern beheimatet. Je ein weiteres Zehntel verzeichnen Niedersachsen, Baden-Württemberg, Sachsen und Nordrhein-Westfalen. FuE-intensive Technologien FuE-intensive Technologien umfassen Industriebranchen, die mehr als 3 Prozent ihres Umsatzes in FuE investieren (FuE-Intensität). Die FuE-intensive Industrie u mfasst die Branchen der hochwertigen Technologie (FuEIntensität zwischen 3 und 9 Prozent) sowie der Spitzentechnologie (FuE-Intensität mehr als 9 Prozent).1 1 EFI-Gutachten 2016. Zu den FuE-intensiven Dienstleistern werden hier folgende drei Branchen gezählt: »Dienstleistungen der Informationstechnologie, »Architektur- und Ingenieurbüros sowie technische, physikalische und c hemische Untersuchung, » Forschung und Entwicklung. 7 Wo Unternehmen forschen – Verteilung und Veränderung Großunternehmen erbringen FuE-Volumen In Deutschland betreiben überwiegend Großunternehmen Forschung und Entwicklung. Gut drei Viertel des FuE-Personals entfallen auf Unternehmen mit 500 und mehr Beschäftigten. Großunternehmen entscheiden somit nachhaltig über das FuEVolumen der Wirtschaft – und über den Größeneffekt auch über die gesamtwirtschaftliche FuE-Intensität, obwohl ihre durchschnittliche FuE-Intensität (Anteil der internen FuE-Aufwendungen am Umsatz) mit 2,6 Prozent erheblich geringer ist als die von Kleinunternehmen (unter 50 Beschäftigte) mit 8 Prozent. Kleine Unternehmen sind häufig auf die Entwicklung neuer Technologien oder den Wissenstransfer in innovationsferne Branchen spezialisiert. Mittlere und größere Unternehmen haben ihre Schwerpunkte hingegen häufiger anwendungsorientiert in den klassischen deutschen Domänen der hochwertigen Technik. Industrielle Großunternehmen wiederum, die vor allem im süddeutschen Raum angesiedelt sind, nutzen ihre Größenvorteile, wenn die eingesetzte Technik hohe FuE-Aufwendungen erfordert. Die deutlichen Unterschiede in der Größenstruktur zwischen westdeutscher und ostdeutscher Wirtschaft übertragen sich auch auf die regionale Größenstruktur der forschungstreibenden Unternehmen; nach wie vor mangelt es in den neuen Bundesländern an forschenden Großunternehmen. Abb. 4: Interne FuE-Aufwendungen der Wirtschaft nach BeschäftigtengröSSenkl assen und Bundesl ändern 2013 (in Prozent) 50–249 0–49 Brandenburg 30 Sachsen-Anhalt 30 Mecklenburg-Vorpommern Sachsen 12 18 9 Berlin 9 Schleswig-Holstein Bremen 5 Nordrhein-Westfalen 4 DEUTSCHLAND 4 Hamburg 2 Bayern 2 19 17 Baden-Württemberg 2 4 Hessen 2 4 18 36 44 58 21 70 19 5 4 35 64 30 4 2 20 63 6 2 47 35 17 14 4 28 48 10 8 Niedersachsen 37 27 14 Rheinland-Pfalz 47 37 8 6 6 29 17 Saarland 2000+ 17 22 Thüringen 250–1999 74 18 74 15 79 6 21 18 71 75 21 72 0 10 2030405060708090 100 Quelle: Stifterverband Wissenschaftsstatistik Rundungsabweichungen sind möglich. 8 Wo Unternehmen forschen – Verteilung und Veränderung FuE-Landkarte der Wirtschaft Forschung und Entwicklung vollziehen sich im räumlichen Kontext, auch in Zeiten digitaler Technologien. Regionen bieten den zentralen Handlungsraum für Kooperationen zwischen FuE-relevanten Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft. Sie stellen Infrastruktur bereit, die von innovativen Unternehmen und kreativen Menschen genutzt werden kann. Sie schaffen ein Umfeld und ein Milieu, das Innovationen fördern oder behindern kann. Vergleicht man die 96 Raumordnungsregionen2 nach Forschungsintensitäten, also nach dem Verhältnis von FuE-Input zu gesamtwirtschaftlichem Output (hier: Anteil des FuE-Personals an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten), verrät ein Blick auf die FuE-Landkarte: Bedeutende Forschungszentren entstehen in Deutschland immer noch rund um die Stammsitze der Automobilhersteller, angeführt mit großem Vorsprung von der Raumordnungsregion Stuttgart, gefolgt von Starkenburg, Ingolstadt, Braunschweig und München. Die Vielzahl der Hauptsitze und Deutschlandniederlassungen intensiv forschender Unternehmen in Süddeutschland gibt den Ausschlag für dessen großen Vorsprung nach Forschungsintensität. Auch die weiteren Plätze werden überwiegend von baden-württembergischen und bayerischen Regionen belegt; lediglich Osthessen sowie Paderborn und Arnsberg (beide Nordrhein-Westfalen) können noch mithalten. Die zehn Regionen mit den meisten FuE-Beschäftigten – in der Rangfolge: Stuttgart, München, Rhein-Main, Braunschweig, Unterer Neckar, Berlin, Starkenburg, Düsseldorf, Mittelfranken und Köln – vereinen fast die Hälfte (48,7 Prozent) des gesamten FuE-Personals der Wirtschaft auf sich. Allein in den Regionen Stuttgart und München ist fast ein Viertel (23,1 Prozent) der deutschen Industrieforscher tätig, wobei das FuE-Personal zwischen 2009 und 2013 in der Top-Region Stuttgart um ein Fünftel gewachsen ist, während es in München nahezu konstant blieb. Auch Köln (24,2 Prozent) und Braunschweig (21,5 Prozent) verzeichneten im genannten Zeitraum starke Zuwächse, während aus den Top Ten nur Starkenburg (–21,5 Prozent) und Düsseldorf (–10,3 Prozent) FuE-Personal abbauten. Während die namhaften deutschen Hersteller von Automobilen ihre FuE-Ressourcen sehr auf den jeweiligen Stammsitz konzentrieren und (außer Ford Köln) dadurch auch die jeweilige Region dominieren, besetzen große Zulieferer sowie führende Elektronikhersteller wie Siemens (München und Mittelfranken) und Bosch (Stuttgart, Heilbronn-Franken und Neckar-Alb) gleich mehrere Regionen besonders in Bayern und Baden-Württemberg. Von den Top-Vier-Regionen, die als einzige einen Anteil des FuE-Personals an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von über 3 Prozent aufweisen, erscheint Stuttgart am stärksten diversifiziert, da hier mit Daimler, Porsche, Bosch, IBM, Mahle und Festo gleich sechs Unternehmen mehr als 1.000 FuE-Vollzeitbeschäftigte haben; in Starkenburg schaffen diesen Wert nur zwei Unternehmen (Opel und Merck), während Ingolstadt und Braunschweig völlig abhängig sind von Audi beziehungsweise Volkswagen. 2 Raumordnungsregionen entsprechen in der Regel den Planungsregionen der Bundesländer. Ihre Abgrenzungen durch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (www.bbsr.bund.de) basieren kreisscharf auf Pendlerströmen zwischen ökonomischen Zentren und dem jeweiligen Umland. 9 Wo Unternehmen forschen – Verteilung und Veränderung Abb. 5: FuE-Personal der Wirtschaft je 1.000 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Raumordnungsregionen 2013 Hamburg Berlin Hannover Köln Dresden Frankfurt < 2,5 2,5 bis < 5 5 bis < 10 10 bis < 15 Nürnberg 15 bis < 20 20 bis < 30 > 30 Stuttgart München Quelle: Stifterverband Wissenschaftsstatistik, Bundesagentur für Arbeit 10 Wo Unternehmen forschen – Verteilung und Veränderung Regionale Forschungszentren Forschungsregionen entstehen entlang gewachsener Wirtschafts- und Siedlungsstrukturen, die nicht immer administrativ adäquat abgegrenzt werden können. Forschungsstarke Industrien finden sich vor allem in hochgradig agglomerierten Räumen. Dort, wo Unternehmen bereits seit Langem viel für Forschung ausgeben, ist im Zusammenspiel mit staatlichen Akteuren eine Wissenschaftsinfrastruktur entstanden, die weitere Investitionen anzieht. Das gilt analog für hoch qualifiziertes Forschungspersonal, das dem Ruf der Forschungsstätten an kulturell interessanten Standorten folgt. Abb. 6: Interne FuE-Aufwendungen und FuE-Personal der Wirtschaft nach Ballungsräumen 2013 8.153 Stuttgart München Nürnberg 1.747 Hamburg 1.721 14.099 10.211 10.334 1.364 Köln-Bonn Ruhrgebiet 1.081 Düsseldorf 1.080 10.730 7.658 7.289 944 Wuppertal Bielefeld 745 Hannover 667 Dresden 612 Karlsruhe 575 Aachen 521 Leipzig 18.053 1.920 Berlin Saarbrücken 25.514 3.052 Rhein-Neckar Chemnitz 36.884 4.296 Rhein-Main Bremen 46.223 5.816 6.035 6.463 5.198 Kerngebiet FuE-Aufwendungen (Mio. €) 4.639 Umland FuE-Aufwendungen (Mio. €) 4.024 364 Kerngebiet FuE-Personal (VZÄ) Umland FuE-Personal (VZÄ) 2.678 320 3.572 179 94 4.646 1.783 1.077 0 2.500 5.000 7.500 10.00012.500 15.000 50.000 Quelle: Stifterverband Wissenschaftsstatistik 11 Wo Unternehmen forschen – Verteilung und Veränderung Die Millionenmetropolen Berlin, Hamburg, München und Köln sind gekennzeichnet durch forschungsstarke Unternehmen sowie leistungsstarke Universitäten und Forschungsinstitute in den Kernbereichen, aber auch ein vergleichsweise schwächer strukturiertes FuE-Umland. Demgegenüber charakterisiert eine ausgewogenere Verteilung der Forschungsstandorte in der Fläche die vielfältig miteinander vernetzten Hightech-Regionen Stuttgart, Rhein-Neckar und Rhein-Main. Der Charakter eher mittelgroßer Städte prägt die Verdichtungsräume Bielefeld, Karlsruhe und Chemnitz, in denen die jeweiligen Zentren einen geringeren Anteil der FuE-Ressourcen auf sich vereinen als ihr jeweiliges Umland. Aktuelle Untersuchungen der Wissenschaftsstatistik zeigen eine überraschende Dynamik unter den FuE-Zentren in Deutschland. Starke Zentren wie München, Erlangen, Darmstadt oder Regensburg haben in den letzten zehn Jahren an FuE-Beschäftigung eingebüßt, während eine Reihe kleinerer Großstädte wie Trier, Heilbronn, Kassel, Paderborn oder Fulda im selben Zeitraum ein starkes Wachstum der FuE-Beschäftigung verzeichnen. Auch Ostdeutschland kommt punktuell auf die Beine: Berlin hat 2007 die Talsohle durchschritten und wächst dank vieler kleiner FuE-aktiver Unternehmen. Auch Jena, Rostock und Halle (Saale) sind inzwischen wachstumsfreudige FuE-Regionen. Diese Veränderungen zeigen, dass die Gruppe der FuE-Kernregionen durch eine Reihe von Auf- und Absteigern gekennzeichnet ist. Impressum Kontakt Bernd Kreuels SV Wissenschaftsstatistik GmbH Baedekerstraße 1, 45128 Essen T 0201 8401-413 [email protected] www.wissenschaftsstatistik.de Essen, September 2016 Gestaltung Atelier Hauer + Dörfler, Berlin Druck Service Druck, Neuss Titelbilder 3alexd/iStock himberry/photocase.de Die Wissenschaftsstatistik Die Wissenschaftsstatistik GmbH ist ein Forschungs- und Beratungsinstitut des Stifterverbandes, das im Auftrag von Politik, Wissenschaft und Wirtschaft arbeitet. Sie erhebt, analysiert und interpretiert Daten zum deutschen Innovations system sowie zur Zivilgesellschaft. Im Zentrum der Arbeit der Wissenschaftsstatistik steht die Untersuchung der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten der Wirtschaft in Deutschland: Die FuE-Statistik ist seit vielen Jahren Bestandteil der FuE-Berichterstattung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) für Deutschland. Sie ist zugleich Teil der offiziellen FuE-Meldungen Deutschlands an internationale Organisationen (OECD, EU) und damit auch Basis für den internationalen Vergleich der FuETätigkeit der deutschen Wirtschaft. Weitere Publik ationen a:r n‘di: Analysen 2015 / a:r n‘di: Zahlenwerk 2015 Die jährlich erscheinenden Bände mit Analysen und Zahlenwerken geben einen Überblick über die Forschung und Entwicklung in der deutschen Wirtschaft Männlich – deutsch – MINT Diversität als Chance für Forschung und Entwicklung in Unternehmen: Das deutsche Innovationssystem braucht also in den nächsten Jahrzehnten dringend qualifizierte Zuwanderung (erschienen im Januar 2016) facts – Forschung und Entwicklung in der Wirtschaft 2014 Die facts bieten auf sechs Seiten einen kompakten Überblick über aktuelle Entwicklungen aus dem Themenfeld Forschung und Entwicklung (erschienen im März 2016) Das diesem Bericht zugrunde liegende FE-Vorhaben wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Kennzeichen 16P4228 durchgeführt. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt beim Autor. Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V. Baedekerstraße 1 45128 Essen T 0201 8401-0 F 0201 8401-301 www.stifterverband.de
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