Neuer Einsatz für alten Wirkstoff Frauenklinik testet Wirkstoff zur

URL: http://www.uni-jena.de/Forschungsmeldungen/FM160908_UKJ_Studie_Schwangerschaft.pdf
Neuer Einsatz für alten Wirkstoff
Frauenklinik testet Wirkstoff zur Vorbeugung einer Mangelversorgung
der Babys von Risikoschwangeren
Foto: UKJ
Skulptur vor der Frauenklinik des Jenaer Uniklinikums. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft
fördert eine aktuelle Studie in der Abteilung Geburtshilfe zum Wirkstoff Pentaerythrityltetranitrat
(PETN).
Meist entsteht bei der feindiagnostischen Untersuchung etwa in der 20. Schwangerschaftswoche
das erste Porträt vom Ungeborenen fürs Familienalbum - aber das ist nur ein Nebenprodukt. In
dieser speziellen Ultraschall-Untersuchung überprüft der Frauenarzt, ob sich das Kind zeitgerecht
entwickelt und ausreichend vom mütterlichen Körper versorgt wird. Dazu wird auch in einer
Doppleruntersuchung die Durchblutung von Gebärmutter und Plazenta gemessen. Bei etwa 5
Prozent der Schwangeren ist der Befund auffällig, was ein erhöhtes Risiko für verzögertes
Wachstum des Babys bedeutet.
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"Es ist noch nicht vollständig verstanden, warum sich manchmal die Gefäße der Plazenta nicht
richtig ausbilden und es zu einer solchen Unterfunktion kommt", so die Frauenärztin PD Dr. Tanja
Groten. "Doch schlimmer ist, dass es keine etablierte Therapie für eine Verbesserung der
Versorgung des Babys gibt." Um das zu ändern, plant die Oberärztin in der Geburtshilfe des
Uniklinikums Jena eine klinische Studie mit dem Wirkstoff Pentaerythrityltetranitrat (PETN). Dieser
seit Jahrzehnten bei Herzbeschwerden und Bluthochdruck eingesetzte Wirkstoff wird im Körper zu
dem körpereigenen Botenstoff Stickstoffmonoxid abgebaut, der die Gefäße erweitert und somit die
Durchblutung verbessert. Zudem verfügt PETN über eine Gefäßschützende Wirkung.
Vorstudie zeigte positive Effekte und Sicherheit
In einer Vorstudie mit über 100 Teilnehmerinnen konnten die Jenaer Geburtsmediziner zeigen,
dass sich PETN positiv auf die Versorgungssituation des Ungeborenen auswirkt. Tanja Groten: "In
der mit dem Wirkstoff behandelten Patientinnengruppe fielen die Wachstumsverzögerung des
Babys und Schwangerschaftskomplikationen weitaus geringer aus als in der Vergleichsgruppe." In
Laborexperimenten konnten die Wissenschaftler der Unifrauenklinik in Jena nachweisen, dass die
Einnahme des Wirkstoffs in der Schwangerschaft sicher ist: Das Medikament kann nicht von der
Plazenta zum Kind übergehen.
Den positiven Effekt von PETN wollen die Jenaer Unimediziner jetzt in einer randomisierten,
placebo-kontrollierten Studie mit 14 Studienzentren bestätigen. Die Deutsche
Forschungsgemeinschaft fördert das auf insgesamt drei Jahre angelegte Projekt mit einer Million
Euro. Derzeit erarbeiten die Wissenschaftler zusammen mit dem Klinischen Studienzentrum des
Uniklinikums das Studienprotokoll; ab dem Frühjahr 2017 wollen sie insgesamt 300 Patientinnen in
die Studie aufnehmen, bei denen nach einem auffälligen Befund der Doppleruntersuchung in der
Schwangerschaftsmitte ein erhöhtes Risiko für eine Unterversorgung des Babys besteht. "Wenn
sich die Wirksamkeit von PETN in dieser großen, qualitativ hochwertigen Studie bestätigt, dann
stünde uns erstmals ein Medikament zur Vorbeugung von drohender Mangelversorgung
Ungeborener zur Verfügung", so Studienleiterin Tanja Groten. "Darauf warten Frauenärzte schon
lange."
Kontakt:
PD Dr. Tanja Groten
Abteilung Geburtshilfe, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Jena
Tel.: 03641 / 933563
E-Mail: [email protected]
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