Pflichtfach: Gebärdensprache

Quelle:
Weser-Report vom 31.08.2016
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Pflichtfach : Geb ärdensprache
Kinder und Jugendliche der Schule an der Marcusallee lernen mit den Händen zu reden
SoNIA NIEMANN
Englisch, Französich, 5panisch: Das sind die Sprachen, die an dbn meisten
Bremer Schulen u nterrichtet werden. An der Sch.ule
an der Marcusallee in Horn
hingegen ist Gebärdensprache
jetzt ein Pflichtfach.
Was die Iugendlichen da machen, erinnert fast ein bisschen an die alte Fernsehshow
,,Ruck Zuck". Die Schüler ste-
hen hintereinander in einer
Reihe und ganz hinten wartet
Lehrer Thomas Opitz-Plotzki
darauf, dass alle bereit sind.
Dann tippt er seinem Vordermann auf die Schulter, damit
dieser sich zu ihm umdreht.
Anders als bei der Rate-
sendung umschreibt OpitzPlotzki aber keinen Begriff,
sondern formuliert
Der gehörlose LehrerThomas Optiz-Plotzki unterrichtet an der Schule an der Marcusallee nicht
nur Physik, sondern auch Gebärdensprache.
Foto: Schlie
einen
ganzen Satz: ,,Tut dein Bauch
noch weh?". Dass die anderen
Mitspieler, die weiter vorne
warten, keine Kopfttörer tragen, so wie früher die Kandidaten in der Spielshoq ist
eial. Denn Opitz-Plotzki gibt
seinen Satz lautlos weiter: per
Gebärdensprache.
Die Grund- und Oberschü-
ler der Schule an der Marcusallee werden das Spiel
vermutlich bald mit Bravour
meistern. Denn sie alle lernen
seit diesem Schuljahr im Unterricht die Gebärdensprache.
Als Pflichtfach. ,,Die Kinder
sollen miteinander sprechen
können", erklärt Schulleiter
Thomas Hohenhinnebusch,
Das ist an der Horner Schule
nämlich ansonsten manch.mqJ gar nicht so einfach. Sie
r,fird von 89 Schüüern besupht,
die hörgeschädigt, also gehör-
Frequenzen,
deren können aber auch gehörlose Menschen lernen, mit
ihrer Stimme zu sprechen.
Welche Kommunikationsform füLr welchen Schüler geeigneter ist, wolle man an der
wie etwa ein scharfes ,s' nicht
Schule an der Marcusallee gar
kleirt Hohenhinnebusch.,,Und
henhinpebusch.,,Wir haben
uns lediglich ftir eine gemein-
los oder schwerhörig, sind.
,,Die Spannbreite ist groß.
Schwerhörigkeit kann heißen, dass Betroffene nur sehr
leise hören oder auch
sie bestimmte
dass
wahrnehmen können", er-
auch gehörlos ist nicht gleich
göhörlos."
Mittels
Gebärdensprache
sollen sich künftig an der
Marcusallee alle unterhalten
können, unabh?ingig davon,
ob sie gar nichts oder nur
wenig hören. Bisher hat nur
ein Teil der Kinder die Sprache gelernt. Denn innerhalb
der Gehörlosenszene ist nicht
ganz unumstritten, welcher
Kommunikationsweg der
richtige ist. Zum einen hat die
Gebärdensprache eine lange
Kultur und Ttadition, zum an-
fach. ,,Dieser Beschluss ist
von großer Bedeutung, denn
trotz des Schulangebotes für
nicht bewerten, betont Ho-
gehörlose Kinder sah die Realität in der Vergangenheit teilweise so aus, dass schwerhörige Kinder oder andere SchüIer, die nicht selbst von starker
same Kommunikationsbasis
betroffen sind, keine Kompetenz in der Gebärdensprache
entschieden."
Viele Schüler hätten ohnehin schon auf dem Schulhof
Gebärden aufgeschnappt. Der
Unterricht solle
siCherstel-
len, dass sie die Sprache auch
richtig benutzen.
Deshalb
müssen sie genauso wie in
allen anderen Fächern auch,
Arbeiten schreiben - und Noten gibt es auch.
Der Bremer Landesverband
der Gehörlosen lobt die Schu-
le
füLr
ihr neues Unterrichts-
oder voller
Hörschädigung
hatten", so Sprecher Patrick
George.
,,Der Fortschritt bei den
Schülern ist ganz unterschiedlich, genauso wie bei
anderen Fremdsprachen",
sagt Opitz-Plotzki. Gerade
für einige Schüler in der Fubertät sei die neue Sprache
eine echte Herausforderung.
,,Schließlich braucht man
beim Gebärden intensiven
Blickkontakt", erzählt er augenzwinkernd.