ETF-Optionen SEPTEMBER 2016 ÜBER DIE BANDE SPIELEN niertem Weg ffi ra f au en or st ve In en n kön Mit Eurex-ETF-Optionen ihre Rendite erhöhen und Verluste abfedern Billard: Die Optionen richtig nutzen ist auch für Anleger entscheidend Tsd. Kontrakte Kräftiger Schub Die Umsätze mit Eurex-Optionen auf iShares-ETFs sind rasant gestiegen Eurex-Optionen auf iShares-ETFs Optionen auf iShares-Dax-UCITS-ETF 160 Optionen auf iShares-Euro-Stoxx-50-ETF 120 80 40 0 1. Halbjahr 2015 2. Halbj. 2015 1. Halbj. 2016 I n den Vereinigten Staaten sind ETF-Optionen bereits seit Jahren nicht mehr aus der Börsenlandschaft wegzudenken. Sie gehören mit zu den beliebtesten Anlageinstrumenten sowohl für Privatanleger als auch für institutionelle Investoren. Diese Beliebtheit ist nachvollziehbar, denn ETF-Optionen sind vielseitig einsetzbar: Das Spektrum reicht von reinen Partizipationsüberlegungen bei steigenden oder fallenden Preisen des Basiswerts bis zur aktiven Steuerung bestehender ETF-Investments, beispielsweise über „Covered-Call-Writing” und „ProtectivePut-Strategien”. Der Hauptunterschied zwischen Aktienindexoptionen und ETF-Optionen ist die Möglichkeit der physischen Lieferung des Basiswerts im Fall der Ausübung einer Optionsposition. Aktienindexoptionen werden bei Verfall bar abgewickelt. Eurex-ETF-Optionen werden physisch beliefert. Bei einer Long-Put-Position bedeutet dies, dass der zu Grunde liegende Basiswert vom Halter der Long-Put-Position an den Halter der Short-Put-Position verkauft wird, und zwar bei der Ausübung zum definierten Ausübungspreis. Der Vorteil: Anleger, die eine bestehende ETF-Position absichern möchten, können ihr definiertes Auszahlungsprofil bei Verfall der Eurex-Option exakt abbilden. Dadurch kann ein potenzielles „execution risk“ der Strategie eliminiert werden. Die folgenden drei Anwendungsbeispiele verdeutlichen, wie sich ETF-Optionen sinnvoll einsetzen lassen. Basierend auf der Markterwartung bieten ETF-Optionen den großen Vorteil, dass die Strategie maßgeschneidert durch die Wahl der Ausübungspreise und Laufzeit der Optionen implementiert werden kann. Entscheidend dabei ist aber auch, dass marktgegebe- ne Faktoren wie die implizite Volatilität berücksichtigt werden, denn der Marktpreis der Option ist genauso entscheidend für den Erfolg der Strategie wie die Wahl der richtigen Parameter. Mehr Rendite. Mit der „Covered-Call-Writing-Strategie“ können Anleger Zusatzerträge generieren, wenn sie gleich bleibende oder leicht sinkende Kurse des Basiswerts erwarten oder wenn sie eine bestehende ETF-Position bei steigenden Kursen reduzieren wollen. Ein Beispiel: Ein Investor entscheidet sich, eine Position von 100 000 iShares-Euro-Stoxx-50-ETFs zum aktuellen Kurs von 29 Euro durch eine Call-Option zu verschreiben. Er verkauft 1000 Call-Optionen (Ratio 1 : 100) mit Verfall September 2016, Ausübungspreis 30 Euro zum Preis von 0,61 Euro pro Option. Durch den Verkauf der Call-Optionen nimmt er eine Prämie in Höhe von Euro 61 000 ein. Wie sieht nun seine Risikosituation aus? Sollte der Schlusskurs des Basiswerts am Laufzeitende der Option über 30 Euro liegen, wird die Eurex-Option ausgeübt, was eine Lieferung von 100 000 iShares-Euro-Stoxx-50-ETFs an den Käufer der Call-Option zum Preis von 30 Euro zur Folge hat. Der Break-even gegenüber einem reinen Engagement im Basiswert liegt bei 30,61 Euro (Ausübungspreis plus erhaltene Optionsprämie). Sollte der Schlusskurs des Basiswerts am Laufzeitende der Option unter 30 Euro liegen, verfällt die Option wertlos, und sie wird vom Halter der Long-Position nicht ausgeübt. Somit behält der Investor seine ursprüngliche ETF-Position und erzielt eine Mehrrendite in der Höhe der erhaltenen Optionsprämie. Eine „Short-Put-Strategie“ kann interessant sein für Investoren, welche Ihre Position in einem Basis- ››› Quelle: Xxxx xxxx 22 Foto: Depositphotos 23 ETF-Optionen SEPTEMBER 2016 wert erhöhen möchten, aber nicht auf den sicheren Erwerb des Basiswerts angewiesen sind. Ein Investor möchte beispielsweise seine bestehende Position von 100 000 iShares-Euro-Stoxx-50- ETFs zum aktuellen Kurs von 29 Euro um weitere 100 000 Anteile aufstocken. Er könnte dazu natürlich die ETFs direkt erwerben. Eine weitere Möglichkeit wäre aber, über eine Short-Put-Strategie die Titel zu erwerben. Dazu verkauft der Investor 1 000 Put-Optionen mit Verfall September 2016 und Ausübungspreis 29 Euro zum Preis von Euro 1,23 pro Option. Durch den Verkauf erhält er eine Prämie in Höhe von 123 000 Euro. Wie sieht seine Risikosituation aus? Sollte der Schlusskurs des Basiswerts bei Verfall der Eurex-Option unter 29 Euro liegen, werden die Optionen ausgeübt, was für den Investor die Übernahme von 100 000 iShares-Euro-Stoxx-50-ETFs zum Preis von 29 Euro zur Folge hat. Preiswerterer Einstieg. Unter Berücksichtigung der erhaltenen Prämie ist der effektive Einstandspreis jedoch Euro 27,77. Durch diese Strategie profitiert der Investor von der erhaltenen Prämie in Form eines niedrigeren Einstandspreises. Anderseits kann er nicht mit dem sicheren Erwerb der Titel rechnen, da bei Preisen über 29 Euro die Option nicht ausgeübt wird. Die erhaltene Prämie kann aber in diesem Fall als Zusatzrendite verbucht werden und die Strategie anschließend auf einem anderen Preisniveau erneut implementiert werden. Bei Absicherungsstrategien wie „Protective Put“, mit der ein Investor seine ETF-Position mit einer Put-Option absichern möchte, scheitert die Umsetzung oft an den hohen Kosten. In einem unsicheren Marktumfeld steigen die Optionspreise auf Grund hoher impliziter Volatilität. Um die Absicherungskosten zu verringern, besteht die Möglichkeit, den Kauf der Put-Option ganz oder teilweise über den Verkauf einer Call-Option zu finanzieren. Bei dieser Collar-Strategie möchte ein Investor beispielsweise eine Position von 100 000 iShares-Euro-Stoxx-50-ETFs beim aktuellen Kurs von 29 Euro für Kurse unterhalb von 27 Euro absichern. Der Preis der September Euro 27 Put-Option beträgt 0,81 Euro. Um die Kosten der Absicherung zu reduzieren, ist der Investor bereit, sein Gewinnpotenzial durch den Verkauf einer Call-Option mit Ausübungspreis 30 Euro zu limitieren. Durch den Verkauf erhält der Investor eine Prämie in der Höhe von 0,61 Euro pro Option. Die zu bezahlende Nettoprämie der Strategie wird um die erhaltene Prämie der Call-Option reduziert und beträgt 0,20 Euro pro ETF oder 20 000 Euro für die Gesamtposition von 100 000 iShares-Euro-Stoxx-50-ETFs. Eine andere Erklärung liegt darin, dass die zu Grunde liegende Annahme der Black-and-Scholes-Formel von einer Normalverteilung der Renditen des Basiswerts ausgeht. In der Realität gehen aber Marktteilnehmer davon aus, dass kurzfristige überdurchschnittliche Kursverluste häufiger vorkommen als unter der Annahme der Normalverteilung. Folglich werden die Optionspreise entsprechend angepasst, indem die implizite Volatilitätskurve für tiefer liegende Ausübungspreise nach oben adjustiert wird und die Preise der Optionen entsprechend verteuert werden (Skew-Effekt). Im vorausgegangenem Beispiel zeigt sich dieser Effekt relativ stark, entsprechend ist der Kauf der Put-Option in Relation zu der erhaltenen Prämie der Call-Option, teuer. Smarte Absicherung. Durch den Kauf der Put-Option sichert sich der Investor für Kurse unterhalb von 27 Euro ab. Gleichzeitig limitiert er das Gewinnpotenzial durch den Verkauf der Call-Option auf 30 Euro abzüglich der bezahlten Prämie. Diese Strategie ist dann sinnvoll, wenn eine Absicherung erzielt werden soll und der Investor gleichzeitig gewillt ist, bei steigenden Kursen seine bestehende ETF-Position zu veräußern. Die Wahl der Ausübungspreise kann individuell je nach Marktlage und Erwartung des Investors angepasst werden. Der Unterschied der Optionspreise kommt einerseits auf Grund einer erwarteten Dividendenzahlung des Basiswerts während der Laufzeit der Optionen zu Stande. Anderseits gilt hier, dass der Preis von Call- und Put-Optionen mit tieferen Ausübungspreisen mit höheren impliziten Volatilitäten berechnet wird als der Preis für Optionen mit höheren Ausübungspreisen. Die Optionspreise steigen oder fallen dementsprechend nicht linear. Das kann so erklärt werden, dass die Nachfrage nach Put-Optionen mit tieferen Ausübungspreisen aus Absicherungsüberlegungen höher ist als die Nachfrage nach Call-Optionen mit höheren Ausübungspreisen. Niedrige Handelskosten. Aktienindexoptionen gelten als äußerst liquide mit engen Geld-Brief-Spannen. Deshalb wird oftmals argumentiert, dass die beschriebenen Strategien auch mit normalen Aktienindexoptionen anstatt mit ETF-Optionen abgebildet werden können. Gerade bei Anlagestrategien müssen jedoch die Gesamtkosten und auch die Risiken in der praktischen Abwicklung betrachtet werden – und da bieten ETFOptionen Vorteile. Die physische Lieferung eliminiert das Ausführungsrisiko der Strategieumsetzung, welches durch Abbildung über Aktienindexoptionen mit Barausgleich bestehen würde. Vor allem bei höher gehandelten Nominalbeträgen kann die Geld-Brief-Spanne bei einer Transaktion im Basiswert bei Verfall ins Gewicht fallen. Bei ETF-Optionen mit physischer Lieferung besteht diese Gefahr nicht, da der Einstands- oder Verkaufspreis durch den Ausübungspreis festgelegt ist. Inzwischen erkennen auch immer mehr europäische Anleger die Chancen, die ETF-Optionen bieten: Die Volumenentwicklung in Eurex-ETF-Optionen weist während der letzten Monate ein starkes Momentum auf. Die Market Maker Susquehana und Optiver stellen enge Geld-Brief-Spannen und sorgen für eine hohe Liquidität der ETF-Optionen. Das gehandelte Volumen konzentriert sich noch auf die beiden Basiswerte iShares-Euro-Stoxx50-ETF (EUN2) und iShares-Dax-UCITS-ETF (EXS1). Eurex ist bestrebt in Zusammenarbeit mit Kunden, ETFAnbietern und Market-Makern das Angebot auszubauen. Das vermehrte Interesse auch von europäischen Investoren und die Vorteile von ETF-Optionen stimmen äußerst zuversichtlich, dass der positive Trend und die steigende Nachfrage weiter anhalten werden. Drei Strategien im Überblick Covered Call Basiswert Collar iShares EURO STOXX50® ETF (EUN2) Kurs Basiswert 29,00 Euro 29,00 Euro 29,00 Euro Option-Style Call Put Put Verfall/Restlaufzeit Sept. 2016 (73 Tage) Sept. 2016 (73 Tage) Sept. 2016 (73 Tage) Ausübungspreis 30,00 EUR (103,50 %) 29,00 EUR (100 %) 27,00 EUR (93,10 %) Ratio 1 : 100 1 : 100 1 : 100 Optionspreis* 0,61 EUR 1,23 EUR 0,81 EUR Prämie in Prozent 2,10 % 4,20 % 2,80 % *Quelle: Eurex, Stand: 5. Juli 2016 24 Short-Put Perfekte Auszahlungsprofile Durch den Einsatz von Call- und Put-Optionen können je nach Anlageziel individuelle Auszahlungsprofile konstruiert werden. Unten stehende Grafik zeigt das Gewinn-Verlust-Diagramm der Covered-Call-Writing-, Short-Put- sowie Collar-Strategie per Verfallsdatum der zu Grunde liegenden Optionen im Vergleich zu einem Investment im Basiswert. Auszahlungsprofil Basiswert iShares-Euro-Stoxx-50-ETF Covered-Call-Writing-Strategie/ Short-Put-Strategie Gewinn Verlust Collar Preis des Basiswerts Quelle: Eurex Der Autor . . . . . . Philipp Schultze ist bei der Derivatebörse Eurex verantwortlich für den Vertrieb von Equity & Index-Derivaten in Europa. Zusätzlich trägt er die Produktverantwortung auf Vertriebsseite für die an der Eurex gehandelten ETF-Derivate. Zuvor war er über 15 Jahre in der Finanzindustrie sowohl im Handel als auch im Vertrieb von Aktien und Derivaten tätig. Er hat einen Abschluss als Betriebsökonom FH der Zürcher Hochschule Winterthur und ein Diplom als Certified International Investment Analyst (CIIA). PHILIPP SCHULTZE Eurex Sales Europe Equity & Index Derivatives PHILIPP SCHULTZE [email protected] 25
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