ßeltern Für Eltern & Gro Kneipp für Text: Maria Hammer Lernarten zweisprachiger Kinder Viele Familien leben mit einer an- unterstützt. Denn: Sprache sei ein deren Muttersprache. Das kann im Teil der Persönlichkeit – Gefühle Alltag große Herausforderungen und wichtige, spontane Aussagen mit sich bringen – sowohl an die lassen sich am besten in der MutBetroffenen als auch an ihre Mit- tersprache tätigen. Dies sei vor menschen. Die meisten Schulen allem bei Babys wichtig, da in und Kindergärten haben bereits diesem Alter Gefühle eine bedeuviel Erfahrung mit der Integra- tendere Rolle spielen als die Spration fremdsprachiger Kinder. Wie che selbst. aber geht man mit den Kleinsten Auch werden zwei Sprachen selum und wie kann Zwei- oder gar ten gleich gut vermittelt. So gibt Mehrsprachigkeit funktionieren? es eine dominante und eine schwächere Sprache. Die dominante Entwicklung & Wortschatz Sprache ist zeitgleich die SpraVor dem 8. Lebensmonat lernt der che des Landes, in dem das Kind Säugling mit Mimik und durch lebt. Aus diesem Grund sollte die Berührung, die Stimme und die schwächere Sprache besonders Sprache der Bezugspersonen ken- früh gefördert werden. Ein Urlaub nen. Dann sind es erstmal einzelne in einem Land, in dem die schwäWorte, wie Mama oder Papa sowie chere Sprache gesprochen wird, die jeweilige Melodie der Mutter- kann dem Kleinkind helfen, da es sprache, die ihm zunehmend ver- so weiß, wozu die Sprache erlernt traut werden. So ist z. B. ein japa- wird. Die Angst vieler Eltern, dass nisches Kleinkind eine ganz andere ihre Sprösslinge die Sprachen verSprachmelodie gewohnt als ein mischen, ist unbegründet: Es gibt deutsches. Im Falle einer zweispra- etliche Studien, in denen nachchigen Erziehung verzögert sich je- gewiesen wurde, dass Kinder die doch die Entwicklung der Sprache verschiedenen Sprachen von früh ein wenig. Allerdings gibt es auch an gut trennen können. Sie kennen Kinder, die sehr schnell zwei Spra- sehr wohl den Unterschied zwichen gleichzeitig erlernen können. schen der Sprache, die sie mit der Laut Sprachforscherin Susanne Mutter, und jener, die sie mit dem Rieckborn verläuft die Entwick- Vater sprechen. Allerdings sollte lung der Grammatik bei allen Kin- dieses „Ordnungsprinzip“ auch dern gleich. Nur der Wortschatz konsequent von beiden Elternteisei bei Zweisprachigkeit zunächst len eingehalten werden. kleiner. Um diesen ständig zu erIm Falle einer Verweigerung der weitern, hilft vor allem gemeinschwächeren Sprache, solle man sames Singen, Lesen von Bildernicht den Mut verlieren, sondern büchern und Spielen – Tätigkeiten konsequent bleiben. Auch hier gibt also, die von Emotionen geprägt es Studien, die beweisen, dass sich sind. Sprache – trotz einer Vernachlässigung über mehrere Monate – weiDominante & terentwickelt. Besonders förderschwache Sprache lich sei laut Experten die Auswahl Sprachforscher emp- eines zweisprachigen Kindergarfehlen zudem, dass tens. Die Pädagogin dort sollte die jeder Elternteil seiner Sprache aber auf dem Niveau der Muttersprache treu Muttersprache beherrschen. bleiben sollte, da dies die Glaubwürdigkeit Quellen: Susanne Rieckborn: „Erst- und Zweitspracherwerb im Vergleich“, Dr. Kovac Verlag, 2007 www.familie.de 09 /2016 | www.kneippbund.at Ki nd er 27 Stefan lernt Englisch Bekanntes mehrsprachiges Kinderlied Bruder Jakob Frère Jacques / Brother John Sing mit! Bruder Jakob, Bruder Jakob, Schläfst du noch? Schläfst du noch? Hörst du nicht die Glocken? Hörst du nicht die Glocken? Ding, dang, dong, ding, dang, dong Stefan geht in eine neue Schule. Der Schulweg ist schwieriger als bisher: Stefan muss mit dem Bus fahren und dann noch drei Stationen mit der U-Bahn. Im Sommer ist seine Mama mit ihm den Weg einige Male gefahren. Fabian, sein bester Freund, ist auch mit ihm unterwegs. Den zwei Buben macht der längere Schulweg nichts aus – im Gegenteil, sie fühlen sich dadurch gleich viel älter und größer. In der neuen Schule gibt es jetzt auch viel mehr Lehrerinnen und Lehrer. Einen für Deutsch, eine Lehrerin für Mathematik, einen Sportlehrer und einen „Teacher“. „Das ist der Englischlehrer!“, ruft Felix, als sein großer Bruder von seiner ersten Schulwoche erzählt. „Stimmt“, sagt Stefan „und stellt euch vor, der redet die ganze Stunde Englisch. Ich habe nur ein paar Worte verstanden, aber irgendwie doch gewusst, was er uns sagen will. Ist das nicht komisch?“ „Du hast ja auch in der Volksschule schon Englischunterricht gehabt“, sagt seine Mama, „Papa und ich haben in der Schule ebenfalls Englisch gelernt.“ „Genau, und im Urlaub können wir uns im Ausland gut damit verständigen“, scherzt der Vater. Frère Jacques, Frère Jacques, Dormez vous? Dormez vous? Sonnez les matines, Sonnez les matines, Ding, dang, dong, ding, dang, dong Are you sleeping, are you sleeping, Brother John, Brother John? Morning bells are ringing, Morning bells are ringing. Ding, dang, dong, ding, dang, dong Stefan gefällt der Englischunterricht sehr gut. Er kann inzwischen schon verschiedene Sätze lesen und auch schreiben. Abends lernt er mit seinem Papa oft noch Vokabeln. „Da kann ich selbst einiges auffrischen“, zeigt sich dieser erfreut. I hear thunder, I hear thunder Hark don‘t you? Hark don‘t you? Pitter-patter raindrops Pitter-patter raindrops I‘m wet through, so are you Eines Tages kommt Stefan mit Neuigkeiten nach Hause: „Stellt euch vor, heute ist ein neuer Schüler gekommen. Er heißt John und kommt aus Kanada. Seine Familie ist hierher gezogen und sie wohnen ganz in unserer Auf dem rechten Bild haben sich 5 Unterschiede zum linken Bild versteckt. Findest Du sie? Bru schläfst - der du Ja - kob, noch, hörst du nicht die Glok - ken, - der Ja schläfst du noch, Bru hörst du nicht die - kob, Glok - ken, Die Lösung bitte in eine Mail ([email protected]) oder auf eine Postkarte schreiben. Deine Mama, dein Papa, dein Opa oder deine Oma helfen dir, wenn du noch nicht schreiben kannst. Oder du schneidest das Rätsel aus, malst einen Kreis um die Fehler und steckst den Ausschnitt in einen Briefumschlag. Vergiss bitte nicht, auch deinen Namen, die Adresse und dein Alter draufzuschreiben und eine Briefmarke draufzukleben. Dann bittest du deine Mama, den Brief an den Kneippbund, Kunigundenweg 10, 8700 Leoben, zu schicken. Nähe.“ Stefan ist aufgeregt, vielleicht wird John sein neuer Freund. Sie könnten dann gemeinsam zur Schule fahren. Allerdings müssten Fabian und er mit dem Buben Englisch reden, weil er ja kein Wort Deutsch versteht. Am nächsten Tag geht Stefan in der großen Pause zu John und sagt: „I live in the same street as you do. Do you want to go home together?“ Da strahlt John übers ganze Gesicht und antwortet: „Really? Oh yes, of course! I will wait for you in front of our school.“ Nach dem Unterricht treffen sich die Buben wie vereinbart vor der Schule. Jetzt stellt sich auch Fabian vor: „My name is Fabian and I am the best friend of Stefan.“ Die drei Buben haben es auf der Heimfahrt sehr lustig. John versucht auf Deutsch zu sprechen, aber es fehlen ihm viele Worte. Und auch sein Akzent, also wie er die einzelnen Worte ausspricht und betont, bringt alle drei immer wieder zum Lachen. Umgekehrt versuchen es Stefan und Fabian auf Englisch. So ist es eine große Englisch-Deutsch-Mischung – sie verstehen, was gemeint ist, und haben ihren Spaß. Von diesem Tag an sind die drei unzertrennlich. John lernt mithilfe seiner neuen Freunde, sich immer besser auf Deutsch zu verständigen, und Fabian und Stefan schreiben auf den ersten Englisch-Test jeweils eine Eins. Da stimmt doch was nicht ganz … ILLUSTRATIONEN: JIN CHO YOUN, MA 26 Einsendeschluss ist der 30. September 2016. ding dang dong, ding dang dong. Aus den richtigen Einsendungen werden 3 Sieger ausgelost. 1. Preis: Naturlexikon für Kinder; 2. und 3. Preis: lustige Dusch- und Sprudelbäder. www.kneippbund.at | 09 /2016
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