D 8512 52. Jahrgang Nr. 35 Montag, 5. September 2016 NACHRICHTEN POLITIK MAD prüft alle Wer sich bei der Bundeswehr bewirbt, soll durch den MAD überprüft werden. Das hat das Kabinett beschlossen. Seite 4 STREITKRÄFTE „Zu gleich!“ Koordinierter Feuerkampf: Jägerund Artillerielehrbataillon üben gemeinsam die taktische Feuerunterstützung. Seiten 6/7 ZOOM Frosch im Hals Wortwörtlich genommen, sind sie der blanke Unsinn – wo liegt der Ursprung bekannter Redewendungen? Seite 9 Neu: ia-App Die Med eswehr. der Bund VIDEO DER WOCHE: „Fallschirmjäger der Bundeswehr aus Seedorf bei Storm Tide III“: Das fiktive Krisenland Kameria ist in der Hand von feindlich gesinnten Milizen. Operation Pegasus – das Einnehmen des örtlichen Stadthauses und das Evakuieren des Botschafters – ist die letzte Prüfung für die Fallschirmjäger. Ausbildungsinitiative für syrische Flüchtlinge BW CLASSIX: Der „Classix“Beitrag aus dem Jahr 1986 zeigt Erste Hilfe bei Schock durch Blutverlust. Auch wenn die Soldaten in den Achtzigerjahren noch nichts vom Tourniquet gehört hatten, wussten sie doch: ein Druckverband muss her. Diese und andere Erste-Hilfe-Schritte zeigt das Video. (eb) Mauern, schweißen, konstruieren: Syrer lernen am Ausbildungszentrum der Pioniere. Seiten 2 und 11 Der QR-Code führt direkt zum Video „Fallschirmjäger der Bundeswehr bei Storm Tide III.“ [email protected] Foto: Bundeswehr/Torsten Kraatz Stein um Stein 2 aktuell INTERN 5. September 2016 Foto:Bundeswehr/Torsten Kraatz BILD DER WOCHE Der prüfende Blick: Ein Teilnehmer der Ausbildungsinitiative für syrische Flüchtlinge am vergangenen Donnerstag mit Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen im Ausbildungszentrum der Pioniere in Ingolstadt. Mehr zur Ausbildungsinitiative auf Seite 11. IMPRESSUM Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Bundesministerium der Verteidigung Presse- und Informationsstab Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin Redaktionsanschrift: Redaktion der Bundeswehr Bundeswehr aktuell Reinhardtstraße 52, 10117 Berlin Telefon: (0 30) 886 228 - App. Fax: (0 30) 886 228 - 20 65, BwFw 88 41 E-Mail: [email protected] Leitender Redakteur: ( -2420): Vivien-Marie Bettex (vmd) Vertreter: ( -2421) Hauptmann Patricia Franke (pfr) Produktionsunterstützung: (-2422) Hauptfeldwebel André Sterling (ste) Obergefreiter Daniel Wieland Politik: Jörg Fleischer (jf, -2830) Streitkräfte/Einsatz: Major Anika Wenzel (akw, - 2861), Oberstleutnant Peter Mielewczyk (pm, - 2820), Major Katharina Zollondz (kzo), Kapitänleutnant Victoria Kietzmann (kie), Oberleutnant Sebastian Nothing (sn) Zoom/Sport: Björn Lenz (ble - 2840), Regierungsamtmann Stefan Rentzsch (sr), Gabriele Vietze (vie), Personal/Soziales/Vermischtes: Christiane Tiemann (tie -2850) Mediendesign: Daniela Hebbel ( - 2650), Oberleutnant Sebastian Nothing, Daniela Prochaska, Eva Pfaender aktuell als E-Paper und als PDF: Auf www.bundeswehr.de abrufbar Satz: Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, DL I 4 Zentraldruckerei BAIUDBw Intranet: http://zentraldruckerei.iud Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH Kurhessenstr. 4-6, 64546 Mörfelden-Walldorf Erscheinungsweise: Wöchentlich montags Auflage: 45 000 Exemplare Verteilung innerhalb der Bundeswehr: SKA GrpRegMgmtBw/ Mediendisposition Kommerner Straße 188 53879 EUSKIRCHEN DEUTSCHLAND E-Mail: SKAMediendisposition@ bundeswehr.org ISSN: 1618-9086 Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor. ZITAT EDITORIAL „Gut?” Wenn Badal im Garten arbeitet, dann ist er glücklich. Stundenlang jätet er Beete und schneidet die Hecke. Er wässert den frisch gesäten Rasen und strahlt, wenn er wenige Tage später einen neuen zarten, grünen Halm entdeckt, der es durch die Erde nach oben geschafft hat. Badal stammt aus dem Nordirak. 2015 kam er nach Deutschland – auf der Flucht vor der Terrormiliz „Islamischer Staat“. Neun Monate lang haben wir ihn bei uns aufgenommen, Küche, Waschmaschine und Sorgen geteilt. Für mich hat die Flüchtlingskrise dadurch ein Gesicht bekommen. Das Gesicht eines 27-Jährigen, der – wie so viele andere – nur noch besaß, was er in Plastiktüten tragen konnte. In Berlin, Ingolstadt und Delmenhorst hat in der vergangenen Woche die Ausbildungsinitiative der Bundeswehr für syrische Flüchtlinge begonnen. Angehörige der Bundeswehr vermitteln freiwilligen, anerkannten und volljährigen syrischen Flüchtlingen Grundlagen in den Bereichen Sanität, Technik, Handwerk und Bauwesen (Seite 11). Das erklärte Ziel: Wenn die Menschen in ihre Heimat zurückkehren, sollen sie in der Lage sein, sich selbst und anderen zu helfen – bei der medi- Der 37-jährige Mustafa Ahamoud aus ar-Raqqa, Teilnehmer der Ausbildungsinitiative für syrische Flüchtlinge, vergewissert sich bei seinem Ausbilder Oberfeldwebel Mike Lawson, ob die ersten erlernten Handgriffe schon richtig sitzen. KALENDERBLATT Vor 15 Jahren: Am 11. September 2001 fliegen in New York zwei entführte Passagierflugzeuge in die Türme des World Trade Centers – 2996 Menschen sterben. Verantwortlich für den Angriff ist die Terrororganisation al-Quaida, an deren Spitze zu diesem Zeitpunkt der islamistische Extremist Osama bin Laden steht. Vor 25 Jahren: Am 5. September 1991 beschließt der Volksdeputiertenkongress in Moskau die Bildung einer Übergangsregierung und damit das Ende der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR). Dem Beschluss geht ein Putschversuch voraus, in dessen Verlauf Präsident Michail Gorbatschow unter Hausarrest gestellt wird. Vor 40 Jahren: Am 9. September 1976 läuft eine neue Fernsehserie für Kinder an: Biene Maja. Sie wird, nicht zuletzt wegen des Titelsongs von Karel Gott, zu einem Klassiker der Fernsehunterhaltung. Vor 55 Jahren: Am 11. September 1961 wird der World Wildlife Fund (WWF) gegründet. Die Naturschutzorganisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, wildlebende Tiere und Pflanzen zu schützen. Das Symbol des WWF ist der große Panda. Vor 75 Jahren: Am 11. September 1941 gibt Franklin Delano Roosevelt den „Shoot-on-Sight“-Befehl an die amerikanische Kriegsmarine. Dieser beinhaltet die Anweisung, ohne Vorwarnung auf deutsche Kriegsschiffe zu schießen, sollten diese in amerikanische Gewässer eindringen. (eb) zinischen Versorgung, beim Bau von Häusern, bei der Reparatur von Fahrzeugen. Sie sollen befähigt sein für den Moment, in dem es gilt, das Land wieder aufzubauen. Und für jene, die auf unabsehbare Zeit in Deutschland bleiben werden, sind die Ausbildungsmodule ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Integration. In jedem Fall aber bietet die Initiative das, was auch Badal sich sehr wünscht: eine sinnvolle Aufgabe. Für Badal beginnt in Kürze ein Praktikum in einem Gartenbaubetrieb. Er freut sich sehr darauf, träumt schon jetzt davon, Bäume zu pflanzen. Zunächst in Deutschland. Und bald im Nordirak. Vivien-Marie Bettex Leitende Redakteurin 5. September 2016 MINISTERIUM / HINTERGRUND Gemeinsame Sache Foto: Bundeswehr/Sebastian Wilke Foto: photothek.net/Thomas Koehler Foto: Bundeswehr/Christian Thiel Von Jörg Fleischer Kooperation für die Innere Sicherheit: Ursula von der Leyen und Thomas de Maizière vergangene Woche in Berlin (o.). den. Die übrigen Bundesländer erhalten einen Beobachterstatus. Bei der Stabsrahmenübung sol len vorrangig Kommunikations und Entscheidungsabläufe zwi schen Polizei und Bundeswehr im BundLänderRahmen ein geübt werden. Von der Leyen sagte, die Polizei entscheide, ob Hilfe der Bundes wehr im Falle von Großschadens lagen, etwa nach Terroranschlä gen, gebraucht werde. Die Polizei entscheide weiter, welche Fähig keiten benötigt würden. Wichtig, so die Ministerin: „Mir ist daran gelegen, dass wir das üben“. De Maizière betonte, die Poli zei in Bund und Ländern sei gut aufgestellt. Gleichwohl sind nach seiner Einschätzung schwere Terrorlagen über mehrere Tage hinweg vorstellbar. In Fällen wie diesen sei in der Verfassung klar geregelt, dass die Polizei zustän dig ist. Doch die Bundeswehr könne in diesen Situationen „eine große Hilfe“ sein. So etwa mit ihren Feldjägern und ihren Sanitäts, Transport und Aufklä rungsfähigkeiten. „Ich bin froh, dass wir uns einig sind“, sagte Klaus Bouillon. Sein Amtskollege aus Meck lenburgVorpommern, Lorenz Caffier, begrüßte ausdrücklich, „dass wir uns sehr schnell auf ein Verfahren einigen konnten.“ Ralf Jäger hob den unaufgeregten und unideologischen Charakter der Unterredung hervor. „Es gibt viele Möglichkeiten, wie die Bundeswehr unterstützen kann.“ Im Februar 2017 soll die Terrorfall-Übung beginnen. Warum nicht schon im November, wie anfangs angedacht? Es hat sich gezeigt, dass November zu kurzfristig ist und wir eine Vorbereitungszeit von fünf bis sechs Monaten brauchen. Es muss mit der Generalität, den Polizeichefs und den Innenministerien der jeweiligen Länder geklärt werden, welche Strukturen vor Ort herrschen. Wir haben im Saarland eine Luftlandebrigade, andere Länder haben ein Sanitätskorps. Der konkrete Auftrag besteht jetzt darin, zu analysieren, welche Möglichkeiten in den Ländern bestehen. Das geht nicht von heute auf morgen. Ziel ist es, schnell festzustellen, wie geübt wird, wer die Verantwortung übernimmt, welche Szenarien man sieht. Ist ein Einsatz der Bundeswehr im Inland bei einer Terrorlage vom Grundgesetz abgedeckt? Das Bundesverfassungsgericht hat 2012 festgestellt, dass Terrorlagen in Ausnahmefällen einen besonders schweren Unglücksfall er darstellen. Die Bundeswehr kann eingreifen, wenn eine unmittelbare Gefährdung ansteht. Also noch bevor überhaupt ein Schaden eintritt, dieser aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unmittelbar bevorsteht. Das ist in der Praxis eine ganz schwierige EntSc el c ha i scheidung. Aber im Prinzip auch :M Foto eine versteckte Aufforderung an die Politik, tätig zu werden. Die Richter sagen damit ganz klar, dass in bestimmten Fällen die Bundeswehr eingesetzt werden kann. erg und Länder haben sich darauf verständigt, die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Bundeswehr im Inland zu üben. Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, der saarländische Innenminister und Reserveoffizier Klaus Bouillon, ist überzeugt, dass die Bundeswehr bei Terrorlagen gebraucht wird. ho en b Berlin/Saarbrücken. Bund Im neuen Weißbuch zur Sicherheits- und Verteidigungspolitik hat man sich darauf verständigt, dass die Bundeswehr bei größeren Anschlägen eingesetzt werden kann. Welche Dimension muss ein Anschlag haben? Ich denke, dass man so etwas nicht abstrakt am Schreibtisch beurteilen kann. Da kommt es auf die konkrete Situation an. Wie vor Wochen in München, als es am Anfang hieß, an mehreren Stellen hätte es Attentate gegeben. Es kommt auf die Schwere der Gefährdung an. Die Entscheidung obliegt dem jeweiligen Landesinnenminister, der sich dann mit dem Bundesinnenminister rückkoppelt. In München war bereits angedacht, die Bundeswehr einzusetzen, doch dann hat sich gezeigt, dass es nur einen Attentäter gab. Aber wenn wir mal unterstellen – was hoffentlich nie passiert – wir haben Terrorlagen mit zehn oder fünfzehn Attentätern oder Geiselnahmen an mehre- 3 Sturmgewehr G 36: Gericht spricht Urteil Schutz vor Terror: Bundeswehr und Polizei sollen 2017 gemeinsam üben. Berlin. Bund und Länder haben sich auf eine gemeinsame Stabs rahmenübung von Polizei und Bundeswehr geeinigt. Dabei soll das Zusammenwirken im Falle eines Terroranschlags geprobt werden. Die Übung soll voraus sichtlich im Februar 2017 statt finden. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen beriet darü ber am vergangenen Mittwoch in Berlin mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière sowie dem Vorsitzenden der Innenminister konferenz, dem saarländischen Innenminister Klaus Bouillon, und den Länderinnenministern Lorenz Caffier aus Mecklenburg Vorpommern und Ralf Jäger aus NordrheinWestfalen. Ergebnis des Treffens im Bundesinnenministerium: Es soll unverzüglich eine Projekt gruppe eingerichtet werden, in der Vertreter aus Bund und Ländern die weiteren Vorbe reitungen auf die Stabsrahmen übung planen. Für die Durch führung sollen schließlich vier Bundesländer ausgewählt wer aktuell ren Orten, dann tritt eine solche Situation relativ schnell ein. Was soll die Bundeswehr in solchen Terrorlagen konkret tun? Die Bundeswehr hat viele Fähigkeiten. Sie verfügt über logistische Möglichkeiten, um unter Umständen Spezialeinheiten transportieren zu können. Die Bundeswehr hat gepanzerte Fahrzeuge. Auch Flugkapazitäten, wie Hubschrauber oder Rettungshubschrauber. Auch was die Telekommunikation betrifft, kann die Bundeswehr helfen. Sie kann unterstützen, um den Luftraum abzusichern, um beispielsweise Fluchtbewegungen der Täter besser beobachten zu können. Oder große Areale absperren. Auch der Objektschutz ist ein Stichwort. Die Feldjäger sind ja eine klassische Polizei. Ich selbst bin Feldjägeroffizier. Das heißt, es gibt viele Möglichkeiten, wie die Bundeswehr im konkreten Fall unterstützen kann. Was müssen die Länderpolizeien verändern, damit sie die Bundeswehr im Notfall federführend koordinieren können? Nichts. Wir haben überall in den Ländern Einsatz- und Lagezentren. Die Polizei hat klare Kommandostrukturen. Ebenso wie die Bundeswehr. Es gilt, diese beiden Strukturen kompatibel zu machen. Wer macht was, wann, wo und wie? Es muss genau festgelegt werden, wer wen anruft, wer die Kommandogewalt hat und wer welche Entscheidungen treffen kann. Die Fragen stellte die Redaktion der Bundeswehr. Koblenz. Das Landgericht Kob lenz hat einer Klage der Firma Heckler & Koch stattgegeben und entschieden, dass die seitens der Bundeswehr gegen den Waf fenhersteller geltend gemachten Gewährleistungsansprüche in Zusammenhang mit dem Sturm gewehr G 36 keine ausreichende Rechtsgrundlage besitzen. Das Gericht setzte sich mit der recht lichen Frage auseinander, ob die Bundeswehr mehr als 25 Jahre nach der Einführung des G 36 the oretisch noch Gewährleistungs ansprüche geltend machen könnte. Der Sprecher des Verteidigungs ministeriums, Jens Flosdorff, betonte, dass das Urteil nichts an der Feststellung ändere, nach der das G 36 den militärischen Anfor derungen nicht mehr genüge. Die Beschaffung eines neuen Sturm gewehrs laufe planmäßig weiter. Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung wird gegen das Urteil voraussicht lich Berufung einlegen. Mehr auf www.bmvg.de (eb) Frankreich zeichnet Generalinspekteur aus Berlin. Der Generalinspek teur der Bundeswehr, General Volker Wieker, hat in der Fran zösischen Botschaft in Berlin den Orden Kommandeur der Ehrenlegion (Commandeur de la Légion d’Honneur) durch den Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Französischen Republik, General Pierre de Villiers, ver liehen bekommen. Damit wurde Wieker für seine außerordentli chen Leistungen im Rahmen der deutschfranzösischen Beziehun gen geehrt. Die hohe Auszeich nung ist auch eine Würdigung des hervorragenden deutsch französischen Verhältnisses. (lr) Bundeswehr wird bei Juristen beliebter Berlin. Die Bundeswehr ist 2015 in der Beliebtheitsskala bei Juristen um fünf Plätze gestiegen und erreicht in dieser Kategorie ihr bisheriges Spitzenergebnis. Sie belegt jetzt den 25. von 100 Plätzen. Das ergab eine Studie des Marktforschungsinstituts trendence. Es befragte über 2000 Studierende und Referendare der Rechtswissenschaften sowie ange hende Volljuristen nach ihren Kar riereplänen und Wunscharbeitge bern. 2016 wurden bereits über 60 Juristen eingestellt. Damit setzt die Bundeswehr ihren Erfolgskurs fort. Neben den Ingenieuren, bei denen sie sich um fünf Plätze auf die 28. Position im Ranking verbesserte, stieg sie auch bei den ITBerufen vom 38. auf den 27. Platz. (eb) IS-Propagandachef bei Luftangriff getötet Damaskus. Der „Propagandachef“ der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS), Abu Mohammed al-Adnani, ist in der vergangenen Woche in der syrischen Provinz Aleppo bei einem Luftangriff getötet worden. Der IS bestätigte den Tod über die der Terrormiliz nahestehenden Agentur Amaq. Der propagandistische Anführer des IS soll für die Planung von Anschlägen in Europa verantwortlich sein. Nach den USA nahm am vergangenen Mittwoch auch Russland den Luftangriff auf al-Adnani für sich in Anspruch. Dessen Tod ist ein schwerer Rückschlag für den IS. Al-Adnani soll demnach in der nordsyrischen Provinz Aleppo getötet worden sein, als er Militäreinsätze in der Region überwachte. (bfi/cp) Steinmeier: Mehr für die Abrüstung tun Potsdam. Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat anlässlich des Außenministertreffens der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in der vergangenen Woche in Potsdam zu neuen Abrüstungsanstrengungen aufgerufen. „Europas Sicherheit ist bedroht“, schrieb Steinmeier in einem Zeitungsbeitrag. Angesichts des UkraineKonflikts drohe „eine neuartige, gefährliche Rüstungsspirale“. Deutschland hat in diesem Jahr den OSZE-Vorsitz inne. Steinmeier empfing die OSZE-Außenminister zu informellen Gesprächen. Zentrales Thema war das Krisenmanagement der OSZE in der Ostukraine, weiter ging es um Terrorismusbekämpfung, Flüchtlingskrise und Fragen der Rüstungskontrolle. (yb/ju) Tunesien geht gegen Terrorkämpfer vor Tunis. Tunesien geht gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) vor. So haben tunesische Sicherheitskräfte in der vergangenen Woche zwei IS-Kämpfer getötet. Nach Regierungsangaben hatten sie während mehrstündiger Gefechte in der Nacht zum vergangenen Mittwoch im Zentrum des Landes einen Zivilisten erschossen. Wie das tunesische Innenministerium mitteilte, seien die Kämpfer wegen Zugehörigkeit zum IS und wegen der Planung von „Terrorakten in der Region“ schon seit längerer Zeit überwacht worden. In dem Haus in Kasserine, in dem sie sich verschanzt hatten, wurden Waffen, Granaten und ein Sprengstoffgürtel beschlagnahmt. (yw) POLITIK / HINTERGRUND 5. September 2016 Kartelle, Krieg und Kokain Wenn Drogenkriege Staaten destabilisieren. Von Lara Romboy Berlin. Die Vereinten Nationen veröffentlichen alljährlich den World Drug Report. Einer der Brennpunkte: Lateinamerika. Ein Beispiel für einen Staat, der in diesem Jahr besonders ins Auge sticht: Mexiko. Als Felipe Calderón im Jahre 2006 zum Präsidenten gewählt wurde und den Drogenkartellen den Krieg erklärte, wurde Terror zum ständigen Begleiter des Volkes. „Gewalttätigkeit hat es aber bereits vor Calderón gegeben“, sagt Thomas Pietschmann, Mitarbeiter des Wiener Büros der Vereinten Nationen (VN) für die Kriminalitäts- und Drogenbekämpfung. Gewalttätigkeit, die seitdem von vielen Seiten kommt. Und das nicht nur in Mexiko, sondern auch in Kolumbien. Ein Drogenkrieg, kalt und blutrünstig Dort wurde der Drogenbaron Pablo Escobar zum Sinnbild des Drogenkriegs – kalt und blutrünstig. Aber das ist nur die eine Seite der Medaille. „Ich werde nie vergessen, wie ich mich während einer Razzia versuchte zu wehren. Der Polizist zeigte auf seine Waffe und meinte: ,Ich bin das Gesetz‘“, erzählt José Ramirez*. Für eine Bevölkerung, die von ihrem Staat nicht mehr als Willkür, Gewalt und Vernachlässigung erwarten könne, sei Escobar ein Heiliger gewesen. „Er war unser Robin Hood, hat von den Vereinigten Staaten das Geld genommen und in soziale Projekte investiert“, sagt Ramirez. Seit Langem ist Kolumbien weltweit größter Kokainproduzent. „Wir haben alle vom Kokain gelebt“, sagt Ramirez. „Ein Mann konnte mit einem Koffer voller Dollar in die Zentralbank gehen und mit vielen Pesos herauskommen.“ Vor allem die bewaffneten revolutionären Guerillagruppen wie die Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia – Ejército del Pueblo (FARC-EP) spielen dabei eine tragende Rolle. „Plan Colombia“ soll helfen Durch die Vernichtung illegaler Kokafelder und die Beschlagnahme von Kokain sowie durch wirtschaftliche und soziale Maßnahmen versucht die Regierung, dieser Situation Herr zu werden. Mit den USA an ihrer Seite und dem „Plan Colombia“ konnten Erfolge verzeichnet werden. „Die Regierung hat mehr und mehr Land zurückgewonnen und die FARC-EP musste zwangsläufig in Friedensverhandlungen mit dem Staat treten“, so Pietschmann. Verhandlungen, die letztendlich Früchte trugen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier dazu: „In Zeiten so vieler Krisen und Konflikte sind die Nachrichten aus Kolumbien über den erfolgreichen Abschluss der Friedensgespräche in Havanna viel mehr als ein Lichtschimmer.“ Dabei soll die FARC-EP ganz bewusst in das politische Geschehen eingebunden werden. Ein Schritt in diese Richtung ist der Waffenstillstand, der vergangene Woche zwischen der Regierung des südamerikanischen Landes und dem Kommandeur der Guerillas Timoleón Jiménez geschlosen wurde. Darauf soll die Entwaffnung der FARCEP-Truppen folgen. Die endgültige Vertragsunterzeichnung ist für die zweite Septemberhälfte Foto: Getty Images/AFP/Guillermo Legaria aktuell Kampf gegen die Dorgenkartelle: Kolumbianische Soldaten in einem Kokafeld. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 2011. Foto: Getty Images/Anadolu Agency 4 Aus Freude über das Abkommen: Blumen vor dem Nationalen Kapitol in Kolumbiens Hauptstadt Bogota. geplant, bevor die kolumbianische Bevölkerung in einem Referendum über das Abkommen am 2. Oktober das letzte Wort hat. „Deutschland steht an der Seite Kolumbiens“, sagt Bundesaußenminister Steinmeier. Seit 1965 besteht eine Kooperation zwischen Kolumbien und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Das Ziel: Friedensentwicklung und Krisenprävention, seit 2010 auch Umweltpolitik und Schutz und die nachhaltige Nutzung von natürlichen Ressourcen. * Name geändert MAD soll Bewerber überprüfen Führungszeugnis reicht nicht mehr – „Einfache Sicherheitsüberprüfung“ für mehr Sicherheit. Berlin. Die Bundeswehr will wegen der Bedrohung durch den islamistischen Terror bei der Nachwuchsgewinnung noch genauer hinschauen. Die Verteidigungsministerin plant, mit dem sechzehnten Gesetz zur Änderung des Soldatengesetzes die Regelungen zur Sicherheitsüberprüfung für Bewerber bei der Bundeswehr zu ergänzen. Wie das Bundeskabinett am vergangenen Mittwoch in Berlin beschlossen hat, soll ab 1. Juli 2017 jeder ausgewählte Bewerber bereits vor seiner Einstellung eine sogenannte „Einfache Sicherheitsüberprüfung“ durch den Militärischen Abschirmdienst (MAD) durchlaufen. Die Bundeswehr stellt jährlich rund 20 000 Männer und Frauen ein. Bisher fordert sie von Bewerbern zur Einstellung ausschließlich ein Führungszeugnis oder die Zustimmung zum Einholen einer unbeschränkten Auskunft aus dem Bundeszentralregister sowie eine Erklärung zur Verfassungstreue. Mit dieser ergänzenden Sicherheitsüberprüfung reagiert die Bundeswehr auf die veränderte Sicherheitslage. Damit soll verhindert werden, dass die Bundeswehr als Ausbildungseinrichtung für potentielle Terroristen, Extremisten und Schwerkriminelle missbraucht wird. Gefährliche Personen sollen nicht in Kontakt mit Waffen und Sprengmitteln der Bundeswehr kommen. Weiter werden vorhandene Erkenntnisse zu einem Bewerber, die gegebenenfalls bei anderen deutschen Behörden und Sicherheitsbehörden vorhandenen sind, durch den MAD genutzt. Das geschieht durch das seit Jahrzehnten bewährte Verfahren der Sicherheitsüberprüfung. (jf) 5. September 2016 EINSATZ / BUNDESWEHR aktuell 5 Foto: Bundeswehr/Köhler Heron 1 für Mali – der Transport beginnt Fast schon Routine: Als rote Wand schiebt sich die Wolke des Sandsturms fast wöchentlich über das Camp Castor im nordmalischen Gao. „Bad weather approaching“ Im Leben der deutschen Soldaten in Nordmali geht es Woche für Woche auch stürmisch zu. Von Alexandra Möckel Gao. Plötzlich verdunkelt sich der Himmel. Die sonst gleißend helle Sonne verschwindet hinter dichten Wolken aus rotem Sand und Staub. „Bad weather approaching! Please go inside“, schallt es aus den Lautsprechern im Camp Castor. Eine kurze Vorwarnzeit, dann wird es ungemütlich. „Jetzt sollte man reingehen, sonst fängt es an, zwischen den Zähnen zu knirschen“, sagt Hauptfeldwebel Danny K. Seit Mitte Juli ist Danny K. bei der Mission der Vereinten Nationen (VN) in Gao im Norden Malis als Netzwerkadministrator eingesetzt. „Meist kommt der Sturm aus östlicher Richtung. Erst sieht man eine dunkle, leicht rote Wand, die näher kommt. Dann wird es immer windiger“, beschreibt der 33-Jährige die fast wöchentlichen Sandstürme. Nach dem Sturm folgt meist ein intensiver Schauer. Danach scheint wieder die Sonne, als wäre nichts gewesen. 15 bis 20 Minuten dauern die Stürme, nennenswerte Probleme bereiten sie nicht – solange einige Aspekte beachtet werden: Über Stromerzeugeraggregate außerhalb der Container und Zelte müssen sich die deutschen Soldaten selbst mit Strom versorgen. „Die Aggregate sollte man vor dem Sand schützen. Auch Klimaanlagen sollten abgeschaltet werden. Im Grunde alles, was Luft ansaugt“, beschreibt K. einfache Schutzmaßnahmen gegen die Naturgewalt. Mittlerweile lassen die Sandstürme nach. „Im Juli und Anfang August kamen sie zweimal die Woche vor. Mittlerweile nur noch einmal pro Woche oder auch nur alle zwei Wochen.“ Zwischen Staub und Sport Das Leben im niederländischen Camp Castor gestaltet sich ansonsten routiniert für die rund 400 deutschen Soldaten. Untergebracht sind die Soldaten in geschützten und klimatisierten Containern. In der Regel teilen sich drei Personen einen Container. Sie sind mit drei Spinden, drei Stühlen, einem Tisch und drei Betten, teilweise nur Feldbetten, spärlich ausgestattet. „Ist aber nicht so schlimm. Auf meinem Feldbett liegt eine Matratze, das ist okay“, sagt Hauptfeldwebel K. Im Unterkunftsbereich sowie im Bereich der Betreuungseinrichtung können die Soldaten mittlerweile über WLAN kostenlos telefonieren und pro Tag zwei Stunden das Internet nutzen. „Das ist eine gute Sache. Wenn das System nicht ausgelastet ist, sind auch über zwei Stunden möglich“. Gearbeitet wird in der Regel von 7 Uhr bis 18 Uhr. „Danach gehen die meisten Soldaten zum Abendessen, Sport oder auf ihre Unterkünfte und schauen Filme“, beschreibt der IT-Spezialist den Alltag im Camp. „Wir sitzen oft abends zusammen und schauen BundeswehrTV. Manchmal gehen wir auch in die niederländische Betreuungseinrichtung und spielen Karten“, sagt Danny K. und ergänzt: „Dort gibt es auch einige Gesellschaftsspiele, die sind aber alle ganz schön eingestaubt. Die Soldaten spielen lieber Tischtennis oder unterhalten sich einfach.“ Duschen in nur zwei Minuten Was für Außenstehende eher befremdlich anmuten könnte, ist die auf nur zwei Minuten pro Tag begrenzte Duschzeit. Neben Strom müssen die Soldaten im Camp über Pumpen auch mit Frischwasser versorgt werden – eine wertvolle Ressource in dieser Region. Mit der kurzen Duschzeit arrangieren sich die Soldaten recht schnell. „Die Zeit reicht vollkommen“, sagt Danny K. Mitte Oktober geht es für ihn nach Hause – zur Familie und zu einer ausgiebigen Dusche. 1200 Zertifikate für den Erfolg Gao. Der Transport der ersten Materialanteile der Aufklärungsdrohne Heron 1 in Richtung Gao hat am vergangenen Freitag begonnen. Nach derzeitiger Planung wird das gesamte Material innerhalb der nächsten zehn Wochen die Stadt Gao im Norden Malis erreichen. In Gao haben deutsche Soldaten den Aufklärungsauftrag bei der Multidimensionalen Integrierten Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali übernommen. Durch die Drohne wird die Luftaufklärungsfähigkeit der deutschen Kräfte substanziell erweitert. Der Vertrag zwischen dem BAAINBw und Airbus DS Airborne Solutions (ADAS) regelt die Bereitstellung des unbemannten Luftfahrzeugsystems Heron 1 im Einsatzland Mali und stellt die Luftaufklärung zunächst von November 2016 bis Februar 2018 sicher. (kie) Unterstützung für Inherent Resolve Incirlik. Das auf der Incirlik Air Base stationierte deutsche Tankflugzeug Airbus A 310 MRTT hat vergangenen Monat die 1000. Einsatzflugstunde absolviert. Seit Dezember 2015 sind Besatzung und Flugzeug in der Türkei stationiert. Im Zuge der Operation Inherent Resolve wurden bislang mehr als 200 Einsätze geflogen und rund 4000 Tonnen Treibstoff an Flugzeuge der internationalen Koalition abgegeben. In der vergangenen Woche ist außerdem die Fregatte „Augsburg“ in Richtung Frankreich ausgelaufen. Sie wird sich voraussichtlich Mitte September dem Trägerverband des französischen Flugzeugträgers „Charles de Gaulle“ anschließen. (nip) Erbil. 1200 irakische Peschmerga haben den „Modern Brigade Course II“ absolviert. Zehn Wochen lang wurden die Kämpfer in den Trainingscamps Bnslawa und Menila nahe Erbil von Ausbildern der Bundeswehr und sechs weitere Nationen trainiert. Das neue Trainingsgelände ist speziell auf die besondere Lage im Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ abgestimmt. Für die Führungskräfte der kurdischen Infanteriebrigade im Nordirak stand vor allem strukturierte Befehlsgebung, Taktik und angemessener Einsatz von Ressourcen auf dem Plan. Vom Zugführer bis hin zum Bataillonskommandeur wurde jeder für seinen Auftrag ausgebildet. Dabei stellte der „Modern Souda. Der Kommandeur der Standing NATO Maritime Group 2 (SNMG 2), Flottillenadmiral Kay-Achim Schönbach, hat seinen Stab in der vergangenen Woche auf das niederländische Flaggschiff „De Ruyter“ verlegt. Zuvor wurde der multinationale Verband von der deutschen Fregatte „Karlsruhe“ geführt, die sich nun auf dem Rücktransit in ihren Heimathafen Wilhelmshaven befindet. Die SNMG 2 operiert in der Ägäis und erstellt zusammen mit der europäischen Grenzschutzagentur FRONTEX ein Lagebild, um die griechischen und türkischen Grenzschutzbehörden in ihrem Kampf gegen die Schleppernetzwerke wirksam zu unterstützen. (nip) Foto: Bundeswehr/Gädt Wechsel bei der SNMG 2 in der Ägäis Foto: Bundeswehr/Griem „Modern Brigade Course II“: Erfolgreiche Ausbildung auf neuer Trainingsanlage im Irak. Training für den Kampf gegen den IS: Peschmerga lernen IEDs zu erkennen (l.). Nach Abschluss des Trainings erhalten die Lehrgangsteilnehmer ihr „Certificat of Training“ (r.). Für Ausbilder und Teilnehmer hat sich die Arbeit gelohnt. In der Abschlussübung konnten die Peschmerga zeigen, was sie gelernt haben. Jede Ebene der kurdischen Infanteriebrigade wurde gefordert. Vom Betrieb des Gefechtsstands bis hin zu Angriff und Verteidigung strategischer Punkte konnte jeder Kämpfer seine Aufgaben erfüllen. Nach der Abschlussübung erhielten die ausgebildeten Peschmerga vom Kommandeur des deutschen Einsatzkontingentes im Nordirak eine Urkunde für den erfolgreichen Abschluss des Trainings. (nip) 6 aktuell BUNDESWEHR Abgefeuert aktuell 2 7 3 Koordinierter Feuerkampf: Jäger- und Artillerielehrbataillon üben gemeinsam die taktische Feuerunterstützung. E s sind heiße Sommertage in Altengrabow. Die Luft ist trocken, die Wege staubig. Noch vor Kurzem wurde der Übungsplatz durch die Kampfmittelräumer so gut wie möglich von Blindgängern befreit. Nun, zwei Wochen später, üben das Artillerielehrbataillon 325 und das Jägerbataillon 91 genau hier die gemeinsame Feuerunterstützung. Wenn auf dem Truppenübungsplatz teilstreitkräfteund truppenübergreifend durch gemeinsame Feuerunterstützung „Wirkung ins Ziel“ gebracht werden soll, darf keineswegs einfach „draufgehalten“ werden. Koordination ist gefordert. In klar geregelten Prozessen müssen die einzelnen Kampfmittel – wie Mörser- und Artilleriegranaten – aufeinander abgestimmt werden. Die „Streitkräftegemeinsame taktische Feuerunterstützung“ beinhaltet für diese Abstimmung das Konzept des koordinierten Feuerkampfes. Der Weg zur Feuerunterstützung 1 „Zu gleich!“ – bei der Feuerunterstützung Für Feuerunterstützung sind in der Regel die Artilleristen mit ihrem Standardgeschütz Panzerhaubitze 2000 zuständig. Das 11,70 Meter lange Kettenfahrzeug hat eine Besatzung von drei bis fünf Soldaten. Der 1000 PS starke Motor befähigt die Panzerhaubitze zu einer Geschwindigkeit von 60 Kilometern pro Stunde auf der Straße und 45 Kilometern pro Stunde im Gelände. Mit ihrer 155-Millimeter-Rohrwaffe L 52 sind Reichweiten von bis zu 30 Kilometern möglich – mit reichweitengesteigerter Munition bis zu 40 Kilometern. Zur Selbstverteidigung steht der Besatzung ein Maschinengewehr vom Typ MG 3 zur Verfügung. Auch der Mörserzug der Kampfeinheiten – Jäger-, Gebirgsjäger- und Fallschirmjägerzug – kann Feuerunterstützung leisten. Hierzu wird der Mörser 120 Millimeter von vier Truppsoldaten bedient. Abgesetzt erfolgt die Schussabgabe auf Bodenplatte und Zweibein. Pro Minute können so 15 Schuss abgegeben werden. Dauert der Beschuss länger als eine Minute, verringert sich die Feuergeschwindigkeit auf fünf Schuss. Die maximale Kampfentfernung beträgt über sechs Kilometer. Mit dem Mörser erfolgt die Feuerunterstützung ab einer Entfernung von 500 Metern. Neben Sprengpatronen können Leucht- und Nebelpatronen verschossen werden. Hierzu wird pro Kompanie der Kampftruppe ein sogenanntes Joint Fire Support Team (JFST) zugeteilt. Es besteht aus zwei Trupps à drei Soldaten mit je einem Fahrzeug vom Typ Fennek. Das JFST berät den jeweiligen Kompaniechef hinsichtlich der Feuerunterstützung und fordert das geeignete Kampfmittel bei dem Joint Fire Support Coordination Team (JFSCT) auf Bataillonsebene an. Normalerweise in einem speziell ausgerüsteten Transportpanzer Fuchs, für die Übung aber in einer Funkkabine auf einem Lkw sitzend, besteht das JFSCT aus einem Offizier, einem Feldwebel und zwei Mannschaftssoldaten. Oberleutnant Johann H.* berät den Kommandeur und führt dabei sein Team mit routinierter Gelassenheit. Seit 2011 im Bereich der Feuerunterstützung tätig, hat er Erfahrung als Joint Terminal Attack Controller (JTAC) in einem JFST gesammelt und war danach als Zugführer des Feuerunterstützungszuges eingesetzt. 2013 war er im Einsatz in Kunduz tätig. Die Ausbildung zum JTAC absolvierte er unter anderem auf einem siebenwöchigen Lehrgang in Frankreich – das befähigt ihn auch, Kampfflugzeuge anzufordern. Koordinatoren der Fähigkeiten Die Koordination, die der Hamburger zusammen mit seinem Team gewährleisten muss, ergibt sich unter anderem aus den unterschiedlichen Fähigkeiten von Artillerie, Mörsern und Kampfflugzeugen. Wer hat welche Mittel zur Bekämpfung zur Verfügung? Welches davon ist am besten geeignet? Ist es überhaupt einsetzbar? All das sind Fragen, die für das JFSCT relevant sind. Die sogenannte „Entzerrung des Luftraumes“ ist dabei auch ein wichtiger Auftrag des Coordination Teams. Es muss abwägen, wann die Truppen wirken dürfen, um sich nicht gegenseitig zu gefährden. Eingeplante, aber zum Zeitpunkt des Angriffs nicht verfügbare Wirkmittel müssen dabei berücksichtigt und Alternativen benannt werden. Besteht ein genauer Überblick über die Lage, kann das JFSCT priorisieren, wo die Feuerunterstützung am notwendigsten ist. Meistens ist hierbei der Schwerpunkt des Bataillons entscheidend. Nach Auswertung der Positionen des Gegners und der zu verwendenden Kampfmittel werden die Koordinaten und Aufträge wieder an das JFST zurückgegeben. Von dort aus erhalten Artillerie und Mörserzug ihre Feueraufträge. Für den Feuerleitoffizier des Jägerbataillons 91 heißt es nun, schnelle Feuerbereitschaft herstellen zu lassen. Das JFST ruft das Feuer ab und korrigiert die Wirkung im Ziel. Nach einer solchen Bekämpfung ist immer auch eine Wirkungsmeldung abzugeben. Wurde das Ziel getroffen? dem der Ausgleich der Munition abgeschlossen ist, ergeht das nächste Feuerkommando an die Feuereinheit. Angemessen reagieren Obergefreiter Nils S.* ist als Ladeschütze im Mörserzug eingeteilt. Obwohl er noch nicht viel Erfahrung hat, sitzen die Handgriffe. „Die sehr gute Ausbildung nimmt einem die Nervosität“, sagt der 24-Jährige. Nun soll gemeinsam mit der Artillerie am Boden und einem Jagdbomber vom Typ Tornado ein simuliertes Ziel zerstört werden. Doch: Der Tornado kann dieses Mal nicht vor Ort sein. „Auch das kann vorkommen. Die Verfügbarkeit von allen Wirkmitteln unterliegt immer wieder auch widrigen Umständen. Das kann im Ernstfall auch so sein, und darauf müssen wir angemessen reagieren können“, sagt Teamkoordinator des JFSTC Oberleutnant Johann H. Um solche Ausfälle auszugleichen und dennoch den Auftrag bestmöglich umsetzen zu können, wird das Feuerkommando der Lage angepasst. Das Coordination Team muss für alle Eventualitäten gewappnet sein und einen Plan B zur Hand haben. Nur eines ist jetzt schon klar: Die Kampfmittelräumer werden nach Beendigung der Übung wieder alle Hände voll zu tun haben. * Name geändert. 1 Abgefeuert: Ein Granatwerfer 120 Millimeter feuert aus seiner Stellung auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow. 2 Zieleinweisung: Das Joint Fire Support Team mit der leichten Beobachtungsausstattung Nyxus. 3 Auf dem Weg: Das Geschoss der Panzerhaubitze 2000 verlässt das Rohr. 4 Präzise: Patronen der Panzerhaubitze 2000 mit Zeitzünder. 5 Geladen: Zwei Soldaten beladen die Haubitze mit Munition für den scharfen Schuss. 6 Aufgereiht: Munition für den 120-Millimeter-Mörser. 7 Gemeinsam: Jäger und Artilleristen stellen bei der Übung zusammen das Joint Fire Support Coordination Team. 8 Im Ziel: Aufgewirbelter Staub verschleiert den Einschlagsort. 7 4 5 6 8 Munitionsausgleich in der Feuerpause Unterdessen wird im Feuerstellungsraum der Mörser ein Munitionsausgleich durchgeführt. Der mittlere Mörsertrupp, bestehend aus vier Soldaten, führt meist das Einschießen durch und verbraucht daher mehr Munition als die anderen Trupps. Kurz nach- Fotos: Bundeswehr/Torsten Kraatz (8) Von Justin Arndt Fotos Torsten Kraatz 8 aktuell BUNDESWEHR 5. September 2016 Packen wir es an! FELDJÄGER Teil 3 Ob Fahrzeug oder Warnweste: Die Materialgruppe des Feldjägerregiments 2 versorgt neun Kompanien. Führungswechsel an der „FüAk“ Baltic Air-Policing: Mission Ready Hamburg. Flotillenadmiral Carsten Stawitzki hat das Kommando über die Führungsakademie der Bundeswehr von Generalmajor Achim Lidsbar übernommen. Die Übergabe am vergangenen Mittwoch in Hamburg wurde durch den Inspekteur der Streitkräftebasis, Generalleutnant Martin Schelleis, vorgenommen. Die Führungsakademie der Bundeswehr bildet Offiziere bis zur höchsten Führungsebene aus. Pro Jahr nehmen 2000 Teilnehmer an den verschiedenen Lehrgängen und Seminaren der Führungsakademie teil. Insgesamt haben bisher rund 3000 ausländische Offiziere aus mehr als 100 Nationen und mehr als 5000 deutsche Offiziere an der Generalstabs-/Admiralstabsdienstausbildung an der Akademie in Hamburg teilgenommen. Flottillenadmiral Carsten Stawitzki war zuletzt seit Juli 2013 Kommandeur der Marineschule in Flensburg-Mürwik. (eb) Gewissenhaft: Für die Materialbewirtschaftung zuständig – Stabsunteroffizier Leslie Otto (o. l.) prüft Laserlichtmodule (o. r.), Waffenkammermaterial (u. l. und M.) und das Zubehör des Enok (u. r.). Material machen jeden Arbeitstag abwechslungsreich “, erklärt Otto. Den Überblick behalten Während zwischendurch noch defekte Leuchten für die Reparatur im Depot verpackt werden, wartet schon der nächste Auftrag: Kameraden aus Munster bringen fünf Antennenmasten zurück. Hohe Konzentration ist gefordert. Es gilt, den Überblick zu behalten. Trotzdem muss es zügig gehen, denn erst wenn alles auf Vollständigkeit und einen intakten Zustand geprüft ist, wird die Rücknahme abgeschlossen. „Hier ist Teamwork gefragt. Für einen schnellen Ablauf ist es effektiver, mit zwei oder mehr Kameraden zu arbeiten“, sagt die Soldatin. Sie muss sich mit mehreren Tausend Artikeln auskennen, die für die Feldjäger Tag für Tag wichtig sind. „Das ist schon ganz schön komplex“, so Otto. „Aber die Erfahrung kommt mit der Zeit.“ Ein Video und weitere Informationen auf www.streitkraeftebasis.de. Deutsche Eurofighter sichern wieder den baltischen Luftraum. Neuburg/Ämari. Seit dem 1. September werden zum zweiten Mal Eurofighter des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 eingesetzt, um den baltischen Luftraum zu schützen. Hintergrund: Im März 2004 traten Estland, Lettland und Litauen der NATO bei. Seither sichern Kampfflugzeuge der NATO-Staaten abwechselnd den Luftraum über den baltischen Staaten (NATO Baltic Air-Policing Mission), da die baltischen Staaten nicht über ausreichende eigene Luftverteidigungskräfte verfügen. 2014 erhöhte die NATO die im Baltikum eingesetzte Zahl von Kampfflugzeugen – ein Grund war, dass die russische Luftwaffe ihre Aktivitäten entlang der Grenzen des NATO-Bündnisgebiets drastisch verstärkt hatte. Für vier Monate übernehmen jetzt die deutschen Eurofighter die Air-Policing Mission und werden dafür vom Fliegerhorst Ämari der Estnischen Luft- Foto: Bundeswehr/Niels Juhlke Innerhalb von sieben Tagen am Einsatzort Fotos: Bundeswehr/Carl Schulze (2) Hilden. Von der Warnweste für die Verkehrskontrolle über Tischgarnituren für den Tag der offenen Tür bis hin zum geschützten Fahrzeug – die Materialgruppe des Feldjägerregiments 2 in Hilden versorgt ihre neun Kompanien mit Material jeglicher Art. Es ist Dienstag. Großkampftag für Stabsunteroffizier Leslie Otto und ihre Kameraden. „Dienstag ist Postaustauschtag. Material darf unangemeldet abgeholt und zurückgebracht werden“, erklärt Otto. Seit fünf Jahren ist sie als Materialbewirtschaftungsunteroffizier in der Waldkaserne tätig. Fotos: Bundeswehr/Alyssa Bier (5) Unter anderem müssen drei Einsatzfahrzeuge vom Typ Enok für die Abholung vorbereitet werden. Sie werden für eine Übung benötigt. Bevor es soweit ist, muss das Material auf Vollständigkeit, Funktionsfähigkeit und Zustand geprüft werden. In der 800 Quadratmeter großen Halle, in der die Materialgruppe untergebracht ist, wird das Zubehör des Enok sorgfältig auf dem Boden ausgebreitet. Gemeinsam mit einem Kameraden und vielen Listen überprüft die 26-Jährige, ob auch wirklich alles da ist, wo es hingehört. Erst dann darf das Fahrzeug an den Abholer übergeben werden. Seit Anfang 2015 hat die Materialgruppe zusätzlich den Auftrag, das Material für die Feldjägerkräfte der NATO Response Force (NRF) zu übernehmen und einzulagern. In einem abgetrennten Bereich werden rund 600 Artikel für den Einsatz der NRF zurückgehalten und nach Anforderung innerhalb von sieben Tagen an den Einsatzort gesendet. „Um hier schnell agieren zu können, wird das Material regelmäßig auf Vollständigkeit und Funktionalität überprüft. Nur so können wir eine gute Einsatzbereitschaft gewährleisten“, sagt Stabsunteroffizier Otto. Neben Metalldetektoren für die Personenkontrolle und Kameras für die Ermittler steht hier auch ein gepanzertes Transportfahrzeug Dingo bereit – der Schlüssel steckt, damit im Fall der Fälle keine Zeit verloren geht. Neben dem täglichen Dienstgeschäft ist die gelernte Kauffrau für Bürokommunikation zuständig für Waffenkammermaterial, Einsatzbekleidung und ABC-Material. „Das ist mein Traumjob. Vielseitige Aufgaben, der Umgang mit Menschen und die hohe Verantwortung für das Text und Fotos Alyssa Bier Gelandet: Eurofighter des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 aus Neuburg sind in Ämari angekommen (o.). Die Piloten haben für Nachtflugmissionen (u. l.) neue Nachtsichtgeräte (u. r.) erhalten. Als Vorbereitung für den Einsatz wurden rund 146 Tonnen Material verpackt und nach Estland befördert, darunter Werkzeug und Ersatzteile, Schlepperfahrzeuge, Tankfahrzeuge und Anlassgeräte. Unter anderem bereiten sich die Piloten mit zahlreichen Nachtflügen vor. Sie wurden mit neuen Nachtsichtbrillen ausgestattet, die helfen sollen, unbekannte Flugzeuge bei Nacht besser identifizieren zu können. Eine gewöhnungsbedürftige Umstellung: „Das Sichtfeld ist eingeschränkt und auch im Bereich des dreidimensionalen Sehens gibt es Einschränkungen“, sagt Pilot Major K. Das Einsatzkontingent umfasst etwa 120 Soldaten, die in regelmäßigen Abständen ausgetauscht werden. (cs) Der Beitrag „Baltic Air streitkräfte aus operieren.Vor Ort werden die deutschen Soldaten eng mit französischen Kameraden zusammenarbeiten, die mit ihren Kampfflugzeugen vom Typ Dassault Mirage 2000-5 vom Flughafen Šiauliai in Litauen aus operieren. Policing“ unter www.youtube.com/ bundeswehr. 5. September 2016 ZOOM aktuell 9 Der Frosch im Hals Wo liegt der Ursprung bekannter Redewendungen? Ein Überblick. Von Gabriele Vietze ortwörtlich genommen sind sie der blanke Unsinn: Redewendungen, die uns tagtäglich begleiten. Niemand hat praktisch „einen Frosch im Hals“. Wie sie entstanden sind, wissen wir in der Regel schon gar nicht. Die bildstarken, gern „tierischen“ Ausdrücke schlagen nicht selten die Brücke zu einer anderen Epoche, einer anderen Kultur oder einer anderen Sprache. Häufig lassen sich somit für die absurdesten Bilder Erklärungen über Wortherkunft, Grundbedeutung und historische Entwicklung finden. „Der Frosch im Hals“ ist der Medizinersprache entnommen. Eine Geschwulst unter der Zunge wird Ranula genannt. Dies ist die Verkleinerungsform des lateinischen Wortes rana für Frosch. Der Name ist vermut- lich wegen einer Ähnlichkeit in der Form gewählt. Bei Heiserkeit ist die Ranula angeschwollen und verursacht Sprechbeschwerden. Übers Ohr gehauen den Getroffenen. Gleichzeitig erfordert so ein Schlag übers Ohr aber eine gewisse Geschicklichkeit. Somit schwingt in der Redewendung auch ein wenig Anerkennung für den Bösewicht mit, da seine Betrügerei besonders gewitzt ist. Auch die Redewendung, jemand habe „etwas auf der Pfanne“, hat einen ganz praktischen Ursprung: Lunten- und Steinschlossgewehre besaßen eine kleine Mulde, in die man das Zündpulver schüttete – die Pfanne. Wer also „etwas auf der Pfanne“ hatte, konnte gleich losschießen. Wenn jemand heutzutage so richtig etwas „auf der Zahlreiche Redewendungen sind dem Handwerk oder der Kampfkunst des Mittelalters entlehnt. „Übers Ohr hauen“ als Umschreibung für einen Betrug etwa stammt aus der Fechtkunst und bedeutete ursprünglich, „jemanden mit der Waffe am Kopf oberhalb der Ohren treffen“. Im Fechtsport gilt es als äußerst unfein, einen Schlag über die Ohrenlinie zu erteilen, eine sehr schmerzhafte Erfahrung für Pfanne“ hat, dann steht der Ausspruch für Intelligenz und Pfiffigkeit. Was für ein Tohuwabohu! Öfter als gemeinhin angenommen wurzeln heute geläufige Aussprüche im Alten Testament. In dem Ausspruch „Das ist ja ein Tohuwabohu!“ steht das hebräische tohu wa bohu für „wüst und leer“. So sah die Erde nach der ersten Schöpfungserzählung in Genesis, 1. Mose 1,2, anfangs aus. Auf der anderen Seite gibt es eine ganze Reihe an Redewendungen, die ihre jiddische oder hebräische Herkunft kaum mehr erkennen lassen. Bei „Hals- und Beinbruch“ wünscht man einander scherzhaft viel Erfolg, etwa vor Prüfungen oder Wettbewerben. Diese Redensart ist aus dem Hebräischen über das Jiddische ins Deutsche eingegangen. Ursprung hiervon ist das hebräische Hazlacha uWracha, was „Erfolg und Segen“ bedeutet. Im Jiddischen sprach man dies Hasloche uBroche aus und besiegelte mit diesem Spruch ein erfolgreich abgeschlossenes Geschäft. Durch Missverstehen wurde schließlich hieraus der sprichwörtliche Hals- und Beinbruch. Den Nagel auf den Kopf getroffen... „Vom Leder ziehen“: Etwas Schlechtes über jemanden erzählen, jemanden heftig kritisieren. Leder meint in dieser Redewendung die Schwert scheide. Wer im Mittelalter vom Leder zog, also die blanke Waffe in der Hand hielt, der machte Ernst und war bereit zum Losschlagen. Seit dem 17. Jahrhundert geht das auch verbal. „Den Nagel auf den Kopf treffen“: Etwas Richti ges sagen, erraten, tun, einen Sachverhalt tref fend beschreiben. Die Redensart hat nichts mit dem Hämmern auf Nägel zu tun, sondern geht auf die Sprache der Schützen zurück: Im Zen trum der Schießscheibe befand sich früher ein Nagel, oft auch Zwecke genannt. Daher: Der Zweck war, seit ungefähr 1600, das Ziel eines Handelns, das getroffen werden sollte. Traf also jemand in die Mitte der Scheibe, traf er „den Nagel genau auf den Kopf“. auf den Ehemann, sondern auch auf andere, die getadelt werden. Der Begriff könnte auch auf das ältere englische „curtain lecture“ von 1633 zurückgehen. „Eine Gardinenpredigt halten“: Bei der ursprüng lichen Bedeutung weist eine gestrenge Ehefrau den Ehemann zurecht, tut dies aber nicht in der Öffentlichkeit, sondern im Ehebett. Das war frü her mit Gardinen oder mit Bettvorhängen der Sicht entzogen. Dort konnte die Frau den ange trunkenen oder verspätet heimgekehrten Mann anherrschen, ohne dass dieser das Gesicht ver lor. Das erstmals 1743 belegte Wort Gardinen predigt bezieht sich heutzutage nicht länger nur „Einen guten Rutsch wünschen“: Der Silvester wunsch des „Guten Rutsches“ entspringt weni ger den Temperaturbedingungen zum Jah reswechsel und der damit einhergehenden Straßenglätte, sondern vielmehr dem hebräi schen Rosch haSchana, welches der Begriff für Neujahr ist. Im Jiddischen wurde aus Rosch, hebräisch für Anfang, der Neujahrsgruß „Guten Rusch“, also der Wunsch nach einem guten Jahresbeginn. Grafiken: Bundeswehr/Daniela Hebbel (2) W 10 aktuell SPORT Fünf Neue für Olympia Baseball, Karate und drei weitere Disziplinen werden jetzt olympisch. Eine Entscheidung, die alles ändert Für Horne ist die Entscheidung die Krönung seines Freundschaftsbesuches beim Wettkampf von Ex-Stabhochsprungweltmeister Raphael Holzdeppe und seiner Erlebnisse bei anderen Olympia-Wettbewerben an der Copacabana gewesen. „Das ändert für uns alles. Ich bin dankbar, dass es unser Sport im dritten Versuch geschafft hat. Dafür haben viele lange und hart gearbeitet. Für Karate ist der Status als olympische Sportart sehr wichtig.“ Aber auch persönlich ergeben sich für den Pfälzer von der Sportfördergruppe Mainz neue Perspektiven. Der zweimalige World-Games-Sieger und mehrfache Europameister gilt in der internationalen Karate-Szene als eine Ikone – und aus heutiger Sicht Olympia als Chance für die Sportart Der Outfielder Jimenez ist Teil der Sportfördergruppe München. Wie Horne für Karate erhofft er sich durch den neuen Olympia-Status mehr Interesse für seinen Sport in Deutschland: „Obwohl die meisten in der Schule sicher Brennball gespielt haben, sind die Regeln vielen zu kompliziert. Vielleicht dauern die Spiele auch zu lange, es kann ja manchmal auch über fünf Stunden gehen. Aber durch Olympia haben wir die Chance, populärer zu werden.“ Jimenez erwartet auch eine verstärkte Förderung: „Durch Olympia bekommt Baseball voraussichtlich mehr Plätze bei der Bundeswehr. Wenn sich mehr als bisher nur zwei Spieler durch die Bundes- Fotos: Walter Keller (2) Mainz. Auch ohne Medaillen gehören Obergefreiter Marcel Jimenez und Stabsunteroffizier Jonathan Horne zu den Gewinnern der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro. Durch die in Brasilien beschlossene Aufnahme ihrer Sportarten ins Programm der nächsten Sommerspiele 2020 in Tokio dürfen BaseballHoffnung Jimenez und WeltklasseKarateka Horne auf die Verwirklichung ihrer Träume von einer Olympia-Teilnahme hoffen. für Tokio als heißer Medaillenkandidat. Doch der 27-Jährige bleibt zurückhaltend: „Bei Olympia dabei zu sein, wäre sicher toll. Aber man muss abwarten, noch steht nicht fest, wie die Qualifikationskriterien aussehen werden.“ Ähnliche Überlegungen stellt auch Jimenez bereits an: „Alle“, meint der 20-Jährige, „freuen sich riesig, dass Baseball wieder olympisch sein wird. Wir müssen jetzt aber erst noch warten, wie die Qualifikation geregelt wird. Wahrscheinlich werden wohl die sechs besten Mannschaften der Weltrangliste für Tokio zugelassen.“ Foto: imago/Annegret Hilse Von Dietmar Kramer Ihre Sportarten sind jetzt auch olympisch: Karateka Stabsunteroffizier Jonathan Horne und Baseball-Hoffnung Obergefreiter Marcel Jimenez wollen ihre Chance nutzen und sich für die Spiele im Jahr 2020 qualifizieren. wehr auf den Sport konzentrieren können, wird das Niveau in der Nationalmannschaft höher werden.“ Der gebürtige Fürther weiß, wovon er spricht: „Ich bin seit November 2014 Sportsoldat, und seitdem habe ich mich enorm verbessert.“ Das Internationale Olympische Komitee hat außerdem Sportklettern, Skateboarden und Surfen als neue Disziplinen für die Spiele bewilligt. Schmettern bis ganz nach oben Foto: ddp images/Fotostart Foto: imago/Kuess Long Beach. Die Stabsunteroffiziere (FA) Chantal Laboureur und Julia Sude haben beim Beachvolleyball-Grand-Slam im kalifornischen Long Beach mit dem dritten Platz ihr bisher bestes Karriereergebnis gefeiert. Im kleinen Finale setzten sich die Sportsoldatinnen in einem deutschen Duell mit 2:0 gegen Katrin Holtwick und Ilka Semmler durch. Das aufstrebende Duo sicherte sich damit auch das Ticket für das Finale der weltweit ranghöchsten Turnierserie im Beachvolleyball, das für Mitte September in Toronto geplant ist. „Für uns beide ist das ein super Erfolg – genau wie die gesamte Saison. Das ist unsere zweite Medaille in der Königsklasse. Und das Sahnehäubchen ist die Qualifikation für das Saisonfinale in Toronto“, sagt Laboureur. Beim hochdotierten Finale Foto: picture alliance/Beautiful Sports Die Beachvolleyballerinnen Chantal Laboureur und Julia Sude mischen die Konkurrenz auf. Ein aufstrebendes Team: Die Stabsunteroffiziere (FA) Julia Sude (l. und M. r.) und Chantal Laboureur (r. und M. l.) haben sich viel vorgenommen. 2020 wollen sie bei den Olympischen Spielen an den Start gehen. treten die acht besten Teams der World-Tour-Rangliste gegeneinander an, es dürfen aber maximal zwei Duos pro Nation starten. Laboureur und Sude verteidigten mit ihrem Erfolg Platz zwei hinter Kira Walkenhorst und Laura Ludwig. „Das wollten wir unbedingt schaffen. Es ist für uns ein Aus- gleich dafür, dass wir nicht bei den Olympischen Spielen in Rio dabei sein konnten“, sagt Abwehrspielerin Laboureur. In der Olympia-Qualifikation war das Duo noch an der starken deutschen Konkurrenz gescheitert. Drei Pärchen lagen damals vor den beiden Sportsoldatinnen. Inzwischen verwiesen angehen werden, ist allerdings noch nicht entschieden: „Wir haben vereinbart, erstmal die Saison zu Ende zu spielen und dann zu besprechen, ob es zusammen weitergeht“, erklärt Laboureur. Fest aber stehe schon jetzt: „Wir sind eingespielt und passen in vielerlei Hinsicht sehr gut zusammen.“ (sr) SOZIALES / PERSONAL aktuell 11 Fotos: Bundeswehr/Torsten Kraatz (3) 5. September 2016 Mauern, schweißen, konstruieren: Das Ausbildungsprogramm für syrische Flüchtlinge – hier an der Pionierschule in Ingolstadt – ist Ende August gestartet. Mauern bauen, Brücken schlagen Ausbildungsinitiative der Bundeswehr für Flüchtlinge: Syrer werden im Bauhandwerk geschult. Von Judith Bexten A kribisch setzt Ahmed Al Mohamed die Mauersteine auf den Mörtel, drückt sie kurz an. Er blickt auf die Reihe, die er gerade gemauert hat, greift zur Wasserwaage – alles in Ordnung. Doch zu früh gefreut: Noch kann er die nächste Reihe nicht beginnen. „Sie müssen schauen, dass die Mauer korrekt ausgerichtet ist”, sagt Oberstabsgefreiter Christoph Herrenberger, Hilfsausbilder Mauerwerksbau am Ausbildungszentrum Pioniere in Ingolstadt. Gewissenhaft greift der 19-jährige Syrer zu Steinen und Faden und prüft sein Werk erneut. Nach dem Krieg kommt der Aufbau Al Mohamed ist einer von 25 Männern, die am Modul Bau der Ausbildungsinitiative der Bundeswehr für syrische Flüchtlinge teilnehmen: Das Pilotprojekt von Bundeswehr und Bundesagentur für Arbeit ist Ende August an den Start gegangen. Vier Wochen lang erlernen die Teilnehmer die Al Mohamed will etwas Auch die Bundesministerin Grundlagen des Bauhandwerks, machen, etwas bewegen – der Verteidigung interessiert sich von einfachen Holzabstützungen dass er nach acht Monaten in für die Arbeit von Al Mohamed. über Mauern bis hin zu Stahlbe- Deutschland die Gelegenheit „Erzählen Sie mal, was bauen tonbau und Schweißen. Alles – bekommt, mal rauszukommen Sie hier? Und was erwarten Sie nicht zuletzt wegen der Kürze der und nicht „nur rumzusitzen“, ist von dieser Ausbildung?“, fragt Zeit – unterhalb des Niveaus einer ein willkommener Nebeneffekt. Ursula von der Leyen. Sie ist nach normalen Ausbildung, aber mög- Seine 24 Kollegen haben ähn- Ingolstadt gekommen, um sich licherweise als Starthilfe für den liche Motive. Sie alle wollen persönlich über das Pilotprojekt deutschen Arbeitsmarkt nutzbar. sich eine Zukunftsperspek- zu informieren. Die Ministerin Vor allem lässt spricht mit Flüchtsich das Erlernte lingen, Ausbildern zivil verwenden: und Organisato„Wir brauchen dieses Wissen in Syrien.“ Wenn die Teilnehren. Zudem unterAhmed Al Mohamed, Teilnehmer in Ingolstadt. mer nach dem Krieg zeichnet sie einen wieder zurückkehKooperationsverren, so die Idee, trag mit Frankkönnen sie mit diesen Fähigkeiten tive erarbeiten. Dafür fahren Jürgen Weise, dem Vorstandsbeim Wiederaufbau ihrer Heimat sie jeden Morgen zum Ausbil- vorsitzenden der Bundesagentur helfen. Theorie und Praxis sind dungszentrum Pioniere. Nach für Arbeit. Die Bundesagenpassgenau auf eine teilbeschädigte Sicherheitscheck und Früh- tur ist ebenfalls an der Initiative Infrastruktur zugeschnitten, wie stück wechseln sie die Klei- beteiligt: Unter anderem wählt sie in Syrien zu finden ist,. Ahmed dung: Blaumann, Sicherheits- die Bundesagentur für Arbeit die Al Mohamed kommt das entge- schuhe, Helm, Ohrenschützer maximal 120 Teilnehmer der eingen: Er will seinen Beitrag zum und Arbeitshandschuhe machen zelnen Module – Bau, Handwerk, Wiederaufbau der Heimat leisten. aus den Flüchtlingen moti- Sanitätsdienst und Technik – aus. „Wir brauchen dieses Wissen in vierte Auszubildende. EinDie Bundeswehr will mit der Syrien”, sagt er. In seiner Heimat fache Anweisungen werden auf Initiative einen langfristigen Beigibt es keine vergleichbare Aus- Deutsch gegeben, komplizier- trag zur Integration der Geflüchtebildung. Das Wissen über Häuser- tere Erklärungen und Fachbe- ten leisten. „Wir wollen Ihnen die bau wird vom Vater an den Sohn griffe müssen Sprachmittler ins nötigen Fertigkeiten vermitteln, um weitergegeben. Arabische übersetzen. Ihr Land wieder aufzubauen, wenn Sie irgendwann einmal zurückgehen“, sagt die Verteidigungsministerin den Auszubildenden. Da eine Rückkehr angesichts der derzeitigen Situation in Syrien dauern könne, wolle man den Teilnehmern die Möglichkeit bieten, sich sinnvoll weiterzubilden. Aus Pilotprojekt lernen „Wir wollen die Integration unterstützen, aber gleichzeitig die Brücke nach Syrien offenhalten“, so die Ministerin. Auch potenziellen Arbeitgebern helfe das Programm, sich für die Ausbildung oder Einstellung eines Flüchtlings zu entscheiden, sagt Frank-Jürgen Weise. Wer das Zertifikat über die Teilnahme an der Ausbildungsinitiative vorweisen könne, zeige Interesse, Durchhaltevermögen und Verständnis. Nach dem Pilotprojekt soll eine erste Bilanz gezogen werden. Ursula von der Leyen fordert die syrischen Auszubildenden deshalb zu ehrlicher Rückmeldung auf: „Schließlich bereiten Sie den Pfad für alle, die nach Ihnen kommen!“ Als Ausbilder auch ein „bisschen Mutti“ Ingolstadt. Hauptfeldwebel Sebastian Meißner mag seinen Job. Der 31-Jährige ist seit einem Jahr Ausbildungsfeldwebel der V. Inspektion des Ausbildungszentrums Pioniere in Ingolstadt. „Ich finde es toll, auszubilden, Kenntnisse zu vermitteln und Dinge für das Leben mitzugeben“, sagt er. Als Ausbilder sei man auch „schon etwas Mutti“, fügt er augenzwinkernd hinzu. Dass Meißner mal selbst als Ausbilder arbeiten würde, konnte er sich am Anfang seiner beruflichen Ausbildung als Hochbaufacharbeiter nicht vorstellen – aber welcher 16-Jährige kann das schon? Doch alles fügte sich – „zum Guten“, wie er betont. Nachdem Meißner 2004 bei der Foto: Bundeswehr/Torsten Kraatz Hauptfeldwebel Sebastian Meißner ist Ausbildungsfeldwebel – aus Überzeugung. heutigen Heeresaufklärungstruppe seine Bundeswehrkarriere begann, wechselte er schließlich zu den Pionieren in Augustdorf und gleichzeitig in die Feldwebellaufbahn. 2011 ging es mit den Pionieren nach Afghanistan, und 2012 wurde er Ausbildungsfeldwebel der Grundausbildung in Gera. Als Meißner dann noch die Bau-Technikerausbildung an der Pionierschule in Ingolstadt absolvierte, lag der Schritt, selbst Ausbilder zu werden, nahe. Dass er jetzt als einer von acht Ausbildern bei der Qualifizierung der syrischen Flüchtlinge mitwirken kann, passt für Meißner in die Reihe: „Ich bin gern und aus Überzeugung Ausbilder“, sagt er. Die Ausbildung der Flüchtlinge sei – abgesehen von der Sprachbarriere und der knappen Zeit – eine Ausbildung wie jede andere. „Wenn jemand interessiert ist, tue ich mein Bestes, ihm etwas beizubringen.“ (eb) Welche Redewendung gebrauchen Sie häufig? „Irgendwas ist immer.“ Was macht Sie stolz? Mein Kind macht mich stolz, alles andere ist nur für das Ego. Welches Talent besitzen Sie? Innere Ruhe. Mit wem würden Sie gerne einen Monat lang tauschen? Mit dem Papst. Welche Superkraft hätten Sie gern? Teleportieren, Teleportation. Das würde doch sehr viel Reisezeit ersparen. Mit wem würden Sie gern einmal Essen gehen? Mit mir selbst, im Jetzt, mein Gegenüber aber 30 Jahre weiser. Welches Talent möchten Sie besitzen? Uneingeschränkten Optimismus. aktuell Spitzenköche suchen Nachwuchs Berlin. An die Töpfe geht es vom 4. bis zum 6. Oktober 2016 in der Ruhleben-Kaserne in Plön. Bei der Culinary Military Challenge (CMC) zur Nachwuchsgewinnung für die Koch-Nationalmannschaft der Bundeswehr müssen die Teilnehmer aus vorgegebenen Zutaten ein kulinarisch anspruchsvolles Drei-Gänge-Menü kreieren und zubereiten. Für die CMC dürfen sich alle Angehörigen der Bundeswehr bewerben, die der Mannschaft bis mindestens Dezember 2018 aktiv zur Verfügung stehen können und eine Kochausbildung absolviert haben. Bewerbungsschluss ist der 23. September 2016. Für die Unterlagen wird eine Übersicht des beruflichen Werdegangs und – falls vorhanden – ein Nachweis der gesammelten Erfahrung in der gehobenen Gastronomie benötigt. Neben den Nachwuchstalenten werden außerdem zwei Betreuungspersonen gesucht, die das Team bei Trainings oder Veranstaltungen unterstützen können. Das Verpflegungsamt der Bundeswehr in Oldenburg leitet die Koch-Nationalmannschaft der Bundeswehr. Sie ist ein wichtiger Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUDBw). (eb) 016 35/2 VERMISCHTES 5. September 2016 Schreib doch mal wieder... Die Postkarte ist beliebt – trotz der digitalen Konkurrenz. Von Maike Roßwag D ie digitale Konkurrenz durch Whatsapp und Co. ist hart – doch der guten alten Postkarte kann sie nicht wirklich etwas anhaben. Laut Deutscher Post machen die Urlaubsgrüße immerhin zwei Prozent der deutschlandweiten Briefsendungen aus. Die fleißigsten Postkartenschreiber sind laut einer aktuellen Umfrage des Digitalverbandes Bitkom über 65 Jahre alt. Unter den 14- bis 29-Jährigen greifen hingegen nur 39 Prozent zu Karte und Stift. Für sie könnte die moderne Variante der Postkarte eine Alternative darstellen: Mithilfe von Apps lassen sich selbstgeschossene Fotos inzwischen mit einem Grußtext versehen. Der Anbieter druckt alles auf eine traditionelle Karte, die Zustellung erfolgt innerhalb weniger Tage. 1865: Die Postkarte scheitert – vorerst Die Geschichte der Postkarte geht zurück ins 19. Jahrhundert. Der preußische Oberpostrat Heinrich Stephan präsentierte im Jahr 1865 die Idee der Postkarte auf einer Konferenz in Karlsruhe. Doch die Mehrheit zweifelte am Erfolg der Idee, lehnte das Format der Postkarte wegen mangelnder Vertraulichkeit ab. Es dauerte schließlich noch vier Jahre, bis am 1. Oktober 1869 die erste Postkarte durch die österreichische Post verschickt wurde. Die „Korrespondenz-Karte“ war allerdings ohne Motiv. Erst ein Jahr später wurde die erste Postkarte in Deutschland versandt. Die ersten Karten mit bildlichen Darstellungen kamen während des deutsch-fran- zösischen Krieges in den Jahren 1870 und 1871 in Umlauf. Allein von Juli bis Dezember 1870 waren zehn Millionen „Feldpost-Korrespondenz-Karten“ zu ihren Adressaten unterwegs. Seit 1872 trägt das feste Stück Pappe den Namen „Postkarte“. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg waren Postkarten Mittel der Propaganda. Während des Nationalsozialismus waren viele Karten mit Motiven von Kämpfern und Zitaten Adolf Hitlers bedruckt. In der Nachkriegszeit folgten Karten mit Fotografien, die häufig den Alltag der Menschen widerspiegelten. Ab den Neunzehnsechzigerjahren machten politische Motive auf aktuelle Themen wie Friedensbewegung und Anti-Atomkraft aufmerksam. Am häufigsten aber schafften es in den vergangenen 130 Jahren wohl Seebrücken, Bäderarchitekturen und Strände als Motiv auf die Postkarte. Diethelm Scholle, Fregattenkapitän der Reserve, ist Feldpostbeauftragter der Deutschen Post. Einen Rückgang der Postkarten durch die zahlreichen digitalen Alternativen kann er nicht feststellen: „Ich komme gerade aus dem Irak zurück. Ich habe festgestellt, dass die dortigen Feldpostkarten sich größter Beliebtheit erfreuen. Es ist ein netter handgeschriebener Gruß aus dem Einsatz, den man öfter lesen kann als eine Nachricht per Handy oder Internet“, sagt der Feldpostbeauftragte. Im Einsatz sei jeder der Kontingentangehörigen einmal beim Feldpostamt, so Scholle. Und das Alter spiele auch bei den Postkartenschreibern überhaupt keine Rolle. SUDOKU Vi el G Senden Sie die vier Lösungszahlen, lück die sich aus den farbigen Feldern ! ergeben, per E-Mail mit dem Betreff „Sudoku 35/2016” und Ihrer Postanschrift an: [email protected] Einsendeschluss: Sonntag dieser Woche Zu gewinnen: APC Mobile Power Bank 10 000 mAh Dieser externe Zusatzakku für Smartphones und Tablet-PCs bietet bis zu vier Ladevorgänge für unterwegs. Lösung 33/2016: 5 3 9 2 Gewonnen hat: Sandra Hoffmann Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen. Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt. Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Grafik: Bundeswehr/Daniela Hebbel (3) 12
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