aktuell Nr. 35 vom 05.09.2016 ( PDF , 2,7 MB)

D 8512
52. Jahrgang
Nr. 35
Montag, 5. September 2016
NACHRICHTEN
POLITIK
MAD prüft alle
Wer sich bei der Bundeswehr
bewirbt, soll durch den MAD
überprüft werden. Das hat das
Kabinett beschlossen.
Seite 4
STREITKRÄFTE
„Zu gleich!“
Koordinierter Feuerkampf: Jägerund Artillerielehrbataillon üben
gemeinsam die taktische Feuerunterstützung.
Seiten 6/7
ZOOM
Frosch im Hals
Wortwörtlich genommen, sind
sie der blanke Unsinn – wo liegt
der Ursprung bekannter Redewendungen?
Seite 9
Neu:
ia-App
Die Med
eswehr.
der Bund
VIDEO DER WOCHE:
„Fallschirmjäger der Bundeswehr
aus Seedorf bei Storm Tide III“:
Das fiktive Krisenland Kameria
ist in der Hand von feindlich
gesinnten Milizen. Operation
Pegasus – das Einnehmen des
örtlichen Stadthauses und das
Evakuieren des Botschafters
– ist die letzte Prüfung für die
­
Fallschirmjäger.
Ausbildungsinitiative
für syrische Flüchtlinge
BW CLASSIX: Der „Classix“Beitrag aus dem Jahr 1986 zeigt
Erste Hilfe bei Schock durch
Blutverlust. Auch wenn die
Soldaten in den Achtzigerjahren noch nichts vom Tourniquet
gehört hatten, wussten sie doch:
ein Druckverband muss her. Diese
und andere Erste-Hilfe-Schritte
zeigt das Video.
(eb)
Mauern, schweißen, konstruieren:
Syrer lernen am Ausbildungszentrum der Pioniere. Seiten 2 und 11
Der QR-Code führt
direkt zum Video
„Fallschirmjäger
­
der
Bundeswehr bei Storm
Tide III.“
[email protected]
Foto: Bundeswehr/Torsten Kraatz
Stein
um Stein
2
aktuell
INTERN
5. September 2016
Foto:Bundeswehr/Torsten Kraatz
BILD DER WOCHE
Der prüfende Blick: Ein Teilnehmer der Ausbildungsinitiative für syrische Flüchtlinge am vergangenen Donnerstag mit Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen im
Ausbildungszentrum der Pioniere in Ingolstadt.
Mehr zur Ausbildungsinitiative auf Seite 11.
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ZITAT
EDITORIAL
„Gut?”
Wenn Badal im Garten arbeitet,
dann ist er glücklich. Stundenlang jätet er Beete und schneidet
die Hecke. Er wässert den frisch
gesäten Rasen und strahlt, wenn
er wenige Tage später einen neuen
zarten, grünen Halm entdeckt,
der es durch die Erde nach oben
geschafft hat.
Badal stammt aus dem Nordirak. 2015 kam er nach Deutschland – auf der Flucht vor der Terrormiliz „Islamischer Staat“.
Neun Monate lang haben wir ihn
bei uns aufgenommen, Küche,
Waschmaschine und Sorgen
geteilt. Für mich hat die Flüchtlingskrise dadurch ein Gesicht
bekommen. Das Gesicht eines
27-Jährigen, der – wie so viele
andere – nur noch besaß, was
er in Plastiktüten tragen konnte.
In Berlin, Ingolstadt und Delmenhorst hat in der vergangenen
Woche die Ausbildungsinitiative der Bundeswehr für syrische
Flüchtlinge begonnen. Angehörige der Bundeswehr vermitteln
freiwilligen, anerkannten und
volljährigen syrischen Flüchtlingen Grundlagen in den Bereichen
Sanität, Technik, Handwerk und
Bauwesen (Seite 11). Das erklärte
Ziel: Wenn die Menschen in ihre
Heimat zurückkehren, sollen sie
in der Lage sein, sich selbst und
anderen zu helfen – bei der medi-
Der 37-jährige Mustafa Ahamoud aus ar-Raqqa, Teilnehmer der
Ausbildungsinitiative für syrische Flüchtlinge, vergewissert sich
bei seinem Ausbilder Oberfeldwebel Mike Lawson, ob die ersten
erlernten Handgriffe schon richtig sitzen.
KALENDERBLATT
Vor 15 Jahren: Am 11. September 2001 fliegen in New York zwei
entführte Passagierflugzeuge in die Türme des World Trade Centers
– 2996 Menschen sterben. Verantwortlich für den Angriff ist die
Terrororganisation al-Quaida, an deren Spitze zu diesem Zeitpunkt
der islamistische Extremist Osama bin Laden steht.
Vor 25 Jahren: Am 5. September 1991 beschließt der Volksdeputiertenkongress in Moskau die Bildung einer Übergangsregierung
und damit das Ende der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken
(UdSSR). Dem Beschluss geht ein Putschversuch voraus, in dessen
Verlauf Präsident Michail Gorbatschow unter Hausarrest gestellt wird.
Vor 40 Jahren: Am 9. September 1976 läuft eine neue Fernsehserie
für Kinder an: Biene Maja. Sie wird, nicht zuletzt wegen des Titelsongs von Karel Gott, zu einem Klassiker der Fernsehunterhaltung.
Vor 55 Jahren: Am 11. September 1961 wird der World Wildlife Fund (WWF) gegründet. Die Naturschutzorganisation hat es sich
zur Aufgabe gemacht, wildlebende Tiere und Pflanzen zu schützen.
Das Symbol des WWF ist der große Panda.
Vor 75 Jahren: Am 11. September 1941 gibt Franklin Delano
Roosevelt den „Shoot-on-Sight“-Befehl an die amerikanische Kriegsmarine. Dieser beinhaltet die Anweisung, ohne Vorwarnung auf
deutsche Kriegsschiffe zu schießen, sollten diese in amerikanische
Gewässer eindringen.
(eb)
zinischen Versorgung, beim Bau
von Häusern, bei der Reparatur
von Fahrzeugen. Sie sollen befähigt sein für den Moment, in dem
es gilt, das Land wieder aufzubauen. Und für jene, die auf
unabsehbare Zeit in Deutschland bleiben werden, sind die
Ausbildungsmodule ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Integration. In jedem Fall aber bietet
die Initiative das, was auch Badal
sich sehr wünscht: eine sinnvolle
Aufgabe.
Für Badal beginnt in Kürze ein
Praktikum in einem Gartenbaubetrieb. Er freut sich sehr darauf, träumt schon jetzt davon,
Bäume zu pflanzen. Zunächst in
Deutschland. Und bald im Nordirak.
Vivien-Marie Bettex
Leitende Redakteurin
5. September 2016
MINISTERIUM / HINTERGRUND
Gemeinsame Sache
Foto: Bundeswehr/Sebastian Wilke
Foto: photothek.net/Thomas Koehler
Foto: Bundeswehr/Christian Thiel
Von Jörg Fleischer
Kooperation für die Innere Sicherheit: Ursula von der Leyen und
Thomas de Maizière vergangene Woche in Berlin (o.).
den. Die übrigen Bundesländer
erhalten einen Beobachterstatus.
Bei der Stabsrahmenübung sol­
len vorrangig Kommunikations­
und Entscheidungsabläufe zwi­
schen Polizei und Bundeswehr
im Bund­Länder­Rahmen ein­
geübt werden.
Von der Leyen sagte, die Polizei
entscheide, ob Hilfe der Bundes­
wehr im Falle von Großschadens­
lagen, etwa nach Terroranschlä­
gen, gebraucht werde. Die Polizei
entscheide weiter, welche Fähig­
keiten benötigt würden. Wichtig,
so die Ministerin: „Mir ist daran
gelegen, dass wir das üben“.
De Maizière betonte, die Poli­
zei in Bund und Ländern sei gut
aufgestellt. Gleichwohl sind nach
seiner Einschätzung schwere
Terrorlagen über mehrere Tage
hinweg vorstellbar. In Fällen wie
diesen sei in der Verfassung klar
geregelt, dass die Polizei zustän­
dig ist. Doch die Bundeswehr
könne in diesen Situationen
„eine große Hilfe“ sein. So etwa
mit ihren Feldjägern und ihren
Sanitäts­, Transport­ und Aufklä­
rungsfähigkeiten. „Ich bin froh,
dass wir uns einig sind“, sagte
Klaus Bouillon.
Sein Amtskollege aus Meck­
lenburg­Vorpommern, Lorenz
Caffier, begrüßte ausdrücklich,
„dass wir uns sehr schnell auf ein
Verfahren einigen konnten.“ Ralf
Jäger hob den unaufgeregten und
unideologischen Charakter der
Unterredung hervor.
„Es gibt viele Möglichkeiten, wie die Bundeswehr unterstützen kann.“
Im Februar 2017 soll die Terrorfall-Übung
beginnen. Warum nicht schon im November, wie anfangs angedacht?
Es hat sich gezeigt, dass November zu
kurzfristig ist und wir eine Vorbereitungszeit
von fünf bis sechs Monaten brauchen. Es
muss mit der Generalität, den Polizeichefs
und den Innenministerien der jeweiligen Länder geklärt werden, welche Strukturen vor Ort
herrschen. Wir haben im Saarland eine Luftlandebrigade, andere Länder haben ein Sanitätskorps. Der konkrete Auftrag besteht jetzt
darin, zu analysieren, welche Möglichkeiten
in den Ländern bestehen. Das geht nicht von
heute auf morgen. Ziel ist es, schnell festzustellen, wie geübt wird, wer die Verantwortung übernimmt, welche Szenarien man sieht.
Ist ein Einsatz der Bundeswehr im Inland
bei einer Terrorlage vom Grundgesetz
abgedeckt?
Das Bundesverfassungsgericht hat 2012
festgestellt, dass Terrorlagen in Ausnahmefällen einen besonders schweren Unglücksfall
er
darstellen. Die Bundeswehr kann
eingreifen, wenn eine unmittelbare Gefährdung ansteht. Also
noch bevor überhaupt ein
Schaden eintritt, dieser aber
mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit unmittelbar bevorsteht. Das ist in der
Praxis
eine ganz schwierige EntSc
el
c ha
i
scheidung.
Aber im Prinzip auch
:M
Foto
eine versteckte Aufforderung an die
Politik, tätig zu werden. Die Richter sagen
damit ganz klar, dass in bestimmten Fällen
die Bundeswehr eingesetzt werden kann.
erg
und Länder haben sich darauf verständigt, die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Bundeswehr im
Inland zu üben. Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, der saarländische Innenminister und
Reserveoffizier Klaus Bouillon,
ist überzeugt, dass die Bundeswehr
bei Terrorlagen gebraucht wird.
ho
en
b
Berlin/Saarbrücken. Bund
Im neuen Weißbuch zur Sicherheits- und
Verteidigungspolitik hat man sich darauf verständigt, dass die Bundeswehr
bei größeren Anschlägen eingesetzt
werden kann. Welche Dimension muss
ein Anschlag haben?
Ich denke, dass man so etwas nicht abstrakt am Schreibtisch beurteilen kann. Da
kommt es auf die konkrete Situation an. Wie
vor Wochen in München, als es am Anfang
hieß, an mehreren Stellen hätte es Attentate
gegeben. Es kommt auf die Schwere der
Gefährdung an. Die Entscheidung obliegt
dem jeweiligen Landesinnenminister, der
sich dann mit dem Bundesinnenminister
rückkoppelt. In München war bereits angedacht, die Bundeswehr einzusetzen, doch
dann hat sich gezeigt, dass es nur einen
Attentäter gab. Aber wenn wir mal unterstellen – was hoffentlich nie passiert – wir
haben Terrorlagen mit zehn oder fünfzehn
Attentätern oder Geiselnahmen an mehre-
3
Sturmgewehr G 36:
Gericht spricht Urteil
Schutz vor Terror: Bundeswehr und Polizei sollen 2017 gemeinsam üben.
Berlin. Bund und Länder haben
sich auf eine gemeinsame Stabs­
rahmenübung von Polizei und
Bundeswehr geeinigt. Dabei soll
das Zusammenwirken im Falle
eines Terroranschlags geprobt
werden. Die Übung soll voraus­
sichtlich im Februar 2017 statt­
finden.
Verteidigungsministerin
Ursula von der Leyen beriet darü­
ber am vergangenen Mittwoch in
Berlin mit Bundesinnenminister
Thomas de Maizière sowie dem
Vorsitzenden der Innenminister­
konferenz, dem saarländischen
Innenminister Klaus Bouillon,
und den Länderinnenministern
Lorenz Caffier aus Mecklenburg­
Vorpommern und Ralf Jäger aus
Nordrhein­Westfalen.
Ergebnis des Treffens im
Bundesinnenministerium: Es
soll unverzüglich eine Projekt­
gruppe eingerichtet werden,
in der Vertreter aus Bund und
Ländern die weiteren Vorbe­
reitungen auf die Stabsrahmen­
übung planen. Für die Durch­
führung sollen schließlich vier
Bundesländer ausgewählt wer­
aktuell
ren Orten, dann tritt eine solche Situation
relativ schnell ein.
Was soll die Bundeswehr in solchen Terrorlagen konkret tun?
Die Bundeswehr hat viele Fähigkeiten. Sie
verfügt über logistische Möglichkeiten, um
unter Umständen Spezialeinheiten transportieren zu können. Die Bundeswehr hat gepanzerte Fahrzeuge. Auch Flugkapazitäten, wie
Hubschrauber oder Rettungshubschrauber.
Auch was die Telekommunikation betrifft,
kann die Bundeswehr helfen. Sie kann unterstützen, um den Luftraum abzusichern, um
beispielsweise Fluchtbewegungen der Täter
besser beobachten zu können. Oder große
Areale absperren. Auch der Objektschutz
ist ein Stichwort. Die Feldjäger sind ja eine
klassische Polizei. Ich selbst bin Feldjägeroffizier. Das heißt, es gibt viele Möglichkeiten, wie die Bundeswehr im konkreten Fall
unterstützen kann.
Was müssen die Länderpolizeien verändern, damit sie die Bundeswehr im Notfall federführend koordinieren können?
Nichts. Wir haben überall in den Ländern
Einsatz- und Lagezentren. Die Polizei hat
klare Kommandostrukturen. Ebenso wie die
Bundeswehr. Es gilt, diese beiden Strukturen kompatibel zu machen. Wer macht was,
wann, wo und wie? Es muss genau festgelegt werden, wer wen anruft, wer die Kommandogewalt hat und wer welche Entscheidungen treffen kann.
Die Fragen stellte die Redaktion der Bundeswehr.
Koblenz. Das Landgericht Kob­
lenz hat einer Klage der Firma
Heckler & Koch stattgegeben
und entschieden, dass die seitens
der Bundeswehr gegen den Waf­
fenhersteller geltend gemachten
Gewährleistungsansprüche in
Zusammenhang mit dem Sturm­
gewehr G 36 keine ausreichende
Rechtsgrundlage besitzen. Das
Gericht setzte sich mit der recht­
lichen Frage auseinander, ob die
Bundeswehr mehr als 25 Jahre
nach der Einführung des G 36 the­
oretisch noch Gewährleistungs­
ansprüche geltend machen könnte.
Der Sprecher des Verteidigungs­
ministeriums, Jens Flosdorff,
betonte, dass das Urteil nichts an
der Feststellung ändere, nach der
das G 36 den militärischen Anfor­
derungen nicht mehr genüge. Die
Beschaffung eines neuen Sturm­
gewehrs laufe planmäßig weiter.
Das Bundesamt für Ausrüstung,
Informationstechnik und Nutzung
wird gegen das Urteil voraussicht­
lich Berufung einlegen. Mehr auf
www.bmvg.de
(eb)
Frankreich zeichnet
Generalinspekteur aus
Berlin. Der Generalinspek­
teur der Bundeswehr, General
Volker Wieker, hat in der Fran­
zösischen Botschaft in Berlin
den Orden Kommandeur der
Ehrenlegion (Commandeur de
la Légion d’Honneur) durch den
Oberbefehlshaber der Streitkräfte
der Französischen Republik,
General Pierre de Villiers, ver­
liehen bekommen. Damit wurde
Wieker für seine außerordentli­
chen Leistungen im Rahmen der
deutsch­französischen Beziehun­
gen geehrt. Die hohe Auszeich­
nung ist auch eine Würdigung
des hervorragenden deutsch­
französischen Verhältnisses. (lr)
Bundeswehr wird
bei Juristen beliebter
Berlin. Die Bundeswehr ist
2015 in der Beliebtheitsskala bei
Juristen um fünf Plätze gestiegen
und erreicht in dieser Kategorie
ihr bisheriges Spitzenergebnis.
Sie belegt jetzt den 25. von 100
Plätzen. Das ergab eine Studie
des Marktforschungsinstituts
trendence. Es befragte über 2000
Studierende und Referendare der
Rechtswissenschaften sowie ange­
hende Volljuristen nach ihren Kar­
riereplänen und Wunscharbeitge­
bern. 2016 wurden bereits über 60
Juristen eingestellt. Damit setzt die
Bundeswehr ihren Erfolgskurs fort.
Neben den Ingenieuren, bei denen
sie sich um fünf Plätze auf die 28.
Position im Ranking verbesserte,
stieg sie auch bei den IT­Berufen
vom 38. auf den 27. Platz. (eb)
IS-Propagandachef
bei Luftangriff getötet
Damaskus. Der „Propagandachef“ der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS), Abu Mohammed al-Adnani, ist in der
vergangenen Woche in der syrischen Provinz Aleppo bei einem
Luftangriff getötet worden. Der
IS bestätigte den Tod über die
der Terrormiliz nahestehenden
Agentur Amaq. Der propagandistische Anführer des IS soll für
die Planung von Anschlägen in
Europa verantwortlich sein. Nach
den USA nahm am vergangenen Mittwoch auch Russland den
Luftangriff auf al-Adnani für sich
in Anspruch. Dessen Tod ist ein
schwerer Rückschlag für den IS.
Al-Adnani soll demnach in der
nordsyrischen Provinz Aleppo
getötet worden sein, als er Militäreinsätze in der Region überwachte.
(bfi/cp)
Steinmeier: Mehr für
die Abrüstung tun
Potsdam. ­Außenminister
Frank-Walter Steinmeier hat
anlässlich des Außenministertreffens der Organisation für
Sicherheit und Zusammenarbeit
in Europa (OSZE) in der vergangenen Woche in Potsdam
zu neuen Abrüstungsanstrengungen aufgerufen. „Europas
Sicherheit ist bedroht“, schrieb
Steinmeier in einem Zeitungsbeitrag. Angesichts des UkraineKonflikts drohe „eine neuartige,
gefährliche
­
Rüstungsspirale“.
Deutschland hat in diesem Jahr
den OSZE-Vorsitz inne. Steinmeier empfing die OSZE-Außenminister zu informellen Gesprächen. Zentrales Thema war das
Krisenmanagement der OSZE
in der Ostukraine, weiter ging
es um Terrorismusbekämpfung,
Flüchtlingskrise und Fragen der
Rüstungskontrolle.
(yb/ju)
Tunesien geht gegen
Terrorkämpfer vor
Tunis. Tunesien geht gegen die
Terrormiliz „Islamischer Staat“
(IS) vor. So haben tunesische
Sicherheitskräfte in der vergangenen Woche zwei IS-Kämpfer
getötet. Nach Regierungsangaben
hatten sie während mehrstündiger Gefechte in der Nacht zum
vergangenen Mittwoch im Zentrum des Landes einen Zivilisten
erschossen. Wie das tunesische
Innenministerium mitteilte, seien
die Kämpfer wegen Zugehörigkeit zum IS und wegen der Planung von „Terrorakten in der
Region“ schon seit längerer Zeit
überwacht worden. In dem Haus
in Kasserine, in dem sie sich verschanzt hatten, wurden Waffen,
Granaten und ein Sprengstoffgürtel beschlagnahmt.
(yw)
POLITIK / HINTERGRUND
5. September 2016
Kartelle, Krieg
und Kokain
Wenn Drogenkriege Staaten destabilisieren.
Von Lara Romboy
Berlin. Die Vereinten Nationen
veröffentlichen alljährlich den
World Drug Report. Einer der
Brennpunkte: Lateinamerika. Ein
Beispiel für einen Staat, der in
diesem Jahr besonders ins Auge
sticht: Mexiko.
Als Felipe Calderón im Jahre
2006 zum Präsidenten gewählt
wurde und den Drogenkartellen
den Krieg erklärte, wurde Terror zum ständigen Begleiter des
Volkes. „Gewalttätigkeit hat es
aber bereits vor Calderón gegeben“, sagt Thomas Pietschmann,
Mitarbeiter des Wiener Büros der
Vereinten Nationen (VN) für die
Kriminalitäts- und Drogenbekämpfung. Gewalttätigkeit, die
seitdem von vielen Seiten kommt.
Und das nicht nur in Mexiko, sondern auch in Kolumbien.
Ein Drogenkrieg,
kalt und blutrünstig
Dort wurde der Drogenbaron
Pablo Escobar zum Sinnbild des
Drogenkriegs – kalt und blutrünstig. Aber das ist nur die eine Seite
der Medaille. „Ich werde nie vergessen, wie ich mich während
einer Razzia versuchte zu wehren. Der Polizist zeigte auf seine
Waffe und meinte: ,Ich bin das
Gesetz‘“, erzählt José Ramirez*.
Für eine Bevölkerung, die von
ihrem Staat nicht mehr als Willkür, Gewalt und Vernachlässigung erwarten könne, sei Escobar ein Heiliger gewesen. „Er
war unser Robin Hood, hat von
den Vereinigten Staaten das Geld
genommen und in soziale Projekte investiert“, sagt Ramirez.
Seit Langem ist Kolumbien
weltweit größter Kokainproduzent. „Wir haben alle vom Kokain
gelebt“, sagt Ramirez. „Ein Mann
konnte mit einem Koffer voller
Dollar in die Zentralbank gehen
und mit vielen Pesos herauskommen.“ Vor allem die bewaffneten revolutionären Guerillagruppen wie die Fuerzas Armadas
Revolucionarias de Colombia –
Ejército del Pueblo (FARC-EP)
spielen dabei eine tragende Rolle.
„Plan Colombia“
soll helfen
Durch die Vernichtung illegaler Kokafelder und die Beschlagnahme von Kokain sowie durch
wirtschaftliche und soziale Maßnahmen versucht die Regierung,
dieser Situation Herr zu werden.
Mit den USA an ihrer Seite und
dem „Plan Colombia“ konnten
Erfolge verzeichnet werden. „Die
Regierung hat mehr und mehr
Land zurückgewonnen und die
FARC-EP musste zwangsläufig
in Friedensverhandlungen mit
dem Staat treten“, so Pietschmann.
Verhandlungen, die letztendlich Früchte trugen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier
dazu: „In Zeiten so vieler Krisen und Konflikte sind die Nachrichten aus Kolumbien über den
erfolgreichen Abschluss der
Friedensgespräche in Havanna
viel mehr als ein Lichtschimmer.“ Dabei soll die FARC-EP
ganz bewusst in das politische
Geschehen eingebunden werden.
Ein Schritt in diese Richtung ist
der Waffenstillstand, der vergangene Woche zwischen der Regierung des südamerikanischen
Landes und dem Kommandeur
der Guerillas Timoleón Jiménez
geschlosen wurde. Darauf soll
die Entwaffnung der FARCEP-Truppen folgen. Die endgültige Vertragsunterzeichnung ist
für die zweite Septemberhälfte
Foto: Getty Images/AFP/Guillermo Legaria
aktuell
Kampf gegen die Dorgenkartelle: Kolumbianische Soldaten in
einem Kokafeld. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 2011.
Foto: Getty Images/Anadolu Agency
4
Aus Freude über das Abkommen: Blumen vor dem Nationalen
Kapitol in Kolumbiens Hauptstadt Bogota.
geplant, bevor die kolumbianische Bevölkerung in einem
Referendum über das Abkommen am 2. Oktober das letzte
Wort hat. „Deutschland steht an
der Seite Kolumbiens“, sagt Bundesaußenminister Steinmeier.
Seit 1965 besteht eine Kooperation zwischen Kolumbien und
der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).
Das Ziel: Friedensentwicklung
und Krisenprävention, seit 2010
auch Umweltpolitik und Schutz
und die nachhaltige Nutzung von
natürlichen Ressourcen.
* Name geändert
MAD soll Bewerber überprüfen
Führungszeugnis reicht nicht mehr – „Einfache Sicherheitsüberprüfung“ für mehr Sicherheit.
Berlin. Die Bundeswehr will
wegen der Bedrohung durch
den islamistischen Terror bei
der Nachwuchsgewinnung noch
genauer hinschauen. Die Verteidigungsministerin plant, mit
dem sechzehnten Gesetz zur
Änderung des Soldatengesetzes
die Regelungen zur Sicherheitsüberprüfung für Bewerber bei der
Bundeswehr zu ergänzen.
Wie das Bundeskabinett am
vergangenen Mittwoch in Berlin
beschlossen hat, soll ab 1. Juli
2017 jeder ausgewählte Bewerber bereits vor seiner Einstellung eine sogenannte „Einfache
Sicherheitsüberprüfung“ durch
den Militärischen Abschirmdienst (MAD) durchlaufen. Die
Bundeswehr stellt jährlich rund
20 000 Männer und Frauen ein.
Bisher fordert sie von Bewerbern zur Einstellung ausschließlich ein Führungszeugnis oder
die Zustimmung zum Einholen
einer unbeschränkten Auskunft
aus dem Bundeszentralregister
sowie eine Erklärung zur Verfassungstreue.
Mit dieser ergänzenden
Sicherheitsüberprüfung reagiert
die Bundeswehr auf die veränderte Sicherheitslage. Damit
soll verhindert werden, dass
die Bundeswehr als Ausbildungseinrichtung für potentielle Terroristen, Extremisten und
Schwerkriminelle missbraucht
wird. Gefährliche Personen sollen nicht in Kontakt mit Waffen
und Sprengmitteln der Bundeswehr kommen.
Weiter werden vorhandene
Erkenntnisse zu einem Bewerber,
die gegebenenfalls bei anderen
deutschen Behörden und Sicherheitsbehörden vorhandenen sind,
durch den MAD genutzt. Das
geschieht durch das seit Jahrzehnten bewährte Verfahren der
Sicherheitsüberprüfung.
(jf)
5. September 2016
EINSATZ / BUNDESWEHR
aktuell
5
Foto: Bundeswehr/Köhler
Heron 1 für Mali –
der Transport beginnt
Fast schon Routine: Als rote Wand schiebt sich die Wolke des Sandsturms fast wöchentlich über das Camp Castor im nordmalischen Gao.
„Bad weather approaching“
Im Leben der deutschen Soldaten in Nordmali geht es Woche für Woche auch stürmisch zu.
Von Alexandra Möckel
Gao. Plötzlich verdunkelt sich
der Himmel. Die sonst gleißend
helle Sonne verschwindet hinter dichten Wolken aus rotem
Sand und Staub. „Bad weather
approaching! Please go inside“,
schallt es aus den Lautsprechern
im Camp Castor. Eine kurze Vorwarnzeit, dann wird es ungemütlich. „Jetzt sollte man reingehen,
sonst fängt es an, zwischen den
Zähnen zu knirschen“, sagt
Hauptfeldwebel Danny K.
Seit Mitte Juli ist Danny K.
bei der Mission der Vereinten
Nationen (VN) in Gao im Norden Malis als Netzwerkadministrator eingesetzt. „Meist kommt
der Sturm aus östlicher Richtung.
Erst sieht man eine dunkle, leicht
rote Wand, die näher kommt.
Dann wird es immer windiger“,
beschreibt der 33-Jährige die
fast wöchentlichen Sandstürme.
Nach dem Sturm folgt meist
ein intensiver Schauer. Danach
scheint wieder die Sonne, als
wäre nichts gewesen. 15 bis 20
Minuten dauern die Stürme, nennenswerte Probleme bereiten sie
nicht – solange einige Aspekte
beachtet werden: Über Stromerzeugeraggregate außerhalb der
Container und Zelte müssen sich
die deutschen Soldaten selbst mit
Strom versorgen. „Die Aggregate sollte man vor dem Sand
schützen. Auch Klimaanlagen
sollten abgeschaltet werden. Im
Grunde alles, was Luft ansaugt“,
beschreibt K. einfache Schutzmaßnahmen gegen die Naturgewalt. Mittlerweile lassen die
Sandstürme nach. „Im Juli und
Anfang August kamen sie zweimal die Woche vor. Mittlerweile
nur noch einmal pro Woche oder
auch nur alle zwei Wochen.“
Zwischen Staub
und Sport
Das Leben im niederländischen Camp Castor gestaltet
sich ansonsten routiniert für die
rund 400 deutschen Soldaten.
Untergebracht sind die Soldaten
in geschützten und klimatisierten Containern. In der Regel teilen sich drei Personen einen Container. Sie sind mit drei Spinden,
drei Stühlen, einem Tisch und
drei Betten, teilweise nur Feldbetten, spärlich ausgestattet. „Ist
aber nicht so schlimm. Auf meinem Feldbett liegt eine Matratze,
das ist okay“, sagt Hauptfeldwebel
K. Im Unterkunftsbereich sowie
im Bereich der Betreuungseinrichtung können die Soldaten mittlerweile über WLAN kostenlos
telefonieren und pro Tag zwei
Stunden das Internet nutzen. „Das
ist eine gute Sache. Wenn das System nicht ausgelastet ist, sind auch
über zwei Stunden möglich“.
Gearbeitet wird in der Regel
von 7 Uhr bis 18 Uhr. „Danach
gehen die meisten Soldaten zum
Abendessen, Sport oder auf ihre
Unterkünfte und schauen Filme“,
beschreibt der IT-Spezialist den
Alltag im Camp. „Wir sitzen oft
abends zusammen und schauen
­BundeswehrTV. ­Manchmal
gehen wir auch in die niederländische Betreuungseinrichtung und
spielen Karten“, sagt Danny K.
und ergänzt: „Dort gibt es auch
einige Gesellschaftsspiele, die
sind aber alle ganz schön eingestaubt. Die Soldaten spielen
lieber Tischtennis oder unterhalten sich einfach.“
Duschen in nur
zwei Minuten
Was für Außenstehende eher
befremdlich anmuten könnte,
ist die auf nur zwei Minuten
pro Tag begrenzte Duschzeit.
Neben Strom müssen die Soldaten im Camp über Pumpen
auch mit Frischwasser versorgt
werden – eine wertvolle Ressource in dieser Region. Mit der
kurzen Duschzeit arrangieren
sich die Soldaten recht schnell.
„Die Zeit reicht vollkommen“,
sagt Danny K. Mitte Oktober
geht es für ihn nach Hause –
zur Familie und zu einer ausgiebigen Dusche.
1200 Zertifikate für den Erfolg
Gao. Der Transport der ersten Materialanteile der Aufklärungsdrohne Heron 1 in Richtung
Gao hat am vergangenen Freitag begonnen. Nach derzeitiger
Planung wird das gesamte Material innerhalb der nächsten zehn
Wochen die Stadt Gao im Norden
Malis erreichen. In Gao haben
deutsche Soldaten den Aufklärungsauftrag bei der Multidimensionalen Integrierten Stabilisierungsmission der Vereinten
Nationen in Mali übernommen.
Durch die Drohne wird die Luftaufklärungsfähigkeit der deutschen Kräfte substanziell erweitert. Der Vertrag zwischen dem
BAAINBw und Airbus DS Airborne Solutions (ADAS) regelt
die Bereitstellung des unbemannten Luftfahrzeugsystems Heron 1
im Einsatzland Mali und stellt
die Luftaufklärung zunächst von
November 2016 bis Februar 2018
sicher.
(kie)
Unterstützung für
Inherent Resolve
Incirlik. Das auf der Incirlik Air
Base stationierte deutsche Tankflugzeug Airbus A 310 MRTT hat
vergangenen Monat die 1000.
Einsatzflugstunde absolviert. Seit
Dezember 2015 sind Besatzung
und Flugzeug in der Türkei stationiert. Im Zuge der Operation
Inherent Resolve wurden bislang
mehr als 200 Einsätze geflogen
und rund 4000 Tonnen Treibstoff an Flugzeuge der internationalen Koalition abgegeben.
In der vergangenen Woche ist
außerdem die Fregatte „Augsburg“ in Richtung Frankreich
ausgelaufen. Sie wird sich voraussichtlich Mitte September
dem Trägerverband des französischen Flugzeugträgers „Charles
de Gaulle“ anschließen. (nip)
Erbil. 1200 irakische Peschmerga
haben den „Modern Brigade
Course II“ absolviert. Zehn
Wochen lang wurden die Kämpfer in den Trainingscamps Bnslawa und Menila nahe Erbil von
Ausbildern der Bundeswehr und
sechs weitere Nationen trainiert.
Das neue Trainingsgelände ist
speziell auf die besondere Lage
im Kampf gegen die Terrormiliz
„Islamischer Staat“ abgestimmt.
Für die Führungskräfte der
kurdischen Infanteriebrigade im
Nordirak stand vor allem strukturierte Befehlsgebung, Taktik
und angemessener Einsatz von
Ressourcen auf dem Plan. Vom
Zugführer bis hin zum Bataillonskommandeur wurde jeder
für seinen Auftrag ausgebildet. Dabei stellte der „Modern
Souda. Der Kommandeur
der Standing NATO Maritime
Group 2 (SNMG 2), Flottillenadmiral Kay-Achim Schönbach,
hat seinen Stab in der vergangenen Woche auf das niederländische Flaggschiff „De Ruyter“
verlegt. Zuvor wurde der multinationale Verband von der deutschen Fregatte „Karlsruhe“
geführt, die sich nun auf dem
Rücktransit in ihren Heimathafen Wilhelmshaven befindet.
Die SNMG 2 operiert in der
Ägäis und erstellt zusammen mit
der europäischen Grenzschutzagentur FRONTEX ein Lagebild, um die griechischen und
türkischen Grenzschutzbehörden in ihrem Kampf gegen die
Schleppernetzwerke wirksam zu
unterstützen.
(nip)
Foto: Bundeswehr/Gädt
Wechsel bei der
SNMG 2 in der Ägäis
Foto: Bundeswehr/Griem
„Modern Brigade Course II“: Erfolgreiche Ausbildung auf neuer Trainingsanlage im Irak.
Training für den Kampf gegen den IS: Peschmerga lernen IEDs zu erkennen (l.). Nach Abschluss des
Trainings erhalten die Lehrgangsteilnehmer ihr „Certificat of Training“ (r.).
­
Für Ausbilder und Teilnehmer hat sich die Arbeit gelohnt.
In der Abschlussübung konnten die Peschmerga zeigen, was
sie gelernt haben. Jede Ebene
der kurdischen Infanteriebrigade wurde gefordert. Vom
Betrieb des Gefechtsstands bis
hin zu Angriff und Verteidigung
strategischer Punkte konnte
jeder Kämpfer seine Aufgaben
erfüllen. Nach der Abschlussübung erhielten die ausgebildeten
Peschmerga vom Kommandeur
des deutschen Einsatzkontingentes im Nordirak eine Urkunde für
den erfolgreichen Abschluss des
Trainings.
(nip)
6
aktuell
BUNDESWEHR
Abgefeuert
aktuell
2
7
3
Koordinierter Feuerkampf: Jäger- und
Artillerielehrbataillon üben gemeinsam die
taktische Feuerunterstützung.
E
s sind heiße Sommertage
in Altengrabow. Die Luft
ist trocken, die Wege staubig. Noch vor Kurzem wurde der
Übungsplatz durch die Kampfmittelräumer so gut wie möglich von Blindgängern befreit.
Nun, zwei Wochen später, üben
das Artillerielehrbataillon 325
und das Jägerbataillon 91 genau
hier die gemeinsame Feuerunterstützung.
Wenn auf dem Truppenübungsplatz teilstreitkräfteund truppenübergreifend durch
gemeinsame Feuerunterstützung
„Wirkung ins Ziel“ gebracht
werden soll, darf keineswegs
einfach „draufgehalten“ werden.
Koordination ist gefordert. In
klar geregelten Prozessen müssen die einzelnen Kampfmittel
– wie Mörser- und Artilleriegranaten – aufeinander abgestimmt
werden. Die „Streitkräftegemeinsame taktische Feuerunterstützung“ beinhaltet für diese
Abstimmung das Konzept des
koordinierten Feuerkampfes.
Der Weg zur
Feuerunterstützung
1
„Zu gleich!“ – bei der Feuerunterstützung
Für Feuerunterstützung sind in der Regel die
Artilleristen mit ihrem Standardgeschütz Panzerhaubitze 2000 zuständig. Das 11,70 Meter lange
Kettenfahrzeug hat eine Besatzung von drei bis fünf
Soldaten. Der 1000 PS starke Motor befähigt die
Panzerhaubitze zu einer Geschwindigkeit von 60
Kilometern pro Stunde auf der Straße und 45 Kilometern pro Stunde im Gelände. Mit ihrer 155-Millimeter-Rohrwaffe L 52 sind Reichweiten von bis zu
30 Kilometern möglich – mit reichweitengesteigerter Munition bis zu 40 Kilometern. Zur Selbstverteidigung steht der Besatzung ein Maschinengewehr vom Typ MG 3 zur Verfügung.
Auch der Mörserzug der Kampfeinheiten – Jäger-,
Gebirgsjäger- und Fallschirmjägerzug – kann Feuerunterstützung leisten. Hierzu wird der Mörser 120
Millimeter von vier Truppsoldaten bedient. Abgesetzt erfolgt die Schussabgabe auf Bodenplatte
und Zweibein. Pro Minute können so 15 Schuss
abgegeben werden. Dauert der Beschuss länger
als eine Minute, verringert sich die Feuergeschwindigkeit auf fünf Schuss. Die maximale Kampfentfernung beträgt über sechs Kilometer. Mit dem Mörser
erfolgt die Feuerunterstützung ab einer Entfernung
von 500 Metern. Neben Sprengpatronen können
Leucht- und Nebelpatronen verschossen werden.
Hierzu wird pro Kompanie
der Kampftruppe ein sogenanntes Joint Fire Support Team
(JFST) zugeteilt. Es besteht
aus zwei Trupps à drei Soldaten mit je einem Fahrzeug vom
Typ Fennek. Das JFST berät den
jeweiligen Kompaniechef hinsichtlich der Feuerunterstützung
und fordert das geeignete Kampfmittel bei dem Joint Fire Support
Coordination Team (JFSCT) auf
Bataillonsebene an. Normalerweise in einem speziell ausgerüsteten Transportpanzer Fuchs,
für die Übung aber in einer Funkkabine auf einem Lkw sitzend,
besteht das JFSCT aus einem
Offizier, einem Feldwebel und
zwei Mannschaftssoldaten.
Oberleutnant Johann H.* berät
den Kommandeur und führt dabei
sein Team mit routinierter Gelassenheit. Seit 2011 im Bereich der
Feuerunterstützung tätig, hat er
Erfahrung als Joint Terminal
Attack Controller (JTAC) in
einem JFST gesammelt und war
danach als Zugführer des Feuerunterstützungszuges eingesetzt.
2013 war er im Einsatz in Kunduz
tätig. Die Ausbildung zum JTAC
absolvierte er unter anderem auf
einem siebenwöchigen Lehrgang
in Frankreich – das befähigt ihn
auch, Kampfflugzeuge anzufordern.
Koordinatoren der
Fähigkeiten
Die Koordination, die der
Hamburger zusammen mit seinem Team gewährleisten muss,
ergibt sich unter anderem aus
den unterschiedlichen Fähigkeiten von Artillerie, Mörsern und
Kampfflugzeugen. Wer hat welche Mittel zur Bekämpfung zur
Verfügung? Welches davon ist
am besten geeignet? Ist es überhaupt einsetzbar? All das sind
Fragen, die für das JFSCT relevant sind. Die sogenannte „Entzerrung des Luftraumes“ ist dabei
auch ein wichtiger Auftrag des
Coordination Teams. Es muss
abwägen, wann die Truppen
wirken dürfen, um sich nicht
gegenseitig zu gefährden. Eingeplante, aber zum Zeitpunkt des
Angriffs nicht verfügbare Wirkmittel müssen dabei berücksichtigt und Alternativen benannt
werden.
Besteht ein genauer Überblick
über die Lage, kann das JFSCT
priorisieren, wo die Feuerunterstützung am notwendigsten ist.
Meistens ist hierbei der Schwerpunkt des Bataillons entscheidend. Nach Auswertung der Positionen des Gegners und der zu
verwendenden Kampfmittel werden die Koordinaten und Aufträge wieder an das JFST zurückgegeben. Von dort aus erhalten
Artillerie und Mörserzug ihre
Feueraufträge. Für den Feuerleitoffizier des Jägerbataillons 91
heißt es nun, schnelle Feuerbereitschaft herstellen zu lassen.
Das JFST ruft das Feuer ab und
korrigiert die Wirkung im Ziel.
Nach einer solchen Bekämpfung
ist immer auch eine Wirkungsmeldung abzugeben. Wurde das
Ziel getroffen?
dem der Ausgleich der Munition abgeschlossen ist, ergeht
das nächste Feuerkommando an
die Feuereinheit.
Angemessen
reagieren
Obergefreiter Nils S.* ist als
Ladeschütze im Mörserzug eingeteilt. Obwohl er noch nicht viel
Erfahrung hat, sitzen die Handgriffe. „Die sehr gute Ausbildung nimmt einem die Nervosität“, sagt der 24-Jährige. Nun soll
gemeinsam mit der Artillerie am
Boden und einem Jagdbomber
vom Typ Tornado ein simuliertes
Ziel zerstört werden. Doch: Der
Tornado kann dieses Mal nicht
vor Ort sein. „Auch das kann
vorkommen. Die Verfügbarkeit
von allen Wirkmitteln unterliegt immer wieder auch widrigen Umständen. Das kann im
Ernstfall auch so sein, und darauf
müssen wir angemessen reagieren können“, sagt Teamkoordinator des JFSTC Oberleutnant
Johann H.
Um solche Ausfälle auszugleichen und dennoch den Auftrag
bestmöglich umsetzen zu können,
wird das Feuerkommando der
Lage angepasst. Das Coordination Team muss für alle Eventualitäten gewappnet sein und einen
Plan B zur Hand haben.
Nur eines ist jetzt schon klar:
Die Kampfmittelräumer werden
nach Beendigung der Übung wieder alle Hände voll zu tun haben.
* Name geändert.
1 Abgefeuert: Ein Granatwerfer 120 Millimeter feuert aus seiner
Stellung auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow.
2 Zieleinweisung: Das Joint Fire Support Team mit der leichten
Beobachtungsausstattung Nyxus.
3 Auf dem Weg: Das Geschoss der Panzerhaubitze 2000 verlässt
das Rohr.
4 Präzise: Patronen der Panzerhaubitze 2000 mit Zeitzünder.
5 Geladen: Zwei Soldaten beladen die Haubitze mit Munition für
den scharfen Schuss.
6 Aufgereiht: Munition für den 120-Millimeter-Mörser.
7 Gemeinsam: Jäger und Artilleristen stellen bei der Übung
zusammen das Joint Fire Support Coordination Team.
8 Im Ziel: Aufgewirbelter Staub verschleiert den Einschlagsort.
7
4
5
6
8
Munitionsausgleich
in der Feuerpause
Unterdessen wird im Feuerstellungsraum der Mörser ein Munitionsausgleich durchgeführt. Der
mittlere Mörsertrupp, bestehend
aus vier Soldaten, führt meist
das Einschießen durch und verbraucht daher mehr Munition als
die anderen Trupps. Kurz nach-
Fotos: Bundeswehr/Torsten Kraatz (8)
Von Justin Arndt
Fotos Torsten Kraatz
8
aktuell
BUNDESWEHR
5. September 2016
Packen wir es an!
FELDJÄGER
Teil 3
Ob Fahrzeug oder Warnweste: Die Materialgruppe des Feldjägerregiments 2 versorgt neun Kompanien.
Führungswechsel
an der „FüAk“
Baltic Air-Policing: Mission Ready
Hamburg. Flotillenadmiral
Carsten Stawitzki hat das Kommando über die Führungsakademie der Bundeswehr von Generalmajor Achim Lidsbar übernommen.
Die Übergabe am vergangenen Mittwoch in Hamburg
wurde durch den Inspekteur der
Streitkräftebasis, Generalleutnant Martin Schelleis, vorgenommen.
Die Führungsakademie der
Bundeswehr bildet Offiziere
bis zur höchsten Führungsebene aus. Pro Jahr nehmen
2000 Teilnehmer an den verschiedenen Lehrgängen und
Seminaren der Führungsakademie teil. Insgesamt haben bisher
rund 3000 ausländische Offiziere
aus mehr als 100 Nationen und
mehr als 5000 deutsche Offiziere
an der Generalstabs-/Admiralstabsdienstausbildung an der
Akademie in Hamburg teilgenommen.
Flottillenadmiral Carsten
Stawitzki war zuletzt seit Juli 2013
Kommandeur der Marineschule in
Flensburg-Mürwik.
(eb)
Gewissenhaft: Für die Materialbewirtschaftung zuständig – Stabsunteroffizier Leslie Otto (o. l.) prüft
Laserlichtmodule (o. r.), Waffenkammermaterial (u. l. und M.) und das Zubehör des Enok (u. r.).
Material machen jeden Arbeitstag
abwechslungsreich “, erklärt Otto.
Den Überblick
behalten
Während zwischendurch noch
defekte Leuchten für die Reparatur im Depot verpackt werden,
wartet schon der nächste Auftrag: Kameraden aus Munster
bringen fünf Antennenmasten
zurück. Hohe Konzentration ist
gefordert. Es gilt, den Überblick
zu behalten. Trotzdem muss es
zügig gehen, denn erst wenn alles
auf Vollständigkeit und einen
intakten Zustand geprüft ist, wird
die Rücknahme abgeschlossen.
„Hier ist Teamwork gefragt.
Für einen schnellen Ablauf ist
es effektiver, mit zwei oder mehr
Kameraden zu arbeiten“, sagt die
Soldatin. Sie muss sich mit mehreren Tausend Artikeln auskennen, die für die Feldjäger Tag für
Tag wichtig sind. „Das ist schon
ganz schön komplex“, so Otto.
„Aber die Erfahrung kommt mit
der Zeit.“
Ein Video und weitere Informationen auf www.streitkraeftebasis.de.
Deutsche Eurofighter sichern wieder den baltischen Luftraum.
Neuburg/Ämari. Seit dem
1. September werden zum
zweiten Mal Eurofighter des
­
Taktischen
Luftwaffengeschwaders 74 eingesetzt, um den baltischen Luftraum zu schützen.
Hintergrund: Im März 2004
traten Estland, Lettland und
Litauen der NATO bei. Seither sichern Kampfflugzeuge der
NATO-Staaten abwechselnd den
Luftraum über den baltischen
Staaten (NATO Baltic Air-Policing Mission), da die baltischen
Staaten nicht über ausreichende
eigene Luftverteidigungskräfte
verfügen.
2014 erhöhte die NATO die im
Baltikum eingesetzte Zahl von
Kampfflugzeugen – ein Grund
war, dass die russische Luftwaffe ihre Aktivitäten entlang
der Grenzen des NATO-Bündnisgebiets drastisch verstärkt
hatte. Für vier Monate übernehmen jetzt die deutschen Eurofighter die Air-Policing Mission
und werden dafür vom Fliegerhorst Ämari der Estnischen Luft-
Foto: Bundeswehr/Niels Juhlke
Innerhalb von sieben
Tagen am Einsatzort
Fotos: Bundeswehr/Carl Schulze (2)
Hilden. Von der
Warnweste für die
Verkehrskontrolle
über Tischgarnituren für den Tag der offenen Tür
bis hin zum geschützten Fahrzeug – die Materialgruppe des
Feldjägerregiments 2 in Hilden
versorgt ihre neun Kompanien
mit Material jeglicher Art.
Es ist Dienstag. Großkampftag
für Stabsunteroffizier Leslie Otto
und ihre Kameraden. „Dienstag
ist Postaustauschtag. Material
darf unangemeldet abgeholt und
zurückgebracht werden“, erklärt
Otto. Seit fünf Jahren ist sie als
Materialbewirtschaftungsunteroffizier in der Waldkaserne tätig.
Fotos: Bundeswehr/Alyssa Bier (5)
Unter anderem müssen drei
Einsatzfahrzeuge vom Typ Enok
für die Abholung vorbereitet werden. Sie werden für eine Übung
benötigt. Bevor es soweit ist,
muss das Material auf Vollständigkeit, Funktionsfähigkeit und
Zustand geprüft werden. In der
800 Quadratmeter großen Halle,
in der die Materialgruppe untergebracht ist, wird das Zubehör
des Enok sorgfältig auf dem
Boden ausgebreitet. Gemeinsam
mit einem Kameraden und vielen
Listen überprüft die 26-Jährige,
ob auch wirklich alles da ist, wo
es hingehört. Erst dann darf das
Fahrzeug an den Abholer übergeben werden.
Seit Anfang 2015 hat die Materialgruppe zusätzlich den Auftrag, das Material für die Feldjägerkräfte der NATO Response
Force (NRF) zu übernehmen und
einzulagern. In einem abgetrennten Bereich werden rund 600
Artikel für den Einsatz der NRF
zurückgehalten und nach Anforderung innerhalb von sieben
Tagen an den Einsatzort gesendet. „Um hier schnell agieren zu
können, wird das Material regelmäßig auf Vollständigkeit und
Funktionalität überprüft. Nur so
können wir eine gute Einsatzbereitschaft gewährleisten“, sagt
Stabsunteroffizier Otto. Neben
Metalldetektoren für die Personenkontrolle und Kameras für
die Ermittler steht hier auch ein
gepanzertes Transportfahrzeug
Dingo bereit – der Schlüssel
steckt, damit im Fall der Fälle
keine Zeit verloren geht.
Neben dem täglichen Dienstgeschäft ist die gelernte Kauffrau für Bürokommunikation
zuständig für Waffenkammermaterial, Einsatzbekleidung und
ABC-Material. „Das ist mein
Traumjob. Vielseitige Aufgaben,
der Umgang mit Menschen und
die hohe Verantwortung für das
Text und Fotos Alyssa Bier
Gelandet: Eurofighter des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74
aus Neuburg sind in Ämari angekommen (o.). Die Piloten haben für
Nachtflugmissionen (u. l.) neue Nachtsichtgeräte (u. r.) erhalten.
Als Vorbereitung für den
Einsatz wurden rund 146 Tonnen Material verpackt und nach
Estland befördert, darunter Werkzeug und Ersatzteile, Schlepperfahrzeuge, Tankfahrzeuge und
Anlassgeräte.
Unter anderem bereiten sich die
Piloten mit zahlreichen Nachtflügen vor. Sie wurden mit neuen
Nachtsichtbrillen ausgestattet, die
helfen sollen, unbekannte Flugzeuge bei Nacht besser identifizieren zu können. Eine gewöhnungsbedürftige Umstellung:
„Das Sichtfeld ist eingeschränkt
und auch im Bereich des dreidimensionalen Sehens gibt es Einschränkungen“, sagt Pilot Major K.
Das Einsatzkontingent umfasst
etwa 120 Soldaten, die in regelmäßigen Abständen ausgetauscht
werden.
(cs)
Der Beitrag „Baltic Air
streitkräfte aus operieren.Vor Ort
werden die deutschen Soldaten
eng mit französischen Kameraden zusammenarbeiten, die mit
ihren Kampfflugzeugen vom Typ
Dassault Mirage 2000-5 vom
Flughafen Šiauliai in Litauen
aus operieren.
Policing“ unter
www.youtube.com/
bundeswehr.
5. September 2016
ZOOM
aktuell
9
Der Frosch im Hals
Wo liegt der Ursprung bekannter Redewendungen?
Ein Überblick.
Von Gabriele Vietze
ortwörtlich genommen
sind sie der blanke Unsinn:
Redewendungen, die uns tagtäglich begleiten. Niemand hat praktisch „einen Frosch im Hals“.
Wie sie entstanden sind, wissen
wir in der Regel schon gar nicht.
Die bildstarken, gern „tierischen“
Ausdrücke schlagen nicht selten
die Brücke zu einer anderen
Epoche, einer anderen Kultur
oder einer anderen Sprache.
Häufig lassen sich somit für die
absurdesten Bilder Erklärungen
über Wortherkunft, Grundbedeutung und historische Entwicklung
finden. „Der Frosch im Hals“ ist
der Medizinersprache entnommen. Eine Geschwulst unter der
Zunge wird Ranula genannt. Dies
ist die Verkleinerungsform des
lateinischen Wortes rana für
Frosch. Der Name ist vermut-
lich wegen einer Ähnlichkeit in
der Form gewählt. Bei Heiserkeit
ist die Ranula angeschwollen und
verursacht Sprechbeschwerden.
Übers Ohr
gehauen
den Getroffenen. Gleichzeitig
erfordert so ein Schlag übers
Ohr aber eine gewisse Geschicklichkeit. Somit schwingt in der
Redewendung auch ein wenig
Anerkennung für den Bösewicht
mit, da seine Betrügerei besonders gewitzt ist.
Auch die Redewendung,
jemand habe „etwas auf der
Pfanne“, hat einen ganz praktischen Ursprung: Lunten- und
Steinschlossgewehre besaßen
eine kleine Mulde, in die man
das Zündpulver schüttete – die
Pfanne. Wer also „etwas auf der
Pfanne“ hatte, konnte gleich losschießen. Wenn jemand heutzutage so richtig etwas „auf der
Zahlreiche ­Redewendungen
sind dem Handwerk oder der
Kampfkunst des Mittelalters entlehnt. „Übers Ohr hauen“ als
Umschreibung für einen Betrug
etwa stammt aus der Fechtkunst und bedeutete ursprünglich, „jemanden mit der Waffe
am Kopf oberhalb der Ohren
treffen“. Im Fechtsport gilt es als
äußerst unfein, einen Schlag über
die Ohrenlinie zu erteilen, eine
sehr schmerzhafte Erfahrung für
Pfanne“ hat, dann steht der Ausspruch für Intelligenz und Pfiffigkeit.
Was für ein
Tohuwabohu!
Öfter als gemeinhin angenommen wurzeln heute geläufige
Aussprüche im Alten Testament.
In dem Ausspruch „Das ist ja ein
Tohuwabohu!“ steht das hebräische tohu wa bohu für „wüst und
leer“. So sah die Erde nach der
ersten Schöpfungserzählung in
Genesis, 1. Mose 1,2, anfangs
aus. Auf der anderen Seite gibt
es eine ganze Reihe an Redewendungen, die ihre jiddische oder
hebräische Herkunft kaum mehr
erkennen lassen. Bei „Hals- und
Beinbruch“ wünscht man einander scherzhaft viel Erfolg, etwa
vor Prüfungen oder Wettbewerben. Diese Redensart ist aus
dem Hebräischen über das Jiddische ins Deutsche eingegangen.
Ursprung hiervon ist das hebräische Hazlacha uWracha, was
„Erfolg und Segen“ bedeutet. Im
Jiddischen sprach man dies
Hasloche uBroche aus und besiegelte mit diesem Spruch ein erfolgreich abgeschlossenes Geschäft.
Durch Missverstehen wurde
schließlich hieraus der sprichwörtliche Hals- und Beinbruch.
Den Nagel auf den Kopf getroffen...
„Vom Leder ziehen“: Etwas Schlechtes über
jemanden erzählen, jemanden heftig kritisieren.
Leder meint in dieser Redewendung die Schwert­
scheide. Wer im Mittelalter vom Leder zog, also
die blanke Waffe in der Hand hielt, der machte
Ernst und war bereit zum Losschlagen. Seit dem
17. Jahrhundert geht das auch verbal.
„Den Nagel auf den Kopf treffen“: Etwas Richti­
ges sagen, erraten, tun, einen Sachverhalt tref­
fend beschreiben. Die Redensart hat nichts mit
dem Hämmern auf Nägel zu tun, sondern geht
auf die Sprache der Schützen zurück: Im Zen­
trum der Schießscheibe befand sich früher ein
Nagel, oft auch Zwecke genannt. Daher: Der
Zweck war, seit ungefähr 1600, das Ziel eines
Handelns, das getroffen werden sollte. Traf also
jemand in die Mitte der Scheibe, traf er „den
Nagel genau auf den Kopf“.
auf den Ehemann, sondern auch auf andere, die
getadelt werden. Der Begriff könnte auch auf
das ältere englische „curtain lecture“ von 1633
zurückgehen.
„Eine Gardinenpredigt halten“: Bei der ursprüng­
lichen Bedeutung weist eine gestrenge Ehefrau
den Ehemann zurecht, tut dies aber nicht in der
Öffentlichkeit, sondern im Ehebett. Das war frü­
her mit Gardinen oder mit Bettvorhängen der
Sicht entzogen. Dort konnte die Frau den ange­
trunkenen oder verspätet heimgekehrten Mann
anherrschen, ohne dass dieser das Gesicht ver­
lor. Das erstmals 1743 belegte Wort Gardinen­
predigt bezieht sich heutzutage nicht länger nur
„Einen guten Rutsch wünschen“: Der Silvester­
wunsch des „Guten Rutsches“ entspringt weni­
ger den Temperaturbedingungen zum Jah­
reswechsel und der damit einhergehenden
Straßenglätte, sondern vielmehr dem hebräi­
schen Rosch haSchana, welches der Begriff
für Neujahr ist. Im Jiddischen wurde aus Rosch,
hebräisch für Anfang, der Neujahrsgruß „Guten
Rusch“, also der Wunsch nach einem guten
Jahresbeginn.
Grafiken: Bundeswehr/Daniela Hebbel (2)
W
10 aktuell
SPORT
Fünf Neue für Olympia
Baseball, Karate und drei weitere Disziplinen werden jetzt olympisch.
Eine Entscheidung,
die alles ändert
Für Horne ist die Entscheidung die Krönung seines Freundschaftsbesuches beim Wettkampf
von Ex-Stabhochsprungweltmeister Raphael Holzdeppe und
seiner Erlebnisse bei anderen
Olympia-Wettbewerben an der
Copacabana gewesen. „Das ändert
für uns alles. Ich bin dankbar, dass
es unser Sport im dritten Versuch
geschafft hat. Dafür haben viele
lange und hart gearbeitet. Für
Karate ist der Status als olympische Sportart sehr wichtig.“
Aber auch persönlich ergeben sich für den Pfälzer von der
Sportfördergruppe Mainz neue
Perspektiven. Der zweimalige
World-Games-Sieger und mehrfache Europameister gilt in der
internationalen Karate-Szene als
eine Ikone – und aus heutiger Sicht
Olympia als Chance
für die Sportart
Der Outfielder Jimenez ist
Teil der Sportfördergruppe
München. Wie Horne für Karate
erhofft er sich durch den neuen
Olympia-Status mehr Interesse
für seinen Sport in Deutschland:
„Obwohl die meisten in der
Schule sicher Brennball gespielt
haben, sind die Regeln vielen zu
kompliziert. Vielleicht dauern die
Spiele auch zu lange, es kann ja
manchmal auch über fünf Stunden gehen. Aber durch Olympia
haben wir die Chance, populärer zu werden.“ Jimenez erwartet auch eine verstärkte Förderung: „Durch Olympia bekommt
Baseball voraussichtlich mehr
Plätze bei der Bundeswehr.
Wenn sich mehr als bisher nur
zwei Spieler durch die Bundes-
Fotos: Walter Keller (2)
Mainz. Auch ohne Medaillen
gehören Obergefreiter Marcel
Jimenez und Stabsunteroffizier
Jonathan Horne zu den Gewinnern der Olympischen Spiele in
Rio de Janeiro. Durch die in Brasilien beschlossene Aufnahme
ihrer Sportarten ins Programm
der nächsten Sommerspiele
2020 in Tokio dürfen BaseballHoffnung Jimenez und WeltklasseKarateka Horne auf die Verwirklichung ihrer Träume von einer
­Olympia-Teilnahme hoffen.
für Tokio als heißer Medaillenkandidat. Doch der 27-Jährige bleibt
zurückhaltend: „Bei Olympia dabei
zu sein, wäre sicher toll. Aber man
muss abwarten, noch steht nicht
fest, wie die Qualifikationskriterien aussehen werden.“
Ähnliche Überlegungen stellt
auch Jimenez bereits an: „Alle“,
meint der 20-Jährige, „freuen
sich riesig, dass Baseball wieder
olympisch sein wird. Wir müssen
jetzt aber erst noch warten, wie die
Qualifikation geregelt wird. Wahrscheinlich werden wohl die sechs
besten Mannschaften der Weltrangliste für Tokio zugelassen.“
Foto: imago/Annegret Hilse
Von Dietmar Kramer
Ihre Sportarten sind jetzt auch olympisch: Karateka Stabsunteroffizier Jonathan Horne und
Baseball-Hoffnung Obergefreiter Marcel Jimenez wollen ihre Chance nutzen und sich für die Spiele
im Jahr 2020 qualifizieren.
wehr auf den Sport konzentrieren können, wird das Niveau in
der Nationalmannschaft höher
werden.“ Der gebürtige Fürther
weiß, wovon er spricht: „Ich bin
seit November 2014 Sportsoldat,
und seitdem habe ich mich enorm
verbessert.“ Das Internationale
Olympische Komitee hat außerdem Sportklettern, Skateboarden
und Surfen als neue Disziplinen
für die Spiele bewilligt.
Schmettern bis ganz nach oben
Foto: ddp images/Fotostart
Foto: imago/Kuess
Long Beach. Die Stabsunteroffiziere (FA) Chantal Laboureur und Julia Sude haben beim
Beachvolleyball-Grand-Slam
im kalifornischen Long Beach
mit dem dritten Platz ihr bisher
bestes Karriereergebnis gefeiert. Im kleinen Finale setzten
sich die Sportsoldatinnen in
einem deutschen Duell mit 2:0
gegen Katrin Holtwick und
Ilka Semmler durch. Das aufstrebende Duo sicherte sich
damit auch das Ticket für das
Finale der weltweit ranghöchsten Turnierserie im Beachvolleyball, das für Mitte September in
Toronto geplant ist.
„Für uns beide ist das ein super
Erfolg – genau wie die gesamte
Saison. Das ist unsere zweite
Medaille in der Königsklasse.
Und das Sahnehäubchen ist die
Qualifikation für das Saisonfinale in Toronto“, sagt Laboureur. Beim hochdotierten Finale
Foto: picture alliance/Beautiful Sports
Die Beachvolleyballerinnen Chantal Laboureur und Julia Sude mischen die Konkurrenz auf.
Ein aufstrebendes Team: Die Stabsunteroffiziere (FA) Julia Sude (l. und M. r.) und Chantal Laboureur (r. und M. l.) haben sich viel
vorgenommen. 2020 wollen sie bei den Olympischen Spielen an den Start gehen.
treten die acht besten Teams der
World-Tour-Rangliste gegeneinander an, es dürfen aber maximal
zwei Duos pro Nation starten.
Laboureur und Sude verteidigten
mit ihrem Erfolg Platz zwei hinter Kira Walkenhorst und Laura
Ludwig.
„Das wollten wir unbedingt
schaffen. Es ist für uns ein Aus-
gleich dafür, dass wir nicht bei
den Olympischen Spielen in
Rio dabei sein konnten“, sagt
Abwehrspielerin Laboureur. In
der Olympia-Qualifikation war
das Duo noch an der starken
deutschen Konkurrenz gescheitert. Drei Pärchen lagen damals
vor den beiden Sportsoldatinnen. Inzwischen verwiesen
­
angehen werden, ist allerdings
noch nicht entschieden: „Wir
haben vereinbart, erstmal die
Saison zu Ende zu spielen und
dann zu besprechen, ob es zusammen weitergeht“, erklärt Laboureur. Fest aber stehe schon jetzt:
„Wir sind eingespielt und passen in vielerlei Hinsicht sehr gut
zusammen.“
(sr)
SOZIALES / PERSONAL
aktuell
11
Fotos: Bundeswehr/Torsten Kraatz (3)
5. September 2016
Mauern, schweißen, konstruieren: Das Ausbildungsprogramm für syrische Flüchtlinge – hier an der Pionierschule in Ingolstadt – ist Ende August gestartet.
Mauern bauen, Brücken schlagen
Ausbildungsinitiative der Bundeswehr für Flüchtlinge: Syrer werden im Bauhandwerk geschult.
Von Judith Bexten
A
kribisch setzt Ahmed Al
Mohamed die Mauersteine auf den Mörtel,
drückt sie kurz an. Er blickt auf
die Reihe, die er gerade gemauert
hat, greift zur Wasserwaage – alles
in Ordnung. Doch zu früh gefreut:
Noch kann er die nächste Reihe
nicht beginnen. „Sie müssen
schauen, dass die Mauer korrekt
ausgerichtet ist”, sagt Oberstabsgefreiter Christoph Herrenberger,
Hilfsausbilder Mauerwerksbau
am Ausbildungszentrum Pioniere
in Ingolstadt. Gewissenhaft greift
der 19-jährige Syrer zu Steinen
und Faden und prüft sein Werk
erneut.
Nach dem Krieg
kommt der Aufbau
Al Mohamed ist einer von 25
Männern, die am Modul Bau der
Ausbildungsinitiative der Bundeswehr für syrische Flüchtlinge
teilnehmen: Das Pilotprojekt von
Bundeswehr und Bundesagentur
für Arbeit ist Ende August an den
Start gegangen. Vier Wochen
lang erlernen die Teilnehmer die
Al Mohamed will etwas
Auch die Bundesministerin
Grundlagen des Bauhandwerks, machen, etwas bewegen – der Verteidigung interessiert sich
von einfachen Holzabstützungen dass er nach acht Monaten in für die Arbeit von Al Mohamed.
über Mauern bis hin zu Stahlbe- Deutschland die Gelegenheit „Erzählen Sie mal, was bauen
tonbau und Schweißen. Alles – bekommt, mal rauszukommen Sie hier? Und was erwarten Sie
nicht zuletzt wegen der Kürze der und nicht „nur rumzusitzen“, ist von dieser Ausbildung?“, fragt
Zeit – unterhalb des Niveaus einer ein willkommener Nebeneffekt. Ursula von der Leyen. Sie ist nach
normalen Ausbildung, aber mög- Seine 24 Kollegen haben ähn- Ingolstadt gekommen, um sich
licherweise als Starthilfe für den liche Motive. Sie alle wollen persönlich über das Pilotprojekt
deutschen Arbeitsmarkt nutzbar. sich eine Zukunftsperspek- zu informieren. Die Ministerin
Vor allem lässt
spricht mit Flüchtsich das Erlernte
lingen, Ausbildern
zivil verwenden:
und Organisato„Wir brauchen dieses Wissen in Syrien.“
Wenn die Teilnehren. Zudem unterAhmed Al Mohamed, Teilnehmer in Ingolstadt.
mer nach dem Krieg
zeichnet sie einen
wieder zurückkehKooperationsverren, so die Idee,
trag mit Frankkönnen sie mit diesen Fähigkeiten tive erarbeiten. Dafür fahren Jürgen Weise, dem Vorstandsbeim Wiederaufbau ihrer Heimat sie jeden Morgen zum Ausbil- vorsitzenden der Bundesagentur
helfen. Theorie und Praxis sind dungszentrum Pioniere. Nach für Arbeit. Die Bundesagenpassgenau auf eine teilbeschädigte Sicherheitscheck und Früh- tur ist ebenfalls an der Initiative
Infrastruktur zugeschnitten, wie stück wechseln sie die Klei- beteiligt: Unter anderem wählt
sie in Syrien zu finden ist,. Ahmed dung: Blaumann, Sicherheits- die Bundesagentur für Arbeit die
Al Mohamed kommt das entge- schuhe, Helm, Ohrenschützer maximal 120 Teilnehmer der eingen: Er will seinen Beitrag zum und Arbeitshandschuhe machen zelnen Module – Bau, Handwerk,
Wiederaufbau der Heimat leisten. aus den Flüchtlingen moti- Sanitätsdienst und Technik – aus.
„Wir brauchen dieses Wissen in vierte Auszubildende. EinDie Bundeswehr will mit der
Syrien”, sagt er. In seiner Heimat fache Anweisungen werden auf Initiative einen langfristigen Beigibt es keine vergleichbare Aus- Deutsch gegeben, komplizier- trag zur Integration der Geflüchtebildung. Das Wissen über Häuser- tere Erklärungen und Fachbe- ten leisten. „Wir wollen Ihnen die
bau wird vom Vater an den Sohn griffe müssen Sprachmittler ins nötigen Fertigkeiten vermitteln, um
weitergegeben.
Arabische übersetzen.
Ihr Land wieder aufzubauen, wenn
Sie irgendwann einmal zurückgehen“, sagt die Verteidigungsministerin den Auszubildenden. Da eine
Rückkehr angesichts der derzeitigen Situation in Syrien dauern
könne, wolle man den Teilnehmern die Möglichkeit bieten, sich
sinnvoll weiterzubilden.
Aus Pilotprojekt
lernen
„Wir wollen die Integration
unterstützen, aber gleichzeitig die
Brücke nach Syrien offenhalten“,
so die Ministerin. Auch potenziellen Arbeitgebern helfe das Programm, sich für die Ausbildung
oder Einstellung eines Flüchtlings
zu entscheiden, sagt Frank-Jürgen
Weise. Wer das Zertifikat über die
Teilnahme an der Ausbildungsinitiative vorweisen könne, zeige
Interesse, Durchhaltevermögen
und Verständnis. Nach dem Pilotprojekt soll eine erste Bilanz gezogen werden. Ursula von der Leyen
fordert die syrischen Auszubildenden deshalb zu ehrlicher Rückmeldung auf: „Schließlich bereiten
Sie den Pfad für alle, die nach
Ihnen kommen!“
Als Ausbilder auch ein „bisschen Mutti“
Ingolstadt. Hauptfeldwebel
Sebastian Meißner mag seinen
Job. Der 31-Jährige ist seit einem
Jahr Ausbildungsfeldwebel der
V. Inspektion des Ausbildungszentrums Pioniere in Ingolstadt.
„Ich finde es toll, auszubilden,
Kenntnisse zu vermitteln und
Dinge für das Leben mitzugeben“, sagt er. Als Ausbilder sei
man auch „schon etwas Mutti“,
fügt er augenzwinkernd hinzu.
Dass Meißner mal selbst als
Ausbilder arbeiten würde, konnte
er sich am Anfang seiner beruflichen Ausbildung als Hochbaufacharbeiter nicht vorstellen –
aber welcher 16-Jährige kann
das schon? Doch alles fügte sich
– „zum Guten“, wie er betont.
Nachdem Meißner 2004 bei der
Foto: Bundeswehr/Torsten Kraatz
Hauptfeldwebel Sebastian Meißner ist Ausbildungsfeldwebel – aus Überzeugung.
heutigen Heeresaufklärungstruppe seine Bundeswehrkarriere
begann, wechselte er schließlich
zu den Pionieren in Augustdorf
und gleichzeitig in die Feldwebellaufbahn. 2011 ging es mit den
Pionieren nach Afghanistan, und
2012 wurde er Ausbildungsfeldwebel der Grundausbildung in
Gera. Als Meißner dann noch die
Bau-Technikerausbildung an der
Pionierschule in Ingolstadt absolvierte, lag der Schritt, selbst Ausbilder zu werden, nahe.
Dass er jetzt als einer von acht
Ausbildern bei der Qualifizierung
der syrischen Flüchtlinge mitwirken kann, passt für Meißner in
die Reihe: „Ich bin gern und aus
Überzeugung Ausbilder“, sagt er.
Die Ausbildung der Flüchtlinge
sei – abgesehen von der Sprachbarriere und der knappen Zeit –
eine Ausbildung wie jede andere.
„Wenn jemand interessiert ist, tue
ich mein Bestes, ihm etwas beizubringen.“
(eb)
Welche Redewendung gebrauchen Sie häufig?
„Irgendwas ist immer.“
Was macht Sie stolz?
Mein Kind macht mich stolz, alles andere ist nur für das Ego.
Welches Talent besitzen Sie?
Innere Ruhe.
Mit wem würden Sie gerne einen Monat lang tauschen?
Mit dem Papst.
Welche Superkraft hätten Sie gern?
Teleportieren, Teleportation. Das würde doch sehr viel Reisezeit
ersparen.
Mit wem würden Sie gern einmal Essen gehen?
Mit mir selbst, im Jetzt, mein Gegenüber aber 30 Jahre weiser.
Welches Talent möchten Sie besitzen?
Uneingeschränkten Optimismus.
aktuell
Spitzenköche
suchen Nachwuchs
Berlin. An die Töpfe geht es
vom 4. bis zum 6. Oktober
2016 in der Ruhleben-Kaserne
in Plön. Bei der Culinary
Military Challenge (CMC) zur
Nachwuchsgewinnung für die
Koch-Nationalmannschaft der
Bundeswehr müssen die Teilnehmer aus vorgegebenen Zutaten ein kulinarisch anspruchsvolles Drei-Gänge-Menü kreieren
und zubereiten.
Für die CMC dürfen sich alle
Angehörigen der Bundeswehr
bewerben, die der Mannschaft
bis mindestens Dezember 2018
aktiv zur Verfügung stehen können und eine Kochausbildung
absolviert haben. Bewerbungsschluss ist der 23. September
2016. Für die Unterlagen wird
eine Übersicht des beruflichen
Werdegangs und – falls vorhanden – ein Nachweis der gesammelten Erfahrung in der gehobenen Gastronomie benötigt. Neben
den Nachwuchstalenten werden
außerdem zwei Betreuungspersonen gesucht, die das Team bei
Trainings oder Veranstaltungen
unterstützen können.
Das Verpflegungsamt der Bundeswehr in Oldenburg leitet die
Koch-Nationalmannschaft der
Bundeswehr. Sie ist ein wichtiger Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit des Bundesamtes für
Infrastruktur, Umweltschutz und
Dienstleistungen der Bundeswehr
(BAIUDBw).
(eb)
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VERMISCHTES
5. September 2016
Schreib doch
mal wieder...
Die Postkarte ist beliebt – trotz der digitalen Konkurrenz.
Von Maike Roßwag
D
ie digitale Konkurrenz durch
Whatsapp und Co. ist hart
– doch der guten alten Postkarte
kann sie nicht wirklich etwas
anhaben.
Laut Deutscher Post machen
die Urlaubsgrüße immerhin zwei
Prozent der deutschlandweiten
Briefsendungen aus. Die fleißigsten Postkartenschreiber sind
laut einer aktuellen Umfrage des
Digitalverbandes Bitkom über
65 Jahre alt. Unter den 14- bis
29-Jährigen greifen hingegen nur
39 Prozent zu Karte und Stift.
Für sie könnte die moderne Variante der Postkarte eine Alternative darstellen: Mithilfe von
Apps lassen sich selbstgeschossene Fotos inzwischen mit einem
Grußtext versehen. Der Anbieter druckt alles auf eine traditionelle Karte, die Zustellung erfolgt
innerhalb weniger Tage.
1865: Die Postkarte
scheitert – vorerst
Die Geschichte der Postkarte
geht zurück ins 19. Jahrhundert.
Der preußische Oberpostrat
Heinrich Stephan präsentierte
im Jahr 1865 die Idee der Postkarte auf einer Konferenz in Karlsruhe. Doch die Mehrheit zweifelte am Erfolg der Idee, lehnte
das Format der Postkarte wegen
mangelnder Vertraulichkeit ab.
Es dauerte schließlich noch vier
Jahre, bis am 1. Oktober 1869
die erste Postkarte durch die
österreichische Post verschickt wurde. Die „Korrespondenz-Karte“ war allerdings ohne
Motiv.
Erst ein Jahr später wurde
die erste Postkarte in Deutschland versandt. Die ersten Karten mit bildlichen Darstellungen
kamen während des deutsch-fran-
zösischen Krieges in den Jahren 1870 und
1871 in Umlauf.
Allein von Juli bis
Dezember 1870 waren zehn
Millionen „Feldpost-Korrespondenz-Karten“ zu ihren
Adressaten
unterwegs.
Seit 1872
trägt das feste
Stück Pappe
den Namen
„Postkarte“.
Im Ersten
und Zweiten
Weltkrieg waren Postkarten Mittel der Propaganda. Während des
Nationalsozialismus waren viele
Karten mit Motiven von Kämpfern und Zitaten Adolf Hitlers
bedruckt. In der Nachkriegszeit
folgten Karten mit Fotografien,
die häufig den Alltag der Menschen widerspiegelten. Ab den
Neunzehnsechzigerjahren machten politische Motive auf aktuelle
Themen wie Friedensbewegung
und Anti-Atomkraft aufmerksam.
Am häufigsten aber schafften es in
den vergangenen 130 Jahren wohl Seebrücken, Bäderarchitekturen und
Strände als Motiv auf die Postkarte.
Diethelm Scholle, Fregattenkapitän der Reserve, ist Feldpostbeauftragter der Deutschen Post.
Einen Rückgang der Postkarten
durch die zahlreichen digitalen
Alternativen kann er nicht feststellen: „Ich komme gerade aus
dem Irak zurück. Ich habe festgestellt, dass die dortigen Feldpostkarten sich größter Beliebtheit
erfreuen. Es ist ein netter handgeschriebener Gruß aus dem Einsatz, den man öfter lesen kann als
eine Nachricht per Handy oder
Internet“, sagt der Feldpostbeauftragte. Im Einsatz sei jeder der
Kontingentangehörigen einmal
beim Feldpostamt, so Scholle.
Und das Alter spiele auch bei
den Postkartenschreibern überhaupt keine Rolle.
SUDOKU
Vi
el G
Senden Sie die vier Lösungszahlen,
lück
die sich aus den farbigen Feldern
!
ergeben, per E-Mail mit dem Betreff
„Sudoku 35/2016” und Ihrer Postanschrift an:
[email protected]
Einsendeschluss:
Sonntag dieser Woche
Zu gewinnen:
APC Mobile Power Bank 10 000 mAh
Dieser externe Zusatzakku für Smartphones und
Tablet-PCs bietet bis zu vier Ladevorgänge für unterwegs.
Lösung 33/2016: 5 3 9 2
Gewonnen hat: Sandra Hoffmann
Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen.
Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt.
Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Grafik: Bundeswehr/Daniela Hebbel (3)
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