Klicken! - Maurice Lacroix CSI *** Humlikon 2016

Der Landbote
Samstag, 3. September 2016
Thema
CSI Humlikon
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Schickes Campieren auf dem CSI-Gelände
HUMLIKON Seit Dienstag
leben nationale und internationale Spitzenreiter in
Humlikon auf dem Gelände
von Paul Freimüller. Einige
haben ihre grossen Lastwagen
mitgebracht, in denen Tier
und Mensch Platz finden.
Schwarzes Ledersofa, helles Holz,
Granitabdeckung und Nespressomaschine – im Lastwagen von
Springreiter Manuel Eugster lässt
es sich leben. Am Dienstag ist er
mit dem dunkelbraunen Gefährt
der Marke DAF für den CSI in
Humlikon aus Romanshorn angereist. Gemeinsam mit vielen anderen Lastwagen enormer Grösse
campiert er diese Woche neben
den fünf Stallzelten auf der grünen
Wiese von Paul Freimüller. Pferde, Futter, Pflegerinnen und Reiter finden Platz in den Vehikeln,
die ab 300 000 Franken aufwärts
«Ferien sind
das hier nicht.
Die finden für mich
ohne Pferde statt.»
Manuel Eugster,
Springreiter
zu haben sind. Je nach Länge der
Gefährte passen quergestellt bis
zu sieben Pferde rein. Wer noch
mehr Zwei- oder Vierbeiner transportiert, hängt einfach noch einen
Anhänger dran. Zwischen den
Lastwagen mit Kennzeichen aus
ganz Europa stehen Liegestühle
und Campingtische.
Viel Zeit für die Pferde
Eugster hat, in Humlikon angekommen, per Knopfdruck den
Wohnraum vergrössert. Die Sitzecke lässt sich seitlich am Lastwagen herausfahren. Das Bett, in
dem zwei Menschen gut Platz finden, wird über der Fahrerkabine
heruntergelassen. Der Pferdepfleger, der mitgereist ist, hat
weiter hinten im Wagen, ausserhalb von Eugsters Wohnraum,
einen Schlafplatz. Dort befindet
sich auch das weiss geplättelte
Badezimmer mit Dusche. «Ich
wohne nicht so viele Tage im Jahr
hier drin», sagt Eugster. Er habe
derzeit vor allem junge Pferde
und besuche darum noch nicht so
viele Turniere. Andere Reiter
leben aber fast das ganze Jahr in
solchen Trucks.
Eugsters Pferde Callisto und
Wervel, die er für Paul Bücheler
reitet, sind auch in dem Lastwagen mitgereist. Der Reiter
fährt den Truck selbst und hat
dafür die Lastwagenprüfung sowie Kurse für einen artgerechten
Tiertransport absolviert. Obwohl
er es nicht so weit nach Hause
hätte, wohnt er die ganze Woche
in Humlikon. «Wir nehmen die
Pferde hier zwei- bis dreimal täglich aus dem Stall, das braucht
viel Zeit.» Zeit, die er gerne nutze.
«Ich kann mich so intensiv mit
den Tieren beschäftigen. Zu Hause würde ich nur vom Tagesgeschäft im Stall abgelenkt.» Von
Ferien möchte der Profireiter
aber nicht sprechen. «Ferien finden für mich ohne Pferde statt»,
sagt er und lacht.
Schwiegermutter oder Hotel
Auf dem Reitercampingplatz
steht auch der Lastwagen des Tessiners Fabio Crotta, der im letzten
Jahr am CSI Humlikon Schweizer
Cupsieger wurde. Der Wohnbereich ist etwas einfacher gestaltet
als der von Eugster und erinnert
an das Interieur eines gängigen
Wohnwagens. Er selbst lebt dieses
Mal aber nicht im Lastwagen, sondern überlässt diesen der Pferdepflegerin. «Meine Schwiegermutter wohnt in Effretikon, ich
schlafe bei ihr», sagt er.
Doch nicht alle Reiterinnen
und Reiter wählen das Campingleben. Einige übernachten im
Hotel oder gehen nach Hause,
wenn sie in der Nähe leben. «Bei
den Fünf-Sterne-Turnieren sind
die Veranstalter verpflichtet, den
Teilnehmern Hotel und Verpflegung zu bezahlen», sagt Pressesprecherin Angelika Nido. Der
CSI Humlikon ist mit drei Sternen dotiert. «Da handeln wir einfach gute Konditionen mit einem
Partnerhotel aus.» Ines Rütten
Der CSI Humlikon dauert noch das
ganze Wochenende und bietet den
Besuchern an beiden Tagen inter­
nationalen Reitsport. Heute Abend
findet die Disco­Night mit DJ statt.
Weitere Infos zum Programm gibts
unter www.csi­humlikon.ch.
Eine komfortable Wohnung im Pferdetransporter: Springreiter Manuel Eugster lebt seit Dienstag auf dem Gelände des CSI Humlikon.
Nathalie Guinand
Wenns ums Futter geht, sind die Pferde empfindlich
STALLUNGEN Mit den Reitern
und Pflegern sind auch gut
300 Pferde für den CSI nach
Humlikon gereist. Sie wohnen
in fünf riesigen Stallzelten,
die eigens für die vierbeinigen
Athleten errichtet wurden.
Rund um die Uhr ist das umzäunte
Gelände der Stallungen bewacht.
Jeder, der dort ein und aus geht,
wird am Eingang kontrolliert oder
angemeldet. Schliesslich stehen
hier in Humlikon derzeit gut 300
wertvolle Spitzenpferde in den
weiss-grünen Stallzelten. Gleich
in der ersten Box liegt Martin
Fuchs’ dunkelbrauner Spitzenhengst Chaplin im Stroh und döst,
während sein Boxennachbar den
Kopf aus dem Fenster in die Sonne
streckt. In der Stallgasse wird ein
grosser Brauner vom Pferdepfleger gesattelt, und weiter hinten
flicht eine Pflegerin die Mähne
eines Rappen.
Gefahr von falschem Futter
«Es geht bei der Bewachung nicht
mal so sehr um Diebstahl», sagt
Pressesprecherin Angelika Nido.
Sondern auch darum, dass die
Pferde von unbedarften Gästen
etwas Falsches zu fressen bekommen könnten. Denn die Tiere haben eine sensible Verdauung, und
auch der Dopingtest ist empfindlich. «Es gelten international
sehr strenge Richtlinien», sagt
Nido. Zeigt der Dopingtest eine
verbotene Substanz an, die teilweise schon im normalen Futter
mal vorkommen kann, sind die
Reiter schnell disqualifiziert. Für
das Wohl der Pferde sind am CSI
Humlikon sechs sogenannte Stewards zuständig. Sie kontrollieren dauernd, ob die Pferde nach
den Regeln des Verbands behandelt werden. Einer steht immer
am Abreitplatz, einer ist in den
Stallungen, einer ist Mitglied bei
der Expertengruppe, welche die
Pferde nach der Anreise durch-
checkt, und so weiter. Thomas
Häsler ist einer von ihnen.
Eigentlich Betriebswirtschafter
von Beruf, ist er unter anderem
als Turnierrichter tief im Pferdesport verankert. Die Stewards
müssen verschiedene Weiterbildungen absolvieren, um diese
Position zu erreichen. Denn sie
sind auch diejenigen, welche die
Reiter auf Fehlverhalten hin-
weisen und Regelverstösse ahnden müssen. «Das kommt nur sehr
selten vor», sagt Häsler. Wenn es
einen Vorfall gebe, gelte es im Gespräch Respekt vor Mensch und
Tier zu zeigen. Dann gehe es meist
problemlos. Aber man müsse wissen, wovon man spricht. «Sonst
macht man sich lächerlich.»
Die Reiter bringen das Futter
für ihre Pferde selbst mit. Ganze
Gut 300 Pferde sind in den Stallzelten untergebracht. Die Gasse zwischen den Boxen dient den Pferdepflegern als Putz- und Sattelplatz.
Nathalie Guinand
Säcke voll unterschiedlichem
Müesli stehen in den Zelten. «Die
Pferde sind echte Athleten, eine
Futterumstellung vertragen sie
nicht gut», sagt Häsler. «Das ist
wie bei menschlichen Spitzensportlern, die können auch nicht
so einfach ihre Ernährung umstellen.» Heu und Stroh hingegen
hat Gastgeber Paul Freimüller
produziert. Fünf Tonnen von
beidem braucht es während des
ganzen Turniers.
Vor jeder Box steht ein metallener Rollschrank mit Material bereit, das für die Pferde benötigt
wird. Zäume und Halfter hängen,
blank poliert, an den Gitterstäben der Boxen. «Die Pferde hier
kennen das Leben in solchen
Ställen», sagt Häsler. Viele von
ihnen reisen mit ihren Reitern
um die ganze Welt. Nach langen
Transporten seien die Pferde
schon müde. «Eine Studie hat
aber kürzlich ergeben, dass sie,
anders als der Mensch, keinen
Jetlag kennen.»
Ines Rütten
Der Sportbericht zu den gestrigen
Prüfungen am CSI Humlikon
ist auf Seite 32 zu finden.