GRUNDLAGEN Verkehrsperspektiven 2040 Entwicklung des Personen- und Güterverkehrs in der Schweiz Bundesamt für Raumentwicklung ARE Office fédéral du développement territorial ARE Ufficio federale dello sviluppo territoriale ARE Uffizi federal da svilup dal territori ARE IMPRESSUM INHALT Herausgeber Vorwort Eidgenössisches Departement für Umwelt, Übersicht Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK Relevanz der Verkehrsperspektiven 2040 2 Bundesamt für Raumentwicklung ARE Resultate auf einen Blick 3 Auftraggeber Das Wichtigste in Kürze Bundesamt für Raumentwicklung ARE Personenverkehr5 Bundesamt für Strassen ASTRA Güterverkehr6 Bundesamt für Umwelt BAFU Sensitivitäten und Alternativszenarien Bundesamt für Verkehr BAV Referenzszenario Bundesamt für Energie BFE Personenverkehr Projektleitung Güterverkehr Andreas Justen, Nicole Mathys, ARE Sensitivitäten Auftragnehmer Personenverkehr 18 Roman Frick, Lutz Ickert, INFRAS, Bern Güterverkehr 19 Mark Sieber, Frank Bruns, Nadine Rieser, Alternativszenarien Ernst Basler + Partner, Zürich Personenverkehr20 Produktion Güterverkehr22 Rudolf Menzi, Kommunikation, ARE Anhang Texte und Gestaltung Methodik24 Othmar Humm, Christine Sidler, Glossar25 Faktor Journalisten AG Weiterführende Informationen Fotos Marc Welti (Seite 1) Yves Maurer Weisbrod, Bern (Titelseite, Seiten 12, 17, 26) Bezugsquelle BBL, Verkauf Bundespublikationen, 3003 Bern www.bundespublikationen.admin.ch Art.-Nr. 812.104.d In elektronischer Form auf www.are.admin.ch Auch auf Französisch, Italienisch und Englisch erhältlich August 2016 7 8 13 26 Die Menschen werden immer mobiler. Die ser aufeinander abstimmen und zwischen den vorliegenden Verkehrsperspektiven 2040 Verkehrsmitteln koordinieren. Schaffen wir es, gehen von einem neuerlichen Wachstum Verkehrsspitzen zu glätten, können wir die be- des Verkehrs aus – auf der Strasse und auf stehenden Infrastrukturen gleichmässiger aus- der Schiene, beim Personen- wie beim lasten und viel Geld sparen. Ein austariertes Güterverkehr. Dies ist hauptsächlich auf die Mobility Pricing kann uns hierbei unterstützen. dynamische Entwicklung von Wirtschaft und Be- Eine grosse Chance sehe ich über- völkerung zurückzuführen. Die Analysen zeigen dies im technologischen und ge- auf, dass wir Handlungsspielraum haben und die sellschaftlichen Wandel. Die Men- Verlagerungspolitik des Bundesrats wirkt: In kei- schen bewegen sich multim odal. nem anderen Land werden im Vergleich mit der Ein eigenes Auto zu besitzen, ist Strasse so viele Güter auf der Schiene durch die nicht mehr zentral. Für Wirtschaft Alpen transportiert wie in der Schweiz – Tendenz und Gesellschaft stehen künftig steigend. Im Personenverkehr erhöhen sich die Mobilitätsdienstleistungen im Vor- Anteile des öffentlichen und des Langsamver- dergrund. Wer die Dienstleistung kehrs. erbringt und welche Verkehrsmit- Mit den heutigen Infrastrukturen werden wir das tel man dabei einsetzt, ist weniger von Belang. Wachstum nicht auffangen können. Staustunden Energieeffiziente, autonom und vernetzt fahren- nehmen zu, kosten Geld und belasten die Um- de sowie gemeinsam genutzte Fahrzeuge wer- welt; die Züge in den Spitzenzeiten sind voll. den an Bedeutung gewinnen. Kundenfreundliche Deshalb wird der Bund weiterhin gezielt inves- Dienstleistungen von der Haustür bis zum Ar- tieren, um auf der Strasse Engpässe zu beseiti- beitsplatz oder Zielort sind die Zukunft und kön- gen und die Kapazitäten der Bahn zu steigern. nen die Kosten der Mobilität reduzieren. Die Verkehrsperspektiven 2040 sind für alle Bun- Die Schweiz mit ihren hervorragenden Verkehrs desämter meines Departements eine wichtige infrastrukturen und innovativen Logistikern hat Planungsgrundlage für diese Ausbauprogram- eine gute Ausgangslage, die Mobilität mit neuen me. Ideen zu bewältigen. Die Verkehrsperspektiven Der Boden und die finanziellen Mittel sind indes 2040 helfen uns, den Blick nach vorne zu richten. «Wir wollen Siedlungs- und Verkehrsentwicklung besser aufeinander abstimmen und zwischen den Verkehrsmitteln koordinieren.» beschränkt. Daher ist es unerlässlich, dass wir uns mit Ergänzungen zum klassischen Infra- Bundesrätin Doris Leuthard strukturausbau auseinandersetzen. So wollen Vorsteherin des Eidgenössischen Departements wir Siedlungs- und Verkehrsentwicklung bes- für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation Übersicht Relevanz der Verkehrsperspektiven 2040 Das Bundesamt für Raumentwicklung ARE Die Resultate basieren auf Wenn-dann- hat in Zusammenarbeit mit den beteiligten Analysen und stellen keine Zielszenarien Bundesämtern die verkehrlichen Entwick- dar. Neben einem klassischen Referenzszena- lungen bis 2040 errechnet. Die Ergebnisse in rio wurden zwei darauf basierende Sensitivitä- Form von verkehrsträgerübergreifenden Szena- ten und drei Alternativszenarien berechnet. Das rien des Personen- und Güterverkehrs dienen Referenzszenario schreibt die grundsätzlichen als Planungsgrundlage für Ausbauprogramme Entwicklungen der letzten Jahrzehnte fort und von Strasse und Schiene sowie für verkehrs zeigt auf, wie sich Raumstruktur und Verkehr bei politische und raumplanerische Entscheide. heute geltendem Regulativ entwickeln könnten. Zudem sind die Ergebnisse für die Energieper Dagegen gehen die Sensitivitäten von einer dif- spektiven und für Berechnungen von Lärm- und ferenzierten – dynamischen respektive weniger Schadstoffemissionen nutzbar. Die Verkehrsper- dynamischen – Bevölkerungs- und Wirtschafts- spektiven konzentrieren sich auf den Landver- entwicklung, aber derselben Raumordnungs- kehr (Strasse und Schiene, inklusive Fuss- und und Verkehrsp olitik aus. Zweck der explorativ Veloverkehr); Schiffs- und Luftverkehr sind nicht angelegten Alternativszenarien ist es, Bandbrei- Teil der Perspektiven. Deren Entwicklungen, zum ten denkbarer Raum- und Verkehrsentwicklun- Beispiel bezüglich der Passagieraufkommen an gen zu analysieren. den fünf grössten Schweizer Flughäfen, werden aber im landgebundenen Zubringerverkehr berücksichtigt. Szenarien der Verkehrsperspektiven 2040 − Übersicht Referenzszenario Referenzszenario: schreibt grundlegende Entwicklungen der Vergangenheit fort und berücksichtigt Trends. Sensitivitäten: Analyse mit jeweils höherem respektive niedrigerem Bevölkerungsund BIP-Wachstum («Hoch» und «Tief»). Alternativszenarien Alternativszenarien: bilden die Verkehrsentwicklung aufgrund unterschiedlicher Wohn- und Arbeitsplatzstrukturen (Verdichtung respektive Zersiedlung) und verkehrspolitischer Annahmen ab. Balance: integriert Aspekte der Nachhaltigkeit in die Entwicklung (z. B. Verdichtung) und priorisiert den öffentlichen Verkehr. Sprawl: beschreibt eine akzentuierte Zersiedlung des Landes mit Vorrang der individuellen Mobilität. Fokus: differenziert stärker zwischen Stadt und Land mit akzentuierter Urbanisierung; Verkehrswachstum vor allem in und zwischen Städten. Allen Szenarien und Sensitivitäten sind die Ausbauschritte Strasse (PEB, Module 1− 3, ohne Netzergänzungen) und Schiene (STEP AS 2025) hinterlegt. Im Gegensatz zu den Sensitivitäten basieren alle Szenarien auf dem mittleren Bevölkerungs- und BIP-Szenario (BFS, SECO). Die Verkehrsperspektiven 2040 gründen auf den im UVEK etablierten Verkehrsmodellen: das Nationale Personenverkehrsmodell (NPVM) und die Aggregierte Methode Güterverkehr (AMG). Die Modelle basieren auf den aktuellsten Grundlagedaten und Verkehrserhebungen. © ARE 2 Übersicht Resultate auf einen Blick Beachtliches Wachstum. Der Verkehr wächst Ausweichverkehr erwartet. Die abschnitts- in den nächsten Jahrzehnten weiter, allerdings weisen Einschränkungen in der Nutzung von mit geringeren Raten im Vergleich zu den letzten Hochleistungs- und Hauptverkehrsstrassen füh- 20 Jahren. Der weiter wachsenden Bevölkerung ren zu Verlagerungen des motorisierten Ver- und Wirtschaft stehen Sättigungstendenzen im kehrs auf lokale und regionale Strassen. Auf lan- Motorisierungsgrad, bei den ÖV-Abonnenten gen Wegen bringt dies Vorteile für den ÖV, der und bei der Anzahl Wege pro Person gegenüber. im Gegensatz zur Strasse keinen Stauzeitverlus- «Die Strassen sind deutlich stärker belastet als noch vor 10 Jahren – trotz Entlastungen durch Beseitigung von Engpässen.» Es zeigt sich eine leichte Entkopp- ten unterliegt, sondern «nur» Komforteinbussen; lung von strukturellem und verkehr- entsprechend verändert sich der Modal Split: lichem Wachstum. Ein wichtiger Der ÖV-Anteil erhöht sich um 4 Prozentpunkte Grund dafür ist die demog rafische bis 2040. Alterung der Gesellschaft. Zwar sind die zunehmend aktiven Rent- Güterverkehr unterhalb BIP-Zuwachs. Auf- nerinnen und Rentner eine trei- grund des Marktdruckes steigern der Schienen- bende Kraft im Personenverkehr. und der Strassengüterverkehr die Produktivität Gleichzeitig sinkt aber der Anteil stetig. In der Summe entwickelt sich der Güter- der sehr mobilen Erwerbsbevöl- verkehr mittig zwischen den Wachstumsraten kerung. Hinsichtlich der Bevölke- der Bevölkerung und der Wirtschaft. rungsstruktur gilt Gleiches im Grundsatz auch für die Sensitivitätsanalysen, bei denen eine Kosten treiben Verlagerung. Aufkommen stärkere respektive schwächere Bevölkerungs- und Leistung wachsen im Güterverkehr – bei und BIP-Entwicklung unterstellt ist. einer BIP-Zunahme von 46 % – um je 37 %. Weil die Kosten im Strassengüterverkehr stärker stei- Pkm: Personenkilometer Tkm: Tonnenkilometer Fzkm: Fahrzeugkilometer MIV: Personenwagen und Motorräder ÖV: Bahn, Tram und Bus LV: Langsamverkehr (Velo, zu Fuss) Weitere Begriffe: Glossar auf Seite 25 Hohe Auslastung von Strasse und Schiene. gen als jene auf der Schiene, verlagern sich An- Dass die Ergebnisse der Verkehrsperspektiven teile im Modal Split um 2 Prozentpunkte zuguns- 2040 nicht noch höher ausfallen, liegt an wei- ten der Schiene (bezogen auf die geleisteten teren hemmenden Faktoren: Die Strassen sind Tonnenkilometer). deutlich stärker belastet als noch vor 10 Jahren – trotz Entlastungen durch Beseitigung von Eng- Verschiebungen bei den Warengruppen. pässen. Hohe Auslastungen sind beim ÖV auch Energieträger wie fossile Treibstoffe und Heizöl in Zukunft zu erwarten, jedenfalls während Spit- werden hauptsächlich auf der Schiene transpor- zenzeiten des werktäglichen Verkehrs in und tiert. Durch die Umsetzung der Energiestrategie zwischen den Ballungsräumen. In einzelnen Kor- 2050 des Bundes kommt diesen Transporten im ridoren des öffentlichen Verkehrs verdoppelt 2040-Verkehr aber nur noch marginale Bedeu- sich die Nachfrage bis 2040. tung zu. Dagegen erhöht der Schienenverkehr seine Anteile im kombinierten Verkehr und im Transport von Stück- und Sammelgütern. 3 Szenario Balance zeigt Potenziale ( Szena- Akzentuierte Urbanisierung allein genügt rien Seite 7). Die kompakte Raumstruktur, eine nicht. Im Szenario Fokus ( Szenarien Seite 7) ÖV- und LV-orientierte Verkehrspolitik sowie entwickeln sich städtische und ländliche Räume Sharing-Angebote und die verstärkte Nutzung unterschiedlich: Die Förderung der Verkehrs von Homeoffice zeigen Potenziale im Szenario träger konzentriert sich auf die Städte und die Balance, die Verkehrsleistungen zu senken, ohne Achsen zwischen den Städten. Die resultieren- das Aufkommen – und damit den Mobilitätsbe- den Effekte kompensieren sich teilweise gegen- darf – zu reduzieren. seitig, belegen aber auch, dass eine zusätzlich akzentuierte Urbanisierung – in Verbindung mit Szenario Sprawl macht Grenzen sichtbar steigenden Anteilen des ÖV – noch nicht zu einer ( Szenarien Seite 7). Im Szenario Sprawl er- Verkehrsreduktion führt. Auf den Wegen zu, von geben sich Fahrleistungen im MIV, die um 11 % und zwischen den Städten dominiert im Szenario über jenen des Referenzszenarios liegen (69 Fokus der motorisierte Individualverkehr. statt 62 Mrd. Fzkm). Damit deutet dieses Szenario die obere Grenze einer denkbaren MIV-Entwicklung an. Verkehrsperspektiven 2040 Die höchste Zunahme im PersonenverDie Verkehrsleistung wächst weiter beachtlich, aber weniger kehr (Pkm) weist der öffentliche Verkehr aus, die geringste der motorisierte Individualverkehr. ÖV dynamisch als in der jüngsten Vergangenheit. LV MIV +51 % +32 % +18 % Personenverkehr Güterverkehr Im Güterverkehr +25 % +37 % Einkaufs- und Freizeitwege nehmen am stärksten zu, der Arbeitsverkehr am geringsten. Gründe sind der sinkende Anteil der Erwerbstätigen und mehr mobile Rentnerinnen und Rentner. Einkauf Freizeit Der grösste Treiber der Verkehrsentwicklung bleibt das Wachstum der Bevölkerung und der Wirtschaft. Bevölkerung wächst der Anteil (Tkm) der Schiene stärker als jener der Strasse. Wirtschaft Schiene +45 % +33 % © ARE Arbeit +38 % +32 % +16 % Bundesamt für Raumentwicklung ARE — Verkehrsperspektiven 2040 Strasse +28 % +46 % 4 Das Wichtigste in Kürze Personenverkehr Leistung im Personenverkehr bis 2040 Leistung und Zuwachs absolut 2010 −2040 Mrd. Pkm 120 (2010: 100) 160 100 140 15,5 Zuwachs indexiert 80 120 60 100 40 80 Anteile am Modal Split 7,0 % 100 LV ÖV 51,5 % 6,6 LV 32,0 % 19,2 23,2 ÖV 90 80 70 60 MIV 18,1 % 20 11,4 2,4 0 MIV ÖV LV 50 74,2 69,8 MIV 40 30 20 60 10 40 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 0 2010 2040 © ARE Leistung im Personenverkehr Die Personenverkehrsleistung ( Glossar Hauptverkehrsmittel. Durch die Überlastung des (Referenzszenario): Leistung absolut 2010 S. 25) wird bis 2040 im Referenzszenario Strassennetzes in Agglomerationen und auf Na- und Zuwachs absolut bis 2040 in Mrd. um ein Viertel zunehmen. Damit liegt die Zu- tionalstrassen verlagert sich der Verkehr auf Pkm (links); Entwicklung 1995 bis 2040, nahme geringfügig unter jener der Bevölkerung. nachgeordnete Strassen. indexiert (2010: 100, Mitte); Modal Split Der dominante Einfluss des Bevölkerungswachstums auf die Verkehrsentwicklung zeigt sich in Die MIV-Entwicklung ist weniger dynamisch allen Szenarien und Sensitivitäten. Dämpfen- als in jüngster Vergangenheit. Einerseits sind de Effekte auf das Verkehrsaufkommen, zum Sättigungstendenzen im Motorisierungsgrad und Pkm: Personenkilometer Beispiel durch einen rückläufigen Anteil der bei der Anzahl Wege pro Person sichtbar, ande- Tkm: Tonnenkilometer Erwerbstätigen, werden durch gegenläufige rerseits verlagern sich Wege und Leistungen zum Trends wie eine steigende Mobilität der älteren ÖV und zum Langsamverkehr (LV). 2010 und 2040, in % (rechts). Fzkm: Fahrzeugkilometer MIV: Personenwagen und Motorräder Bevölkerung kompensiert. ÖV: Bahn, Tram und Bus LV: Langsamverkehr (Velo, zu Fuss) Weitere Begriffe: Glossar auf Seite 25 Im öffentlichen Verkehr sind die ZunahDas wachsende Verkehrsaufkommen führt men umfassender. In einigen Korridoren des zu Überlastungen des Strassennetzes. Zwar Schienenverkehrs verdoppelt sich die Nach- haben Ausbauten (hinterlegt ist die Programm- frage, sodass sich die Frage stellt, ob während botschaft Engpassbeseitigung PEB, Module 1 – 3, Spitzenzeiten das prognostizierte Wachstum ohne Netzergänzungen) abschnittsweise Entlas- ohne weitere Massnahmen bewältigt werden tungen zur Folge, doch der Mehrverkehr führt kann. Die Analysen zeigen, dass das in den Ver- zu höheren Reisezeitverlusten. Dadurch nimmt kehrsperspektiven hinterlegte Konzept «STEP die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs (ÖV) Ausbauschritt 2025» voraussichtlich nicht aus- auf langen Wegen zu. Zusammen mit einer wei- reichen wird, um die gesamte Nachfrage be- ter anhaltenden Urbanisierung steigt der Mo- friedigend decken zu können. Es besteht Hand- dal-Split-Anteil des ÖV um 4 Prozentpunkte im lungsbedarf für weitere Angebotsschritte im Vergleich zu 2010. Der motorisierte Individu- Fern- und Regionalverkehr mit entsprechenden alverkehr (MIV) bleibt aber mit Abstand das Ausbauten der Infrastruktur. 5 Güterverkehr Leistung im Güterverkehr bis 2040 Leistung und Zuwachs absolut 2010 −2040 Mrd. Tkm 25 Zuwachs indexiert Anteile am Modal Split (2010: 100) 160 % 100 Schiene 44,7 % 20 36,8 38,8 Schiene 140 5,5 Strasse 32,8 % 15 4,4 80 70 120 10 90 60 100 50 63,2 61,2 Strasse 80 5 60 0 40 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 40 30 20 10 Strasse Schiene 0 2010 2040 © ARE Um gut ein Drittel nehmen Verkehrsauf- 61 % aller Tonnenkilometer werden 2040 Leistung im Güterverkehr (Referenz kommen und Verkehrsleistung im Güter- auf der Strasse erbracht, was zu einem szenario): Leistung absolut 2010 und verkehr im Referenzszenario zu. 2040 wird um 2 Prozentpunkte geringeren Anteil die- Zuwachs absolut bis 2040 in Mrd. Tkm auf Schweizer Infrastrukturen 37 % mehr Ver- ses Verkehrsträgers führt – zugunsten der (links); Entwicklung 1995 bis 2040, kehrsleistung generiert. Für den gleichen Zeit- Schiene. Dies gründet auf steigenden Auslas- indexiert (2010: 100, Mitte); Anteile im punkt geht das Staatssekretariat für Wirtschaft tungsgraden im Schienengüterverkehr und we- Modal Split 2010 und 2040, in % (rechts). SECO von einer Zunahme des Bruttoinlandpro- niger stark steigenden Kosten als im Strassen- dukts (BIP) von 46 % aus. transport. Dennoch nimmt die Verkehrsleistung im Strassengüterverkehr um fast ein Drittel zu. Die Verkehrsleistung je Werteinheit des Auf der Schiene steigt die Verkehrsleistung um transportierten Gutes – die Transportin- 45 %. tensität – nimmt weiter ab, weil in Zukunft wertvollere und zugleich leichtere Waren Deutliche Verschiebungen ergeben sich zu transportieren sind (Güterstruktur bei den Warengruppen im Güterverkehr. effekt). Zudem wächst der Dienstleistungssek- Gemäss den Energieperspektiven 2050 vermin- tor überdurchschnittlich, während die trans- dert sich der Import von Energieträgern (fossile portintensiven Branchen unterdurchschnittlich Treibstoffe, Heizöl) sehr stark, was vor allem die wachsen. Schiene betrifft. Dagegen erhöht die Schiene ihre Anteile im kombinierten Verkehr und im Transport von Stück- und Sammelgütern. Bundesamt für Raumentwicklung ARE — Verkehrsperspektiven 2040 6 Sensitivitäten und Alternativszenarien Sensitivitäten Sprawl – Zersiedelung Ergänzend zu den Resultaten des Referenz Mit 69 Mrd. Fzkm weist das Szenario Sprawl szenarios sind Ergebnisse zu einer hohen erwartungsgemäss die höchste Fahrleistung und einer tiefen Sensitivität verfügbar. Sie des MIV auf: 11 % über dem Referenzszenario basieren auf den entsprechenden Szenarien der (62 Mrd. Fzkm) und 6,5 % über der Sensitivität Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung des Hoch (65 Mrd. Fzkm). «Sprawl» zeigt damit Bundesamts für Statistik BFS und des Staatsse- eine obere Grenze einer denkbaren MIV-Ent- kretariats für Wirtschaft SECO. Die Sensitivitäten wicklung bis 2040 auf. Auf die Personenver- zeigen eine Bandbreite der verkehrlichen Ent- kehrsleistung hat dies keinen grossen Einfluss: wicklung in der Schweiz bei einer dem Referenz- Unter anderem aufgrund geringerer Besetzungs- szenario vergleichbaren Verkehrs- und Raum- grade der Personenwagen beträgt die Leistung ordnungspolitik auf. im Jahr 2040 140 Mrd. Pkm (Referenzszenario: Balance − Nachhaltigkeit Sprawl – Zersiedelung 145 Mrd. Pkm). Alternativszenarien Neben dem Referenzszenario sind drei Fokus – akzentuierte Urbanisierung Alternativszenarien definiert. Sie sind durch Diesem Szenario sind – mit einer Leistung von unterschiedliche verkehrs- und raumordnungs- 141 Mrd. Pkm – weder eine ausgeprägte Ver- politische Eingriffstiefen, Verhaltensweisen und kehrsvermeidung noch eine stärkere Verlage- Lebensstile geprägt. Für alle drei Alternativsze- rung zum ÖV respektive zum LV eigen. In einer narien – Balance, Sprawl und Fokus – resultieren räumlich differenzierten Analyse zeigen sich die nur geringe Unterschiede in der Anzahl Wege. Wirkungen des Szenarios: Die MIV-fördernden Deutlicher wirken sich die Raumstruktur und die Annahmen für den ländlichen Raum führen Verkehrspolitik auf die Verkehrsleistungen und dazu, dass sich Personen zwischen den Städten den Modal Split aus. sowie im ländlichen Raum vermehrt mit dem Auto bewegen. Ohne flankierende Massnahmen Balance – Nachhaltigkeit im ländlichen Raum überkompensiert dieser Die Verkehrsleistung im LV nimmt zu, auch auf Effekt die Wirkung der Urbanisierung – mehr ÖV Kosten des ÖV, da dem Szenario die Annah- in den grossen Städten und kürzere Wege. me einer verstärkten Nutzung von Fahrrädern und E-Bikes zugrunde liegt. «Balance» weist Im Güterverkehr weichen die Alternativ die geringste Verkehrsleistung aller Szenarien szenarien Balance und Sprawl nur gering- aus: 138 Mrd. Pkm gegenüber 145 Mrd. Pkm im fügig vom Referenzszenario ab. Im Vergleich Referenzs zenario. Das zeigt die Potenziale ei- zum Personenverkehr sind die unterstellten An- ner kompakten Raumstruktur in Verbindung mit nahmen weniger dynamisch, sodass die Verla- einer auf den «Umweltverbund» aus ÖV- und gerungen zur Schiene mit 0,8 Prozentpunkten LV-orientierten Verkehrspolitik auf: Diese Kom- für «Sprawl» und 2,7 Prozentpunkten für «Balan- bination senkt die Verkehrsleistung, ohne die ce» die 2 Prozentpunkte des Referenzszenarios Mobilität, quantifiziert durch die Anzahl Wege, einrahmen. Im «Fokus» resultiert dagegen eine einzuschränken. Es sind vor allem geringere stärkere Verlagerung zur Strasse von 3,1 Pro- Wegdistanzen, die zu einer Verkehrsminderung zentpunkten. führen. Bundesamt für Raumentwicklung ARE — Verkehrsperspektiven 2040 7 Fokus – akzentuierte Urbanisierung Referenzszenario Personenverkehr Leistung im Personenverkehr bis 2040 Relativer Zuwachs 2010 −2040 in % 60 ÖV Total: 33,6 Mrd. Pkm +51 % 50 40 +32 % 30 20 LV Total: 10,0 Mrd. Pkm MIV Total: 100,9 Mrd. Pkm +18 % 10 Referenzszenario: relativer und absoluter Zuwachs der Leistung im Personenverkehr in % und in Pkm, +2,4 Mrd. Pkm 0 0 differenziert nach Modi, 2010 bis 2040. Die Grösse der Punkte entspricht der 2 4 +11,4 Mrd. Pkm 6 8 10 12 Absoluter Zuwachs in Mrd. Pkm 14 +15,5 Mrd. Pkm 16 18 20 © ARE Leistung im Jahr 2040. Aufkommen und Leistung im Personenverkehr bis 2040 Der Verkehr wächst weiter, wenn auch mit Zuwachs 2010 −2040 in % den Jahren nach 2000. Denn der Personen- 60 verkehr nahm nach den markanten Angebots- abgeschwächter Dynamik im Vergleich zu Leistung 50 steigerungen (Bahn 2000 und Ausbau der S-Bahnen) im ersten Jahrzehnt durchschnittlich um Wege 1,6 % pro Jahr zu, zwischen 2010 und 2020 liegt 40 Referenzszenario: Zuwachs im werktäglichen Aufkommen und der das jährliche Wachstum bei 1 %, nach 2020 sinkt 30 es unter 1 %. Ein wesentlicher Grund liegt in den 20 Basisdaten zur Bevölkerungs- und Wirtschafts- in %, differenziert nach Modi, 10 entwicklung – ab 2020 sinken deren Zuwachsra- 2010 bis 2040. 0 Verkehrsleistung im Personenverkehr ten. Dass die Verkehrsangebote nicht mehr wie MIV ÖV LV © ARE im bisherigen Ausmass erweitert werden und auch der Besitz von Personenwagen sowie der Um 25 % steigen die Leistungen im Perso- Bezug von ÖV-Abos zu einer Sättigung tendie- nenverkehr zwischen 2010 und 2040 – von ren, sind weitere Gründe für das verlangsamte 115,2 auf 144,5 Mrd. Pkm. Mit 51 % weist der Wachstum. öffentliche Verkehr die höchste Zuwachsrate aus, um 18 % wächst der motorisierte Individualverkehr und um 32 % der Langsamverkehr. Dies bewirkt eine Verschiebung im Modal Split: Der ÖV-Anteil steigt von 19 % auf 23 %. Der MIV bleibt aber mit Abstand das dominante Verkehrsmittel. 8 Aufkommen im Personenverkehr bis 2040 Zuwachs 2010 −2040 in % 60 50 40 37,5 31,9 30 20 27,2 Total 16,4 20,5 10 Referenzszenario: Zuwachs im werktäglichen Aufkommen des Personen 0 MIV ÖV LV Arbeit verkehrs in %, differenziert nach Ver Ausbildung Einkauf Freizeit Nutzfahrt kehrszwecken und Verkehrsmitteln, 2010 bis 2040. Das Aufkommen © ARE entspricht der Anzahl Wege. Betrachtet man den Zweck einer Fahrt, Ebenfalls unterdurchschnittlich, aber stär- zeigen sich im Verkehrsaufkommen grosse ker als der Arbeitsverkehr, entwickelt sich Unterschiede. Mit 16 % weist der Arbeitsver- der Geschäftsverkehr (Nutzverkehr). Die- kehr das geringste Wachstum auf; 32 % beträgt ser Zweck von Fahrten unterliegt zwei gegen die Rate im Freizeitverkehr und 38 % im Ein- läufigen Entwicklungen: Einerseits führen das kaufsverkehr. Dies ist hauptsächlich in der De- Wirtschaftswachstum und die weitergehende mografie begründet: Der Anteil der erwerbstäti- Arbeitsteilung zu Mehrverkehr, andererseits gen Bevölkerung nimmt kontinuierlich ab, jener dämpfen neue Technologien wie Videokonferen- der Rentnerinnen und Rentner zu. Diese ältere zen und Fernwartungssysteme den Zuwachs bei Bevölkerungsgruppe verursacht überwiegend diesem Verkehrszweck. Freizeit- und Einkaufsverkehr, aufgrund besserer Gesundheit und geeigneter Verkehrsange bote sogar mit mehr Wegen pro Tag als heute. Der Trend zu flexiblen Arbeitszeiten und das Potenzial neuer Kommunikationstechnologien vermindern die Relevanz des Arbeitsverkehrs zusätzlich. Bundesamt für Raumentwicklung ARE — Verkehrsperspektiven 2040 9 Referenzszenario – Personenverkehr Verkehrsnetze Auslastung der Hochleistungs- und Hauptverkehrsstrassen im Jahr 2040 ≤ 0,75 kaum Einschränkungen ≤ 0,9 deutliche Einschränkungen > 0,9 starke Einschränkungen und sehr hohe Auslastung © ARE Referenzszenario: Auslastungsgrade (Fahrzeuge / Kapazität) des HLS- und HVS-Netzes 2040. Quellen: INFOPLAN-ARE, Modellergebnisse NPVM, swisstopo Anmerkung: Die Selektion der HLS-/HVSStrecken erfolgt aus dem Verkehrsmodell. Referenzszenario: Fahrleistungen im MIV, 2010 und Zuwachs bis 2040 in Mrd. Fahrzeugkilometer (Fzkm) und in %, differenziert nach Strassenkategorien und Ortsbezug. Leistung im MIV nach Strassenkategorie und Ortsbezug Im Personenverkehr nehmen die Fahrleis- Mrd. Fzkm sem Wachstum ist das untergeordnete Strassen- 40 35 30 25 20 15 10 5 0 tungen auf der Strasse um 18 % zu. An dienetz – mit einem Anteil an den Fahrleistungen von Zunahme bis 2040 18,0 % 2010 15,6 % Anteil an den Fahrleistungen jeweils 38 % respek- 18,3 % 15,8 % 25 % – prozentual stärker beteiligt als das Autobahn- und Kantonsstrassennetz (dort beträgt der tive 37 %). Das untergeordnete Netz nimmt Ausweichverkehr aus den HLS- und HVS-Netzen auf, 26,0 % die abschnittsweise überlastet sind. Bei diesem Effekt spielt auch der wachsende StrassengüterHLS HVS SES inner- ausserorts orts HLS: Hochleistungsstrassen © ARE verkehr eine Rolle, der aufgrund der Zunahmen bis 2040 mehr Platz auf den HLS- und HVS-Netzen beansprucht. Vor allem in den gross en Agglo HVS: Hauptverkehrsstrassen merationen um die Städte Zürich, Basel, Bern, SES: Sammel- und Erschliessungsstrassen Lausanne, Lugano und Genf sowie auf Abschnit- innerorts: Strecken im Siedlungsgebiet ten zwischen diesen Zentren ist die Auslastung ausserorts: Strecken ausserhalb des – trotz Umsetzung des Programms «Engpass Siedlungsgebiets beseitigung» – anhaltend hoch. 10 Entwicklung der Personenfahrten im Schienenverkehr zwischen 2010 und 2040 Prozentuale Veränderung 2010 −2040 ≤ 40% ≤ 70 % > 70 % © ARE Referenzszenario: Zuwachs Personen fahrten im Schienenverkehr bis 2040 Im öffentlichen Verkehr nimmt die Leis- in %. Quellen: INFOPLAN-ARE, Modell tung um 51 % zu. Im Schienenverkehr erstre- ergebnisse NPVM, swisstopo cken sich die Zunahmen fast durchgängig auf Anmerkung: Der Gotthard-Basistunnel das gesamte Netz. Im Mittelland und insbeson- ist aufgrund der Eröffnung im Jahr 2016 dere auf Abschnitten im Grossraum Zürich sowie noch ohne Zuwachsraten dargestellt. in der Westschweiz führen die Zunahmen bis zu Zur einheitlichen grafischen Darstellung einer Verdopplung der Nachfrage. Letztgenann- ist der Tunnel der Kategorie mit dem te Entwicklung steht in unmittelbarem Zusam- geringsten Wachstum zugeordnet. menhang mit der für die Westschweizer Kantone und das Südtessin erwarteten, dynamischen Bevölkerungsentwicklung. Der starke Zuwachs bis 2040 – bei einem hinterlegten Ausbauschritt 2025 – belegt, dass weiterer Handlungsbedarf besteht. Bundesamt für Raumentwicklung ARE — Verkehrsperspektiven 2040 11 Referenzszenario Güterverkehr Leistung im Güterverkehr bis 2040 Relativer Zuwachs 2010 −2040 in % 60 Schiene 50 Total: 14,2 Mrd. Tkm +44,7 % Strasse 40 Total: 22,4 Mrd. Tkm +32,8 % 30 20 10 + 4,4 Mrd. Tkm 0 0 1 2 3 4 +5,5 Mrd. Tkm 5 6 Absoluter Zuwachs in Mrd. Tkm Referenzszenario: relativer und absoluter Zuwachs der Leistung im Güterverkehr 7 in % und in Tkm, differenziert nach © ARE Verkehrsträgern, 2010 bis 2040. Um gut ein Drittel nehmen Verkehrsauf- Keine markanten Veränderungen sind bei kommen und Verkehrsleistung im Güter- den aufkommensbezogenen Anteilen der verkehr im Referenzszenario zu. 2040 wer- Verkehrsträger Strasse und Schiene am den mit 574 Mio. Tonnen 37 % mehr transportiert Gesamtmarkt 2040 zu erwarten. 84 % ent als 2010, was auf Schweizer Infrastrukturen eine fallen auf die Strasse und 14 % auf die Schiene Verkehrsleistung von 37 Mrd. Tonnenkilometer (2 % auf die hier nicht im Detail dargestellte generiert. Rheinschifffahrt und den Transport über Rohrfernleitungen). Dies, obwohl die Aufkommen auf Die Transportintensitäten nehmen weiter der Schiene mit 40 % stärker wachsen als auf der ab. Gründe sind der Güterstruktureffekt, also Strasse (39 %). Der Güterstruktureffekt und die der Transport von leichteren und zugleich wert- verminderte Bedeutung der Energieträgertrans- volleren Gütern, sowie der wirtschaftliche Struk- porte verhindern jedoch eine deutliche Zunah- turwandel hin zu mehr Dienstleistungen, wäh- me der Schiene im Modal Split. So legt die Bahn rend produzierende und damit güterintensive beim Aufkommen lediglich 0,3 Prozentpunkte Branchen unterdurchschnittliche Zuwachsraten hinzu. 13 aufweisen. Bundesamt für Raumentwicklung ARE — Verkehrsperspektiven 2040 13 Referenzszenario – Güterverkehr Verkehrsarten und Warengruppen Leistung im Güterverkehr bis 2040 Mrd. Tkm 20 42,5 % 18 Zuwachs 2010 −2040 16 14 12 2010 10 29,8 % 8 6 42,5 % 4 Referenzszenario: Leistung im Güterverkehr, 2010 und Zuwachs bis 2 2040 in Mrd. Tkm und in %, differenziert 0 18,6 % Import Binnen nach Verkehrszwecken respektive Export Transit © ARE Verkehrsarten. Aufkommen im Güterverkehr bis 2040 Die Basistunnel der NEAT haben Einfluss Mio. Tonnen auf die Verkehrsleistung. Denn der Transit 500 wächst im Aufkommen um 38 %, die Leistung da- 400 39,1 % gegen entwickelt sich mit einem Plus von 30 % Zuwachs 2010−2040 gedämpfter. In der Leistungsbilanz «fehlen» die den Basistunneln geschuldeten Kilometer ge- 300 Referenzszenario: Aufkommen im Güterverkehr, 2010 und Zuwachs bis 2040 in Mio. Tonnen und in %, differenziert 40,1 % 100 0 nach Modi. genüber den bisherigen Streckenführungen. 2010 200 Im Binnen- und im Importverkehr akzentuiert sich der Leistungszuwachs auf jeweils Strasse Schiene © ARE 43 %. Warengruppen mit grossen mittleren Transportweiten weisen überdurchschnittliche Zuwachsraten auf. Beim Import kommt dazu, Aufgrund strukturell und logistisch beding- dass Energieträger mit nur geringen mittleren ter Transportweitenveränderungen erge- Transportweiten aufgrund ihres Bedeutungs- ben sich im (bimodalen) Modal Split der verlustes den Mittelwert weniger stark beein- Leistung grössere Verschiebungen als in flussen. jenem des Aufkommens. 61 % aller Tonnenkilometer entfallen 2040 auf die Strasse, 2 Prozentpunkte weniger als 2010. Diese werden in Zukunft auf der Schiene transportiert. Gleichwohl wächst die Leistung im Strassengüterverkehr um fast ein Drittel. 14 Aufkommen im Güterverkehr, 2008 bis 2040 Mio. Tonnen 160 Erze, Steine, Erden 140 120 Stück- und Sammelgüter 100 80 Baustoffe, Glas Abfälle, Sekundärstoffe Nahrungsmittel 60 40 Landwirtschaft Halb- und Fertigwaren Chemie, Kunststoffe Metalle, Halbzeug Energieträger 20 0 2008 2012 2016 2020 2024 2028 2032 2036 2040 Referenzszenario: Aufkommen im Güterverkehr, 2008 bis 2040, in Mio. Tonnen, differenziert nach Waren © ARE gruppen. Dagegen verändern sich die warengrup- Geringfügig über dem Durchschnitt des penspezifischen Transportweiten im Ex- gesamten Güterverkehrsmarktes entwi- port kaum. «Erze, Steine, Erden» gewinnen ckelt sich die Warengruppe «Stück- und zwar an Bedeutung, sie werden aber nur über Sammelgüter» (+ 44 %). Dass dieser Zuwachs kleine Distanzen im regionalen Grenzverkehr nicht noch dynamischer verläuft, liegt an den transportiert. Bei «Halb- und Fertigwaren» sind Erwartungen an die Branchenentwicklungen: die Distanzen deutlich länger, ihre Aufkommens- nur durchschnittlich für den «Detailhandel», un- mengen nehmen aber nur unterdurchschnittlich terdurchschnittlich für «Nahrungsmittel» und zu. Dies führt zu einer verhaltenen Entwicklung Schrumpfung für die übrigen produzierenden der Verkehrsleistung im Export (+ 19 %). Branchen. Die Bahn steigert ihren Anteil im wachsenden Segment der «Stück- und Sammel- Die Wachstumserwartungen für das Bau- güter» um 6 Prozentpunkte und um 9 Prozent- gewerbe sind hoch. Entsprechend dynamisch punkte in der Warengruppe «Chemie, Kunst fällt auch die Erwartung für das Aufkommen der stoffe». Warengruppen «Erze, Steine, Erden» und «Baustoffe, Glas» aus. In absoluten Zahlen entfällt In allen Warengruppen ist mit Zuwachs im jede zweite Tonne des Zuwachses beim Auf- Verkehr zu rechnen – mit Ausnahme der kommen auf diese beiden Warengruppen. Die Energieträger. Die Energiestrategie 2050 des Transporte von «Abfällen, Sekundärstoffen» und Bundes zeigt Auswirkungen: Die prognostizier- von «Chemie, Kunststoffen» wachsen mit Raten te Reduktion im Verbrauch fossiler Treib- und von 82 % respektive 81 % sehr stark, einerseits Brennstoffe vermindert das dazu notwendige aufgrund des Bevölkerungswachstums, anderer- Transportaufkommen um 56 %. 2010 entfallen seits wegen hohen Wachstumserwartungen der 7 % aller Gütermengen auf Energieträger, 2040 entsprechenden Wirtschaftsbranchen. sind es noch 2 %. Bundesamt für Raumentwicklung ARE — Verkehrsperspektiven 2040 15 Referenzszenario – Güterverkehr Aufkommen und Leistung Aufkommen im Güterverkehr (Strasse und Schiene), 2010 und 2040 Anteile der Warengruppen in % 100 Schiene 20,4 Stück- und Sammelgüter 21,1 60 6,0 8,3 3,7 3,1 Halb- und Fertigwaren Abfälle, Sekundärstoffe Metalle, Halbzeug Chemie, Kunststoffe 50 12,0 Baustoffe, Glas 4,3 10,8 3,2 4,1 13,4 26,7 Erze, Steine, Erden 28,0 4,7 9,4 Energieträger Nahrungsmittel 5,7 Landwirtschaft 90 80 70 Strasse 40 30 20 Referenzszenario: Aufkommen im 10 Güterverkehr (Strasse und Schiene), 0 Aufkommen 2010 2010 und 2040, Anteile der 1,5 9,0 4,6 Aufkommen 2040 © ARE Warengruppen in %. Leistung im Güterverkehr (Strasse und Schiene), 2010 und 2040 Anteile der Warengruppen in % 100 Schiene 90 80 31,9 Stück- und Sammelgüter 36,7 Strasse 70 60 50 40 11,0 4,6 6,9 5,4 6,0 Halb- und Fertigwaren Abfälle, Sekundärstoffe Metalle, Halbzeug Chemie, Kunststoffe 7,2 6,2 5,1 7,6 Baustoffe, Glas Erze, Steine, Erden 6,8 30 10,1 20 5,8 Referenzszenario: Leistung im 10 11,9 Energieträger Nahrungsmittel Güterverkehr (Strasse und Schiene), 0 6,5 Landwirtschaft Leistung 2010 2010 und 2040, Anteile der Warengruppen in %. 16 11,2 2,0 12,2 5,0 Leistung 2040 © ARE Sensitivitäten Personenverkehr Aufkommen (Wege) 2010 − 2040 Leistung (Personenkilometer) 2010 − 2040 Index (2010: 100) Index (2010: 100) 155 150 150 145 145 140 135 130 Personenverkehr, 2010 bis 2040, Referenz 140 135 130 125 120 120 110 Aufkommen und in der Leistung Sensitivität Hoch 125 115 Sensitivitäten Hoch und Tief im 155 Sensitivität Tief 105 115 110 105 100 100 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 © ARE indexiert (2010: 100). Wie im Referenzszenario wächst in den Deutlicher zeigt sich die Sensitivität Hoch Sensitivitäten das Verkehrsaufkommen im Modal Split: Die Personenkilometer im stärker als die Verkehrsleistung. Dieser ÖV wachsen um 12 Prozentpunkte stär- Effekt ist vor allem durch den MIV geprägt, bei ker, nämlich 63 % statt 51 % in der Refe- dem die durchschnittlichen Distanzen abneh- renz, im MIV um knapp 5 Prozentpunkte men. Im ÖV besteht auch in den Sensitivitäten (23 % gegenüber 18 %). Mit einer zusätzlichen der Trend zu grösseren Wegdistanzen. In der Steigerung von 10 Prozentpunkten liegt der LV Sensitivität Hoch nimmt die Verkehrsleistung zwischen der ÖV- und der MIV-Rate. In der Sen- zwischen 2010 und 2040 um 32 % zu, 7 Prozent- sitivität Tief wächst die gesamte Verkehrsleis- punkte mehr als im Referenzszenario. Damit tung um 6 Prozentpunkte weniger stark als in liegt das Wachstum des Verkehrs wie in der Re- der Referenz (19 % statt 25 %). Analog zur Sensi- ferenz unter jenem der Bevölkerung von 9 Pro- tivität Hoch ist die Reduktion der Bevölkerungs- zentpunkten. entwicklung in der Sensitivität Tief ausgeprägter (minus 9 Prozentpunkte) als jene im Verkehr. 18 Güterverkehr Aufkommen (Tonnen) 2010 − 2040 Leistung (Tonnenkilometer) 2010 − 2040 Index (2010: 100) Index (2010: 100) 155 150 145 155 150 Sensitivität Hoch 140 145 140 Referenz 135 135 130 130 125 125 120 120 115 115 Sensitivität Tief 110 110 105 105 Sensitivitäten Hoch und Tief im 100 100 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 Aufkommen und in der Leistung Güterverkehr, 2010 bis 2040, © ARE indexiert (2010: 100). In der Sensitivität Hoch steigt die Ver- In der Sensitivität Tief sinkt der leistungs- kehrsleistung bis 2040 um 50 %, 13 Pro- bezogene Anteil des Strassengüterver- zentpunkte mehr als in der Referenz (37 %). kehrs gegenüber der Referenz stärker: Der leistungsbezogene Modal Split macht deut- Statt 2 Prozentpunkte geht die Strasse um lich, dass der Strassengüterverkehr in der Sen- deren 2,8 zurück. Der Befund bestätigt die sitivität Hoch im Vergleich zur Referenz weniger Wirkung der Sensitivität Hoch – mit umgekehr- zurückgeht (1,2 statt 2 Prozentpunkte). Mit ein ten Vorzeichen. Die Sensitivität Tief ergibt ei- Grund dafür sind die strassenaffinen Feinver ne Verkehrsleistung, die um 9 % unter jener des teilungen und der Baustellenverkehr, die bei Referenzszenarios liegt, was einer Zunahme einem generell höheren Grundwachstum ent- zwischen 2010 und 2040 von lediglich 25 % ent- sprechend mehr Gewicht bekommen. spricht (Referenz: + 37 %). Bundesamt für Raumentwicklung ARE — Verkehrsperspektiven 2040 19 Alternativszenarien Personenverkehr Leistung im Personenverkehr bis 2040 Mrd. Pkm 120 100 105,2 100,9 101,0 97,3 80 60 40 20 Alternativszenarien: Leistung im 33,6 30,0 MIV ÖV 0 Referenz Personenverkehr in Mrd. Pkm, 2040, 10,8 10,0 29,6 25,2 10,4 9,7 LV Balance Sprawl Fokus © ARE differenziert nach Szenarien und Modi. Balance Sprawl Die Verbindung von ÖV-orientierter Mobilität, Die Kombination von kostenbevorzugtem MIV, steigenden Besetzungsgraden bei den Perso- höheren HLS-Kapazitäten, steigendem Anteil nenwagen sowie einer kompakten Raumstruktur von Personenwagen und sinkenden Besetzungs lässt die Verkehrsleistung im MIV mit 14 % weni- graden sowie einer wenig kompakten Raum ger stark wachsen als im Referenzszenario (plus struktur lässt die MIV-Fahrleistungen stark an- 18 %). Auch im ÖV ist die Zunahme gedämpft, steigen (31 % statt 18 % in der Referenz). Im 35 % statt 51 %, was überrascht. Der Effekt lässt «Sprawl» differieren im MIV Fahr- und Verkehrs- sich aber mit der im Szenario Balance generell leistungen aufgrund tiefer Besetzungsgrade schwächeren Verkehrsleistung, der kompakten deutlich: Die Fahrleistung steigt stark an, die Raumstruktur und den damit verbundenen kür- Verkehrsleistung nimmt aber nur in gleichem zeren Wegdistanzen erklären. Deutlich stärker Masse wie im Referenzszenario zu. Der Befund wächst mit 42 % der Langsamverkehr (Referenz: bildet präzis die im «Sprawl» postulierte Präfe- 32 %). Mehr Wege werden mit dem Fahrrad und renz einer individuellen, motorisierten Mobilität zu Fuss zurückgelegt – statt mit dem MIV oder ab. Diese MIV-Orientierung führt zu einem stark dem ÖV wie in den anderen Szenarien. Der leis- abgeschwächten Wachstum in der ÖV-Verkehrs tungsbezogene Modal Split verändert sich um leistung von 14 % statt 51 % in der Referenz. 2,5 Prozentpunkte zugunsten des ÖV respekti- Auch der Langsamverkehr wächst weniger stark ve um 1,2 Prozentpunkte zugunsten des LV (im als in der Referenz (28 % statt 32 %). Im leistungs- Referenzszenario sind es 4,0 respektive 0,4 Pro- bezogenen Modal Split nimmt der MIV um 0,9 zentpunkte). Im Vergleich zur Referenz profitiert Prozentpunkte zu, der ÖV um 1,2 Prozentpunkte der Langsamverkehr stärker, was mit den un- ab und der LV wiederum um 0,3 Prozentpunkte terstellten Beschleunigungen im «Balance» auf- leicht zu. Mit den Einbussen des ÖV ist eine in grund einer verbesserten Velo-Infrastruktur und der Summe weniger dynamische Entwicklung der weiteren Verbreitung von E-Bikes zusam- der Verkehrsleistung im «Sprawl» (22 % statt menhängt. 25 % in der Referenz) verbunden. 20 Hervorzuheben ist die steigende Zahl von We- gekehrten Vorzeichen. Die Fahrleistung im MIV gen für Einkaufs- und Freizeitaktivitäten der äl- wächst um 22 %, in der Referenz sind es 18 %. Fahrleistung MIV bis 2040 nach Szenario teren Generation; dies führt zu einem gegenüber Neben der MIV-Orientierung der Bevölkerung Referenz dem Referenzszenario leicht höheren Wegeauf- im ländlichen Raum wirkt dabei auch das redu- kommen. zierte Angebot im ÖV. Im ÖV wächst mit 33 % die 61,9 Mrd. Fzkm Verkehrsleistung etwa gleich stark wie im «Ba- Fokus lance» (35 %), aber deutlich schwächer als in der Die Anzahl Wege wächst im Alternativszenario Referenz (51 %). Aus der Raumstruktur des Sze- Balance Fokus ebenfalls leicht überdurchschnittlich. Der narios Fokus mit akzentuierter urbaner Prägung Grund liegt nicht in einer auf dem Mobilitätsver- ergibt sich zwar ein grosser Bedarf an kurzen 54,7 Mrd. Fzkm halten basierenden steigenden Anzahl Wege pro innerstädtischen Wegen, längere Distanzen zwi- Person und Tag, sondern in der Annahme, dass schen diesen Städten werden jedoch vermehrt mehr Einwohnerinnen und Einwohner in Städ- mit Personenwagen realisiert. Der Langsamver- Sprawl ten wohnen, die – im Vergleich zur Bevölkerung kehr wächst im «Fokus» stärker als in der Refe- im ländlichen Raum – einen geringfügig höheren renz (37 % statt 32 %) und profitiert damit in den 68,9 Mrd. Fzkm Mobilitätsbedarf ausweisen. Städten auch auf Kosten des ÖV. Im Modal Split, Im «Fokus» führen Annahmen zu Unterschieden bezogen auf die Verkehrsleistung, nehmen der zwischen Stadt und Land zu insgesamt höheren ÖV um 1,8 Prozentpunkte und der LV um 0,7 Pro- Fahrleistungen mit dem MIV. Beispiele für solche zentpunkte gegenüber 2010 zu, der MIV nimmt Annahmen sind: Die MIV-Nutzung ist günstiger um 2,5 Prozentpunkte ab. Fokus 64,0 Mrd. Fzkm im ländlichen Raum und teurer in der Stadt, die Dichte an Personenwagen steigt im ländlichen Raum bei gleichzeitig sinkenden Besetzungsgraden an; in den Städten gelten jeweils die um- © ARE Personenverkehr: die vier Szenarien im Vergleich (Entwicklung 2010 bis 2040) Szenarien Referenz Balance Balance − Nachhaltigkeit Sprawl Sprawl – Zersiedelung Fokus Fokus – akzentuierte Urbanisierung Verkehrsleistung 25 % 20 % 22 % Verkehrsaufkommen* 28 % 28 % 29 % 29 % ÖV Verkehrsleistung 51 % 35 % 14 % 33 % 27 % 22 % ÖV Verkehrsaufkommen* 42 % 40 % 24 % MIV Verkehrsleistung 18 % 14 % 23 % 18 % MIV Fahrleistung 18 % 4 % 31 % 22 % MIV Verkehrsaufkommen* 21 % 14 % 31 % 22 % LV Verkehrsleistung 32 % 42 % 28 % 37 % LV Verkehrsaufkommen* 32 % 42 % 28 % 39 % Modal Split** 2010 ÖV 19,2 % 23,2 % 21,7 % 18,0 % 21,0 % MIV 74,2 % 69,8 % 70,5 % 75,1 % 71,7 % 6,6 % 7,0 % 7,8 % 6,9 % 7,3 % LV * bezogen auf einen durchschnittlichen Werktag ** bezogen auf die Verkehrsleistung in Pkm Bundesamt für Raumentwicklung ARE — Verkehrsperspektiven 2040 21 Alternativszenarien Güterverkehr Zuwachs der Leistung im Güterverkehr bis 2040 2010: 100 150 148,0 144,7 145 139,0 140 135 141,7 134,2 132,8 131,9 130 Strasse 125 Schiene 123,8 120 115 110 Alternativszenarien: Zuwachs der 105 Leistung im Güterverkehr 2040, indexiert 100 Referenz (2010: 100), differenziert nach Szenarien Balance Sprawl Fokus © ARE und Verkehrsträger. Balance Sprawl Alle drei Alternativszenarien basieren auf den- Die Annahmen zum Güterverkehr (Kostenstruk- selben schweizweiten güterverkehrsrelevanten turen, Geschwindigkeiten, Auslastung) sind in Rahmendaten, sodass sich keine Differenzen im den Szenarien Sprawl und Balance einander Aufkommen ergeben (Tonnage). Den Alternativ entgegengesetzt. Der Anstieg im leistungsbe szenarien sind zudem geringere Verschiebungen zogenen Modal Split liegt für die Schiene mit bei den Arbeitsplatzstandorten hinterlegt – im 0,8 Prozentpunkten um 1,2 Prozentpunkte unter Vergleich zu den dynamischeren Veränderungen dem entsprechenden Wert von 2 Prozentpunk- in der Bevölkerungsverteilung. Daraus ergibt ten in der Referenz, trotz schwieriger Szenario- sich bereits aus den Basisdaten eine gedämpf- Bedingungen für die Bahn. Der für «Sprawl» un- te Erwartung an die Volatilität der Ergebnisse im terstellte Zuwachs im Transport von Stück- und Vergleich der Szenarien. Modifizierte Kosten- Sammelgütern verhilft der Bahn zu diesem An- strukturen, Geschwindigkeiten und Auslastun- teilsanstieg in der Leistung. Der aufkommens- gen führen jedoch zu Veränderungen im Modal bezogene Modal Split, bei dem die Bahn um 0,5 Split. Im Szenario Balance zeigt sich das erwar- Prozentpunkte zurückgeht, bestätigt diesen Be- tete Bild einer bahnbegünstigenden Entwick- fund: Die erwähnte Leistungssteigerung ent- lung. Die Schiene nimmt im aufkommensbezo- steht durch die an längere Transportdistanzen genen Modal Split um 0,8 Prozentpunkte zu. Weil gekoppelten Warengruppen. Der Leistungszu- die Bahn dieses Aufkommen über für sie geeig- wachs auf der Strasse liegt etwas höher als die nete längere Strecken transportiert, resultiert ei- absolute Abnahme im «Balance» gegenüber ne um 2 % höhere Verkehrsleistung im Vergleich der Referenz. Die Fahrleistungen erhöhen sich zur Referenz. Die Fahrleistung reduziert sich im im Vergleich zur Referenz um 1 %. In einem Ver- Strass engüterverkehr um 0,7 % im Vergleich zur gleich der beiden Alternativszenarien Balance Referenz etwas stärker als bei der Verkehrsleis- und Sprawl lassen sich – rein quantitativ und oh- tung, was den Verlagerungseffekt insbesondere ne Berücksichtigung der Vorzeichen – nur gerin- bei grösseren Distanzen bestätigt. ge Unterschiede feststellen. 22 Die Abweichungen gegenüber der Referenz und Effekten überlagert, die sich durch die Konzen hinsichtlich der Dynamik im Vergleich zum Per- tration der Chemie-Standorte in städtischen sonenverkehr entsprechen den Erwartungen. Räumen der Nordwestschweiz ergeben, die ihrerseits Strass enverkehr generieren. Die gegen- Fokus über dem Referenzszenario um 6,7 % höhere Im Güterverkehr des «Fokus» nehmen die Trans- Leistung im Strassengüterverkehr wird dadurch porte auf der Strasse stärker zu als in den beiden erklärt. Trotzdem bleibt das Wachstum der Leis- anderen Alternativszenarien. Dies gilt vor allem tung im Güterverkehr noch unter jenem des für die Verkehrsleistung, etwas abgeschwächt Szenarios Sprawl, weil kürzerer Punkt-zu-Punkt- auch für das Aufkommen. Im Gegensatz zu «Ba- Verkehr im «Fokus» die Bahntransporte über lance» und «Sprawl» reduziert die Bahn in die- lange, «Sprawl»-typische Distanzen ersetzt. sem Szenario ihre Anteile. Die Gründe sind überwiegend struktureller Art. Im «Fokus» konzen triert sich die Bevölkerung in Räumen mit hohen Anteilen im Strassengüterverkehr, also vor allem in städtischen Gebieten, deren Ver- und Entsorgung ausschliesslich über die Strasse erfolgt. Entsprechend steigt der Anteil der Strasse vor allem bei den Stück- und Sammelgüter-Transporten. Die für diese Warengruppe an sich geeigneten Bahntransporte haben ihre Start- und Endpunkte nicht in den dicht besiedelten städtischen Räumen, sondern in der Regel in Hubs respektive in Terminals. Auf diese Relationen wirken sich aber die im Szenario Fokus angewendeten, bahnkonträren «Sprawl»-Annahmen negativ aus, sodass die Bahn auch in diesem Segment abnimmt. Diese Entwicklung ist von Güterverkehr: die vier Szenarien im Vergleich (Entwicklung 2010 bis 2040) Szenarien Referenz Balance Balance − Nachhaltigkeit Sprawl Sprawl – Zersiedelung Fokus Fokus – akzentuierte Urbanisierung Verkehrsleistung 37 % 38 % 36 % 35 % Verkehrsaufkommen 37 % 37 % 37 % 37 % Strasse Verkehrsleistung 33 % 32 % 34 % 42 % 40 % Strasse Verkehrsaufkommen 39 % 38 % 40 % Schiene Verkehrsleistung 45 % 48 % 39 % 24 % Schiene Verkehrsaufkommen 40 % 45 % 32 % 32 % Modal Split* 2010 Strasse 63,2 % 61,2 % 60,5 % 62,4 % 66,3 % Schiene 36,8 % 38,8 % 39,5 % 37,6 % 33,7 % * bezogen auf die Verkehrsleistung in Tkm Bundesamt für Raumentwicklung ARE — Verkehrsperspektiven 2040 23 Anhang Methodik Die Verkehrsperspektiven sind keine Pro Modelle bilden das methodische Scharnier zwi- gnosen, sondern Wenn-dann-Analysen. Die schen den Strukturdaten, statistisch geschätz- hinterlegten Annahmen und Hypothesen stüt- ten Verhaltensparametern und Annahmen über zen sich auf neueste wissenschaftliche Erkennt- die Ausgestaltung der Schweizer Verkehrspolitik nisse und wurden mit bundesinternen und ex- einerseits und der prospektiven Entwicklung an- ternen Expertinnen und Experten in einem dererseits. Im Zentrum stehen das strategische 18-monatigen Prozess konsolidiert. Die Berech- Nationale Personenverkehrsmodell (NPVM) und nungen erfolgten mit aktuellen Methoden und die Aggregierte Methode Güterverkehr (AMG). Verkehrsmodellen. Danach wurden die Ergebnis- Beide Modelle sind durch internationale Exper- se plausibilisiert. ten validiert, und ihre Anwendung im nationa- Im Referenzszenario sind die bislang beobachte- len Kontext hat sich bewährt. Grundlagendaten ten Wirkungszusammenhänge in ihrer Tendenz stammen unter anderem aus dem Mikrozensus fortgeschrieben und die politisch beschlossenen Mobilität und Verkehr (MZMV), der Stated-Prefe- Massnahmen umgesetzt. Sprunghafte Entwick- rence-Befragung zur Verkehrsmittel- und Rou- lungen, wie sie zum Beispiel mit einer schnellen tenwahl, der Gütertransporterhebung (GTE), der Einführung von automatisierten Fahrzeugen ein- Statistik des öffentlichen Verkehrs, grenz- und treten könnten, sind im Referenzszenario nicht alpenquerenden Verkehrserhebungen, der Lie- abgebildet. Effekte neuer Technologien fanden ferwagenerhebung sowie von Zählstellen des Eingang in die Alternativszenarien. Das Eidge- Strassen- und Schienennetzes. Verkehrsmo- nössische Departement für Umwelt, Verkehr, delle zur Erstellung langfristiger Perspektiven Energie und Kommunikation UVEK will sprung- oder Prognosen werden auch bei Verkehrsunter- hafte Veränderungen im Mobilitätsbereich früh- nehmen, Kantonen und in Nachbarländern der zeitig erkennen, um verlässliche Grundlagen für Schweiz eingesetzt (z. B. Deutschland, Öster die langfristige Planung von Infrastrukturprojek- reich). Unterschiede bestehen in den jeweiligen ten zu schaffen. Deshalb beobachtet das UVEK Modellansätzen, die konkret zur Anwendung die Entwicklungen in der Mobilität stetig und das kommen. Was das Verkehrsmodell abbilden soll Bundesamt für Strassen ASTRA und das Bun- und welche Daten verfügbar sind, unterscheidet desamt für Verkehr BAV setzen auf eine rollende sich von Fall zu Fall. Planung, um auf Veränderungen zeitgerecht reagieren zu können. 24 Glossar Arbeitsverkehr: Wege zwischen Wohnort und Nutzfahrzeuge: Werden nach ihrem zulässigen Arbeitsstätte. Gesamtgewicht zwei Kategorien zugeordnet, den Aufkommen: Anzahl Wege oder Fahrten im Per- leichten Nutzfahrzeugen bis höchstens 3,5 t (LNF) sonenverkehr, Anzahl Tonnen im Güterverkehr. und den schweren Nutzfahrzeugen über 3,5 t Auslastung: Verhältnis von Transportgut und (SNF). Fahrzeugkapazität, im Personenverkehr synonym Nutzverkehr, Geschäftsverkehr: Fahrt im Zu- zum Besetzungsgrad, im Güterverkehr Verhält- sammenhang mit einer geschäftlichen Tätigkeit, nis des Gewichts des Transportgutes zur Nutzlast Dienstfahrt. des Fahrzeuges. Die Auslastung respektive der ÖV: Öffentlicher Verkehr. Besetzungsgrad entspricht dem Quotienten aus ÖV-Abos: Halbtax- und Generalabonnnements. Verkehrsleistung und Fahrleistung. PEB: Programmbotschaft Engpassbeseitigung, Fahrleistung: Fahrten über Strecken, unabhän- Module 1 – 3 (ohne Netzergänzungen). gig vom Besetzungsgrad von Personenfahrzeugen Reiseweiten, Transportweiten: Distanzen und der Auslastung von Güterfahrzeugen (Fzkm). von Wegen und Fahrten im Personen- und Güter- Güterstruktureffekt: Güter werden individu- verkehr. eller, kleiner, leichter und hochwertiger; dadurch STEP AS 2025: Strategisches Entwicklungspro- sinkt die Transportintensität, je Frankenwert des gramm für die Bahninfrastruktur, Ausbauschritt Transportgutes werden weniger Tonnen trans- 2025. portiert. Transportintensität: Verkehrsleistung je Wert- HLS: Hochleistungsstrassen. einheit des transportierten Gutes, beispielsweise HVS: Hauptverkehrsstrassen. Tonnenkilometer je Franken. Kombinierter Verkehr: Transport von Gütern Verkehrsangebot: Bauliche Infrastruktur in Ver- mit mehreren Verkehrsträgern in standardisierten bindung mit der Möglichkeit zur Nutzung, bei- Behältern (beispielsweise Container oder Sattel- spielsweise Strassen und Schienen, auch Fahrten auflieger), die mit entsprechender Technik umge- nach Fahrplan. schlagen werden. Verkehrsarten: Differenzierung des Güterver- Langsamverkehr (LV): Sammelbegriff für den kehrs nach dessen Zielen wie Import, Export, Fahrrad- und Fussverkehr. Transit und Binnenverkehr. MIV: Motorisierter Individualverkehr (Personen- Verkehrsaufkommen: Anzahl Wege oder Fahr- wagen und Motorräder). ten im Personenverkehr, Anzahl Tonnen im Gü- Mobilitätsrate: Mittlere Anzahl Wege pro Per- terverkehr. son und Tag; die Mobilitätsrate lässt sich durch Verkehrsleistung: Transport von Personen oder Verkehrszwecke differenzieren. Gütern über eine Entfernung, quantifiziert in Per- Mobilitätswerkzeuge: Sammelbegriff für sonenkilometern (Pkm) respektive Tonnenkilome- Abonnemente im ÖV und den Besitz von Perso- tern (Tkm). nenwagen. Verkehrsverlagerung: Übernahme von Trans- Modal Split: Anteile der Verkehrsmittel am Ver- portleistungen durch alternative Verkehrsmittel. kehrsaufkommen respektive an der Verkehrsleis- Verkehrszwecke im Personenverkehr: Grün- tung in %; die Summe dieser Anteile entspricht de von Wegen und Fahrten, beispielsweise Ein- 100 %. kaufswege oder Freizeitfahrten. Modus, Modi: Oft als Synonym für Verkehrsmit- Warengruppen: Nach der Struktur statistischer tel genutzt, fungiert «Modus» als Sammelbegriff, Grundlagen differenzierte Gruppen von Gütern. z. B. der öffentliche Verkehr, während Verkehrsmittel Bus, Tram, etc. sind. Bundesamt für Raumentwicklung ARE — Verkehrsperspektiven 2040 25 Anhang Weiterführende Informationen Weitere Ergebnisse und Informationen zum Technischer Bericht. Ergänzung zum Hauptbericht Projekt Verkehrsperspektiven 2040 finden sich mit der technischen Dokumentation zur Quantifi- auf den Seiten des ARE: www.are.admin.ch zierung der Szenarien (Deutsch, als PDF). Verkehr & Infrastruktur Grundlagen und Daten • ARE (2016): Perspektiven des Schweizeri- Verkehrsperspektiven schen Personen- und Güterverkehrs bis 2040, Synthesebericht. Synthese des Hauptberichts Erhältlich sind: (Deutsch, Französisch und Italienisch, als PDF). • ARE (2016): Perspektiven des Schweizeri- • Tabellenübersicht zu den Ergebnissen. schen Personen- und Güterverkehrs bis 2040, Download auf www.are.admin.ch (Deutsch, als Hauptbericht. Zentraler Bericht mit Erläuterungen Excel). zur Retrospektive und zur Bildung der Szenarien • VISUM-Versionen der Modellzustände. sowie Dokumentation aller Resultate (Deutsch, Infos zum Datenbezug: www.are.admin.ch als PDF). Verkehr & Infrastruktur Grundlagen und Daten • ARE (2016): Perspektiven des Schweizeri- Verkehrsmodellierung Datenzugang schen Personen- und Güterverkehrs bis 2040, 26 www.are.admin.ch
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