Leseprobe aus dem Arbeitsbuch Kuh und Kalb

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Genital- und Verdauungstrakt
So sollte es sein:
Die Nachhand mit Becken, Euter, Fundament einerseits und mit dem Geschlechtstrakt im Innern andererseits ist ein sehr
sensibler und ökonomisch relevanter Bereich, der besondere Aufmerksamkeit verdient.
Für ein reibungsloses Abkalben einschließlich der Reinigung der Geburtswege ist ein leicht abgefallenes und breites
Becken wünschenswert. Hierbei soll die Lage des Bereiches Afterkegel-Damm-Schamlippen senkrecht sein mit genügend
Schluß der Scham gegen Verschmutzung der Scheide durch Kot.
So sollte es sein...
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Abb. 179
Abb. 180
Abb. 181
Abb. 182
Abb. 183
Abb. 184
(mittel-/langfristige)
Maßnahmen
Symptom
mögliche Ursachen
Sofortmaßnahmen
Eingefallene Hungergruben
(Abb. 179) (dreieckig oder
viereckig
eingebrochene
Form bedeutet etwa nur 3040%ige Pansenfüllung) bei
normaler bis subnormaler
Temperatur.
Grundfutteraufnahme zu gering;
zu enges Grundfutter:Kraftfutter-Verhältnis;
zu wenig Strukturfutter in
der Ration bzw. Tiere fressen
selektiv überwiegend Feinteile;
TMR fühlt sich wie “Putzwolle” an;
schlechte Grundfutterqualität;
bei leicht erhöhter Temperatur >39,1°C: möglicher
Fremdkörper drückt auf
Herzbeutel und Lunge;
Appetitlosigkeit durch Ketose;
Stärkeüberschuß (zu hoher
Silomaisanteil mit Getreide).
Freßgitter auf richtige Funktion prüfen;
Vermeidung von selektivem
Fressen bei TMR-Rationen
(TM-Gehalt, Struktur der einzelnen Komponenten und
Mischgenauigkeit, Mischreihenfolge);
ergänzende Strukturfuttergaben (Heuvorlage in eigenem Arbeitsvorgang);
geschmacklich einwandfreie
Silagen verfüttern (Sinnenprüfung auf Geruch, Struktur
und Farbe sowie pH-WertBestimmung durch LackmusPapier (3,5-4,5 je nach TM);
Temperaturkontrolle der Silage (Abb. 170);
bei Fremdkörperverdacht
Pansenmagnet einlegen.
Ausreichende
Freßplatzbreite;
Tier:Freßplatz = 1:1;
funktionsfähiges Selbstfangfreßgitter mit Einsperren
nach dem Melken (“Tischordnung” ohne gegenseitiges
Verdrängen);
täglich 2-3mal Futter am
Tisch nachschieben per Hand
bzw. maschinell;
Heuvorlage von Hand ist
zwar arbeitsaufwendiger, ermöglicht aber bessere Tierbeobachtung;
evtl. Heuraufe installieren;
genügend Fläche für Heuwerbung einplanen.
Mit Schlauchhörrohr (Phonendoskop) hörbares Klingeln
links oder rechts am Rippenbogen wie auf einer Trommel
(Abb. 180);
Ausbleiben des Wiederkauens;
Pansenmotorik nicht hörbar;
dünne und schmierige Kotkonsistenz oder Verstopfung;
sehr häufig in Verbindung mit
einer Gebärmutterentzündung.
Labmagenverlagerung:
(90% der Labmagenverlagerungen sind linksseitig und
meist in den ersten vier
Laktationswochen);
geringe Grundfutteraufnahme zum Abkalbezeitpunkt;
zu geringe Füllung des Pansens mit strukturreichem Futter (Langheu) um Geburtszeitpunkt, vor allem nach der
Geburt;
zu rasche Steigerung der
Kraftfuttergaben (latente
Pansenazidose);
Mängel in der Futterhygiene
(verpilzte, nacherwärmte Silagen);
Nach Ablegen der Kuh auf
die rechte Seite langsames
Wälzen über den Rücken
und kräftige Massage des
Bauches;
bei rechtsseitiger Labmagenverlagerung auf linke Seite
ablegen und über den Rükken wälzen;
Bauch massieren;
meist operativer Eingriff am
stehenden bzw. liegenden
Tier (endoskopische Methode, z.B. ”Toggeln”, Abb. 181184) — je früher der operative Eingriff, um so besser
die Heilungsaussichten;
Untersuchung auf begleiten-
Auf optimale Körperkondition
bereits in der altmelkenden
Zeit achten;
Trockenstehern möglichst
viel Langheu anbieten;
auf Pansenfüllung achten;
1-2 Wochen vor und bis 8
Wochen nach dem Abkalben
Propylenglykol, Glyzerin oder
Natriumproprionat und 20
Tage vor dem Kalben bis zur
Trächtigkeit 10 g CLA (z. B.:
50
g/Tag
Lutrell ® )
verabreichen;
prophylaktische Maßnahmen
gegen Lahmheiten (rechtzeitige Klauenkorrektur);
Vermeidung von Geburts-
Symptome, Ursachen und Maßnahmen
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Verdauungsapparat
So sollte es sein:
Der Kot ist gelblich, pastös und einheitlich. Die rektale Körpertemperatur beträgt rund 39 °C. Die Aftergegend ist sauber
und behaart ohne Durchfallspuren.
So sollte es sein:
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Abb. 293
Abb. 294
Abb. 295
Abb. 293: Zusätzliche
Gabe
von
Wirkstoffkonzentraten fördert die Vitalität.
Abb. 294: Durchfall im Spätstadium
nach Kokzidieninfektion.
Abb. 295: Dünner, wässriger
durchfall.
Früh-
Abb. 296: Durchfall verursacht hohe
Flüssigkeitsverluste; daher
sinkt der Augapfel immer
tiefer in die Augenhöhle.
Abb. 296
Abb. 297
Abb. 297: Nach der Geburt ist das Kalb
in ein Einzel-Iglu zu verbringen und mit Ohrmarken
zu versehen.
Symptom
Frühdurchfälle in den ersten
3 Lebenswochen, häufig
schon nach 12-24 Std., dünner, wässeriger (Abb. 295),
z.T. blutiger Kot (Abb. 294),
sehr verlustreich durch
Folgestörungen:
Austrocknung des Tieres
(Tab. 40);
eingesunkende Augen (Abb.
296);
Fieber oder Untertemperatur.
(mittel-/langfristige)
Maßnahmen
mögliche Ursachen
Sofortmaßnahmen
wege);
Eisen-, Selen-, Kupfer- und
Vitamin-Mangel (Vit. A, Vit.
E);
Mykotoxine durch Schimmel
im Futter;
Clostridientoxine;
Sauerstoffmangel (Blutübersäuerung aufgrund latenter
Pansenazidose) bei einseitiger Silagefütterung in Trokkenstehzeit ohne Strukturfutterausgleich (Heu);
nicht ausgereifte Lunge bei
Frühgeburten;
Sauerstoffmangel durch Einklemmen der Nabelschnur
bei Schwergeburt.
Förderung der Vitalität durch
Wirkstoffkonzentrate (Pulver, Tränke, Injektoren, Abb.
293);
Vollmilchergänzer mit Spurenelementen und Vitaminen;
mittels Trichter und Schlauch
1/4 l Biestmilch über After
einführen (Abführen des
Darmpechs);
verendetes Kalb zur Untersuchung geben.
Überwachung der Körperkondition (BCS), insbesondere in der altmelkenden
Zeit und bei Kalbinnen;
Mineralfutter für Trockensteher (P-reich!);
genügend Strukturfutter;
keine Verfütterung von mit
Erde belasteten und schimmeligen Partien in Silagen/
Heu/Kraftfutter;
Impfprogramm (Tab. 38, 39);
Vit. E/Se-Injektion des Muttertieres rund 10 Tage vor
dem Abkalben;
Einsatz von organischem Selen (z. B. Sel-Plex®/Alltech) und
organisch gebundenem Eisen
und Kupfer (Bioplex/Alltech).
Kombination von nichtinfektiösen
(Haltungs-,
Fütterungsmängel
und
Immunitätsschwäche) und
infektiösen Ursachen, meist
Mischinfektionen mit E.coli
(ETEC), Rota- und CoronaViren, Kryptosporidien (Endoparasit), Clostridien und
Salmonellen.
Infektion in der Abkalbebucht über Kot, durch Belekken von infizierten Tieren in
Gruppenbucht;
verstärkte
Immunitätsschwäche bei BVD-Virus-Infektion;
geringe Immunglobulinkon-
Neugeborene
möglichst
gleich nach der Geburt aus
der Abkalbebucht in witterungsgeschützte Einzeliglus
(Abb. 297) zur Steigerung
der Abwehrkraft verbringen;
nicht an der Kuh saufen lassen;
Unterbrechung der Infektionskette Kuh-Kalb (kein
Kontakt mit Kot und Speichel);
Erregernachweis über Kot
erkrankter Tiere (ELISA-Antigen-Test bzw. Stall-Schnelltest mittels Teststreifen z.B.
“Bio-X Diagnostics”) mit antibiotischer Behandlung. Aus
Zusammensetzung, Farbe
Vorbeugende Mutterschutzimpfung gegen die häufigsten Durchfallerreger (Tab.
41);
Fütterungskonzept gegen
Kälberfrühdurchfall (Tab. 42);
Versorgung der trockenstehenden Kuh mit Phosphor,
Vitaminen (Vit. A, Vit. E
Lutavit ® /BASF), β-Carotin
(Tab. 43) in Form von Cobs,
Karottentrester, synthetisches Carotin (Lucarotin ®/
BASF)
bzw.
Injektion
(Carofertin),
Spurenelementen (ggf. Vit. E/SeInjektion 10 Tage vor Geburt);
genügend Strukturfutter
Symptome, Ursachen und Maßnahmen
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