Verkanntes Rentensegment Was Senior Loans als Beimischung im Portfolio bewirken Senior Loans werden oft mit Hochzinsanleihen verglichen. Während beide Segmente momentan durchschnittliche Renditen von 5,8 Prozent erzielen, glänzen Senior Loans im Vergleich dank geringerer Volatilität, höherer Recovery Rate und geringerem Durationsrisiko. Hinzu kommt gerade im Negativzinsumfeld ein weiterer Vorteil. Trotz der vielfältigen Anreize durch die EZB steigt die Kreditvergabe der europäischen Banken nicht wesentlich an. Seit Mitte 2014 ist das Volumen mehr oder weniger gleich. Die Verschuldung der Unternehmen erreicht jedoch einen Rekord nach dem anderen. Die Kapitallücke füllen immer mehr „Nichtbanken“. Der Marktanteil von Versicherern, Pensionskassen oder anderen Kapitalsammel¬stellen am Kreditvolumen nimmt kontinuierlich zu. Die politische Unterstützung der sogenannten Disintermediation, dem Wegfall einzelner Stufen der Wertschöpfungskette – Stichwort EU-Kapitalmarktunion –, lässt erwarten, dass dieser Anteil weiterhin ansteigen wird. Entwicklungsland Europa Der klassische Weg für Investoren in das Fremdkapital von Unternehmen ist der stark regulierte und standardisierte Markt der Unternehmensanleihen. Noch relativ unbekannt als Anlageklasse sind in Europa hingegen die sogenannten Senior Loans: Großkredite, die von Banken an Unternehmen meist ohne Investment-Grade-Rating vergeben und anschließend syndiziert werden. Aus dem Angebot an diesem Marktsegment stellen spezialisierte Asset Manager wie Lyxor Fonds zusammen und verschaffen so auch vermögenden Privatkunden Zugang zu diesem interessanten Anlagesegment. Solche diversifizierten Vehikel mit breit syndizierten europäischen Krediten verfügen über Mechanismen, die das typischerweise illiquide Segment des Private Debt auch für Investoren interessant machen, die – anders etwa als große institutionelle Kapitalsammelstellen – höhere Anforderungen haben an die Verfügbarkeit des Kapitals. Der Markt ist reifer Senior Loans werden im Hinblick auf ihr Risiko-Rendite-Profil oft mit Hochzinsanleihen verglichen. In den USA ist mittlerweile auch die Größenordnung der beiden Märkte vergleichbar: mit einem Volumen von knapp einer Billion Dollar (Angaben der Loan Syndications & Trading Association – LSTA) hat der Senior-Loan-Markts die Größe des High-Yield-Markts erreicht. Informationen für Wealth Manager: www.private-banking-magazin.de Aus der Branche • Personen • Märkte • Produkte • Recht & Steuern • Das Beste im Netz © Edelstoff Verlagsgesellschaft mbH In Europa hingegen haben im Jahr 2014 etwa 200 Unternehmen syndizierte Kredite unterhalb Investment Grade mit einem Volumen von annähernd 80 Milliarden Euro emittiert. Dabei kamen die Emittenten vor allem aus den Sektoren Lebensmittel, Getränke und Gesundheit sowie – geografisch gesehen – aus Großbritannien, Frankreich, Deutschland und den Niederlanden. Dies ist ein interessanter Aspekt unter dem Gesichtspunkt der Diversifikation. Im Vergleich zu einem herkömmlichen Index für Unternehmens¬anleihen erscheint diese Verteilung vorteilhafter – sowohl was die Länder als auch die Branchen betrifft. Im laufenden Jahr bis Ende Juni nahm das Volumen an Senior Loans zwar ab, aber das Volumen der für institutionelle Anleger verbrieften Kredite insgesamt wuchs laut S&P im gleichen Zeitraum um 41 Prozent. Unterschied zu Hochzinsanleihen Gerade für Vermögensverwalter, die auf die Sicherheit des ihnen anvertrauten Kapitals achten müssen, bieten Senior Loans im Vergleich zu High Yield Bonds einen strukturellen Vorteil: Die Verpflichtung des Emittenten zu Zins und Tilgung wird in der Regel durch andere Vermögenswerte des Unternehmens besichert und hat damit in der Kapitalstruktur des Unternehmens einen besseren Platz. Typische Vertragsgestaltungen regeln zum Beispiel den Vorrang vor der Ausschüttung von Dividenden, der Rückzahlung von Eigenkapital oder der Zinszahlung an andere Anleihegläubiger. Damit sind Senior Loans besser abgesichert als nachrangige Anleihen oder andere eigenkapitalähnliche Instrumente und werden im Konkursfall bevorzugt. Dies ist auch ein Grund, warum sie eine beachtliche Widerstandsfähigkeit zeigen gegenüber den zuletzt starken Schwankungen aller anderen Risiko-Assets. Auf der Höhe der Marktschwäche im Februar dieses Jahres haben die Leveraged Loans, gemessen am JP Morgan European Leveraged Loan Index, 75 Basispunkte verloren. Hochzinsanleihen verzeichneten hingegen einen Verlust von 350 Basispunkten, gemessen am BAML European Currency High Yield Constrained Index. In den ersten zwei Tagen nach dem unerwarteten Brexit-Ergebnis haben die Leveraged Loans mit 78 Basispunkten weniger verloren als High Yield Bonds mit minus 185 Basispunkte. Ein ähnliches Ergebnis war am US-Markt zu beobachten und wird auch in der Langzeitbetrachtung bestätigt. Während die annualisierte Volatilität des Credit Suisse Leveraged Loan Index zwischen Januar 2009 und Oktober 2015 bei etwas über 5 Prozent lag, hatte der Credit Suisse High Yield Index eine Schwankungsbreite von knapp 10 Prozent im Jahr. Informationen für Wealth Manager: www.private-banking-magazin.de Aus der Branche • Personen • Märkte • Produkte • Recht & Steuern • Das Beste im Netz © Edelstoff Verlagsgesellschaft mbH Wofür das Ganze? Senior Loans erwirtschaften Durchschnittsrenditen von derzeit zirka 5,8 Prozent (JP Morgan European Leverage Loan Index), gleichauf mit Durchschnittsrenditen von Hochzinsanleihen von derzeit ebenfalls etwa 5,8 Prozent (JP Morgan European High Yield Index). Dank geringerer Volatilität, höherer Recovery Rate und geringerem Durationsrisiko bieten sie aber ein vergleichbar besseres Risiko-Ertrags-Profil. Das Ausfallrisiko in Europa ist kaum gestiegen. Die Gründe, die in den USA für eine steigende Zahl von Unternehmenspleiten gelten mögen – der niedrige Ölpreis und die von der US-Notenbabnk Fed bereits eingeleitete Zinserhöhungsrunde – sehen wir in Europa nicht. Hinzu kommt, dass der Rohstoffsektor im globalen Kreditmarkt gerade einmal 5 Prozent ausmacht, was ihn allein von der Diversifikation her robuster machen sollte als das High-Yield-Segment. Was auch in Europa zu ansteigenden Default Rates führen könnte, wäre eine erneute globale Rezession oder eine deutliche Ausweitung der Spreads für Unternehmen unterhalb des Investment-Grade-Bereichs, die deren Ablösung bestehender Finanzierungen erschweren würde. Auch diese Risiken halten wir für gering. Das wesentliche Risiko von Senior Loans Dennoch: Der Ausfall eines Schuldners stellt das Hauptrisiko eines Senior-Loan-Fonds dar. Deshalb ist ein Vermögensverwalter gut beraten, bei der Auswahl besonders darauf zu achten, dass der Fondsmanager über ausreichendes Know-How bei Restrukturierungen verfügt, damit er die Möglichkeiten, die ihm die bessere Position in der Kapitalstruktur des Unternehmens bietet, auch optimal nutzen kann. Bessere Analysten und Juristen erzielen im Konkursfall typischerweise die höheren Verwertungsquoten. Die Recovery Rate von Senior Loans betrug im langfristigen Schnitt laut SG Research 76 Prozent. Halter von Hochzinsanleihen bekommen im Konkursfall im Schnitt 85 Prozent ihres Investments zurück. Zusätzlich lag die Ausfallrate mit 10,54 Prozent bei Hochzinsanleihen deutlich höher als bei Senior Loans mit 5,8 Prozent (Quelle: SG Research). Hinzu kommen weitere strukturelle Vorteile dieses Segments: der variable Zins und der Schutz vor Negativzinsen. Die in den meisten Kreditverträgen fixierte Höhe des Kupons als Aufschlag auf den Libor oder den Euribor hält die Zinszahlung stabil – unabhängig vom aktuellen Zinsniveau. Anders als reguläre Corporate oder High Yield Bonds verlieren sie nicht an Wert, wenn die Zinsen steigen und haben damit kaum ein Durationsrisiko. Informationen für Wealth Manager: www.private-banking-magazin.de Aus der Branche • Personen • Märkte • Produkte • Recht & Steuern • Das Beste im Netz © Edelstoff Verlagsgesellschaft mbH Wie stark dieser Vorteil zum Tragen kommen kann, zeigen die Daten aus dem Jahr 2013, als die Fed ihr „Tapering“ ankündigte: die Rentenmärkte korrigierten um etwa 5 Prozent; der Kredit Markt nur kurzfristig um 1,5 Prozent – und auch das nur, weil der Stress an den Rentenmärkten ausstrahlte und Arbitrage zuließ. Vorteil im Negativzinsumfeld In einer Zeit, in der mehr als die Hälfte aller in Europa emittierten Anleihen im negativen Bereich notieren und der Leitzinssatz der EZB bei Null liegt, erhält ein anderes Charakteristikum besondere Bedeutung. In den meisten Kreditverträgen ist eine Klausel enthalten, die bei der Kalkulation des Kupons die Untergrenze für den Referenzwert Euribor auf Null festsetzt. Das bedeutet, dass selbst beim derzeit negativen Euribor ein realer Aufschlag von 4,5 bis 5 Prozent erhalten bleibt. Insgesamt wirkt die Beimischung von Senior Loans in ein Portfolio selbst zu anderen Fixed Income Assets stark risikostreuend: sowohl Korrelation als auch Volatilität sind niedrig. Damit macht eine Umschichtung von Corporate Bonds in Richtung Senior Loans das Portfolio stabiler und sorgt für regelmäßige, kaum schwankende Erträge. Über den Autor: Sebastian Schu ist seit September 2014 Leiter Geschäftsentwicklung für Alternative & Active Investment Solutions von Lyxor Asset Management in Deutschland und Österreich. Zuvor verantwortete für Lyxor den Bereich Alternative & Absolute Return Investments für die deutschsprachige Schweiz. In seiner gesamten Karriere arbeitete er zudem bei der Bank of America Merrill Lynch, Dresdner Kleinwort und der Deutschen Bank Dieser Artikel erschien am 01.09.2016 unter folgendem Link: https://www.private-banking-magazin.de/verkanntes-rentensegment-was-senior-loans-als-beimischung-im-portfolio-bewirken-1472710538/ Informationen für Wealth Manager: www.private-banking-magazin.de Aus der Branche • Personen • Märkte • Produkte • Recht & Steuern • Das Beste im Netz © Edelstoff Verlagsgesellschaft mbH Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)
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